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In der vorliegenden Zusammenschau sollen ausgewählte archäologische und historische Quellen sowie die im Gelände erkennbaren Überreste der Kulturlandschaft vorgestellt werden. Die Darstellung endet in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, d. h. in einer Zeit, in der die Erinnerung der ältesten heute lebenden Mitbewohner einsetzt.1 Bis hierhin reichen die Erinnerungen der ältesten heute noch lebenden Menschen zurück. Berücksichtigung finden unterschiedliche Aspekte des Siedlungswesens und Befestigungsbaus, der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung sowie der bürgerlichen Fest- und Freizeitkultur. Manche Objekte und Flächen, wie z. B. der Südosthang des Ziegenberges, zahlreiche Grabhügel oder die Brunsburg, wurden bereits unter den Schutz des Natur- oder Denkmalschutzgesetzes des Landes Nordrhein- Westfalen gestellt. In anderen Fällen, wie z. B. besonders deutlich ausgeprägten, ehemals landwirtschaftlich genutzten Terrassen, erscheint eine solche Unterschutzstellung jedoch exemplarisch ebenfalls empfehlenswert. Zu einer vollständigen Erfassung und Dokumentation der kulturlandschaftlichen Relikte im Stadtgebiet von Höxter bedarf es noch weiterer Erkundungen im Gelände. Hierfür ist die Hilfe von freiwilligen Mitstreitern erforderlich.2 Wünschenswert wäre für die gesamte Region eine Laserscan-Prospektion aus dem Flugzeug oder Hubschrauber heraus, wie sie im Frühjahr 2009 großflächig im benachbarten Südniedersachsen durchgeführt wurde.3 Durch das feinmaschige Abtasten der Geländeoberfläche gelingt es, vom Menschen bewirkte Veränderungen, wie etwa Wege- und Ackerrelikte, verlassene Siedlungsplätze und technische Anlagen in einem weiträumigen Zusammenhang ermitteln und darstellen zu können.
Das ehemals Stummrigefeld genannte Gebiet zwischen Höxter und Godelheim stellt einen vielgestaltigen und stark dem Wandel unterliegenden Teil der Kulturlandschaft in der Weseraue dar. Der Kulturraum vereint in sich stark von Menschenhand überprägte und naturnahe Bereiche, ur- und frühgeschichtliche, mittelalterliche und neuzeitliche Elemente der Kulturlandschaft. Insofern stellt er einen geeigneten und interessanten Kleinraum für die "historische Landschaftsanalyse" dar. In der Weseraue zwischen Godelheim und Höxter befand sich, vor dem 20. Jahrhundert weit umfangreicher als heute sichtbar, ein Mosaik aus Hochflutrinnen, verlandeten Altarmen, Bereichen von Randsenke und Niederterrasse. Sie wurden schon vom urgeschichtlichen Menschen schrittweise in Besitz genommen und kultiviert. Dieser lebte möglicherweise seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. in der unmittelbaren Umgebung Höxters sowie seit mindestens dem 4. Jahrtausend v. Chr. auf der Sandwiese nördlich von Godelheim. Beispielhaft für den mittelalterlichen Landschaftsausbau steht der Flurname Sandwiese (santwisch), der als Oberbegriff für die landwirtschaftlichen Nutzflächen seit dem 14. Jahrhundert durch das jüngere Stummrigefeld (stummerfeld) abgelöst wurde. In diesem Ablösungsprozess spiegeln sich politische Anstrengungen und gewandelte Raumauffassungen der höxterschen Stadtgemeinde wider, die besonders in der Errichtung einer Landwehr im 14. Jahrhundert zum Ausdruck kommen. Der hierdurch zum Ausdruck gebrachte Raum- und Herrschaftsanspruch konnte aber wohl nur bis ins 17. Jahrhundert aufrecht erhalten werden. Bereits im 14. und 15. Jahrhundert sind ehemalige Sumpf- und Bruchflächen, wie zum Beispiel der Aubruch (obroke) und die beiden Kolke, zu Ackerland umgeformt, während vermutlich erst seit dem 16. Jahrhundert die Lake zum Hainanger und der Siek zum Siekbruch, d. h. zu Wiesen- und Weideflächen umgewandelt wurden. Auch im großen Bruch lässt sich für das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit ein Nutzungswandel belegen: Noch zu Beginn des 15. und in der Mitte des 17. Jahrhunderts finden sich hier Waldflächen, über deren genauen Umfang allerdings keine Aussagen getroffen werden können. Nur im Umfeld der Grundlosen konnten sich offene Gewässerflächen und Sumpfzonen über die Jahrhunderte hin erhalten, während alle anderen Bruchflächen im Bereich des Stummrigefeldes vollständig entwässert und kultiviert und einer intensivierten Nutzung unterzogen wurden. Ansatzweise kann mit Hilfe von historischen Schrift- und Bildquellen eine fortschreitende Umwandlung der Feuchtbereiche in der Weseraue zu Wiesen- oder Ackerflächen aufgezeigt werden, die aus Sicht des Menschen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein stets als Melioration, als Verbesserung aufgefasst wurde. Nach der teilweisen Einstellung der Oberflächennutzung wurde das Abbaugebiet, auf dem sich einst ein Hospital und Siechenhaus befand, in ein Freizeitgelände umgewandelt. Erst in jüngerer Zeit sieht man den Wert des Seengebietes für Erholungssuchende, begreift außerdem Randsenken- und Feuchtgebiete als ökologische Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere und erkennt die vernetzende Wirkung, die etwa vom Hechtgraben als Relikt der Naturlandschaft und Teil der Kulturlandschaft ausgeht. Nach der Einrichtung eines frühen Naturschutzgebietes am östlichen Ziegenberghang (1930) kam es erst in jüngster Zeit zur Ausweisung des Naturschutzgebietes "Grundlose-Taubenborn" (2006) in der Weseraue. Abschließend sei nochmals betont, dass der vorliegende Beitrag Grundlage für weiterführende umweltgeschichtliche Untersuchungen bieten will. Grundlegendere Erkenntnisse bedürfen einer angemessenen Ausweitung des Untersuchungsraums, etwa auf die gesamte Feldmark Höxters oder den ganzen Auenbereich der Oberweser, sowie des regionalen Vergleichs. Fragen, ob Flutrinnen und Senken auf natürliche Weise verlanden oder durch den Eingriff des Menschen, in welcher Form eine urgeschichtliche oder mittelalterliche Besiedlung Einfluss ausübte, können allein mit Hilfe der historischen Schriftquellen nicht beantwortet werden. Hierzu werden weitere Fächer übergreifende Untersuchungen benötigt, wie sie zum Teil im Stummrigefeld sowie in Höxter und Corvey bereits durchgeführt wurden.
Exemplarisch anhand der Offenbacher Lohwald-Siedlung, einem klassischen sozialen Brennpunkt, der sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vom Obdachlosen-Asyl hin zu einem modernen Ghetto verwandelt hat, werden Lebenssituation, Lebensentwürfe und die Lebensperspektiven jugendlicher Brennpunkt-BewohnerInnen beschrieben. Hierzu werden die Entwicklungsgeschichte und die Beschreibung der räumlichen Segregation des Wohngebietes sowie Angaben zur Sozial- und Infrastruktur des Stadtteils und die Beschreibung der Lebens- und Sozialisationsbedingungen ebenso herangezogen wie die analytische Betrachtung komplexer gesellschaftlicher Entwicklungen und die Selbsteinschätzungen und -deutungen junger Lohwald-BewohnerInnen, die im Rahmen einer empirischen Untersuchung ermittelt wurden. Zwar ergab die Gesamtuntersuchung, dass der Charakter der Lohwald-Siedlung als ein nach innen und aussen relativ geschlossenes Ghetto brüchig und nach beiden Seiten hin durchlässig geworden ist, und dass diese Entwicklung sich auch in den jugendlichen Orientierungsmustern niederschlägt. Doch dies ist nicht gleichbedeutend, dass sich dadurch der Brennpunktcharakter der Siedlung aufgelöst hat. Für viele junge Menschen ist Aufwachsen im sozialen Brennpunkt nach wie vor gleichbedeutend mit Unterversorgung, Beeinträchtigung, Benachteiligung und Stigmatisierung sowie fehlender Förderung in wesentlichen basalen Bereichen. Das Zusammenkommen defizitärer familiärer Sozialisation und einer häufig problempotenzierenden Sozialisation durch die Gleichaltrigengruppe (Peergroup) unter den Bedingungen begrenzter Erlebnis-, Erfahrungs- und Erkenntnismöglichkeiten, fehlender Lernfelder und mangelnder Erfolgs- sowie Anerkennungsmöglichkeiten haben u.a. zur Folge, dass wichtige Einstellungs- und Verhaltensmuster und Schlüsselqualifikationen fehlen bzw. nicht ausreichend ausgeprägt sind, um den unterschiedlichsten Anforderungen eines Lebens außerhalb des sozialen Brennpunktes und einer sich immer rascher wandelnden Gesellschaft entsprechen zu können. Doch nicht nur die subjektiven Dispositionen sondern auch die objektiv-gesellschaftlichen Bedingungen, die sich aus der Dynamik gesellschaftlichen Wandels ergeben erhöhen für viele Brennpunkjugendlichen die Wahrscheinlichkeit der Aufrechterhaltung ihrer Randgruppenexistenz und somit ihres Verbleibs im unteren Drittel, wenn nicht Zehntel der Gesellschaft. Dem entgegenzuwirken ist nicht nur Aufgabe von Sozialpolitik sondern auch von Sozialarbeit. Ausgehend von den ermittelten Bedarfen vor Ort werden Theorie und Praxis eines zielgruppenorientierten Konzeptes von Jugendarbeit vorgestellt, das sich nach wie vor dem emanzipatorischen Anspruch verpflichtet sieht, zur Persönlichkeitsentwicklung- und Bewusst- seinsbildung beizutragen. Nicht nur weil dies den Erfordernissen des gegenwärtigen Arbeitsmarktes entspricht oder zu einem gelingenderen Umgang mit den Anforderungen führt, die sich aus den gesellschaftlichen Strukturwandlungsprozessen ergeben, sondern weil dies als wichtiger Beitrag zu verstehen ist, junge Menschen in die Lage zu versetzen, sich, ihre Umwelt, ihre Situation und deren Ursachen aber auch ihre Zukunftsperspektiven verstehen und tendenziell auch verändern zu können. Es geht also um die Begründung und Beschreibung einer Jugendarbeit, die zur Bewusstmachung und Eröffnung von Handlungsfeldern führt. Anhand der Theorie, des Konzeptes und der Praxis erlebnisorientierter Jugend(kultur)arbeit im Lohwald und deren Evaluation u.a. durch empirische Befunde wird nicht nur aufgezeigt, dass eine solche Jugendarbeit erfolgreich sein kann, sondern auch, das die Debatten um die sozialisatorische und politische Produktivität von Jugendarbeit nach wie vor aktuell sind.