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Der folgende Beitrag interessiert sich für das Verhältnis des biopolitischen Machtmodells zu Phänomenen moderner Serialisierung und möchte wahrnehmbar machen, in welch großem Ausmaß Technologien der Serialität für die Beobachtung, das Verständnis und die Manipulation bzw. Beherrschung des Lebens eingesetzt worden sind. Dabei soll deutlich werden, dass die Beziehungen zwischen Leben und Serialisierung derart umfangreich und ubiquitär sind, dass eine theoretische Beschreibung der Biopolitik ohne die Berücksichtigung des Konzepts 'Serialität' kaum sinnvoll möglich ist. Das mag teilweise auch daran liegen, dass beide Begriffe, also sowohl die 'Biopolitik' als auch die 'Serie' einen nur schwer zu beherrschenden Bedeutungsumfang aufweisen, der dazu verführt, allzu viele Phänomene mit diesen Konzepten zu beschreiben. Um dem etwas entgegenzuwirken, werden im Folgenden verschiedene Bereiche unterschieden, in denen das 'Leben' und die 'Serie' seit dem 19. Jahrhundert aufeinandertreffen, so dass biopolitische Serialisierung konkreter adressiert und eine allzu vage Verwendung der Begriffe vermieden werden kann. Diese Bereiche betreffen die Serialisierung der Wahrnehmung des Lebens, die Serialisierung der Lebensverhältnisse durch Mechanisierungsprozesse in modernen Industriegesellschaften und die massenmediale Serialisierung, die abschließend noch etwas mit Blick auf die periodische Presse und dem Beispiel des von 1923 bis 1935 erschienenen Magazins "Das Leben" konkretisiert wird.
Laut Richard Dyer haben die Menschen schon immer Serialität als Spiel mit Wiederholung und Erwartung geliebt: "It’s clear that humans have always loved seriality. Bards, jongleurs, griots and yarnspinners (not to mention parents and nurses) have all long known the value of leaving their listeners wanting more, of playing on the mix of repetition and anticipation, and indeed of the anticipation of repetition, that underpins serial pleasure. However, it is only under capitalism that seriality became a reigning principle of cultural production, starting with the serialisation of novels and cartoons, then spreading to news and movie programming." Dyer unterscheidet in seinem historischen Abriss kaum zwischen Wiederholung und Serialität. Die Menschen lieben Serialität, weil es eine Lust an der Wiederholung gibt, doch erst seit der seriellen Produktion des Kapitalismus hat sich die Serie als Format durchgesetzt. Die Wiederholung im Kinderspiel unterscheidet sich jedoch von den Fortsetzungsromanen und Fernsehserien, da hier Variation und Linearität partiell eine größere Rolle spielt, die sich nicht auf die Erwartungshaltung in der rituellen Wiederholung reduzieren lässt. Denn obwohl dem zuzustimmen ist, dass "allen serialen und seriell angebotenen Produkten [...] das stilistische Merkmal der Wiederholung gemeinsam [ist]", ist es meiner Ansicht nach notwendig, zwischen der Wiederholung und dem Seriellen in kulturellen und ästhetischen Ausdrucksformen zu unterscheiden. Daher werde ich zunächst die Wiederholung genauer skizzieren, bevor ich auf spezifische serielle Formate in Film und Fernsehen eingehe.
So wie der intermediale Dialog eine Polyphonie der Erzählerperspektiven zum Ausdruck bringt, die in 'Leben? Oder Theater?' narratologisches Programm ist, stellt die Serialität hier kein rein formales Experiment dar, sondern ist eng mit der Erzählung verbunden. Auch wenn es im Folgenden vorrangig um eine Serialität im Medium des Bildes geht, ist diese in eine Bilder'geschichte', mithin in einen narrativen Gesamtzusammenhang integriert und muss aus diesem und in Hinblick auf ihre Funktion für diesen untersucht werden. Es wird sich zeigen, dass Wiederholung und Serialität in 'Leben? Oder Theater?' thematisch immer an die Auseinandersetzung mit dem Tod bzw. das Spannungsverhältnis zwischen Leben und Tod gebunden ist.