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Bobrowskis Roman 'Levins Mühle' spielt im westpreußischen Grenzland, "immer im Polnischen, aber zwischen Deutschland und Rußland". Es treten darin "katholische Polen und polnische Juden und jüdische Zigeuner [...] und zigeunerische Italiener" sowie einige "ganz ausnehmend" Deutsche auf. Die vor allem vonseiten Letzterer betriebene Zurichtung dieses 'unheilbar pluralen Raums' gemäß einer Homogenität betonenden und auf Abgrenzung abzielenden nationalstaatlichen Erzählung wird in Bobrowskis Text als ideologisch aufgeladene Verschiebung sozialer Konflikte vor Augen geführt. Während die ironisch-kritische Darstellung der nationalen Diskurse in Ostmitteleuropa in 'Levins Mühle' sehr deutlich angelegt ist, zeigt eine Lektüre unter Bezug auf Homi K. Bhabhas 'Verortung der Kultur' darüber hinaus gehende Momente von Hybridisierung und ambivalenter Mehrfachkodierungen. Vor dem Hintergrund postkolonialer Theorie verlieren die Besonderheiten der Figuren - wie der Erzählersprache, der Namengebung und der Lokalisierung jeden lokalanekdotischen Charakter und zeigen ein Widerstandspotenzial gegenüber den Homogenisierungs-und Abgrenzungsbewegungen nationaler Diskurse.
Retortenkino : Game Impact
(2009)
Das B-Movie "Street Fighter: The Legend of Chun Li" haben wir Gott sei Dank schon wieder vergessen. Mit "Prince of Persia" aus dem Hause Bruckheimer/Disney steht 2010 jedoch die nächste große Spieleverfilmung mit dazugehöriger Marketing-Maschinerie an. Marcus Stiglegger nimmt den anhaltenden Trend zum Anlaß und setzt sich mit dem Einfluß von Computerspiel-Ästhetik auf die Inszenierung von Spielfilmen auseinander.
Pinkus : gefallene Engel
(2009)
Egal, wie man seine Vertreter nennt - ob "Pinku eiga", "roman porno" oder "ero guro": Das Reich des japanischen Erotikfilms ist hierzulande fernab Nagisa Oshimas und der Tokugawa-Streifen immer noch weitgehend unerforscht. Dabei stellt es unter anderem ein Sprungbrett für viele junge Filmemacher dar. Marcus Stiglegger berichtet über die Revolte des Fleisches unter der Roten Sonne.
Vor über zwanzig Jahren erregte Francis Ford Coppola mit seinem atemberaubenden, visionären Vietnamfilm Apocalypse now (1979) weltweit Aufsehen: In beklemmenden, packenden und irritierenden Bildern, untermalt von dem Doors-Klassiker „The End“ erzählte er von der Reise des Armee-Agenten Willard (Martin Sheen) durch den Dschungel, um den offenbar grössenwahnsinnigen Colonel Kurtz (Marlon Brando) zu liquidieren. Nun kommt Coppolas Meisterwerk erneut in die Kinos: Redux - noch einmal zum Beginn gehen, um das Geschehen um fünfzig Minuten erweitert neu zu sehen.
Biophysikalische Charakterisierung von endogenen Ionenkanälen (P2X7, TRPV) in humanen Mastzellen
(2009)
Die Akupunktur ist zentraler Bestandteil der traditionellen ostasiatischen Medizin, die auch Moxibustion und Kräuterheilkunde (Herbalmedizin) umfasst [Focks et al. 2006]. Akupunkturpunkte sind auch durch eine höhere Konzentration von sensorischen Rezeptoren und Mastzellen charakterisiert [Dung 1984; Heine 1988; Hwang 1992]. So ergaben Untersuchungen, dass die Stimulation (physikalische und chemische Reize) von Akupunkturpunkten auf Rezeptoren und auch Mastzellen einwirkt [Belmonte 1996; Schmidt 2002; Yang et al. 2007; Zhang et al. 2008a; Zhang et al. 2008b; Zhao 2008]. Dabei zeigten auch Pflanzenkomponenten aus der TCM Einflüsse [Lee 2000; Smith et al. 2006]. ...
Die Frage, ob "Literatur als Kampfmittel" Theorie oder Realität in der DDR gewesen ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Schließlich redet man über 40 Jahre DDR-Regime, in denen es kulturpolitische Zäsuren und Strategiewechsel gegeben hat. Generell gilt: Die Kulturpolitik der DDR war kunstfeindlich. Offiziell gab es keine Zensur, faktisch schon. Die Führung der DDR betrachtete ganz in der Tradition von Stalin und Chruschtschow KünstlerInnen als aktive Kämpfer für den Sozialismus. Der realistische Sozialismus war genreübergreifend die einzig legitime Form. Und man war gewillt, diese offen formulierten Anforderungen an Literaten auch mit Gewalt durchzusetzen. Trotzdem war die offizielle Literaturpolitik das eine, die literarische Praxis das andere. Die Literaturszene im Prenzlauer Berg etwa war erstaunlich autonom und im Aufbau-Verlag erschienen bemerkenswerte Titel. Die Ausbürgerung Biermanns 1976 führte zu einer historisch einmaligen Solidaritätsbewegung und einem Exodus der Ost-Literaten. Sicher ist: Die DDR ist Vergangenheit, aber in ihrer Literatur ist die Erinnerung an Staat und Gesellschaftssystem bewahrt.
Sprachtechnologie für übersetzungsgerechtes Schreiben am Beispiel Deutsch, Englisch, Japanisch
(2009)
Wir [...] haben uns zur Aufgabe gesetzt, Wege zu finden, wie linguistisch basierte Software den Prozess des Schreibens technischer Dokumentation unterstützen kann. Dabei haben wir einerseits die Schwierigkeiten im Blick, die japanische und deutsche Autoren (und andere Nicht-Muttersprachler des Englischen) beim Schreiben englischer Texte haben. Besonders japanische Autoren haben mit Schwierigkeiten zu kämpfen, weil sie hochkomplexe Ideen in einer Sprache ausdrücken müssen, die von Informationsstandpunkt her sehr unterschiedlich zu ihrer Muttersprache ist. Andererseits untersuchen wir technische Dokumentation, die von Autoren in ihrer Muttersprache geschrieben wird. Obwohl hier die fremdsprachliche Komponente entfällt, ist doch auch erhebliches Verbesserungspotential vorhanden. Das Ziel ist hier, Dokumente verständlich, konsistent und übersetzungsgerecht zu schreiben. Der fundamentale Ansatz in der Entwicklung linguistisch-basierter Software ist, dass gute linguistische Software auf Datenmaterial basiert und sich an den konkreten Zielen der besseren Dokumentation orientiert.
Zu dem umrätselten Gespräch, das Napoleon 1808 mit Goethe über den "Werther" geführt hat, kursieren zwei Auflösungen, die beide mit Goethes Äußerungen nicht zur Deckung zu bringen sind. Unbeachtet geblieben ist eine Erklärung aus dem Jahre 1902, die sich aus den Aufzeichnungen K. E. Schubarths ergibt. Sie stimmt nicht nur mit Goethes eigenen Andeutungen überein, sondern macht auch sein Schweigen über dieses Gespräch verständlich.
In der Renaissance der Beschäftigung mit Johannes Rothe, die in den letzten Jahren zu erleben ist, wird besonders die Editionslage ganz neu aufgestellt. Mit den Editionen des ›Elisabethlebens‹, der ›Eisenacher Chronik‹ und der ›Landeschronik‹ liegen drei Werke erstmals in wissenschaftlichen Ausgaben vor. Die von Christoph Huber mit Pamela Kalning vorgelegte Neuausgabe des ›Ritterspiegels‹ erschließt das Werk und Rothes Arbeitsweise eingehend. Bald ist mit dem Abschluss der Ausgabe der ›Geistlichen Brustspange‹ durch Jens Haustein zu rechnen, die endlich einen Text veröffentlicht, der schon vor einem Dreivierteljahrhundert in den Druck gebracht werden sollte, und damit die letzte Lücke im Zugang zu Rothes Werken schließt. Es besteht also jetzt die Gelegenheit, das Oeuvre Revue passieren zu lassen und grundlegende Fragen, wie die nach seinem Einsatz didaktischer Sprechweisen, in Querschnitten zu untersuchen.
Inkompetente Instanzen, defizitäre Tugenden : Lehren von minne und mâze in der höfischen Lyrik
(2009)
Daß 'minne ' und 'mâze ' einander ausschließen, haben Interpretationen von Walthers Lied 'Aller werdekeit ein füegerinne ' (46,32ff.) seit fast einem halben Jahrhundert erwiesen. Wenn dennoch erneut der Versuch unternommen wird, dem Verhältnis dieser beiden Leitbegriffe der höfischen Literatur auf die Spur zu kommen, soll dies unter den Fragestellungen geschehen, welche Position der jeweilige Sprecher einnimmt, ob er Autorität beanspruchen kann, ob er als Lehrmeister oder als zu Belehrender auftritt und ob oder gegebenenfalls wie das im Text aufgestellte Dilemma gelöst werden kann. Mit Blick auf den Waltherschen Text werden solche Lieder ausgewählt, in denen 'minne ' durch ein zusätzliches Adjektiv wie 'nider' oder 'hôch ' näher qualifiziert wird oder in denen Begriffe wie 'werdekeit' oder 'herzeliebe' thematisiert werden, Lieder zudem, die nach Möglichkeit einen Lehrgestus präsentieren.
In seinen Sammlungen bildet das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) das Netzwerk des literarischen Lebens in all seinen Facetten ab. Im Zentrum des quellenorientierten Sammelns und der Erschließung steht der Autor (bzw. die Autorin). Die Literatur wird dokumentiert vom Entstehungsprozess eines Werkes über die verschiedenen Ausgaben und dessen Rezeption in der Literaturkritik, seine dramaturgische Umsetzung in Hörfunk, Film, auf der Bühne und in der Musik. Seit 2008 bezieht das DLA auch Internetquellen wie literarische Zeitschriften, Netzliteratur und Weblogs in sein Spektrum mit ein und reagiert damit auf die zunehmende Bedeutung des Internets als Publikationsforum. Sammeln, Erschließen und Archivieren bilden eine notwendige Einheit; gerade die Flüchtigkeit der netzbasierten Ressourcen macht eine langfristige Sicherung der Verfügbarkeit erforderlich. Notwendig sind daher mehrere Säulen, auf denen diese neue Sammlung von „Literatur im Netz“ basiert.
Morphologische Daten von Zweigsängern Sylviidae sind nur spärlich publiziert. Basierend auf Beringungstätigkeit in drei Regionen Nordasiens (Ussurien, Baikalsee und Zentralkasachstan) präsentieren wir Flügellängen, Teilfederlängen der achten Handschwinge, Tarsuslängen, Schwanzlängen und Gewichtsmessungen von 27 Zweigsängerarten aus 6 Gattungen. Außerdem zeigen wir flügelmorphologische Profile basierend auf Einzelfedermessungen des Handflügels für 15 Arten aus 5 Gattungen. Von allen untersuchten Arten zeigte der Koreabuschsänger Cettia canturians den rundesten Handflügel, während der Wanderlaubsänger Phylloscopus borealis den spitzesten Handflügel (mit langen Handschwingen 6-8) zeigte. Für einige Arten waren Tests auf Unterschiede in den Messwerten zwischen den Regionen möglich. Wander- und Dunkellaubsänger Phylloscopus fuscatus unterschieden sich nicht zwischen den Fangorten, während am Baikalsee gefangene Gelbbrauenlaubsänger Phylloscopus inornatus kleiner, aber schwerer waren als Individuen aus Ussurien. Auch Klappergrasmücken Sylvia curruca unterschieden sich in Tarsus- und Schwanzlängen, aber nicht in Flügelmorphologie zwischen den Fangregionen Baikalsee und Zentralkasachstan. Die präsentierten Ergebnisse zeigen, wie innerhalb relativ kurzer Fangzeiträume interessante morphologische Daten gesammelt werden können.
Von den im Folgenden veröffentlichten Strophen finden sich in der weiterhin unentbehrlichen Reinmar-Ausgabe Gustav Roethes nur ein paar Zeilen. Es handelt sich um den Schlussteil der unten mit III. bezeichneten Strophe, die damit also nur partiell als unediert gelten kann (bei Roethe Nr. 252). Dieses Textstück hat Roethe nach einem Pergamentblatt ediert, das um 1855 von Wilhelm Crecelius zusammen mit anderen Fragmenten im Archiv der Fürsten von Ysenburg auf Schloss Büdingen entdeckt worden war. Er machte seine Funde 1856 in der ›Zeitschrift für deutsches Altertum‹ bekannt, unterließ allerdings bei dem dann von Roethe aufgenommenen Textfragment einen Hinweis auf Reinmar. Unter den von Crecelius veröffentlichten Funden waren auch einige Blätter, die derselben Handschrift angehört haben mussten wie das genannte Blatt. Bei seinen Nachforschungen im Büdinger Archiv waren Crecelius freilich mehrere Blätter entgangen. Eines dieser Blätter, das den fehlenden Anfangsteil der erwähnten Strophe enthält, tauchte im Jahr 1912 auf. Es wurde vom Archiv an Otto Behaghel nach Gießen zur Bestimmung gesandt, der es mit einer Transkription zurückschickte, jedoch die Zusammengehörigkeit der beiden Blätter und damit auch der beiden Textstücke nicht erkannt hatte. Erst bei der Arbeit am ›Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder‹ konnte 1986 der Zusammenhang festgestellt werden. Dabei ergab sich auch, dass der nunmehr vervollständigten Strophe zwei andere Strophen vorausgehen, die bis dahin vollkommen unbekannt waren. Sie werden hier nun erstmals gedruckt.
Der Himmel wird in vielen Religionen als Wohn- oder Aufenthaltsort von göttlichen Wesen verstanden. Die Voraussetzung für diese Vorstellung ist die räumliche Entfernung zwischen Himmel und Erde. Zugleich scheint es aber ein menschliches Bedürfnis zu sein, diese Distanz zu überwinden und die Möglichkeit eines irdischen Zugangs zum Himmel anzunehmen, was in der bildenden Kunst und in der Literatur häufig thematisiert wird. Dabei dient zur Überbrückung des Zwischenraumes im sprachlichen oder künstlerischen Bild oft eine Leiter oder eine Treppe. Für den christlichen Bereich ist das Urbild solcher Vorstellungen die biblische Erzählung von Jakobs Traum. Ausgehend von einer Analyse dieser Erzählung wird im ersten Teil dieses Beitrags der Versuch unternommen, einige Entwicklungslinien im Motiv der Verbindung zwischen Himmel und Erde darzustellen. Aus Platzgründen können nur wenige ausgewählte Beispiele besprochen werden, nämlich Texte, in denen als Mittel des Aufstiegs eine Leiter oder eine Treppe dient. In den folgenden Teilen wird dann die Instrumentalisierung dieser beiden Wege zum Zweck der Tugendlehre im ›Welschen Gast‹ Thomasins von Zerklære untersucht.
Zur Lehrhaftigkeit der ›Treuen Magd‹Wenn man schon aus fast allen Erzählungen etwas lernen kann, so soll man es in besonderer Weise aus Erzählungen vom Exempeltyp, die ja eine Lehre explizieren und ihre Gültigkeit in einem Handlungsteil belegen oder ‘beweisen’. Die Exempelerzählung gilt als ein recht urtümliches literarisches Phänomen, in der Regel glatt gefügt und einfach zu deuten. Beim Märe ›Die treue Magd‹ liegt das Moment des Belehrens auf der Hand, der Zusammenhang von Lehre und dargestellter Handlung ist offensichtlich, und so sollte das hübsch erzählte Stück der Deutung keinen Widerstand entgegensetzen.
Stečaj je interdisciplinarno područje na kojemu se susreću prije svega ekonomisti i pravnici, odnosno u širemu smislu ekonomski i pravni sustavi razmišljanja i izražavanja. Štoviše, Wood upravo stečajni zakon smatra konačnim testom je li pravosuđe uopće pravedno. U ovome se radu analiziraju nesuglasice oko temeljnih naziva koji se upotrebljavaju u stečajnome pravu. Te je nazive potrebno analizirati, razjasniti, i predložiti rješenje kako bi postigli suglasje oko naziva koji se ne bi redefinirali pri svakoj izmjeni Stečajnog zakona. U trenutku kad se brojni zakoni izmjenjuju zbog usklađivanja s propisima Europske unije, a ti zakoni definiraju naše društvo i odnose, važno je razlučiti pojmove u stečajnome postupku. Budući da je hrvatski Stečajni zakon 1990-ih “prepisan” iz njemačkog izvornika, učinjen je ne samo legislativni već i kulturni i jezični prijenos. Usmjerenost na njemački uzor dovela je do toga da su uz pravna rješenja nekritički prevedeni i temeljni nazivi stečajnoga postupka te je zaboravljeno kako valja pozitivno diskriminirati materinski jezik i, kad god je to moguće, koristiti se uobičajenim hrvatskim riječima, osobito nazivima. U radu se prikazuje sukob temeljnih naziva stečajnog postupka i daju argumenti za uporabu osnovne leksičke jedinice na ovom području – naziva stečaj.
Zur Schauseite der höfisch-ritterlichen Kultur gehören die Wappen. Bemalung und Gestaltung lassen sie zu einem wesentlichen Repräsentationsmittel werden. Wappenschild und Helmzier stehen dabei im Verbund mit anderen Formen der Repräsentation wie Panegyrik, Bildnis und Turnierbuch. Wie sich die unterschiedlichen Thematisierungen von Wappen im späten Mittelalter gegenseitig ergänzen, soll im Folgenden am Beispiel der heraldischen Totenklagen Peter Suchenwirts (ca. 1325–1407) gezeigt werden. Suchenwirt hat sechzehn panegyrische Reden auf verstorbene Adlige verfasst, die auch Blasonierungen ihres Wappens enthalten. Die Beschreibungen Suchenwirts zielen, wie ich im Vergleich mit Texten Konrads von Würzburg zeigen möchte, nicht nur auf die heraldisch korrekte Wiedergabe des Wappens, sondern zugleich auf die Imagination von Pracht und Zerstörung des Wappenschildes. Auf diese Weise beinhalten die meisten heraldischen Totenklagen mit der Wappenbeschreibung zugleich eine knapp gehaltene Allegorie auf Leben und Tod des Ritters. Diese über die eigentliche Blasonierung hinausgehende und in den einzelnen Reden unterschiedlich stark ausformulierte Konzeption von Suchenwirts Wappenbeschreibungen soll im Folgenden vorgestellt werden. Abschließend wird zu fragen sein, wie sich das Wechselverhältnis von dem in dieser Weise imaginierten Wappen und dem realen Wappenschild im performativen Akt der Gedenkfeier bestimmen lässt.
Wegweisung zur Begegnung mit Gott : Religiöse Belehrung in einer Altzeller Predigthandschrift
(2009)
Vermutlich gibt es kaum eine Gattung in der Überlieferung mittelhochdeutscher Schriftlichkeit, die als solche mehr Rätsel aufgegeben hat als die Predigt. [...] Zwar legt die rhetorische Ausarbeitung mit Publikumsanreden und erkennbar geschulten Argumentationstechniken den Bezug zum Vortrag in der Messe stets nahe, aber keiner der überlieferten Texte kann als Schriftfassung einer im Wortlaut je so vorgetragenen Predigt verstanden werden. Der auf Performanz zielende Charakter verdankt sich auch der Verwurzelung der artes praedicandi in der traditionellen Rhetorik und kennzeichnet die Texte bei der stillen oder auch lauten Lektüre – mit oder ohne Zuhörerschaft – als Akte der Verkündigung. Dementsprechend nutzten die Rezipienten diese Lektüre zur eigenen Erbauung oder zum Studium von Musterbeispielen für eigene pastorale Arbeit. Die mittelhochdeutschen Predigten öffnen sich für diese Arten der Nutzung jeweils unterschiedlich stark: […] wie etwa die […] so genannten ›Schwarzwälder Predigten‹ oder die unter dem Namen Hartwigs / Hartungs oder auch Heinrichs von Erfurt überlieferten. Hier kam es in der Tradierung ganz offenbar weniger auf Authentizität an als vielmehr auf Anpassung an jeweils verschiedene Verwendungszusammenhänge. Auf den Überlegungen Ruhs aufbauend, haben die Arbeiten von Volker Mertens und Hans-Jochen Schiewer gezeigt, wie die jeweilige Einrichtung den Text verschiedenen Funktionen annähert. Demnach zeigen sich diese Predigten im Bild der divergenten Überlieferung als äußerst polyfunktionale Texte.