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Die kulturwissenschaftlich gewendeten Geistes- und Sozialwissenschaften sind in den letzten Jahren in einem spannenden Umbruchsprozess begriffen, der die Frage nach ihrem künftigen Aussehen und ihren beherrschenden Fragestellungen aufwirft: Wohin geht die Reise und welches neue Meisternarrativ könnte sich abzeichnen? Im Kontext der von Deutschland aus initiierten Anschlussbemühungen an die international freilich längst geführten Debatten zu Phänomenen einer verflochtenen und globalisierten Welt der Vormoderne sowie zu einer transkulturell perspektivierten Geschichtswissenschaft war zwischen Oktober 2008 und Oktober 2010 am Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP) die Forschungsgruppe "FranceMed. La France et la Méditerranée. Espaces des transferts culturels", bestehend aus Rania Abdellatif, Dr. Yassir Benhima, Dr. Daniel König (Koordinator) und Dr. Élisabeth Ruchaud, angesiedelt, die sich der eingehenden Untersuchung der zahlreichen transkulturellen und transreligiösen Austauschprozesse des Mediterraneum zwischen dem 7. und 15. Jahrhundert widmete und hierzu ein europaweites Netzwerk der mit diesen Fragen beschäftigten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aufbauen konnte. Zwischen Juni 2009 und März 2011 richtete die Gruppe neben anderen individuellen und gemeinsamen Aktivitäten insgesamt fünf Ateliers aus, von denen vier von der DFG und dem DHIP zum Thema "Transferts culturels en Méditerranée médiévale" und eine fünfte gemeinsam vom DHIP und der Casa de Velázquez, Madrid, organisiert und gefördert wurden. Leider wurden wohl aus Zeit- und Kostengründen nur die meisten Beiträge der ersten beiden Ateliers in den hier zu besprechenden Bänden veröffentlicht. ...
In den letzten zwanzig Jahren haben sich die 'African American Studies' zu einem transdisziplinären, internationalen und damit auch komparatistisch relevanten Forschungsfeld entwickelt, in dem – inspiriert von wegweisenden Arbeiten wie Paul Gilroys 'The Black Atlantic' (1993) und Brent Edwards' 'The Practice of Diaspora' (2003) – die vielfältigen historischen und gegenwärtigen, kulturellen und sozialpolitischen Beziehungen zwischen (im weitesten Sinn) afroamerikanischer und europäischer Welt größere wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfahren haben. Da viele der prominentesten heute noch erinnerten Ereignisse afroamerikanischer Präsenz in Europa ihr Zentrum in Paris hatten – man denke an den ersten Pan-Afrikanischen Kongress 1919, an Josephine Baker im Folies Bergère, an die Szene um Richard Wright und James Baldwin im Café Tournon der 1950er Jahre – ist es wenig verwunderlich, dass Frankreich in den international ausgerichteten Untersuchungen innerhalb der African American Studies am intensivsten untersucht wurde. Dennoch ist inzwischen ein zwar überschaubares, jedoch beachtenswertes Korpus an wissenschaftlichen Werken entstanden, die sich mit den Wechsel- und Austauschbeziehungen zwischen afroamerikanischen und deutschen (nur selten im weiteren Sinn deutschsprachigen) soziokulturellen Welten beschäftigen: mit den Erfahrungen afroamerikanischer Jazzmusiker/innen zur Zeit der Weimarer Republik und denen schwarzer GIs in den Weltkriegen und Besatzungsjahren; mit der 'Afroamerikanophilie' in deutschen Jugendkulturen der 1960er und 70er Jahre; mit den Studienjahren in Berlin und Frankfurt von afroamerikanischen Intellektuellen wie W. E. B. Du Bois, Alain Locke und Angela Davis. Nachdem der Großteil dieser Forschungen bisher in einigen Sammelbänden und verstreut publizierten Aufsätzen zu finden war, liegt nun mit Katharina Gerunds Untersuchung 'Transatlantic Cultural Exchange' eine breit angelegte Monographie vor, die verspricht, "the postwar reception, construction, and appropriation of African American women's culture, art and activism in (West) Germany" in den Blick zu nehmen und dabei diskursive Formationen herauszuarbeiten, die für den Zeitraum zwischen den späten 1960er und den frühen 1990er Jahren besonders relevant waren. Gerunds als Dissertation an der Universität Bremen entstandene Studie ist gleichermaßen um methodisch reflektiertes Vorgehen wie breite historische Kontextualisierung bemüht.
Rezension zu Elke Mehnert (Hg.): Gute Nachbarn - schlechte Nachbarn. Deutsch-tschechisches Begegnungsseminar III. Kooperationsseminar der Friedrich-Naumann-Stiftung mit der Technischen Universität Chemnitz und der Westböhmischen Universität Plzeň. Königswinter (Friedrich-Naumann-Stiftung) 2000. 112 Seiten.
Die Publikation enthält Beiträge eines Länder- und Fächergrenzen vielfach überschreitenden Kolloquiums zum Thema deutsch-tschechische Nachbarschaft in Vergangenheit, Gegenwart und gemeinsamer Zukunft, das im März 2000 in der Wolfgang-Natonek-Akademie in Kottenheide (Vogtland) stattfand.