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Diese Arbeit entwickelt eine Hypothese zum entstehungsgeschichtlichen Zusammenhang von Co-Evolution/ Syngenese und Phytodiversität von Buchenwäldern unterschiedlicher Standorte. Dieser Zusammenhang wird anhand von exemplarischen Daten und davon abgeleiteten Indizien herausgearbeitet. Dazu wurden Datensätze naturnaher Buchenwälder auf nährstoffarm-sauren Böden (61 Vegetationsaufnahmen aus Steigerwald und Hochspessart) und auf basenreichen Kalkstandorten (51 Vegetationsaufnahmen aus dem Hainich) berücksichtigt und Ähnlichkeiten in ihrer Artenkombination der Waldgesellschaften, ihren Artenzahlen, Arten-Akkumulationskurven und Ellenberg-Lichtzeigerwerten analysiert. Aus der Kombination unserer Analysen zu Phytodiversitätsmustern in Raum und Zeit fanden wir folgende Zusammenhänge. Die bekannte Gefäßpflanzen-Artenarmut von Buchenwäldern auf sauren Standorten (Luzulo-Fagetum 11 Arten, Galio odorati-Fagetum 14 Arten), gegenüber jener auf Kalkstandorten (Hordelymo-Fagetum 35 Arten) wurde bestätigt, was mit der Nährstoffmangelgrenze zahlreicher Arten der Fagetalia sylvaticae hinreichend erklärbar ist. Sie erklärt allerdings nicht das ebenfalls nur sehr spärliche Auftreten von anspruchlosen Arten der Quercetalia robori-petraeae in bodensauren Buchenwäldern und deren niedrigen Diversitätswerte auf sämtlichen Skalenebenen (α-, β- und γ-Diversität). Deshalb gehen wir davon aus, dass die Phytodiversitäts-Kontraste zwischen den Buchenwäldern durch entstehungsgeschichtliche Aspekte verstärkt wurden. Während die licht- und wärmebedürftigeren Arten der ursprünglichen Eichenwälder auf bodensauren Standorten mit der holozänen Buchenausbreitung ausgedunkelt und verdrängt wurden (Schatten-Intoleranz), wurde die schattenfeste Artenvielfalt der ursprünglichen dunklen Laubwälder auf basenreichen Standorten im Buchwald konserviert (Schatten-Toleranz).
Die im Zuge des globalen Klimawandels erwarteten Veränderungen des Wärmehaushaltes werden mit großer Wahrscheinlichkeit erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung und Stabilität der brandenburgischen Waldökosysteme haben. Im vorliegenden Beitrag erfolgen zum einen die statistische Herleitung und räumliche Abgrenzung von Risikogebieten und zum anderen die Ausweisung von Flächen, die für ein Klima-Monitoring auf der ökologischen Wirkungsebene geeignet sind. Grundgedanke der methodischen Herangehensweise ist die raum-zeitliche Verknüpfung von Klimaindikatoren auf multivariat- statistischer Basis. Für die Risikobewertung wurde ein Algorithmus entwickelt, bei dem die nach dem Klimaszenario A1B zu erwartenden zeitlichen Veränderungen bis zur Mitte bzw. bis zum Ende dieses Jahrhunderts in Relation zur aktuellen räumlichen Streubreite der ökologischen Kenngrößen des Wärmehaushaltes gesetzt und dadurch in ihrem Ausmaß und ihrer Bedeutung als Störungspotenzial bewertet werden. Die errechneten Störungspotenziale werden als Rasterkarten mit einer Auflösung von 1 x 1 km Rasterweite präsentiert. Waldökosysteme sind in ihrem Ursache-Wirkungs-Verhalten komplex. Bei gleichen Einflussbedingungen sind verschiedene Systemzustände denkbar, die Vorhersagen schwer möglich machen. Deshalb erscheint es am erfolgversprechendsten, den Folgen des Klimawandels empirisch durch Beobachtung der artspezifischen Reaktionsnormen und populationsdynamischen Anpassungspotenziale der Waldökosysteme aufgrund des laufenden Witterungsgeschehens in ausgewählten Regionen zu begegnen. Aus den Beobachtungen können dann großräumige und insbesondere für die erarbeiteten Risikogebiete gültige Vorhersagen abgeleitet werden (prognostizierendes Klima-Monitoring). Für dieses Klima-Monitoring geeignete Gebiete wurden analog zum dargelegten Vorgehen bei der Risikogebietsableitung unter Verwendung der Differenz zwischen aktueller Ausprägung der ökologischen Wärmehaushaltskennwerte und deren durchschnittlicher zukünftiger Ausprägung (Dekade 2090 – 2100) auf der Waldfläche Brandenburgs ermittelt. Die Gebiete mit maximaler Ähnlichkeit zu den zukünftigen Verhältnissen werden als Rasterkarte vorgestellt. Die hier präsentierten Ergebnisse zum Wärmehaushalt sollen in bevorstehenden Auswertungsschritten mit räumlich hoch aufgelösten Risikoindikatoren zu potenziellem Wassermangel und Trockenstress (100 x 100 m Raster) verknüpft werden.
Die fortschreitende Versauerungsdynamik der Waldböden führt zu einer zunehmenden Gefährdung von Waldökosystemen durch Nährstoffmangel. Um eine Risikoabschätzung vornehmen zu können, werden flächendeckende Informationen zu den für die Bodenversauerung relevanten Waldbodeneigenschaften benötigt. Vor diesem Hintergrund ist auf der Grundlage von acht Prädiktoren/-gruppen ein wissensbasiertes Prognosemodell zur Mächtigkeit des kalkfreien Bodenbereiches in den Waldböden des Kantons Basel-Landschaft (Nordwestschweiz) entwickelt worden. Die Ergebniskarte liefert für 87 % der Waldfläche nachvollziehbare, kleinräumig differenzierte Informationen zur Ausprägung dieser Bodeneigenschaft. Mithilfe der vorliegenden Modellergebnisse lassen sich zukünftig die Basensättigung der Waldböden flächendifferenziert abschätzen und Waldstandorte mit unzureichender Nährstoffversorgung identifizieren. Langfristig stellt das Modell zudem eine wichtige Grundlage zur Beurteilung des Versauerungsrisikos dar.
Der Hochmoorlaufkäfer (Carabus menetriesi pacholei) ist eine prioritäre Anhang-Art der FFH-Richtlinie und Art mit hoher Schutzverantwortung Deutschlands. Seine Lebensräume liegen in noch weitgehend intakten Hoch-, Übergangs- und Hochlagen-Quellmooren einschließlich von Moorwäldern. In einem prognostizierten, wärmer und trockener werdenden Klima werden einige Vorkommen außerhalb der hier vorgelegten Klimahülle zu liegen kommen und daher für die Art voraussichtlich verloren gehen. Das gilt in besonderem Maße für die endemischen Vorkommen im Voralpengebiet. Andere Vorkommen werden nur zu halten sein, wenn jegliche Anstrengungen unternommen werden, einen naturnahen Wasserhaushalt wiederherzustellen. Die Klimahülle für die Nominatform reicht etwas weiter in den trockenen und auch warmen Bereich, erfordert aber ebenfalls sämtliche Bemühungen zu ihrem Erhalt. Zu den notwendigen Maßnahmen gehört unter anderem auch die konsequente Erhaltung naturnaher Moor- und Moorrandwälder. Eine Theorie zur Erklärung der disjunkten Verbreitung im Voralpengebiet basierend auf der Vereisungsgeschichte wird präsentiert, da die Klimaverhältnisse allein die Verbreitung nicht erklären können.
Der Schutz von Arten und ihren Lebensräumen ist sowohl mit naturschutzfachlichen Zielkonflikten, als auch mit Zielkonflikten mit anderen Bereichen wie der wirtschaftlichen Nutzung, behaftet. Forderungen nach dem besonderen Schutz von Lebensräumen und Arten sollten daher immer auf wissenschaftlicher Grundlage fußen. Neben dem Aspekt der Gefährdung, der in modernen Roten Listen zunehmend weniger gutachterlich hergeleitet wird, gewinnt das Konzept weltweiter Verantwortung an Bedeutung, und ist bei der Festlegung eines Handlungsbedarfs im Naturschutz eine wichtige Ergänzung. Laufkäfer erfüllen alle Anforderungen an eine Modellgruppe in Bezug auf die Fragestellung der Verantwortung für Lebensräume, da sie artenreich in allen terrestrischen Lebensräumen und Höhenstufen vorkommen und gut erforscht sind. Eine Auswertung der in Wäldern vorkommenden Laufkäfer Bayerns in Bezug auf Habitatbindung, Gefährdung und Verantwortung ergibt, dass es vor allem die Lebensräume auf extremen Sonderstandorten sind, die gefährdete Arten, für die wir eine besondere Schutzverantwortung haben, beheimaten. In diesen Lebensräumen müssen die Schutzanstrengungen, die auch mit den Vorgaben des §30 BNatschG (geschützte Lebensräume) und dem Anhang I der FFH-Richtlinie (und v. a. auch den prioritären Lebensraumtypen) in starkem Maße kongruent sind, in aller Konsequenz umgesetzt werden. Für die an zonale Waldtypen wie Buchen- und Eichenwälder gebundenen Arten hingegen ergibt die Analyse, dass die bestehenden Schutzbestimmungen und Schutzgebietssysteme einschließlich vorhandener Großschutzgebiete angesichts weniger gefährdeter Verantwortungsarten offenbar ausreichen. Der konsequenteste Schutz der Wälder auf Sonderstandorten mit intakten Standortsbedingungen sollte daher - zumindest gemessen an der Gruppe der Laufkäfer - höchste Aufmerksamkeit genießen.
Die Arbeit behandelt die äußere Entwicklung von Küken des Austernfischers (Haematopus ostralegus) vom Schlüpfen bis zur Flugfähigkeit der Jungvögel im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer. Das Aussehen und die Veränderung von Dunenkleid, Schnabel, Beinen und Lidring sowie die Entwicklung des Gefieders vom ersten bis etwa zum 40. Lebenstag werden beschrieben und durch Fotos illustriert. Gewicht, Flügellänge, Schnabellänge und -höhe von ein-, 18- und 30-tägige Küken werden angegeben. Mehr als 40 Küken wurden nach dem Schlüpfen markiert und ihre Entwicklung bis zum Flüggewerden verfolgt. Am ersten Tag nach dem Schlüpfen trocknet das kontrastreiche Dunenkleid. Die Beine sind zuerst hell fleischfarben, verfärben sich aber schnell blaugrau. Der Schnabel ist mehrfarbig weiß, grau und schwarz und besitzt eine rosa Basis. Bis zum etwa 14. Tag tragen die Küken ein hell sandfarbenes Dunenkleid mit schwarzer Zeichnung. Der Eizahn fällt am dritten oder vierten Tag ab. Die ersten Handschwingen durchbrechen am elften Tag die Blutkiele. Der Schnabel ist dann dunkel braunschwarz mit oranger Unterschnabelbasis. Ab dem etwa 15. Tag wirkt das Dunenkleid deutlich dunkler, was durch nachschiebendes dunkles Gefieder verursacht wird. Der Kontrast der schwarzen Zeichnung nimmt ab. Der Schnabel verfärbt sich zunehmend orange und die Umfärbung des Lidrings zu dunkelgelb beginnt. Ab ca. dem 20. Tag sind auf den meisten Körperpartien die Federn des Jugendkleids durchgebrochen. Dunenreste bleiben noch länger, vor allem auf Kopf und Rücken auffällig. Die Umfärbung des Lidrings wird abgeschlossen und sehr langsam verfärben sich die Beine fleischfarben. Ab ca. dem 30 Tag erscheinen die Jungvögel voll befiedert, man findet aber noch kleinflächige Dunenreste. Der Schnabel ist dann orange mit dunkler Spitze und dunklerem Oberschnabelfirst. Die Umfärbung der Beine wird erst später deutlich. Ab etwa dem 40. Tag sind kaum mehr Dunen zu erkennen. Kopf, Hals, Brust und Oberseite der jetzt flugfähigen Jungvögel sind größtenteils dunkelbraun, nur ein dünner heller Kragen bleibt erhalten. Die Unterseite ist weiß.
Durch den Vergleich des Requisitenangebots im neuen Lebensraum und dessen Nutzung durch das Auerhuhn sollten die essenziellen Parameter der Winterlebensräume ermittelt werden, um Habitat verbessernde Maßnahmen in suboptimalen oder ungeeigneten Waldflächen zu optimieren. Außerdem war zu klären, ob sich nach der Translokation traditionelle Nächtigungszentren herausbilden, wie sie von Vögeln der autochthonen Population bekannt waren. Von 2002 bis 2005 wurden jeweils im Winterhalbjahr (Oktober –April) 120 Schlafbäume untersucht (Hähne: n= 91; Hennen: n= 29). Die Kiefer war mit 67 % die meist genutzte Baumart, gefolgt von Fichte (27 %), Lärche (3 %) und Weißtanne (2 %). Die Kiefer wurde im Untersuchungsgebiet überproportional häufig genutzt (67 %, n= 82) und gegenüber der Fichte (27 %, n= 32) bevorzugt. Die Vögel nächtigten in einem mittleren Abstand von 143 cm (50 bis 300 cm) vom Stamm entfernt. Die mittlere Höhe des Sitzastes im mittleren Kronenbereich betrug 14 m (8 bis 21 m). Die Auerhühner bevorzugten bei der Wahl der Schlafbäume Plateau- und Oberhanglagen (78 %). Die restlichen Schlafbäume standen im Mittelhang. Die meisten Schlafbäume (n= 100) befanden sich im Bereich von 1 ° bis 7 ° Hangneigung. Fast alle (98 %, n= 118) Schlafbäume befanden sich in unmittelbarer Nähe (<30 m) von Grenzlinien. Der Schlussgrad des Waldes war um die Schlafbäume signifikant niedriger (58 %) als in der Umgebung der Kontrollbäume (69 %). Freie An- und Abflugmöglichkeiten erhöhen die Wahrscheinlichkeit der Nutzung eines Baumes als Schlafplatz. Nach einem logistischen Regressionsmodell erklären die Variablen Schlussgrad des Bestandes, Kiefer als bevorzugte Baumart, Entfernung zur Grenzlinie und Baumumfang in Brusthöhe die Schlafbaumwahl zu 76,2 %. Die im Thüringer Schiefergebirge ausgewilderten russischen Auerhühner wählten ihre Winter-Schlafbäume offensichtlich sowohl nach energetischen Effekten (reduzierte Mobilität) als auch im Hinblick auf Prädatorenvermeidung.
Ab den ersten Frostnächten im Herbst bilden Zaunkönige Schlafplatzgemeinschaften, bei denen mehrere Vögel zusammen in einem Unterschlupf nächtigen. An einem solchen Schlafplatz in einer Holzbetonnisthöhle wurde mit einer Überwachungskamera das Schlafverhalten eines einzelnen Zaunkönigs in einer 15 Stunden langen frostigen Novembernacht beobachtet. Die Nistkastenbesetzung erfolgt um Sonnenuntergang mit der Inspektion des Schlafplatzes durch zwei Vögel. Dabei kommunizieren die Zaunkönige innerhalb des Kastens mit gereihten tickenden Lauten, wie sie sonst im Feld nicht zu hören sind. Von diesen nur selten in der Literatur erwähnten Lautäußerungen wird ein Sonagramm gezeigt. Da ein Vogel den Kasten wieder verlässt belegt dieser Beobachtungstag, dass auch nur ein Vogel einen traditionellen Gemeinschaftsschlafplatz alleine nutzen kann. Zum Schlafen nimmt der Zaunkönig eine thermoregulatorisch günstige Kugelform ein und unterbricht den Schlaf immer wieder zur Gefiederpflege, Wechsel der Schlafposition und einmal zur Kotabgabe. Morgens verlässt der Vogel nach kurzem Strecken und Flügeldehnen 42 Minuten vor Sonnenaufgang den Nistkasten. Die Arbeit dokumentiert mit über 30 Fotos erstmals das nächtliche Verhalten eines Zaunkönigs und zeigt, dass mit Hilfe einfacher Überwachungstechnik völlig neue Einblicke in das Leben von Wildtieren möglich geworden sind.
Der Fang von Vögeln zu wissenschaftlichen Zwecken in den Tropen und Subtropen stellt eine Herausforderung für Ornithologen dar. Probleme aufgrund rechtlicher sowie sozioökonomischer und soziokultureller Rahmenbedingungen lassen sich oft durch eine intensive Vorbereitung und Kooperationen mit lokalen Partnern vermeiden oder reduzieren. Beim eigentlichen Fang sind logistische Herausforderungen wie die Materialbeschaffung vor Ort, aber auch die Ökologie einiger überwiegend tropischer Vogelgruppen zu berücksichtigen. Hier wie auch bei der Probennahme und -lagerung beeinflussen die herrschenden Umweltbedingungen die Arbeit, insbesondere extreme Witterung. Problemlösungenlassen sich jedoch teilweise nur schwer verallgemeinern. Wir unterstreichen die Bedeutung lokaler und regionaler Besonderheiten anhand zahlreicher Beispiele aufgrund eigener Erfahrungen.
Die hier dokumentierte neue Beobachtung einer Augensekret trinkenden Myrsidea-Art auf einem verhaltensauffälligen Prachtstaffelschwanz Malurus cyaneus cyanochlamys in New South Wales (Australia) wird zum Anlass genommen, alle bisher bekannten Fälle von Lachrymophagie respektive Ophthalmotropismus bei amblyzeren und ischnozeren Tierläusen (Phthiraptera) zu neuer Übersicht zu bringen. Das für die zumeist lichtscheuen Tierläuse bemerkenswerte Phänomen (erstmals 1734 erwähnt) ist anscheinend weiter verbreitet, als es bisherige Nachweise (mindestens 18 von Amblyzeren, zwei von Ischnozeren) nahe legen. Dabei handelt es sich um zwölf amblyzere und zwei ischnozere Spezies aus neun Gattungen, die auf zehn Wirtsfamilien schmarotzen: 1 Menacanthus (Alaudidae ?), 1 Gallacanthus (Phasianidae), 2 Dennyus (Apodidae), 4 Myrsidea (Furnariidae, Corvidae, Maluridae), 1 Heteromenopon (Psittacidae), 2 Neocolpocephalum (Accipitridae) und 1 Laemobothrion (Accipitridae) sowie je 1 Bovicola (Bovidae) und Trichodectes (Mustelidae). Lachrymophagie ist nicht nur an lebenden, sondern auch an frischtoten Wirtsindividuen beobachtet worden. Tränenflüssigkeit dürfte vor allem für Tierläuse, die nicht ausschließlich oder überwiegend Blutnahrung zu sich nehmen und zumeist über beißend-kauende Mundwerkzeuge verfügen, eine wichtige Nahrungsressource darstellen. Ob diese Annahme auch für die mit Abstand artenreichste Gruppe der Phthiraptera, nämlich die vorwiegend Keratin fressenden Vogel- Ischnozeren, zutreffen mag, steht dahin. Auch von Echten Läusen (Unterordnung Anoplura) und Rüsselläusen (Unterordnung Rhynchophthirina) ist Lachrymophagie nicht bekannt. Der Ophthalmotropismus der Tierläuse (im Besonderen der der Amblycera) widerspricht der Auffassung, sie seien grundsätzlich von negativ fototaktischem Verhalten. Weitere Beobachtungen erscheinen dringend notwendig.
Zu den potenziellen Beeinflussungen von Zugvögeln durch Offshore-Windparks zählt die Barrierewirkung für fliegende Vögel infolge Meideverhaltens oder aber die Anlockung durch Attraktion. Obwohl andernorts Meideverhalten für einzelne Arten belegt ist, konnte deren Existenz im Rahmen des durchgeführten Effektmonitorings im Bereich der Deutschen Bucht bisher nicht nachgewiesen werden. Werden methodische Anpassungen vorgenommen, wie in dieser Arbeit beschrieben, lassen sich fundierte Aussagen zu Reaktionen von Zugvögeln gegenüber Offshore-Windparks auch im Rahmen von Umweltverträglichkeitsstudien ableiten. Der Vergleich von Zugplanbeobachtungen in verschiedenen Blickrichtungssektoren im Nahbereich von „alpha ventus“ zeigt, dass Basstölpel und weitere Vogelarten in den windparkzugewandten Raumsektoren in geringerer Häufigkeit auftreten. Dies lässt auf eine Meidereaktion schließen.
Die Wissenschaft steht unter Druck. In Zeiten, in denen es um nichts Geringeres geht als um die Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung, fordern Gesellschaft und Politik von ihr nicht nur gesichertes, sondern vor allem anwendbares Wissen. Um solches Wissen erzeugen zu können, muss die Wissenschaft ihre Strukturen und Arbeitsformen verändern. Ein erneuertes Verständnis von Kritik kann Orientierung in diesem von der Wissenschaft aktiv zu gestaltenden Veränderungsprozess bieten.
2008 konnte erstmals in der Erft ein überwinterndes Vorkommen von Pistia stratiotes beobachtet werden, das sich seitdem immer weiter ausbreitet, in der Erft und in angrenzenden Gewässern dichte Massenbestände ausbildet und die Gewässeroberfläche teilweise vollständig bedeckt. Die Bestände blühen reichlich von Juni bis in den November hinein und bilden viele Samen aus, die eine hohe Keimungsrate aufweisen. Aufgrund der bereits bestehenden Problematik der Beschattung ganzer Nebengewässer und Seitenarme und des durch die Verdriftung von Pflanzen und Samen in den Rhein bestehenden hohen Ausbreitungspotenzials der Art für den Rhein und angrenzende Gewässer erscheint ein Management der Art notwendig.
"PULS." - Ein Blog als Online-Magazin für Medizinstudierende der Goethe-Universität Frankfurt
(2013)
Im Herbst 2009 forderten Studierende im Rahmen landesweiter Proteste auch am Fachbereich Medizin/Zahnmedizin der Goethe-Universität Frankfurt mehr Transparenz und Kommunikation zu Angelegenheiten ihres Studiums. Einen innovativen Lösungsansatz, um diesen Forderungen nachzukommen, bietet eines der Web 2.0 Werkzeuge: ein auf einer Blog-Software basierendes Online-Magazin für Studierende und andere Mitglieder des Fachbereichs.
Das öffentlich zugängliche Online-Magazin "PULS." (https://newsmagazin.puls.med.uni-frankfurt.de/wp/) wird mit einer freien Blog-Software (wordpress Version 3.1.3.) realisiert und von einer Online-Redakteurin konzipiert und geschrieben. Die Beiträge entstehen nach eigenen Recherchen sowie aus Anregungen und Gesprächen mit verschiedenen Personengruppen des Fachbereichs. Die datenschutzkonforme Auswertung der Zugriffe erfolgt über eine open-source Webanalyse-Software (Piwik). Zusätzlich werden jährlich mit dem Online-Umfrage-Tool Survey Monkey die Nutzer anonym befragt.
"PULS." ist seit dem 14.02.2010 ununterbrochen online und hat seitdem 806 Beiträge (Stand: 27.11.2012) publiziert und wird von ca. 2400 Besuchern monatlich gelesen. Das Themenspektrum ist zentriert auf die Anliegen der Frankfurter Medizin- und Zahnmedizinstudierenden. Die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppierungen des Fachbereichs – Dekanat, Studierende und Lehrende – garantiert darüber hinaus ein fachbereichs-relevantes Themenspektrum. Das Online-Magazin begleitet komplexe Projekte und Entscheidungen mit Hintergrundinformationen und kommuniziert sie verständlich. Eine jährliche Nutzer-Evaluierung zeigt eine wachsende Leserzahl und eine sehr hohe Zustimmung für das Online-Magazin, seine Inhalte und seinen Stil. Das Web 2.0-Medium "Blog" und seine web-typische Sprache entsprechen dem Medienverhalten der Zielgruppe, d.h. den Studierenden des Fachbereichs Medizin.
"PULS." hat sich als ein geeignetes und strategisches Instrument erwiesen, um größere Transparenz, mehr Kommunikation und letztendlich eine stärkere Identifikation der Studierenden mit ihrem Fachbereich voranzutreiben.
Die Gattung Tragopogon (Bocksbart) gehört zu den zungenblütigen Korbblütlern (Asteraceae Unterfamilie Cichorioideae). In diesem Verwandtschaftskreis fällt sie durch schmale, parallelnervige, grasartige Blätter auf (Abb. 3). In Kultur und im Mittelmeerraum gibt es neben gelb blühenden Arten (wie in dieser Arbeit besprochen) auch Arten mit rötlichen bis lilafarbenen Blüten. Ein Beispiel ist der als Wurzelgemüse kultivierte T. porrifolius (Gemüse- Haferwurz). In Nordrhein-Westfalen sind drei Tragopogon-Arten etabliert: der Große Bocksbart (T. dubius) sowie die nah verwandten Wiesen-Bocksbart (T. pratensis) und Orientalischer Bocksbart (T. orientalis). Neben diesen Arten wird in dieser Arbeit noch der Kleine Bocksbart (T. minor) besprochen, für den abweichende Pflanzen von T. pratensis immer wieder gehalten werden.
Der Kaffeestrauch gehört zu der großen, weltweit verbreiteten Pflanzenfamilie der Rubiaceae (Rötegewächse) und hier zur Gattung Coffea. Die am häufigsten kultivierten Arten sind C. arabica (Arabica-Kaffee), ursprünglich aus Äthiopien und Sudan, und C. canephora (Robusta-Kaffee), der ursprünglich aus West- und Zentral-Afrika, Sudan, Uganda und Angola stammt.
Das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris), benannt nach dem bevorzugten Lebensraum und den oft herzförmigen Blättern, ist in Nordrhein-Westfalen eine Seltenheit und es wird immer seltener. Die Blüten wirken auf den ersten Blick schlicht, aber sie haben einige Überraschungen zu bieten, denn schaut man genau hin, dann stellt sich heraus, dass sie einerseits trickreich ihre Bestäuber betrügen und andererseits durch eine ausgeklügelte Blührhythmik dafür sorgen, dass ihre Blüten nicht selbstbestäubt werden können. Und man kann einer Blüte sogar ansehen, wie alt sie ist und wie viele Tage sie noch blühen wird.
Um auf die Problematik der Veränderung von Lebensräumen und ihre Zerstörung aufmerksam zu machen, wird jährlich von den deutschen ARBEITSKREISEN HEIMISCHE ORCHIDEEN (AHO) eine heimische Orchideenart zur "Orchidee des Jahres" gewählt. Für das Jahr 2012 wurde das Bleiche Knabenkraut (Orchis pallens) ausgewählt.
Die Europäische Lärche (Larix decidua = L. europaea) ist der einzige heimische Nadelbaum, der jährlich am Ende der Vegetationsperiode seine Nadeln abwirft (Abb. 1 & 2). Hierauf bezieht sich auch das Artepitethon "decidua", das "abfallend" bedeutet. Alle übrigen heimischen Koniferen wie Weiß-Tanne (Abies alba), Gew
hönliche Fichte (Picea abies), Wald- und Berg-Kiefer (Pinus sylvestris & P. mugo) sowie Gew
öhnlicher Wacholder und Sadebaum (Juniperus communis & J. sabina) sind immergrün. Durch ihre prächtige, gold-gelbe Herbstfärbung stellt die Lärche ein landschaftsprägendes Element dar und ist außerdem ein wichtiger heimischer Forstbaum. 2012 wurde die Europäische Lärche zum Baum des Jahres gewählt.
Die Sibirische Schwertlilie steht stellvertretend für eine Vielzahl von Arten, die aufgrund zunehmender Trockenlegung von Feuchtgebieten stark im Rückgang begriffen sind. Mit der Wahl zur "Blume des Jahres 2010" sollte auf das "Schicksal" solcher Arten aufmerksam gemacht werden. Während die Bestände der Sibirischen Schwertlilie in der freien Natur stark gefährdet sind, wird die Art in verschiedenen Sorten in Gärten als recht anspruchslose Staude immer beliebter, sodass sie regelmäßig im Gartenhandel angeboten wird. Der Aufbau von Iris-Blüten und ihre Anpassung an die Bestäuber sind eine Besonderheit in der heimischen Flora, weswegen es sich lohnt, sie genauer zu betrachten.
Exkursion: Wahner Heide
(2013)
Bei der Wahner Heide handelt es sich mit ca. 5000 ha um das größte Naturschutzgebiet der Rhein-Mittelterrasse mit sandig-kiesigem, manchmal auch tonigem Untergrund. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es als Truppen
bungsplatz genutzt, davor jahrhundertelang als Weide, zur Brennholzgewinnung und als Abplaggungsgebiet. Bisher wurden
über 700 Organismen der Roten Listen NRWs nachgewiesen, wobei mehrere zoologische Gruppen (z. B. Arthropoden und Mollusken) noch nicht systematisch untersucht werden konnten. Im Exkursionsgebiet liegen Sandmagerrasen, Heiden, festgelegte Binnend
nen, S
mpfe und Moore. Einige der aufgesuchten Arten sind landesweit äußerst selten wie der Zwerglein (Radiola linoides) oder kommen in ganz Nordrhein-Westfalen heute nur im Gebiet der Wahner Heide vor, wie der Ysopblättrige Weiderich (Lythrum hyssopifolia) und die Wasserfalle (Aldrovanda versiculosa).
Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) bemüht sich um die Erhaltung von Arten und Sorten, die als Kulturpflanzen in Vergessenheit geraten oder zumindest zurückgegangen sind. Dazu gehört auch der Pastinak, im Femininum auch als Pastinake bezeichnet, mit wissenschaftlichem Namen Pastinaca sativa. Diese Art wurde im vergangenen Jahr vom VEN zur Gemüsepflanze der Jahre 2011 und 2012 ernannt. Doch damit ergeben sich sofort zwei Probleme: Wenn auch im Anbau seit Jahrzehnten vielerorts nicht mehr anzutreffen, erlebt sie doch in der Küche schon seit einigen Jahren eine erhebliche Renaissance, wie zahlreiche einschlägige Bücher zu Anbau und Zubereitung (u. a.) von Pastinak beweisen, von denen einige den Namen der Pflanze schon im Titel tragen: "Topinambur, Pastinak, Mangold und Co.” (SOMMER & MÖLLER-SCHLÖMANN 2000), "Pastinaken & Co: von fast vergessenen und längst bekannten Gemüsesorten" (TSCHIRNER & ENDRESS 2008), "Vergessene Gemüse: Feine Rezepte für Pastinake, Portulak und mehr" (REDDEN 2011) und einige weitere. Seitdem wird diese Art zumindest vereinzelt mehrfach angebaut und gehört gewiss nicht (mehr) zu den bedrohten Nutzpflanzen in vorderster Reihe, von alten hier zugehörigen Sorten einmal abgesehen. Hinzu kommt allerdings, dass der Pastinak zumindest regional gar keine alte Kulturpflanze zu sein scheint, sondern überhaupt erst in jüngerer Zeit angebaut wurde. Das zweite Problem betrifft die Identität des Pastinaks. Unter dem Namen Pastinaca sativa (im weiteren Sinne) werden traditionell alle in Mitteleuropa vorkommenden Sippen der Gattung zusammengefasst, wenn auch auf unterschiedlichem taxonomischen Niveau: So findet sich in der meisten bestimmungskritischen Literatur eine Gliederung in drei Unterarten, wobei die als Typus betrachtete Unterart nochmals in zwei Varietäten unterteilt wird. Wenn diese Gliederung akzeptiert wird, dann handelt es sich bei dem vom VEN gemeinten Taxon um die als Pastinaca sativa subsp. sativa var. sativa bezeichnete Sippe, jedenfalls die Kulturpflanze der Gruppe mit ausgebildeter Wurzelrübe. In vielen regionalen und lokalen Florenwerken wird dagegen allgemein von Pastinaca sativa gesprochen, ohne darauf hinzuweisen, welche Sippe gemeint ist; nur aus dem Zusammenhang ist meist zu erkennen, dass damit eine (oder mehrere) Wildsippe(n) angesprochen wird (werden). Wenn dann aber darauf hingewiesen wird, dass es sich um eine ursprünglich verwilderte Sippe handelt, ist das Chaos perfekt. Im vorliegenden Porträt wird in erster Linie die traditionell als Wurzelgemüse angebaute Sippe des Pastinaks behandelt. Allerdings ist es notwendig, zusätzlich auf die nicht als Gemüse genutzten Pastinaken zu sprechen zu kommen, insbesondere wegen der erwähnten und darüber hinausgehenden Verwechslungen und Zusammenfassungen, da der Gemüse-Pastinak Teil eines bestimmungskritischen Komplexes ist. Schließlich ist auch die wissenschaftliche Namenszuordnung bei den Pastinaken problematisch, wovon der Gemüse-Pastinak nicht ausgeschlossen ist. Aus diesen Gründen wird der gesamte Komplex von Pastinaca sativa, zu dem der Gemüse-Pastinak zählt, im Folgenden eingehender unter diesen Gesichtspunkten beleuchtet.
Zusätzlich zum Weihnachtsbaum werden bei uns Heim, Balkon und Garten mit weihnachtlichem "Tannengrün" geschmückt. Im Prinzip können Zweige jedes immergrünen Gehölzes aus dem Garten als "Weihnachtsgrün" dienen und tun es oft auch. Eine Zusammenstellung von Weihnachtsgrün ist daher nach oben offen. Wir wollen hier daher einerseits die vegetativen Merkmale der Arten besprechen, die regelmäß
ig in Gartencentern als Schnittgrün in Form von Zweigbündeln oder in Adventskränzen verarbeitet für die Dekoration verkauft werden. Hierbei ist das Angebot regional, aber auch von Gartencenter zu gut sortierten Blumengeschäften und Märkten verschieden. Andererseits beschreiben wir auch die immergrünen Koniferen, die man mit einer gewissen Regelmä
igkeit in Gärten und auf Friedhöfen findet. In Kombination mit den beiden Zusammenstellungen der "Weihnachtszapfen"(DÖRKEN & JAGEL 2010) und den "Zapfen der Zypressengewächse" (JAGEL & DÖRKEN 2014) sollte es dadurch möglich sein, den Gro
teil der bei uns in Gärten gepflanzten immergrünen Koniferen bestimmen zu können. Zweige von Koniferen lassen sich zwar nur selten bis auf die Zuchtsorten bestimmen, in der Regel kann man aber mit ein bisschen Übung die Arten erkennen. Die in Frage kommenden Arten gehören in die Pflanzenfamilien der Kieferngewächse (Pinaceae), Zypressengewächse (Cupressaceae), Eibengewächse (Taxaceae), Araukarien (Araucariaceae) und Schirmtannen (Sciadopityaceae). Bei der Beschreibung der Zweige beschränken wir uns weitgehend auf Merkmale der Zweige und Blätter bzw. Nadeln und geben keine Beschreibungen der Wuchsformen oder Zapfen. Im Zweifelsfall können aber gerade die Zapfen für eine sichere Bestimmung unerlässlich sein. Hierzu können die oben genannten Zusammenstellungen zur Hilfe genommen werden.
Unter den Blütengehölzen, die bereits im Winter blühen, spielen bei uns im Wesentlichen fremdländische Arten eine Rolle. Hierzu gehören neben den Zaubernüssen (Hamamelis spp., vgl. DÖRKEN 2012) auch Vertreter der Gattung Viburnum, die sog. Schneebälle. Die frühe Blütezeit einiger Arten und die kugelige Form der voll aufgeblühten Blütenstände haben zum deutschen Namen der Gattung geführt. Auch wenn der größ
ere Anteil der Schneeball-Arten erst im Frühling oder Vorsommer blüht, haben die winterblühenden Arten mit ihrem weitstreichenden Duft einen besonderen Wert als Solitärsträucher in der ansonsten blütenarmen Winterzeit. Zu den bekanntesten Arten bei uns gehören Viburnum farreri (Duftender Schneeball), Viburnum tinus (Lorbeerblättriger Schneeball) sowie die Hybriden Viburnum xbodnantense (Bodnants Schneeball) und Viburnum xburkwoodii (Oster-Schneeball). Die winterliche Blütezeit bedeutet jedoch nicht, dass die Blüten uneingeschränkt frosthart sind, ab Temperaturen von ca. -5 °C werden sie oft sehr schwer geschädigt (Abb. 2). Schneebälle erfreuen den Gartenliebhaber nicht nur durch ihre Blüten, sondern auch aufgrund der einfachen Pflege. Fast alle Arten stellen kaum Ansprüche an den Standort. Sie gedeihen in jedem nährstoffreichen, frischen und tiefgründigen Gartenboden in sonnigen bis halbschattigen Lagen.
Der Goldregen spielte lange Zeit eine wichtige Rolle als Blütensolitär in der mitteleuropäischen und englischen Gartenkultur. Alle Goldregen-Arten beeindrucken durch die massenhaft hervorgebrachten Blüten, die in langen hängenden Trauben stehen (Abb. 1 & 2). Darauf nimmt auch die deutsche Bezeichnung "Goldregen" Bezug. KRÜSSMANN schreibt 1977: "In voller Blüte stehende Bäume oder gro
ße Sträucher sind an Schönheit kaum zu übertreffen". In den letzten Jahren verschwanden die Goldregen mehr und mehr aus deutschen Gärten und Parkanlagen, nachdem in den Medien über Todesfälle bei Kindern berichtet wurde. Sie hatten Früchte und Samen des Goldregens gegessen. Heute hat ein blühender Goldregen in einem Hausgarten schon fast den Status einer dendrologischen Besonderheit. Die Wahl von Laburnum anagyroides zur Giftpflanze des Jahres 2012 gibt Anlass, die Goldregen in einem kurzen Porträt nachfolgend vorzustellen. Bei den bei uns gepflanzten Sträuchern handelt es aber gar nicht um den Gewöhnlichen Goldregen, sondern fast ausschlie
lich um den Hybrid-Goldregen (Laburnum xwatereri 'Vossii').
In Mitteleuropa waren die Winter der letzten Dekaden vielerorts mild und nur noch vereinzelt wurde von frostgeschädigten Pflanzen berichtet. Im Gegenteil: Es überschlugen sich die Sensationsmeldungen über fremdländische Arten, die wieder einmal einen Winter im Freiland überstanden hatten. Es war der Eindruck entstanden, dass es im Zuge des "Global Change" in Mitteleuropa keine echten Winter mehr gäbe. Auch die Veränderungen in den Baumschulsortimenten der letzten Jahre haben das Pflanzverhalten vielfach unkritisch beeinflusst, teilweise sogar von Fachleuten in Planung und Praxis. So war es nicht mehr ungewöhnlich, dass selbst im Bergischen Land (NRW) gro
e und teure Olivenbäume (Olea europaea, Kosten: mehrere hundert bis tausend Euro) als Hausbaum (!) ins Freie gepflanzt wurden (Abb. 1). Einen echten Boom erlebt auch die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei, Abb. 2). Seit dem Winter 2008/2009 traten aber mehrfach Extremwinter mit tagelangen Temperaturminima unter -10 °C auf. Nun wurde deutlich, dass man auch in Zeiten des "Global Change" noch mit extremen Wintereinbrüchen rechnen muss. Kaum einer der gepflanzten Olivenbäume überlebte einen dieser kalten Winter. Viele weitere ausgepflanzte, vormals als kritisch eingestufte Arten, wurden ebenfalls mehr oder weniger stark geschädigt oder erfroren sogar komplett. Wann und warum erfriert eine Pflanze? Wie kann sie sich vor Frost schätzen? Wann ist eine Art frosthart, wann winterhart? Diesen und weiteren häufig gestellten Fragen zum Thema "Pflanzen und Frost" soll in diesem Artikel nachgegangen werden.
Im Folgenden werden für den Bochumer Raum bemerkenswerte Funde aufgeführt. Das Gebiet umfasst alle an Bochum und Herne angrenzenden Städte sowie den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen. In seltenen Fällen werden außerdem Funde aufgeführt, die zwar außerhalb des genannten Gebietes liegen, aber von landesweiter Bedeutung sind. Die Funde sind zu einem Teil unter www.botanik-bochum.de/html/funde2012.htm mit Fotos versehen. Zur besseren Auswertung wurden hinter den Fundorten die MTB-Angaben (Topographische Karte 1:25.000) angegeben und ggf. eine Bewertung des Fundes für den hiesigen Raum und der floristische Status hinzugefügt.
Zweifelsohne gehört der Ginkgo auch in Mitteleuropa zu den bekanntesten fremdländischen Baumarten und erst Recht zu den berühmtesten sog. "lebenden Fossilien". Wer kennt nicht seine ungewöhnlichen, an der Spitze meist zweigeteilten Blätter (Abb. 1), die regelmäß
ig in der Werbung für Medikamente gegen das Altern oder auch in Form von Broschen zu sehen sind? Besonders im Herbst zum Zeitpunkt der intensiven gelben Herbstfärbung als auch nach dem Blattabwurf, wenn die leuchtend silbrig-gelben Samen noch am Baum hängen, fallen die Bäume besonders auf (Abb. 2). Nachfolgend wird die Paläobotanik, Systematik und Morphologie dieser einzigartigen Gattung vorgestellt.
Stachys (Ziest) ist eine Gattung der Lippenblütler (Lamiaceae). Die Blüten sind typische Lippenblüten mit deutlich ausgeprägter Ober- und Unterlippe. In Nordrhein-Westfalen ist die Gattung mit sieben Arten vertreten. Neben den hier besprochenen Arten kommen noch S. germanica (Deutscher Ziest), S. arvensis (Acker-Ziest), S. annua (Einjähriger Ziest) und S. recta (Aufrechter Ziest) vor (HAEUPLER & al. 2003). Stachys sylvatica und S. palustris sind deutlich verschiedene Arten, die kaum verwechselt werden können. Anders ist dies bei ihrer Hybride, S. x ambigua, die besonders S. palustris sehr ähnlich sein kann. Aufgrund dieser Erkennungsproblematik werden beide Arten und ihre Hybride hier ausführlich behandelt. Im Anschluss wird noch S. alpina kurz angesprochen, die mit S. sylvatica und S. x ambigua verwechselt werden könnte.
Auf Betonmauern siedeln sich mit der Zeit kleine Moospolster an. Sechs häufige Arten werden in diesem Pflanzenportrait näher vorgestellt. Unter diesen ist Grimmia pulvinata, Polster-Kissenmoos, das Moos des Jahres 2007. Dieser Text richtet sich an Leser, die einen allerersten Einstieg wünschen oder nur ein paar häufige Arten kennen lernen wollen. Wenn man sich eingehender mit Moosen beschäftigen möchte, wird man um das Mikroskopieren nicht herum kommen. Jedoch lassen sich viele Arten auch habituell und mit einer Lupe im Gelände sicher erkennen. Hierzu ist jedoch die Unterstützung eines Mooskenners von Vorteil. Die besprochenen Moose haben verwandte, ähnliche Arten. Sie sind meist weniger häufig, aber nicht unbedingt so selten, dass man ihnen nicht begegnet. Zur Bestimmung ist Spezialliteratur nötig. Dies gilt umso mehr für meist als Unterarten oder Varietäten aufgefasste, abweichende Sippen (manche der besprochenen Arten sind polymorph), die hier nicht betrachtet werden. Deutsche Artnamen sind bei den meisten Moosarten nicht geläufig. Neuerdings werden Übersetzungen der wissenschaftlichen Namen verwandt. Sie wurden SCHMIDT & al. (2010) und NEBEL & PHILIPPI (2000 & 2001) entnommen, wobei der nach Ansicht des Autors passendere Name gewählt wurde. Für diejenigen, die sich näher mit Moosen beschäftigen möchten, werden im Literaturverzeichnis Standardwerke und wichtige Internetquellen genannt.
Die Ess- oder Edelkastanie (Castanea sativa) ist in Deutschland ein beliebter und weit verbreiteter Parkbaum. Am Ätna auf Sizilien sind Stammdurchmesser von über 6 m gemessen worden, womit die Esskastanie zu den dicksten Bäumen der Alten Welt gehört (DÜLL & KUTZELNIGG 2011). Unter natürlichen Bedingungen werden die Bäume normaler- weise 500 bis 600 Jahre alt. Am Nordhang des Ätna aber wurde ein fünfstämmiger Baum sogar auf 2000 Jahre geschätzt, der einen Kronenumfang von 56 m aufweist. Man nennt ihn die "Kastanie der 100 Pferde" und sagt, dass so viele Pferde unter seine Krone passen (BOTTACCI 2006, Abb. 1). In Nordrhein-Westfalen gibt es am Niederrhein eine eindrucksvolle Esskastanien-Allee bei Schloss Dyck, die wahrscheinlich 1811 gepflanzt wurde. Hier hat sich der Juchtenkäfer eingefunden (SORG & STEVENS 2010). Im Mittelmeergebiet wird die Esskastanie schon seit langem angebaut und auch in Deutschland ist sie besonders im Südwesten ein verbreiteter und eingebürgerter Forstbaum. In jüngerer Zeit breitet sich die Art in Deutschland nun auch in Gebieten aus, in denen solch auffällige Verwilderungen bisher nicht beobachtet wurden. Am bekanntesten ist die Esskastanie bei uns aber wohl in Form der Marone, die geröstet auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wird.