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The author describes the difficulties of the literary canon in the wider context of information flow and the necessity of its selection. He presents several projects (Radatz, Bloom, Reich-Ranicki) and considers their problems. He notes that there is no canon as such, but any attempt is influenced by the cultural circles in which these attempts originated. New initiatives in science and culture also have an effect on the contemporary perception of the canon; the author presents the feminist and postcolonial discourse. This contributes to the revision of the existing canons, where not only literary or aesthetical criteria come into play, but also a whole range of social processes and activities. The author further states the problems with school practice and with the questioning of the canon. Finally, he points out the various aspects related to the literary canon (personal-motivational, axiological, historical, the aspect of production, reception and interpretation, didactic and economical aspect). The phenomenon of the canon is considered ambivalent, on the other hand, however, he is aware of its possible usefulness.
Der Themenschwerpunkt des vorliegenden Heftes der Slowakischen Zeitschrift für Germanistik zielt darauf ab, das vermeintlich altbekannte Phänomen des Literaturkanons genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu diesem Zweck werden zweierlei Aspekte ins Auge gefasst. Zum einen wird darauf fokussiert, wie das Phänomen selbst zustande kommt, welche Formen es annimmt, welche Strukturen es entwickelt und welche Funktionen es erfüllt, zweitens wird die Kanonforschung zum Gegenstand der Untersuchung im Sinne einer literaturwissenschaftlichen Selbstreflexion. Der Schwerpunkt liegt in allen Beiträgen auf der literaturwissenschaftlichen Germanistik. Gerade in Deutschland werden seit den 1990er Jahren in der literaturwissenschaftlichen Praxis verstärkt Fragen der Kanonbildung diskutiert. Angesichts der großen Komplexität dieser Fragen differenziert sich auch der wissenschaftliche Diskurs bald aus und nimmt immer deutlichere Konturen an. Es werden zunächst einmal Fragen nach dem Sinn bzw. der Notwendigkeit des literarischen Kanons aufgeworfen, es wird demgegenüber auch oft auf seine Schädlichkeit hingewiesen, darüber hinaus wird auf die Geschichtlichkeit des Kanons und dessen damit verbundenen Wandelbarkeit eingegangen und im Zusammenhang damit Prozesse der Dekanonisierung und Rekanonisierung reflektiert etc.
Kompetenzen ohne Kanon?
(2015)
Das Thema literarischer Kanon, um das es eigentlich gehen soll, rückt erst im letzten Drittel meines Aufsatzes ins Zentrum meiner Ausführungen. Das wirkt auf den ersten Blick wie eine Themenverfehlung, ist aber keine. Die klassische Kanon-Frage "Was sollen Schüler/innen in der Sekundarstufe II lesen?" ist im Bildungsdiskurs der Gegenwart so sehr an den Rand gerückt, dass sie fast nicht mehr auffindbar ist. Daher spiegelt die thematische Struktur meines Aufsatzes die Struktur einer Schulwirklichkeit, der die Inhalte abhandenkommen, weil sie nur mehr nach "brauchbaren" Fähigkeiten und Fertigkeiten fragt und dabei zu vergessen scheint, dass diese Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht durch beliebige Inhalte zu erwerben sind – und wenn, dann bestenfalls als billige, allzu leichtgewichtige Imitate jener "Kompetenzen", die tatsächlich diesen Namen verdienen würden. Ich erläutere zunächst den dominanten Stellenwert des Begriffs "Kompetenz" in der gegenwärtigen Bildungspolitik, gebe dann bildungstheoretischen Positionen Raum, die den herrschenden Kompetenzbegriff kritisieren, erörtere in einem dritten Teil die Relevanz von Kompetenzen für die Ziele und Arbeitsweisen des Deutschunterrichts und widme mich erst im vierten und fünften Abschnitt der Frage, welche Auswirkungen die "Kompetenzorientierung" für den Literaturunterricht im Allgemeinen und die Kanonfrage im Besonderen hat und in näherer Zukunft haben könnte.
Systemtheorie als Instrument zur Beobachtung von Kanonisierungsprozessen im literarischen System
(2015)
In der Literaturwissenschaft derdeutschsprachigen Länder intensiviert sich in den 1980er Jahren die Erforschung der Mechanismen des literarischen Kanons, dessen historische Kontexte und sein Status in der Gegenwart. Es gibt einen Konsens in der Ansicht, dass die Bildung des Kanons nicht allein durch das Prisma der ästhetischen Qualität der Werke erklärt werden kann. Im Gegenteil, den Fluchtpunkt derKanon-Diskussion stellt die Überzeugung dar, dass der Kanon vielmehr durch gesellschaftliche Prozesse geregelt wird. Die Modellierung des Kanons auf der Grundlage gesellschaftlicher Prozesse hat verschiedene Facetten (postcolonial, gender, social, discourseanalytic). In vielen Fällen werden textuelle Aspekte nur wenig berücksichtigt, was auch auf die systemtheoretische Literaturwissenschaft im Allgemeinen zutrifft, die ich unter diesem Aspekt beleuchten will. Meine Überlegungen sind demnach systemtheoretisch an Niklas Luhmann orientiert und an den Anwendungen seiner Systemtheorie auf das autopoietische System der Literatur. Die Systemtheorie bietet erklärtermaßen eine gute Möglichkeit, Kommunikation als Prinzip der Selbstorganisation sozialer Systeme zu modellieren. Sie stellt ein Instrumentarium zur Beobachtung von Mechanismen und Prinzipien der Konstruktion sozialer Realität bereit, die sich in Kommunikationsakten manifestieren. Einer systematischen Erforschung von Kanonisierungsprozessen im deutschsprachigen Raum stand bis in die 1980er Jahre die traditionelle Auffassung von Kanon und die daraus abgeleitete Vorstellung im Wege, dass der Kanon immer die wertvollsten Werke erfasst. Seit diese Vorstellung als problematisch erkannt wurde, differenziert sich auch die Kanonforschung im Rahmen der Literaturwertung.
Definitionen von Kinder- und Jugendliteratur (KJL) enthalten zumindest ansatzweise Kriterien, nach denen sie beurteilt werden soll und welches der Werke potentiell in den Klassiker-Kanon der KJL kommt und welches nicht dazu eignet. Beurteilt werden diese Werke von Personen, die jeweils unterschiedliche Kontexte und Interessen repräsentieren, die sich wiederum durch die Zeiten wandeln. Somit wandelt sich auch die ästhetische Wahrnehmung dieser Werke. Das ist an sich nicht die Problematik der Kanonbildung im Bereich der KJL, bzw. es kommen weitere Aspekte zusätzlich hinzu. Die Berücksichtigung der ästhetischen Qualität der KJL wird immer wieder als ein Desiderat formuliert. Ein anderer Aspekt, der allerdings mit den ästhetischen Qualitäten der KJL zusammenhängt, ist die Berücksichtigung der kognitiven Fähigkeiten des Lesepublikums. Angesichts der Altersgemäßheit werden allgemein ästhetische Maßstäbe der Beurteilung modifiziert. So betrachtet bekommen Werke wie E. T. A. Hoffmanns "Das fremde Kind" oder "Nussknacker und Mausekönig" eine zusätzliche Bedeutung. Ein spezieller Fall ist Erich Kästner, der nicht zum allgemeinen Literaturkanon gehört, dennoch kommt er regelmäßig in den Literaturgeschichten vor. Daran ist der Klassikerstatus seiner Kinderbücher maßgeblich beteiligt. Der Begriff der KJL weist heute also viele Aspekte auf, die in den betreffenden Diskursen unter besonderer Gewichtung zum Tragen kommen. [...] Eine ausgesprochen aktive Aufnahme des Prototextes "Bambi" fand so gut wie nie statt und sie tut es auch heute nicht. Alles, was mit Bambi in Verbindung gebracht wird, rekurriert auf diemAdaption durch Walt Disney aus dem Jahr 1942. Die fehlende aktive Rezeption von "Bambi" verhindert auch dessen Eingang in die literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den ästhetischen Qualitäten des Originals.
Im Folgenden soll [...] – im Rahmen der hier gebotenen Kürze – zunächst der Zusammenhang von Werbe-, Kunst- und Kulturgeschichte näher beleuchtet werden (Kap. 2), denn ohne Kenntnis der historischen Kontexte können auch die Veränderungen der letzten Jahre nicht angemessen analysiert werden. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Kreativität und das vierte mit Kunst und Kultur (in) der Werbung. Im Weiteren werden dann – im Zusammenhang mit den vorher dargestellten Aspekten – einige Anregungen (nicht nur) für den Deutschunterricht gegeben (Kap. 5). Das abschließende Kapitel zeigt einige Desidarate der Forschung auf und bietet damit Perspektiven für weitere Untersuchungen (Kap. 6).
Die Forderung, Kultur und Kunst stärker in den Deutschunterricht und ins germanistische Studium einzubeziehen, wiederholt sich zyklisch seit Jahren, obwohl die Unterrichtsbedingungen sich im Laufe der Zeit veränderten und unterschiedliche didaktische Ansätze verschiedene Schwerpunkte präferierten. Dabei wird die Kultur in germanistischen Kreisen in ihren beiden Bedeutungen erörtert – als Hochkultur, als Kunst, die den Zeitgeist reflektiert und Anregungen für die Weiterentwicklung der Kulturen gibt, sowie als anthropologischer Begriff, der sich auf eine soziale Gruppe bezieht, ihre Artefakte, Praktiken, Normen und Werte umfasst.
Im Hinblick auf die neue Situation im Fremdsprachenlernen wird im Artikel auf die wichtige Rolle der Kultur und der Kunst im Lernprozess hingewiesen und die Frage erörtert, ob der Fremdsprachenunterricht zu Änderungen und einer Weiterentwicklung in den Intentionen der humanistischen Pädagogik und der interkulturellen Fremdsprachendidaktik beiträgt oder dazu tendiert, vorhandene Wissensinhalte und Einstellungen eher stereotypisch zu vermitteln.
Das Gebiet des historischen Oberungarn wurde durch den Einfluss mehrerer Kulturen gekennzeichnet. Ungarische, deutsche, slowakische, jüdische und andere Bevölkerungsteile bewohnten diesen Raum gemeinsam, was zu wirtschaftlichen, sprachlichen und kulturellen Transferprozessen führte. Im vorliegenden Beitrag werden speziell die möglichen Interaktionen zwischen den sich langsam formierenden Frauengemeinschaften des ausgehenden 19. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Sprachgruppen der Region bearbeitet. Einer der Bereiche, der eine Möglichkeit zur gegenseitigen Wahrnehmung oder auch aktiven Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Teilen der Öffentlichkeit bietet, ist die periodische Presse. Um Beziehungen zwischen unterschiedlichen Sprachgruppen zu untersuchen, erfolgte ein inhaltlicher Vergleich, der ersten beiden, an Frauen gerichteten Periodika auf Deutsch und Slowakisch aus Oberungarn: "Schrattenthal's Frauen-Zeitung" und Almanache des Frauenvereins "Živena". Die Analyse konzentrierte sich auf folgende Fragen: Welche Informationen waren in Oberungarn besonders für Frauen bestimmt? Kann man zwischen diesen zwei Druckwerken gemeinsame Themen oder sogar Wechselwirkungen feststellen? Inwieweit wird über die Frauenbewegungen in anderen Staaten berichtet? Welche Genderbilder entstehen auf den Seiten dieser Medien?
Im Folgenden sollen zuerst beide Magazine vorgestellt werden, wobei ich "Schrattenthal's Frauen-Zeitung" mehr Platz widme, zumal sie bisher in der slowakischen Forschung nicht beachtet wurde. Dann möchte ich die kongruenten Inhalte und ihre Behandlung beschreiben, und schließlich den Aufbau der näher betrachteten Erzählungen erläutern.
Literatur im Rahmen des DaF-Unterrichts, der literarischen Kommunikation, Kindheitsbilder, Märchen. So klingt die Hierarchie der Begriffe, von denen man in dieser Studie ausgeht und die an dieser Stelle auszulegen ist, um zur Rolle der Kunst, bzw. der Literatur im Fremdsprachenerwerb zu kommen. Umgang mit fremdsprachiger Literatur, ihr praktisches Antasten werden hier als eine spezifische Art literarisch-pädagogischer Kommunikation aufgefasst, in der das Ästhetische und Appellative Hand in Hand in die Richtung die Lerner gehen, die zugleich in der Rolle der Leser auftreten. DaF-Unterricht ist in diesem Fall nicht als klassischer Spracherwerb innerhalb einer schulischen Institution zu verstehen, sondern als eine Begegnung mit einer Fremdsprache und einer oder mehreren Zielkulturen, mit denen diese oder jene konkrete unterrichtete Fremdsprache verbunden ist. Aus dieser Sicht gehört zum DaF-Unterricht auch die Kunst, deren Rolle man nicht unterschätzen darf.
This paper deals with the problem of usage of music in the foreign language teaching especially German language. There are outlined basic theoretical principles, where the definition of basic concepts in this area is not easy. It is therefore important to grasp the existing knowledge, consolidate and create theoretical basis for application in practice. The second part of this paper demonstrates practical example how to use the opera Hänsel und Gretel composed by Engelbert Humperdinck in the foreign language teaching.
Viele Städte in Deutschland stehen aktuell vor komplexen ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen, die mit klassischen ressortbezogenen Planungskonzepten nicht zu bewältigen sind. Integrierte Stadtentwicklungskonzepte erleben deshalb vielerorts eine Renaissance in der städtischen Planungspraxis. Die in diesem Zusammenhang diskutierten Planungsleitbilder geben jedoch nur selten direkt umsetzbare Handlungskonzepte vor. In diesem Beitrag werden deshalb am Beispiel der Stadt Leipzig konkrete Handlungsoptionen für eine an nachhaltiger Mobilität orientierte Stadtentwicklung vorgestellt. Aufbauend auf bisherigen Erkenntnissen zu integrierten Stadtentwicklungskonzepten werden zunächst infrastrukturbezogene Konzepte zur Förderung des Wohnens im Innenbereich, zur Stärkung städtischer Zentren sowie zur Förderung der Nahmobilität dargestellt. Darüber hinaus werden auch politische, organisatorische und kommunikative Handlungsoptionen aufgezeigt. Diese umfassen Maßnahmen zur Verbesserung der übergeordneten Rahmenbedingungen, Konzepte zur Stärkung der inter- und intrakommunalen Kooperation sowie integrierte städtische Mobilitätskonzepte. Das Beispiel Leipzig macht dabei deutlich, dass infrastrukturelle Ansätze für eine an nachhaltiger Mobilitätsgestaltung orientierte Stadtentwicklung nicht ausreichend sind. Vielmehr ist eine bessere Abstimmung der Stadt- und Verkehrsplanung auf die Bedürfnisse der Bevölkerung erforderlich; dazu gehört auch die Integration von Mobilitätsmanagementmaßnahmen in städtische Verkehrskonzepte. Für eine wirksame Umsetzung integrierter Stadtentwicklungskonzepte erscheinen außerdem eine an Nachhaltigkeitszielen orientierte Gestaltung der rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie eine stärkere Berücksichtigung regionaler Verknüpfungen in städtischen Planungen notwendig.
Erika Fuchs, 1906–2005
(2015)
Erika Fuchs gilt als die Grande Dame des deutschen Comics. In ihrer über 30 Jahre andauernden Tätigkeit als "Chefredakteurin" des Micky-Maus-Magazins übersetzte die Kunsthistorikerin unzählige US-amerikanische Disney-Comics ins Deutsche. Sie verlegte mit dem für sie charakteristischen extrem freien aber sprachlich sehr gehobenen Übersetzungsstil die Welt von Donald Duck und Mickey Mouse nach Deutschland und prägte dadurch die Sprache mehrerer Leser-Generationen.
Günter Eich, 1907–1972
(2015)
Günter Eich (1907–1972) zählt zu den bekanntesten und vor allem in den 50er und 60er Jahren nachhaltig rezipierten Dichtern, Hörspielautoren und Übersetzern der Nachkriegszeit. Der posthum 1976 erschienene gelbe Suhrkamp-Band mit dem Titel "Aus dem Chinesischen", in dem Eichs Anfang der 50er Jahre erschienene Übersetzungen versammelt sind, dürfte seine relativ weite Verbreitung und Bekanntheit dem Ruhm des Dichters verdanken.
Die Sowjetunion unter Stalin war ein Ort, an dem Terror und Gewalt herrschten, in der öffentlichen Propaganda aber wurde sie zeitgleich als Hort der "Brüderlichkeit" und "Völkerfreundschaft" inszeniert. Die Kulturpolitik jener Jahre zielte auf eine sowjetweite Repräsentation der nationalen Kulturen und die Etablierung einer "multinationalen" Sowjetliteratur bzw. Sowjetkultur. Ungeachtet der ideologischen Gleichschaltung war das Arsenal von Figuren des Nationalen keineswegs für alle gleich, sondern hing von den jeweiligen geschichtlichen und (religions-)kulturellen Traditionen der einzelnen Völker ab. Am Beispiel Georgiens lassen sich kulturelle Phänomene - wie etwa die Kolchis, das georgische Pantheon nationaler Heroen oder die Figur des mittelalterlichen Dichters Šota Rust'aveli - als "Figuren des Nationalen im Sowjetimperium" untersuchen. Georgien ist nicht nur deshalb ein interessantes Beispiel, weil Stalins Heimat in den offiziellen Diskursen viel Aufmerksamkeit erhielt. Die georgische Kultur - und damit gleichsam die Sowjetkultur generell - ließ sich auch durch ihre weit in die Vergangenheit zurückreichende kulturelle Tradition als eine besonders alte Kultur inszenieren.
Erich Arendt, 1903–1984
(2015)
Erich Arendt zählt zu den bedeutendsten Übersetzern spanischsprachiger Lyrik ins Deutsche. Seine Übersetzungen von Pablo Neruda und anderen ebneten den Weg für die Rezeption der lateinamerikanischen Dichtung zunächst in der DDR, später dann in der BRD. Auch zentrale Persönlichkeiten der spanischen Dichtung des 20. Jahrhunderts wie Vicente Aleixandre, Rafael Alberti und Miguel Hernández wurden von Arendt ins Deutsche übertragen. Erich Arendt steht exemplarisch für die Figur des "Dichter-Übersetzers".
Die Sammlung von Aufsätzen des Frankfurter Lehrers, Erziehungswissenschaftlers und Soziologen besteht aus drei Teilen: In dem ersten Teil wird der Frage nachgegangen, aus welcher Perspektive heraus Unterricht hermeneutisch erschlossen werden und in welche Theorietradition sich eine hermeneutische Unterrichtsforschung stellen kann bzw. sollte. In dem zweiten Teil sind sodann Aufsätze versammelt, in denen grundlegende Fragen des Unterrichts neu aufgegriffen werden: Welche Probleme stellen sich zu Beginn einer jeden Unterrichtsstunde und welche Möglichkeiten gibt es, diese zu lösen? Worauf beruht die Autorität einer Lehrperson und wie wird diese im Unterricht durch die beteiligten Akteure kommunikativ erzeugt oder auch vermindert? Wie sind Unterrichtsstörungen zu deuten und wie ist mit ihnen umzugehen, wenn davon ausgegangen wird, dass diese Momente eines Interaktionsprozesses sind, die jeweils situativ emergieren? Was bedeutet es für Schüler, sich am Unterricht zu beteiligen? Und welche Situationen können sich ergeben, wenn die Schülerschaft einer Klasse in kultureller Hinsicht äußerst heterogen ist? Die Art und Weise, wie diese Fragen behandelt werden, ist nicht nur durch das besondere methodische Vergehen gekennzeichnet, sondern auch durch einen kasuistischen Zugang: Auf der Basis theoretischer Vorüberlegungen wird stets ein empirisches Beispiel herangezogen, um an diesem diese theoretischen Überlegungen nicht nur zu überprüfen, sondern schließlich auch weiterzuentwickeln. Dabei ist die Stoßrichtung stets dieselbe: Die Vielzahl möglicher Deutungen von Unterricht wird nicht bestritten, doch die Fruchtbarkeit einer dezidiert pädagogischen Deutung dieses Geschehens wird immer wieder hervorgehoben. Abgeschlossen wird der Band mit Aufsätzen zu Fragen der Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern. So wird das Verhältnis zwischen der Didaktik, vor allem didaktischer Theorien und der Theorie der Professionalisierung ausgelotet. Und es wird der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen sich aus der pädagogischen Kasuistik für die Professionalisierung von Lehrpersonen sowie für die Theorie der Professionalisierung ziehen lassen. Auch diese Fragen werden jeweils mit Bezug auf empirische Beispiele erörtert. (DIPF/Verlag)
Jacob Grimm war als Mythenforscher ein Experte für die Entzifferung von Verhüllungen und Dissimulationen. [...] Die bedrängte heidnisch germanische Kultur entwickele verdeckende Darstellungsweisen. Die ersten Märchen der Brüder Grimm sind mitten in den Napoleonischen Kriegen aufgeschrieben. Die Schilderungen der Überlebenstaktiken der heidnischen Kultur im dominierenden Umfeld des triumphierenden Christentums erinnern an Partisanentaktiken der Befreiungskriege. [...] Es wird in den folgenden vier Abschnitten darum gehen die Skala der von den beiden Grimms angewandten thematologischen und methodischen Simulations- und Dissimulationstechniken zu benennen mit dem Ziel den Glücksfall einer wissenschaftlichen Fehldeutung für die Poesie zu extrapolieren.
Hochschul-Neubau "beflügelt"
(2015)
Das "Vatertag"-Kapitel in Günter Grass Roman "Der Butt" ist das Ergebnis jahrelanger Reflexion des Autors und zahlreicher Konzeptionsänderungen: Am Ende wurde daraus eine Tragödie in Novellengestalt, eine Tragödie sowohl stofflich als auch formal. Sie setzt einerseits die aristotelischen Poetik in Prosa um und realisiert einen Alptraum ins Tribadische transponierter Männlichkeitsrituale, an deren Ende ein Mord steht, der an Brutalität mit den gewalttätigsten attischen Mythenstoffen, vor allem mit Euripides' Bakchen, konkurrieren kann. Die Perversität der rauschhaften sexuellen Exzesse verschärft Grass, indem er sie auf Himmelfahrt, den als Vollendung der Erlösung strahlendsten Tag im christlichen Jahresfestkreis, verlegt und auf diese Weise einen schrillen Kontrast herstellt zwischen der Vergewaltigung und dem barbarischen Zerfleischen einer Frau durch eine dionysische Horde alkoholisierter Black Angels auf der einen Seite und der Auffahrt der vom Tode auferstandenen Lichtgottheit gen Himmel auf der anderen Seite, einer Vergeistigung der Kultur, die im Sinne der Bachofen'schen "Vaterreligion" alles Irdische, Stoffliche, Geschlechtliche unter sich lässt. Nachdem Grass Bachofens Konstruktion der Entwicklung des Patriarchats aus der Gynaikokratie im ersten Kapitel des Butt geradezu systematisch in Erzählung umgesetzt hat, kehrt er im achten zu Bachofens Kulturstufenfolge zurück, allerdings ohne dessen optimistischen Glauben an den Menschheitsfortschritt zu teilen – im Gegenteil.
Mörikes Aversion gegen alle Arten offizieller rhetorischer Fertigkeit, seine Abneigung gegen "Gefordertes, Bestelltes", sei es eine Predigt, eine literarische Rezension, eine Gratulation oder ein politisches Statement, ist bekannt. Die Distanz gegenüber allem Repräsentativen ist keine marginale Marotte Mörikes, sondern habitusprägend, seine Poetik und Kreativität bestimmend. Sie steht in einer literarischen [...] und außerliterarischen Tradition. Diese Bescheidenheit dürfte zum Teil auch eine Antwort auf die Frage des jungen Dichters Theodor Storm geben, warum ein derart bedeutender Dichter wie Mörike nur einem kleinen Kreis von Zeitgenossen bekannt geworden ist. Marktstrategisches Auftreten war nicht Mörikes Sache. Und dennoch sind nicht nur seine Werke, sondern auch seine kritischen Hinweise und Korrekturvorschläge von nachhaltiger produktiver Bedeutung für andere Künstler geworden. Wie das?
Schreibszenen des Billets
(2015)
Es ließe sich unschwer eine veritable Bibliothek aus Briefwechseln, Briefstellern, Briefforschung zusammenstellen. Zum Billet, "Briefgen", "Zedul" oder "Blättchen", also zur Vorgeschichte der SMS, könnte man gerade mal einen kleinen Schuber füllen. Diese Asymmetrie ist erklärungsbedürftig und im Blick auf ganz andere als in sogenannten "ordentlichen" Briefen praktizierte Schreibszenen auch aufschlussreich.
Die Bestandsaufnahme der Fachkräftesituation 2014 zeigt, dass sich aus Sicht der hessischen Betriebe die Anzeichen für künftige Probleme eher verdichten. Deutlich mehr Betriebe erwarten, bei einzelnen der neu zu besetzenden Fachkraft-stellen Probleme zu bekommen, und nur noch wenige Betriebe erwarten gar keine Probleme. Hierbei ließe sich einwenden, dass negative Erwartungen noch keine realen Schwierigkeiten bedeuten müssen, zumal der Anteil der Betriebe, die aktuell bereits Stellen nicht besetzen können, weiterhin eher gering ausfällt, und die Beurteilung vor dem Hintergrund einer sehr hohen Arbeitskräftenachfrage stattfindet, die sich in dieser Form nicht fortsetzen muss. Demgegenüber stehen aber andere Daten, die einen skeptischen Blick in die Zukunft eher stützen. Insbesondere der deutliche Anstieg der Zahl der Fachkraftstellen, die im letzten halben Jahr nicht besetzt wurden, ist hier zu nennen; darüber hinaus sind hiervon, anders als in der Vergangenheit, nicht nur die kleinsten Betriebe, sondern auch kleine und mittelgroße Betriebe häufiger betroffen. Es lässt sich demnach festhalten, dass bereits heute bei der Besetzung von Fachkraftstellen nicht nur punktuell Schwierigkeiten bestehen, die sich aus Sicht der hessischen Betriebe tendenziell verstärken werden. Diese Erwartung führt mehrheitlich zu der Reaktion, stärker in das eigene betriebliche Humankapital zu investieren, insbesondere durch Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch durch betriebliche Ausbildung. Besonders an Bedeutung gewonnen haben aber Strategien, die die Erhaltung der innerbetrieblichen Potenziale zum Ziel haben, wie eine längerfristig angelegte spezifische Personalentwicklung oder die längere Bindung älterer Fachkräfte an den Betrieb. Die Hinwendung zu den eigenen, bereits vorhandenen Potenzialen zeigt, dass die Betriebe um die Schwierigkeiten bei der externen Besetzung wissen. Absehbar ist jedoch darüber hinaus, dass für eine effektive Hebung bislang ungenutzter Potenziale die Betriebe Impulse und Unterstützungen durch Dritte brauchen. Dies betrifft z.B. die Ausweitung der Beschäftigung von Frauen, aber auch die rasche und qualifikationsadäquate berufliche Integration von Zuwanderern, bei denen die Betriebe allein und ohne flankierende Maßnahmenrasch überfordert sind. Eines der Instrumente, mittels derer eine bessere Arbeitsmarktintegration von Nichtdeutschen und somit einer Erschließung von ungenutzten Potenzialen erreicht werden kann, ist das sog. Anerkennungsgesetz. Eine erste Bilanz der betrieblichen Einschätzung des Gesetzes fällt jedoch schwer. Das Gesetz ist einer Mehrheit der Betriebe bislang unbekannt, und auch die Betriebe, die damit vertraut sind, sehen nur selten eine Relevanz für die eigene Personalgewinnung. Es gibt jedoch Anzeichen, dass insbesondere Betriebe, die aktuell oder zukünftig mit Stellenbesetzungsproblemen kämpfen, das Gesetz für ihre Personalrekrutierung nutzen möchten, auch in Branchen, in denen das bislang kaum geschah. Somit erscheint es förderlich für die Fachkräftesicherung, die Möglichkeiten des Anerkennungsgesetzes spezifisch für diese Betriebe bekannter zu machen, so dass ein höherer Anteil der Betriebe dieses Instrumentarium nutzen kann.
Beschäftigungsprognose 2016/2017 für die Region Rhein-Main :
IWAK-Betriebsbefragung im Herbst 2015
(2015)
Folgende Beschäftigungstrends in der Region Rhein-Main sind für die Jahre 2016 und 2017 zu erwarten: Die Gesamtbeschäftigung in der Region Rhein-Main wird bis Ende 2016 voraussichtlich um 1,3 Prozent steigen, was einem Zuwachs von hochgerechnet 27.400 Beschäftigten entspricht. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt nach Einschätzung der Betriebe etwas weniger an, nachdem in den vergangenen Jahren hier meist höhere Zuwächse zu beobachten waren. Die künftige Beschäftigungsentwicklung verläuft in den Wirtschaftszweigen unterschiedlich. Mit einem leichten Stellenabbau rechnen in 2016 nur die Öffentliche Verwaltung und die Betriebe des Logistiksektors. Insbesondere im IuK-Sektor und im Handel werden deutliche Beschäftigungsanstiege prognostiziert. Dies gilt auch für das Gastgewerbe, das den dritthöchsten Zuwachs aller Branchen erwartet. Die Unterschiede zwischen der erwarteten Entwicklung der Gesamtbeschäftigung und der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung sind in den Wirtschaftszweigen eher gering. Ein Jobmotor der Region sind erneut die kleineren Betriebe, die bis Ende 2016 mit einem Beschäftigungszuwachs von zwei Prozent rechnen. Mittel- und Großbetriebe erwarten eher unterdurchschnittliche Zuwächse, wobei letztere in der Vergangenheit zumeist rückläufige Beschäftigtenzahlen meldeten. Auch mittelfristig erwarten die Betriebe in der Region Rhein-Main eher einen Anstieg der Beschäftigung; für 2017 wird mit einem weiteren Zuwachs um rund ein Prozent gerechnet. Hierbei ist aber, wie bereits bei den letztjährigen Prognosen, zu berücksichtigen, dass Prognosen über einen längeren Zeitraum auch mit höheren Unsicherheiten verbunden sind. Auch in diesem Zeithorizont rechnen die Kleinstbetriebe sowie die Gastronomiebetriebe mit deutlich mehr Beschäftigten, während in der Öffentlichen Verwaltung bzw. im Finanz-und Versicherungsbereich sowie in Großbetrieben 2017 ein leichter Rückgang der Beschäftigtenzahlen erwartet werden kann.
Zwei große Theaterzettelsammlungen mit über 100.000 Stück sind seit dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in der damaligen Stadt- und heutigen Universitätsbibliothek Frankfurt am Main beheimatet und machen sie in dieser Hinsicht zu einer bedeutenden theaterhistorischen Institution im deutschsprachigen Raum: die Sammlung der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main und ihrer Vorläufer sowie die Sammlung des Manskopfschen Musik- und Theaterhistorischen Museums...
Sucht man in den als "Kompendium der romantischen Schule" apostrophierten 'Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst', die August Wilhelm Schlegel in Berlin 1801 gehalten hat, nach der Einschätzung und systematischen Einordnung der Tanzkunst in die Kunstlehre der Romantik, so findet man eine zwiespältige Konstellation vor. Auf der einen Seite gehört die Tanzkunst durch ihre exzeptionelle Verbindung von Wort, Ton und Gebärde zur "Ur-Kunst", ist also somit zugleich durch ihr Bündnis mit Poesie und Musik "der Kern der sämtlichen Künste"; auf der anderen Seite ist die Tanzkunst genau durch diesen "unheilbaren Akt" der "untrennbaren" Anbindung an Poesie und Musik zu der Rolle einer "untergeordneten Kunst" verdammt. Denn, so die Argumentation Schlegels, die Tanzkunst hat "die Wortsprache nötig", genauso wie sie "nie der Musik entraten kann". Kurz: aus der Sicht August Wilhelm Schlegels ist die Tanzkunst als Einzelkunst nicht autonomiefähig, sodass sie trotz ihrer Ursprungsaura nicht zu den höchstfavorisierten Künsten um 1800 zählt.
Folgende zentrale Befunde lassen sich für Ergebnisse der Befragung 2014 festhalten: Im Herbst 2014 konnten knapp 20 Prozent aller Betriebe in der Region Rhein-Main offene Stellen nicht besetzen. Dies ist im Vergleich zu den zurückliegenden Jahren ein hoher Wert. Hochgerechnet entspricht dies etwa 38.000 offenen Stellen, was ebenfalls einen hohen Wert darstellt, der aber in der Vergangenheit schon übertroffen wurde. Größere Probleme bei der Stellenbesetzung gibt es sowohl in den personenbezogenen als auch den technischen Dienstleistungen wie auch im Baugewerbe. Besonders viele offene Stellen finden sich in den Kleinstbetrieben, nur wenige in Großbetrieben. Dieses Muster hat sich in den letzten Jahren nochmals deutlich verstärkt. Bei Ausbildungsstellen haben Betriebe die relativ höchsten Schwierigkeiten bei der Rekrutierung, bei Stellen mit niedrigem Anforderungsprofil hingegen kaum. Der Mangel an Bewerbungen ist bei allen Qualifikationsgruppen der Hauptgrund für die Schwierigkeit der Betriebe, offene Stellen zu besetzen. Sieben Jahre zuvor waren es hingegen vor allem fehlende Qualifikationen der Bewerber.
Bereits heute stellt jeder fünfte Betrieb der Region einen Arbeitskräfterückgang fest. Besonders spürbar ist dies in Sektoren, die auch über Stellenbesetzungsprobleme klagen: Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Baugewerbe. Als Reaktion auf den zunehmenden Mangel an Arbeitskräften setzen die Betriebe auf vielfältige interne und externe Maßnahmen, am häufigsten zeigen sie sich bei Einstellungen kompromissbereiter als in der Vergangenheit. Die Ausweitung betrieblicher Aus- und Weiterbildung hat hingegen als Strategie deutlich an Bedeutung verloren. Grund hierfür könnte sein, dass die entsprechenden Potenziale vielfach ausgereizt sind. Trotzdem bilden 44 Prozent der Betriebe der Region grundsätzlich aus. Von diesen ist knapp die Hälfte nicht zu Kompromissen bei der Besetzung von Ausbildungsstellen bereit. Am ehesten werden Zugeständnisse bei den schulischen Vorkenntnissen gemacht, aber auch Kompromisse bei den sozialen Qualifikationen finden sich deutlich häufiger als in der Vergangenheit. Die Gründe für die Nichtausbildung sind unterschiedlich, für die Mehrheit der nichtausbildenden Betriebe kommt eine Ausbildung jedoch generell nicht in Frage.
Beschäftigungsprognose 2015/2016 für die Region Rhein-Main :
IWAK-Betriebsbefragung im Herbst 2014
(2015)
Folgende Beschäftigungstrends in der Region Rhein-Main sind für die Jahre 2015 und 2016 zu erwarten: Die Gesamtbeschäftigung in der Region Rhein-Main wird bis Ende 2015 voraussichtlich um 1,2 Prozent steigen, was einem Zuwachs von hochgerechnet 24.500 Beschäftigten entspricht. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt nach Einschätzung der Betriebe noch leicht stärker an – eine Verdrängung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung durch andere Beschäftigungsformen findet demnach 2015 nicht statt. Die künftige Beschäftigungsentwicklung verläuft in den Sektoren unterschiedlich. Mit einem Stellenabbau rechnet in 2015 nur das Gastgewerbe, aber auch im verarbeitenden Gewerbe und der Öffentlichen Verwaltung werden nur geringe Zuwächse erwartet. Insbesondere im Informations- und Kommunikationssektor, aber auch im Bereich der wirtschaftsnahen Dienstleistungen sowie der Sonstigen Dienstleistungen werden deutliche Beschäftigungsanstiege prognostiziert. Dies gilt überraschender Weise auch für das Baugewerbe, das den zweithöchsten Zuwachs aller Branchen erwartet. Die Unterschiede zwischen der Gesamtbeschäftigung und der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung sind in den Sektoren eher gering. Ein Jobmotor der Region sind erneut die sehr kleinen Betriebe, die bis Ende 2015 mit einem kräftigen Beschäftigungszuwachs rechnen. Klein- und Mittelbetriebe erwarten eher durchschnittliche Zuwächse. Anders ist dies bei den Großbetrieben, die von einer Stagnation der Gesamtbeschäftigung und einem nur leichten Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ausgehen. Mittelfristig erwarten die Betriebe in der Region Rhein-Main eher einen weiteren Anstieg der Beschäftigung; bis Ende 2016 wird mit einem Zuwachs von zwei Prozent gerechnet. Hierbei ist aber – wie bereits bei den letztjährigen Prognosen - zu berücksichtigen, dass Prognosen über einen längeren Zeitraum auch mit höheren Unsicherheiten verbunden sind. Auch in diesem Zeithorizont rechnen die Kleinstbetriebe sowie die Dienstleistungsbetriebe, insbesondere der IuK-Sektor mit deutlich mehr Beschäftigten, während in der Öffentlichen Verwaltung sowie dem Verarbeitenden Gewerbe eine Stagnation bzw. im Finanzbereich ein leichter Rückgang der Beschäftigtenzahlen erwartet werden kann.
Die Ursachen für eine vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen können vielfältig sein. Falls das Ausbildungsverhältnis gleich zu Beginn wieder gelöst wird oder der Auszubildende seine Stelle gar nicht erst antritt, liegt es nahe, die Ursachen in einer defizitären Berufsorientierung und Berufswahl auf Seiten der Jugendlichen zu suchen. Hierbei können unzureichende Kenntnisse über die Ausbildung selbst ebenso wie falsche Erwartungen an die Berufsinhalte oder auch eine mangelnde Integration in die betriebliche Praxis maßgeblich sein; auf der anderen Seite kann auch von Seiten der Betriebe eine nicht adäquate Betreuung der Auszubildenden für ein schnelles Ende des Ausbildungsverhältnisses sorgen. Die Daten des IAB-Betriebspanels Hessen 2014 belegen, dass dies ein durchaus auch quantitativ nennenswertes Problem ist: Jeder neunte im Ausbildungsjahr 2013/2014 abgeschlossene Ausbildungsvertrag wurde noch im gleichen Jahr wieder aufgelöst,
und 15 Prozent der ausbildenden Betriebe in Hessen waren von einer vorzeitigen Lösung betroffen.
Von den frei werdenden Stellen wiederum wird ein sehr kleiner Anteil nachbesetzt, der Großteil der Ausbildungsplätze bleibt vakant.Dieses Problem trifft nicht die gesamte betriebliche Ausbildungslandschaft gleichermaßen. Besonders häufig finden sich vorzeitige Vertragslösungen im Verarbeitenden Gewerbe, wo jeder fünfte Neuvertrag wieder gelöst wird, und in den kleineren betrieben Hessens mit weniger als 50 Beschäftigten. Im Bereich der wirtschaftsnahen und wissenschaftlichen Dienstleistungen kommen vorzeitige Vertragslösungen hingegen nahezu gar nicht vor, und auch in der Öffentlichen Verwaltung und den Großbetrieben werden nur selten Ausbildungsverträge gleich zu Beginn wieder aufgehoben. Die deutlichen Unterschiede belegen, dass es einer genauen Analyse der Gründe für die Vertragslösungen bedarf, die mit den Daten des IAB-Betriebspanels allerdings nicht möglich ist. Bei aller Differenziertheit der Betrachtung bleibt festzuhalten: Die vorzeitige Lösung eines abgeschlossenen Ausbildungsvertrags ist in der Regel weder für den Betrieb noch für den Auszubildenden wünschenswert. Die Anstrengungen aller Beteiligten sollten daher auf eine Vermeidung einer Vertragslösung zielen, wobei alle Phasen von der Berufsorientierung über die Berufswahl und die Einmündung in den Betrieb bis hin zur Begleitung der Ausbildung betrachtet und bei Bedarf fachlich begleitet werden sollten.
Betriebliche Ausbildung in Hessen 2014 : Stand und Entwicklung
IAB-Betriebspanel-Report Hessen
(2015)
Die Daten des IAB-Betriebspanels zeigen, dass sich die Verbreitung und die Intensität der betrieblichen Ausbildung in Hessen über die Jahre nicht massiv verändert hat. Auch 2014 ist die Ausbildungsbereitschaft ähnlich hoch wie in den Vorjahren, die Ausbildungsquote ist leicht höher als zuletzt.
Dass dies nicht Ausdruck von Stagnation ist, im Ausbildungsmarkt vielmehr große Bewegung herrscht, zeigen vor allem zwei andere Daten: Noch nie im Zeitraum der Panelbeobachtung boten die hessischen Betriebe mehr Ausbildungsstellen an und noch nie konnten so viele angebotene Stellen nicht besetzt werden wie im Jahr 2014. Die Betriebe sind demnach bereit, mehr auszubilden als in Vergangenheit; dass dies auch aufgrund der demografischen Erwartungen geschieht, liegt dabei nahe und wird von einer anderen Erkenntnis gestützt: Besonders hoch ist die Ausbildungsbeteiligung bei Betreiben, die bereits heute Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachkräften haben oder eine Überalterung der Belegschaft erwarten. Eigene Ausbildung ist hier ein quasi „natürliches“ Gegenmittel, das allerdings angesichts des zurückgehenden Potenzials an ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ebenfalls schwieriger wird. Besonders große Schwierigkeiten, Ausbildungsstellen zu besetzen, haben wie in der Vergangenheit die kleineren Betriebe sowie Betriebe des Produzierenden Gewerbes. Dies sind Betriebe die traditionell viele Auszubildende beschäftigen, aber möglicherweise seitens der Jugendlichen gegenüber Großbetrieben und Betrieben aus dem Bereich der Öffentlichen Verwaltung weniger attraktiv gesehen werden.
Es lässt sich also festhalten: Das Bemühen der hessischen Betriebe, eigene Fachkräfte auszubilden, ist überaus groß, die hierbei auftretenden Schwierigkeiten derzeit offenkundig auch. Was von den Betrieben getan wird, um trotzdem viele Jugendliche für eine Ausbildung zu gewinnen und sie dort zu halten, wird Gegenstand des zweiten Ausbildungsreports sein.
Anfangs war die Erwartung skizziert worden, dass aufgrund der bislang nur sehr langsamen Angleichung der Beschäftigungs‐ und Karrierechancen zwischen den Geschlechtern größere Veränderungen binnen zwei Jahren eher nicht zu beobachten sein werden.
Die aktuellen Ergebnisse des IAB‐Betriebspanels bestätigen dies weitgehend: Die strukturellen Differenzen in der Beschäftigungssituation haben sich im Wesentlichen erneut gezeigt. Frauen sind in qualifizierten Tätigkeiten noch immer unterrepräsentiert, zugleich aber deutlich häufiger auf Teilzeitstellen beschäftigt oder befristet eingestellt als ihre männlichen Kollegen, zudem bleibt die Verteilung der Geschlechter auf die Sektoren sehr ungleich. Dass die Zahl der beschäftigten Frauen generell ebenso wie die Zahl der teilzeit‐ und befristet beschäftigten Frauen einen neuen Höchststand erreicht hat, ist dem generellen Beschäftigungsaufschwungs geschuldet und unterstreicht die strukturellen Differenzen eher noch. Auch bei Betrachtung der betrieblichen Führungsetagen bietet sich ein ähnliches Bild: Die Zahl der Frauen, die die höchste Hierarchiestufe erreichen, hat sich zwar erhöht, ihr Anteil liegt nahezu unverändert bei knapp einem Viertel aller Führungskräfte. Auf der zweiten Führungsebene findet sich eine deutlich größere Zahl von Frauen, aber auch hier war zuletzt kein Zuwachs mehr zu verzeichnen. Zudem konzentriert sich dies auf spezifische Wirtschaftszweige mit ohnehin hohen Frauenanteilen – im Produzierenden Gewerbe arbeiten und führen nur wenige Frauen. Nur punktuell finden sich auch Anzeichen für eine Verbesserung der Situation. So steigt in Großbetrieben der Anteil weiblicher Führungskräfte auf der zweiten Ebene kontinuierlich und deutlich, was Anlass zu der Erwartung gibt, dass dies mittelfristig auch auf der ersten Ebene wirksam wird. In mittelgroßen Betrieben ist dies bereits der Fall – dort hat sich der Anteil der Frauen auf der ersten Führungsebene in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Die erstmals erhobene Verbreitung von Führungskräften, die ihre Aufgabe in Teilzeit wahrnehmen, liefert ebenfalls interessante Erkenntnisse. In jedem fünften hessischen Betrieb besteht diese Möglichkeit, und über 22.000 Führungskräfte machen hiervon Gebrauch. Von diesen ist immerhin ein Drittel männlich, wobei vor allem in Branchen mit vielen beschäftigten Frauen beide Geschlechter an Teilzeitführung partizipieren. Zusammengenommen zeigt dies, dass weiterhin große Anstrengungen nötig sind, wenn am Ziel einer größeren Gleichverteilung der Beschäftigungs‐ und Karrierechancen festgehalten werden soll. Zudem gibt es Anhaltspunkte, dass die stetige Etablierung von Maßnahmen zur Chancengleichheit in den betrieblichen Alltag zu deren Akzeptanz beiträgt, weshalb die gezielte Werbung und Unterstützung der Betriebe somit eine wichtige Aufgabe für die Akteure bleibt.
Die Diskussion um einen möglichen Fachkräftemangel ist in den letzten Jahren wieder stärker geworden. Aktuell berichten Betriebe verschiedener Branchen über Schwierigkeiten, geeignete Arbeits- und Fachkräfte zu finden. Hierbei bestehen jedoch deutliche Unterschiede, nicht nur zwischen einzelnen Berufsgruppen oder Branchen, sondern auch zwischen unterschiedlichen regionalen Arbeitsmärkten. Bedingt wird dies durch einen wanderungsbedingten Bevölkerungszuwachs in Ballungszentren, während ländliche und strukturschwache Regionen vermehrt von Abwanderung betroffen sind. Wie immer man den gegenwärtigen Fachkräftemangel bewertet: Absehbar ist, dass sich die genannten Entwicklungen fortsetzen und verstärken werden. Zukünftig werden - bei gleichbleibenden Bedingungen - weniger Menschen in Deutschland und Hessen leben. Damit geht unweigerlich ein Rückgang der potentiellen Erwerbspersonen einher. Gerade in den nächsten beiden Jahrzehnten scheidet eine große Anzahl an Erwerbstätigen rentenbedingt aus dem Arbeitsmarkt aus – die sogenannten geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge. Gleichzeitig werden deutlich weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt nachrücken als in der Vergangenheit, weil die Geburtenraten seit Jahren konstant niedrig sind. Nicht nur in Hessen werden sich demnach auf dem Arbeitsmarkt die Relationen von Angebot an und Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften verschieben. Bereits bestehende regionale Differenzen verschärfen sich dadurch vorraussichtlich noch. Um geeignete Strategien gegen drohende Arbeitskräfteengpässe zu planen und die Leistungsfähigkeit der regionalen Wirtschaft zu erhalten, bedarf es regionaldifferenzierter Informationen über die zukünftige Entwicklung auf dem hessischen Arbeitsmarkt. Derartige Daten liefert das Informations- und Prognosesystem regio pro.
Das vorliegende Papier stellt den Endbericht des Projektes „regio pro – Flächendeckende Einführung des Frühinformationssystems zur Qualifikations- und Beschäftigungsentwicklung in Hessen“ dar. Erstellt wurde der vorliegende Bericht im Dezember 2014. Der gesamte Projektzeitraum erstreckte sich vom 01.06.2011 bis zum 31.12.2014. Gefördert wird das Projekt vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung aus dem Europäischen Sozialfonds und Landesmitteln.
Der Club-Nomade
(2015)
Er gilt als Urgestein unter Frankfurts Partymachern: Hans Romanov, übrigens ein Alumnus der Goethe-Uni, hat schon viele Clubs und Veranstaltungen in Frankfurt gemacht: Dazu zählen der Ostklub, das Rotary in Offenbach, aber auch der Yachtclub am Main. Der gebürtige Berliner arbeitet nebenbei als Ruderlehrer. Am 25. Januar 2016 ist er zu Gast bei der Frankfurter Bürgeruni.