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Nicht allzu häufig wird man in den Schriftverzeichnissen deutscher Althistoriker auf Studien zur Zeitrechnung und zum antiken Kalenderwesen stoßen, wie dies bei Jürgen Malitz der Fall ist. Im Jahr 1987 ist sein viel beachteter Aufsatz zur Kalenderreform Caesars erschienen und jüngst hat er sich unter dem Titel "Die Ordnung der Zeit", wiederum ausgehend von Caesars Reform, verschiedensten Aspekten des antiken Kalenderwesens zugewandt und einen Bogen bis in die Gegenwart gespannt. Dieses Interessengebiet des Geehrten aufgreifend, möchte der vorliegende Beitrag einen wenig erforschten Aspekt dessen beleuchten, wie Zeit in der Antike als ökonomische Ressource begriffen und instrumentalisiert wurde. ...
Es waren gleich drei Gebetbücher, die im Jahr 1786 von jüdischen Aufklärern herausgegeben wurden. Zuerst erschien Isaak Satanows hebräische Gebetbuchausgabe Tefilot Jisrael, als deren zweiter Teil David Friedländers deutsche Übersetzung der Gebete der Juden auf das ganze Jahr in hebräischen Buchstaben herausgegeben wurde und schließlich folgte Isaak Euchels deutsche Übersetzung der Gebete der hochdeutschen und polnischen Juden in gotischen Lettern. Auch wenn der Titel von Euchels Übersetzung danach klingt, handelte es sich nicht um die täglichen Gebete nach deutschem und polnischen Ritus, einem Sidur minhag aschkenas, sondern um allgemeine Gebetbücher. Die Übersetzungen beinhalten Gebete für die Feier- und Festtage sowie die Sprüche der Väter (Pirkej avot beziehungsweise Masechet avot), die üblicherweise im Machsor enthalten sind, und sie verzichten auf die Aufnahme von Pijjutim, folgen somit auch keinem bestimmten Ritus. Konsequenterweise betitelte Euchel seine zweite Ausgabe von 1799 simpel mit Gebete der Juden. ...
In letzter Zeit wird in Bezug auf alte Bücher und Büchersammlungen immer häufiger der Blick auf die Rezeptionsgeschichte geworfen, sei es für Biografien, wenn ermittelt werden soll, welche Bücher die porträtierte Person besessen und genutzt hat, oder sei es für kulturgeschichtliche Arbeiten, wenn gefragt wird, wer zu welcher Zeit welche Lektüre betrieb. Auch die Fragen, welche Informationen über Bücher wann und wohin verbreitet wurden und welche Auswirkungen dies in Politik, Wirtschaft und Kunst hatte, scheinen zunehmend interessanter. Große Datensammlungen zu Rezeption und Provenienzgeschichte sind indes noch selten. Deshalb ist es angebracht, den Blick in Bibliotheken mit großen Altbestandsteilen zu werfen. Beispielhaft soll im Folgenden die "Sammlung Frankfurter Drucke" der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main (UB Ffm) betrachtet werden. Es soll geklärt werden, wie häufig Lese- oder andere Benutzungsspuren in Frankfurter Drucken des 16. Jahrhunderts zu finden sind. Außerdem soll versucht werden, einige der frühen Besitzer dieser Drucke zu identifizieren.
Les Colloques de Cerisy
(2010)
Die Tagung "Blickwechsel Rainer Maria Rilke: Leben und Werk" hat vom 13. bis zum 20. August 2009 sechzig Personen aus acht verschiedenen Ländern versammelt und so dem internationalen Auftrag des Kulturzentrums von Cerisy-la-Salle entsprochen. Es war die erste im Schloß von Cerisy stattfindende dreisprachige Tagungswoche zu Person und Werk von Rainer Maria Rilke.
„Im mittelalterlichen Literaturverständnis ist Lehrhaftigkeit als Vermittlung von Wissen und als Handlungsanleitung zum Lebensvollzug eine Grundanforderung, die sich auf den Ebenen der Textproduktion und -rezeption je neu stellt“, konstatiert Christoph Huber in dem wichtigsten Lexikonartikel zu mittelalterlicher Lehrdichtung. Lehrhaftigkeit ist damit ein Schlüsselbegriff für das Verständnis mittelalterlicher deutscher Dichtung, und zwar gilt dies nicht erst für das viel beschworene ‘Orientierungsbedürfnis’ spätmittelalterlicher Literaturproduktion, sondern ist als eine Dimension volkssprachiger Literatur von Beginn an und dauerhaft mitzudenken. Die Lehrhaftigkeit beschränkt sich nicht auf eine Wissens- und Normenvermittlung, vielmehr wird sie explizit thematisiert und reflektiert: vor allem in autoreferentiellen Passagen wie den Prologen, aber auch in Texten, die Lehre und Wissensvermittlung auf der inhaltlichen Ebene darstellen. Die Literatur wird dabei nicht immer zum zielstrebigen und effektiven Vermittler allgemein anerkannter Ordnungsmuster, sondern denkt die Problematisierung von Lehre und lehrhafter Vermittlung häufig schon mit.
Wer als erster den Plan fasste, die Dichtertage ab 1941 zu internationalisieren, ist nicht mehr festzustellen, desgleichen nicht, wer auf die Idee eines ›Anti-P.E.N.- Clubs‹ verfallen war. Angeblich handelte es sich um einen spontanen Gedanken, den der Flame Filip De Pillecyn (Pillecijn) und der Franzose Jacques Chardonne zeitgleich äußerten, doch der spanische Tagungsteilnehmer Ernesto Giménez Caballero, der sich stolz den ersten Faschisten Spaniens nannte, behauptete, bereits 1933 in Rom die Gründung eines antibolschewistischen Dichterverbandes mit dem programmatischen Namen M.A.N.U.S (Militantium Auctorum Nationalium Universale Sodalitium) angeregt zu haben. Dieser Name habe die gegen Juden, Freimaurer und Linke jeglicher Couleur erhobene Hand, mit der Faschisten grüßten, symbolisieren sollen. Die Zeit sei damals allerdings noch nicht reif gewesen, doch jetzt habe Minister Goebbels endlich diesen wegweisenden Plan realisiert.
Das Aposteldekret : Halacha für Heidenchristen oder christliche Rücksichtsname auf jüdische Tabus?
(2007)
Ein wichtiger Ausgangspunkt der Tagung war das lnteresse an der aktuellen Situation "des deutschen Buches" und an der materiellen Zukunft der gedruckten Überlieferung in Deutschland. Dieser Ausgangspunkt wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion noch einmal ausdrücklich aufgegriffen. Die wichtigsten Statements sind im folgenden wiedergegeben. [...] [Die Moderation fragte] die Gesprächsteilnehmer insbesondere nach den spezifischen Möglichkeiten von Organisationen der Wissenschaftsförderung bzw. nach denen der staatlichen Seite, um praktische Fortschritte bei der Erhaltung des schriftlichen Kulturguts zu unterstützen. Die Bibliotheken und Archive allein seien mit dieser Aufgabe überfordert. Die Anregung der Kultusministerkonferenz aus den neunziger Jahren, ein Prozent der Erwerbungsmittel für Aufgaben der Bestandserhaltung einzusetzen, reiche nicht aus und führe angesichts der rückläufigen Erwerbungsetats zu immer unbedeutenderen Beträgen.
lm Unterschied zu Archiven sind Bibliotheken auf die Bewahrung gedruckten Materials spezialisiert. Gedrucktes Material ist per se in mehreren Exemplaren hergestellt worden und potentiell in mehreren Sammlungen vorhanden. Deshalb wäre es sinnlos zu fordern, jeder Bibliotheksbestand sei prinzipiell auf Film oder als Digitalisat zu duplizieren. Bibliotheken haben daher als erstes ein Konzept für die Auswahl und Abstimmung untereinander vorzulegen. Ein solches arbeitsteiliges Konzept gibt es bisher nicht. [...] Meine Ausführungen zielen darauf ab, ein solches Konzept zu skizzieren. Leitend ist die Überzeugung, daß eine Schriftkultur wie die unsere vor der Aufgabe steht, einerseits die textlichen und bildlichen Inhalte von Büchern, Handschriften und Archivalien zu sichern, sie andererseits auch in ihrer originalen Gestalt zu erhalten. Die Inhaltssicherung wird in den nächsten Jahrzehnten durch die Techniken der Digitalisierung und Verfilmung lösbar sein. Um Doppelarbeit bei der Verfilmung und Digitalisierung zu vermeiden, sind zentrale Nachweise für Sekundärformen wie EROMM oder das entstehende Portal "Zentrales Verzeichnis digitalisierter Drucke" (zvdd.de) zu nutzen. Die Herstellung von Sekundärformen zur Sicherung der lnhalte von Büchern muß nicht notwendigerweise von denselben Bibliotheken übernommen werden, die mit der Originalerhaltung befaßt sind. Welche Bibliothek sich aber um die Originalerhaltung der Drucke kümmern soll, ist das größere Problem.
This paper describes the creation and preparation of TUSNELDA, a collection of corpus data built for linguistic research. This collection contains a number of linguistically annotated corpora which differ in various aspects such as language, text sorts / data types, encoded annotation levels, and linguistic theories underlying the annotation. The paper focuses on this variation on the one hand and the way how these heterogeneous data are integrated into one resource on the other hand.