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Die kognitive Aktivierung ist eine der drei Basisdimensionen der Unterrichtsqualität (Klieme, 2019) und findet mittlerweile Eingang in international angelegte Modelle der Unterrichtsqualität (Bell et al., 2019; Charalambous & Praetorius, 2020). Die Dimension wurde bereits in einer Vielzahl von Studien, in verschiedenen Schulfächern und über verschiedene Schulformen hinweg empirisch untersucht (Praetorius et al., 2018). Dabei wurde die kognitive Aktivierung im Rahmen von Angebots-Nutzungs-Modellen (Fend, 2019) überwiegend als ein angebotsseitiges Potenzial der Lehrperson für die Schüler*innen operationalisiert (Denn et al., 2019). Hingegen ist bislang wenig darüber bekannt, wie kognitive aktivierende Impulse in der Interaktion zwischen Lehrperson und den Schüler*innen hergestellt und bearbeitet werden (Renkl, 2015; Vieluf, 2022).
In dieser Studie werden mithilfe der wissenssoziologisch fundierten Dokumentarischen Methode (Bohnsack, 2021) und ihrer Spezifizierung für die Analyse von Unterrichtsvideographien (Asbrand & Martens, 2018) die im Unterricht kommunizierten und handlungsleitenden, implizierten Wissensbestände rekonstruiert, die die Hervorbringung von kognitiver Aktivierung in der Interaktion bedingen. Es wird danach gefragt, wie kognitive Aktivierung in der Interaktion zwischen Lernenden und Lehrenden hergestellt und prozessiert wird. Als Datengrundlage dienen überwiegend Videos aus dem Mathematikunterricht der neunten Klasse zum Thema quadratische Gleichung aus der TALIS Videostudie Deutschland (Grünkorn et al., 2020).
Als Ergebnis ließen sich drei unterschiedlichen Formen der Aktivierung rekonstruieren. Typ I: Aktivierung zu Reproduktion ist durch ein instruktivistisches Verständnis der Lehrkraft geprägt, in dem aktivierende Impulse die Schüler*innen überwiegend zur Reproduktion von Wissen anregen. Typ II: Aktivierung zu unsystematischem Probieren wird durch ein vermittelndes Verständnis der Lehrperson bestimmt, bei dem die Impulse nicht an das bestehende Wissen der Schüler*innen anschließen und die Bearbeitung im Rahmen eines unsystematischen Probierens erfolgt. Typ III: Aktivierung zu fachlicher Konstruktion ist durch ein konstruktivistisches Unterrichtsverständnis der Lehrkraft gekennzeichnet und Impulse werden in einem ko-konstruktiven Prozess von den Schülern*innen in Zusammenarbeit mit der Lehrkraft bearbeitet.
Regelmäßig werden Debatten um Geschlecht geführt, auch mit dem Fokus auf Schule. So regt die PISA-Studie mit ihren Ergebnissen im Jahr 2000 einen Diskurs um Bildungserfolg und Geschlecht an. Jürgen Budde (2009) vermutet beispielsweise einen engen Zusammenhang vom Schulerfolg eines Jungen mit der jeweiligen Schulkultur und konstatiert in diesem Zusammenhang eine Forschungslücke. Die Studie zu GeschlechterSchulKulturen schließt hier in Bezug auf eine Beforschung von Schulkultur mit Fokus auf Geschlechter an.
Anhand eines gegenstandsverankerten Vorgehens in Form einer Kombination von ethnographischem Forschungsstil und Grounded Theory Methodologie werden Interaktionen und verbale Zuschreibungen im Arrangement zweier integrierter Gesamt- und Ganztagsschulen beforscht. Dabei liegen folgende Forschungsfragen zugrunde: Welche Geschlechterkonstruktionen lassen sich am Beispiel zweier Gesamt- und Ganztagsschulen rekonstruieren? Lassen sich über Geschlechterkonstruktionen im schulischen Kontext spezifische GeschlechterSchulKulturen analytisch fassen und unterscheiden sich die beiden Forschungsfelder darin? Im Rahmen dieser Fragestellungen steht insbesondere die Frage danach im Fokus, welche Geschlechterkonstruktionen die Schüler*innen fünfter Klassen selbst vornehmen. Denn den öffentlichen Diskurs um die Ausbildung von Geschlechtsidentität führen Erwachsene, aber wie konstruieren die Schüler*innen Geschlechtlichkeit in ihrem Schulalltag? Welche Geschlechterzuschreibungen nehmen sie vor und welche möglichen Zusammenhänge lassen sich mit den jeweiligen Schulen rekonstruieren?
In der Studie zu GeschlechterSchulKulturen werden verbale Schüler*innen-Zuschreibungen in den Blick genommen, die in einem zweiten Schritt über einen Vergleich der beiden beforschten Schulen betrachtet und darauf folgend mit den jeweiligen Geschlechter(vor)strukturierungen der Schulen kontextualisiert werden, um damit dem Begriff GeschlechterSchulKulturen analytisch auf die Spur zu kommen. Die Studie liefert dabei zahlreiche Einblicke in verbale Schüler*innen-Zuschreibungen. Daran schließt eine Erörterung möglicher Implikationen für die schulische Praxis an. Dabei liefert die Studie zu GeschlechterSchulKulturen Annahmen zu spezifischen schulischen Kulturen, die bestimmte Konstruktionsprozesse gegebenenfalls (be)fördern. Mit der Studie zu GeschlechterSchulKulturen werden zudem methodologische Fragen zu schulischer Geschlechterforschung bearbeitet und ein Beitrag zu der Darstellbarkeit reflexiver Forschung geleistet.
Das partizipative Forschungsprojekt "Allein aber vernetzt? Digitale (Un)gleichheiten und soziale Netzwerke bei alleinlebenden Menschen" beschäftigte sich von 2021-2024 mit Alleinlebenden im Alter, ihren Beziehungsnetzwerken und der Frage welche Rolle digitale Geräte und die Digitalisierung aller Lebensbereiche in diesem Zusammenhang spielen. Durch die Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Ko-Forschenden in Frankfurt und Egelsbach stand die Perspektive der Gruppe im Mittelpunkt.
Im vorliegenden White Paper wird das Projekt sowie zentrale Ergebnisse und die erarbeiteten Handlungsempfehlungen der deutschen Teilstudie vorgestellt. Diese wurde vom BMBF gefördert und ist Teil des europäischen Verbundprojektes "EQualCare - Alone but connected? Digital (in)equalities in care work and generational relationships among older people living alone" der Joint Programming Initiative (JPI) “More Years Better Lives”.
Das erziehungswissenschaftliche Projekt »InterCare« will erforschen, wie junge Menschen die Doppelbelastung von Ausbildung/Studium und Pflege bewältigen. Offizieller Start des Projekts, das über vier Jahre hinweg mit 1,2 Millionen Euro von der VolkswagenStiftung gefördert wird, ist im Oktober 2024. Die Soziologin und Altersforscherin Dr. Anna Wanka koordiniert InterCare und erläutert das Design des Projekts.
MoSyD Jahresbericht 2022 : Drogentrends in Frankfurt am Main ; Monitoring-System Drogentrends
(2023)
Die Lebensphase Alter befindet sich in einem fundamentalen demografischen, sozialen und kulturellen Wandel. Sie ist dabei ambivalent: Einerseits ist sie nicht mehr vorrangig eine Phase des Rückzugs, sondern kann aktiv gestaltet werden. Andererseits ist die Lebensphase durch krisenhafte Erlebnisse, wie etwa den Austritt aus dem Erwerbsleben, Verlust des Partners/der Partnerin oder gesundheitliche Veränderungen gekennzeichnet. Lernen wird umso wichtiger, als es Selbstbestimmung und Aktivität unterstützen und gleichzeitig kritische Lebensereignisse bewältigen helfen kann. In diesem Beitrag wird auf Lernen als erfahrungsreflexiver Prozess geschaut und dargestellt, wie dieser in unterschiedlichen informellen Bildungssettings für ältere Menschen stattfinden kann.
Die neue Studie JuCo IV zeigt Langzeitfolgen der Pandemie auf: Der Forschungsverbund »Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit« hat die Untersuchung im Februar 2023 durchgeführt. Johanna Wilmes, Erziehungswissenschaftlerin an der Goethe-Universität und Teil des Verbundes, erläutert die Ergebnisse.
In der Dissertation werden mit Hilfe der Grounded Theory Methodologie Möglichkeiten und Bedingungen von Museumsangeboten für Menschen mit Demenz erforscht.Die Arbeit versteht sich als erziehungswissenschaftlich-gerontologisch und nimmt dabei die Perspektive einer kritischen Kunst- und Kulturvermittlung ein.
Die vorliegende Dissertation hat die Evaluation der Instruktionssensitivität von Testitems unter Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern zum Thema. Die Instruktionssensitivität von Items bzw. Testaufgaben erfasst, ob diese in der Lage sind, Effekte von Unterricht auf die Leistungen der Schülerinnen und Schüler abzubilden. Der Begriff der individuellen Lernvoraussetzungen wird im Rahmen dieser Arbeit sehr breit gefasst und subsumiert unter anderem kognitive, metakognitive, motivationale und volitionale Merkmale (Brühwiler, 2014; Brühwiler et al., 2017). Ausgehend von den Lernvoraussetzungen, welche im Zusammenhang von Angebots-Nutzungs-Modellen (u.a. Brühwiler, 2014; Fend, 1981) konzeptionell aufgegriffen werden, wird in den daran anschließenden quantitativen Analysen ein besonderer Fokus auf die Qualität der Lernmotivation (Ryan & Deci, 2000) gelegt. Das empirische Ziel der Arbeit besteht in der exemplarischen Überprüfung, inwiefern Indikatoren der Instruktionssensitivität von Testitems durch die Qualität der Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler beeinflusst werden.
Vor dem Hintergrund dieses Erkenntnisinteresses werden Parameterschätzungen aus längsschnittlichen Mehrebenen-Item-Response-Modellen mit unterschiedlichen Modellspezifikationen gegenübergestellt. Analysiert werden Daten von 832 Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern aus dem Schweizer Kanton St. Gallen, die wiederholt an Schulleistungstests im Fach Mathematik teilgenommen haben. Unterscheiden sich die Parameterschätzungen zwischen den Spezifikationen, spricht dies dafür, dass die Qualität der Lernmotivation einen Einfluss auf die Schätzung der Instruktionssensitivität der Mathematikitems nimmt. Als Indikatoren der Instruktionssensitivität werden die differenzielle (Naumann et al., 2016) und die spezifische Sensitivität herangezogen. Angenommen wird, dass die Einbeziehung der Qualität der Lernmotivation als Kovariate die Schätzung dieser beiden Indikatoren beeinflusst.
Das Ergebnis der Analysen ist eindeutig: Keine der aufgestellten Hypothesen kann angenommen werden. Die Resultate sprechen dafür, dass die Parameterschätzungen zur Evaluation der Instruktionssensitivität von der Qualität der Lernmotivation nicht wesentlich beeinflusst werden. Diese Befundlage überrascht, da zahlreiche Studien darauf hindeuten, dass motivationale Merkmale von Schülerinnen und Schülern einen Einfluss auf deren schulische Leistungen nehmen (u.a. Kriegbaum et al., 2015; Taylor et al., 2014) und für die Schätzung der Indikatoren der Instruktionssensitivität auf Daten von Schulleistungstests zurückgegriffen wurde. Die Ergebnisse werden aus inhaltlicher und methodischer Perspektive diskutiert.
Zielsetzung: Untersuchung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Angebote der vor allem niedrigschwelligen Drogenhilfe und Reaktionen der Klientel auf geänderte Angebote. Methodik: Verwendet wurden in erster Linie Daten aus einer asynchronen qualitativen Onlinebefragung für Mitarbeiter_innen der ambulanten Drogenhilfe, ergänzt durch Zahlen aus einer quantitativen Onlinebefragung für dieselbe Zielgruppe. Ergebnisse: Während übliche Infektionsschutzmaßnahmen nahezu überall angewendet wurden, reichte die Spanne der tatsächlichen Auswirkungen von Komplettschließungen bis zu eher geringen Einschränkungen. Schwerpunkte wurden zumeist auf Überlebenshilfe und Straßensozialarbeit gelegt. Beratung wurde oft per Telefon durchgeführt, was für viele Anliegen als sinnvoll erachtet wurde, Beziehungsarbeit aber erschwerte. Vor allem stark verelendete Klient_innen nutzten weiterhin häufig Hilfsangebote. Schlussfolgerungen: Es zeigen sich unterschiedliche Umgangsweisen der Drogenhilfe mit den pandemiebedingten Maßnahmen. Oft entwickelte man kreative Lösungen zur Umsetzung, mit Schwerpunktsetzung auf Existenzsicherung. Sowohl Mitarbeiter_innen als auch Klientel waren durch die Pandemie zahlreichen Belastungen ausgesetzt.
Das aus der Sozialen-Welt-Theorie von A. L. Strauss stammende Konzept „pädagogische Technologien und Kernaktivitäten“ wurde bislang vorrangig auf grundlagentheoretische pädagogische Fragestellungen angewendet. Der vorliegende Beitrag überträgt dieses Konzept erstmalig auf die Erwachsenenbildung. Die Autoren unterstreichen in dem Beitrag, dass abduktive und relationale Verfahren geeignet sind, zwischen dem Mikrobereich der symbolisch vermittelten Interaktion in der Erwachsenenbildung und der Ebene des pädagogisch organisierten Systems des lebenslangen Lernens Verbindungen herzustellen.
Die Digitalisierung weiter Teile der Lebenswelt ist vor allem mit der Verbreitung und extensiven Nutzung des Smartphones verknüpft. Eine Mehrzahl der älteren Menschen in Deutschland nutzt Smartphones selbstverständlich im Alltag. Die vorliegende Studie adressiert erstens wie stark sich das Smartphone bereits in den Alltag älterer Menschen als vergleichsweise neue Technologie eingeschrieben hat. Im Mittelpunkt steht dabei, welche Funktionen genutzt werden, wie oft und wann zum Smartphone gegriffen wird und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Nutzung identifizierbar sind. Darüber hinaus wird zweitens der Zusammenhang zwischen alltäglicher Smartphonenutzung, Medienkompetenz und technikbezogenen Einstellungen in den Blick genommen. Drittens geht die Studie der Frage nach inwiefern die Smartphonenutzung mit zentralen Variablen der Lebensqualität im Alter, der sozialer Eingebundenheit sowie dem subjektiven Wohlbefinden assoziiert ist. Die vorliegende Arbeit ist eine quantitativ empirische Studie, die einem mikrolängsschnittlichem Design folgt. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden objektive Nutzungsdaten, Daten aus einem ambulanten Assessment sowie Daten eines querschnittlichen Fragebogens kombiniert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten älteren Menschen im Hinblick auf Nutzungsdauer, -intensität als auch inhaltlicher Vielfalt hohe inter- als auch intraindividuelle Unterschiede aufwiesen. Gemeinsamkeiten der Nutzung waren die Kommunikation oder Alltagsorganisation. Das Smartphone wurde aber auch zum Spielen oder für gesundheitsbezogene Handlungen genutzt. Gleichzeitig ging eine zeitlich intensive auch mit einer inhaltlich breit gefächerten Nutzung einher. Die Unterschiede in der Nutzung konnten primär durch technikbezogene Einstellungen und deklarative Wissensbestände zu Computer und Smartphone erklärt werden. Intensivnutzer wiesen positivere Einstellungen gegenüber Technik auf und verfügten über höhere Wissensbestände. Trotz intensiver Nutzung des Smartphones zur Kommunikation zeigte sich kein klarer Zusammenhang mit sozialer Eingebundenheit und subjektivem Wohlbefinden. Vielmehr konnte in diesem Kontext die wahrgenommene Qualität der erlebten sozialen Beziehungen als zentraler Prädiktor identifiziert werden. Zusammengenommen zeigte sich eine tiefe Integration des Smartphones in den Alltag älterer Smartphonenutzer.
Die Sammlung von Aufsätzen des Frankfurter Lehrers, Erziehungswissenschaftlers und Soziologen besteht aus drei Teilen: In dem ersten Teil wird der Frage nachgegangen, aus welcher Perspektive heraus Unterricht hermeneutisch erschlossen werden und in welche Theorietradition sich eine hermeneutische Unterrichtsforschung stellen kann bzw. sollte. In dem zweiten Teil sind sodann Aufsätze versammelt, in denen grundlegende Fragen des Unterrichts neu aufgegriffen werden: Welche Probleme stellen sich zu Beginn einer jeden Unterrichtsstunde und welche Möglichkeiten gibt es, diese zu lösen? Worauf beruht die Autorität einer Lehrperson und wie wird diese im Unterricht durch die beteiligten Akteure kommunikativ erzeugt oder auch vermindert? Wie sind Unterrichtsstörungen zu deuten und wie ist mit ihnen umzugehen, wenn davon ausgegangen wird, dass diese Momente eines Interaktionsprozesses sind, die jeweils situativ emergieren? Was bedeutet es für Schüler, sich am Unterricht zu beteiligen? Und welche Situationen können sich ergeben, wenn die Schülerschaft einer Klasse in kultureller Hinsicht äußerst heterogen ist? Die Art und Weise, wie diese Fragen behandelt werden, ist nicht nur durch das besondere methodische Vergehen gekennzeichnet, sondern auch durch einen kasuistischen Zugang: Auf der Basis theoretischer Vorüberlegungen wird stets ein empirisches Beispiel herangezogen, um an diesem diese theoretischen Überlegungen nicht nur zu überprüfen, sondern schließlich auch weiterzuentwickeln. Dabei ist die Stoßrichtung stets dieselbe: Die Vielzahl möglicher Deutungen von Unterricht wird nicht bestritten, doch die Fruchtbarkeit einer dezidiert pädagogischen Deutung dieses Geschehens wird immer wieder hervorgehoben. Abgeschlossen wird der Band mit Aufsätzen zu Fragen der Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern. So wird das Verhältnis zwischen der Didaktik, vor allem didaktischer Theorien und der Theorie der Professionalisierung ausgelotet. Und es wird der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen sich aus der pädagogischen Kasuistik für die Professionalisierung von Lehrpersonen sowie für die Theorie der Professionalisierung ziehen lassen. Auch diese Fragen werden jeweils mit Bezug auf empirische Beispiele erörtert. (DIPF/Verlag)
Mit der Hochschulperle des Stifterverbandes wurde die »International Teacher Education« (ITE) an der Goethe-Universität kürzlich ausgezeichnet. Lehramtsstudierende können ihre Pflichtpraktika an einer Auslandsschule absolvieren – mit einigen von ihnen, die gerade im Ausland weilen, konnte der UniReport via Videochat sprechen.
Während der COVID-19-Pandemie in Deutschland standen besonders Familien mit Kindern vor großen Herausforderungen. Der erste Lockdown erscheint im Zeitverlauf markant, da sich das ausdifferenzierte Familienleben fast ausschließlich auf die häusliche Umgebung konzentrierte und Bildungs- und Betreuungsstätten geschlossen waren. Das Wegbrechen der öffentlichen Infrastruktur definieren wir hier als zentrales Krisenphänomen für Familien.
Im Fokus dieses Beitrags steht eine Auswertung von 5075 Kommentaren aus dem Online-Fragebogen der Studie „KiCo – Kinder, Eltern und ihre Erfahrungen während der Corona-Pandemie“, an der im April/Mai 2020 über 25.000 Eltern mit Kindern unter 15 Jahren teilnahmen. Hauptsächlich stammen die Kommentare von Müttern zwischen 30 und 50 Jahren, die zum Zeitpunkt der Befragung größtenteils im Homeoffice arbeiteten und ein bis zwei Kinder unter 15 Jahren hatten.
Anhand der Kommentare können wir nachzeichnen, wie das Krisenerleben verhandelt wurde bzw. wie auf das Narrativ der Krise in den ersten zwei Monaten der Pandemie in Deutschland Bezug genommen wurde. Folgende Kategorien konnten identifiziert werden: Die Dauer der Krise (Zeit), Krise als Chance für gesellschaftlichen Wandel, die Krise der Demokratie, Krise als Chance für die Familie, Leidtragende der Krise.
Was ist ein Hindernis? – Fachliche Aushandlungen im Sachunterricht am Beispiel der Mobilitätsbildung
(2021)
Anhand eines Transkripts aus dem Sachunterricht an einer inklusiven Grundschule wird in diesem Beitrag herausgearbeitet, was Fachlichkeit am Beispiel der Radfahrausbildung in einer vierten Klasse ausmacht. Für die Videographien im Sachunterricht wurden Schulen ausgewählt, die sich selbst als inklusiv beschreiben. So beschreiben sie beispielsweise, dass der Anspruch auf sonderpädagogische Förderung erst im Übergang zur weiterführenden Schule festgestellt wird. Untersucht wird, wie die Teilnehmenden in einer Unterrichtsstunde ihre Vorstellungen zu dem fachlichen Begriff Hindernis aushandeln. Es zeigt sich, dass bei der Bearbeitung des Themas Vorbeifahren an einem Hindernis im Material kein Rückgriff auf die begrifflichen Vorstellungen bzw. Konzepte der Kinder vorgesehen ist. Da die Lernenden dennoch einen Aushandlungsprozess initiieren, in den sie auch die Lehrkraft einbeziehen, ist eine Auseinandersetzung mit den kindlichen und fachlichen Vorstellungen zu beobachten.
MoSyD Jahresbericht 2021 : Drogentrends in Frankfurt am Main ; Monitoring-System Drogentrends
(2022)
Forschungsarbeiten sowohl zum IT-Zweig als Leitbranche der Digitalisierung als auch zur gesundheitsfördernden Gestaltung neuer Arbeitswelten haben eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Die von der Digitalisierung ausgehenden Veränderungen sind in der Arbeitswelt allgegenwärtig. Trotz einer anfänglichen Humanisierungsvermutung mit Blick auf hoch qualifizierte Wissensarbeit in flexiblen Arbeitsstrukturen zeigen neue Forschungsergebnisse eine Zunahme gesundheitlicher Belastungen in der IT-Branche. Diese Belastungskonstellation erfordert neue Gestaltungsansätze zur Gesundheitsbildung, weil flexibel arbeitende Beschäftigte mit bestehenden klassischen Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung schwer oder gar nicht zu erreichen sind.
Ziel der Arbeit ist die lösungsorientierte Erstellung eines branchen- und online-basierten Präventionskonzepts für alle IT-Beschäftigte. Basierend auf dem Modell der Salutogenese wird ein Training entwickelt, das sich auf die Stärkung von personalen, organisationalen und sozialen Gesundheitsressourcen fokussiert.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit, die der Kategorie der didaktischen Entwicklungsforschung (Johannes Weinberg) zuzuordnen ist, steht die Konzeption und Entwicklung eines Lernprogramms. Als Rahmenmodell dient die gestaltungsorientierte Mediendidaktik unter Berücksichtigung didaktischer Eckpunkte. Das Online-Lernangebot ist in acht Lerneinheiten aufgeteilt. Es werden Lerninhalte zum Arbeits- und Gesundheitsschutz mediendidaktisch aufbereitet und den IT-Beschäftigten und Führungskräften auf der Lernplattform Moodle zur Verfügung gestellt. (Eine ursprünglich angedachte Wirkungsmessung der Implementierung des Lernprogramms im Betrieb konnte pandemiebedingt nicht durchgeführt werden.)
Die weiterbildungsbezogene, betriebs- sowie organisationspädagogische Überlegungen aufgreifende Konzeption ist ein wichtiger Baustein im Rahmen einer Gesamtstrategie des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die präsentierten Handlungshilfen und elektronische Unterweisungen sind auf andere Branchen übertragbar.
Die erstellte Lernumgebung ist kein finales „Produkt“, sondern ein kontinuierlich zu optimierendes Entwicklungsvorhaben, was neben einer noch durchzuführenden Evaluation weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Gesundheit in der digital vernetzten Arbeitswelt eröffnet, um das Thema Gesundheitsbildung verstärkt in den betrieblichen Alltag zu integrieren.
In Kindertageseinrichtungen und Schulen wird dem pädagogischen Personal in Bezug auf Sprachförderung ein hoher Qualifizierungsbedarf attestiert; zugleich gibt es wenig gesichertes empirisches Wissen über die Wirkungen entsprechender Fortbildungen. Das Fortbildungsangebot und die Teilnehmenden sind heterogen. Um die Heterogenität der Teilnehmenden zu entschlüsseln, wurden im BiSS-Evaluationsprojekt „SPRÜNGE“ (Sprachförderung im Übergang Kindergarten – Grundschule evaluieren) auf Grundlage einer Typenbildung von N = 27 Fach- und Lehrkräften Unterschiede in ihren Sprachförderkompetenzen und im Fortbildungsbesuch empirisch-quantitativ mittels des Online-Tests SprachKoPF überprüft und für zwei Sprachfördertypen ihre handlungsleitenden Orientierungen in Bezug auf die Wirkungen von Fortbildungen rekonstruiert. Bei diesen beiden, stark fortgebildeten Sprachfördertypen konnten differenzierbare Deutungen zu den Wirkungen von Fortbildungen herausgearbeitet werden, wobei einerseits eine stärkere Kita-Orientierung und andererseits eine stärkere Schulorientierung als (implizite) Referenz deutlich wird. Zudem ließen sich Gelingensbedingungen von Fortbildungen wie „Praxisrelevanz“, die als allgemeingültig angenommen werden, typenspezifisch ausdifferenzieren. Mit der multiperspektivischen Untersuchung der differentiellen Wirkungen von Fortbildungen leistet das Projekt einen explorativen Beitrag zu einer quantitativ und qualitativ ausgerichteten Wirkungsforschung am Übergang Kita-Grundschule.
Die vorliegende Arbeit untersucht den Übergang von Mitarbeitenden zu Führungskräften. Der Fokus der Arbeit ist nicht die Konzeption der Führungskräfteentwicklung aus der Perspektive der Unternehmen, sondern die Untersuchung der Entstehung und Gestaltung dieses Übergangs durch die Mitarbeitenden innerhalb ihrer beruflichen Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sich in der Gestaltung dieses Übergangs von Mitarbeitenden zur Führungskräften individuelle und organisatorische Aspekte verbinden – bzw. diese durch das Subjekt in eine Verbindung gebracht werden. Durch leitfadengestützte Interviews mit (berufs-) biografischem Schwerpunkt ließen sich die individuellen, wie auch die sozialen und organisatorischen Aspekte der Gestaltung des Übergangs von Mitarbeitenden zur Führungskräften rekonstruieren. Die Stichprobe dieser Arbeit umfasst neun Interviews aus unterschiedlichsten Branchen und beinhaltet sowohl öffentliche als auch privatwirtschaftliche Arbeitgeber. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen Einsichten in die Formen und Bedingungen der Gestaltung dieses Übergangs und können auch eine Grundlage für (organisations-)pädagogische Konzepte zur Unterstützung der Mitarbeitenden bei diesem Übergang bilden.
Gerd Iben : 80 Jahre
(2012)
Moderne Indoktrination
(2013)
Der Erziehungswissenschaftler Benjamin Ortmeyer hat mit Studierenden die NS-Schülerzeitschrift »Hilf mit!« analysiert. Sein neues Buch »Indoktrination« zeigt, wie geschickte Beeinflussung durch Wort und Bild eine ganze Generation prägen konnte.
Rezension zu: Benjamin Ortmeyer: Indoktrination. Rassismus und Antisemitismus in der Nazi-Schülerzeitschrift „Hilf mit!“ (1933 – 1944), Weinheim: Beltz Juventa 2013
MoSyD Jahresbericht 2020 : Drogentrends in Frankfurt am Main ; Monitoring-System Drogentrends
(2021)
Prof. Dr. Wolfgang Meseth ist seit April 2021 Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Erziehung, Politik und Gesellschaft (W3) an der Goethe-Universität Frankfurt. Einen besonderen Fokus seiner Forschung bildet das Themenfeld einer »Erziehung nach Auschwitz« (Adorno), die erziehungswissenschaftliche Erforschung ihrer schulischen und außerschulischen Praxis sowie die pädagogische Rezeption und Wirkung der von Theodor W. Adorno geprägten Formulierung bis heute. Mit dem UniReport hat er über die großen Herausforderungen für die schulische Vermittlung des Nationalsozialismus und des Holocaust, aber auch anderer aktueller Kontroversen bis hin zu Verschwörungstheorien gesprochen.
Die Sprengung des AfE-Turms in Bockenheim stellte nicht nur eine stadtbildliche Veränderung dar. Für viele Menschen wurde damit auch ein Gebäude, das einen wichtigen Teil ihrer Biografie darstellt, gelöscht. Doch stellt die Sprengung nicht nur das Entfernen eines Symbols für einen bedeutungsvollen Lebensabschnitt vieler Menschen dar. Auch ein potenzieller Verlust vieler Geschichten geht damit einher.
„Erziehung und Bildung zwischen Erwartung und Realität“: So war die Aktionswoche des Fachbereichs Erziehungswissenschaften überschrieben. Studierende, administrativ Tätige, Mittelbau und Professoren diskutierten vom 10. bis 13. Juni über die Studien- und Arbeitsbedingungen ihres Faches. Im Fokus stand dabei die finanzielle und personelle Ausstattung des Fachbereiches, die Vertreter des Faches als kritisch betrachten: Forschung, Lehre und Studium könnten unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr den eigenen Qualitätsansprüchen genügen. Im Austausch mit Praktikern des Faches, aber auch mit Politik und Hochschulleitung wurden in der Woche konstruktive, aber auch kontroverse Gespräche geführt.
Ein Servicecenter für das Selbststudium : das Projekt MoPs am Fachbereich Erziehungswissenschaften
(2010)
[Nachruf] Lothar Schmidt
(2015)
Menschen mit Behinderung haben dieselben Menschenrechte wie alle anderen Menschen: eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Zur Bekräftigung und Präzisierung dieser Tatsache haben die Vereinten Nationen (UN) 2006 die Behindertenrechtskonvention verabschiedet, die von 158 Staaten unterzeichnet wurde – 2009 auch von der Bundesrepublik Deutschland. Darin werden auch spezifische, vor allem behinderte Menschen betreffende Regelungen getroffen. Artikel 24 bezieht sich auf den Bereich Bildung: Um Diskriminierung zu vermeiden und Chancengleichheit zu verwirklichen, verpflichten sich die Vertragsstaaten, ein integratives bzw. inklusives Schulsystem einzurichten. Dabei liegt der Fokus nicht an der Behinderung an sich, sondern auf den Barrieren, die die soziale Teilhabe einschränken. Ziel ist eine Gesellschaft, in der niemand integriert werden muss, weil jeder von vornherein dazugehört. Eine Utopie? Auf alle Fälle ein großes Ziel, an dem stetig und auf vielen Ebenen gearbeitet werden muss. In Deutschland wird über das Thema lebhaft diskutiert. Das deutsche Schulsystem mit seiner frühen Aufteilung der Kinder auf verschiedene Schulformen tut sich teils schwer mit der Umsetzung der Konvention. Diese verbietet Förderschulen zwar keineswegs, sie schreibt jedoch einen gleichberechtigten Zugang aller zum Bildungswesen vor. Ein Rückbau der Förderschulen würde den inklusiven Prozess beschleunigen und mehr Mittel freisetzen, argumentieren Experten. Auch die Stadt Frankfurt hat sich auf den Weg gemacht: Im Rahmen des Programms „Modellregion Inklusion“ sollen Förderschulen in Förderzentren umgebaut und Ressourcen an die Regelschulen verlagert werden. Auf Einladung des UniReports diskutieren der Frankfurter Erziehungswissenschaftler Prof. Dieter Katzenbach und Martina Franke, Leiterin der Johann-Hinrich-Wichern-Schule (Frankfurt) mit Förderschwerpunkt Lernen.
Die Forschungsarbeit analysiert zwei Zeugniskonferenzen der Sekundarstufe I von hessischen Intensivklassen und Expertinneninterviews ihrer Teilnehmerinnen. Dabei werden verwaltungsrechtliche Sinnlogiken in ihren Diskursen und Entscheidungsmustern sichtbar gemacht, die am Ende zu dem Ergebnis führen, dass Lehrkräfte im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Verwaltung zwar arbeiten aber nur nach verwaltungsrechtlichen Maßstäben entscheiden dürfen. Im Ergebnis zeigt die Forschungsarbeit auf, dass das schulische Verwaltungssystem zur vorsätzlichen Ausgrenzung bestimmter Schüler*innentypen führt, die keine Chance auf einen Schulabschluss haben. Um fleißige aber sehr belastete Schüler*innen sprichwörtlich retten zu können, suchen die Lehrkräfte nach verwaltungsrechtlichen Grauzonen, um den Abgang von der Schule ohne Schulabschluss abwenden zu können. Dies geht sogar so weit, dass sie gegen die Rechtsnormen verstoßen oder Schüler*innen zum vorzeitigen Abgang von der Schule bewegen wollen, damit sie privat eine benötigte Alphabetisierung erhalten können, die in den Intensivklassen nicht möglich ist. Die Lehrkräfte formulieren im geschlossenen Bereich der Zeugniskonferenz offene Diskriminierung und Sexismus in ihren Interaktionen, welche sich auf ihre Bildungsentscheidungen auswirken können, ohne dass dies nach außen sichtbar wird. Neben den bereits forschungsgegenständlichen Antinomien und institutionellen Diskriminierungsmechanismen im Schulsystem, zeigt die Forschungsarbeit unmittelbar die Praxis schulische Selektionen.
In dem vergangenen Jahrzehnt sah sich der Kindergarten vor neuen Herausforderungen gestellt, welche die Gesellschaft an ihn heranträgt: Das ist einerseits der gestiegene Anspruch an die Bildungsarbeit bereits im Kindergarten und andererseits der Anspruch an die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Arbeit die Strukturen der pädagogischen Praxis im Kindergartenalltag analysiert und beschrieben.
Datengrundlage sind Videografien von Kindergartenalltagen in 61 Kindergartengruppen, davon 41 Aufnahmen in Deutschland und 20 in der Deutschschweiz. Zusätzlich wurden die strukturellen Rahmenbedingungen mit einem Fragebogen erhoben. Diese Daten entstanden im Rahmen der Studie „Professionalisierung im Elementarbereich“ (PRIMEL) (Kucharz et al., 2014), welche in der Linie „Ausweitung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte“ (AWiFF) vom BMBF gefördert wurde.
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden in Anlehnung an Andrist und Chanson (2003) die Videografien inhaltsanalytisch (deskriptiv und induktiv ergänzt) hinsichtlich der gezeigten Strukturelemente kodiert, welche die Gestaltung eines Kindergartenalltags ausmachen: geführte Sequenz, freie Sequenz, angeleitete Sequenz und verbindende Sequenz. Mit Hilfe einer Clusteranalyse (Ward-Methode) wurden die unterschiedliche Verteilung der Sequenzen eines gezeigten Alltages gruppiert und somit einem Strukturierungsmuster (Cluster) zugeordnet. Die Clusteranalyse ergab, dass die Strukturen der pädagogischen Praxis drei Strukturierungsmuster bilden: „Kind-initiiert“, „Fachperson-initiiert“ und „Alltags-orientiert“. In allen Strukturierungsmuster kommen alle Strukturelemente vor. Kennzeichnend für das Strukturierungsmuster „Kind-initiiert“ ist das häufige Vorkommen der freien Sequenz und für das Strukturierungsmuster „Fachpersonen-initiiert“ die vielen geführten Sequenzen. Im Strukturierungsmuster „Alltags-orientiert“ machen verbindenden Sequenzen (Rituale, Routine, Essen und Übergänge), welche alltägliche Handlungen und Rituale umfassen, den größten Teil der Zeit aus.
Die Gestaltung des Mittagessens wurde in drei Videografien inhaltsanalytisch hinsichtlich der Arrangements analysiert. Hier ließen sich induktiv vier Kategorien – Instruktion/ Anweisung, Autonomie/Eigenständigkeit, Akzeptanz von Vorlieben und Abneigungen, Klima/Kultur/Rituale – herausarbeiten und drei Gestaltungstypen – „Familienähnlich“, „Mensaähnlich“ und „pädagogisches Familien-Restaurant“ – unterscheiden.
Die Ergebnisse zeigen auf, dass neben der Altersspanne der Kinder in der Gruppe, das Makrosystem (Länderebene) die Tagesgestaltung des Kindergartens stark beeinflusst. Die Sichtbarmachung der Strukturen auf der Mesoebene ermöglicht es, diese vergleichend zu diskutieren und Implikationen für die pädagogische Praxis abzuleiten.
In der Dissertation wird das Antwortverhalten von Kindern bei der Koordination von Theorie und Evidenz untersucht. Diese Fähigkeit ist besonders beim naturwissenschaftlichen Lernen relevant. Dazu werden zwei Studien vorgestellt. In der ersten Studie, der Querschnittsstudie wird das Antwortverhalten von Kindern im Alter von fünf bis neun Jahren am Beispiel der Leitfrage: „Warum springt ein Ball?“ untersucht. Verschiedene Vermutungen wie zum Beispiel „Dinge, die rund sind, springen“, werden geprüft. In der zweiten Studie, dem Kernstück der Arbeit werden zwei Fördermaßnahmen zum Training der Koordination von Theorie und Evidenz bei fünf- bis sechsjährigen Kindern vorgestellt.
Im Mittelpunkt der Studie steht die Überprüfung der Wirksamkeit der Fortbildungs¬reihe zum förder- und kompetenzorientierten Unterrichten, die von der Verfasserin konzipiert und hessenweit für Lehrpersonen aller Schulformen angeboten wurde. Bislang sind kohärente Konzepte zum förder- und kompetenzorientierten Unterrichten oder zur individuellen Förderung zumindest nicht weit verbreitet. Das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Studie war daher auf die Frage gerichtet, ob sich durch eine dieser Art konzipierten Fortbildungsreihe tatsächlich die Nutzung ausgewählter Prinzipien, Instrumente und Verfahren sowie die Selbstwirksamkeitserwartungen bezüglich der Steuerung und Unterstützung von Lernprozessen verändern und beeinflussen lassen. Diese Fragestellung kann aufgrund der empirischen Daten bejaht werden.
Als wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Fortbildungsreihe zum förder- und kompetenzorientierten Unterrichten kann die in den formativen Evaluationen ermittelte Akzeptanz der Fortbildung und der Fortbildungsinhalte angesehen werden. Sie bildet die Grundlage für Veränderungsprozesse, die sich messbar insbesondere in der Follow-Up-Erhebung in der Zunahme der Nutzung von Prinzipien, Instrumente und Verfahren und in den Selbstwirksamkeitserwartungen der Lehrpersonen niederschlagen. Dieser Veränderungsprozess kann als bemerkenswert bezeichnet werden, da in den formativen Evaluationen die Frage nach der Nutzung und Umsetzbarkeit im eigenen Unterricht stets durch niedrigere Zustimmungswerte gekennzeichnet war und damit das Zutrauen und die Überzeugung in den persönlichen Veränderungsprozess zurückhaltend war im Vergleich zu den Zustimmungswerten zu den Inhalten der Fortbildungsreihe sowie zu deren Sinnhaftigkeit.
Akzeptanz, Zustimmung und die Einsicht in die Sinnhaftigkeit sowie die Überzeugung der Umsetzbarkeit im eigenen Unterricht können als Schlüsselelemente für die Veränderung der Handlungskompetenz von Lehrpersonen gesehen werden und stehen in Übereinstimmung mit entsprechenden Befunden der Conceptual-Change-Forschung. Damit konnte ein wesentliches Element erfolgreicher, da wirksamer Fortbildung insbesondere durch die Follow-Up-Erhebung empirisch belegt. Diese sollte nach ca. einem halben Jahr nach dem Ende der Fortbildungsreihe Aufschluss über die Nachhaltigkeit der Wirkung der Fortbildungsinhalte erbringen. Einschränkend soll hier jedoch auf die Reduktion der Stichprobe hingewiesen werden: Waren es zum 1.MZP 422 Lehrpersonen (270 FG, 152 KG), die an der Erhebung teilgenommen haben, waren es zum 2.MZP noch 347 Lehrpersonen (229 FG, 118 KG) und zum 3. Messzeitpunkt nur 172 Lehrpersonen (101 FG, 71 KG).
Insbesondere die durch die Fortbildungsreihe erzielten positiven Veränderungen der Selbstwirksamkeitserwartungen unterstreichen den Forschungsstand zu deren Bedeutung für nachhaltige Veränderung des Unterrichtshandelns von Lehrpersonen aller Schulformen. Von besonderem Interesse für die Konzeptualisierung von Lehrerfortbildungen erscheint der Zusammenhang zwischen der Vermittlung von Wissen und den Selbstwirksamkeitserwartungen. Aufgrund von Forschungsbefunden kann angenommen werden, dass ohne die Überzeugung und die Zuversicht, das erworbene Wissen erfolgreich im eigenen Unterricht umsetzen und in Handlungskompetenz überleiten zu können, keine Veränderungsprozesse und Lernen ausgelöst und ermöglicht werden. Dieser Zusammenhang sollte stärker in weiteren Studien überprüft werden, um Lehrpersonen künftig gezielter für und auf Veränderungen im Unterrichtshandeln vorbereiten und unterstützen zu können. Desweiteren gilt es, die Anleitung der Lehrpersonen zur Reflexion ihres Unter¬richtshandelns genauer in den Blick zu nehmen. Nach dem kompetenztheoretischen Ansatz von Baumert und Kunter (2006) und entsprechenden Forschungsbefunden kann die Selbstreflexion als ein wesentlicher Faktor für Veränderungsprozesse und vor allem für die Selbstwirksamkeitserwartungen angenommen werden. In der Fortbildungsreihe zum förder- und kompetenzorientierten Unterrichten wurden die Lehrpersonen jeweils zu Beginn jeder Veranstaltung zur Reflexion angeleitet über die umgesetzten Fortbildungsinhalte sowie deren Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler. Hierzu sind weitergehende Forschungen wünschenswert, um auf der Grundlage entsprechender Befunde wirksame Fortbildungsangebote gestalten zu können.
Weiterer Klärungsbedarf besteht hinsichtlich der Implementation von Fortbil¬dungsinhalten in die Unterrichtspraxis. In der vorliegenden empirischen Studie konnte insbesondere durch die Follow-Up-Erhebung gezeigt werden, dass die Umsetzung und Implementation der Fortbildungsinhalte gelungen zu sein scheint und die Verbesserung der Nutzung von Prinzipien, Instrumenten und Verfahren zum förder- und kompetenzorientierten Unterrichten sowie die Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartungen erkennbar sind. Dabei gilt als einschränkend zu bedenken, dass es sich bei den erhobenen Werten um Selbstauskünfte der Teilnehmer/-innen handelt. Gleichwohl kann insbesondere der signifikante Zuwachs in den Selbstwirksamkeitserwartungen als bedeutsam eingeschätzt werden, nachdem durch Forschungsbefunde nachdrücklich darauf verwiesen wird, dass gerade Überzeugungen von Lehrpersonen schwer zugänglich und veränderbar sind.
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[Nachruf] Irmgard Heydorn
(2017)
Wie es Eltern und ihren Kindern während der Corona-Pandemie geht, wie ihr aktuelles Wohlbefinden ist, was ihren Alltag kennzeichnet, wie die Passung zu den Regelungen der Kitabetreuung, Schulöffnung und auch der Arbeitgeber*innen ist – dies sind die Kernfragen der Onlinebefragung KiCo, welche im Zeitraum vom 24.04.2020 – 03.05.2020 durchgeführt wurde. Dieses Papier präsentiert erste Ergebnisse der Studie, an der über 25.000 Personen teilgenommen haben. Die Studie wurde umgesetzt vom Forschungsverbund "Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit", der sich aus den Universitäten Hildesheim, Frankfurt und Bielefeld zusammensetzt.
Dieses Papier präsentiert erste Ergebnisse der bundesweiten Studie JuCo – Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona-Maßnahmen. Die Befragung wurde vom Forschungsverbund "Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit" umgesetzt, der sich aus den Universitäten Hildesheim, Frankfurt und Bielefeld zusammensetzt. Über 5.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren sind in die Analysen eingeflossen und zeigen auf, wie es den jungen Menschen geht und welche Botschaften sie haben.
Die AG Medien ist ein statusgruppenübergreifender Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Teilbereichen der Erziehungswissenschaft und Studierenden. Die AG diskutiert die strukturellen Veränderungen, die mit Digitalisierung und Postdigitalität für Forschung, Lehre und Studium einhergehen, und sucht damit die fach- und hochschulöffentliche Auseinandersetzung um digitale Medien zu befördern.
Der Wunsch nach offenen und schülerzentrierten Unterrichtsformen nahm in den letzten Jahren immer mehr zu, da diese zentrale Elemente veränderter Lehr-Lern-Formen darstellen, die für eine demokratische und humane Schule unverzichtbar sind (vgl. Jürgens 2009). Die Selbst- und Mitbestimmung der Schüler_innen bei der Auswahl von Unterrichtsinhalten, bei der Unterrichtsdurchführung und beim Unterrichtsverlauf, die Orientierung an Interessen und Fähigkeiten der Schüler_innen sowie Gelegenheiten zum entdeckenden, problemlösenden, handlungsorientierten und selbstverantwortlichen Lernen sind nach Bohl & Kucharz (2010) wesentliche Kennzeichen des Offenen Unterrichts. Individualisierung und Differenzierung spielen somit neben Selbstständigkeit, Handlungsorientierung und Selbsttätigkeit eine wichtige Rolle. Zudem bietet die besondere Lehrerrolle als Lernbegleiter statt Wissensvermittler mehr Zeit und Möglichkeiten, die Schüler_innen individuell zu beobachten und zu beraten sowie alternative Bewertungsverfahren, wie Schülerselbstbewertungen und Schülermitbewertungen zu erproben. Im vorliegenden Beitrag wird ein Seminarkonzept vorgestellt, welches im Sommersemester 2018 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main für Lehramtsstudierende angeboten wurde. Im Rahmen des Seminars erhielten die Studierenden nach einer theoretischen Einführung die Gelegenheit in Gruppenarbeit, konkrete Möglichkeiten zu erarbeiten, wie im Rahmen von Offenem Unterricht auf eine heterogene Schülerschaft eingegangen werden kann.
Der Einsatz von Portfolios in der Hochschullehre hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und es bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten. So kann das Portfolio als modul- oder fachübergreifendes Entwicklungsportfolio über die gesamte Studiendauer, zur Darstellung erworbener Kompetenzen, als Präsentationsportfolio im Rahmen einzelner Lehrveranstaltungen, aber auch als Bewertungsportfolio und damit als Prüfungsinstrument eingesetzt werden (vgl. Weber, Hehn-Oldiges, Vogel & Stehle, 2017; Hornung-Prähauser, Geser, Hilzensauer & Schaffert, 2007). Neben dem klassischen Papier-Portfolio wird in den letzten Jahren der Einsatz sog. ePortfolios immer interessanter. Bei dieser digitalen Variante erstellen die Studierenden ihre Einträge direkt im Internet. Neben schriftlichen Einträgen ist das Einfügen von Bildern, Videos und Links möglich. Nach Fertigstellung wird das Portfolio von den Studierenden für den bzw. die Lehrende*n sowie ggf. für weitere oder alle Seminarteilnehmer*innen freigeschaltet, so dass auch Formen des Peer-Feedbacks einbezogen werden können. An der Goethe-Universität Frankfurt werden derzeit Einsatzmöglichkeiten des Portfolios im Rahmen der Lehrer*innenbildung erprobt. Der vorliegende Beitrag zeigt zunächst Möglichkeiten, wie ein Portfolio in der universitären Lehre als Prüfungsform eingesetzt werden kann. Im zweiten Teil wird der konkrete Einsatz im Rahmen eines Seminars für Lehramtsstudierende im Wintersemester 2018/2019 beschrieben. Zudem werden die Ergebnisse einer Befragung gezeigt, bei der die Seminarteilnehmer*innen zu ihren bisherigen Erfahrungen mit Portfolios in der Hochschullehre sowie zum Einsatz des ePortfolios als Prüfungsform im genannten Seminar befragt wurden.
Der vorliegende Beitrag stellt die Bedeutsamkeit emotionaler und transformationaler Führungskompetenzen im Kontext inklusiver Schulentwicklung sowie allgemein im Rahmen eines transformationalen Schulmanagements dar. Daran anknüpfend werden als Praxisbeispiele zur Weiterqualifizierung ein Master-Fernstudiengang für Schulmanagement sowie ein in weiterer Entwicklung befindliches digitales Leadership-Training für Schulentwicklung vorgestellt. Letzteres fokussiert insbesondere die Förderung emotionaler und transformationaler Führungskompetenzen, welche wesentlich dazu beitragen können, inspirierend zu motivieren, kollegiale Beziehungen gewinnbringend zu gestalten und adäquat durch inklusive Schulentwicklungsprozesse zu begleiten.
Fragen von Weiterbildungsbeteiligung – und damit Fragen von Inklusion/Exklusion in einem soziologisch-sozialstrukturellen Sinn – spielen in der Erwachsenenbildung seit jeher eine große Rolle. Inklusion unter der Perspektive von geistig-körperlicher Beeinträchtigung ist in der Erwachsenenbildungswissenschaft dagegen ein (noch) randständiges Thema. Erst seit wenigen Jahren beginnen Erwachsenenbildungseinrichtungen wie auch die Erwachsenenbildungswissenschaft, sich verstärkt mit Fragen von Inklusion auf organisationaler, professioneller und didaktischer Ebene zu befassen. Ein großes Desiderat sowohl in der wissenschaftlichen Fokussierung als auch handlungspraktischen Ausgestaltung stellt die Professionalität bzw. Qualifizierung des Personals für eine inklusive Erwachsenenbildung dar, insbesondere unter der Perspektive einer nicht isolierenden, sondern für die Gesamteinrichtung funktionalen Weise.
Der Text vertritt die These, dass gerade in der Erwachsenenbildung Fachlichkeit aus einem komplexen Zusammenspiel von makro-, meso- und mikrodidaktischen Faktoren resultiert. Die komplexe Beziehung zwischen Bedarfsanalyse, Teilnehmendengewinnung und Angebotsrealisierung verlangt in der Erwachsenenbildung eine Fachlichkeit, die in einem kooperativen Miteinander von Leitung, Planung, Kursgestaltung und administrativer Begleitung aufgespannt ist. Inklusive Fachlichkeit muss aus diesem komplexen Miteinander hervorgehen, was für die theoretische Konzeptionalisierung inklusionsorientierter Professionalitätsentwicklung von großer Bedeutung ist.
Im Folgenden wird daher der Versuch unternommen, diese inklusionsorientierte, kooperative Fachlichkeit im Rahmen öffentlicher Weiterbildung und am Beispiel von Blindheit und Sehbehinderung genauer zu bestimmen. Dazu wird zunächst in einer allgemeinen Perspektive inklusive Fachlichkeit als kooperative Gesamtleistung öffentlicher allgemeiner Erwachsenenbildung skizziert, um dann die damit verbundenen Herausforderungen am Beispiel der Adressatengruppe blinder und sehbeeinträchtigter Personen zu verdeutlichen. In dieser Perspektive zeigt sich inklusive Erwachsenenbildung als eine komplexe Bildungsdienstleistung, die professionstheoretisch als kooperative Verknüpfungsleistung im Mehrebenensystem von Erwachsenenbildung zu konzipieren ist.
Professionelle Kompetenz gilt als zentrale Handlungsressource unterrichtlichen Handelns. Berufsbezogene Überzeugungen und Werte (beliefs) können dessen Qualität maßgeblich beeinflussen und sind Gegenstand zahlreicher empirischer Untersuchungen. Eine Vielzahl von Forschungsvorhaben präzisieren den gewählten Beliefbegriff hinsichtlich fachwissenschaftlicher, fachdidaktischer oder (sonder)pädagogischer Fragestellungen. In dem vorliegenden Beitrag wird zunächst unser Begriffsverständnis von professioneller Handlungskompetenz, Inklusion und Teachers’ Beliefs theoretisch begründet. Von diesen Betrachtungen ausgehend, wird das Forschungsdesign einer qualitativen Studie abgeleitet, welches die inklusionsbezogenen Überzeugungen von angehenden Lehrkräften hinsichtlich eines gemeinsamen Unterrichts beschreibt sowie Implikationen für die Hochschullehre aus Studierendenperspektive ermöglicht. Die Ergebnisse geben Aufschluss über das Heterogenitätsverständnis von Lehramtsstudierenden der Regelschule, deren vorherrschenden Rollenbildern und ideellen Überzeugungen zu inklusivem Unterricht. Sie skizzieren außerdem hochschuldidaktische Maßnahmen, welche aus Studierendenperspektive einen Beitrag für die Vorbereitung im Unterricht inklusiver Klassen leisten können. Konsequenzen, die sich aus unserer Sicht für die Ausbildung von Lehramtsstudierenden ergeben, werden mit Fokus auf die Entmystifizierung inklusionsbezogener Überzeugungen diskutiert.
Der Beitrag arbeitet den Expertisebegriff für die inklusionsbezogene Professionalisierungsforschung auf und diskutiert diesen im Kontext des Desiderats nach einem übergreifenden Forschungsparadigma, das den strukturtheoretischen, den berufsbiografischen und den kompetenztheoretischen Ansatz verbindet. Die Überlegungen werden anhand von empirischen Befunden einer qualitativen (Teil-)Studie zur Expertise von Fortbildner*innen im Feld der inklusionsbezogenen Fortbildung exemplifiziert.
Der vorliegende Beitrag fasst Inklusion unter Bezugnahme auf Oevermanns (1996) „Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns“ als Auftrag zur Professionalisierung entlang der therapeutischen Dimension in der Beziehung von Lehrpersonen und Schüler*innen. Dieser trifft in der beruflichen Bildung auf ein spezifisches Spannungsfeld, insofern unter dem Primat der Beruflichkeit eine starke Fokussierung auf ‚Wissen und Können‘ prozessiert wird. Vor diesem Hintergrund wird exemplarisch die Ausgestaltung der pädagogischen Praxis anhand von im BMBF-geförderten Forschungsprojekt StiEL entstandenen Datenmaterial mittels der Dokumentarischen Methode der Textinterpretation analysiert. Ziel ist es, die Orientierungen von Lehrpersonen hinsichtlich pädagogischer Fachlichkeit aus deren handlungsleitenden Wissensbeständen heraus zu rekonstruieren, um die Bedingungen für die Aufnahme des Inklusionsanspruchs in den eigenen Unterricht sowie implizite, durch den Anspruch ‚Inklusion‘ hervorgerufene Ambivalenzen des pädagogisch-professionellen Handelns sichtbar zu machen. Abschließend werden Ansatzpunkte für Fort- und Weiterbildungen abgeleitet.
Ausgehend von spezifischen Anforderungen inklusiver Settings wird in diesem Beitrag ein Ansatz zur Weiterentwicklung des Modells der professionellen Handlungskompetenz von Lehrkräften für inklusiven (Mathematik-)Unterricht vorgestellt. Inklusion wird dabei verstanden als fachliches Lernen und gemeinsame Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler. Für die Weiterentwicklung werden zunächst Anforderungen durch inklusive Bildung betrachtet, einerseits abgeleitet aus verschiedenen Aufgaben- und Kompetenzkatalogen, andererseits basierend auf Kernbeständen für den Umgang mit Heterogenität im (Mathematik-)Unterricht im Allgemeinen und für inklusiven (Mathematik-)Unterricht im Speziellen. Anschließend wird daraus Wissen zur Bewältigung dieser Anforderungen abgeleitet und unter Rückgriff auf die verschiedenen Bereiche des Professionswissens (Fachwissen, pädagogisches Wissen, fachdidaktisches Wissen, Organisationswissen und Beratungswissen) weiter ausgeführt, wobei der Fokus auf das fachdidaktische Wissen im inklusiven Mathematikunterricht gelegt wird. Die affektiven und motivationalen Merkmale (Überzeugungen, Selbstregulation und Motivation) der professionellen Handlungkompetenz werden ebenfalls in die Weiterentwicklung des Modells einbezogen. Insgesamt erfolgt die Weiterentwicklung des Modells somit im Rahmen einer Erweiterung der einzelnen bestehenden Kompetenzbereiche um Aspekte, die unter Inklusionsgesichtspunkten besondere Bedeutung erfahren. Mit der Identifizierung von Kompetenzbereichen bei Lehrkräften zu Beginn einer Fortbildung zu inklusivem Mathematikunterricht wird ein Beispiel präsentiert, wie das weiterentwickelte Modell angewendet werden kann. In diesem Zusammenhang konnten in den Äußerungen der Lehrkräfte – abgesehen vom Fachwissen – alle Kompetenzbereiche identifiziert werden. Abschließend werden Möglichkeiten vorgestellt, wie das Modell im Kontext der Lehrerprofessionalisierungsforschung weiterhin eingesetzt werden kann.
Inklusion ist (k)eine Frage der Persönlichkeit - Inklusive Kompetenzen institutionell verankern!
(2020)
Orientiert am Themenschwerpunkt der „theoretischen und empirischen Klärung des Verständnisses pädagogischer Fachlichkeit“ beschäftigt sich unser Beitrag mit den Barrieren und Chancen, die sich in der Hochschulstruktur und –kultur und der universitären Lehre darstellen, wobei wir uns exemplarisch der Ausbildung inklusionsbezogener pädagogischer Fachlichkeit bei angehenden Lehrkräften zuwenden. Mit Bezug zu aktuellen Entwicklungen der bildungspolitischen Landschaft in Deutschland wird zunächst die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Lehramtsausbildung, wie auch in der gesamten Hochschullandschaft, dargelegt und diskutiert. Dabei wird das dem Beitrag zugrunde liegende Verständnis von Inklusion verdeutlicht. Die sich daraus ergebenden Anforderungen an Hochschulen, besonders in Bezug auf ihr Selbstverständnis, das Verständnis von Wissenschaftlichkeit und die gelebte Hochschulkultur, werden daraufhin formuliert. Daran schließen Überlegungen zur Umsetzung inklusionsorientierter Praxen in der Lehrer*innenbildung an. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der partizipativen Lehre als möglichem Werkzeug für eine inklusionssensible Hochschulentwicklung. Am Beispiel partizipativer Lehre gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten1 werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Menschen, die bisher keinen Zugang zur akademischen Wissensvermittlung hatten, als Lehrende tätig sein und so sowohl von Biografien unter der Erfahrung von Diskriminierung berichten, als auch diese Erfahrungen in die Produktion von Wissen einfließen lassen können. In der Diskussion um partizipative Lehre werden verschiedene Widersprüche und Diskurse deutlich, die geeignet sind, um über Hochschulkulturen und -praxen neu nachzudenken.
Das Spektrum kunstpädagogischer Thematisierungen von Inklusion ist – vergleichbar mit anderen Fachdidaktiken - wenig entfaltet. Die bisher vorliegenden Beiträge sind bisher kaum auf eine inklusionsbezogene Professionalisierung hin reflektiert. Die kontinuierliche Weiterentwicklung pädagogischer Professionalität zählt aber zu den grundlegenden Aufgaben der Kunstpädagogik und Bildungswissenschaft. Insbesondere da einzelne Zugänge der Professionalisierungsforschung theoretisch wie empirisch leistungsfähig sind und eine Reihe spezifischer Untersuchungen zu Aspekten der Professionalisierung hervorgebracht haben. Damit geht jedoch eine Zersplitterung der Professionalisierungsforschung in wenig miteinander kommunizierende Forschungslinien einher – diese Problematik lässt sich analog im kunstpädagogischen Diskurs wiederfinden. Unter den Erklärungsansätzen nehmen die verschiedenen Spielarten und Fortentwicklungen der struktur- und kompetenztheoretischen Argumentationen eine Schlüsselstellung ein, wobei sie jedoch eher Dissens als Konsens widerspiegeln. Infolgedessen wird das Konzept der Kontingenz im Beitrag als verbindendes Element herausgestellt und ein integrierender Vorschlag der Professionalisierung auf Basis von Kontingenzbearbeitung entwickelt.
Auf der Grundlage empirischer Rekonstruktion der Tiefenstrukturen der inklusionsbezogenen Professionalisierungsprozesse von angehenden Kunstlehrkräften (n=23) wird dazu ein Vorschlag unterbreitet, der auf zwei Pfeilern beruht: erstens der Analyse der Wahrnehmung und Deutung von Kontingenz im Professionalisierungsprozess und zweitens der Rekonstruktion von Mechanismen der Kontingenzbearbeitung. Das Moment der Kontingenzbearbeitung erweist sich zugleich als Ausgangs- wie Endpunkt entwicklungsgerichteter (kunst-)pädagogischer Professionalisierungsprozesse und als entscheidendes, anschlussfähiges Brückenglied zwischen den tradierten Argumentationslinien.
Die Qualifizierung von Sportlehrkräften für einen inklusiven Sportunterricht stellt eine zentrale Herausforderung für die sportdidaktische Lehre und Forschung dar. Obwohl die Bedeutung situationsspezifischer Fähigkeiten für die universitäre Sportlehrkräftebildung auch im Zusammenhang mit einem inklusiven Sportunterricht betont wird, fehlt es an Kompetenzmodellen, die die Ebene der situationsspezifischen Fähigkeiten berücksichtigen und somit eine Grundlage für Lehrkonzepte bilden können, die auf die Förderung situationsspezifischer Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht abzielen. Zudem mangelt es bestehenden Lehrkonzepten auch an Arbeits- und Organisationsformen, um gezielt situationsspezifische Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht anzusprechen. Schließlich existieren bisher keine Testverfahren, mit denen situationsspezifische Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht gemessen und darauf abzielende Lehrkonzepte evaluiert werden können. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es demzufolge, konzeptionelle Überlegungen anzustellen, wie ein Kompetenzmodell für den inklusiven Sportunterricht generiert werden kann, welches die Ebene der situationsspezifischen Fähigkeiten berücksichtigt, wie ein Lehrformat angelegt sein müsste, um gezielt die situationsspezifischen Fähigkeiten für einen inklusiven Sportunterricht anzusprechen und wie diese situationsspezifischen Fähigkeiten gemessen werden können, um eine diesbezügliche Evaluation zu ermöglichen.
Die UN-Behindertenrechtskonvention bringt unter anderem eine „inklusionsorientierte Lehrer*innenbildung“ hervor, die Lehrkräfte für inklusive Settings kompetent machen soll. Damit das gelingen kann, müssen einerseits für inklusive Settings notwendige Kompetenzen identifiziert und operationalisiert werden, andererseits sind Erkenntnisse darüber notwendig, wie Studierende diese Kompetenzen entwickeln. Erst dann können wirksame Lehr- und Lernformate konzipiert werden. Inzwischen liegen Forschungsergebnisse zu inklusionsbezogenen Aufgaben- und Anforderungsprofilen vor, jedoch über vereinzelte Best-Practice-Beispiele kaum evidenzbasierte Erkenntnisse über Kompetenzentwicklungsprozesse in diesem Bereich oder gar Ableitungen für die Vermittlung solcher Kompetenzen. In diesem Artikel wird für die inklusionsbezogene Teilkompetenz „(multi-)professioneller Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft“ ein kompetenzorientiertes Lehr- und Lernformat im Rahmen des Lehramtsstudiums an der Universität Paderborn konzipiert. In Anlehnung an das Constructive-Alignment-Modell werden dafür anhand eines Kompetenzmodells Learning Outcomes definiert, didaktisch-methodische Lernwege zugeordnet und Möglichkeiten einer Evidenzbasierung in Form von Prüfungen und Evaluation diskutiert. Dieser Artikel leistet so einen Beitrag zu einer inklusiven Hochschuldidaktik als Werkzeug, aber auch Voraussetzung und gleichzeitig Ergebnis, einer pädagogischen Fachlichkeit im Spannungsfeld inklusiver Realität.
Das MIKS-Konzept ist ein Konzept für die Schulentwicklungsarbeit mit Grundschulkollegien, die alle Sprachen ihrer Schüler*innen wertschätzen und für das Lernen nutzen wollen. Ziel ist die Professionalisierung und Qualifizierung des Personals und die Unterstützung von Schulentwicklungsprozessen. Die Grundschulkollegien entwickeln und erproben eigene Praxisvorhaben zum Einbezug von Mehrsprachigkeit, implementieren sie in die regulären Schul- und Unterrichtsabläufe und gestalten so die Schulentwicklung im Handlungsfeld Mehrsprachigkeit selbst.
Das MIKS-Konzept enthält Vorgaben über den Ablauf und die Methoden der Qualifizierung und Schulbegleitung sowie über die Inhalte, die während der Qualifizierung vermittelt und bearbeitet werden. Das MIKS-Konzept wurde 2013-2016 entwickelt und in drei Grundschulen erprobt. Im Rahmen einer Dissemination wurde das Konzept 2016-2019 durch Multiplikator*innen in die Breite getragen und an weiteren 17 Grundschulen durchgeführt. Der Artikel fokussiert zunächst die theoretische Fundierung und Konzeptionalisierung von MIKS. Im zweiten Teil werden die Inhalte, die Anlage und der Ablauf der Qualifizierung erstmals ausführlich vorgestellt und durch Einblicke in bisherige Erfahrungen illustriert.
Im Rahmen des ERASMUS+-Aktionsforschungsprojektes SHARMED wurden didaktische Werkzeuge entwickelt, um Lehrende darin zu unterstützen, ihrem Auftrag in Zeiten der Inklusion gerecht zu werden. Dabei will SHARMED zu einem Perspektivenwechsel beitragen, bei dem die Diversität der Schüler*innen nicht als eine Herausforderung gesehen wird, die bewältigt werden muss, damit die Schüler*innen bestimmte Kompetenzen erwerben und Inhalte aufnehmen können. SHARMED legt den Fokus stattdessen auf das viel zu selten wahrgenommene, kommunizierte und ausgelebte Bereicherungspotenzial, das in dieser Diversität steckt und lädt ein, Raum dafür zu schaffen. SHARMED setzt auf die dialogische Haltung, wodurch Lernende zu Protagonist*innen des Lernprozesses werden, und ihn aktiv mitgestalten. Um die dazu notwendige Agency der Schüler*innen zu fördern, wurden sowohl die Techniken der dialogischen Prozessbegleitung erforscht, als auch die folgende Methode konzipiert und getestet: Anhand eigener, zu diesem Zweck selbst ausgewählter und mitgebrachter Bilder haben Schüler*innen eigene Erinnerungen erzählt, welche dann als Ausgangspunkt für Dialoge genutzt wurden. In diesem Artikel wird ein solcher Austauschprozess konversationsanalytisch untersucht und so gezeigt, wie bestimmte, die pädagogische Praxis prägende kommunikative Handlungen der Inklusion entgegenstehen. Gleichzeitig wird auch eine konkrete Vorstellung von der konversationsanalytischen Forschungsarbeit und den Materialien vermittelt, die zum Zweck der Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften frei zur Verfügung stehen. Die Nutzung der Aufnahmen und Transkriptionen der Dialoge ermöglicht es Lehrenden, sich über die Auswirkung kommunikativer Handlungen auf den pädagogischen Prozess bewusst zu werden. Darüber hinaus geben die Materialien einerseits Impulse zur Selbstreflexion und vermitteln andererseits Wissen und konkrete Ideen, um die Arbeit in Klassenzimmer inklusiver zu gestalten.
In der vorliegenden Evaluationsstudie wurde die Wirkung der Lehre des universitären Lehrprojektes ‚Expertise und Kooperation für eine Basisqualifikation Inklusion‘ (EKBI) auf inklusionsbezogene Einstellungen, Haltungen und Selbstwirksamkeitserwartungen untersucht. Diese Lehre schloss jeweils Lehrtandems aus mindestens zwei Dozierenden sowie interdisziplinäre Kooperationen ein. Die Teilnehmenden der Kurse (Experimentalgruppe, n = 101) sowie Studierende, die nicht daran teilgenommen hatten (Kontrollgruppe, n = 54), wurden vor und nach dem Semester, in dem die Lehre stattfand, mittels Fragebogen untersucht. Bei der Entwicklung allgemeinerer Einstellungen, Haltungen und Bedenken konnte kein signifikanter Effekt der Zeit in Abhängigkeit von der Gruppe verzeichnet werden. Es zeigte sich aber, dass sowohl die spezifischen unterrichtsbezogenen Einstellungen als auch die subjektiv eingeschätzte Lehrer*innenwirksamkeit in Bezug auf Inklusion in der Experimentalgruppe stärker anstiegen als in der Kontrollgruppe. Es ist zu schlussfolgern, dass die Tandemlehre mindestens kurzfristig wirksam in Bezug auf eine proinklusive Entwicklung ist. Zukünftige Studien könnten die Nachhaltigkeit der Effekte sowie ihren Praxistransfer untersuchen.
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass sich empirisch eine inklusive Schule oftmals als eine differenzierte und differenzierende Schule darstellt. Dies bezieht sich etwa auf die Ausdifferenzierung der ‚heterogenen Lehrgruppe‘. Im zeitgemäßen inklusiven Unterricht sind allgemein- und sonderpädagogische Lehrkräfte ebenso wie Schulbegleitungen anwesend. Auch Sozialpädagog*innen und Therapeut*innen gehören vermehrt zum Schulalltag.
Vorliegende Studien dokumentieren, dass die Gestaltung inklusiver Schulen bzw. von inklusivem Unterricht von nicht intendierten Effekten und Widerständigkeiten der Akteur*innen begleitet ist. Im Beitrag werden – basierend auf der ProFiS-Studie – zwei Herausforderungen von inklusiven Schulen in den Mittelpunkt gerückt. Zum einen wird auf das Spannungsfeld von Professionalisierung und Deprofessionalisierung eingegangen. Zum anderen stellt das Verhältnis von Kategorisierung und Dekategorisierung eine Herausforderung dar. Beide Relationen sind als Spannungsverhältnisse untereinander und zueinander zu denken, die sich nicht ‚einfach‘ in eine Richtung auflösen lassen, sondern die in ihrer Widersprüchlichkeit gerade konstitutiv für die Praxis ‚inklusiver Schulen‘ wirken. Zentrale Frage des Beitrags ist, wie dieses komplexe Spannungsverhältnis der wechselseitigen Bezogenheit de/kategorisierender und de/professionalisierender Prozesse in professionellen Aktivitäten hervorgebracht wird.
Die Gestaltung eines inklusiven Mathematikunterrichts, der allen Schüler*innen Zugänge zur Mathematik eröffnet, wirft Fragen hinsichtlich einer fachbezogenen Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen auf. Im vorliegenden Beitrag wird eine Qualifizierungsmaßnahme vorgestellt, die darauf zielt, angehende Lehrkräfte für die Anforderungen und Herausforderungen eines inklusiven Mathematikunterrichts zu sensibilisieren sowie diesbezügliche Kritik- und Analysefähigkeiten zu entwickeln. Es wird untersucht, welche Potenziale die Analyse von Praxismaterialien in Bezug auf ihre Eignung für inklusiven Mathematikunterricht bietet. Die Datengrundlage bilden offene Fragebögen, in denen Studierende einen auf Inklusion bezogenen Praxisbeitrag reflektieren. Die Auswertung der Fragebögen erfolgt anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010). Auf Basis einer theoretischen Konzeptionalisierung wird somit eine empirisch erprobte Möglichkeit der Qualifizierung in der ersten Phase der Lehramtsausbildung vor- und zur Diskussion gestellt.
Die Zielsetzung der vorliegenden Studie liegt darin, Bedarfe für eine Qualifizierung und Professionalisierung von Lehrkräften in inklusiven Schulen zu identifizieren. Dabei stehen sowohl spezifische Lehrer*innengruppen als auch konkrete Inhalte bzw. Anforderungen von Inklusion im Fokus. Den Rahmen hierfür bilden Schulen mit dem Schulprofil Inklusion (N = 471 Lehrkräfte aus 49 Schulen). Mittels hierarchischer Clusteranalyse (Überprüfung durch Diskriminanzanalyse) werden Gruppen von Lehrer*innen gebildet. Diese basieren darauf, wie die Lehrkräfte berichten, die Anforderungen von Inklusion (adaptive Unterrichtsgestaltung, Förderplanung, Schulkonzeptentwicklung, innerschulische und externe Kooperation) umzusetzen. Die Betrachtung der vier Cluster zeigt eine Gruppe von Lehrer*innen, die die Anforderungen inklusiver Bildung durchwegs am intensivsten realisiert. Diese machen deutlich, dass nicht für alle Lehrenden gleichermaßen die Notwendigkeit einer Qualifizierung besteht. Gleiches gilt für die Konzeption einheitlicher Maßnahmen, denn für alle Lehrkräfte identische Maßnahmen werden der Diversität der geäußerten Einschätzungen nicht gerecht. Zielführender erscheinen mikrokontextuell orientierte Maßnahmen, die auf bestimmte Lehrkräfte und Anforderungen zugeschnitten sind. Solche Bedarfe zielen einerseits auf die Lehrer*innen ab, die die Anforderungen von Inklusion übergreifend als am geringsten verwirklicht einschätzen sowie diejenigen, die bestimmte Anforderungen nicht umsetzen. Für diese sind Gründe und folgend Maßnahmen zu diskutieren, warum die Umsetzung durchwegs eine so negative Einschätzung erfährt. Maßnahmen im Kontext von Schulentwicklung oder Supervision erscheinen zielführend. Spezifische Qualifizierungsbedarfe bestehen vor allem hinsichtlich innerschulischer Zusammenarbeit, die sich clusterübergreifend als eher gering ausgeprägt erweist.