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Der georgischen Sprache fehlt es nicht an mehr oder weniger alltäglich gebrauchten deutschen Fremdwörtern. Den meisten haftet ihr Umweg durch das Russische an, den sie während der kaiserlichen und späteren sowjetischen Herrschaft über Georgien gemacht haben. [...] Allerdings stößt man in dem prägenden sowjetgeorgischen Fremdwörterbuch, das zwischen 1964 und 1989 dreimal aufgelegt wurde, gerade beim Eintrag 'schtraikbrecheri' auf eine durchaus seltsame Bestimmung: "schtraikbrecher-i (dt. 'Streikbrecher') - in kapitalistischen Ländern: eine Person, die während des Streiks arbeitet und den Streik stört." Die stillschweigende Voraussetzung, Streikbrecher existierten nur "in kapitalistischen Ländern", weil es in den sozialistischen keine Streiks gebe, wirft in ihrer Verlogenheit erst recht die Frage nach der Vor- und Nachgeschichte dieses Begriffs auf.
Indefinita und ihre verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten sind seit längerem Gegenstand intensiver linguistischer Diskussion. Die folgenden Bemerkungen diskutieren einige in der Literatur häufig vertretene Thesen zum Zusammenhang der Positionierung einer indefiniten NP im deutschen Mittelfeld und ihrer Interpretation. Es wird argumentiert, daß diese Thesen den empirischen Gegebenheiten nicht gerecht werden. Dies gilt damit auch für einige Thesen zur Umstellung im Mittelfeld (Scrambling).
Das Papier argumentiert anhand einer Reihe von Phänomenen für die Existenz einer ausgezeichneten Topikdomäne im Mittelfeld des deutschen Satzes. Deutsch ist somit Diskurs-konfigurational hinsichtlich Topiks. Die Beobachtung erlaubt die Beantwortung einiger grundlegender Fragen wie die nach der möglichen Anzahl van Satztopiks, nach der Möglichkeit von Satztopiks in eingebetteten Sätzen oder nach dem Zusammenhang von Scrambling und Topikstatus. Die These, die 'starke' Interpretation einer indefiniten Phrase impliziere deren Topikstatus, wird zurückgewiesen. Syntaktische Eigenschaften der Topik-Voranstellung im Mittelfeld werden herausgearbeitet und ihre Implikationen für die Theoriebildung werden erörtert.
This paper aims to determine and classify by syntactic criteria, the functions of reflexivity (reflexive pronoun kendi) in Turkish, in contrast to German.
Reflexivity in Turkish can be expressed by synthetic elements such as affixes, but also by an analytical element – the reflexive pronoun kendi. And in German it is formed by the reflexive pronoun sich. The reflexive pronoun sich in German used both in anaphorical and lexical functions, which can be distinguished from each other by certain criteria.
Fast die gesamte außerdeutsche Germanistik hat sich schwer getan mit der binnengermanistischen Differenzierung: 'Klassik und Romantik'. [...] An zwei ästhetischen Figurationen lässt sich exemplarisch und skizzenhaftzeigen, wie aus einem Nebenkriegsschauplatz im Klassizismus, der Arabeske, ein Hauptaktionsfeld der Romantik wird und wie aus einem zentralen ästhetischen Konzept des Klassizismus, dem fruchtbaren Augenblick, Nebeneffekte in der Romantik werden.
Alle germanischen Sprachen haben in den nachchristlichen Jahrhunderten eine phonologische Umlautphase durchlaufen, allerdings mit je unterschiedlichen Resultaten. Dieser Umgang mit den Umlautprodukten wurde bisher nie vergleichend in den Blick genommen; vielmehr bekommt man in jeder Einzelphilologie den Eindruck, als habe die Umlautentwicklung nur so und nicht anders verlaufen können. Erst die historisch-kontrastive Perspektive erweist, dass sich drei Pfade systematisieren lassen: Der Umlaut wird konserviert (Isländisch), er wird eliminiert (Englisch, Niederländisch) – Schwedisch nimmt hier eine Zwischenposition ein –, oder er wird funktionalisiert (grammatikalisiert) und damit morphologisch ausgedehnt (Deutsch, Luxemburgisch).
Im Folgenden werden diese drei Wege nicht nur beschrieben, sondern auch begründet. Der konsequente Sprachwandelvergleich ermöglicht dabei das Verständnis von Zusammenhängen und erlaubt es, aus den Einzelphilologien abgeleitete Annahmen zu revidieren.
Die Rhetorik, die im Türkischen als "Belagat/Belagat Sanatı" (Hitabet Sanatı) bezeichnet wird, ist ein mehr oder minder ausgebautes System gedanklicher und sprachlicher Formen, die dem Zweck der vom Redenden in der Situation beabsichtigten Wirkung dienen können (Lausberg 1990: 13). In vielen verschiedenen Bereichen wie Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Theologie und Werbung wird in großem Maße von der Rhetorik profitiert. Der Anwendungsbereich der Rhetorik ist jedoch nicht nur auf das Reden begrenzt; die Rhetorik liefert ein detailliertes Modell zur Herstellung von Texten und kann deshalb auch als Texttheorie verstanden werden (Braungart 1997: 290). In diesem Zusammenhang wird die Rhetorik als Instrument der Textbeschreibung und –analyse bezeichnet (Braungart 1997: 290). Laut Gero von Wilpert (2001: 687) übt die Rhetorik durch die künstlichen Schmuckformen einen starken Einfluss auf die schriftlichen Texte, insbesondere auf die Literatur, aus, da die Dichter oder Schriftsteller ihre Werke mit der ästhetischen Kraft der Sprache erstellen. In den Texten wird die Rhetorik durch die sprachlichen Formen und Figuren präsentiert, die im Deutschen als "Rhetorische Figuren" und im Türkischen "Edebi Sanatlar" bezeichnet werden.
Die folgende Untersuchung hat das Ziel, die deutschen rhetorischen Figuren mit den türkischen zu vergleichen und Ähnlichkeiten sowie Unterschiede zwischen den rhetorischen Figuren anhand von den Beispielsätzen in beiden Sprachen aufzudecken und zu analysieren.
Die Sprache ist ein variables, sich ständig entwickelndes Phänomen, weshalb es schwierig ist, eine endgültige Norm festzusetzen. Noch schwieriger kann es sein, wenn man eine Fremdsprache mit ihren oft schwankenden Normen erlernen möchte und dabei keine Möglichkeit hat, sich bei der Kommunikation auf seine sprachlichen, in der Kindheit erworbenen Erfahrungen zu verlassen wie Muttersprachler/innen. Die Fremdsprachenlerner sind also davon abhängig, was alles ihnen von der jeweiligen Sprache präsentiert wird. Damit wird umso mehr Verantwortung in die Hand der Lehrer/innen und Lehrwerksentwickler/innen gelegt, denn sie entscheiden, welche Aspekte der Sprache und welche 'Norm' die Schüler/innen kennen lernen. Im Beitrag wird deswegen der Frage nachgegangen, wie sich Lehrwerke am Beispiel 'Deutsch als Fremdsprache' mit sprachlichen Normen und den Abweichungen von der sprachlichen Norm bzw. Besonderheiten der Sprache auseinandersetzen. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich vor allem auf drei Aspekte dieser Problematik: Ausgewählte Typen von Abweichungen und Unregelmäßigkeiten der Sprache aus den Bereichen Grammatik, Wortschatz und Phonetik, Art und Weise von deren Präsentationen aus der Perspektive der Verständlichkeit und deren Bewertung als zentral oder als abweichend bzw. peripher. Nach diesem Kriterium werden Unterschiede zwischen neueren und älteren Lehrwerken und zwischen Lehrwerken deutscher und tschechischer Autor/innen thematisiert.
Seit mehr als 60 Jahren dominiert in der historisch-phonologischen Umlaut-Landschaft EIN Aufsatz, eine vierseitige Skizze des althochdeutschen Umlauts von W. Freeman Twaddell. Keller (1978: 160) nennt diese Theorie 'one of the finest achievements of American linguists'. Ähnliche Lobsprüche findet man mehrmals in der Literatur und der Artikel bleibt bis heute noch DER Eckpfeiler der Umlaut-Debatte (s. Krygier 1997, Schulte 1998).
In den letzten paar Jahren haben wir mit einigen Kollegen – Anthony Buccini, Garry Davis, David Fertig, Dave Holsinger, Robert Howell, Regina Smith – einen neuen Ansatz entwickelt, die wir "ingenerate Umlaut" nennen. "Ingenerate" heißt hier ungefähr 'vorprogrammiert, inhärent, angeboren' und deutet darauf hin, daß wir die Wurzeln vom Umlaut in der Phonetik – noch genauer: in der Koartikulation – suchen. Auch meinen wir, die allmähliche Entfaltung des Prozesses in den "Ausnahmen" zum Umlaut sehen zu können, mit anderen Worten genau in den umlautlosen Formen, die in der Twaddellschen Tradition als willkürliche Ergebnisse der Analogie gesehen werden müssen.
"Werden" plays an important role in German, especially as a copula and as an auxiliary verb. It constitutes the analytic (periphrastic) part of the verbal paradigm being used as an auxiliary by encoding the categories of Tense (Future), Mood (Conditional), and Diathesis (Passive).
The original meaning of PIE *uuerth- includes two basic readings – a terminative and an aterminative. Both of them have been used in the process of grammaticalisation of werden in constructions with participles and the infinitive. The terminative reading based on the feature "Change of a State" was originally the categorical marker of "werden" within the opposition "sein" vs. "werden", where "sein" indicated the meaning of "State". As a result of the further development which started in the later OHG period, the aterminative reading of "werden" in constructions with the Participle II mixed with the terminative one by establishing the Passive-Paradigm. This evolution forced "sein"+ Part. II into the periphery of the Diathesis where in NHG it is marked as a resultative (terminative) construction. On the other hand, werden + Participle I (later with Infinitive) did not establish aterminative readings due to the peculiarities of the semantics of the Participle I – form. In connection with the Infinitive the terminativity of werden developed in the process of its auxiliarisation to the prospective I prognostic reading in the future-tense perspective and to the epistemic reading in the perspective of the present tense. In the perspective of the past tense (cf. MHG "ward varen" {became ride}, "was ridden") it disappeared because in this perspective prospective or prognostic readings are impossible.
Ausgegangen wird von einer Kontinuität struktureller Vorgaben durch die Frühromantik mit erkennbaren Umakzentuierungen Mitte der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts, die im Vormärz experimentell erprobt werden. Die neuere Vormärzforschung tendiert dazu, in Abgrenzung zum späteren poetischen Realismus die Literatur, d.h. keineswegs nur die politisch progressive, durch ihre kühnen literarischen, die Innovationen der Wissenchaften aufgreifenden Experimente zu charakterisieren. Aus dem Gesichtswinkel literarischer Experimmtierfreudigkeit, die Herausforderungen der Modet+rnisierung und Temporalisierung annimmt und zugleich bestreitet, wird eine paradoxale poetologische Grundfigur erkennbar, die für Romantik und Vormärz gleichermaßen gilt, nämlich: sich in den Krisenbrennpunkt der eigenen Zeit hineinzuschreiben, um sich zugleich in ästhetische Distanz zu begeben. Die Ausfaltung dieser paradoxalen poetologischen Grundfigur in Romantik und Vormärz sei in vier Durchgängen problematisiert:
1. Strukturelle Vorgabe: "Führungswechsel der Zeiten"
2 Archivierung und Aktualisierung 'doppelbödiger' Schreibweisen
im Spannungsverhältnis von Poesie und Publizistik
3. Wechselverwiesenheit: Vormärz in der Romantik und Romantik
im Vormärz
4. Die Austreibung des Romantischen im Vormärz
5. Reflexive Gegenwart als zentrale Bezugszeit. Akzentverlagerung von der Romantik zum Vormärz
Um die zentralen Spracherscheinungen von den peripheren unterscheiden zu können, braucht man sprachliche Daten. Nicht nur aus dem Bedürfnis heraus, authentische Beispiele einfach und schnell finden zu können, greift man heutzutage nach Textkorpora unterschiedlicher Art. Im Beitrag wird am Beispiel des deutschen Verbs lassen gezeigt, wie man sich ein Parallelkorpus bei prachvergleichenden Analysen zu Nutze machen kann und wie man die Korpusbelege auswertet, um die zentralen Phänomene des jeweiligen Sprachsystems hervorzuheben.
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit geschlechtsspezifischen Phraseologismen im Deutschen. Er setzt sich zum Ziel, sie nach ihrer Verwendung in der Sprachgemeinschaft in Zentrum und Peripherie zu gliedern. Werden die geschlechtsspezifischen Phraseologismen in der Sprachgemeinschaft verständlich und gemäß dem allgemein üblichen Sprachgebrauch verwendet, dann werden sie dem Zentrum zugeordnet. Phraseme hingegen, die als abwertend, derb, vulgär und diskriminierend gebraucht werden, werden als peripher angesehen. Die Untersuchung wird anhand eines Korpus von zwei phraseologischen Wörterbüchern durchgeführt und mit Belegen aus dem Mannheimer Referenzkorpus (DeReKo) untermauert
Der Artikel befasst sich mit der Fehleranalyse mit einem Schwerpunkt auf den Fehlern der tschechischen Schüler an Gymnasien in Schlesien. Der Begriff Fehler wird erklärt, und es wird versucht, eine neue Typologie der Fehler zu finden. Das Ergebnis der Fehleranalyse wird vorgestellt. Die Untersuchung setzt sich zum Ziel, zuerst die Fehler in schriftlichen Arbeiten zu klassifizieren und die häufigsten Fehlertypen zu finden. Der Beitrag erläutert, womit die Schüler die meisten Probleme haben.
Das deutsche Passiv-Paradigma befindet sich im Umbruch. Getragen wird ein Paradigma von einer allgemeinen abstrakten kategorialen Bedeutung, der sogenannten Zielkategorie (werden-Passiv). Im Rahmen von Grammatikalisierungsprozessen kann das Paradigma ausgebaut werden, wobei neue Mitglieder in Konkurrenz oder Opposition zu der Zielkategorie treten. Periphere Mitglieder des Paradigmas (gehören-Passiv, bekommen-Passiv) werden anhand ihrer semantischen und morphosyntaktischen Merkmale eingeordnet.
The German causal preposition durch ('by', 'through') poses a challenge to formal-semantic analyses applying strict compositionality. To deal with this challenge, a formalism which builds on recent important developments in Discourse Representation Theory is developed, including a more elaborate analysis of presuppositional phenomena as well as the integration into the theory of unification as a mode of composition. It is argued that that the observed unificational phenomena belong in the realm of pragmatics, providing an argument for presuppositional phenomena at a sentence- and word-internal level.
Wenn man etwas lernt oder lernen will, geht es immer besser, wenn es Spaß macht. Dieser Beitrag möchte zeigen, dass eine witzige Situation oder Witze als Textsorte nicht nur als Motivation zum Lernen, sondern auch als ein fester Bestandteil des DaF-Unterrichts dienen können. Als ein Argument, das sich wie ein roter Faden durch diesen Text zieht und das diese Behauptung unterstützt, bietet sich die pragmatisch verankerte Perspektive an. Der Beitrag stellt sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob die Witze beim Vermitteln der pragmatischen Kompetenz im Rahmen des DaF-Unterrichts behilflich sein können und ob diese daher von der Peripherie näher ins Zentrum des DaF-Unterrichts geraten sollten. Auch wenn die Argumentationslinie dieses Beitrags die Rolle der Witze im Unterricht unterstützen will, wird hier diese Richtung keinesfalls überschätzt. So wie die pragmatische Kompetenz sollte auch der Witz ein Teilchen des sprachdidaktischen Mosaiks darstellen, das nicht unbedingt in dessen Zentrum liegen muss.
Wissenschaft
(2018)
Das Wort 'Wissenschaft' markiert eine lexikalische Lücke - im Englischen. Es ist für diese Sprache ein 'intraduisible'. Mindestens zwei Wörter braucht das Englische, um das Gemeinte zu bezeichnen: 'science' für die Naturwissenschaften und - symptomatisch in Pluralform und Variabilität - 'arts' oder 'humanities' für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Einheit 'der Wissenschaft' lässt sich im Englischen und anderen Sprachen, die über das inklusive 'Wissenschaft' nicht verfügen, also nicht einfach ausdrücken.
In dem Beitrag wird die Vermittlung sachbezogenen Wissens im Wirtschaftsdeutschunterricht thematisiert. Hierbei geht es um die Frage, wie wichtig wirtschaftsbezogene Inhalte im Sprachunterricht in der Germanistik sein können: Ist der Erwerb praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten, die man später im Berufsleben anwenden kann, hier nur ein peripherer Bereich? An zwei Fachbereichen, der Touristik und der Logistik, wird gezeigt, dass man auch an der philologischen Fakultät erfolgreich sachbezogenen Fremdsprachenunterricht einsetzen kann. Ein solcher Unterricht, in dem konkrete Inhalte vermittelt und praktische Skills trainiert werden, erfreut sich bei den Studenten eines großen Interesses. Gerade Kursprogramme, die sich mit wirtschaftlichen Aspekten befassen, scheinen aufgrund der direkten Bezüge zum Arbeitsmarkt sehr begehrt. Wie aus den Erfahrungen mit den Studenten des Germanistikstudiums hervorgeht, sind Veranstaltungen, die mehr lehren, als lediglich den perfekten Umgang mit der Fremdsprache, besonders gefragt. So ist es die Rolle des Dozenten, nicht nur die Sprache zu unterrichten, sondern auch Wirtschaftswissen zu vermitteln. Ist etwa eine Neuorientierung des Sprachunterrichts an den philologischen Fakultäten im Gange? Diese Frage wird hier bejaht. Im praktisch angelegten Deutschunterricht rückt Wirtschaftsdeutsch immer mehr von der Peripherie ins Zentrum.
Die meisten Maler und Zeichner der Romantik haben von den in dem erzählten Märchen wachgerufenen Innenbildern berichtet und von ihnen bei ihrer Arbeit profitiert. [...] Bekanntlich rehabilitieren die romantischen Künstler nicht nur die erzählenden volkstümlichen Gattungen, die Legende, das Märchen, die Anekdote und das Volksbuch, sondern auch die volkstümlichen Formen der bildenden Kunst: die Scherenschnitte, die Silhouetten,
die Schattenrisse etc. [...]
Die Verfasserin plädiert für einen Kanon 'erinnerungswürdiger Texte' im Deutschunterricht sowie im universitären germanistischen Curriculum, der zur Identitätsbildung in einer Kulturnation unentbehrlich ist, aber in Anbetracht permanenter Gleichsetzung von Bildung und Ausbildung geringgeschätzt wird. Zusätzlich verhindert der deutsche Bildungsföderalismus, sich bereits in der Schule einen Kanon von fiktionalen Texten anzueignen, der als Fundus für identitätsstiftende Diskurse dient, die zum kulturellen Zusammenhalt einer Nation beitragen. Der aktuell zu beobachtenden Xenophobie hat fiktionale Literatur etwas entgegenzusetzen, indem sie Bilder vom eigenen und dem fremden Land in der Literatur vermittelt (Imagologie).
Eine wesentliche morpho-syntaktische Eigenschaft pronominaler Formen ist ihre Kongruenz mit dem Nomen. In den Grammatiken werden die pronominalen Paradigmen deshalb anhand der Kategorien des Nomens konstruiert. So wird traditionellerweise im Deutschen für all die verschiedenen pronominalen Elemente wie bestimmter/unbestimmter Artikel, Negationsartikel, Possessiv- und Demonstrativpronomen, starke/schwache Adjektive ein und dieselbe Struktur des Paradigmensystems zugrundegelegt. Die 3 Genusklassen konstituieren je ein Paradigma im Singular sowie ein gemeinsames Pluralparadigma. Jedes dieser 4 Paradigmen hat 4 Kasuspositionen, Nom., Gen., Dat., Akk. Dies ergibt ein Paradigmensystem mit 16 Paradigmenpositionen. Jede Position beschreibt eine der möglichen syntaktischen Umgebungen von nominalen Einheiten auf der Äußerungsoberfläche. Nicht nur im Deutschen existiert nun aber keineswegs für jede dieser Positionen auch eine eigenständige pronominale Form. Die Diskrepanz ist bekanntlich beachtlich. Das Paradigmensystem des bestimmten Artikels - das hier exemplarisch diskutiert werden sol1 - weist mit 6 Formen noch den größten Formenreichtum auf. Das Demonstrativpronomen dies und der Negationsartikel kein z.B. haben 5 distinkte Formen, die schwachen Adjektive schließlich nur 2.
Die Frage, die sich unmittelbar aufdrängt, ist, welche (grammatische) Ratio steckt hinter diesem hohen Maß an Formidentitäten. Inwieweit haben wir es hier mit motivierten Synkretismen, d.h. auf inhaltlich begründeten Neutralisationen beruhenden Formidentitäten, und/oder zufälligen Homonymien zu tun?
Wie sich Konzessivkonnektoren im 18. und 19. Jh. entwickelt haben, untersuchen Lisa Bürgerhoff, Jana Giesenschlag, Linda Kunow und Alexandra Kern für ihren Beitrag "Von ob ich schon wanderte zu obschon ich wanderte?! - Eine Korpusuntersuchung zur Konzessivität von 1700-1900". Ihre Untersuchungen im Deutschen Textarchiv zeigen unter anderem einen Zusammenhang zwischen der Zusammenschreibung der Konnektoren und einer eindeutig konzessiven Lesart, der für obschon, obgleich, obwohl und obzwar allerdings unterschiedlich stark ist. Auch die Faktizität der Teilsätze und das Auftreten verstärkender Partikeln sind für die Entwicklung der ob-Gruppe von Bedeutung. Als eindeutigste und frequenteste Konzessivkonnektoren stellen sich insgesamt obwohl und vor allem obzwar heraus.
Dinge in Texten haben maßgeblich an der Konstruktion imaginärer Welten teil. Sie kommen zu allen Zeiten und in allen literarischen Gattungen vor, in der Heldenepik ebenso wie in Aphorismen, im Mittelalter wie in der Moderne. Dinge treiben Handlungen voran, stören, wenn sie nicht funktionieren, und sie schaffen und zerstören Ordnungen - auch solche der Worte. Im Gegensatz zur Ethnologie oder Museologie hat es die Literaturwissenschaft stets mit Zeichen zu tun - es stellt sich also die Frage, wie das Verhältnis von res und verba analysiert und beschrieben werden kann. Der vorliegende Band versammelt Beiträge, die sich, angefangen bei der antiken Rhetorik über mittelalterliche Literatur bis hin zum 20. Jahrhundert, mit Dingen in und neben Texten beschäftigen.
Das Hauptziel dieses Beitrags besteht darin, anhand einer tiefergehenden prosodisch-phonologischen Analyse der häufigsten Rufnamen von 1945-2008 der Frage nachzugehen, ob im Laufe der Zeit eine Androgynisierung unserer Rufnamen dahingehend stattgefunden hat, dass Strukturen, die bislang dominant für das eine Geschlecht galten, zunehmend auch für das andere Geschlecht gewählt werden bzw. geschlechtspräferente Strukturen nivelliert oder gar abgebaut werden. Ein weiteres Ziel besteht darin, auf onymischer Ebene der These nachzugehen, dass in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen eine sog. Informalisierung und Intimisierung stattgefunden habe, die sich möglicherweise in heutigen Namen wie Lilly oder Nico statt früher Elisabeth und Nikolaus niederschlagen.
Der Beitrag geht der Frage nach, wie sich die noch in den 1980er Jahren marginalisierte Migrationsliteratur heutzutage unter der Etikettierung 'Interkulturelle Literatur' auf dem literarischen Markt allmählich etabliert hat und mittlerweile zur zentralen Tendenz der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur geworden ist. Am Beispiel von Autoren und Autorinnen tschechischer Herkunft, Jiří Gruša, Libuše Moníková und Michael Stavarič, wird die 'Verortung' der 'interkulturellen Literatur' im Spannungsfeld von Peripherie und Zentrum dargestellt und ihr Mehrwert diskutiert.
Ich möchte […] drei Beispiele für den produktiven Dialog zwischen Historischer Sprachwissenschaft und Sprachtypologie liefern: 1. Den phonologisch-typologischen Wandel des Deutschen von einer Silben- zu einer Wortsprache, 2. die frühnhd. 'Justierung' der Abfolge grammatischer Kategorien am Verb gemäß der universellen Relevanzskala, und 3. die Entwicklung unseres Höflichkeitssystems am Beispiel der Anredepronomen. Weder liefere ich Neues noch kann ich ins Detail gehen. Es geht hier nur darum, für die gegenseitige Wahrnehmung und Zusammenarbeit linguistischer Disziplinen zu werben.
Im Frühjahr 1998 lief in New York eine Retrospektive des 47jährigen, amerikanischen Videokünstlers Bill Viola. Die Ausstellung wurde zuvor in Los Angeles gezeigt. 1999 ist sei in Europa zu sehen (Amsterdam, Frankfurt/M.), sodann in San Francisco und Chicago: ein Programm bis zum Jahr 2000. Bill Viola soll zum Klassiker werden. In New York hatte das Whitney Museum of American Art seine beiden oberen Stockwerke freigeräumt, um siebzehn Videoinstallationen Raum zu schaffen. Man betrat vollständig abgedunkelte Stockwerke, in welche die Installationsräume labyrinthisch eingebaut waren. Es gab kein anderes Licht als dasjenige, das von den Installationen selbst ausging. Man konnte sich auch von den Tönen der Installationen leiten lassen. Das Aufsichtspersonal war von Viola geschult worden, mit etwaigen Verirrten und Verwirrten im Dunkel helfend umzugehen. Die Irritationen des Orientierungssinnes waren beabsichtigt. Man sollte in eine andere Welt eintreten. Der Gang durch die siebzehn Zellen sollte zu einer Initiation in die Welt Violas, einer Reise in die kunstvollen Phantasmen eines Gehirns. Durchaus drängte sich der Eindruck auf, daß der Gang durch die labyrinthischen Installationsräumen als eine Reise durch die inneren Kammern der Imagination Violas selbst inszeniert war. Zwar richten alle Kameras ihr Objektiv immer auf irgendein Ensemble der Außenwelt und insofern ist ihnen Referenzialität technisch eingebaut. Die Ausstellungsfolge der 'Bildkammern' Violas jedoch schien so arrangiert, daß man diese Referenz zunehmend verlor. Man tauchte in eine Bilderwelt, welche nicht die Außenwelt wiedergab, sondern direkt aus dem Bildgedächtnis und der Einbildungskraft des Gehirns zu erwachsen schien. Das machte den Besuch der Ausstellung zu einem Abenteuer, aber auch zu einer Art Intimität: es war eine Art visueller Beiwohnung der Innenwelt eines anderen Menschen, ebenso aufregend wie gelegentlich auch Scham oder das Gefühl wachrufend, man sei jemandem zu nahe getreten. Beides, Abenteuer wie Intimität, hat mit Grenzen und ihrer Überschreitung zu tun. Tatsächlich sollten die Besucher diesen Eindruck gewinnen: daß sie Grenzen überschritten, die gewöhnlich von Tabus und Verboten, von Scham oder Angst besetzt sind. Das einer Initiation ähnliche Arrangement diente einer solchen Grenzüberschreitung und Passage. ...
Der Beitrag ist im Rahmen der Ausarbeitung eines derivationellen Valenzlexikons entstanden, in dem Valenzträger des Deutschen und Tschechischen für verschiedene kategoriale Kontexte erfasst werden sollen. Anhand des Musterlemmas für abfallen wird diskutiert, welche Kriterien zur Festlegung von zentralen und peripheren Varianten des jeweiligen Lexems geeignet sind und welche linguistischen Besonderheiten an der Peripherie des genannten Lexems auftreten.
It is the aim of this paper to evaluate the various types of sentential complementation available in terms of complement control cross-linguistically. I will propose a lexical classification of control classes on the basis of the instantiated subordination patterns. I want to focus on an important distinction, namely that of structural vs. inherent control. Structural control is found with predicates that select a clausal complement whose structure requires argument identification and thus 'induces' control. Infinitival complements are prototypical cases for this kind of control because in most languages infinitival complements can only 'survive' in structures of control or raising. The interesting question is which predicates license structural control and which cross-linguistic differences emerge between potential licensors. Inherent control is found with predicates that require control readings independent of the instantiated structure of sentential complementation (e.g. a directive predicate such as zwingen 'force'). In addition, I will recapitulate and add arguments for the dual lexical-syntactic nature of complement control.
In this paper I argue that there are three distinct constructions in Modern German in which a 'topic constituent' is detached to the left: (left-)dislocated topic ('left dislocation'), (left-)attached topic ('mixed left dislocation'), and (left-)hanging topic ('hanging topic'). Presupposing the framework of Integrational Linguistics, I provide syntactic and semantic analyses for them. In particular, I propose that these constructions involve the syntactic function (syntactic) topic, which relates the topic constituent to the remaining part of the sentence. Dislocated and attached topic constituents function in addition as a strong or weak (syntactic) antecedent of some resumptive 'd-pronoun' form.
Dislocated topic, attached topic, and hanging topic are in turn contrasted with 'free topics'. Being sentential units of their own, the latter are syntactically unconnected to the following sentence. In particular, they are not topic constituents.
Zweifelsohne gehören Fußnoten nicht zum Ideal einer literarischen Übersetzung [...]. Dennoch gibt es nicht wenige solcher Literaturübersetzungen. Ein Beispiel besonderer Art stellt die von Nijad Akipek erstellte und im Jahre 1949 veröffentlichte türkische Erstübersetzung von Theodor Fontanes Roman Effi Briest (1894) dar. Besonders auffallend bei dieser Erstübersetzung sind die mehr als 220 Anmerkungen des Übersetzers in Form von Fußnoten. Dass ein Übersetzer in einem Roman Fußnoten in diesem Umfang einfügt, stellt einen Sonderfall dar und soll darum übersetzungskritisch analysiert werden. Auch in der fast 60 Jahre später von Kasım Eğit erstellten Neuübersetzung2 des Romans im Jahre 2007 finden sich ebenso noch einige Anmerkungen in Form von Fußnoten, jedoch in der Anzahl außerordentlich weniger. Auf welche Anmerkungen auch Eğit nicht verzichten will bzw. kann, soll im Anschluss weiter unten analysiert werden.
The focus of the present paper is on the difference between English and German learners‘ use of perfectivity and imperfectivity. The latter is expressed by means of suffixation (suffix -va-). In contrast, perfectivity is encoded either by suffixation (-nou-) or by prefixation (twenty different prefixes that mostly modify not only aspectual but also lexical properties of the verb).
In the native Czech data set, there is no significant difference between the number of imperfectively and perfectively marked verb forms. In the English data, imperfectively and perfectively marked verb forms are equally represented as well. However, German learners use significantly more perfective forms than English learners and Czech natives. When encoding perfectivity in Czech, German learners prefer to use prefixes to suffixes. Overall, English learners in comparison to German learners encode more perfectives by means of suffixation than prefixation.
These results suggest that German learners of Czech focus on prefixes expressing aspectual and lexical modification of the verb, while English learners rather pay attention to the aspectual opposition between perfective and imperfective. In a more abstract way, the German learner group focuses on the operations carried out on the left side from the verb stem while the English learner group concentrates on the operations performed on the right side qfrom the verb stem.
This sensitivity can be to certain degree motivated by the linguistic devices of the corresponding source languages: English learners of Czech use imperfectives mainly because English has marked fully grammatical form for the expression of imperfective aspect – the progressive -ing form. German learners, on the other hand, pay in Czech more attention to the prefixes, which like in German modify the lexical meaning of the verb. In this manner, Czech prefixes used for perfectivization function similar to the German verbal prefixes (such as ab-, ver-) modifying Aktionsart.
In this paper I investigate the usage of the adverb and particle 'so' in spontaneous speech (interviews) collected from 21 speakers of the urban multi-ethnolectal youth language Kiezdeutsch. Speakers from the neighborhoods Kreuzberg and Wedding in Berlin are ranging in age from 14 to 18. The 1454 tokens of so available in the corpus (about 5 hours of speech) were classified into 10 different categories; some were structurally defined while others were defined along dimensions of meaning. Our current results indicate that there are differential usages patterns depending on the speaker's gender and age for some of these categories. Further, it appears that some patterns that have been attributed grammatical meaning may not appear frequently enough to establish a separate meaningful grammatical category. Rather, most instances of this kind of use of so appear to have a hedging function, indicating speakers' non-commitance to a specific circumstance.
The unfolding discussion will focus on the internal representation of turbulent sounds in the phonology of German as well as pinpoint the special status of the prime defining the quality of turbulence. It will also be argued that this prime is capable of entering into special types of licensing relations, which results in specific phonetic manifestations of forms. We shall compare the effects of two processes attested in German: consonant degemination and spirantisation with a view to revealing the role of the turbulence-defining element in the two operations. Furthermore, our attention will be focused on the workings of the Obligatory Contour Principle which, as will be shown below, exerts decisive impact on prime interplay and consequently the phonetic realization of sounds and words. We shall see that segmental identity is contingent on the languagespecific interpretation of inter-element bonds.
Aware of the importance of prime autonomy in determining the manifestation of sounds, let us start with a brief outline of the fundamental segment structure principles offered by the theory of Phonological Government.
This article examines the motivation for phonological stop assibilations, e.g. /t/ is realized as [ts], [s] or [tʃ] before /i/, from the phonetic perspective. Hall & Hamann (2003) posit the following two implications: (a) Assibilation cannot be triggered by /i/ unless it is also triggered by /j/, and (b) Voiced stops cannot undergo assibilations unless voiceless ones do. In the following study we present the results of three acoustic experiments with native speakers of German and Polish which support implications (a) and (b). In our experiments we measured the friction phase after the /t d/ release before the onset of the following high front vocoid for four speakers of German and Polish. We found that the friction phase for /tj/ was significantly longer than that of /ti/, and that the friction phase of /t/ in the assibilation context is significantly longer than that of /d/.
The mother tongue at school
(2023)
This paper focuses on a key contradiction in nineteenth century nationalist ideology, namely the opposition between the emphasis on the sacred status of the mother tongue, on the one hand, and the use of universal mandatory schooling as a means of homogenization, on the other. The influential philologist Jacob Grimm insisted that only people whose mother tongue was German counted as members of the German nation; the mother tongue was the key criterion of authentic belonging. Yet Grimm also realized that mandatory schooling imposed a uniform language across a wide territory, wiping out local dialects and effectively giving shape to a more linguistically unified people. He thus witnessed how modern mass instruction forged a more standardized culture at the expense of the more natural-seeming transmission of language within families. In Grimm's writings on education, the valorization of the mother is continually disturbed by the presence of a surrogate figure, the school teacher.
This paper draws a link between the typological phenomenon of the paradigmatically supported evidentiality evoked by perfect and/or perfectivity and the equally epistemic system of modal verbs in German. The assumption is that, if perfect(ivity) is at the bottom of evidentiality in a wide number of unrelated languages, then it will not be an arbitrary fact that systematic epistemic readings occur also for the modal verbs in German, which were preterite presents originally. It will be demonstrated, for one, how exactly modal verbs in Modem German still betray sensitivity to perfect and perfective contexts, and, second, how perfect(ivity) is prone to evincing epistemic meaning. Although the expectation cannot be satisfied due to a lack of respective data from the older stages of German, a research path is sketched narrowing down the linguistic questions to be asked and dating results to be reached.
The present investigation steps back to the claims of the 1990s by assuming that there is a functional opposition in the use of P- and D-PRO which affects the status of the pronoun's referent in the mental model of the discourse. We interpret the earlier findings as an indication of an information structural difference which is specifically relevant on the discourse level. The question we address here is twofold. Firstly, we ask whether the assumed opposition in the information status of P- and D-PRO referents has consequences on referent continuation in the ongoing discourse. So far, the effects of P- vs. D-PRO use were determined concerning the status of the pronoun referent in the actual sequence of discourse, i.e. they were determined by a judgement on the salience or the topic/focus status of the pronominal DP. As far as we can see, this determination has not been operationalized further. Since there are contexts in which both P- and D-PRO would fit in with only a feeling of a difference but without clear-cut exclusiveness, the opposition is empirically not well validated. If we could show that there are effects of type of pronoun on the ongoing discourse this would, in our view, provide the lacking empirical validation. Secondly, we ask whether there are effects of the narrator's point of view on P- and D-PRO use. The idea behind this question is that the way of information unfolding in discourse depends on the speaker. S/he decides which pieces of information come next, what is foreground and what is background information. If type of pronoun choice is related to the processes of discourse organization by the speaker – via fore- and backgrounding of information – and if internal or external location of the narrator's point of view influences the organization strategies of the speaker/narrator this might have an ffect on the use of P- and D-PRO.
The distribution of trimoraic syllables in German and English as evidence for the phonological word
(2000)
In the present article I discuss the distribution of trimoraic syllables in German and English. The reason I have chosen to analyze these two languages together is that the data in both languages are strikingly similar. However, although the basic generalization in (1) holds for both German and English, we will see below that trimoraic syllabIes do not have an identical distribution in both languages.
In the present study I make the following theoretical claims. First, I argue that the three environments in (1) have a property in common: they all describe the right edge of a phonological word (or prosodic word; henceforth pword). From a formal point of view, I argue that a constraint I dub the THIRD MORA RESTRICTION (henceforth TMR), which ensures that trimoraic syllables surface at the end of a pword, is active in German and English. According to my proposal trimoraic syllables cannot occur morpheme-internally because monomorphemic grammatical words like garden are parsed as single pwords. Second, I argue that the TMR refers crucially to moraic structure. In particular, underlined strings like the ones in (1) will be shown to be trimoraic; neither skeletal positions nor the subsyllabic constituent rhyme are necessary. Third, the TMR will be shown to be violated in certain (predictable) pword-internal cases, as in Monde and chamber; I account for such facts in an OptimalityTheoretic analysis (henceforth OT; Prince & Smolensky 1993) by ranking various markedness constraints among themselves or by ranking them ahead of the TMR. Fourth, I hold that the TMR describes a concrete level of grammar, which I refer to below as the 'surface' representation. In this respect, my treatment differs significantly from the one proposed for English by Borowsky (1986, 1989), in which the English facts are captured in a Lexical Phonology model by ordering the relevant constraint at level 1 in the lexicon.
The German word also, similar to English so, is traditionally considered to be a sentence adverb with a consecutive meaning, i.e. it indicates that the propositional content of the clause containing it is some kind of consequence of what has previously been said. As a sentence adverb, also has its place within the core of the German sentence, since this is the proper place for an adverb to occur in German. The sentence core offers two proper positions for adverbs: the so-called front field and the middle field. In spoken German, however, also often occurs in sentence-initial position, outside the sentence itself. In this paper, I will use excerpts of German conversations to discuss and illustrate the importance of the sentence positions and the discourse positions for the functions of also on the basis of some German conversations.
The ultimate goal of the study is to examine the acquisition of intensifiers in English and German. In this paper an overview of the first results regarding four L1 English-speaking children will be given. Contrary to previous claims in the literature (e.g. Thomas 1990), it will be argued that intensifiers are used by children in early phases of language acquisition. Intensifiers play an important role in early phases of language acquisition since they can be used to express the wish either to be included or excluded in a certain action and thus contribute to structuring a central aspect of the child's discourse.
In my paper, I show that the so-called German right dislocation actually comprises two distinct constructions, which I label 'right dislocation proper' and 'afterthought'. These differ in their prosodic and syntactic properties, as well as in their discourse functions. The paper is primarily concerned with the right dislocation proper (RD). I present a semantic analysis of RD based on the 'separate performative' account of Potts (2004, 2005) and Portner (forthc.). This analysis allows a description of the semantic contribution of RD to its host sentence, as well as explaining certain semantic constraints on the kind of NP in the RD construction.
The paper proposes structural constraints for different adjunct classes in German and English. Approaches in which syntax has only the task to provide adjunct positions and in which principles of scope are supposed to explain the distribution of adjuncts are rejected as incomplete. The syntactic requirements are not as rigid as other approaches require, such that there is just one possible position for a given adjunct. Rather the syntactic constraints may be fulfilled in different positions.
Syllable cut is said to be a phonologically distinctive feature in some languages where the difference in vowel quantity is accompanied by a difference in vowel quality like in German. There have been several attempts to find the corresponding phonetic correlates for syllable cut, from which the energy measurements of vowels by Spiekermann (2000) proved appropriate for explaining the difference between long, i.e. smoothly, and short, i.e. abruptly cut, vowels: in smoothly cut vowels, a larger number of peaks was counted in the energy contour which were located further back than in abruptly cut segments, and the overall energy was more constant throughout the entire nucleus. On this basis, we intended to compare German as a syllable cut language and Hungarian where the feature was not expected to be relevant. However, the phonetic correlates of syllable cut found in this study do not entirely confirm Spiekermann's results. It seems that the energy features of vowels are more strongly connected to their duration than to their quality.
Sprechen über Emotionen und Gefühle: neurobiologisch und alltagssprachlich - Das Beispiel "Angst"
(2012)
In der emotional geführten Sprachverfallsdebatte wird besonders die Apostrophsetzung vor dem Genitiv- und dem Plural-s, vulgo Deppen-Apostroph, kritisiert und als vermeintliche Entlehnung aus dem Englischen stigmatisiert. Erst seit kurzem liegen mit Scherer (2010, 2013) korpusbasierte Untersuchungen vor, die eine angemessene Interpretation dieses graphematischen Wandels erlauben, der weitaus älter ist als gemeinhin vermutet. Generell erweist sich, dass viele als neu und bedrohlich empfundene Sprachveränderungen bereits vor über hundert Jahren meist ebenso emotional gegeißelt wurden. Der Beitrag befasst sich hauptsächlich mit der diachronen Entwicklung des phonographischen Apostrophs zu einem morphographischen, dessen Funktion nun nicht mehr darin besteht, nicht-artikulierte Laute zu markieren, sondern morphologische Grenzen (Uschi's, Joseph K.'s, CD's ). Deutlich wird, dass der Apostroph der Gestaltschonung komplexer Basen dient, deren Gros aus Eigennamen besteht. Anschließend wird in einem kürzeren Teil nach der Entstehung und Beschaffenheit dieser s-Flexive selbst gefragt. Diese sind ihrerseits Ergebnis flexionsmorphologischer Umstrukturierungen und garantieren maximale Konstanthaltung des Wortkörpers. Abschließend wird noch die neueste Entwicklung gestreift, die in der Deflexion ebendieser s-Flexive besteht und die sich wieder am deutlichsten bei den Eigennamen manifestiert. Diese haben als Quelle all dieser Entwicklungen zu gelten (vgl. des Irak, des Helmut Kohl, auch des Perfekt, des LKW, des Gegenüber ). Insgesamt ist festzustellen: Nicht nur die Apostrophsetzung vor s-Flexiven, sondern auch die s-Flexive selbst sowie ihr derzeitiger Abbau dienen ein und derselben Funktion: Der Schonung durch Konstanthaltung markierter Wortkörper, worunter mehrheitlich Eigennamen fallen, daneben auch Fremdwörter, Kurzwörter und Konversionen. Damit sind es die Eigennamen, die Ausgangspunkt und Ursache tiefgreifenden flexionsmorphologischen und graphematischen Wandels bilden.
Die programmatische Allgegenwart des 'Sozialen' nährt den Verdacht, wir hätten es hier mit einem leeren und nichtssagenden Plastikwort zu tun, das vielleicht gebildete Dignität und moralisches Engagement vortäuscht, aber semantisch durchaus nicht zu fassen ist, weil es eben nichts Bestimmtes zu bedeuten vermag. Clemens Knoblochs These ist hingegen, dass 'sozial' in den Jahren um 1900 zu einer semantischen Chiffre wird, in der sich die Erfahrung reflexiv verdichtet, dass die dringlichsten Probleme der industriekapitalistischen Entwicklung diejenigen sind, die durch diese Entwicklung selbst erst hervorgebracht werden. Platt gesagt: die unbeabsichtigten Nebenfolgen des allgemeinen Fortschritts: Pauperisierung breiter Bevölkerungsschichten, Landflucht, Proletarisierung, Stockungen im Warenabsatz, Armuts- und Elendsseuchen, Analphabetismus etc. müssen sowohl 'staatlich' als auch 'gemeinschaftlich' bearbeitet werden. Mittels 'sozial' erhalten all diese (im Schlagwort der "sozialen Frage" resümierten) Probleme so etwas wie eine Adresse. Und fortan wird 'sozial' programmatischer Bezugspunkt all dessen, was sich auf die unerfreulichen Folgen und Begleiterscheinungen der kapitalistischen 'Entwicklung' bezieht. Es wird kompensatorisch, es wird (linguistisch gesprochen) nicht nur zum Relationsadjektiv, sondern zu einem pauschalen Verweis darauf, dass die qua 'sozial' modifizierten Nominalphrasen (bzw. das, was sie nennen) einen Bezug auf das Problem der gesellschaftlichen Kohäsion haben. Diese Facette fehlt naturgemäß völlig im lateinischen 'socialis', das die ausdrucksseitige Quelle des heute in vielen Sprachen vertretenen Internationalismus 'sozial' ist.
Sentence mood in German is a complex category that is determined by various components of the grammatical system. In particular, verbal mood, the position of the finite verb and the wh-characteristics of the so called 'Vorfeld'-phrase are responsible for the constitution of sentence mood in German. This article proposes a theory of sentence mood constitution in German and investigates the interaction between the pronominal binding of indefinite noun phrases which are semantically analyzed as choice functions. It is shown that the semantic objects determined by sentence mood define different kinds of domains which have to be uniquely accessible as the range of the choice function. The various properties of the pronominal binding of indefinites can be derived by the interplay of the proposed theoretical notions.
Although the linear order of arguments (and adverbials) in German is relatively free, it underlies certain restrictions; these don’t apply to the so-called unmarked order for arguments (Lenerz 1977) and adverbials (Frey/Pittner 1998). It is a common assumption to take the unmarked order as basic and derive all other orders from it by scrambling, whatever its specific characteristics may be (cf., amongst others, Haider/Rosengren 1998). The observable restrictions obtaining for some linear ordering may then be considered as constraints on a movement operation (scrambling). [...] In the following, I will try to present the outlines of a possible explanation for the restriction, based on a proposal governing the proper referential interpretation of indefinite NPs.
Die Romantiker lieben es, programmatisch aufzutreten. Daher ist es bemerkenswert, dass in ihren Manifesten die Nennung und Konzeptualisierung von Ironie, Arabeske, Humor, Phantastik und Groteske dominiert. Die Erwähnung der Satire hingegen findet sich selten, sie bleibt randständig. Und doch ist auffällig, dass zum Beispiel in den nicht zur Veröffentlichung bestimmten poetologischen Notizen Friedrich Schlegels die Satire nicht nur gleichwertig mit Ironie, Burleske, Parodie, Groteske behandelt, sondern zugleich um ihren literaturtheoretischen systematischen Ort und ihre literaturpolitische Stellung geradezu gerungen wird.
Rethinking the adjunct
(2000)
The purpose of the present paper is twofold: first, to show that, when defining the adjunct, it is necessary to distinguish in a strict modular way between the syntactic level and the lexico-semantic level. Thus, the adjunct is a syntactic category on a par with the specifier and the complement, whereas the argument belongs to the same set as does (among others) the modifier. The consequence of this distinction is that there is no direct one-to-one opposition between adjuncts and arguments. Nor is there any direct one-to one relation between adjuncts and modifiers.
The second and main purpose of the paper is to account for the well-known difference between the position of a specific set of modifiers (cause, time, place etc.) in, on the one hand, English and Swedish, on the other, German. In English and Swedish the default position of these modifiers is postverbal, whereas in German it is preverbal. Further, in English and Swedish, these modifiers occur in a mirror order compared with their German counterparts, an order which, from a semantic point of view, is not the expected one. I shall demonstrate that this difference is due to the different settings of the verbal head parameter, the former languages being VO-languages and the latter being OV -languages. I shall further argue that in English and Swedish these modifiers are base generated as adjuncts to an empty VP, which is a complement of the main verb of what I shall call the minimal VP (MVP), whereas in German they are adjuncts on top of the MVP. Finally, I shall argue that the postverbal modifiers move at the latest at LF to the top of the MVP, in order to take scope over it, the restriction being 'Shortest move'. The movement results in the correct scope order of the postverbal modifiers.
The proposed structure also accounts for the binding data, in particular for the binding of a specific Swedish possessive anaphor 'sin'. This pronoun, which may occur within the MVP, must not occur within the postverbal modifiers in the empty VP. This supports the assumption that there is a strict borderline between the MVP and the assumed empty VP. The account is also in accordance with the focus data, the specific set of modifiers being potential focus exponents in a wide focus reading in English and Swedish, but not in German.
Der Beitrag enthält eine Analyse der Repräsentationsweisen der mährischen Walachei in den Werken der aus dieser Region stammenden, hier ebenden oder vorübergehend wirkenden deutschschreibenden Autoren. In der Lyrik Nina Wostalls (1901–1996) ist die Walachei Zentrum einer mythisch anmutenden Gemeinschaft mit multikulturellem Hintergrund. Marianne Bohrmann (1849–1916) zeigt die Walachei in ihrem Prosaband "Mährische Novellen" als beschauliche Idylle, die eine Gegenwelt zu allem Neuen und Authentischen darstellt, das sich gegen gesellschaftliche Konventionen stemmt. In Paul Zifferers (1879–1929) Roman "Die fremde Frau" entpuppen sich die idyllische Gegend als permanentes Konfliktfeld und die harmonische Gemeinschaft als Quelle für soziale und nationale Probleme. Walter Seidl (1905–1937) transformiert in seinem Roman "Der Berg der Liebenden“ die mährischwalachische Idylle in eine moderne Utopie.
This paper discusses results from a corpus study of German demonstrative and personal pronouns and from a reading time experiment in which we compared the interpretation options of the two types of pronouns (Bosch et al. 2003, 2007). A careful review of exceptions to a generalisation we had been suggesting in those papers (the Subject Hypothesis: "Personal pronouns prefer subject antecedents and demonstratives prefer non-subject antecedents") shows that, although this generalisation correctly describes a tendency in the data, it is quite wrong in claiming that the grammatical role of antecedents is the relevant parameter. In the current paper we argue that the generalisation should be formulated in terms of in-formation-structural properties of referents rather than in terms of the grammatical role of antecedent expressions.
Rate effects on aerodynamics of intervocalic stops : evidence from real speech data and model data
(2008)
This paper is a first attempt towards a better understanding of the aerodynamic properties during speech production and their potential control. In recent years, studies on intraoral pressure in speech have been rather rare, and more studies concern the air flow development. However, the intraoral pressure is a crucial factor for analysing the production of various sounds.
In this paper, we focus on the intraoral pressure development during the production of intervocalic stops.
Two experimental methodologies are presented and confronted with each other: real speech data recorded for four German native speakers, and model data, obtained by a mechanical replica which allows reproducing the main physical mechanisms occurring during phonation. The two methods are presented and applied to a study on the influence of speech rate on aerodynamic properties.
Der Begriff des Rahmens hat in den letzten Jahrzehnten in unterschiedlichsten Kontexten Konjunkturen erlebt: in der Anthropologie und der Soziologie als kontextsensibler Handlungsrahmen, in den Theaterwissenschaften als Inszenierungsrahmen, in der Literaturwissenschaft als paratextuelle Rahmung, in der Linguistik als kognitiver Repräsentationsrahmen respektive als Skript – und, nicht zu vergessen, in der Kunstwissenschaft als Bildrahmen. Dabei steht jede "Aufmerksamkeit für Rahmungen" in einem Spannungsverhältnis zwischen einem Interesse für explizite, sprich: materielle und insofern sichtbare Formen der Rahmung einerseits und einem Interesse für implizite, konzeptionelle, sprich stillschweigend vorausgesetzte Interpretationsrahmen andererseits. Zugespitzt formuliert könnte man sagen: Das Problemfeld 'Rahmen' wird durch das Verhältnis von phänomenaler Rahmenwahrnehmung und funktionalem Rahmenwissen bestimmt, wobei sich in der Verhältnisbestimmung zugleich die Rahmenbedingungen von textuellen, theatralen, pikturalen und technischen Konfigurationen zeigen.
Identity effects in phonology are deviations from regular phonological form (i.e. canonical patterns) which are due to the relatedness between words. More specifically, identity effects are those deviations which have the function to enhance similarity in the surface phonological form of morphologically related words. In rule-based generative phonology the effects in question are described by means of the cycle. For example, the stress on the second syllable in cond[ɛ]nsation as opposed to the stresslessness of the second syllable in comp[ǝ]nsation is described by applying the stress rules initially to the sterns thereby yielding condénse and cómpensàte. Subsequently the stress rules are reapplied to the affixed words with the initial stress assignment (i.e. stress on the second syllable in condense, but not in compensate) leaving its mark in the output form (cf. Chomsky and Halle 1968). A second example are words like lie[p]los 'unloving' in German, which shows the effects of neutralization in coda position (i.e. only voiceless obstruents may occur in coda position) even though the obstruent should 'regularly' be syllabified in head position (i.e. bl is a wellformed syllable head in German). Here the stern is syllabified on an initial cycle, obstruent devoicing applies (i.e. lie[p]) and this structure is left intact when affixation applies (i.e. lie[p ]Ios ) (cf. Hall 1992). As a result the stern of lie[p]los is identical to the base lie[p].
We present the results of an experimental study which targets prosodic correlates of subclausal quotation marks. We found that written sentences containing passages enclosed by quotation marks were read aloud in a manner that significantly differs in prosody from spoken realizations of corresponding disquoted counterparts. However, we also observed that such prosodic marking of subclausal quotation wasn't strong enough to survive subsequent back-translation into written language: there was no correlation between the presence/absence of quotation marks in the original written examples, and the presence/absence of quotation marks in corresponding back-translations from oral renditions. We investigated three different kinds of uses of quotation marks and found no systematic difference between them with respect to prosodic marking.
It is well known that English children between the age of 4 and 6 display a so-called Delay of Principle B Effect (DPBE) in that they allow pronouns to refer to a local c-commanding antecedent. Their guessing pattern with pronouns contrasts with their adult-like interpretation of reflexives. The DPBE has been explained as resulting from a lack of pragmatic knowledge or insufficient cognitive resources. However, such extra-grammatical accounts cannot explain why the DPBE only shows up in particular languages and in particular syntactic environments. Moreover, such accounts fail to explain why the DPBE only emerges in comprehension and not in production. This paper hypothesizes that the presence or absence of the DPBE can be explained from the properties of the grammar. Fischer's (2004) optimality-theoretic analysis of binding, explaining cross-linguistic variation, and Hendriks and Spenader's (2005/6) optimality-theoretic account of the acquisition of pronouns and reflexives are combined into a single model. This model yields testable predictions with respect to the presence or absence of the DPBE in particular languages, in particular syntactic environments, and in comprehension and/or production.
This paper presents two experimental studies investigating the processing of presupposed content. Both studies employ the German additive particle auch (too). In the first study, participants were given a questionnaire containing bi-clausal, ambiguous sentences with 'auch' in the second clause. The presupposition introduced by auch was only satisfied on one of the two readings of the sentence, and this reading corresponded to a syntactically dispreferred parse of the sentence. The prospect of having the auch-presupposition satisfied made participants choose this syntactically dispreferred reading more frequently than in a control condition. The second study used the self-paced-reading paradigm and compared the reading times on clauses containing auch, which differed in whether the presupposition of auch was satisfied or not. Participants read the clause more slowly when the presupposition was not satisfied. It is argued that the two studies show that presuppositions play an important role in online sentence comprehension and affect the choice of syntactic analysis. Some theoretical implications of these findings for semantic theory and dynamic accounts of presuppositions as well as for theories of semantic processing are discussed.
Jede Wortschatzschicht hat ihren begrifflichen Kern, und ebenso gilt dies auch für die politische Lexik, deren Schichtung sich aus der ständigen Entwicklung der Sprache und Gesellschaft ergibt. Diese Schichtung reflektiert aktuelle gesellschaftlich-politische Ereignisse. Benennungen von diesen landeskundlichen Gegebenheiten - Politemen -, die Objekt unserer Untersuchungen sind, werden durch die Gesellschaftsentwicklung aktualisiert oder neu gebildet, d.h. sie sind durch den zeitlichen Kontext determiniert. Außerdem werden in unserem Beitrag mehrere Forschungsansätze von Sprache in der Politik, den Charakteristika und der Klassifikation der politikbezogenen Wörter behandelt.
This essay is concerned with the state of the concept of »work« in the realm. of literature. Around 1800, "work" becomes a central reflective category in the field of literature, as well as in philosophical and literary aesthetics. In the last two decades of the 18th century, especially within Goethe's and Schiller's classicist concepts of literature, "work" and "art"/"poetry" are generally considered unconnected, as is an economic and aesthetic attitude towards nature. Where the spheres of "art"/"poetry" and "work" are linked to each other this relationship is defined as one of opposition, as can be seen especially in Goethe's novel Wilhelm Meisters Lehrjahre and in Schiller's essay Über die ästhetische Erziehung des Menschen. This changes significantly with the re-conceptualization of literature by the German Early Romantics. Not only does the sphere of "work" - now regarded as something meaningful - become at this moment in the course of the· evolution of the literary system an eminent topic within literature and literary aesthetics, the poetic activity itself becomes - suddenly - conceptualized as "work" and the writer thought of as a "worker". This essay first raises the question of what cultural changes might follow the approaching end of the "working society" in Western societies before proceeding to this important turning point in the self-conceptualization of the literary system in relation to the modem concept of "work".
In this paper I will present some empirical studies concerning a linguistic construction called binomials, e.g. auf und ab (‚up and down‘). Binomials consist of two coordinated elements in a fixed order ‚A and B‘, whereas empirically the reversed order ‚B and A‘ is rarely found and, asked for acceptability judgements, native speakers tend to reject it. In two corpus studies hypotheses on phonological principles responsible for the ordering of the constituents are tested. Furthermore I present a pseudoword experiment with German native speakers and Russian and Turkish learners of German as a second language. Results are discussed in the framework of optimality theory.
In this paper, a class of sentences in German is discussed that are often called whexclamatives. […]
So called wh-exclamatives can be roughly characterized as wh-clauses that are embedded under exclamative predicates like erstaunt sein/to be amazed at [...] or that are used as the basis for an exclamation [...].
One can ask if wh-exclamatives are a clause-type of their own, in particular, whether they are different from wh-clauses in question environments, that is under question predicates like to ask or to wonder or used as questions. It is often assumed that wh-clauses in exclamative contexts, both embedded and unembedded, are indeed different from wh-clauses in interrogative or question environments [...], at least regarding their semantical type, see for example Elliot (1971, 1974), Grimshaw (1979, 1981), Zaefferer (1983, 1984), Altmann (1 987, 1993). […]
I assume with Grimshaw (1979) that so called wh-exclamatives and wh-interrogatives are alike with respect to their syntactical properties. In addition, I think that they are also alike semantically. So, what I like to do here is to evaluate the following hypothesis:
So-called wh-exclamatives are of the same semantical type as wh-interrogatives.
This paper discusses a variant of German V2 declaratives sharing properties with both subordinate relative clauses and main clauses. I argue that modal subordination failure helps decide between two rivaling accounts for this construction. Thus, a hypotactic analysis involving syntactic variable sharing must be preferred over parataxis plus anaphora resolution. The scopal behavior of the construction will be derived from its 'proto-assertional force,' which it shares with similar 'embedded root' constructions.
In what follows, I first briefly review Perlmutter (1968, 1970), in which it is argued that aspectual verbs are ambiguous between control and raising. I suggest that while the argument for the raising analysis is solid, the arguments supporting the control analysis of aspectual verbs are less so. As an alternative hypothesis to consider, I introduce the structural ambiguity hypothesis. In Section 3, I review three recent analyses of control and raising. Although there are important differences among them, they all share the basic assumption that the control/raising distinction is due to differences in selectional restrictions that the lexical items impose. Under such an assumption, the lexical ambiguity hypothesis is the only available option. In Section 4, I present evidence for the structural ambiguity hypothesis from studies concerning aspectual verbs in languages from four distinct families, German (Wurmbrand 2001), Japanese (Fukuda 2006), Romance languages (Cinque 2003), and Basque (Arregi Molina-Azaola 2004). These data strongly suggest that across languages aspectual verbs can appear in two different syntactic positions, either below or above vP, or the projection with which an external argument is introduced (Kratzer 1994, 1996, Chomsky 1995). Given these findings, I argue that it is the aspectual verbs' position with respect to vP which creates the control/raising ambiguity. When an aspectual verb appears in a position that is lower than vP, an external argument takes scope over the aspectual verb. Thus, it is interpreted as control. When an aspectual verb appears in a position that is higher than vP, on the other hand, it is the aspectual verb that takes scope over an entire vP, including the external argument. Thus, it is interpreted as raising. In section 5, I extend the scope of this study to include a discussion of want-type verbs in Indonesian, as analyzed in Polinsky & Potsdam (2006). Polinsky & Potsdam argue that the Indonesian want-type verbs must be raising in at least certain cases where they allow a rather peculiar interpretation. Although they assume that there are also control counterparts of the want-type verbs, I argue that applying the proposed analysis to the want-type verbs does away with the need for stipulating two distinct lexical entries for these verbs. Section 6 concludes the paper.
The study examines the hypotheses that the acquisition of the finite verb is an indispensable and linking constituent of the development of SVO utterances. Four apparently separate or at least separable processes are analysed over 6 months in one Russian and one German child: a) the emergence of verbs in the child’s utterances, b) the occurrence of correctly inflected (finite) verb forms, c) the development of multi-component utterances containing a verb, and c) the emergence of (potential) subjects and objects. Russian and German exhibit rich verb morphology, and in both languages finiteness is strongly correlated with inflectional categories like person, number and tense. With both children we find a correlation in the temporal order of these four processes and – what is more relevant for our study – a dependency of a certain development on the utterance level on the emergence of finite verbs. Further, our investigation shows that language-specific development comes in to play already when children start to acquire verb inflection and becomes more contrastive when we observe the onset of the production of the SVO utterances.
This paper deals with the development of discourse competence in German-, Russian- and Bulgarian-speaking children. In particular, it examines the use of anaphoric pronominal reference in elicited narrations of children between the ages of 2;6 and 6;0. As the pronominal (and nominal) systems of target German, Russian and Bulgarian differ in the repertoire and functions of anaphoric elements we will examine which kind of noun phrases children use to make reference to story participants. In a second step of the analysis, we will investigate how pronominal expressions relate to antecedents. In this respect the pronominal form of the anaphor, the syntactic function of the antecedent and the distance between antecedent and anaphor will be analyzed. The findings will be discussed with regard to predictions made by proposals such as the Complementary Hypothesis (Bosch, Rozario, and Zhao 2003) which assumes an asymmetry between the use of personal pro-nouns and demonstrative pronouns when referring back to subject or object antecedents.
In this paper, we deal with the semantic interaction between ung-nominalizations of different event types and temporal prepositions like wiihrend 'during', vor 'before', nach 'after', bis 'until' and seit 'since'. According to the two-level-approach to selnantics (Bierwisch 1983, Bierwisch / Lang 1989), we will argue that the meaning of ten~poral prepositions is determined on the level of semantic form (SF). When combined with an event nominal, the period in time required by the preposition has to be inferred on the level of conceptual structure (CS). Very often, the exact nature of the period in time is determined by pragmatic factors. There are, however, some important restrictions to this inference procedure which rely on the event noun's Aktionsart. In Ehrich/Rapp (2000), it was claimed that eventive ungnominals inherit the Aktionsart of their base verb. This assumption receives strong support by the data presented in this paper.
Neue Vorschläge in der Valenzlexikographie am Beispiel des spanisch-deutschen Verbvalenzwörterbuchs
(2011)
Besteht ein substantieller Zusammenhang zwischen dem akustischen Material der Musik und ihrer ästhetischen Realität? Sind die Möglichkeiten der Musik als Medium emotioneller Kommunikation aus der Schwingungsnatur des Klangs begründbar? Lassen sich Relationen zwischen der inneren Organisation des akustischen Materials und musikalischer Form nachweisen?
Der vorliegende Artikel stellt zwei punktuell aus der Geschichte der Musikästhetik herausgegriffene Positionen nebeneinander, mit denen sich diese Fragen positiv beantworten lassen. Ein erster Zugang gilt den Ideen einer besonderen Affinität zwischen dem 'bewegten Innern' einerseits und dem Klangmaterial der Musik andererseits, dem die deutsche Musiktheorie des späten 18. Jahrhunderts Ausdruck verleiht. Der andere bezieht sich auf den philosophierenden dänischen Physiker Hans Christian Ørsted und seine Vorstellungen eines Zusammenhangs zwischen musikalischer Form und der inneren Beschaffenheit des musikalischen Tons, die er zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Betrachtungen über Chladnis Klangfiguren entwickelte.
In meinem Beitrag möchte ich einerseits die Hauptfunktionen von Multiethnolekten hervorheben, wie etwa Identitätsmarkierung, Gruppenzugehörigkeit, Sozialstatus und Protest, und andererseits möchte ich das Gebrauchsmuster solcher ethnisch geprägten Varietäten als spontane Ausdrucksweisen sozialer Lebenswelten darstellen. Meine Schlussfolgerung ist, dass Vielsprachigkeit heutzutage nicht als Bedrohung oder als Problem betrachtet werden sollte, sondern vielmehr als Bereicherung alltäglicher Interaktionen, als Gelegenheit für die Entfaltung des Menschen und als eine Chance für den Erfolg des interkulturellen Dialogs.
Im elften Buch seines Adelsspiegels (1591) kommt Cyriacus Spangenberg der Wigalois des Wirnt von Grafenberg in den Sinn, weil darin etlicher Ritter von der Tafelrunde gedacht werde, insbesondere des Herren Gwy von Galois, "sonst Ritter Wiglois vom Rade genandt", und eines "Grauen Hoiers von Manßfeldt des roten". Das alte Buch, das einst Herzog Albrecht von Braunschweig in Auftrag gegeben hatte, habe er von einer adeligen Witwe erhalten, später aber an die Grafen von Mansfeld weitergegeben, die sich sehr für die Rolle ihres Vorfahren in diesem Roman interessiert gezeigt hätten.
Das Merkmal der Vielstimmigkeit mag für Rühmkorfs auf Rede und Gegenrede angelegtes essayistisches, kritisches und polemisches Schreiben, das sich mitunter als sprechendes Fechten im literarischen Handgemenge zeigt, unstrittig sein; zu Anfang seines lyrischen Schaffens jedoch war für die Lyrik Dialogizität ein mehr als ungewöhnliches Ansinnen; es war geradezu provokant. Denn Lyrik, vornehmlich moderne Lyrik, war festgelegt auf "poetische Monologizität".
Dieser Beitrag möchte einerseits darstellen, wie im Gegenwartsdeutschen mit der konzeptuellen Domäne 'Spiel' Welt metaphorisch modelliert wird. Den Ausgangspunkt der Analysemethode bilden dabei die Theorie der konzeptuellen Metapher von Lakoff/Johnson (1980/2003) und deren Modifizierung um 'abstrakte Subkonzepte' (Baldauf, 1997, 2000). Anhand der Ergebnisse der Untersuchung soll andererseits auch gezeigt werden, inwiefern es sich bei der Spielmetaphorik in der deutschen Gegenwartssprache um kein peripheres, sondern ein zentrales Phänomen handelt, das die Wahrnehmung der Welt und die 'Sicht der Dinge' maßgeblich prägt.
This chapter makes the case for a literary history that accounts for the multilingual nature of medieval Denmark, giving particular attention to Danish, German, and Latin. It relates such a project to current research interests such as crossing the boundaries of national philologies; demonstrates the need for it by reviewing existing surveys of the period; and outlines some lines of enquiry, including the translation and transmission of texts, that it could pursue.
Mauscheln
(2018)
Der Begriff 'Mauscheln' ist paradox: er existiert in keiner anderen Sprache als im Deutschen und ist unübersetzbar. Als Fremdwort wird er zumindest im Englischen gebraucht, doch aus dem deutschen Wortschatz ist er heute verschwunden, zumindest soweit dieser ein öffentlicher ist. 'Mauscheln' ist verpönt, obwohl der Begriff seit dem 17. Jahrhundert weit verbreitet war. Als Ausdruck des "Verhältnisses zwischen Juden und Christen in Deutschland" haften ihm antisemitische Stereotypen über den betrügerischen Juden an. Seine Geschichte hält die Erfahrung fest, dass die "Verfolgung und Vernichtung der Juden durch sprachliche Agitation vorbereitet" wurde. Sie geht allerdings nicht in dieser Erfahrung auf.
In a recent contribution to a long-standing discussion in semantics as to whether the neo-Davidsonian analysis should be extended to stative predicates or not, Maienborn (2004, 2005) proposes to distinguish two types of statives; one of them is said to have a referential argument of the Davidsonian type, the other not. As one of her arguments for making such a distinction, Maienborn observes that manner modification seems to be supported only by certain statives but to be excluded by others (thus linking the issue to the use of manner modification as one major argument in favour of event semantics, cf. Parsons 1990). In this paper, it is argued that the absence of manner modification with Maienborn's second group of statives is actually due to a failure of conceptual construal: modification of a predicate is ruled out whenever its internal conceptual structure is too poor to provide a construal for the modifier; hence, the effects observed by Maienborn reduce to the fact that eventive predicates have a more complex conceptual substructure than stative ones. Hence, the issue of manner modification with statives is shown to be orthogonal to questions of logical form and event semantics. The explanatory power of the conceptual approach is demonstrated with a case study on predicates of light emission, adapting the representation format of Barsalou's (1992) frame model.
This paper investigates the semantic underpinnings of the distinction between two syntactic types of "manner of movement" verbs in Levin (1993), namely the RUN and ROLL classes. According to Levin's (1993) and Levin & Rappaport's (1995) work on unaccusativity, a semantic factor of "internal causation" should be the trigger for the classification of a movement verb as intransitive (=not-unaccusative), and hence for its belonging to the RUN class. We point out empirical problems for this characterisation, mainly coming from the different readings of the German verb fliegen (fly). From a comparison with other semantically similar verbs, we conclude that the semantic description which underlies the class distinction should be refined: instead of "internal causation", the crucial semantic factor is described here as "inherent specification for a momentum of movement". This result indicates that forces, and relations between forces, have to be part of the semantic description of the manner component in movement verbs.
"Naming Gender" von Susanne Oelkers (2003) ist die erste Studie, die sich eingehend mit der Geschlechtskennzeichnung von Rufnamen befasst. Für die Herstellung und Darstellung von Geschlecht stellt nicht nur Sprache generell, sondern zuvörderst das Namensystem ein zentrales Zeichensystem zur Verfügung. Namen haben damit beträchtlichen Anteil an Ordnungsstiftung und Komplexitätsreduktion. Die deutsche Onomastik hat sich bis 2003 kaum für die soziale Differenz Gender interessiert, sie hat die linguistische und soziologische Genderforschung nicht rezipiert. Umgekehrt haben auch Genderlinguistik und Soziologie die Personennamen weitgehend übersehen (von Lindemann 1996 und Gerhards 2003 abgesehen). Dies steht der Relevanz entgegen, die Namen für die Etablierung und Prozessierung der Geschlechterordnung haben. Selbst Sprachen ohne jegliche grammatische Genus- oder Gendermarkierung können mit ihren Rufnamen Geschlecht indizieren (z.B. Finnisch und Estnisch, die nicht einmal bei den Personalpronomen der 3. Person Geschlecht markieren).
"What characterizes the literature of the transition? ln the late medieval period the forms and aspirations of literary endeavor stood in clear continuity with those of the High Middle Ages; but they were also rapidly expanding in scope, with many innovations that would become important for the Renaissance and the Rcformation. [...] Bringing all these elements under a common denominator we may say that the intellectual life of the centuries of transition showed a great openness to new ideas - an openness that stands in contrast both to the more rigid cognitive hierarchies of the High Middle Ages and to the entrenched positions of the Reformation. The resulting diversification of German literature reveals itself in the new forms of writing pioneered by new classes of writers for ever-widening circles of readers. We shall observe this increased diversity in the traditional centers of literary production, the court and the cloister, but even more so in the new literary world of the cities. And we shall see the parallel rise of Iewish literary awareness as belonging in die same broad context."
In den schriftlichen Äußerungen der Wirtschaftsstudenten kommen wiederholt lexikalische Fehler vor. Sie werden im vorliegenden Artikel zusammengefasst, kommentiert und analysiert. Sie gehen größtenteils auf die Interferenz des Tschechischen zurück. Sie kommen vor allem bei polysemen Wörtern im Tschechischen, bei Wörtern mit unterschiedlicher semantischer Kombinierbarkeit in beiden Sprachen, festen Wortverbindungen, präpositionalen Wendungen und Fremdwörtern vor. Dabei konzentrieren wir uns auf Fehler, die mehrfach festgestellt wurden. Weniger häufig oder gelegentlich vorkommende Fehler, die der Peripherie unseres Corpus angehören, wurden außer Acht gelassen.
Die vorliegende Studie untersucht die lexikalisch-semantischen Charakteristika der passivischen und deagentiven Konstruktion "bleiben" + "zu"-Vollverbinfinitiv auf der Basis von Recherchen im Deutschen Referenzkorpus des Instituts für deutsche Sprache (DeReKo; TAGGED-T2-öffentlich). Aufgrund der Analyse wurden die in diese prädikative Konstruktion eintretenden Vollverben identifiziert und in Bezug auf ihre lexikalisch-semantischen Charakteristika erforscht. Daraus ergab sich ihre Gliederung in sechs lexikalische Felder, und zwar Einschätzung – "Wert", "Kommunikation", "Lösung", "unspezifische Aktivität", "Ziel" – "Endpunkt" und "Wunsch".
Ein Plädoyer für das Stolpern, wie es der Titel dieses Beitrags ankündigt, ist prekär, da es die Gefahr des Stürzens in Kauf nimmt. Die schlimmeren Unfälle allerdings gehen oft auf das Fehlen von Grenzhindernissen zurück. Erinnert sei nur an den hinterlistigen Schwellenabbau, den der amerikanische Physiker Alan Sokal an der Demarkationslinie der two cultures betrieb – und damit die Herausgeber der bis dato hochangesehenen Zeitschrift Social Text tüchtig blamierte, die nicht bemerkten, daß der Artikel Transgressing the Boundaries voller Absurditäten steckte. Sokals offensive Beseitigung der Barrikaden zwischen Geistes- und Naturwissenschaften paßte so gut ins postmoderne editorische Konzept, daß man gar nicht mehr darauf reflektierte, ob die Transgressionen im Einzelnen Sinn machten – etwa die dekonstruktivistische Überwindung der Schwerkraft oder die feministische Liberalisierung der mathematischen Axiomatik. Die transliminalen Verheißungen klangen zu verführerisch, als daß man über sie gestolpert – und damit der kompromittierenden Falle entgangen – wäre. ...
Koreferenzielle Pro-Formen im Deutschen und Italienischen : Analyse von Korpora gesprochener Sprache
(2011)
Gegenstand dieses Beitrags ist die vergleichende Untersuchung von deutschen und italienischen verweisenden Pronomen. Für das Deutsche wird die Alternanz zwischen der/die/ das (im Folgenden d-Pronomen; vgl. Ahrenholz 2007 und Wiltschko 1998) und Personalpronomen betrachtet. Für das Italienische werden Demonstrativ- und Personalpronomen (freie und klitische) untersucht. In vorherigen Forschungsarbeiten wurde auf semantische, syntaktische und pragmatische Bedingungen hingewiesen, die das Vorkommen von d-Pronomen anstatt anderer Pronominalformen wie z.B. den Personalpronomen im Deutschen stark begünstigen (vgl. dazu Ravetto 2009). Ziel dieser Arbeit ist, zu überprüfen, ob in den zwei Vergleichssprachen ähnliche Tendenzen bzw. Bedingungen zu beobachten sind, die mit der Wahl der jeweiligen verweisenden Form verknüpft sind.
Jüngst wurde die These vertreten, was in den 60er und 70er Jahren der Begriff der Entfremdung und Utopie bedeutet habe, sei heute der der Erinnerung und des Gedächtnisses. Mit dem Rückgang einer ausschließlich futuristisch ausgerichteten Utopieforschung und einer die Vergangenheit häufig instrumentalisierenden Rezeptions-und Erbeforschung hat sich im Gegenzug Erinnerung als ein Schlüsselbegriff der Kulturwissenschaften etablieren können. In drei Kürzeln lässt sich diese Konjunktur skizzenhaft plausibilisieren. Erinnerung ist erstens theoriefähig und empirisch, zweitens aktuell und tief in die Geschichte oder die Geschichten zurückreichend und drittens interdisziplinärfähig und die einzelnen Disziplinen neben den Literaturwissenschaften die Soziologie, Philosophie, Kunstgeschichte herausfordernd. Erinnerung avancierte zum Faszinationstyp, weil sie - um auch hier wiederum die Dreizahl beizubehalten - in drei Arbeitsfeldern besondere Schwerpunkte zu setzen erlaubt: ersten im Bereich komplexer Modalisierung von Zeiten, zweitens im Bereich der Kulturalität und drittens in der Komparatistik länderspezifischer Erinnerungsmodi.
Der folgende Artikel soll einen Überblick über ein Phänomen geben, das unter verschiedenen Namen einen Einzug in deutsche Grammatiken und linguistische Fachtexte gehalten hat. Man begegnet ihm als "Attribuierungskomplikation", "schiefes Attribut", "grammatische Illusion" und Ähnlichem. Gemeint sind Daten wie der grüne Bohneneintopf, der vierstöckige Hausbesitzer oder das direkte Objektpronomen, sowie die Absturzursache des TWA-Jumbos und die Kritikpunkte an Lakoff. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie die Diskussion um (scheinbar) fehlerhafte Attribuierungen von N+N-Komposita wieder zu einem virulenten Forschungsthema wurde (§1) und wie dessen Behandlung in Grammatiken (§2), (populären) Sprachkritiken (§3) und Fachtexten (§4) aussieht. In §5 wird eine abschließende Diskussion gegeben.
Das im vorliegenden Artikel untersuchte Phänomen im Deutschen ist in der Literatur bisher quasi unentdeckt geblieben. Die einzige Ausnahme bildet der Beitrag von Berg (2008). Die Beobachtung ist folgende: Unter bestimmten Bedingungen, die mit Emphase zu tun haben, kann die lexikalisch festgelegte Betonung, also der Wortakzent, verschoben werden. Im Normalfall betrifft dieser Prozess nicht-native lexikalische Einheiten, denn die Akzentverschiebung passiert in der Regel von hinten nach vorn. Da deutsche Erbwörter initial-, also erstbetont, sind, ist das schwer möglich (jedoch s.u.). Fremdwörter, die auf den hinteren Silben betont sind, sind deshalb prädestiniert. Die meisten Beispiele kommen aus dem Bereich der Wortklasse Adjektiv: spektakulär, skandalös, sensationell, optimal, ideal, brutal, fulminant, perfekt, gigantisch. Im angedeuteten expressiven Gebrauch kann der Wortakzent von der letzten auf die erste Silbe wandern [...].
It has often been noticed that one syntactic argument position can be realized by elements which seem to realize different thematic roles. This is notably the case with the external argument position of verbs of change of state which licenses volitional agents, instruments or natural forces/causers, showing the generality and abstractness of the external argument relation. (1) a. John broke the window (Agent) b. The hammer broke the window (Instrument) c. The storm broke the window (Causer) In order to capture this generality, Van Valin & Wilkins (1996) and Ramchand (2003) among others have proposed that the thematic role of the external argument position is in fact underspecified. The relevant notion is that of an effector (in Van Valin & Wilkins) or of an abstract causer/initiator (in Ramchand). In this paper we argue against a total underspecification of the external argument relation. While we agree that (1b) does not instantiate an instrument theta role in subject position, we argue that a complete underspecification of the external theta-position is not feasible, but that two types of external theta roles have to be distinguished, Agents and Causers. Our arguments are based on languages where Agents and Causers show morpho-syntactic independence (section 2.1) and the behavior of instrument subjects in English, Dutch, German and Greek (section 2.2 and 3). We show that instrument subjects are either Agent or Causer like. In section (4) we give an analysis how arguments realizing these thematic notions are introduced into syntax.