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Ethnographische Zeichnungen der Lwimbi / Ngangela (Zentral-Angola) : aus dem Nachlaß Hermann Baumann
(1988)
TEIL I. ZUR GESCHICHTE EINER EUROPÄISCHEN ANNÄHERUNG 1. Wahrnehmungsblockaden: Das Stereotyp vom „unberührten“ Afrika 15 2. Das „schwarze Gesindel“ der Forschungsreisenden 25 3. Hundert Jahre danach: historische Rekonstruktionen und Deutungen 37 TEIL II. BIOGRAPHISCHE SKIZZEN 1. Die Bezerra-Familie 55 2. Germano de José Maria 78 3. Carvalhos Träger aus Luanda 87 4. Paulo Mujingá Congo und seine Karawanen 95 5. Der Chokwe-Häuptling Quipoco und seine Familie 103 6. Einige Mbangala-Karawanen zur Zeit von Carvalho: Quinguri, Madamba, Muteba, Quinzaje, Quingonga und Ambumba 109 7. Politische und kommerzielle Missionen der Lunda: Tâmbu, Toca Muvumo, Andundo, Muteba und Noéji Caúanga 123 8. Paulo Coimbra, genannt Mussili, und seine Vorfahren 137 TEIL III. HANDEL, FORSCHUNG UND KOMMUNIKATION IM WESTICHEN ZENTRALAFRIKA 1. Schwarze „Weiße“: die Ambakisten 155 2. Die Karawanen 175 3. Waren und Wege 199 4. Karawanenalltag 233 5. Trägerkarawanen: Das „Internet“ des 19. Jahrhunderts 253 ANHANG 1. Max Buchners Expeditionsgepäck 1879 275 2. Mwant Yav in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts 287 3. Lokalisierung einiger Stationen von Carvalhos Lunda-Expedition 1884–1888 nach seinen Messungen 288 4. Glossar der im Text verwendeten afrikanischen und luso-afrikanischen Begriffe 290 Bibliographie 296 Orts- und Namensregister 308
Der Zugang des Frankfurter Afrikaforschers Leo Frobenius zu Afrika war die Expedition. In insgesamt zwölf »Deutschen Inner-Afrika Expeditionen «, die teilweise vom exilierten Kaiser Wilhelm II. finanziert wurden, bereiste und erforschte er weite Gebiete des Kontinents.
Angola hat, besonders im 19. Jh., zahlreiche deutsche Forschungsreisende angezogen, die aber nur selten Berücksichtigung finden. Ihnen widmet sich dieses Buch, das zugleich Neuinterpretation, Handbuch und Anthologie ist. Darüber hinaus vermittelt es grundsätzliche Einblicke in die Geschichte der Ethnologie. 30 Kurzbiographien geben Hinweise zum Lebenslauf der Forschungsreisenden mit den Hauptdaten und dem Verlauf der Reise(n) in Angola, ihren Zielen, den Veröffentlichungen, sowie zu ethnographischen Sammlungen und visueller Dokumentation. Sie werden durch Textbeispiele aus den Werken der betreffenden Afrikareisenden ergänzt. Ein besonderes Augenmerk wird jeweils auf das Bild gerichtet, das sich die deutschen Reisenden von den afrikanischen Menschen gemacht haben, sowie auf die Art und Weise und den Kontext, in dem ihre späteren Publikationen über diese Begegnungen zustande kamen. Spezialbibliographien zu jedem der Forscher vermitteln erstmals eine umfassende bibliographische Übersicht. Über die biographischen Aspekte hinaus geht es im wesentlichen, vor allem in der ausführlichen Einführung, um die Entstehungsbedingungen und die Entstehungsgeschichte unserer Quellen, um die spezifischen Umstände und den allgemeinen Kontext der Produktion unseres Wissens. Abbildungen einiger Skulpturen aus den mitgebrachten ethnographischen Sammlungen, die wir heute als Meisterwerke afrikanischer Kunst bewundern, bilden einen eindrucksvollen visuellen Kontrast zu den meist abschätzigen Urteilen ihrer Sammler über diesen "Fetischkram".
[Nachruf] Editha Platte
(2010)
Die Reisetagebücher des Geographen Eduard Pechuël-Loesche von der afrikanischen Loango-Küste, die in der Bayerischen Staatsbibliothek in München als Teil seines Nachlasses aufbewahrt werden, decken leider nicht die gesamte Zeitspanne seines Forschungsaufenthaltes ab, weil die mitgebrachten Hefte bei seiner Ankunft (19.8.1874) bereits vollgeschrieben waren und der Nachschub erst Monate später eintraf. Die fortlaufenden Einträge beginnen daher erst mit den Nachträgen für die Zeit ab 24.2.1875 und reichen bis zum Ende seines Aufenthaltes am 5.5.1876. Die Edition konzentriert sich daher auf diesen Zeitabschnitt und begnügt sich für die Hinreise mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Stationen.
Bei den Eintragungen handelt es sich meist um Notizen, die nur stichwortartig in oft unvollständigen Sätzen festgehalten worden waren. Die allgemeine Forschungssituation steht im Vordergrund; demgegenüber treten ethnographische Mitteilungen zurück. Die eigentlichen ethnographischen und sprachlichen Aufzeichnungen wurden offensichtlich in einem „Hauptbuch“, das in einem der Tagebücher erwähnt wird, sowie auf separaten Exzerpt-Zetteln eingetragen, die nicht mehr erhalten sind. Dennoch bilden diese unmittelbaren Tagebuchaufzeichnungen eine wesentliche Ergänzung zu den späteren Veröffentlichungen, besonders in Hinblick auf die Stimmungen und emotionalen Belastungen, denen diese Forschungsexpedition in hohem Maße unterworfen war.
Diese bisher vor allem im Ruf des Scheiterns stehende Expedition ist deshalb so interessant, weil sie eine der ersten interdisziplinären Feldforschungsversuche in Afrika gewesen ist. Ihre Ergebnisse überragen diejenigen der übrigen deutschen Afrika-Unternehmen dieser Zeit bei weitem. Sie hatte allerdings mit zahlreichen widrigen Umständen zu kämpfen, die es ihr verwehrten, ihre eigentliche Aufgabe, den Vorstoß ins Landesinnere (möglichst bis zu einer Erreichung der Ostküste) zu verwirklichen.
Je länger man sich mit diesen Tagebuchnotizen beschäftigt und mit den richtigen Fragen an sie herangeht, desto mehr erschließt sich ihr reichhaltiger Inhalt. Sie sind deshalb erst auf den dritten Blick tatsächlich eine wichtige und sehr vielseitige Quelle, die sich nicht ohne Vorwissen und nur in bestimmten Kontexten erschließt. Wegen ihres disparaten Charakters und ihrer Stakkato-artigen Darstellungsform eignen sich die Tagebücher zwar nicht als spannende Unterhaltungslektüre (und deshalb auch nicht als „normale“ Buchveröffentlichung), doch kann man ihr zu sehr unterschiedlichen Themen nützliche und vielseitige Informationen und Einblicke entlocken.
Da Eduard Pechuël-Loesche in seinen Tagebüchern immer wieder die Anfertigung bestimmter Aquarelle erwähnt, war es ein Glücksfall, dass diese Aquarelle aufgespürt werden und 31 davon in dieser Edition veröffentlicht werden konnten.
Der Edition wurde ein biographischer Abriss über Eduard Pechuël-Loesches Biographie und das Kapitel der Herausgeberin „Feldforschungsstreß an der Loango-Küste: Ein Blick in die Tagebücher von Eduard Pechuël-Loesche (1873–1876)“ aus dem Buch von Sylvia M. Schomburg-Scherff und Beatrix Heintze (Hg.), Die offenen Grenzen der Ethnologie. Schlaglichter auf ein sich wandelndes Fach, Frankfurt am Main: Lembeck 2000, vorangestellt.
Das Museum Giersch scheint manchmal weit ab vom Schuss, gerät es doch im Schatten der großen Frankfurter Galerien ein ums andere Mal in Vergessenheit. Umso wichtiger ist es, diesem Umstand entgegenzuwirken – denn derzeit präsentiert das Ausstellungshaus am Museumsufer mit der Schau Frobenius – Die Kunst des Forschens ein Stück Frankfurts kultureller Identität. Konträr zum vielbesuchten Städel, erwartet das villenartige Museum den Besucher mit gedimmtem Licht und warmem Holz: Eine ruhige Stimmung breitet sich aus, die nicht nur der Konzentration beim Lesen der ausführlichen Erklärtexte, sondern der Wirkung von mehr als 200 gezeigten Werken zuträglich ist. ...
Der Leiter des ethnografischen Bildarchivs und Mitherausgeber der Studien zur Kulturkunde Dr. Richard Kuba und die Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin des Frobenius-Instituts Dr. Hélène Ivanoff sprechen mit Hadi Khatib Slgini, Student der Ethnologie an der Universität Frankfurt, über das von ANR und DFG geförderte „Anthropos-Projekt“.