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Die Oberflächenchemie ist mittlerweile in vielen chemischen, biochemischen und anderen Forschungsbereichen präsent und stellt eine interdisziplinäre Forschungsdisziplin dar. Diese Arbeit fokussierte sich auf die Interaktionen von biochemischen Systemen mit Oberflächen, insbesondere auf die Entwicklung von biochemischen Sensoren. Die Optimierung der Sensoroberfläche, insbesondere die Erhöhung der Selektivität durch die Verwendung von Polyglycerol (PG), wurde untersucht. Insgesamt wurden vier Teilprojekte durchgeführt, die sich auf die Unterdrückung unerwünschter Interaktionen, die Einführung von Bioerkennungsstellen, die Stabilisierung von PG-Filmen und die Entwicklung eines leitfähigen Hybridmaterials konzentrierten.
Teilprojekt 1: Stabilisierung von PG-Filmen durch Quervernetzung
Im ersten Abschnitt wurde die Stabilisierung von PG-Filmen durch eine oberflächeninitiierte ringöffnende Polymerisationsreaktion auf SiOx-Substrate realisiert. Dabei wurde die Dicke der Filme (10, 50 und 100 nm) über die Reaktionszeit kontrolliert. Die Quervernetzung erfolgte mit Ethylenglycoldiglycidylether (EGDGE), Divinylsulfon (DVS), Glutaraldehyd (GA), 1,11-Di(mesyl-oxy)-3,6,9-trioxaundecan (TEG-Ms2) und 1,11-Dibrom-3,6,9-trioxaundecan (TEG-Br2). Die Wahl des Quervernetzungsmittels zeigte signifikante Auswirkungen auf die Dicke der Filme und deren Biorepulsivität. Insbesondere die Untersuchungen an PG-EGDGE-Filmen waren vielversprechend, da sie nicht nur Biorepulsivität zeigten, sondern auch eine hohe mechanische Stabilität aufwiesen. Die Erkenntnis, dass dünnere Filme mit einem höheren Elastizitätsmodul gewünscht waren, erforderte eine gezielte Auswahl des Quervernetzungsmittels.
Teilprojekt 2: Einführung einer Bioerkennungsstelle auf einem EGDGE-quervernetzten PG-Film
Im nächsten Abschnitt wurde die Einführung einer Bioerkennungsstelle auf einem EGDGE-quervernetzten PG-Film erforscht. Hierbei kam ein Nitrilotriessigsäure (NTA)-Derivat (NTA4-Cyclen) zum Einsatz, um Histidin (His)-Tag-markierte Proteine selektiv zu binden. Die Modifikation erfolgte durch die Polymerisation von Glycidol auf ein amino-terminiertes Disulfid, gefolgt von einer Quervernetzung mit EGDGE. Die optimierte Synthese des NTA-Derivats ermöglichte nicht nur die erfolgreiche Anbindung von His-markierten Proteinen, sondern auch eine quasi-reversible Anbindung. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten für die Regenerierbarkeit von biochemischen Oberflächen.
Teilprojekt 3: Entwicklung eines leitfähigen und biorepulsiven Hybridmaterials
Das dritte Teilprojekt konzentrierte sich auf die Entwicklung eines leitfähigen und biorepulsiven Hybridmaterials. Ein PG-funktionalisiertes Pyrrol-Derivat (PyPG) wurde elektrochemisch polymerisiert, wodurch Netzwerke aus PG-funktionalisierten Polypyrrol-Strängen (PPG) auf Goldoberflächen entstanden. Die Elektropolymerisation wurde detailliert durch Cyclovoltammetrie (CV) und einer Quarzkristall-Mikrowaage (QCM) charakterisiert. Dabei konnte ein selbstterminierender Mechanismus identifiziert werden, der von der Anwesenheit der verzweigten PG-Gruppen dominiert wird. Mit Hilfe der elektrochemischen Impedanzspektroskopie (EIS) wurde gezeigt, dass dünnere Schichten mit geringerer Schichtdicke hoch leitfähig sind und dass die Veränderungen der Leitfähigkeit tatsächlich nur durch die äußere Oberflächenschicht bestimmt wird. Die Biorepulsivität des Materials wurde durch Proteinadsorptions- und Bakterienadhäsions-Assays nachgewiesen. Der zweite Abschnitt dieses Projekts konzentrierte sich auf die Einführung einer Erkennungsstelle basierend auf Glycosiden, um nicht nur eine Oberflächenbindung, sondern auch eine Quantifizierung von Biomolekülen zu ermöglichen. Die elektrochemische Charakterisierung der Nanoschichtsysteme zeigte eine sehr gute Linearität der Ladungsübertragungsadmittanz (Sct) in Abhängigkeit von der Anbindung der Bakterienstämme. Dies eröffnet Perspektiven für die selektive Quantifizierung von biologischen Analyten mittels elektrochemischer Methoden.
Hintergrund: Ein steigendes Einsatzaufkommen lässt sich sowohl im Rettungsdienst als auch im notärztlichen System in Deutschland verzeichnen. Oft werden dabei Fehleinsätze durch leicht erkrankte/verletzte Patienten als wachsende Problematik vermutet. Die vorliegende Untersuchung überprüft die Hypothese von steigenden Einsatzzahlen mit gleichzeitiger Zunahme von gegebenenfalls nichtindizierten Einsätzen.
Material und Methoden: Es erfolgte eine retrospektive Analyse der notärztlichen Einsätze des an der Universitätsklinik Frankfurt am Main stationierten Notarzteinsatzfahrzeugs von 2014 bis 2019. Die Analyse berücksichtigt zudem Faktoren wie die notärztliche Tätigkeit, Behandlungspriorität, Alarmierungsart und das Patientenalter.
Ergebnisse: Im beobachteten Zeitraum lässt sich ein Anstieg der notärztlichen Einsatzzahlen um mehr als 20 % erkennen. Der größte Anstieg zeigt sich bei Einsätzen, bei denen keine notärztliche Tätigkeit (+80 %) notwendig war. Einsätze der niedrigsten Behandlungspriorität (+61 %) sowie der höchsten Behandlungspriorität (+61 %) nahmen ebenfalls signifikant zu.
Diskussion: Die vorliegenden Zahlen stützen die Hypothese, dass bei signifikant gesteigertem Einsatzaufkommen mehr Einsätze durch den Notarzt bewältigt werden müssen, bei denen er rückblickend nicht notwendig gewesen wäre. Trotzdem gibt es auch mehr Patienten, die einen sofortigen Arztkontakt benötigen. Die hieraus resultierende erhöhte Einsatzfrequenz kann zu einer erhöhten Belastung sowie erschwerten zeitgerechten Disposition der notärztlichen Ressource führen.
Bei polytraumatisierten Patienten hat das Thoraxtrauma einen großen Einfluss auf den weiteren Verlauf und die Prognose der schwerverletzten Patienten. In verschiedenen Untersuchungen konnte bereits gezeigt werden, dass Interleukin-6 bei Traumata oder Gewebeschäden durch geplante Operationen vermehrt auftritt und dass vor allem bei Verletzungen des Thorax im Vergleich zu anderen Organen und Geweben ein deutlich höherer IL-6-Wert messbar ist.
In der vorliegenden retrospektiven Studie wurde bei einem Patientenkollektiv mit vergleichbarer Verletzungsschwere untersucht, ob eine Korrelation zwischen der Höhe des initialen IL-6-Wertes und der Komplikationsentwicklung nach schwerem isolierten Thoraxtrauma nachzuweisen ist und dadurch ein höherer IL-6-Wert im Schockraum mit einem erhöhten Risiko für Lungenversagen assoziiert ist.
Hierbei wurden insgesamt 62 Patienten mit einem AISThorax ≥ 3 und einem AIS-Wert <3 bezogen auf alle anderen Organsysteme untersucht, die zwischen dem 01.01.2015 und dem 31.12.2018 über den traumatologischen Schockraum des Universitätsklinikums Frankfurt aufgenommen wurden. Die Datenerhebung über den weiteren Verlauf wurde bis zehn Tage nach Aufnahme über die klinikinterne Dokumentation und das Traumaregister® der DGU ausgewertet. Betrachtet wurden hierbei der Verlauf der IL-6-Werte sowie präklinische und klinische Vitalparameter und klinische Parameter wie die Dauer des Intensivaufenthaltes, die Beatmungspflichtigkeit und Komplikationen wie die Entwicklung einer Pneumonie. Die Patienten wurden retrospektiv nach dem schlechtesten Horovitz-Quotienten in zwei Gruppen eingeteilt. Zehn Patienten zeigten einen Horovitz-Index < 200mmHg und wurden der Gruppe ‚Organversagen Lunge Ja‘ zugeteilt, die übrigen 52 Patienten mit einem Horovitz-Index ≥ 200mg wurden der Gruppe ‚Organversagen Lunge Nein‘ zugewiesen. In den beiden Gruppen zeigte sich vor allem bei Aufnahme in den Schockraum sowie einen Tag danach ein signifikanter Unterschied der IL-6-Werte mit einem IL-6 von 1171,2 ± 2879,7 pg/ml bei Aufnahme sowie 491,3 ± 662,0 pg/ml am ersten Tag nach Aufnahme in die Klinik in der Gruppe ‚Organversagen Lunge Ja‘. Demgegenüber wiesen die Patienten in der Gruppe ‚Organversagen Lunge Nein‘ einen signifikant geringeren IL-6-Wert mit 168,7 ± 279,3 pg/ml bei Aufnahme in den Schockraum sowie 120,0 ± 136,3 pg/ml am ersten Tag nach Aufnahme auf. Der schwerere Verlauf des Thoraxtraumas zeigte sich deutlich in der Gruppe ‚Organversagen Lunge Ja‘: Neben einer initialen Beatmungspflicht von 100 % im Gegensatz zu 36,5 % der Patienten der Gruppe ‚Organversagen Lunge Nein‘ konnte auch hier eine signifikant höhere Rate von Reintubationen, Tracheotomien und Pneumonien bei deutlich längerer Zeit der invasiven Beatmung festgestellt werden. Auch die gesamte Verweildauer auf der Intensivstation war dementsprechend in der Gruppe ‚Organversagen Lunge Ja‘ mit 16,2 ± 9,0 Tagen deutlich länger als in der Gruppe ‚Organversagen Lunge Nein‘ (6,7 ± 6,5 Tage). Insgesamt bestätigen die vorliegenden Daten, dass mit einem initial erhöhten gemessenen IL-6 ein gesteigertes Risiko einhergeht, ein Lungenversagen zu entwickeln.
Was im digitalen Zeitalter nach dem Ende der Hegemonie des Kinosaals noch als »Kino« zu verstehen ist, wird häufig anhand des Ortes und Dispositivs der Projektion verhandelt. Philipp Stadelmaier wagt ausgehend von den Schriften des Filmkritikers Serge Daney und Jean-Luc Godards Videoserie Histoire(s) du cinéma einen Neuansatz. Erstmals führt er zwei einflussreiche Figuren der französischen Filmkultur systematisch zusammen und reinterpretiert sie als Kommentatoren des Kinos und seiner Geschichte. So gelingt es, einen cine-philologischen Impuls für filmwissenschaftliche Debatten zu setzen: Als auszulegender, bedeutungsoffener Primärtext erhält das »Kino« in der Post-Kino-Ära neue Kraft und Schärfe.
Der Dialog ist für die einen das Versprechen gelingender Kommunikation, für die anderen ein überholtes Ideal. Marten Weise zeigt in einer interdisziplinär angelegten Studie, dass sich die Lücke zwischen Lobpreisungen und Abgesängen schließen lässt. Er setzt bei der Unmöglichkeit des Denkens »nach der Shoah« an und erkundet in exemplarischen Untersuchungen der europäischen Literatur-, Theater- und Theoriegeschichte die Spannungen und Widersprüche im Verhältnis zum »Anderen«, ohne die der Dialog nicht zu greifen ist. So macht er zwischenmenschliche, soziale und politische Vorgänge als prinzipiell unabschließbares Sprachgeschehen fassbar und eröffnet einen Spielraum für die Aushandlung und das Aushalten von Dissens und Differenz.
Im Montafon, das im Süden des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg liegt, befindet sich eines der ältesten kleinen Montanreviere. Zwischen St. Anton im Norden und St. Gallenkirch im Süden befinden sich an zahlreichen Stellen Hinweise auf alten Bergbau, wobei sich die umfangreichsten Relikte in den ehemaligen Bergbaurevieren in den Gewannen Knappagruaba und Worms am Bartholomäberg sowie auf dem Kristberg im Silbertal finden. Es handelt sich um verschiedene Hinterlassenschaften des historischen Bergbaus, meist sind es unterschiedlich große Halden mit Taubgestein, runde Schachtpingen und verstürzte Stollenmundlöcher, die in zwei Fällen – dem sog. Barbara Stollen und dem St. Anna Stollen – oberhalb von Bartholomäberg in der Knappagruaba, heute wieder freigelegt wurden und als Schaubergwerk zugänglich sind.
Der Kristberg liegt am Ostende des Davenna-Massivs, ein Bergmassiv, das zwischen dem Klostertal im Norden und der Ill im Montafon im Süden liegt. Als Kristberg wird ein 1465 m hoch gelegener Sattel zwischen dem Itonskopf (2100 m üNN) im Westen und dem Mutjöchle (2010 m üNN) im Osten bezeichnet. Südlich unterhalb des Sattels liegt die Bergknappenkirche St. Agatha und der Panoramagasthof Kristberg inmitten einer heute noch gut erhaltenen Haldenlandschaft des mittelalterlichen bis neuzeitlichen Bergbaus.
Die Studie von Bernhard S. Heeb beschäftigt sich mit dem Naturraum und den prähistorischen Hinterlassenschaften im alpinen Rheintal zwischen Bodensee und der Stadt Sargans im Kanton St. Gallen vom Beginn der Besiedlung im Neolithikum bis zum Auftreten der Römer. Mit in die Untersuchung einbezogen werden die Seitentäler Walgau und Seeztal. Das Gebiet umfasst die bis zu 14 km breite Schwemmebene des Rheins und die teils weit über 2.000 m hohen, das Rheintal umgebenden Gebirgszüge. Insgesamt wurden 542 Fundstellen (Siedlungen, Gräber, Depots, Brandopferplätze und Einzelfunde) aus St. Gallen, Vorarlberg und Liechtenstein aufgenommen und in Bezug zu ihrer naturräumlichen Umgebung ausgewertet. Eine besondere Stellung im prähistorischen Siedlungsgefüge nehmen die so genannten Inselberge ein. Dabei handelt es sich um topographisch exponierte Berge inmitten der weiten Ebene des Bodenseerheintals, die zu allen Perioden aufgesucht und besiedelt wurden.
Ein Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf der verkehrsgeographischen Bedeutung des Bodenseerheintals. Das Tal öffnet sich wie ein Trichter nach Norden zum Bodensee hin und führt nach Süden über den Verlauf des Vorder- und Hinterrheins mit deren jeweiligen Seitentälern auf verschiedenen Passwegen nach Norditalien, so dass es in allen prähistorischen Perioden seit dem Neolithikum einen wichtigen Durchgang durch die Alpen darstellt.
Schon zu Ende des 19. Jahrhunderts rückten alpine Brandopferplätze in das Bewusstsein der archäologischen Forschung. Ihr Bestand wuchs in den folgenden Jahrzehnten stetig an, so dass heute mehr als 100 solcher prähistorischen Kultorte, vor allem im ostalpinen Bereich, bekannt sind. Der urnenfelderzeitliche Brandopferplatz Altenstadt-Grütze, nördlich der Stadt Feldkirch im Vorarlber-ger Rheintal gelegen, wurde in den Jahren 1954, 1955 und 1957 vom damaligen Direktor des Vorarl-berger Landesmuseums Dr. Emil Vonbank ausgegraben, jedoch nie von ihm veröffentlicht. Die Fundstelle ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Sowohl die baulichen Strukturen, wie auch die Lage abseits der Gebirgshöhen in der weiten Schwemmebene des Rheintals, sind im Kontext alpiner Brandopferplätze einmalig. Das reiche Fundinventar besteht unter anderem aus mehreren Tausend Keramikfragmenten. Dabei handelt es sich zum größten Teil um Material der Urnenfelder-kultur, allerdings zeigt etwa ein Fünftel des Bestandes Merkmale der südalpinen Laugen-Melaun Kultur. Hinzu kommen über 40 bronzene Gegenstände und zahlreiche verbrannte Tierknochen sowie Pflanzen- und Speisereste, die einen detaillierten Einblick in die Opferpraxis des späten 2. Jahrtausends vor Christus ermöglichen.
Mehr als 50 Jahre nach Grabungsende liegen die Ergebnisse nun erstmals umfassend in publizierter Form vor.
In der Praxis des Nudging wird die Sanftheit der Verhaltensbeeinflussung zum epistemischen Problem: Verhalten soll unbemerkt beeinflusst werden, doch erst durch den Nachweis von Verhaltensänderungen gewinnt das Konzept seine Überzeugungskraft. Tim Seitz untersucht ethnografisch die praktische Herstellung von Nudges. Er rekonstruiert miteinander verwobene Prozesse der Problematisierung, Lösungsentwicklung und Evidenzproduktion und macht deutlich: Nudging muss die Experimentalbedingungen immer erst schaffen, unter denen sich sanft regieren lässt.
Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, ob der Ausbildungsstand des Operierenden einen Einfluss auf das Ergebnis der Ileostomarückverlagerung (ILSRV) bei den Patienten hat. Die ILSRV ist eine der ersten Operationen am Darm, die Assistenzärztinnen und Assistenzärzte durchführen. Dennoch können bei dieser Operation potenziell lebensbedrohliche Komplikationen, wie die Undichtigkeit der Naht (Anastomoseninsuffizienz), auftreten. Um eine ausreichende Patientensicherheit zu gewährleisten, sollte daher sichergestellt werden, dass die Durchführung dieser Operation durch Assistenzärztinnen und Assistenzärzte keine erhöhte postoperative Morbidität und Letalität für Patienten verursacht.
Für diese Studie wurden 300 Patienten mit einer Ileostomarückverlegung retrospektiv untersucht. Als primärer Endpunkt wurde die Morbidität, entsprechend der Clavien-Dindo-Klassifikation (CDC), mit besonderem Augenmerk auf den Ausbildungsstand der Operierenden definiert. Als sekundärer Endpunkt wurde die postoperative Darmmotilitätss
Die Dissertation umfasst die Metaanalysen der Sonnentanz-Beschreibungen beider Ethnien von 1865 bis in die Gegenwart. Zu diesem Zweck wurde die historisch-kritische Methode, ethnohistorischer Manier, als eine Form der Metaanalyse verschiedenster Arten von Quellen angewendet. Die ergänzenden Inanspruchnahmen der Matrixanalyse nebst Ritualtheorien verdeutlichen, wie Individuen und Ethnien ihre Wirklichkeit konstruieren. Die Dissertation geht überdies der Hypothese nach, inwiefern die divergierenden Zeremonien als Sonnentänze zu definieren sind. Der Ritualvergleich hat das Ziel, die in diesem Zusammenhang wirkenden dynamischen sowie stabilen Dimensionen aufzuzeigen. Darüber hinaus werden die geschichtlichen Prozesse, die damit einhergingen, entfaltet und Begründungen für diese Entwicklungen herausgearbeitet.
Fünf Workshops, rund 150 Teilnehmende, über 1500 gesammelte Ideen – das ist die positive Bilanz der Nachhaltigkeitswerkstätten an der Goethe-Universität im Sommersemester 2024. Eingeladen von Präsident Prof. Dr. Enrico Schleiff und dem Nachhaltigkeitsbüro, diskutierten Hochschulangehörige aller Statusgruppen mögliche Schritte und Maßnahmen für die Nachhaltigkeitsstrategie der Goethe-Universität.
Kinder entdecken die faszinierende Welt der Wissenschaft: Im Projekt »Junge Forscher« der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und der Goethe-Universität wird frühzeitig das Interesse an Naturwissenschaft und Technik geweckt. Studierende und Doktoranden begleiten die Grundschüler*innen und erwerben damit für sich zugleich wichtige Vermittlungskompetenzen.
Am 11. und 12. September fand an der Goethe-Universität die Abschlusstagung der BMBF-Förderrichtlinie »Förderbezogene Diagnostik in der inklusiven Bildung« statt, organisiert vom Metavorhaben Inklusive Bildung.
In diesem Jahr wurden die feierfreudigen Mitglieder der internationalen Gemeinschaft der Goethe-Universität mit zwei getrennten Sommerfesten verwöhnt. Am Abend des 28. Juni, einen Tag nach dem jährlichen Sommerfest der Universität, versammelte sich die internationale Gemeinschaft zu ihrem ganz eigenen Sommerfest. Insgesamt 85 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 37 Ländern und ihre Familien trafen sich zu einem Abend voller Musik, Essen und Trinken und vor allem anregender Gesellschaft.
Kein Sommermärchen
(2024)
Die Wunder-Moleküle
(2024)
Wie speichern wir in Zukunft Sonnenenergie? An der Goethe-Universität wird eine ganz neue Technologie erforscht. Am Projekt FORMOST sind neben der Universität Frankfurt noch die Universitäten in Tübingen, Gießen, Heidelberg und Erlangen-Nürnberg beteiligt. Wachtveitls Gruppe erforscht die molekularen Mechanismen der Energiespeicherung und -freisetzung bei MOST-Molekülen. Andere Gruppen kümmern sich um die Synthese der Moleküle oder die Modellierung. Das Projekt läuft von 2023 bis 2027 und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit insgesamt rund 4,8 Millionen Euro gefördert.
Im November besuchen die US-Wissenschaftler Dr. Erica und Prof. Dr. Justin Sonnenburg die Goethe-Universität im Rahmen der Friedrich-Merz-Stiftungsgastprofessur. Ihr Forschungsschwerpunkt sind kleine Organismen mit großem Einfluss auf unser Leben und unsere Gesundheit.
Das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Im markanten roten Institut am Riedberg forschen 150 Fellows und Mitarbeitende interdisziplinär an komplexen naturwissenschaftlichen Zukunftsthemen. Schwerpunkt sind Simulationen und Theorien aus allen naturwissenschaftlichen Bereichen, die Grundlagen zur Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit schaffen. Als gemeinnützige Stiftung arbeitet das FIAS eng mit der Goethe-Universität, benachbarten Forschungsinstituten sowie privaten Stiftern und Sponsoren zusammen.
Die FIAS-Forschungsgebiete greifen dabei häufig ineinander: So verwenden Informatiker ihre Kenntnisse, um Ansatzpunkte für Impfstoffe zu finden, oder Physikerinnen untersuchen, wie man mit Teilchenstrahlen Tumore zerstören kann. Das FIAS feiert dieses Jahr mit Veranstaltungen wie Tag der offenen Tür, Sommerfest und Beteiligung an der Nigth of Science sowie dem Museumsuferfest. Höhepunkt ist der Festakt im Casino der Goethe-Universität am 5. Dezember unter Schirmherrschaft von Prof. Enrico Schleiff.
Künstlerisches, schöpferisches Handeln hat vielfältige Dimensionen und kann unter verschiedensten Gesichtspunkten betrachtet und thematisiert werden. In der vorliegenden Arbeit richtet sich das Interesse insbesondere auf die Frage, welche Rolle und Funktion das künstlerische Gestalten – und hier speziell das Zeichnen und Malen – zum einen in der Diagnose und Therapie von psychisch auffälligen Kindern sowie zum anderen in der schulischen Sozialisation und Förderung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen der kulturellen Bildung, der Kunstpädagogik und des Kunstunterrichts übernehmen kann.
Als eine der Pionierinnen der psychotherapeutischen Arbeit mit Kinderzeichnungen hat Sophie Morgenstern in den 1920iger Jahren als erste den besonderen Wert der Zeichnungen als Ausdrucksform des Unbewussten entdeckt und sie systematisch sowohl zu diagnostischen als auch zu kurativen Zwecken eingesetzt. An der Klinik Vaugirard in Paris ist Morgenstern ab 1925 bis zu ihrem Tod im Jahr 1940 als Leiterin des Klinik-Annexes für Kinderneuropsychiatrie in der Patronage Rollet tätig und dort verantwortlich für das Beobachtungszentrum und die psychoanalytische Ambulanz. Im Rahmen ihrer Arbeit mit den jungen Patientinnen und Patienten entwickelt sie auf der Grundlage der Freud’schen Psychoanalyse ihre besondere therapeutische Methode, bei der die Interpretation von Zeichnungen der psychotisch erkrankten Kinder im Mittelpunkt der Analyse und Behandlung steht. Eine Schlüsselrolle spielte in diesem Zusammenhang der Fall des kleinen Jacques,
bei dem Morgenstern einen kindlichen psychogenen Mutismus diagnostiziert: Infolge familiärer Konflikte ist der Junge bei seiner Einlieferung in die Patronage schon seit mehreren Monaten verstummt. Sein Fall stellt insofern eine besondere therapeutische Herausforderung dar, als das zu behandelnde Symptom seiner psychischen Probleme, nämlich der Mutismus, zugleich die Behandlung erschwert, denn diese ist in der Regel auf die verbale Kommunikation zwischen Therapeut und Patient angewiesen. Unter diesen erschwerten Behandlungsbedingungen entdeckt Sophie Morgenstern jedoch einen besonderen Ansatzpunkt: Jacques zeichnet gerne, und die Psychoanalytikerin erkennt schon bald das diagnostische und therapeutische Potenzial der von ihm angefertigten Zeichnungen und entwickelt eine Methode, um sie als Kommunikationsmedium zwischen Patient und Therapeutin zu nutzen. So gelingt es ihr über die Deutung der in diesen Zeichnungen auftauchenden Motive und der besonderen Charakteristika des Gezeichneten Aufschluss über die Zusammenhänge und Gründe für die psychischen Nöte des Kindes zu gewinnen.
Anhand von weiteren Fallbeschreibungen, basierend auf Morgensterns eigenen analytischen Aufzeichnungen, zeichnet die vorliegende Arbeit im Detail die kunstfertige empirische Vorgehensweise der Psychoanalytikerin nach: Als „Informant des Seelenlebens“ eröffnen die Zeichnungen ihr einen Zugang zum Unbewussten des Kindes, indem sie gemeinsam mit den kleinen Patient/innen die darin verborgenen symbolischen Bedeutungen herausarbeitet. Neben der Deutung von Träumen, Tagträumen, Fantasiegeschichten und Spielen kristallisiert sich so in der Arbeit Sophie Morgensterns die Kinderzeichnung als eine weitere Zugangsmöglichkeit zur Innen- und Fantasiewelt des Kindes heraus. Überdies wird deutlich, dass das Zeichnen als schöpferischer Akt von den Kindern auch aktiv für die Bewältigung ihrer psychischen Konflikte genutzt werden kann. Selbst wenn das Kind den Sinn seiner eigenen Zeichnungen nicht versteht und auch kein Interesse hat, diesen zu verraten, bietet das Zeichnen ihm eine Möglichkeit, seine zurückgedrängten Gefühle und seinen Kummer – in symbolisch verschlüsselter Form – nach außen zu bringen, ihnen Ausdruck und Gestalt zu geben. Indem das neurotische Kind im Akt des Zeichnens von seinem eigenen, zum Ausdruck drängenden Unbewussten gleichsam überlistet wird, verrät Kinderzeichnung für die psychoanalytische Diagnose und Therapie einerseites und der Förderung und Nutzung kreativer Aktivitäten im Schulunterreicht andererseits: Beide offenbaren das ausgleichende, heilende und entwicklungsfördernde Potenzial, welches im künstlerischen Ausdruck und dessen Reflexion liegt. Es ist auch ein Verdienst Sophie Morgensterns, dieses Potenzial in ihrer psychoanalytischen Arbeit mit ihren jungen Patient/innen sichtbar gemacht und praktisch umgesetzt zu haben.
Einleitung: Funde von Knochen(fragmenten) können von Interesse für Strafverfolgungs- oder Denkmalbehörden sein. Die forensisch-osteologische Begutachtung kann zur Einordnung der Bedeutung des Fundes beitragen. Ziel der Studie war, durch eine Auswertung von am Institut für Rechtsmedizin Gießen begutachteten Knochenfunden einen Überblick über Umstände und Art der Funde sowie Umfang und Ergebnisse der Begutachtungen zu erhalten.
Material und Methoden: Für den Zeitraum von 2005 bis 2019 wurden im Institut archivierte osteologische Gutachten analysiert und Daten zu Fundort, -umständen, Humanspezifität, postmortalem Intervall, Spuren von Gewalteinwirkungen und die Ergebnisse weiterführender Untersuchungen ausgewertet.
Ergebnisse: Von 172 begutachteten Knochenfunden wurden 40 % in Wald- und Wiesengebieten aufgefunden. In 58 % enthielten die Funde menschliche Knochen, davon wurde in 32 % eine forensisch relevante Liegezeit nicht ausgeschlossen. Zeichen perimortaler Gewalteinwirkung fanden sich in 6 % menschlicher Knochenfunde. Ergänzende DNA-Untersuchungen wurden in 20 % aller Funde durchgeführt; davon verlief in 62 % die Typisierung humaner STR erfolgreich, und in 41 % gelang die Zuordnung zu einem antemortalen Profil. Bei den zur Begutachtung übersandten nichtmenschlichen Knochen handelte es sich am häufigsten um Knochen von Hirsch bzw. Reh (32 %), Schwein (29 %) und Rind (14 %).
Diskussion: Die Begutachtung von Knochenfunden soll Behörden ermöglichen, die (straf-)rechtliche Relevanz eines Fundes einzuordnen. Die makroskopische Untersuchung ist dafür von großer Bedeutung. Für die Identifizierung menschlicher Knochen besitzen DNA-Vergleichsuntersuchungen einen großen Stellenwert. Sie waren für 81 % der erfolgreichen Identifizierungen der Fälle mit menschlichen Knochen verantwortlich.
Im Rahmen der Obduktion des Leichnams einer angeblich im 7. Monat Schwangeren wurde ein toter Fetus geborgen. Dieser war durch Fäulnis und Madenfraß stark verändert und wog 405 g, wobei in Anbetracht des zu Verlust gegangenen Gewebes von einem Gewicht zum Zeitpunkt des Todes über 500 g auszugehen war. Die übrigen erhobenen Maße sprachen wenigstens für ein Erreichen der 26. Schwangerschaftswoche. Dennoch wurde aufgrund des Gewichts eine Einordnung als Fehlgeburt vorgenommen. Gemäß dem später, am 01.11.2018, geänderten § 31 PStV wäre eine Klassifikation als Totgeburt möglich geworden.
Hintergrund: Nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (GG) liegt die Gesetzgebungsbefugnis für Todesfeststellung und Leichenschau bei den Ländern, während das Personenstandswesen in die Bundesgesetzgebungsbefugnis fällt. Das Personenstandsrecht ist im Personenstandsgesetz (PStG) und der Personenstandsverordnung (PStV) geregelt.
Ziel der Arbeit: Untersucht werden sollten evtl. Auswirkungen der Änderung des § 31 PStV vom 01.11.2018 auf die ärztliche Leichenschau. Konkret ging es um die Abgrenzung der Tot- von der Fehlgeburt und damit der Pflicht zur ärztlichen Leichenschau unter Berücksichtigung der Bundes- und Landesgesetzgebung.
Methodik: Die „Bestattungsgesetze“ der 16 Bundesländer sowie dazugehörige Verordnungen und das PStG und die PStV wurden systematisch analysiert.
Ergebnisse: In 12 der 16 Ländergesetze wird das Totgeborene bzw. tot geborene Kind – in Abgrenzung zur Fehlgeburt (Fehlgeborenes) – über das Geburtsgewicht von mindestens 500 g definiert. In Hessen, Bremen und im Saarland wird zusätzlich als alternatives Kriterium die 24. Schwangerschaftswoche (SSW) genannt. Das Kriterium „Erreichen der 24. SSW“ kam im bremischen und saarländischen Bestattungsrecht nach der Änderung des § 31 PStV hinzu. Im hessischen Friedhofs- und Bestattungsgesetz ist alternativ „nach der 24. SSW geboren“ verwendet.
Diskussion: Unabhängig von der nicht abschließend geklärten Frage, ob es sich bei einer Totgeburt um einen personenstandsrechtlichen „Sterbefall“ handelt, lässt sich eine von den „Bestattungsgesetzen“ der Länder unabhängige Leichenschaupflicht ableiten: bei der Annahme eines Sterbefalls unmittelbar aus § 38 Nr. 4 PStV, bei Ablehnung mittelbar aus § 33 S. 3 PStV i. V. m. § 5 PStV. Für diese Leichenschaupflicht müssten bezüglich der Leichendefinition die Kriterien des Personenstandsrechts gelten. Demnach wäre in allen Bundesländern – unabhängig von den Kriterien in den jeweiligen „Bestattungsgesetzen“ – zur Differenzierung zwischen Totgeburt und Fehlgeburt das alternative Merkmal „Erreichen der 24. Schwangerschaftswoche“ zu überprüfen, falls die tote Leibesfrucht, die keine Zeichen des Gelebthabens außerhalb des Mutterleibs aufweist, unter 500 g wiegt.
Francesco Petrarca (1304-1374), am bekanntesten für den Canzoniere, einen Zyklus von 366 Gedichten, überwiegend Sonetten, an die vielleicht nur imaginierte Laura, begann um 1350 mit der Konzeption eines zweiten Zyklus in italienischer Sprache, der Triumphi, in italienischer "Volkssprache" Trionfi, deutsch Triumphe - sechs thematisch aufeinander bezogene Langgedichte in Danteschen Terzinen im Umfang von insgesamt knapp 2000 Versen, an denen er bis fast an sein Lebensende arbeitete und die unvollendet geblieben sind. Thema ist die Eitelkeit alles Irdischen angesichts der göttlichen Ewigkeit.
Die im Rahmen der Pathogenese der Erkrankung und der folgenden Chemotherapie entstehende Neutropenie prädisponiert AML-Patienten für lebensbedrohliche Infektionen. Um diese zu vermeiden, erfolgt während der Induktionschemotherapie eine antiinfektive Prophylaxe mit Antibiotika. Dabei ist zu beachten, dass Antibiotika den größten Risikofaktor für die Entwicklung einer CDI darstellen. C. difficile gilt als der häufigste nachgewiesene Erreger nosokomialer Diarrhoen. Aufgrund dessen führte das Universitätsklinikum Frankfurt eine retrospektive Studie zur Inzidenzentwicklung der CDI und zur klinischen Rolle von CDI bei AML-Patienten unter Induktionschemotherapie durch. Ein besonderer Fokus der Studie lag auf der Identifikation von Risikofaktoren für die Entstehung einer CDI.
Die Studie inkludierte 415 homogen therapierte AML-Patienten, die sich zwischen Januar 2007 und Juni 2019 einer Induktionschemotherapie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main unterzogen. AML-Patienten, die Diarrhoen entwickelten und in deren Stuhlproben toxinproduzierende C. difficile-Bakterien nachgewiesen wurden, wurden als AML-Patienten mit CDI definiert. Es erfolgte eine detaillierte Dokumentation aller während des Aufenthalts zur Induktionschemotherapie eingesetzten Antibiotika und Antimykotika. Um die Entwicklung der Inzidenz der CDI im Verlauf zu analysieren, wurde der Beobachtungszeitraum in zwei Abschnitte unterteilt.
Im Studienzeitraum wurde bei 37 (8,9%) von 415 AML-Patienten eine CDI nachgewiesen, wobei die Inzidenz zwischen 2013 und 2019 im Vergleich zu 2007 bis 2012 um 60,9% gesunken ist. Bedingt wird dies am ehesten durch die steigende Sensibilisierung gegenüber den negativen Auswirkungen einer Antibiotikatherapie und der Implementierung des ABS-Programmes. Die Studie bestätigt die etablierten Präventionsmaßnahmen des Universitätsklinikums Frankfurt am Main und spiegelt die Entwicklung in den westlich geprägten Ländern Europas wider.
Die Studie gibt Hinweise, dass die CDI den klinischen Verlauf der AML-Patienten unter Induktionschemotherapie nur geringfügig beeinträchtigt. Zwar wiesen AMLPatienten mit CDI mehr Fiebertage auf, dies resultierte jedoch nicht in erhöhten CrP-Werten, in einer längeren Hospitalisierung oder in einer erhöhten Rate an Intensivaufenthalten. Zwischen den betrachteten Patientenkohorten ergaben sich keine Differenzen bezüglich des Erreichens einer CR und der Gesamtmortalität. AML-Patienten mit CDI wiesen weder mehr MREBesiedelungen auf, noch kam es zu häufigeren Episoden eines ANV in dieser Patientengruppe. Besonders letzteres war unter Berücksichtigung des erheblichen Risikos einer Hypovolämie durch die Diarrhoen nicht zu erwarten, da diese für ein Nierenversagen prärenaler Genese rädisponiert.
Die Analyse bestätigt die Einordnung von Antibiotikatherapien als erheblichen Risikofaktor für eine CDI. Vor allem von den Antibiotikagruppen der Glykopeptid und Carbapenem-Antibiotika ging ein erhöhtes Risiko aus. Durch die Vorgabe des bei therapierefraktären Infektionen einzusetzenden Breitspektrumantibiotikums beeinflussen hausinterne Leitlinien das individuelle Risiko eines Antibiotikums für eine CDI entscheidend. Weiterhin weist die Studie darauf hin, dass Antimykotika nicht als Risikofaktor für eine CDI eingeordnet werden können. Durch das Studiendesign und fehlende Studien zu dieser Thematik kann jedoch keine endgültige Aussage über die Rolle von Antimykotika in der Pathogenese der CDI getroffen werden.
Bezüglich der Therapie der CDI kann die Studie aufgrund der kleinen Patientenkohorte und des inzwischen geänderten Therapieregimes der CDI bei AML-Patienten keine Aussage über die Effektivität der Therapie oder der Überlegenheit eines Medikaments treffen.
Die Zustandsbeschreibung der aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage als geprägt durch multiple Schocks und Krisen erscheint heutzutage redundant, nahezu banal. Umso wichtiger ist es aber für politische Entscheider einen Umgang mit der sich daraus ergebenden Unsicherheit zu finden, der weder der Komplexität der Probleme mit immer komplexeren Modellen beikommen möchte noch sich durch die Größe der Krise zur übergroßen vermeintlichen politischen Lösung verleiten lässt. Stattdessen täte die Politik gut daran, die beschränkten Möglichkeiten und die ungewissen Folgen ihrer Handlungen klar zu kommunizieren, qualitative wie quantitative Bewertungen in Entscheidungen einfließen zu lassen und in diesem Sinne wirtschaftspolitische Interventionen zurückhaltend vorzunehmen.
Die Charakterisierung reaktiver Intermediate ist experimentell äußerst anspruchsvoll und häufig nicht eindeutig möglich. Die chemische Fachliteratur ist daher durchzogen von Arbeiten, in denen Intermediate anhand chemischer Intuition oder aufgrund spekulativer Interpretationen experimenteller Daten postuliert werden. Auch wenn es die Chemie wie kaum eine andere wissenschaftliche Disziplin geschafft hat, naturgegebene Zusammenhänge intuitiv erfassbar zu machen und es Chemikern somit möglich ist, mit Zettel und Stift Moleküle mit gewünschten Eigenschaften zu designen und komplexe Reaktionen zu planen, so ist doch davon auszugehen, dass zahlreiche in der Literatur postulierte Intermediate nicht korrekt zugeordnet wurden. Durch die massive Steigerung der Leistungsfähigkeit von Computern und Software in den vergangenen Jahrzehnten lassen sich quantenchemisch immer größere Systeme mit hinreichender Genauigkeit behandeln, sodass es in vielen Fällen möglich ist, experimentelle Untersuchungen theoretisch zu evaluieren und auch experimentell nicht nachweisbare Moleküle detailliert zu untersuchen. Insbesondere durch kombinierte experimentelle und quantenchemische Studien können komplexe chemische Zusammenhänge detailliert verstanden werden. Dadurch lassen sich neue Konzepte entwickeln, die eine Weiterentwicklung chemischer Intuition ermöglichen. Anhand dieses Leitbilds wurde in dieser Arbeit die Stoffklasse der Metallopniktinidene sowie daraus abgeleitete Verbindungen quantenchemisch untersucht.
Um die muskarinische Modulation der GABAergen Übertragung zu untersuchen, wurden mit Hilfe der Patch- Clamp- Technik an akut isolierten IC Schnitten der Ratte (P4-P14) inhibitorische postsynaptische Ströme aufgezeichnet (IPSCs). Die Aufnahmen erfolgten bei einem Haltepotential von -60mV. In allen Experimenten konnte unter der Anwesenheit von Strychnin (0,5μM, Glycinrezeptor- Antagonist) und Kynurensäure (1mM; Glutamatrezeptoren- Antagonist) spontane GABAerge IPSCs in allen untersuchten IC-Neuronen aufgezeichnet werden. Die Anwesenheit von Kynurenat blockierte auch Ströme, die möglicherweise durch nAChRen mit der Untereinheit α7 vermittelt wurden.
Die Muskarin (1μM) Applikation zeigte, eine deutliche Erhöhung der IPSCs- Frequenz (618% der Kontrolle), was uns beweist, dass die Aktivierung von mAChRen im IC zu einer Steigerung der GABAergen Übertragung führt.
Die durch Muskarin induzierten IPSCs konnten komplett durch den GABAA- Rezeptor- Antagonisten Bicucullin (10μM und 50μM) blockiert werden. Dies zeigte, dass die IPSCS durch GABAA- Rezeptoren vermittelt wurden.
4-DAMP (50nM; M3-Rezeptor Antagonist) blockierte den durch Muskarin ausgelösten Anstieg der IPSC-Frequenz. Die Muscarin-Antagonisten Telenzepin (50nM; M1-präferierend), Methoctramin (10μM; bevorzugt M2) und Himbazin (10μM; bevorzugt M4) sowie der Nikotinrezeptor-Antagonist Mecamylamin (10μM) beeinflussten die Muskarinwirkung nicht signifikant.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die muskarinische Modulation der GABAergen Übertragung hauptsächlich durch den M3-Rezeptor vermittelt wird, während M1-, M2- und M4- sowie Nikotinrezeptoren nicht wesentlich beteiligt sind.
In Gegenwart von Tetrodotoxin (0,5μM) konnte Muscarin die IPSC-Frequenz nicht erhöhen. Dies lässt auf eine über spannungsabhängige Natriumkanäle vermittelte erhöhte Transmitterausschüttung schließen. Zudem spricht dies für eine präterminale Modulation der GABAergen Transmission durch mAChRen.
Muskarin erhöhte die Häufigkeit der GABAergen IPSCs, ohne ihre Amplituden und Zerfallskinetik zu beeinflussen, was auf einen präsynaptischen Mechanismus hindeutet.
Muskarin veränderte den Membranruhestrom und die Leitfähigkeit in den untersuchten IC-Neuronen nicht.
Der Mechanismus der durch Muscarin induzierten Verstärkung der GABAergen Übertragung im IC muss noch abgeklärt werden.
Die Behandlung von akuten und chronischen Knocheninfektionen mit begleitender Weichteilinfektion besteht derzeit in einem radikalen chirurgischen Wunddebridement. Gute Ergebnisse konnten mit der kombinierten Unterdruck-Wundtherapie (NPWT) oder dem vakuumunterstützten Verschluss (VAC) erzielt werden. Zur Behandlung und Vorbeugung von Infektionen in der Chirurgie ist eine Kombination mit einer systemischen antimikrobiellen Behandlung erforderlich, die jedoch zahlreiche Nebenwirkungen mit sich bringt. Die lokale Antibiotikatherapie stellt einen neuen Ansatz zur Verringerung der Nebenwirkungen und zur Verbesserung der Heilung dar. Ziel dieser Studie ist es, die Wirksamkeit der kombinierten Verwendung von Fibrin mit Antibiotika im Vergleich zur Unterdruck-Wundtherapie als etablierte Behandlung von Weichteilinfektionen zu bewerten.
In dieser retrospektiven Studie wurden Patienten mit Weichteilinfektionen mit oder ohne Knochenbeteiligung, die sich einer chirurgischen Behandlung unterzogen, analysiert. Eine Gruppe bestand aus Patienten, die die neuartige Fibrin-Antibiotika-Sprühung (FAS) erhielten (n=62). Die Kontrollgruppe bestand aus Patienten, die mit der etablierten vakuumunterstützten Wundtherapie (VAWT) behandelt wurden (n=57). Hauptergebnisse waren Unterschiede im Heilungserfolg, in der Dauer bis zur Heilung und in der Anzahl der notwendigen Operationen.
In der FAS-Gruppe waren 55 Patienten (98,21%) nach der letzten Operation nicht mehr infiziert, in der VAWT-Gruppe war dies bei 47 Patienten (92,16%) der Fall (p = 0,19). Die Dauer bis zur klinischen Heilung ab der ersten Operation betrug in der FAS-Gruppe 10,65 +/- 10,38 Tage und in der VAWT-Gruppe 22,85 +/- 14,02 Tage (p < 0,001). In der FAS-Gruppe benötigten 41 Patienten eine Operation (66,13%) und 17 Patienten zwei Operationen (27,42%). Die Patienten der VAWT-Gruppe benötigen mindestens zwei (n=19; 33,34%), drei (n=19; 33,34%) oder mehr Operationen.
Im Vergleich zur vakuumunterstützten Wundtherapie bei Weichteilinfektionen zeigt Fibrin-Antibiotika-Spray bessere Ergebnisse. Die Heilung setzt schneller ein und es sind weniger Operationen erforderlich, was zu einer Verkürzung des Krankenhausaufenthalts, einem geringeren Narkoserisiko und einer höheren Patientenzufriedenheit führt. Die Kombination von Fibrin und Antibiotika kann als eine vielversprechende und wirksame Methode angesehen werden.
Im Rahmen des BMBF-finanzierten Projekts „NaMoLi 2“ fand 2023 die dritte Befragungswelle der Bewohnenden der Lincoln-Siedlung in Darmstadt statt. Sie zeichnet sich durch die zusätzlich durchgeführte Befragung einer Vergleichsgruppe aus. Diese besteht aus Personen, die innerhalb der letzten sechs Jahre in einen anderen innenstadtnahen Darmstädter Stadtteil gezogen sind. Folglich erlaubt das Design die längsschnittartige Analyse von Veränderungen im Mobilitätsverhalten von Bewohnenden der Lincoln-Siedlung, als auch den Vergleich mit der Mobilität von Bewohnenden konventioneller Stadtviertel. Im Rahmen der Befragung in Lincoln wurden 2.114 Fragebögen verteilt und im Rahmen der Vergleichsgruppe 2.649 postalisch versendet. Aus der Lincoln-Siedlung wurden n = 293 gültige Rücksendungen erhalten, was einer Rücklaufquote von 13,9 % entspricht. Der Rücklauf der Vergleichsbefragung belief sich auf n = 659 gültige Fragebögen mit einer Rücklaufquote von 24,9 %.
Dieser Bericht stellt die Methodik der dritten Befragungswelle dar. Dazu wird zunächst das Panel-Design der Erhebung in Lincoln dargestellt, mit dem die Befragung an bisher in der Siedlung durchgeführte Erhebungen anschließt. Anschließend werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem in Lincoln verwendeten Fragebogen und jenem zur Erhebung in der Vergleichsgruppe erläutert. Es folgen die Darstellung des Vorgehens bei der Verteilung bzw. Versendung der Fragebögen in beiden Befragungsgruppen. Anschließend wird der Umgang mit dem Rücklauf dargestellt, bevor soziodemographische Parameter beider Stichproben auf Repräsentativität geprüft werden.
Einleitung: Der Abgrenzung zwischen Totgeburt und Fehlgeburt kommt eine erhebliche Bedeutung für die ärztliche Praxis zu: Nur die Totgeburt gilt als Leiche und benötigt demzufolge eine ärztliche Leichenschau. Die Pflicht zur ärztlichen Leichenschau vor der Bestattung eines Verstorbenen ist in Deutschland in den jeweiligen „Bestattungsgesetzen“ der 16 Bundesländer und ggf. ergänzenden Verordnungen geregelt. Nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland (GG) liegt die Gesetzgebungsbefugnis für Todesfeststellung und Leichenschau bei den Ländern, während das Personenstandswesen in die Legitimation der Bundesgesetzgebung fällt. Die vorliegende Arbeit sollte dazu beitragen, vor dem Hintergrund der komplizierten Gefüge von Landes- und Bundesgesetzgebung sowie der Änderung des § 31 PStV vom 01.11.2018 Rechtssicherheit in der Abgrenzung von Totgeburt und Fehlgeburt für Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Leichenschau sowie bei der Obduktion von verstorbenen Schwangeren und Feten zu schaffen.
Material und Methoden: Alle relevanten Landesgesetze und Bundesgesetze sowie einschlägige juristische Kommentare wurden analysiert. Abfragen bezüglich der Erfordernisse bei der Meldung einer Totgeburt wurden bei Standesämtern durchgeführt, die diese Informationen online zur Verfügung gestellt hatten. Abschließend wurden die auf der aktuellen Gesetzeslage basierenden Erkenntnisse auf einen Fall vor dem Jahr 2018 hypothetisch angewandt.
Ergebnisse: In 12 der 16 Ländergesetze wird das Totgeborene – in Abgrenzung zur Fehlgeburt – nur über das Geburtsgewicht von mindestens 500 g definiert. In Hessen, Bremen und im Saarland wird zusätzlich als alternatives Kriterium die 24. Schwangerschaftswoche (SSW) genannt.
Es wurden 15 Standesämter in vier Bundesländern ermittelt. Davon forderten 10 bei Meldung einer Totgeburt die Vorlage einer ärztlichen Todesbescheinigung, dagegen 4 nicht. 14 Standesämter werteten die Totgeburt als Geburtsfall, eines gab keine Informationen dazu. 5 Standesämter werteten eine Totgeburt nicht als Sterbefall, 6 hingegen schon, und 4 stellten keine Informationen dazu zur Verfügung. 7 Standesämter gaben die aktuelle Definition einer Totgeburt an, wohingegen 5 lediglich die veraltete Definition zugrunde legten, und 3 keine Informationen diesbezüglich bereitstellten.
Diskussion: Nach den vorliegenden Ergebnissen lässt sich eine von den „Bestattungsgesetzen“ der Länder unabhängige Leichenschaupflicht für tote Leibesfrüchte ableiten, für die bezüglich der Leichendefinition die Kriterien des Personenstandsrechts gelten müssten. Demnach wäre in allen Bundesländern, unabhängig von den Kriterien in den jeweiligen „Bestattungsgesetzen“, zur Differenzierung zwischen Totgeburt und Fehlgeburt das alternative Merkmal „Erreichen der 24. SSW“ zu überprüfen, falls die tote Leibesfrucht, die keine Zeichen des Gelebthabens außerhalb des Mutterleibs aufweist, unter 500 g wiegt.
Obwohl die Abfrage bei den Standesämtern nicht als repräsentativ zu bezeichnen ist, waren dennoch die verschiedenen Vorgehensweisen unter den 15 ausgewerteten Standesämtern keine Einzelphänomene. Demzufolge erscheint zumindest die Feststellung der erheblichen Heterogenität von Standesämtern im Umgang mit Totgeburten gerechtfertigt.
Die Ausgangsfrage bei dem Fallbericht war, ob es sich bei einer aus dem Leichnam der Mutter im Rahmen einer Obduktion geborgenen toten Leibesfrucht um einen Leichnam handelt oder nicht. Es wurde damals entschieden, gemäß den gültigen Fassungen des § 31 PStV und des hessischen Friedhofs- und Bestattungsgesetzes (FBG HE), aufgrund des Unterschreitens der Gewichtsgrenze von 500 g von einer Fehlgeburt auszugehen, mit allen rechtlichen Konsequenzen. Nach der aktuellen Version des § 31 PStV wäre das Alternativkriterium „Erreichen der 24. SSW“ anwendbar gewesen.
Patienten/Innen (Pat.) mit Periventrikulärer Nodulärer Heterotopie (PNH) leiden häufig an pharmakoresistenter Epilepsie. Zur Identifizierung epileptogener Strukturen werden in der Forschung verschiedene Parameter als Marker für Epiletogenität untersucht. Der mittels Magnetenzephalographie (MEG) ermittelte Delta-Power-Wert ist nach der Literatur mit ischämischen und strukturellen Hirnläsionen, sowie mit wiederkehrenden epileptischen Anfällen assoziiert. Diese Studie untersuchte die Aussagekraft von durch Sensordatenanalyse ermittelte Delta-Power-Werte bei PNH Pat.. Dazu wurde eine Kohorte von 16 PNH Pat. und 16 nach Alter und Geschlecht gematchten Kontrollen mittels MEG, Magnetresonanztomographie (MRT) und neuropsychologischer Testung untersucht. Es wurden mögliche Unterschiede der Delta-Power-Werte zwischen an PNH erkrankten Epilepsiepatienten/innen und gesunden Kontrollen untersucht. Zudem wurde der Zusammenhang der Delta-Power-Werte einerseits mit Lokalisation und Volumen der Heterotopien und andererseits mit den neuropsychologischen Fähigkeiten (visuomotorischen Verarbeitungsgeschwindigkeit und exekutiven Funktion) untersucht.
Die Untersuchungen zeigten, dass das die Delta-Power-Werte sowohl global als auch lokal keine Aussagekraft über Lokalisation, Volumen oder Epileptogenität der PNHs hatten. Die exekutive Funktion und visuomotorische Verarbeitungsgeschwindigkeit waren bei den PNH Pat. signifikant schlechter als bei den gematchten Kontrollen. Zusammenfassend deuten diese Untersuchungen daraufhin, dass weder Delta-Power-Werte an sich oder Delta-Power-Werte im Sensorraum einen diagnostischen Wert bei PNH Pat. hatten. Die neuropsychologischen Tests hingegen zeigen Unterschiede der Gruppen auf und könnten daher als diagnostisches Kriterium betrachtet werden. Um feststellen zu können, ob Delta-Power-Werte an sich, oder aber Sensordaten nicht aussagekräftig in der Diagnostik von PNHs sind, müssten die MEG-Daten erneut mit veränderter Untersuchungsmethode (Quelldatenanalyse statt Sensordatenanlayse) untersucht werden.
Aufgrund der vielfältigen Vorteile von Biomarkern stehen diese seit einiger Zeit im Fokus der Forschung bei Multipler Sklerose (MS). Bisher existieren vorwiegend Daten zu Markern, die eine Verschlechterung der Krankheit anzeigen – Kenntnisse zu Markern für eine Verbesserung sind begrenzt. Mit dieser Studie sollte der Frage nachgegangen werden, ob veränderte Konzentrationen von Neurofilament Light Chain (NfL) und Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) im Serum (sNfL/sBDNF) und Liquor (cNfL/cBDNF) einer neurologischen und kognitiven Veränderung bei MS vorausgehen. Es wurde vermutet, dass NfL eine Verschlechterung und BDNF eine Verbesserung der Funktionen prognostiziert. Im Rahmen einer monozentrischen prospektiven Kohortenstudie wurden bei insgesamt 50 Patienten mit MS-Phänotyp (klinisch isoliertes Syndrom, schubförmigremittierende MS und primär progrediente MS) zu Studienbeginn (Messzeitpunkt T1) Serum- und Liquorproben abgenommen sowie eine neurologische und kognitive Testung durchgeführt. Nach zwölf Monaten (Messzeitpunkt T2) wurden die neurologische (n = 36) und die kognitive (n = 34) Testung wiederholt. Anhand der Dynamik ihrer Expanded Disability Status Scale (EDSS)- und globalen z-Werte wurden die Patienten vier Gruppenpaaren zugeordnet: Keine neurologische Verschlechterung versus Neurologische Verschlechterung (Anstieg EDSS ≥ 0.5), Keine kognitive Verschlechterung versus Kognitive Verschlechterung (Abfall globales z ≥ 0.5), Keine neurologische Verbesserung versus Neurologische Verbesserung (Abfall EDSS ≥ 0.5) und Keine kognitive Verbesserung versus Kognitive Verbesserung (Anstieg globales z ≥ 0.5). Die NfL- und BDNF-Konzentrationen der Patienten aus den jeweiligen Gruppen wurden anhand von Kovarianzanalysen unter Berücksichtigung von Kovariaten verglichen. Hinsichtlich der Prognose einer Verschlechterung präsentierten sich keine signifikanten Ergebnisse. Zur Prognose einer Verbesserung ergab sich Folgendes: Patienten mit einer neurologischen Verbesserung wiesen einen höheren sBDNF-Spiegel bei Studienbeginn auf im Vergleich zu Probanden mit keiner neurologischen Verbesserung (q = 0.04). Patienten mit einer kognitiven Verbesserung hatten zu Beginn höhere cBDNF-Konzentrationen als Patienten ohne kognitive Verbesserung (q = 0.004). In post-hoc durchgeführten Korrelationsanalysen stellten sich signifikante
Korrelationen zwischen sBDNF und EDSS-Wert-Veränderung (q = 0.036), cBDNF und globaler z-Wert-Veränderung (q = 0.04) und cBDNF und Anzahl an kognitiven Tests mit Verbesserung (q = 0.04) dar. Diese Ergebnisse deuten auf eine mögliche Rolle von BDNF als Biomarker zur Prognose von neurologischen und kognitiven Verbesserungen bei MS hin. Es bedarf jedoch weiterer Studien mit einer größeren Stichprobe und methodischen Anpassungen, um diese Schlussfolgerung zu untermauern.
The author describes the difficulties of the literary canon in the wider context of information flow and the necessity of its selection. He presents several projects (Radatz, Bloom, Reich-Ranicki) and considers their problems. He notes that there is no canon as such, but any attempt is influenced by the cultural circles in which these attempts originated. New initiatives in science and culture also have an effect on the contemporary perception of the canon; the author presents the feminist and postcolonial discourse. This contributes to the revision of the existing canons, where not only literary or aesthetical criteria come into play, but also a whole range of social processes and activities. The author further states the problems with school practice and with the questioning of the canon. Finally, he points out the various aspects related to the literary canon (personal-motivational, axiological, historical, the aspect of production, reception and interpretation, didactic and economical aspect). The phenomenon of the canon is considered ambivalent, on the other hand, however, he is aware of its possible usefulness.
Bei unserem Beitrag handelt es sich primär um empirisch basierte korpusgestützte Untersuchung von ausgewählten kognitiven Verben im Deutschen und im Slowakischen, mit dem Ziel neue Erkenntnisse über ihre Kollokabilität, Semantik, und Gebrauchsspezifik zu gewinnen. Unsere Analysen basieren auf Korpusmaterial und wir stützten uns auf die Korpora DeReKo, deTeTen10 bzw. deTen-Ten13, DWDS-Kernkorpus, SNK, Araneum Slovacum Maius und Kookkurrenzdatenbank CCDB. Zur Identifizierung der relevanten Wortverbindungen benutzten wir Frequenzkriterien und statistische Kriterien, z.B. absolute und relative Frequenz, Mi-score, t-score, log-Dice, LLR.
Der Themenschwerpunkt des vorliegenden Heftes der Slowakischen Zeitschrift für Germanistik zielt darauf ab, das vermeintlich altbekannte Phänomen des Literaturkanons genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu diesem Zweck werden zweierlei Aspekte ins Auge gefasst. Zum einen wird darauf fokussiert, wie das Phänomen selbst zustande kommt, welche Formen es annimmt, welche Strukturen es entwickelt und welche Funktionen es erfüllt, zweitens wird die Kanonforschung zum Gegenstand der Untersuchung im Sinne einer literaturwissenschaftlichen Selbstreflexion. Der Schwerpunkt liegt in allen Beiträgen auf der literaturwissenschaftlichen Germanistik. Gerade in Deutschland werden seit den 1990er Jahren in der literaturwissenschaftlichen Praxis verstärkt Fragen der Kanonbildung diskutiert. Angesichts der großen Komplexität dieser Fragen differenziert sich auch der wissenschaftliche Diskurs bald aus und nimmt immer deutlichere Konturen an. Es werden zunächst einmal Fragen nach dem Sinn bzw. der Notwendigkeit des literarischen Kanons aufgeworfen, es wird demgegenüber auch oft auf seine Schädlichkeit hingewiesen, darüber hinaus wird auf die Geschichtlichkeit des Kanons und dessen damit verbundenen Wandelbarkeit eingegangen und im Zusammenhang damit Prozesse der Dekanonisierung und Rekanonisierung reflektiert etc.
Filme üben immer noch eine Faszination auf Lernende aus. Wenn der Unterricht als trocken und abstrakt wahrgenommen wird, dann versprechen Filme aus Sicht der Lernenden eine kurzweilige und damit willkommene Abwechslung. Man kann davon ausgehen, dass die Situation in der Slowakei in dieser Hinsicht nicht recht viel anders ist als in Deutschland. Doch oft führt die erste Freude, die sich einstellt, wenn der Lehrende die entsprechende Ausrüstung aufbaut, zu Ernüchterung. Besonders dann, wenn die Lernenden (Studierende oder Schülerinnen bzw. Schüler) feststellen, dass sie wenig oder nichts verstehen, der Handlung nicht folgen können und der Lehrende den erhofften Filmgenuss mit Fragen "stört". In deutschen Klassenzimmern erntet man teilweise sogar wütenden Protest, wenn man es als Lehrer wagt, den Film zu unterbrechen. Damit wird, abgesehen vom offensichtlich mangelnden Respekt bei manchen Lernenden gegenüber den Lehrenden vor allem eine dramatische Misskonzeption des Ausdrucks Filmschauen deutlich. Im didaktischen Kontext, sprich an Schule oder Universität, geht es anders als im Kino nicht um ein cineastisches Gesamterlebnis. Das liegt zum einen daran, dass Lehrfilme eine grundsätzlich andere Zielsetzung verfolgen als eine Hollywoodproduktion oder als andere filmische Subgenres, die im Kino, im Fernsehen oder auf legalen oder illegalen Online-Plattformen verfügbar sind.
Das Ziel der folgenden Studie liegt darin, die Erinnerungsbilder ausgewählter deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften unter die Lupe zu nehmen und an zwei konkreten Beispielen zu zeigen, wie die Periodika durch Vergegenwärtigung der Vergangenheit das kollektive Selbstbild der deutschsprachigen Einwohner Bratislavas nach 1918 zu prägen versucht haben. Wie hängen aber Erinnerung, Kontinuitätsbruch und kollektives Selbstbild zusammen?
Kollokationen als mehr oder weniger feste Wortverbindungen auf lexikalischer wie auf morphologischer Ebene sind Phänomene, bei denen sich die seit vorigem Jahrhundert geführten Diskussionen über die Art der Syntax-Semantik-Grenze in der Linguistik niederschlagen. Bei den Kollokationen handelt es sich um Strukturierungen innerhalb des Wortschatzes, deswegen werden sie stark im Bereich der Lexikologie und auch Phraseologie untersucht. [...] Für unsere empirische Analyse haben wir vier unterschiedliche online Wörterbücher gewählt – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS-W), das Wörterbuch Duden online (DUW), Festen Wortverbindungen des Deutschen – Kollokationswörterbuch für den Alltag (KW), Lingea – Deutsch-Slowakisches praktisches Wörterbuch (D-SW), um zu erfahren, wie variabel ein Stichwort, in unserem Fall das Substantiv Dienst durch Kollokationen präsentiert und nach der Bedeutung aufgegliedert wird. Die Problematik der lexikographischen Kodifizierung von Kollokationen als sprachlichen Einheiten in den Wörterbüchern ist von mehreren Perspektiven zu klären oder zu untersuchen. Unser Interesse orientiert sich auf die Informationen über Kollokationen in den Wörterbuchaußentexten, Auswahl der Kollokationen, Position der Kollokationen und Aufführung von Angaben.
Der Beitrag bezieht sich auf die Ideen, die Professor Ilpo Tapani Piirainen in einer seiner ersten Veröffentlichungen entwickelt hat. Es geht um die Monographie 'Textbezogene Untersuchungen über "Katz und Maus" und "Hundejahre" von Günter Grass', die 1966 als Laudatur-Arbeit im Fach Ästhetik an der Historisch-Philologischen Sektion der Philosophischen Fakultät der Universität Helsinki angenommen worden war. Seit diesem Ereignis sind 50 Jahre vergangen (Piirainen 1968). Diese Arbeit scheint von Wert zu sein durch ihr tiefes Eindringen in die Fragestellungen der Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft in ihren Zusammenhängen, die auch heute aktuell bleiben, sowie durch ihr methodisches Verfahren, das es erlaubt, die Stilzüge literarischer Texte aus der Sicht der Linguistik zu interpretieren. Aufgaben dieser Art entstehen immer wieder, wenn neue literarische Produkte erscheinen, die durch ihre Sprache als Idiolekt eines Textverfassers die besondere Aufmerksamkeit der Linguisten auf sich ziehen. [...] In der deutschen Gegenwartsliteratur finden sich mehrere Autoren, die Konjunktiv I-Formen in ihren literarischen Werken gern benutzen und seine variable Einsatzmöglichkeiten bei der Vertextung zum Vorschein bringen. Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist die Verwendung des Konjunktivs I im Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann. Auffallend ist der reichliche Gebrauch des K I in diesem Roman. Seine starke Präsenz verleiht dem Text eine eigenartige stilistische Prägung unter den anderen Werken der modernen deutschen Literatur, auch unter denen, die zur aktiven Verwendung der K I-Formen neigen.
Der vorliegende Aufsatz behandelt eines von mehreren Desiderata der sprachgeschichtlichen Forschung in der Slowakei, welchen bis jetzt kaum Beachtung geschenkt wurde. Aufgrund dessen wird
versucht, einige syntaktische Eigenheiten des Frühneuhochdeutschen in der Slowakei zu erfassen und dadurch die bestehenden Untersuchungslinien zu präsentieren. Die syntaktische Darstellung kausaler Relationen wird neben der traditionellen Funktionalität um die pragmatische Modalität bereichert, wodurch der aktuelle Ansatz sprachgeschichtlicher Forschung deutscher Konnektoren reflektiert wird.
Kompetenzen ohne Kanon?
(2015)
Das Thema literarischer Kanon, um das es eigentlich gehen soll, rückt erst im letzten Drittel meines Aufsatzes ins Zentrum meiner Ausführungen. Das wirkt auf den ersten Blick wie eine Themenverfehlung, ist aber keine. Die klassische Kanon-Frage "Was sollen Schüler/innen in der Sekundarstufe II lesen?" ist im Bildungsdiskurs der Gegenwart so sehr an den Rand gerückt, dass sie fast nicht mehr auffindbar ist. Daher spiegelt die thematische Struktur meines Aufsatzes die Struktur einer Schulwirklichkeit, der die Inhalte abhandenkommen, weil sie nur mehr nach "brauchbaren" Fähigkeiten und Fertigkeiten fragt und dabei zu vergessen scheint, dass diese Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht durch beliebige Inhalte zu erwerben sind – und wenn, dann bestenfalls als billige, allzu leichtgewichtige Imitate jener "Kompetenzen", die tatsächlich diesen Namen verdienen würden. Ich erläutere zunächst den dominanten Stellenwert des Begriffs "Kompetenz" in der gegenwärtigen Bildungspolitik, gebe dann bildungstheoretischen Positionen Raum, die den herrschenden Kompetenzbegriff kritisieren, erörtere in einem dritten Teil die Relevanz von Kompetenzen für die Ziele und Arbeitsweisen des Deutschunterrichts und widme mich erst im vierten und fünften Abschnitt der Frage, welche Auswirkungen die "Kompetenzorientierung" für den Literaturunterricht im Allgemeinen und die Kanonfrage im Besonderen hat und in näherer Zukunft haben könnte.
Deutschland und auch Österreich sind Einwanderungsländer, die sich zu echten Einwanderungsgesellschaften entwickeln. Das bedeutet, "Vielfalt und gleichberechtigte Teilhabe als gelebte Selbstverständlichkeit zu begreifen. Dazu gehört auch, Diskriminierung und Benachteiligung entgegenzutreten" (Einwanderungsland Deutschland 2016:17). Alle Menschen in Deutschland und Österreich müssen "die Chance haben, ihren Platz zu finden und sich einzubringen – in der Schule" und am Arbeitsmarkt sowie in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens (ebd.). In unserem Kontext von erheblicher Relevanz ist die Tatsache, dass die in Deutschland und Österreich lebenden Personen mit Migrationshintergrund ein deutlich anderes Bildungsprofil aufweisen als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Zugewanderte sind nämlich in den höchsten und niedrigsten Bildungsschichten überproportional vertreten, während die inländische Bevölkerung überdurchschnittlich häufig die mittlere Bildungsebene (Lehr und Fachschulausbildung) besetzt. Das ist in Österreich noch ausgeprägter als in Deutschland.
In diesem Beitrag wird gezeigt, mit welchen Techniken eine Dichterin im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts populär gemacht wurde. Pressburger Lehrer, Literaturkritiker und Herausgeber Karl Weiß Schrattenthal nahm sich einer, bis daher unbekannten Dichterin Johanna Ambrosius Voigt an und ihr Werk verzeichnete einen unerwarteten Erfolg. Johanna Ambrosius Voigt war eine Bäuerin, die fähig war, mit ihren Gedichten das Publikum zu bezaubern. Bei dieser Analyse werden die Daten, die die Dichterin dem Herausgeber selbst zur Verfügung stellte, mit denen, die von dem Herausgeber im Vorwort für die Gedichtsammlung benutzt wurden, verglichen, und auf die Besprechungen der Gedichtsammlung in der Presse eingegangen. Bei den Rezensionen konzentrierte ich mich auf einige sich oft wiederholende Motive, unter anderem Anfänge der Dichtung, die Zuordnung der Autorin, usw. Im nächsten Schritt suche ich eine mögliche Erklärung für den großen Erfolg der Gedichtsammlung von Johanna Ambrosius (45 Ausgaben). War es die Wirkung des überzeugend geschriebenen Vorwortes, das Mitleid erregte? Oder die Quantität der literarischen Kritiken? Die steigende Popularität und Wirkung von Ambrosius' Werk beweist die Analyse des früheren und des späteren Vorwortes von Schrattenthal, mit denen der Herausgeber die verschiedene Ausgabe von Ambrosius'
Gedichten versehen hat.
Systemtheorie als Instrument zur Beobachtung von Kanonisierungsprozessen im literarischen System
(2015)
In der Literaturwissenschaft derdeutschsprachigen Länder intensiviert sich in den 1980er Jahren die Erforschung der Mechanismen des literarischen Kanons, dessen historische Kontexte und sein Status in der Gegenwart. Es gibt einen Konsens in der Ansicht, dass die Bildung des Kanons nicht allein durch das Prisma der ästhetischen Qualität der Werke erklärt werden kann. Im Gegenteil, den Fluchtpunkt derKanon-Diskussion stellt die Überzeugung dar, dass der Kanon vielmehr durch gesellschaftliche Prozesse geregelt wird. Die Modellierung des Kanons auf der Grundlage gesellschaftlicher Prozesse hat verschiedene Facetten (postcolonial, gender, social, discourseanalytic). In vielen Fällen werden textuelle Aspekte nur wenig berücksichtigt, was auch auf die systemtheoretische Literaturwissenschaft im Allgemeinen zutrifft, die ich unter diesem Aspekt beleuchten will. Meine Überlegungen sind demnach systemtheoretisch an Niklas Luhmann orientiert und an den Anwendungen seiner Systemtheorie auf das autopoietische System der Literatur. Die Systemtheorie bietet erklärtermaßen eine gute Möglichkeit, Kommunikation als Prinzip der Selbstorganisation sozialer Systeme zu modellieren. Sie stellt ein Instrumentarium zur Beobachtung von Mechanismen und Prinzipien der Konstruktion sozialer Realität bereit, die sich in Kommunikationsakten manifestieren. Einer systematischen Erforschung von Kanonisierungsprozessen im deutschsprachigen Raum stand bis in die 1980er Jahre die traditionelle Auffassung von Kanon und die daraus abgeleitete Vorstellung im Wege, dass der Kanon immer die wertvollsten Werke erfasst. Seit diese Vorstellung als problematisch erkannt wurde, differenziert sich auch die Kanonforschung im Rahmen der Literaturwertung.
Definitionen von Kinder- und Jugendliteratur (KJL) enthalten zumindest ansatzweise Kriterien, nach denen sie beurteilt werden soll und welches der Werke potentiell in den Klassiker-Kanon der KJL kommt und welches nicht dazu eignet. Beurteilt werden diese Werke von Personen, die jeweils unterschiedliche Kontexte und Interessen repräsentieren, die sich wiederum durch die Zeiten wandeln. Somit wandelt sich auch die ästhetische Wahrnehmung dieser Werke. Das ist an sich nicht die Problematik der Kanonbildung im Bereich der KJL, bzw. es kommen weitere Aspekte zusätzlich hinzu. Die Berücksichtigung der ästhetischen Qualität der KJL wird immer wieder als ein Desiderat formuliert. Ein anderer Aspekt, der allerdings mit den ästhetischen Qualitäten der KJL zusammenhängt, ist die Berücksichtigung der kognitiven Fähigkeiten des Lesepublikums. Angesichts der Altersgemäßheit werden allgemein ästhetische Maßstäbe der Beurteilung modifiziert. So betrachtet bekommen Werke wie E. T. A. Hoffmanns "Das fremde Kind" oder "Nussknacker und Mausekönig" eine zusätzliche Bedeutung. Ein spezieller Fall ist Erich Kästner, der nicht zum allgemeinen Literaturkanon gehört, dennoch kommt er regelmäßig in den Literaturgeschichten vor. Daran ist der Klassikerstatus seiner Kinderbücher maßgeblich beteiligt. Der Begriff der KJL weist heute also viele Aspekte auf, die in den betreffenden Diskursen unter besonderer Gewichtung zum Tragen kommen. [...] Eine ausgesprochen aktive Aufnahme des Prototextes "Bambi" fand so gut wie nie statt und sie tut es auch heute nicht. Alles, was mit Bambi in Verbindung gebracht wird, rekurriert auf diemAdaption durch Walt Disney aus dem Jahr 1942. Die fehlende aktive Rezeption von "Bambi" verhindert auch dessen Eingang in die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den ästhetischen Qualitäten des Originals.
Den Ausgangspunkt der Ausführungen bildet das allgemein anerkannte Faktum, dass Texte inhaltlich und formal redundant sind, also immer auch solche Bestandteile enthalten, die für den gesamten Inhalt als irrelevant erscheinen. Um das Gleichgewicht zu erlangen und die Einseitigkeit zu überwinden, hat sich in der Sprache der Mechanismus der Sprachökonomie herausgebildet, die auch als Kommunikationseffizienz bezeichnet werden kann. Die Kategorien der Effizienz (Leichtigkeit beim Erreichen des Ziels) und der Effektivität (der gründlichen Verarbeitung und des Erreichens des genauen Ziels) sind regulative Faktoren, die gegeneinander wirken und miteinander konkurrieren. Ähnlich dazu existieren die gegenseitigen Phänomene der Redundanz und Ökonomie auch in der Sprache parallel und sie verschieben Kompetenzen und Macht über die Aussagen und Texte wechselseitig. Beide Erscheinungen sind produktiv und frequentiert. [...] Aus dem Blickwinkel der Dolmetschsituation rückt der mündliche Aspekt verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Im Rahmen der bilingualen dolmetscherischen Kommunikationssituation sind beide gegenseitigen sprachlichen Phänomene in jedem Moment als anwesend zu berücksichtigen. Einerseits lässt sich die Redundanz als Konsequenz der Ökonomie auswerten, andererseits wird die Neutralisierung der Merkmale/Merkmalhaftigkeit dadurch ermöglicht, dass der Sprachausdruck in der Regel redundanter Natur ist.
Rezension zu Dentschewa, Emilia; Razbojnikova-Rateva, Maja; Baschewa, Emilia et al.(Hrsg.): Traditionen, Herausforderungen und Perspektiven in der germanistischen Lehre und Forschung. 90 Jahre Germanistik an der St.-Kliment-Ochridski-Universität Sofia. Akten der Jubiläumskonferenz der Fachrichtung Deutsche Philologie, 11.-12. Oktober 2013. Sofia: Universitätsverlag, „St. Kliment Ochridski“ 2015. ISBN 978-954-07-3684-6
Im Folgenden soll [...] – im Rahmen der hier gebotenen Kürze – zunächst der Zusammenhang von Werbe-, Kunst- und Kulturgeschichte näher beleuchtet werden (Kap. 2), denn ohne Kenntnis der historischen Kontexte können auch die Veränderungen der letzten Jahre nicht angemessen analysiert werden. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Kreativität und das vierte mit Kunst und Kultur (in) der Werbung. Im Weiteren werden dann – im Zusammenhang mit den vorher dargestellten Aspekten – einige Anregungen (nicht nur) für den Deutschunterricht gegeben (Kap. 5). Das abschließende Kapitel zeigt einige Desidarate der Forschung auf und bietet damit Perspektiven für weitere Untersuchungen (Kap. 6).
Die Forderung, Kultur und Kunst stärker in den Deutschunterricht und ins germanistische Studium einzubeziehen, wiederholt sich zyklisch seit Jahren, obwohl die Unterrichtsbedingungen sich im Laufe der Zeit veränderten und unterschiedliche didaktische Ansätze verschiedene Schwerpunkte präferierten. Dabei wird die Kultur in germanistischen Kreisen in ihren beiden Bedeutungen erörtert – als Hochkultur, als Kunst, die den Zeitgeist reflektiert und Anregungen für die Weiterentwicklung der Kulturen gibt, sowie als anthropologischer Begriff, der sich auf eine soziale Gruppe bezieht, ihre Artefakte, Praktiken, Normen und Werte umfasst.
Im Hinblick auf die neue Situation im Fremdsprachenlernen wird im Artikel auf die wichtige Rolle der Kultur und der Kunst im Lernprozess hingewiesen und die Frage erörtert, ob der Fremdsprachenunterricht zu Änderungen und einer Weiterentwicklung in den Intentionen der humanistischen Pädagogik und der interkulturellen Fremdsprachendidaktik beiträgt oder dazu tendiert, vorhandene Wissensinhalte und Einstellungen eher stereotypisch zu vermitteln.
Das Gebiet des historischen Oberungarn wurde durch den Einfluss mehrerer Kulturen gekennzeichnet. Ungarische, deutsche, slowakische, jüdische und andere Bevölkerungsteile bewohnten diesen Raum gemeinsam, was zu wirtschaftlichen, sprachlichen und kulturellen Transferprozessen führte. Im vorliegenden Beitrag werden speziell die möglichen Interaktionen zwischen den sich langsam formierenden Frauengemeinschaften des ausgehenden 19. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Sprachgruppen der Region bearbeitet. Einer der Bereiche, der eine Möglichkeit zur gegenseitigen Wahrnehmung oder auch aktiven Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teilen der Öffentlichkeit bietet, ist die periodische Presse. Um Beziehungen zwischen unterschiedlichen Sprachgruppen zu untersuchen, erfolgte ein inhaltlicher Vergleich, der ersten beiden, an Frauen gerichteten Periodika auf Deutsch und Slowakisch aus Oberungarn: "Schrattenthal's Frauen-Zeitung" und Almanache des Frauenvereins "Živena". Die Analyse konzentrierte sich auf folgende Fragen: Welche Informationen waren in Oberungarn besonders für Frauen bestimmt? Kann man zwischen diesen zwei Druckwerken gemeinsame Themen oder sogar Wechselwirkungen feststellen? Inwieweit wird über die Frauenbewegungen in anderen Staaten berichtet? Welche Genderbilder entstehen auf den Seiten dieser Medien?
Im Folgenden sollen zuerst beide Magazine vorgestellt werden, wobei ich "Schrattenthal's Frauen-Zeitung" mehr Platz widme, zumal sie bisher in der slowakischen Forschung nicht beachtet wurde. Dann möchte ich die kongruenten Inhalte und ihre Behandlung beschreiben, und schließlich den Aufbau der näher betrachteten Erzählungen erläutern.
Literatur im Rahmen des DaF-Unterrichts, der literarischen Kommunikation, Kindheitsbilder, Märchen. So klingt die Hierarchie der Begriffe, von denen man in dieser Studie ausgeht und die an dieser Stelle auszulegen ist, um zur Rolle der Kunst, bzw. der Literatur im Fremdsprachenerwerb zu kommen. Umgang mit fremdsprachiger Literatur, ihr praktisches Antasten werden hier als eine spezifische Art literarisch-pädagogischer Kommunikation aufgefasst, in der das Ästhetische und Appellative Hand in Hand in die Richtung die Lerner gehen, die zugleich in der Rolle der Leser auftreten. DaF-Unterricht ist in diesem Fall nicht als klassischer Spracherwerb innerhalb einer schulischen Institution zu verstehen, sondern als eine Begegnung mit einer Fremdsprache und einer oder mehreren Zielkulturen, mit denen diese oder jene konkrete unterrichtete Fremdsprache verbunden ist. Aus dieser Sicht gehört zum DaF-Unterricht auch die Kunst, deren Rolle man nicht unterschätzen darf.