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Im Zeitalter der Globalisierung ist die Migration zu einem Ereignis geworden, das immer mehr Menschen betrifft. So machen sich einige auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen und aus Gründen der Selbstverwirklichung freiwillig auf den Weg in ein neues Land, während andere durch Krieg oder Armut zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen werden. Im Zielland treffen die Migranten notwendigerweise auf andere Menschen, mit denen sie sich austauschen, mit denen sie kommunizieren müssen – möglichst im Medium der Sprache. In den meisten Fällen ist die Sprache des Ziellandes jedoch eine andere als die des Herkunftslandes, so dass eine längerfristige Migration häufig, allerdings in ganz unterschiedlichem Ausmaße, zur Mehrsprachigkeit der Migranten führt.
Self Study is a genre-bending work of autophilosophy. It opens a rare, rear window into the schizoid position of self-sufficient withdrawal and impassive indifference. This inability to be enriched by outer experiences feeds the relentless suspicion that hell is other people. Laying bare his life and work, Kishik engages with psychoanalysis, philosophy, and cultural inquiry to trace loneliness across the history of thought, leading to today's shut-in society and the autonomous subject of liberal capitalism.
Selbste in der Spätmoderne
(2013)
"Was sich nach 25 Jahren Individualisierungsthese sicher sagen lässt, ist, dass sie kaum noch auf Widerspruch stößt." So lapidar leitet Markus Schroer seinen Aufsatz in einem Sammelband über Individualisierungen ein, und er hat Recht. Wenn wir das "Problem der Person" - mit ihren Identitäts- und Individualisierungsaspekten - in den Kontext von Rolle, Typ, Figur, Inszenierung und Theatralisierung stellen wollen, haben wir es zumindest mit den folgenden drei Aspekten zu tun. Erstens 'Identität'. [...] Zweitens 'Inkonsistenz'. [...] Drittens 'Inszenierung'.
Schlachtengedenken im Spätmittelalter : Riten und Medien der Präsentation kollektiver Identität
(1991)
Ein Eintrag in dem 1432 angelegten "Liber statutorum opidi Dursten" im kölnischen Vest Recklingshausen galt der Abhaltung des sogenannten Streitfeiertags. Der Stadtbucheintrag beginnt mit lateinischen Gedenkversen, die von der Verjagung der Herren von Merveldt durch das Dorstener Schwert zwei Tage nach Thomas 1382 berichten. Es folgt der Beschluß von Bürgermeister, Schöffen und Rentmeister der Stadt Dorsten: Alljährlich soll man am Montag vor dem Mittwinterabend, also am "strytvyrdages avent", am Abend feiertäglich läuten und Vesper und Vigilien begehen. Dabei soll der acht Männer gedacht werden, die in diesem Streit tot geblieben sind, sowie all jener, die um der Stadt willen gestorben sind oder noch sterben werden. Der Stadtbote hat Bürgermeister, Schöffen und Rentmeister bei Strafe von zwei Quarten Weins aufzufordern, an Vesper und Vigilien teilzunehmen und danach zu den Gräbern zu gehen, zunächst zum Friedhof vor St. Nikolaus-Feld und danach zum Kirchhof.
‘Religious identity’ will be regarded as the homogeneous whole of religious attitudes and religions and ethical actions which are rooted in the mentality of a person/a community: (1) this identity may exist in different stages of awareness; (2) the tension between the mentality of a person and of a community may be strong or nearly non-existent; and (3) religious attitudes and ethical actions may be closely tied or only loosely connected. (...) The awareness of religious identity is marked in the ‘Rolandslied’ by affirmation, in the ‘Willehalm’ by problematisation. (...).
A tension between subjective and collective mentality is non-existent in the ‘Rolandslied’, whereas in the ‘Willehalm’ it is relatively strong without breaking up the integration of the subject into the nobility. (...) Religious attitudes and political actions (...) strongly diverge in both works on an objective level; however, this is not the case for the ‘Rolandslied’ on a subjective level. The ‘Willehalm’ testifies to a process of a subjectivisation and individualisation which can be termed typical for the twelfth century and which is to be found in various cultural areas.
Feminist, queer, and trans studies are all influenced significantly by anti-identitarian thought. Yet, contemporary gender and sexual identities only seem to be proliferating: nonbinary, graysexual, demigender, and more. This chapter focuses on a series of reference guides that schematize this recent expansion. Often miming reductive reference forms (the dictionary, the A-Z list), these texts and the questions they raise help to rethink the place of 'identity' across gender and sexuality studies.
This article adresses one function of dialects showing their importance of controlling everyday language. On the example of Low German, a vernacular spoken in Northern Germany, the function of identity is shown and explained. Firstly the understanding of biography is given, followed by an overview about the research undertaking about biographical studies in linguistics, especially in dialectology and Low German philology. The main part concerns the exemplary analysis of an interview of a dialect speaker. The aim of the article is to show in detail the identity function of dialects and the chances qualitive methods can contribute to linguistic researches.
Der folgende Beitrag ist im Rahmen des Forschungsprojektes der Arbeitsstelle für mährische deutschsprachige Literatur entstanden, die vor drei Jahren an der Palacký-Universität in Olmütz (Olomouc) gegründet wurde und sich im allgemeinen mit dem Sichten und Sammeln von Material beschäftigt, mit Aufdecken von verschütteten und vergessenen Spuren, mit deren Festhalten in klassischer sowie elektronischer Form und deren wissenschaftlicher Auswertung in verschiedenster Form. Die Forschung der Arbeitsstelle bewegt sich um ihr Forschungsobjekt, die mährische deutschgeschriebene Literatur, und hiermit auf dem weiten Feld der regionalen Forschung, das eben durch diese seine Weite und Breite sowohl Vorteile als auch Nachteile darbietet. Zu den Vorteilen gehört (um nur kurz Allgemeinplätze zu streifen) der unumstößliche heuristische und historische Wert einer solchen Arbeit, denn längst hat die Literaturgeschichte erkannt, dass die kanonbildende Orientierung bloß an den großen Werken der sogenannten Weltliteratur die Geschichte verzerrt oder gar verfälscht, zu Verflachungen und Pauschalisierungen führt und außerdem Ideologien transportiert.
Location-based services (LBS) are services that position your mobile phone to provide some context-based service for you. Some of these services – called ‘location tracking’ applications - need frequent updates of the current position to decide whether a service should be initiated. Thus, internet-based systems will continuously collect and process the location in relationship to a personal context of an identified customer. This paper will present the concept of location as part of a person’s identity. I will conceptualize location in information systems and relate it to concepts like privacy, geographical information systems and surveillance. The talk will present how the knowledge of a person's private life and identity can be enhanced with data mining technologies on location profiles and movement patterns. Finally, some first concepts about protecting location information.
Gesichter sind in der modernen Gesellschaft zwiespältig geworden: Einerseits ist von einer "facialen Gesellschaft" die Rede, entsprechend der Leitfunktion, welche Gesichter als Vorbilder in der Medienkultur einnehmen, ob nun bei Stars, Politikern, Sportlern, Promis - Berufsgruppen für die face lifting selbstverständlich zur Vorbildfunktion mit Nachahmungseffekten hinzugehört. Fernsehformate wie Casting- Shows beruhen auch darauf, dass Gesichter zur Nachahmung vorgegeben werden. Selbstverständlich sind diese Gesichter nie natürlich oder wahrhaft, wie dies die Anthropologie seit dem 18. Jahrhundert behauptet hatte, sondern künstlich und verstellt. Aber der Topos des natürlichen Ausdrucks wird gleichwohl aufrecht erhalten und rhetorisch angewendet. Die biopolitische Diskursmacht führt dazu, dass trotz der maskenhaften Verstellung der Mediengesichter der empathisch-emotive Effekt eintritt. Es handelt sich um eine bemerkenswerte Leistung von Medienkultur, Indikator einer anthropologischen Macht der Medien. Michael Taussig spricht unter Berufung auf Benjamin vom mimetischen Vermögen, das durch Medien zustande kommt und Fremdheit durch Nachahmung minimiert, entsprechend dem antirassistischen Leitmotiv von Kafkas "Wunsch, Indianer zu werden". Insbesondere Gefühle wie Liebe oder Angst werden dabei im Gesichtsausdruck der Medienbilder präsentiert und unter Zuhilfenahme der anthropologischen Topik einer Entsprechung des Äußeren im Inneren vom Zuschauer mimetisch hervorgebracht oder ihm zur Nachahmung angeboten.
Markeninszenierung in Japan - zur narrativen Konstruktion der Lifestyle-Marken "Muji" und "Uniqlo"
(2020)
Die Einzelhandelsketten "Muji" und "Uniqlo" gelten als Musterbeispiele für international erfolgreiche Lifestyle-Marken aus Japan. Aus einer interdisziplinären Perspektive heraus identifiziert Christiane Rühle die Strukturen und Akteure dieser spezifischen Markeninszenierungen und arbeitet die dazugehörigen Positionen, Mittel und zentralen Motive heraus. Sie fragt im Kontext von unternehmensbezogener und nationalstaatlicher Imagebildung nach den Bezügen zwischen Konsum, Kultur und Identität und fokussiert dabei auf die Rolle, die privatwirtschaftliche Unternehmen innerhalb dieses Prozesses einnehmen.
In meinem Beitrag stelle ich einige Besonderheiten und Probleme des Konzepts einer "ethnografischen Polizeiforschung" dar. Empirische Referenz ist eine ethnografische Untersuchung mehrerer Hessischer Polizeidienststellen im Jahr 1995. Die "teilnehmende Beobachtung des Gewaltmonopols" ist zwar nicht neu, nach wie vor aber in mehrfacher Hinsicht spannend, weil es sich um den Blick auf ein exklusives Gewaltverhältnis handelt, das zwar durch individuelle Akteure vollzogen wird, das aber strukturell auf die Kontextabhängigkeit der Handlung verweist: Gewalt ist nicht gleich Gewalt, die Staatsgewalt ist eine andere als der "Widerstand" gegen dieselbe. Diese Spannung, so die Ausgangsthese, findet sich auch in den Texten und Handlungen wieder, die von Polizisten tagtäglich habituell gestaltet werden. Die ethnografische Untersuchung der Polizei bezieht sich hauptsächlich auf Erzählungen von Polizisten und der Beobachtung ihres Alltags. Beschrieben wird, dass, im Gegensatz zu den offiziellen Bildern der Polizei (d.h. zur Polizeikultur), die sog. Handlungsmuster der Polizisten "auf der Straße" (diese nenne ich Polizistenkultur) sich im wesentlichen an einem informell tradierten Alltagspragmatismus orientieren, der häufig gekoppelt ist mit einer expressiven Bewerkstelligung von Männlichkeit.
INTRODUCTION I/ INSTANCES DU RECIT a/ Le Narrateur b/ Le Narrataire c/ Le focalisateur II/ LES TRACES DU "MOI" a/ La crise de l’identité b/ L’ancrage anthropologique III/ STYLE DE L’AUTEUR Style hermétique CONCLUSION -------------------------------------------------------------------------------------------- CRELAF (Cercle de Reflexion des Etudiants en Littératures Africaines), Département de Littératures Africaines, Université Omar Bongo, Gabon
Erich Amborns 'Und dennoch Ja zum Leben' zeichnet das Leben eines_r Protagonist_ in nach, dessen Geschlechtsidentität immer wieder infrage gestellt wird. Das Buch erschien 1981 unter einem Pseudonym und erzählt von Ereignissen, die von 1914 bis 1933 stattfanden. Gattungsspezifisch ist der Text weder der Autobiographie noch dem Roman eindeutig zuzuordnen. Mal aus der Ich- Perspektive, mal mithilfe einer auktorialen Erzählinstanz werden die Geschehnisse aus dem Leben von Martina erzählt. Bei der Geburt im ausgehenden 19. Jahrhundert wird Martina dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Später jedoch nimmt sie – nun als ›er‹ – den Namen Martin, dann den Namen Toni an. Im Berlin der 1920er Jahre unterzieht er sich schließlich experimentellen chirurgischen Eingriffen zur Anpassung des Geschlechts. Anhand dieses Textes untersucht dieser Beitrag welche gesetzlichen und zugleich symbolischen und performativen Legitimationsmechanismen zur Regulierung von Transgeschlechtlichkeit im Text thematisiert werden, und wie sich diese Regulierungen auf den sozialen Status des_r transgeschlechtlichen Protagonist_ in auswirken. Von besonderer Bedeutung wird hier die Vergabe oder Aberkennung des Namens hervorgehoben, durch den die enge Verflechtung von Körperlichkeit und Geschlechtsidentität zementiert beziehungsweise erodiert werden kann.
Dort, wo es zu einem intensiven kulturellen Kontakt, Austausch und Transfer zwischen Gemeinschaften kommt, lassen sich Kategorien wie Identität und Alterität nicht immer scharf voneinander trennen, sondern erscheinen eher als "ständig zu aktualisierende soziale Konstruktionen" (NEULAND 2013: 168). Sie können zudem auch zu transkulturellen innovativen sprachlichen Schöpfungen führen. Die Sprache ist wegen ihrer identitätskonstitutiven Funktion fester Bestandteil des Modells der multiplen Sprachidentität von Marijana KRESIĆ (2007). Ausgehend von diesem Modell wird im Beitrag das enge Verhältnis von Identitätskonstruktion - Standardsprache - Sprachgebrauch diskutiert und anhand von ausgewählten Beispielen dargestellt. Die identitätskonstitutive Funktion der Sprache basiert auf der Selektion von Normen aus dem Sprachsystem, wobei der Sprechende durch die Verwendung sprachlicher Zeichen, "seine (soziale und/oder personale Identität) [begründet], d.h. er markiert, wer er als Individuum ist bzw. welcher sozialen Gruppe er zugehört" (KRESIĆ 2007: 19). Im Rahmen der Besprechung dieses Konzepts wird geprüft, wie Formen interkulturellen Sprachgebrauchs (z. B. Kiezdeutsch) in dieses Modell eingefügt werden können.
The artworks of the Peruvian artist Carlos Runcie Tanaka, who has his British and Japanese Roots combined in his surname, refer to pre-Columbian ceramics and traditional Peruvian, Japanese and European practices. He represented Peru in ARCOmadrid 2019, the 12th Havana Biennial, the XXVI Sao Paulo Biennial, the 49th Venice Biennale, and the I Bienal Iberoamericana de Lima. In August, we sat down to talk about music, the past, the present, and the future. We discussed how all references of time can be combined into one material.
By studying pre-Columbian ceramics, researchers have developed several interpretations about the lifestyle and cosmovision of the ancient Peruvian people. Many of the techniques and motifs included in these traditional practices are still being passed on to communities throughout the country today. This ancestral knowledge is a fundamental element of identity. Therefore, ceramic is a material that has made the generation of historical discourse and the preservation of cultural memory possible. At the same time, ceramics are connected to aspects of our daily life. As objects of daily use (such as mugs, plates and bowls) they contribute to the fulfillment of basic needs. They are also included in ritual and funerary practices. In conclusion, the use of ceramics can be understood not only in a practical sense, but in an artistic sense as well.
This article applies imagology to "migration literature" - a genre that is described as a "peripheral phenomenon" in the 2007 handbook "Imagology", but that requires more thorough attention due to the increasing number of significant writings by immigrant authors. Focusing on works by Rafik Schami, Tahar Ben Jelloun, Amara Lakhous, Igiaba Scego, Hatice Akyün, Yoko Tawada, and Emine Sevgi Özdamar, and considering theoretical observations by Edward Said, Salman Rushdie, and Homi Bhabha, this article analyses how most texts prefer arguments and metaphors of everyday life to the traditional images and stereotypes of nationalistic discourse. It concludes by distinguishing two perspectives central to most of them: that of an "in-between" and/or a "Third Space."
First as a student of comparative literature with a focus on German and then as a professor of German Studies, I’ve been traveling back and forth to Germany for three decades, almost exactly the age of the reunified German state. I have stayed for weeks, for months, or for more than a year at a time. I have lived in Leipzig, in Cologne, and in Munich, but I have spent by far the most time in Berlin, a place that I have come to consider a second home. Throughout that time, Germany has changed enormously, both demographically and attitudinally. In relation to diversity in general and in its relationship to Jews.
El presente artículo explora una novela olvidada en la producción literaria de Hans Fallada: "Der Alpdruck". Esta novela, testimonio del sufrimiento y la esperanza de la sociedad alemana en los primeros años posteriores a la Segunda Guerra Mundial, indaga en la herencia del nacionalsocialismo en la vida individual y colectiva. Conceptos centrales como el arraigo, la identidad y el lenguaje se transforman en elementos centrales para comprender las consecuencias del terror político y el dolor de una existencia desprovista de horizontes afectivos y reflexivos. El artículo se detiene en dichos conceptos tomando algunos capítulos de la novela para evidenciar la permanencia del nacionalsocialismo en diversos aspectos de los sujetos y el intento de lidiar con dicha herencia para pensar Alemania.
Ein See, ein Wald, ein Dorf und ein Herrenhaus: tiefste Provinz. Ein Schloß im Norden der Grafschaft Ruppin. "Alles still hier. Und doch, von Zeit zu Zeit, wird es an ebendieser Stelle lebendig. Das ist, wenn es weit draußen in der Welt, sei’s auf Island, sei’s auf Java, zu rollen und zu grollen beginnt oder gar der Aschenregen der hawaiischen Vulkane bis weit auf die Südsee hinausgetrieben wird. Dann regt sichs auch hier, und einWasserstrahl springt auf und sinkt wieder in die Tiefe. Das wissen alle, die den Stechlin umwohnen ..." Fontanes gleichnamiger großer Roman thematisiert die Wechselwirkung von Weltgeschehen und Region. Und es ist nicht nur das uralte Kommunikationsmedium der Natur in Gestalt des Sees, sondern als neuestes Medium die Telegraphie, die den "Ort" (See, Wald, Dorf und Schloß) mit der Welt verbindet.
Gesichtsauflösungen
(2013)
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wird aus einem wiedergeöffneten Stollen der Bergwerke von Falun in Schweden der nahezu unversehrte Leib eines verschütteten Mannes geborgen. Die verblüfften Bergleute blicken in ein frisches Gesicht, in "die noch unveränderten Gesichtszüge eines verunglückten Jünglings" – wie es in der Quelle, in Gotthilf Heinrich von Schuberts Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaften (1808) heißt. Gleichsam eingelegt in Kupfervitriolwasser hat das Gesicht in 300 Ellen Tiefe überdauert, doch kann dessen Konservierung der Berührung mit Luft und Licht und mithin dem Auge der Umstehenden nicht standhalten. Gesicht und Körper lösen sich auf, zerfallen zu Staub, doch erst, nachdem ein altes Mütterchen "an Krücken und mit grauem Haar" den Konservierten erkennt und an ihre Brust drücken kann: Nicht die Mutter, nein sie ist die Braut des Jünglings von vor fünfzig Jahren, und ihr eingefallenes, "verwelktes" Gesicht kontrastiert der Wirkung des seinen. Die Geschichte vom konservierten Bergmanngesicht ist eine der bekanntesten Kombinationen von Literatur und anorganischer Chemie. Johann Peter Hebel und E.T.A. Hoffmann haben diese Geschichte der Flüssigkeiten als eine Art Antidoton gegen die Auflösungserscheinungen des Gesichts erzählt, die zumindest bei Hebel von einer Verwirrung der Chemikalien und ihrer Wirkungen geprägt ist. Denn die schnelle Auflösung, freilich nach vollzogener Identifikation durch die alte Braut, widerspricht dem chemischen Prozess, durch die jedoch deutlich werden soll, dass der unversehrte Kopf in Vitriol, seine Erkennbarkeit und Präsenz nur um den Preis der Sichtbarkeit zu haben ist: Allein als ein den Blicken und Interaktionen mit den Menschen entzogener Kopf bleibt er sich gleich, ist er intakt, unvergänglich. Damit wird gleichsam auf dem Haupt des aus der Zeitlichkeit herausgefallenen Bergmanns ein Spiel um natürliche und erworbene Konservierungsmodalitäten durch das Vitriol des Berges einerseits und das Gedächtnis der ergrauten Braut andererseits ausgetragen. Als Garanten gegen die Auflösung buhlen sie um die Haltbarkeit und physische Integrität des Menschen, genauer um das Bild von ihm. Durch eine "Verwirrung der Chemikalien", die im Übertrag von der Quelle zur Prosaerzählung erfolgte, wird der Konservierungsstoff Kupfervitriol oft als Eisenvitriol oder folgenreicher und entgegen der Nomenklatur gar als Schwefelsäure überliefert. In dieser starken Säure allerdings hätten sich nicht nur Gesicht und Körper des Bergmanns in maximal zwei Stunden, sondern auch das ganze Bergwerk zersetzt. Im konservierten Bergmann als der Geschichte einer aufgeschobenen Auflösung konvergieren einige Themenfelder der folgenden Beiträge: Neben dem Entzug und der Bergung eines unversehrten Antlitzes, dem eine Art facelifting zuteil wurde, sind es die Umstände seiner Erinnerung und die Bedingungen zu seiner Wiedererkennung, seine Fragilität und sein Zerfall. Themen, in die an dieser Stelle ein wenig eingeführt werden soll.
This study addresses the situation of the Sorbs, an indigenous minority living in Lusatia, Germany. Under the overarching rubric of ethnic and nationalist projects, women are usually symbolized as the guardians of culture and language. Women’s experiences as subjects in everyday life and in multi-facetted social practices therefore become veiled. The main concern in this book is to discuss how the women who identify themselves as/with Sorbs studied here construct their identities in the modern world, how they approach a sense of self and how they position themselves in their everyday lives, what kind of processes they undergo in their identity construction, and which factors are implicated in the formation of these identities. Investigating the Sorbian minority as the research subject and focusing on the female gender primarily involves intersections of ethnicity and gender, which are the points of departure for this study. As the research progresses, women’s gradual active construction of gender and ethnicity while living their everyday lives reveals a construction of multifarious and complex identifications across differences of gender, ethnicity, culture, religion and class. The results of research create Sorbian culture anew, craft Sorbian identity afresh and render the notion of Sorbian women in new terms. New meanings encased in these conceptions actually contain an active and transformative impetus. This thrust forces these ideas to undergo a process of redefinition. It is the life experiences people have in everyday practices that impel us to envisage identity construction as a dynamic, never-ending and open-ended articulation of one’s positionings.
Este artigo propõe-se a analisar a trajetória do escritor austríaco Fritz Kalmar e seu conto "Der Austrospinner" ("O austro-louco"), incluído na antologia "Das Herz europaschwer", de 1997, à luz das identidades surgidas no contexto da emancipação e da assimilação judaicas na Áustria. Georg von Winternitz, protagonista desta narrativa, encarna, em seu exílio boliviano, os fundamentos de uma identidade austríaca cultivada na velha Monarquia Habsburga, legatária do Sacro Império Romano Germânico, e organiza sua existência no novo país de acordo com valores éticos e com princípios católicos, humanistas e universalistas, cultivados, sobretudo, por literatos austríacos do fim do século XIX e do início do século XX, que se dedicaram à construção da identidade imperial austríaca. Esse sistema de valores, particularmente caro aos judeus austríacos da época do Kaiser Franz Josef, revela uma surpreendente sobrevida nos Andes bolivianos depois de 1938. Ao adotar um menino indígena que está em vias de tornar-se um ladrão, esse personagem não só pretende educá-lo como, sobretudo, pretende fazer dele "um austríaco", o que significa, para o personagem, nele instilar um sistema de valores vinculado à extinta Áustria imperial. A discussão sobre esse conceito, "o austríaco", presente na literatura austríaca do século XIX e do início do século XX, é trazida à tona para tentar compreender o que se encontra por trás deste projeto. Para além dessa questão surge, ao longo da narrativa, uma alusão ao fato de que tanto o narrador quanto o protagonista da narrativa são descendentes de judeus que também "se tornaram" austríacos. "Tornar-se austríaco", assim, e com isto o conceito de 'gelernter Österreicher', temas inextricavelmente ligados ao processo de emancipação e assimilação judaica na Áustria do século XIX, são questões que ressurgem, de forma distópica e anacrônica, na Bolívia dos anos 1950, na trajetória de Kalmar tanto quanto na de seu personagem.
Dieser Band versammelt Beiträge zu Generationenbeziehungen und Generationenkonzepten in der Vormoderne, die auf eine Tagung des DFG-Graduiertenkollegs 'Generationenbewusstsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter' in Bamberg zurückgehen. Die behandelten Untersuchungsgegenstände reichen von den antiken Diadochenreichen über die ottonische Königsfamilie des 10. und 11. Jahrhunderts bis zum frühneuzeitlichen Landadel Westfalens. Dabei werden historische, literaturwissenschaftliche und soziologische Fragestellungen aufgegriffen, um den Erkenntniswert des Konzepts 'Generation' interdisziplinär zu diskutieren.
The construct diversity describes the collective amount of differences among members within a social unit. The present dissertation is based on the assumption that, through engagement with diversity, people acquire an understanding of what role diversity plays in the societies, organizations, work groups, or other social units they are part of. This understanding of the role diversity plays in a given social unit provides a vantage point from which people will engage with diversity in the future. These vantage points from which people engage with diversity are the general subject matter of the present dissertation. Two main research questions are addressed in this regard: First, whether the role diversity is given in a particular context does have effects on groups and the individual members therein. Second, if such effects exist, it seeks to explore the processes and mechanisms they are based on. Both questions are addressed from different perspectives in the three main chapters of this dissertation. Chapter 5 contains two meta-analyses on the effects of diversity beliefs and diversity climates. Diversity beliefs are individual attitudes that describe the degree to which diversity is ascribed an instrumental value for achieving beneficial outcomes or avoiding detrimental ones. Diversity climates depict such a value of diversity on the group-level. Building on the social identity approach, I explain how diversity beliefs and climates can obviate diversity’s detrimental effects and foster beneficial ones. As both diversity beliefs and climates can cause such effects, they are considered together in the main analyses in the chapter. In the first part of the chapter, a meta-analysis on these moderator effects of diversity beliefs/climates is presented (k = 23). The majority of studies that addressed such effects reported significant results. The patterns of these results showed that, in general, diversity will be more positively related to beneficial outcomes the more it is valued. However, the analysis also revealed that there are at least two types of patterns of this moderation. So far, it cannot be explained which pattern will occur under what circumstances. In the second part of the chapter, a meta-analysis on the main effects of diversity beliefs/climates on beneficial outcomes is presented (k = 71). These effects did not receive much attention in the primary studies. Based on the social identity approach and the fact that diversity is a ubiquitous feature of modern organizations, I argue that they are important nonetheless. The meta-analysis revealed a significant positive main effect of diversity beliefs on beneficial outcomes (r = .25; p < .0001). However, the effect sizes varied considerably across studies. Both moderator and main effects were found across a broad array of outcomes, study designs, levels of analysis, and operationalizations of the constructs involved. They were found irrespective of whether diversity beliefs or diversity climates were considered. The heterogeneity of results in the meta-analyses suggests that there is still much to be learned about when differences in vantage points from which people engage with diversity will have an effect and about the processes that underlie these effects. Chapter 6 is, therefore, predominantly concerned with these underlying processes. Most of the previous research has treated pro-diversity beliefs and pro-similarity beliefs as opposite poles of one underlying continuum. There is, however, evidence that people can hold both types of beliefs simultaneously. Therefore, I propose that both diversity in certain aspects and similarity in other aspects can simultaneously constitute valid and valued parts of an organization’s identity, and that, hence, identifying with the organization can create two forms of solidarity among the employees: organic solidarity – based on meaningfully and synergistically interrelated differences, and mechanic solidarity – based on the common ground that all employees share. Furthermore, I propose that both forms of solidarity can coexist and that both are positively related to the quality of collaboration within the organization. Thus, organizational identification is proposed to influence quality of collaboration indirectly through both organic and mechanic solidarity. These propositions were tested with regard to the collaboration of different teams within two organizations: a German university (Study 1, N = 699) and a Taiwanese hospital (Study 2, N = 591). The results from both studies confirm the predictions. However, the relative importance of each form of solidarity varied across study contexts and across different facets of the quality of collaboration. Chapter 7 also builds on the findings from the meta-analyses and is again predominantly focussed on the processes underlying the effects of diversity beliefs and diversity climates, yet from a different angle. Previously, diversity beliefs and climates have often been discussed with regard to their potential to influence whether diversity will lead to more and deeper elaboration of information within the group. In chapter 7 a theoretical model is developed that complements these cognitive processes by addressing the emotional side of diverse groups. Central to the model is the assumption that group diversity can stimulate group members to engage with each other emotionally, resulting in higher levels of state affective empathy: an emotional state which arises from the comprehension and apprehension of fellow group members’ emotional state. State affective empathy, in turn, is known to lead to a variety of beneficial team processes that can ultimately enhance individual and group-level performance. Thus, the central proposition of the model is that the relationship between diversity and performance is mediated through state affective empathy. The other propositions in the model specify moderators that determine when diversity will indeed have this empathy-stimulating effect. Diversity beliefs and climates are considered second-order moderators that shape the relationship between diversity and empathy through their influence on the first-order moderators. In general, it is proposed that diversity is related to empathy more positively if it is valued by the group or its members. In summary, the results from the meta-analyses in chapter 5, the results from the field studies in chapter 6, and the theoretical arguments presented in chapter 7 can be interpreted such that differences in vantage points from which people engage with diversity can indeed affect groups and their members. Therefore, the first research question of the present dissertation can be answered affirmatively from three different perspectives. However, it also became clear that there is still much uncertainty about the mechanisms underlying these effects. In line with the second research question of the present dissertation, these mechanisms were examined more closely in chapter 6 and 7. The field studies in chapter 6 highlighted the role of identification as the driving force behind the effects of different vantage points on diversity. Furthermore, they also corroborate the proposition that valuing diversity and valuing similarity can be co-occurring phenomena that both influence the collaboration within the group positively. The theoretical model presented in chapter 7 opens up a new emotional way in which diversity beliefs and climates can influence whether diversity will lead to better or worse performance. In sum, therefore, also with regard to the second research question of the present dissertation, progress has been made.
Laut C.S. Peirce ist der abduktive Schluss das einzige logische Verfahren, das in der Lage ist, neue Erkenntnisse einzuführen. Dieser funktioniert in etwa so, dass auf Basis eines bereits bestehenden, jedoch unbewusst verwendeten, Regel- bzw. Vorwissens etwas Neues, bislang Unbekanntes, generiert wird, indem eine Ähnlichkeitsrelation bzw. eine Differenz zwischen Alt und Neu erzeugt wird. Damit scheint bei der Abduktion das einsam handelnde und denkende Subjekt die zentrale Instanz der Entstehung des Neuen zu sein.
Aus soziologischer Sicht von Interesse ist dabei, welche, hier zu unterstellende, tragende Rolle der soziale Austausch bei dieser Erkenntnisgenese überhaupt spielt, wenn, dem abduktiven Schluss zufolge, das monologisch handelnde Individuen über quasi „eingelagerte“ Erkenntnis-Instinkte, wie Peirce sagt, verfügt. Die Rolle des anderen im sozialen Austausch würde dadurch jedoch hinfällig oder zumindest randständig.
Der logische Ausweg, um den anderen als konstitutiver Bestandteil der Erkenntnisgenese zu integrieren, besteht in der These, dass interagierende Individuen sich auf eine Art und Weise wechselseitig identisch sein müssen. Ähnlichkeitsbezüge herstellen zu können würde dadurch primär zu einem Produkt der Interindividualität und nicht zu jenem einzelner Individuen.
Um diese These zu prüfen, werden in einem ersten Schritt Peirce’ Theorien zur Abduktion untersucht. Im Weiteren sollen aber auch soziologische Erkenntnistheorien und interdisziplinäre Ansätze, wie die der (Social) Neuroscience, auf die Möglichkeit einer interindividuellen Verquickung im Sinne des wechselseitig Identisch-Seins untersucht.
In einem letzten Schritt wird die berechtigte Frage gestellt, wie denn überhaupt Erkenntnis erzeugt werden kann, wenn Individuen sich differenzlos identisch gegenüberstehen. Dabei wird die These vorgeschlagen, dass Differenz dadurch eingespielt wird, indem Subjekte sich nie dieselbe Raumzeitstelle teilen. Die am Individuum gebundene Fähigkeit, Unterschiede bzw. Ähnlichkeitsbezüge erkennen zu können (Abduktion), wird somit erst durch Praxis selbst möglich.
Abschließend sollen durch forschungsübergreifende Überlegungen Konsequenzen aus diesen Thesen gezogen werden.
Ein Schtetl in der Stadt – Jüdische Identitätsräume in Texten von Martin Beradt und Sammy Gronemann
(2010)
The concern of this thesis is a discussion of the way German-Jewish identity manifests itself in two literary texts before and after 1933. Using the examples of Sammy Gronemann’s novel Tohuwabohu and Martin Beradt’s Die Straße der kleinen Ewigkeit, it offers a textual analysis of two works which share close connections in terms of subject matter, style, and their respective authors’ background, but are historically divided by the fundamental experience of the rise of National Socialism in Germany.
I argue that space is a crucial factor through which identity is constituted in each text, both of which use and partially subvert the romanticized image of the Eastern European shtetl brought to Germany by authors such as Arnold Zweig in the aftermath of World War I. Space in this context always has a twofold quality to it. It functions as a space of identity, but also as a space of identification through which a group of people label others as either belonging or not belonging to a specific space. Furthermore, both texts reject monolithic definitions of Jewish identity, emphasizing instead the diversity of Jewish life in Europe before the Rise of National Socialism.
Mobile telephony and mobile internet are driving a new application paradigm: location-based services (LBS). Based on a person’s location and context, personalized applications can be deployed. Thus, internet-based systems will continuously collect and process the location in relationship to a personal context of an identified customer. One of the challenges in designing LBS infrastructures is the concurrent design for economic infrastructures and the preservation of privacy of the subjects whose location is tracked. This presentation will explain typical LBS scenarios, the resulting new privacy challenges and user requirements and raises economic questions about privacy-design. The topics will be connected to “mobile identity” to derive what particular identity management issues can be found in LBS.
Künstlererzählungen beantworten in der Regel Fragen nach der Entstehung des Talents, nach der Art und Weise der kreativen Praxis und nach der Generalisierung des Singulären, anders gesagt nach der Genealogie, nach der Typologie und nach der Theorie. Angewandt auf Arnims Erzählung, lauten die Fragen: 1. Wie wird Raphael zum Künstler? 2. Was für eine Art Künstler ist Raphael? 3. Welche allgemeinen Maximen der Kunst ergeben sich aus dem speziellen Fall? Im Gegensatz zu manchen Erzählungen, die sich mit der Thematisierung der einen oder anderen Frage begnügen, durchläuft Arnims Text den ganzen Kursus. Entscheidend ist in diesem Fall ist jedoch die Ebene der Narration. Alle genannten Fragen betreffen die Diegese, also das raum-zeitliche Universum der Erzählung. Da die Erzählung aber dazu tendiert, den Akt ihrer eigenen Hervorbringung fortwährend präsent zu halten, wird es notwendig, die Diegese im Prisma der Narration zu betrachten.
Im westfälischen Münster tobt seit Monaten ein Streit, der die Bürger der Stadt in zwei Lager spaltet: Es geht um die Frage, ob man heute einen Platz nach dem ehemaligen Reichspräsidenten und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg benennen sollte. Was vordergründig wie eine Provinzposse erscheint, offenbart auf den zweiten Blick erstaunliche Einblicke in das ambivalente Verhältnis der deutschen Gesellschaft zu ihrer eigenen Geschichte...
Der Beitrag streift einige in der Forschung um die Prager deutsche Literatur feststehende Erklärungsmuster und Klischees (die Prager deutsche Literatur sei im Ganzen eine „jüdische Literatur“ gewesen, die radikal akkulturierende Haltung der älteren Prager Generation, der scharfe Umbruch um 1910, die „Rückkehr zu jüdischen Wurzeln“, die Prager deutsche Literatur als Erbin der „menschenschöpferischen“ und kabbalistischen Mystik der Renaissance, Max Brod und den Prager Zionismus, die typisch jüdischen Komponenten im Werk Prager deutscher Autoren) und erwägt bei jeder der genannten rezeptiven Behauptungen deren empirisch-faktografische Messbarkeit bzw. deren – auf den Texten der Prager deutschen Literatur selbst fußende – „Mythen-Trächtigkeit“.
Das Phänomen Straßenmusik: Teil einer städtischen Identität? : eine Analyse am Fallbeispiel Dublin
(2019)
The objective of this work is to understand the significance of street music for the city of Dublin and to what extent street music is part of the collective identity of its inhabitants. The idea behind this topic is this: A modern city stands for concentrated diversity. Despite this enormous diversity of people, ideas and beliefs, there are certain factors that every identity in a city shares: in this case, it is the street music. The work first introduces the research „Das Dublin Projekt. Die Rolle der Straßenmusik in der Hauptstadtkultur" (The Dublin Project. The role of street music in the capital city culture) of 2018 and uses selected points of analysis to illustrate the observed high value of street music as well as the process of the research and an overview of the applied scientific methods. In the second part of this work, the actual research-thesis will be explained and various theories on „identity" will be illustrated. For this purpose, selected theories are used to interpret the own findings with regard to the research-thesis. The focus here is on urban and collective identity theories. Finally, the answers to the questions posed will be given as well as an outlook on possible, supplementary and further research. Medial support of this work comes from attached photos of the described scenes as well as from map sections showing the distances covered and the hotspots of the research.
"BRIDGIT" ist der Titel des iPhone-Videos, mit dem Charlotte Prodger 2018 den Turner Prize gewann. Der Beitrag zeigt, dass Prodger einerseits an bereits etablierte Ästhetiken des experimentellen queeren Kinos anknüpft, andererseits aber auch über diese hinausgeht. Die ästhetische Verschränkung von Körpern, Begehren, Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung, Landschaft, Zeit und Queerness ist - auch im Medium des digitalen Filmes - skulptural und setzt darin eine virtuelle Kraft frei, die sich den neoliberalen Normalisierungsprozessen und der Nicht-Intelligibilität von queeren Begehrensformen in subtiler Weise widersetzt.
Num tempo em que Lewis Hamilton é o primeiro negro a ganhar o compeonato do Mundo de Fórmula 1, sendo também o primeiro a participar; tempo em que Barack Obama se torna Presidente dos Estados Unidos da America, lembro-me novamente do meu avó, do meu pai, das lutas que eles tiveram que travar e deparo-me subitamente com a voz da esperança. Os tempos estão a mudar! É verdade. Não basta apenas falar em mudar as mentalidades, é preciso, isso sim, trabalhar nas mentalidades. E tal é impossivel sem saber de onde vimos. É preciso criar um novo grupo de jovens angolanos que, como um vírus, possam contagiar os demais. É preciso buscar as origens étnicas e culturais. Não quero com isso dizer que se deve criar seres independentes de Angola, mas homens e mulheres capazes de entender que Angola é um estado multi-cultural e multi-étnico; que a sua etnia é a xx, a sua língua a yy, e, deste modo, compreender comportamentos sociais que só se pautam sabendo de onde se vem.
Für die Kunst um 1970 lässt sich ein Bedürfnis nach der Konstruktion und Darstellung von Identitäten am Körperbild des Künstlers feststellen. Unter verschiedenen Gesichtspunkten greifen Künstler Themen der Zeit auf, indem sie selbst in die Rolle des Anderen schlüpfen. Sie verwenden hierfür Masken als verfremdende Mittel, die nicht unbedingt auch als solche zu erkennen sein müssen. Wesentlich ist nur, dass eine nachvollziehbare Differenz zwischen der persönlichen Identität des Künstlers und der von ihm thematisierten fremden Identität besteht. Mit Hilfe solcher Verfremdungen gelingt eine Verknüpfung von Gezeigtem – dem veränderten Körperbild des Künstlers – und Gemeintem – der neu angenommenen Identität, die sich aus der Konstruktion ergibt. Unterstützt wird diese offene Auffassung von Rollenspiel durch die eingesetzten Bildmedien, die den Blick auf den Körper des Künstlers für die (spätere) Rezeption zugänglich machen. Performance, Fotografie und (Video)Film verfolgen nicht allein dokumentarische Ziele, sondern greifen in die Maskerade selbst mit ein und unterstützen den performativen Akt der Identitätshinterfragung. Selbst noch so unterschiedlich scheinende künstlerische Ansätze in der Reflexion der Identitätsproblematik innerhalb des untersuchten Spektrums können dennoch auf eine Gemeinsamkeit zusammengeführt werden. Die Beschäftigung mit dem Körperbild als Trägermedium einer Identität geht im untersuchten Bereich über die Reflexion der eigenen Identität des Künstlers und der Beschäftigung mit persönlichen Krisen hinaus. Die eingebrachte Verfremdung der äußeren Erscheinung ermöglicht nicht nur dem Betrachter, zwischen Künstler und Darstellung zu differenzieren. Auch der Künstler selbst wird durch das Tragen der Maske in seiner Selbstwahrnehmung beeinträchtigt und kann deshalb sein Äußeres als etwas von ihm zu Unterscheidendes betrachten. Die Auswahlkriterien Verkleidung und Identitätsreflexion einer bestimmten Zeit grenzen die Vielfalt an Beschäftigungen mit dem Körperbild stark ein. Sie ermöglichen eine klare Trennung zwischen verschiedenen Formen von Darstellungen, anhand derer die Identitätsfrage gestellt werden kann. Für die Bestimmung der Kategorien, in welche sich die künstlerischen Ansätze einordnen, ist die durch die Maskerade gewählte Identität von Bedeutung. Die gewählten Beispiele zeigen unterschiedliche Darstellungen, die sich mit unter auch in ihrer Prägnanz voneinander unterscheiden. Nicht immer fällt die Wahl auf eine Form des medialisierten Körperbildes in die Zeit um 1970. In einigen Fällen ist eine Abweichung vom Schema sinnvoll, sobald ein Rückblick auf die Tradition durch ein prominentes Bild aufmerksam macht, oder ein Blick in die Kunst der Gegenwart die weiterhin bestehende Notwendigkeit mit der Auseinandersetzung thematisiert. Ein Seitenblick auf andere Sparten wie Literatur und Kinofilme zeigt, dass diese Problematik nicht nur für die bildende Kunst relevant ist, sondern auch in anderen Bereichen ihren Niederschlag findet. Innerhalb der unterschiedlichen Kategorien bestimmen nicht nur künstlerische Reflexionen die Frage nach der Identität von Selbst und Körperbild, sondern auch wissenschaftliche Analysen auf den Gebieten der Soziologie, Psychologie und Philosophie. Medientheoretische Ansätze verweisen zusätzlich auf den veränderten Blick auf das Menschenbild in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Kontext der Auseinandersetzung mit dem Stereotypen spielen Überlegungen im Bereich der Individualisierung und der Sozialisation hinein. Fragen nach der Kategorisierung von Mitmenschen anhand der äußeren Erscheinung in der gewählten Kleidung und der spezifischen Körperhaltung geben einen Einblick in den alltäglichen Umgang mit Klischees. Dagegen beschäftigt sich die Nachahmung eines Idols stärker mit der Entwicklungspsychologie und der Vor-Bildfunktion von Idealen. Über die Generalisierung des Vor-Bildes auf wieder erkennbare Merkmale, die einen Bezug zwischen Nachahmer und Objekt der Nachahmung herstellen, und die Aneignung eben dieser Merkmale entsteht ein Konstrukt der Identität, das trotz der Nachahmung individuelle Züge aufweist. Bei der Erörterung der eigenständigen Identität, die sich mit der darstellenden Identität den Körper teilt, spielt dagegen das Phänomen der dissoziativen Identitätsstörung eine zentrale Rolle. Zeitgeschichtliche Bezüge in der Entwicklung der Gesellschaft und die Reaktion und Reflexion in Film und bildender Kunst lassen erkennen, dass die Veränderung der Persönlichkeitsstruktur keine Seltenheit ist. Die Reflexion der Geschlechterproblematik greift Fragen nach den verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten auf, anhand derer ein gesellschaftliches Konstrukt über die Zuordnung in die Geschlechtskategorien entscheidet. Mit der Darstellung der eigenen Geschlechtszugehörigkeit und der Aneignung antipodischer Merkmale analysieren Künstler bestehende Rollenklischees und vermeintliche Ideale. Das Ausweichen auf die Androgynie spielt mit der Uneindeutigkeit der Geschlechtsdarstellung und dem Wunsch, eine neue Ordnung zu schaffen. Sämtliche Darstellungsformen der Identitätsfragen neigen dazu, das Körperbild in einen ironisierenden, subversiven Kontext zu bringen, in welchem die Tabus der Zeit gebrochen werden. Mit Hilfe der Überspitzung und Übertreibung können diese Inszenierungen den zeitgenössischen Betrachter provozieren. Nicht alle künstlerischen Ansätze finden Berücksichtigung. So bleibt beispielsweise die spezifische Verkleidung des Künstlerpaares Gilbert & George ausgespart. Sie verfolgen mit der Inszenierung des Körperbildes das Ziel, den Disput um die Trennung von Kunst und Leben zu veranschaulichen. Durch das demonstrative Tragen von Maßanzügen verhelfen sie sich selbst zu einer Unverwechselbarkeit und sorgen gleichzeitig für die subversive Konstruktion eines „Markenzeichens“ in der Kunst. Einen weiteren künstlerischen Ansatz, der zwar sämtliche Kriterien erfüllt, aber dennoch keine Berücksichtigung findet, bietet Adrian Piper in ihrer Maskerade als Mann, mit welcher sie sich im öffentlichen Raum bewegt und die Reaktionen der Mitmenschen auf die von ihr dargestellten Identität dokumentieren lässt. Sie bringt zusätzlich zur Annahme des anderen Geschlechts die Reflexion der ethnischen Identität in die Darstellung mit ein. Als Vertreterin einer Minorität bleibt in der Inszenierung jedoch die Auseinandersetzung mit ihrer persönlichen Identität im Vordergrund. Im Blick auf die Kunst der Gegenwart treten neue Herangehensweisen an die Problematik der Inszenierung von Identitätsfragen auf. Eva & Adele legen zwar noch immer die Maskerade am Körper an, indem sie ihr Äußeres auffällig verändern. Doch greift die sichtbare Veränderung des Körperbildes auch auf die Konstruktion der Biographie über. Sie erteilen keinerlei Auskunft über die sich unter der Maskerade befindende Identität und erscheinen deshalb als vollkommene Kunstfiguren. Mit dieser Form der Inszenierung sind sowohl die Differenzierung zwischen persönlicher und konstruierter Identität als auch die Reflexion von Identitätskrisen nicht mehr möglich. Eine Veränderung des am Körper entstehenden Bildes kann auch durch gezielte und dauerhafte Eingriffe in den Körper vorgenommen werden. Orlan führt dies an ihrem Körper vor, indem sie die Mittel der plastischen Chirurgie nicht zur vordergründigen Ästhetisierung ihrer Erscheinung nutzt, sondern mit deren Hilfe eine neue, hybride Identität schafft. Diese wendet sich zunächst der Idealisierung anhand verschiedener Vorbilder zu, um sich im späteren Verlauf einem neuen Prototypen anzunähern. Der Körper wird dabei zu etwas Künstlichem und unter künstlerischen Gesichtspunkten Formbarem, gleich einer Skulptur. Selbst die Identität verliert ihre Eindeutigkeit, wenn die Aktion der Transformation im Ausstellen neuer Ausweispapiere mit einem neuen Künstlernamen enden soll. Eine Steigerung in der Veränderung von Körperbildern ist – jedenfalls für den Augenblick – nicht mehr denkbar. Nur in der vollständig hybriden Welt der Cyborgs im virtuellen Raum können Körper das an ihnen hergestellte Bild und gleichzeitig die Identitätszuschreibung durch eine entsprechende Umprogrammierung ändern, wobei das vorangegangene Körperbild keinerlei Spuren hinterlässt. Doch dies ist ein anderes Thema.
Der Blog von Minna Salami 'MsAfropolitan' erscheint wie geschaffen für eine Untersuchung afrikanischer Online-Identitätskonstruktion im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund der Globalisierung. Mit dem gleichen Namen ('MsAfropolitan' bzw. 'Ms. Afropolitan') entwickeln sich Blog und Selbstnarrationsfigur unter programmatischer Berufung auf einen erst kürzlich entstandenen Kultur- und Identitätsdiskurs im afrikanischen Kontext: den Afropolitanismus. Da es sich um eine Social-Media-Figur (Blogfigur) und eine Identitätsfigur (Afrofigur) zugleich handelt, erscheint es medienwissenschaftlich relevant herauszufinden, wie die Selbstkonstruktion von MsAfropolitan erfolgt.
Die vorliegende Studie versucht einen Beitrag zur Erforschung von Implementationsmöglichkeiten des bilingualen Sprachvermögens von Schüler*innen mit Migrationshintergrund für den Regelschulkontext zu leisten, indem ein bilinguales Interaktionsangebot beim Peer-Learning für türkisch-deutschsprachig aufwachsende Schüler*innen der dritten und vierten Klasse in einem quasi-experimentellen Setting unter Verwendung von Mixed Methods untersucht wird.
Aussiger Beiträge 12/2018 : regionale und korporative Identitäten und historische Diskontinuität
(2018)
Die zwölfte Ausgabe der Aussiger Beiträge fokussiert auf regionale und historische Identitäten und die Frage, ob und wie die historische Diskontinuität in der Selbstdarstellung und Konstruktion von dieser/n Identität(en) in den Grenzregionen Tschechiens reflektiert wird. Städte, Gemeinden, Vereine, aber auch Firmen samt ihrer berühmten Marken werden als relativ beständige Subjekte inszeniert, deren Image oft auf ihrer Tradition beruht. Der an manchen Orten in den Grenzregionen Tschechiens fast vollständige Bevölkerungsaustausch bedeutete für die davon betroffenen Städte, Institutionen oder Firmen einen beträchtlichen Einschnitt in die Kontinuität ihrer Entwicklung. In diesem Zusammenhang sind insbesondere folgende Fragen von Bedeutung: Wie gehen die Städte, Gemeinden, Vereine und Firmen mit dem Thema Vertreibung und der Diskontinuität ihrer Geschichte um? Wie wird ihre Selbstdarstellung in den repräsentativen historischen Publikationen, Informations- und Propagationsmaterialien und öffentlichen Feierlichkeiten durch die Diskontinuität des Bevölkerungstransfers geprägt? Und wie werden dabei auch ihre Darstellungen in Stadtromanen, Regionalliteratur usw. genutzt und (um)gedeutet?
Der Beitrag setzt sich mit dem 1922 erschienen und in Österreich populären Roman "Die Stadt ohne Juden" von Hugo Bettauer auseinander. Es wird versucht, hinter diesem öfters in die Kategorie der Trivialliteratur abgewerteten Werk, das aber zugleich ein besonderes Zeitdokument darstellt, die Positionierung von Bettauer im durch den Zerfall der Habsburgermonarchie ausgelösten Prozess der Bildung einer neuen österreichischen Identität zu deuten. Es werden insbesondere die von Bettauer im Roman zahlreich verwendeten Stereotype analysiert, die einen Schlüssel zur aufgeworfenen Problematik darstellen.
Yoko Tawada é um dos nomes mais importantes da Literatura Contemporânea. Seu projeto literário trata das questões acerca da identidade através do processo de estranhamento. Em "Das nackte Auge" tem-se uma jovem garota vietnamita, cujo nome nunca é revelado, que, por conta de um engano, desembarca na cidade de Paris. Ela não fala francês e se vê incapaz de compreender o meio estrangeiro que a cerca. No entanto, encontra no cinema, mais especificamente nas personagens de Catherine Deneuve, um local de refúgio e identificação. Cada capítulo trata de um filme cuja narrativa progressivamente se mistura e influencia a narrativa da personagem. Já no primeiro capítulo, "Repulsion", uma referência ao filme de Roman Polanski, pode-se perceber diversos elementos comuns à obra fílmica e de fundamental importância na construção de "Das nackte Auge". Tal construção intermidiática é apresentada com o objetivo de suscitar questões acerca do sujeito contemporâneo e seu olhar (desnudado) sobre o estranho, o estrangeiro.
A língua como pátria
(2006)
It is our aim to focus on certain aspects of the complex relationship between language – particularly German – and homeland/identity as seen in the work of a number of Jewish poets and authors. Initially we wish to point out this conflicting relationship in the work of Paul Celan and Rose Ausländer, two Jewish poets born in Romania. The examples of Viktor Klemperer and Ruth Klüger emphasize the complexity of this specific characteristic in the biography/work of German authors of Jewish origin. Elias Canetti, the Nobel Laureate born in Bulgaria, is a literary personality whose biography shows the importance of German culture influence in Eastern Europe at the beginning of the Twentieth Century: Canetti considers himself a German poet who belongs to the German-speaking cultural and literary world.
"Quem ama não dorme" ("Schlafes Bruder") é o primeiro romance do escritor austríaco Robert Schneider, publicado em 1992. Ele conta a história de um prodígio da música, nascido em um vilarejo no início do século XIX. Este artigo tem como objetivo refletir sobre a série de empecilhos que impedem o protagonista, Elias Alder, de alcançar sucesso profissional e pessoal, tendo em vista as limitações da comunidade. O romance condensa características modernas e pós-modernas, como a fragmentação identitária, a ironia, o estranhamento e a quebra da linearidade narrativa.
Deutschland ist ein Einwanderungsland – wie wirkt sich das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft im Alltag und am Arbeitsplatz aus? Muss es unweigerlich zu Konflikten kommen, oder welche Voraussetzungen sind notwendig, um diese Vielfalt positiv zu nutzen? Wer dies ergründen will, muss sich mit Gruppenkonflikten und sozialer Identität, die der Einzelne in der Gruppe erlebt, intensiv beschäftigen. Der Frankfurter Sozialpsychologe Prof. Dr. Rolf van Dick und seine Kollegen haben ein Modell entwickelt, das vorhersagt, wann die Heterogenität einer Gruppe eher positive und wann eher negative Effekte erzeugt.
Kriege in der Ukraine, Israel/Palästina, im Irak und in Syrien – die Lage um Europa herum ist so dramatisch und tödlich wie lange nicht mehr. Das führt nun auch in Deutschland zu ersten überfälligen Ansätzen einer Diskussion um die eigene außenpolitische Rolle. Was heißt Verantwortung übernehmen heute? Ein Plädoyer.
"Ich soll nicht zu mir selbst kommen" : Werther, Goethe und die Formung des Subjekts in der Moderne
(2006)
Die Leiden des jungen Werther: Sie gehen aus einem neuen Reflexions- uns Ausgleichungsbedürfnis hervor, aus der Suche nach einem konsistenten Ich. Werther erlebt die kognitiven und affektiven Veränderungen, die die Moderne heraufführt, und aus diesen Erfahrungen geht sein Verlangen nach Einheit hervor (...). Die Suche nach dem einheitlichen, festen, verläßlichen Ich hält den Briefroman zusammen, und die Gattungswahl korrespondiert mit der Fragestellung, denn das Medium des Briefes hat im 18. Jahrhundert seine rasante Ausbreitung erfahren, weil ein historischneuer Individualitätstyp aufgetreten ist und das Bedürfnis nach einem entsprechenden anthropologischen Diskurs vorhanden war. Die übergreifende Frage nach der Identität verbindet auch die scheinbar so verschiedenen Themen im ‚Werther’: Natur, Liebe und Gesellschaft.
Transspezieskonzeptionen als Identitätskonzeptionen in Selbstinszenierungen, in populären Narrationen, in der Neurowissenschaft oder der Psychologie sind im Verhältnis zu anderen Transkonzepten (Transgender, Transkulturalität, Transnationalität, Transsozialität etc.) unterrepräsentiert und bieten gerade deshalb die Möglichkeit einer interdisziplinären und vergleichenden Analyse. Beobachtbar ist dabei, dass Transspezieskonzeptionen eine Mensch-Tier- Differenz zu unterminieren scheinen, indem sie menschliche Alleinstellungsmerkmale vorzugsweise von Identität, Person, Selbst und Psyche auf nichtmenschliche Tiere ausdehnen. Im Zentrum der Untersuchung steht deshalb die Frage, wie diese Konzeptionen mit den Begriffen 'Identität' und 'Spezies' genau verfahren und wie sie sich zu jener Grenze verhalten, die sie zu überschreiten vorgeben.
Als Hinführung zum Phänomen der Gesichtsauflösungen sollen schlagwortartig zwei hinlänglich bekannte Diskurse gegenübergestellt werden, die einander mehr als 200 Jahre trennen und konträre epistemische sowie ästhetische Programme repräsentieren. Dieser kurze Rekurs wird unternommen, weil beide Aussagewelten symptomatisch für zwei Haltungen zum Gesicht sind, aus denen Fragen zur Darstellbarkeit bzw. Wahrnehmbarkeit und schlussendlich zu Konzepten des Subjekts folgen. Auch wenn beide Diskurse die Male ihrer historischen Entstehungskontexte aufweisen, so sprechen sie in gleichem Maße von Gegebenheiten, die noch heute die mediale und ästhetische Wirklichkeit betreffen. Das Ziel dieses Vorgehens ist es, in der Zusammenfassung beider Haltungen eine Blindstelle aufscheinen zu lassen, die die Frage der Interpretation von Gesichtsrepräsentationen berührt. Die Gegenstände der Untersuchung entstammen der Performance- und Medienkunst.