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Falko Schmieders Beitrag zur Geschichte der Geschichtsmetaphorik versteht sich als Auseinandersetzung mit Koselleck. Obwohl in den "Geschichtlichen Grundbegriffen" die Metaphorik nicht programmatisch berücksichtigt wurde, spielt sie eine wichtige Rolle. Koselleck hat allgemein die Metaphernpflichtigkeit von auf Zeit bezogenen Darstellungen herausgestellt und speziell an die verzeitlichten Kollektivsingulare die These der Bildbedürftigkeit und Bildanziehungskraft geschichtlicher Grundbegriffe geknüpft. Schmieder geht den metaphorischen Dimensionen bei Koselleck auf der Ebene seiner Untersuchungsgegenstände und der Interpretationssprache nach und diskutiert damit verbundene Widersprüche, zum Beispiel zwischen der von Koselleck der Geschichtsphilosophie zugeschriebenen Entdeckung der Machbarkeit von Geschichte und den sowohl zeitgenössisch wie auch bei Koselleck selbst auftauchenden Sprachbildern für ihre Verselbständigung und Unverfügbarkeit. Anhand von Metaphern für Geschichte aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (wie dem 'Crashkurs' oder dem 'Realexperiment') werden die historischen Grenzen der "Geschichtlichen Grundbegriffe" ausgelotet.
Die Absicht von Johannes Rohbecks Beitrag ist eine kritische Würdigung der Geschichtstheorie von Reinhart Koselleck. Dabei konzentriert sich Rohbeck auf Kosellecks Untersuchungen über die Historiographie und Geschichtsphilosophie des 18. Jahrhunderts. [...] Zunächst beginnt Rohbeck mit den Verdiensten Kosellecks um die Geschichtsphilosophie der Aufklärung im 18. Jahrhundert. Da diese Leistung unbestritten ist, beschränkt er sich bei seiner Würdigung auf einige Hinweise. [...] Danach stellt Rohbeck einige begriffsgeschichtliche Behauptungen infrage; hier handelt es sich um philologische Korrekturen zu den Begriffen Fortschritt und Geschichte. Rohbeck zeigt außerdem, dass diese Korrekturen auf Kosellecks grundsätzliche Positionen verweisen. Sodann zielt seine Kritik auf allgemeine Einschätzungen zur neuzeitlichen Geschichtsphilosophie und Moderne, insbesondere auf die These von der 'Unverfügbarkeit der Geschichte'. Im Gegensatz zu Koselleck glaubt Rohbeck, dass es einige aktuelle und drängende Probleme gibt, die menschliches Handeln erfordern, um wenigstens teilweise in die Geschichte eingreifen zu können.
Reinhart Kosellecks Bildnachlass dokumentiert dessen jahrzehntelange Forschungen zur politischen Ikonologie des gewaltsamen Todes und der Geschichte des Reiterdenkmals, einschließlich seiner leidenschaftlichen Fotopraxis. Kaum bekannt und von besonderem Interesse für das hier verfolgte Rahmenthema "Politische Ikonologie - Begriffsgeschichte - Epochenschwellen", zeugt dieser reiche Fundus aber auch von intensiven kunstgeschichtlichen und kunsttheoretischen, mitunter kunstphilosophischen und bildwissenschaftlichen Interessen des Bielefelder Historikers, die dieser Zeit seines Studiums und keineswegs nur parallel zu seiner historischen Arbeit verfolgte. Denn diese Spuren führen tief in das historische Denken Kosellecks hinein, und sie zeigen, dass dessen Blick bei aller konkreten Bildarbeit nie dem Sichtbaren allein galt, sondern immer auch dem Unsichtbaren, dass er sich das Unsichtbare - geschichtliche Strukturen und Prozesse, geschichtliche Zeit und Bewegung, schlicht Geschichte - in der Sichtbarkeit des mentalen wie konkreten Bildes zu vergegenwärtigen und in die Sichtbarkeit des anschaulichen Textes zu überführen suchte. Dabei hat die Aufarbeitung von Kosellecks Bildnachlass mit Blick auf sein historisches Werks ein komplexes Bedingungsverhältnis und eine erstaunliche Verquickung sprachlich-diskursiver und sinnlich-bildlicher Erkenntnis- und Darstellungsweisen ans Licht gebracht, die es unter anderem erlauben, konkrete Verbindungslinien zwischen der spezifisch Koselleck'schen Begriffsgeschichte und bestimmten Bereichen der Kunst, Kunstgeschichte und Kunsttheorie zu ziehen. An dieser Schnittstelle setzt der vorliegende Beitrag an und lenkt dabei die Aufmerksamkeit auf Bedeutung und Einfluss des Wiener Kunsthistorikers Werner Hofmann (1928–2013), dessen zentraler Wirkungsort die Hamburger Kunsthalle werden sollte. Hofmann soll dabei beispielhaft für einen bemerkenswerten Schwerpunkt betrachtet werden, auf den sich Kosellecks Interessen im Bereich der Kunst und der Bilder konzentriert zu haben scheinen: den Zusammenhang von Bild und Zeit.
Koselleck has repeatedly rejected the existence of a collective memory. All memory derives from individual experiences which are not interchangeable. Any person has the right to his own memories, without which he could not live and which cannot be collectivized. Only the conditions under which they are realized and recollected may be referred to as supra-individual. For this reason it is advisable to distinguish between the primary experiences of those who have lived them as a first person and who bind them to their own memories, and the secondary experiences after the fact of those who were not present in the situation which gave rise to the immediate experience. This distinction also applies to memorials. The messages of monuments are open to a double exegesis: they evoke the unmistakable occasions that have led to death. Like primary experiences they are not interchangeable. But, even so, artistic responses to incomparable occasions repeat themselves. There is only a limited repertoire of aesthetic solutions for fixating violent death – which individually is always unique – in the memory.
Es geht im Folgenden darum, nach Berührungspunkten und Unterschieden zwischen Kosellecks Zugang und dem Warburgs zu fragen. Dies erfolgt in einer – selbstverständlich nur sehr ausschnitthaften, auf einige methodische Grundannahmen beschränkten – parallelen Lektüre, die Kosellecks und Warburgs Verständnis bildlicher und begrifflicher Semantiken und der Bedeutung von Epochenschwellen für deren Wandel zueinander in Beziehung setzt. Das durch die Tagung thematisierte Spannungsfeld "Bild – Begriff – Epoche" würde sich zu einer sehr viel umfassenderen und über diese beiden Autoren hinausgehenden Bestandsaufnahme eignen, um Parallelen, Bezugnahmen und Unterschiede zwischen Begriffsgeschichtsforschung und (politischer) Ikonologie, zwischen dem Projekt der Geschichtlichen Grundbegriffe und den Forschungsprogrammen an der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (KBW) zu untersuchen.
O biênio de 2016-2017 marca o duplo centenário da publicação original da Viagem à Itália, de Goethe. Depois de décadas de distância, Goethe finalmente publica esse que seria seu testemunho formativo, a autobiografia de uma transformação radical. A história do texto e da viagem que lhe deu origem revela, porém, que esse enredo não é tão simples e unidirecional, mas está permeado de hesitações e retomadas, cenas míticas e retornos anacrônicos. A intenção desse artigo é mapear, assim, as múltiplas camadas - para usar o modelo geológico de Reinhart Koselleck - de tempo e, principalmente, de extemporaneidade que se entretecem no relato italiano. Pretendemos chamar a atenção para algumas (outras) riquezas da obra goethiana: seu intenso páthos memorativo, sua oposição aos grandes de seu século, sua entronização na literatura alemã, entre outras.
Rahel Jaeggi und Tilo Wesche erstellen im Sammelband 'Was ist Kritik?' eine präzise Kartographie der historischen Hauptbedeutungen dieses Begriffes, wobei sie vier Formen unterscheiden: 1) Aufklärung oder Zeitalter der Kritik, 2) historische Kritik, 3) emanzipatorische Kritik oder intellektuelle Tugend und 4) philosophische Kritik. Alle vier Formen sind mit eigenen Nuancen im Werk von Reinhart Koselleck zu finden, der, wie bekannt, nicht im Bann der sogenannten Frankfurter Schule stand. Er hat sich mit der 'Aufklärung als Zeitalter der Kritik' auseinandergesetzt und sogar von der "Dialektik der Aufklärung" gesprochen, genauer gesagt von der Dialektik von Politik und Moral in der Neuzeit. In Form einer Metakritik bzw. einer "Aufklärung über die Aufklärung" unterzog er deren ideologische Pervertierung der Moral einer bissigen Kritik. Koselleck meinte, diese perfide Dialektik, die moralisierende Politik, sei nicht obsolet geworden, sondern sie habe zu den Weltanschauungskriegen des 20. Jahrhunderts geführt. Er kultivierte keine moralische Enthaltung oder Abstinenz, aber er war mit den Exzessen des Moralismus vertraut und misstraute ihnen deshalb.
Semantische Kämpfe gehören zum Alltag, die Gegenwart ist geradezu erfüllt von ihnen, denn "Herrschaft und Macht werden auch über Semantik ausgeübt". Man möchte deshalb meinen, dass sie einfach zum Sprachgebrauch gehören und seit jeher unsere verbalen Auseinandersetzungen begleiten. Ob das richtig ist, kann und soll hier gar nicht untersucht werden, Historiker sind dafür eher ungeeignet. Seit wann sie aber in unser Bewusstsein getreten sind und weshalb, ist eine Frage, zu der die Begriffsgeschichte durchaus etwas beizutragen hat. Es verdient darum Interesse, den weit über Deutschland hinaus bekannten Historiker der Ideen und Begriffe, den 2006 verstorbenen Reinhart Koselleck, auf seinem Weg vom hochgradig ideologisierten Konzept semantischer Kämpfe zur radikal historisierten Begriffsgeschichte zu begleiten, weil einige seiner dabei gemachten Einsichten ganz allgemein zu verstehen helfen, wie in Europa sprachlich die Moderne entstand und welchen Verlauf sie genommen hat.
'Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit', dieser Titel sowohl eines Films von Alexander Kluge aus dem Jahr 1985 als auch eines Songs der Hamburger Pop-Band 'Blumfeld' von 1992, scheint einen zentralen Aspekt einer weit verbreiteten soziokulturellen Problemwahrnehmung des 20. Jahrhunderts auf den Punkt zu bringen. Die zeitgenössische Verhandlung dieses Problems soll in den folgenden Ausführungen für die theoretische Rahmenerzählung einer Genese der Historischen Semantik nutzbar gemacht werden.