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Selbste in der Spätmoderne
(2013)
"Was sich nach 25 Jahren Individualisierungsthese sicher sagen lässt, ist, dass sie kaum noch auf Widerspruch stößt." So lapidar leitet Markus Schroer seinen Aufsatz in einem Sammelband über Individualisierungen ein, und er hat Recht. Wenn wir das "Problem der Person" - mit ihren Identitäts- und Individualisierungsaspekten - in den Kontext von Rolle, Typ, Figur, Inszenierung und Theatralisierung stellen wollen, haben wir es zumindest mit den folgenden drei Aspekten zu tun. Erstens 'Identität'. [...] Zweitens 'Inkonsistenz'. [...] Drittens 'Inszenierung'.
INTRODUCTION I/ INSTANCES DU RECIT a/ Le Narrateur b/ Le Narrataire c/ Le focalisateur II/ LES TRACES DU "MOI" a/ La crise de l’identité b/ L’ancrage anthropologique III/ STYLE DE L’AUTEUR Style hermétique CONCLUSION -------------------------------------------------------------------------------------------- CRELAF (Cercle de Reflexion des Etudiants en Littératures Africaines), Département de Littératures Africaines, Université Omar Bongo, Gabon
In der folgenden Lektüre soll die Überlagerung von Schreib- und Beobachtungstechnik in Hofmannsthals "Aufzeichnungen" herausgearbeitet werden. Hinsichtlich der Reflexion des eigenen Ichs wird die Untersuchung vor allem zwei komplementäre Haupttendenzen innerhalb der Notate herausstellen: die Tendenz der Ich-Pluralisierung und die der Totalitätssehnsucht. Hofmannsthal nutzt die Schreibtechnik der notathaften Aufzeichnung dazu, so die These, das eigene Ich in seinen widersprüchlichen Facetten zu reflektieren und gleichzeitig eine Sehnsucht nach Geschlossenheit und Ganzheit zu artikulieren. Diese Tendenzen gehen mit Reflexionen zweier widersprüchlicher zeitgenössischer Diskursfelder einher, des von Bourget inspirierten Dilettantismusdiskurses einerseits und des auf 'Ganzheit' hinzielenden Lebensdiskurses der Jahrhundertwende andererseits. Hinsichtlich der Chronologie der "Aufzeichnungen" soll in etwa der Zeitraum zwischen den Jahren 1890 und 1910 in den Blick genommen werden, also jene gemeinhin als 'Jahrhundertwende' bezeichnete historische Phase, in der Hofmannsthal in besonderer Weise zwischen einer reflexiv-ästhetischen Lebenshaltung und Plänen zu einer Überwindung dieser Lebenshaltung schwankt. Die "Aufzeichnungen" stellen sich insofern als intellektuelle 'Reflexionen' von Ich und Welt dar, als sie keinen emotional-bekenntnishaften, sondern vielmehr einen intellektuell-analytischen Charakter haben. Der Anschein vorreflexiver Authentizität wird also von vornherein verhindert.
Der vorgelegte Beitrag steht im Kontext der allgemeineren Frage, ob der Identitätsdiskurs der literarischen Moderne in den europäischen Einzelsprachen unter Umständen nationale Besonderheiten im Hinblick auf die formale Darstellung oder die Aussage-Haltungen aufweist – oder nicht. Bei den hier bevorzugt behandelten Texten ("Der Steppenwolf" von H. Hesse und "Ein gewöhnliches Leben" von Karel Čapek) kann man bemerken, dass während der deutsche Roman einen Bruch zwischen Sinn und Form zur Darstellung bringt, indem er Ironie als exklusives Mittel der Identitätsbildung nur propagiert, nicht aber darstellt, Čapeks Schrift in der Krise des Ich-Zerfalls tatsächlich einen neuen Sinn, nämlich die eigentliche Prozessualität und Intersubjektivität aller Sinnbildung auf-deckt. Diese markante Differenz der Schriften gründet sich auf eine Reihe wichtiger Übereinstimmungen, so besitzt besonders das Todesmotiv in seiner engen Verbindung mit der Frage nach dem eigenen Sein eine für beide Texte zentrale Funktion – in der literarischen Darstellung kann überhaupt nur der sterben, der zu sich selbst gefunden hat.
Käte Hamburger nimmt im Folgenden mehr Raum ein, weil der Weg ihrer Theoriebildung vor dem Hintergrund der anderssprachlichen Exilerfahrung ein ungleich verwickelterer ist. Ihr Denkstil potenziert sich - anders als bei Susman, die ins Exil nach Zürich ging und den Verlust dialogischer Denk- und Schreibformen zeitlebens zu kompensieren suchte - im Gang durch die Fremdsprache auf der Folie der eigenen Sprache und Grammatik und erweist sich als konsequent monologischer. Einer Einführung zu den für die Theoriebildung symptomatischen Aspekten anhand einer kurzen biografischen Skizze Hamburgers folgt der Abschnitt "Wer spricht?", der die begriffliche Trennungsleistung Susmans und die Verwerfungsgeste Hamburgers als eine literaturwissenschaftliche Arbeit am Ich beleuchtet. Ein weiteres Kapitel konstelliert ungeschriebene und umgeschriebene Arbeiten der Autorinnen angesichts einer abgerissenen und von Hamburger als 'tot' bezeichneten Wissenschaftstradition. Der letzte Teil schließlich bündelt und ergänzt die Beobachtungen und bezieht sich zurück auf den Ausgangspunkt - die Auflösung von Denkräumen.
Rezension zu Carola Hilmes: Das inventarische und das inventorische Ich. Grenzfälle des Autobiographischen. Heidelberg (C. Winter) 2000 (= Frankfurter Beiträge zur Germanistik; Bd. 34). 446 Seiten.
Carola Hilmes' einleitenden gattungstheoretischen Reflexionen zur Autobiographie beginnen mit der These: "Die perfekte Biographie ist die einer erfundenen Person". Diese Einleitung faßt zum einen grundlegende gattungstheoretische und gattungspoetologische Erörterungen zusammen. Sie stellt zum anderen auch in der gebotenen Deutlichkeit die Beziehung gerade dieser literarischen Gattung zur Frage des Subjekts nach sich selbst und der Diskurse nach dem Subjekt heraus - und sie führt an die im folgenden vorgestellten und interpretierten Fallbeispiele autobiographischen Schreibens heran, indem Kriterien für deren Auswahl benannt werden.