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"Kalkgeprägte Trockenlebensräume im Kreis Höxter" – ein LIFE+ - Projekt für den Kreis Höxter (NRW)
(2012)
Lebensräume auf Kalk zeichnen sich häufig durch eine besonders vielfältige Flora und Fauna aus. Für den Erhalt der Biodiversität sind sie daher von großer Bedeutung. Während Kalklebensräume im Süden Deutschlands recht weit verbreitet sind, beschränken sie sich in Nordwest- Deutschland im Wesentlichen auf das Weserbergland und die Eifel. Im Kreis Höxter haben im trockenen Standortbereich vor allem die Kalk- Halbtrockenrasen und Orchideen-Kalkbuchenwälder, auf nassen Standorten die Kalk-Flachmoore eine herausragende Bedeutung. Der Bedeutung dieser Lebensräume für den Erhalt der Biodiversität in Europa und als Bestandteil des europäischen Naturerbes Rechnung tragend, genießen sie den Schutz der Fauna-Flora- Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie), die 1992 durch die Europäische Kommission erlassen wurde und für die Mitgliedsländer der EU bindend ist. Die FFH-Richtlinie sieht vor, dass für den Erhalt der im Anhang I der Richtlinie benannten Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse besondere Schutzgebiete, die sogenannten FFH-Gebiete oder Natura 2000-Gebiete, auszuweisen sind. Nach nationalem Recht werden diese in Deutschland zumeist als Naturschutzgebiete rechtlich gesichert. Das so entstandene europaweite Netz von Schutzgebieten repräsentiert im Wesentlichen unser europäisches Naturerbe. Gemäß FFH-Richtlinie sind aber nicht nur Lebensraumtypen zu schützen: Neben dem Netz der Natura 2000-Schutzgebiete ist der direkte Artenschutz die zweite wichtige Säule im europäischen Naturschutz. Da die Vorkommen von Arten des gemeinschaftlichen Interesses aber häufig nicht auf Schutzgebiete beschränkt sind, genießen ihre Vorkommen auch außerhalb derselben den Schutz der Richtlinie. In Deutschland wurde diesem Umstand im § 42 Bundesnaturschutzgesetz Rechnung getragen, wonach den Arten des Anhang IV der FFH-Richtlinie als sogenannte „streng geschützte Arten“ ein besonderer Schutzstatus verliehen wurde. Einen anderen Weg hat man bei den Arten des Anhanges II der FFH-Richtlinie gewählt: Für ihren Erhalt sind besondere Schutzgebiete auszuweisen. Dies ist im Kreis Höxter z. B. für den Kammmolch (Triturus cristatus) geschehen, für den insgesamt drei Schutzgebiete ausgewiesen wurden. Um den Zielsetzungen der Richtlinie gerecht zu werden, ist der sogenannte „günstige Erhaltungszustand“ der Natura 2000-Gebiete und der Arten des gemeinschaftlichen Interesses zu gewährleisten. Dies bedeutet häufig, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durchführen zu müssen, was mit nicht unerheblichen Kosten verbunden sein kann. Die EU fördert die Umsetzung ihrer Richtlinie deshalb im Rahmen des sogenannten LIFE+ -Programmes (= L’ Instrument Financier pour l’ Environnement), welches EU-weit für die laufende Förderperiode von 2007 bis 2013 z. B. 2,143 Mrd. € bereitstellt. 2010 hat sich der Kreis Höxter dazu entschieden, zusammen mit der Landschaftsstation im Kreis Höxter einen LIFE+- Antrag zu stellen. Im Rahmen einer von der Bezirksregierung in Detmold finanzierten Studie zum Pflege- und Entwicklungsbedarf in den FFH-Gebieten des Kreises konnte gezeigt werden, dass der größte Handlungsbedarf im Bereich der Kalk-Halbtrockenrasen (LRT (= Lebensraumtyp) 6210), der Wacholderstände auf Kalkrasen (LRT 5130), der Flachland-Mähwiesen (LRT 6510) und der Kalk-Orchideen-Buchenwälder (LRT 9150) besteht. Der Antrag zielte daher insbesondere auf diese und weitere nah verwandte Lebensraumtypen ab. Allen Lebensraumtypen ist gemeinsam, dass sie im Weserbergland an Kalk als Ausgangsgestein gebunden sind und dem trockenen Standortbereich zuzuordnen sind. Als Projekttitel wurde daher „Kalkgeprägte Trockenlebensräume im Kulturland Kreis Höxter“ gewählt, oder abgekürzt und „griffiger“: „Vielfalt auf Kalk“.
Die Landschaftsstation im Kreis Höxter wird zumeist über ihre Beteiligung an verschiedenen, im Fokus der Öffentlichkeit stehenden Projekten wahrgenommen. Dazu zählt das Projekt „Erlesene Natur“, in dessen Rahmen viel beachtete Erlebnisgebiete wie der Weser-Skywalk im NSG „Hannoversche Klippen“, der neu gestaltete Wanderweg im NSG „Desenberg“ oder das Weidenpalais, ein gewaltiges Lebendbauwerk im Schlosspark Rheder, entstanden. Dazu zählen auch die naturnahe Gestaltung mittelwaldähnlicher Waldränder, Forschungsarbeiten zum Klimawandel sowie das 2011 begonnene Naturschutzprojekt „Vielfalt auf Kalk“ zur Optimierung von insgesamt 11 Trockenlebensräumen im Kreis Höxter. Gerne nutzen wir die „Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser“, um Sie, liebe Leserinnen und Leser, über die Ziele und den Fortgang unserer Projekte zu informieren. Der nachfolgende Tätigkeitsbericht bezieht sich auf die originären Aufgaben unserer Station, die von der Bevölkerung zwar nicht so intensiv wahrgenommen werden wie die oben beschriebenen Projekte, denen wir aber den Großteil unserer Arbeitszeit widmen. Bevor wir die fachlichen Aspekte unserer Arbeit darlegen, möchten wir die Einführung nutzen, um Sie über aktuelle Entwicklungen in unserer Geschäftsstelle zu informieren. Über 10 Jahre lang haben Zivildienstleistende die praktische Landschaftspflege in der Station entscheidend mit geprägt. Am 31. August 2011 endete diese Ära mit dem letzten Arbeitstag von Jannis IFFLAND, dem letzten „Zivi“ der Landschaftsstation. Ihm und all seinen Vorgängern gilt unser Dank für Ihren engagierten Einsatz zum Wohle der Natur im Kreis Höxter. Das bisherige Niveau der Landschaftspflegearbeiten wurde auch im Jahr 2011 durch die Stammbesetzung im Pflegetrupp mit Vorarbeiter Ralf SCHAPERDOT und Mitarbeiter Lars MASSMANN abgesichert. Die notwendigen personellen Verstärkungen zur Umsetzung der vielfältigen Aufgaben erfolgten einen Monat nach dem Weggang des letzten Zivis. Im Oktober 2011 leitete Pablo MENN aus Warburg als erster Bundesfreiwilliger der Landschaftsstation eine neue Ära ein. Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) wird als Nachfolgemodell zum bisherigen Zivildienst über den Bund finanziert. Die Einsatzzeit beträgt in der Regel 12 Monate. Im Vergleich zum Zivildienst besitzt der BFD einen deutlich höheren Bildungscharakter, der allein schon durch die vorgeschriebene Mindestzahl von 25 Bildungstagen/ Jahr für Teilnehmer/innen unter 27 Jahren deutlich wird. Die Landschaftsstation möchte Bundesfreiwilligen einen interessanten Mix aus dem breiten Aufgabenspektrum des Naturschutzes anbieten, der sich nicht nur auf die Landschaftspflege beschränkt, und freut sich auf weitere Bewerberinnen und Bewerber. Als weitere Verstärkung wurde ebenfalls im Oktober Werner HEINEMEIER aus Höxter eingestellt. Er wird als Teilnehmer des bundesweiten Modellprojektes „Bürgerarbeit“ über die ARGE Höxter kofinanziert und hat sich bemerkenswert schnell in die Arbeitsabläufe der Station integriert. Personelle Änderungen ergaben sich im Projektteam „Erlesene Natur“ durch das freiwillige Ausscheiden von Birte BRAND, die mit großem Engagement jeweils eine halbe Stelle beim Kreis Höxter und bei der Landschaftsstation ausfüllte. Sie betreibt inzwischen in ihrem Heimatdorf Hagedorn die „Futterkrippe“, einen kleinen Regionalladen. Die freigewordene halbe Stelle in der Station konnte im Anschluss mit Eike SPELLERBERG aus Höxter neu besetzt werden. Ihre Aufgabenschwerpunkte liegen im Bereich der Umsetzung von Maßnahmen und umfassen neben den Ausschreibungen auch die Bauüberwachung und die Abnahme der Gewerke. Weitere Verstärkung erhielt die Geschäftsstelle durch die Einstellung von Michael TILLY, der bereits über Praktika und Werkverträge für die Landschaftsstation tätig war und sich als „Allrounder“ in der Landschaftspflege sowie der Bearbeitung wissenschaftlicher Aufgabenstellungen bewährt hatte. Wie in den vergangenen Jahren waren auch 2011 wieder eine Reihe von Praktikantinnen und Praktikanten an der erfolgreichen Bearbeitung diverser Aufgaben in der Station beteiligt. So kümmerte sich Benjamin GERECKE im Rahmen eines über die ARGE finanzierten Praktikums und einer darauf folgenden halbjährigen Festeinstellung erfolgreich um den Aufbau einer GIS-gestützten Access-Datenbank und die Entwicklung einer praktikablen Eingabemaske. Britta LIEBE aus Höxter unterstützte im Rahmen ihres fünfmonatigen Praxissemesters insbesondere eine Vielzahl von Artenschutzmaßnahmen. Ihnen und allen an dieser Stelle namentlich nicht aufgeführten Helfern und ehrenamtlichen Unterstützern gebührt unser Dank. Sie alle haben dazu beigetragen, dass unser Verein den Naturschutz im Kreis Höxter weiter etablieren konnte. Unser Dank gilt weiterhin den Fachbehörden und Naturschutzverbänden/- vereinen für die gute Zusammenarbeit. Unser Dank gilt auch dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MKULNV) für die hohe Wertschätzung der Arbeit der Biologischen Stationen in NRW. Nach vielen aus finanzieller Sicht schwierigen Jahren wurde 2011 der Gesamtetat zur Finanzierung der Biologischen Stationen in NRW angehoben und bis 2015 gesichert. Ein Erfolg für den Naturschutz in NRW, maßgeblich beeinflusst vom rührigen Vorstand des Dachverbandes der Biologischen Stationen. Das nachfolgend dokumentierte, vielfältige Aufgabenspektrum der Station führt dazu, dass die hauptamtlichen Mitarbeiter Umweltbildung in Form von Exkursionen und Vorträgen nicht in der eigentlich gewünschten Quantität anbieten können. Diese vermeintliche Lücke wird inzwischen hervorragend von den auch über die Landschaftsstation ausgebildeten „KulturLand- Führern“ geschlossen, deren Angebote jeweils in einem ansprechenden Jahresprogramm zusammengefasst werden (s. www.kulturland.org). Dennoch können Sie Exkursionswünsche weiterhin gerne an unsere Geschäftsstelle richten. Bei Interesse nehmen wir vorzugsweise im Winterhalbjahr auch gerne Einladungen zu Versammlungen wahr, um unsere Lebensräume und Naturschätze im Kreis Höxter, sowie die Arbeit der Landschaftsstation zu präsentieren.
In den letzten Jahrhunderten hat der Mensch weltweit große Umweltschäden angerichtet, indem er, bewusst oder unbewusst, Tier- und Pflanzenarten von einem Kontinent zum anderen verbrachte. Entdecker, Forscher und Sammler holten Tiere und Pflanzen aus aller Welt nach Europa oder verschleppten europäische Arten auf andere Kontinente oder Inseln (NENTWIG 2011). Die verheerenden Auswirkungen des Europäischen Wildkaninchens, welches in Australien freigesetzt wurde, sich dort rasant vermehrte und den Kontinent fast kahl gefressen hat, sind allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, dass die durch die sogenannten biologischen Invasionen angerichteten Schäden auch in Europa in die Millionen gehen. So kostet z. B. die Kontrolle sich massiv ausbreitender eingeschleppter Knöterich- Arten allein in England jährlich 1,5 Milliarden Pfund (MARTON-LEFÈVRE, zit. in NENTWIG 2011). Die durch Mink (Neovison vison) und Bisam (Ondatra zibethicus) verursachten jährlichen Schäden in Deutschland sind dagegen vergleichsweise gering, belaufen sich jedoch ebenfalls auf mehrere Millionen Euro (NENTWIG 2011). Im Unterschied zur natürlichen Artenausbreitung werden nicht-einheimische Arten durch den Menschen über biogeografische Grenzen hinweg und in kurzer Zeit verbreitet. Die Geschichte der Ausbreitung nichteinheimischer Arten ist eng mit der Eroberung der Welt durch die Europäer verbunden. Die Entdeckung Amerikas im Jahr 1492 gilt als eigentlicher Beginn der Globalisierung und damit des Erscheinens von nicht-einheimischen Arten. Alle Arten, die nach diesem Datum bei uns eingeführt wurden, werden als Neophyten bzw. Neozoen bezeichnet. Breiten sich diese Arten schnell aus und verursachen dabei Umweltschäden, z. B. indem sie heimische Arten beeinträchtigen oder verdrängen, spricht man von „invasive Arten“. Als Neozoon ist auch der Waschbär (Procyon lotor) einzustufen, der sich seit den 1930er Jahren vor allem von Hessen und Brandenburg aus mit zunehmender Geschwindigkeit in Deutschland und Mitteleuropa ausbreitet und vermehrt invasive Merkmale aufweist.
Als Charakterfisch der Nethe war die Äsche (Thymallus thymallus) bis in die 1990er Jahre dort durchaus häufig anzutreffen. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert – heute muss man lange suchen, um fündig zu werden. Die Ursachen für den Rückgang der Äsche in der Nethe sind vielfältig: Der mit Forelle und Lachs verwandte Fisch reagiert auf Gewässerbelastungen sehr empfindlich und bevorzugt reich strukturierte Gewässer mit einem Wechsel von schnell und langsam fließenden Abschnitten, Flachwasserbereichen und tiefen Kolken (Abb. 1). Zur Fortpflanzung ist die Äsche weiterhin auf von schnell fließendem Wasser über- und durchströmte Kiesbänke angewiesen (LANUV 2011). Eigentlich sollte die Nethe, immerhin ein Gewässer, das nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der Europäischen Union Schutz genießt und zum europäischen Naturerbe gehört, dem Fisch günstige Lebensbedingungen bieten. Bei genauerem Hinschauen wird aber deutlich, dass insbesondere die Kiesbänke sich heute in keinem guten Zustand befinden. Von angrenzenden Äckern gelangt bei Starkniederschlägen oder Hochwasser Feinsediment in den Fluss, der das Lückensystem in den Kiesbanken verstopft. Die Folge: Das Verletzungsrisiko der adulten Tiere steigt, da durch den hohen Feinsedimentanteil die Steine in den Kiesbänken miteinander „verbacken“. Dieser Vorgang wird durch den natürlicherweise hohen Calciumgehalt in der Nethe noch verstärkt. In solch kolmatierten Bänken können die Fische ihre Laichgruben nur unter extremen Körpereinsatz anlegen. Dies führt häufig zu Verletzungen der empfindlichen Schleimhäute, woraufhin Pilze die Fische befallen. Häufig resultieren ernsthafte Erkrankungen daraus, nicht selten mit Todesfolge. Auch die Eier und Larven der Äschen sind von dieser Entwicklung betroffen, denn durch die Verstopfung des Lückensystems mit Feinsedimenten werden sie nicht mehr von sauerstoffreichem Wasser umspült und sterben häufig ab (vgl. BAARS et al. 2001). Diese Faktoren können die Reproduktionserfolge der Äschen dramatisch verringern. Seit gut 10 Jahren wirkt zudem der Kormoran, massiv bevorteilt durch die ungünstigen Gewässerstrukturen und zahlreichen Querbauwerke, negativ auf den Äschenbestand. Die Kormoranpopulation hat sich seit Ende des 20. Jahrhunderts, nach der beinahe Ausrottung durch den Menschen, wieder erholt und eine Bestandsgröße erreicht, wie es sie seit vermutlich seit mehr als 200 Jahren nicht mehr gegeben hat. Auf der Suche nach Nahrung werden die Äschen in strukturarmen Gewässern ohne Versteckmöglichkeiten zu einfacher Beute für den schwarzen Vogel, da sie sich oft im Freiwasser aufhalten (LANUV 2011). Weiterhin wirkt sich auch der Klimawandel negativ auf die Äschenbestände aus. Die Ergebnisse der vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium in Auftrag gegebenen Studie über die wahrscheinlichen Einflüsse des Klimawandels zeigen auf, dass in unseren Gewässern v. a. die Äsche der größte Verlierer sein wird. Die Erwärmung der Gewässer stellt für sie ein besonderes Problem dar, da die Art eine enge Toleranzgrenze bezüglich der Wassertemperatur besitzt (BUNZEL-DRÜKE 2011). Die hier aufgezeigten negativen Entwicklungen gelten natürlich nicht nur für die Äsche in der Nethe, sondern auch für die anderen Populationen im Weserbergland, z. B. in Diemel oder Emmer, die beide ebenfalls einmal bedeutende Äschengewässer waren.
Im Februar 2011 wurde in Höxter eine junge weibliche Blaumeise tot aufgefunden. Sie hatte ein Fenster angeflogen sich dabei das Genick gebrochen. Der Vogel war beringt. Der Beringungscode wurde abgelesen und der beringenden Einrichtung übermittelt. Kurze Zeit später erreichte den Autor folgende Mitteilung: „Der Vogel wurde am 13.11.2008 als Vogel im ersten Lebensjahr in Sorinnes, Belgien, beringt. Die Koordinaten des Beringungsortes lauten 50°16‘ N, 4°58‘ E. Der zum Todeszeitpunkt (07.02.2011) etwa 2,5 Jahre alte Vogel wurde somit 357 km vom Beringungsort entfernt wieder gefunden.“ Es ist wahrscheinlich, dass die kleine Meise als Jungvogel im Rahmen der Dismigration ins Weserbergland abgewandert ist. Bemerkenswert ist die große Distanz, die der Vogel dabei zurückgelegt hat.“
Die kleine Kröte mit ihrer faszinierenden Fortpflanzungsbiologie war nach WOLTERSTORFF (1893) Ende des 19. Jahrhunderts im Weserbergland weit verbreitet, wenn auch nicht überall gleich zahlreich. Aufgrund der besonderen Gefährdungsdisposition der Geburtshelferkröte empfahl der Experte Dr. S. LÖTTERS dringend, ein Populationsmonitoring in den betroffenen Gebieten durchzuführen, um so valide Grundlagen für eine Abschätzung der aktuellen Bestände und deren Entwicklung im zeitlichen Verlauf zu erhalten. Diese Daten werden zukünftig benötigt, um beurteilen zu können, welche Maßnahmen zum Schutz der Bestände notfalls zu ergreifen sind. Diese für die Geburtshelferkröte bedrohliche Entwicklung hat den Naturkundlichen Verein Egge-Weser 2010 dazu bewogen, sich einen Überblick über die aktuelle Situation der Geburtshelferkröte im Kreis zu verschaffen. Hierzu wurden alle ehemaligen Vorkommen sowie die aktuell für die Kröte geeignet erscheinenden Lebensräume auf Vorkommen dieser seltenen Amphibienart hin überprüft. Bevor im Folgenden die Ergebnisse der Kartierungen und darauf aufbauende Schlussfolgerungen vorgestellt werden, soll zunächst ein Überblick über wichtige Aspekte der Biologie der Art, ihre bevorzugten Lebensräume, ihre Verbreitung und bundesweite Gefährdung gegeben werden.
Im südlichsten Zipfel des Kreises Höxters findet sich in der Nähe der idyllischen Ortschaft Warburg-Welda eine wahre Perle des Naturschutzes, der Weldaer Berg. Seit mehr als 200 Jahren wird er von Schafen der Schäferei DRUDE aus Welda beweidet. Diese einzigartige Kontinuität hat einen bemerkenswerten Kalk-Halbtrockenrasen mit markantem Wacholderbestand erhalten, der heute in der Region Ostwestfalen-Lippe seines Gleichen sucht. In erster Linie ist es das artenreiche und biogeografisch interessante Pflanzeninventar, das den steil nach Süden und Osten zum Twistetal abfallenden Muschelkalkhügel 3 km südwestlich von Warburg zu einer landesweiten Besonderheit macht. Auch seltene Tierarten, vor allem Tagfalter, sind auf dem Terrain zu finden, das jedoch durch die Autobahn 44 Dortmund – Kassel und eine Bundesstraße in drei Teile zerschnitten ist und hierdurch als Lebensraum eine nicht unerhebliche Beeinträchtigung erfährt.
Die Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) und die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) gehören im Kreis Höxter zu den seltenen Großlibellen-Arten. Beide Arten sind recht einfach von den übrigen Großlibellen- Arten zu unterscheiden: Die Imagines sind relativ groß, schwarz-gelb gezeichnet und haben grüne Augen. Der für die Gattung verwendete deutsche Name „Quelljungfer“ ist nicht eindeutig, da in der Regel nur die Gestreifte Quelljungfer im Bereich von Quellen lebt, während die Zweigestreifte Quelljungfer Bäche und kleinere Flüsse besiedelt. Der aktuelle Kenntnisstand zur Verbreitung beider Arten im Kreis Höxter und angrenzenden Regionen ergibt nur wenige Fundpunkte (vgl. Abb. 11 und 12, AK LIBELLEN NRW in Vorb.). In der Roten Liste von NRW (LANUV 2011) wird Cordulegaster bidentata sowohl landesweit als auch für das nordrhein-westfälische Bergland als „stark gefährdet“ (RL 2) eingestuft. Cordulegaster boltonii ist demnach sowohl landesweit als auch im Bergland „gefährdet“ (RL 3).
In Mitteleuropa sind zwei Flusskrebsarten beheimatet: der Edelkrebs oder Europäische Flusskrebs (Astacus astacus) und der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium). Das Verbreitungsareal des Edelkrebses reichte im Osten bis Russland und in die Ukraine, im Norden bis Finnland, Schweden und Norwegen. Im Süden war er bis Griechenland und im Westen bis Großbritannien zu finden (IUCN 2010). Edelkrebse waren früher in ganz Deutschland in dichten Beständen anzutreffen, so dass sie fischereiwirtschaftlich genutzt wurden. In vielen Regionen hatten sie eine große wirtschaftliche Bedeutung (GROß et al. 2008). Auch in NRW waren sie in den meisten Gewässern anzutreffen. Ihr ursprünglicher Lebensraum sind größere Bäche, Flüsse und Seen, soweit sie ausreichend Versteckmöglichkeiten boten. Im Gegensatz zum Edelkrebs bewohnt der Steinkrebs die sommerkühlen, natürlichen und naturnahen, nicht verschmutzten Bachoberläufe. In NRW war er nur in den südlichen Landesteilen anzutreffen und gehört somit nicht zur angestammten Fauna des Kreises Höxter. Ein Edelkrebs kann bis zu 15 Jahre alt und maximal 18 cm, von Kopf- bis Schwanzspitze, groß werden. Er ist meist einheitlich braun gefärbt, wobei die Spanne je nach Gewässer von recht hellen bis hin zu annähernd schwarzen Tieren reicht. Regelmäßig finden sich aber auch Exemplare mit einem mehr oder weniger intensiven roten, grünen oder blauen Schimmer. Orangerote Scherenunterseiten in Verbindung mit leuchtend rot gefärbten Gelenkhäuten in den Scherengelenken kennzeichnen diese Flusskrebsart. Der Krebspanzer weist an der Oberseite hinter den Augen zwei Paar Augenleisten auf. An den Seiten direkt hinter der Nackenfurche befindet sich mindestens ein kleiner Dorn, manchmal sind auch zwei oder drei Dorne vorhanden (BURK 2004). Da der Edelkrebs, wie auch die meisten anderen Flusskrebse, verendete und kranke Tiere als Nahrung nicht verschmähen, übernimmt er im Gewässer die wichtige Bedeutung der "Gesundheitspolizei“.
Im Kreis Höxter ist die Kreuzkröte anscheinend nie häufig gewesen. Die wenigen Nachweise aus den letzten 50 Jahren stammen aus der Umgebung von Bad Driburg und aus der südöstlichen Egge zwischen Bonenburg und Scherfede (BEINLICH et al. 2000). Erstaunlicherweise fehlen Nachweise aus dem Wesertal völlig, obwohl sich gerade dort die ursprünglichen Lebensräume der Kreuzkröte befunden haben dürften. Heute zählt die kleine Kröte zu den seltensten Amphibien im Kreis Höxter. Um einen Überblick über die aktuelle Situation der Kreuzkröte im Kreis zu bekommen, wurden durch den Naturkundlichen Verein Egge-Weser 2010 alle ehemaligen Vorkommen sowie die aktuell geeignet erscheinenden Lebensräume auf Vorkommen dieser seltenen Amphibienart hin überprüft. Bevor im Folgenden die Ergebnisse der Kartierungen und darauf aufbauende Schlussfolgerungen vorgestellt werden, soll zunächst ein Überblick über wichtige Aspekte der Biologie der Art, ihre bevorzugten Lebensräume, ihre Verbreitung und bundesweite Gefährdung gegeben werden.
Seit 2005 nutzt die Landschaftsstation die Schriftenreihe, um den interessierten Leserinnen und Lesern einen Einblick in die Arbeit unserer Einrichtung zu gewähren. Aufgrund der späten Drucklegung dieses Heftes ist es möglich, den Bericht für die Jahre 2009 und 2010 zusammenzufassen. Dies haben wir getan, denn so können wir Sie zeitnah über unsere Arbeiten auf dem Laufenden halten.
Die Grundlage der meisten in diesem Jahresbericht dargestellten Aktivitäten (Gliederungspunkte 2.-7., ohne 4.2) bildet ein mit den zuständigen Fachbehörden abgestimmter Arbeits- und Maßnahmenplan, in dem die Aufgaben der Landschaftsstation für das Jahr 2008 festgelegt wurden und dessen gebietsbezogene Erledigung den Fachbehörden in Form von umfangreichen „Fachdatenblättern“ übermittelt wurde. Der hier vorliegende Bericht ist daher nicht nur für die Aufsichtsbehörden gedacht. Allen anderen interessierten Leserinnen und Lesern soll er einen knappen Einblick in die Arbeit der Landschaftsstation des Jahres 2008 geben. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten lag 2008 im Monitoring verschiedener „Natura 2000“(Fauna-Flora-Habitat – FFH)-Arten, so des Kammmolchs im FFH-Gebiet „Steinheimer Holz“ (2.1), des Laubfroschs im FFH-Gebiet „Nieheimer Tongrube“ (2.2) oder der Schlingnatter im FFH-Gebiet „Kalkmagerrasen bei Willebadessen“ (2.3), sowie in der Optimierung der Betreuung der Gebiete und der Landnutzer (3.). Da das Jahr 2008 aber für alle Mitarbeiter auch durch die angelaufenen, v. a. wissenschaftlichen und touristisch orientierten Projekte des sog. „projektfinanzierten“ Stationsbereichs geprägt war, wollen wir am Ende dieses Jahresberichtes kurz aus diesen Vorhaben referieren (vgl. 8.). Auf ein Angebot unserer Öffentlichkeitsarbeit möchten wir an dieser Stelle besonders hinweisen: Als beliebt bei Volkshochschul-Kunden, Vereinen und Bürgern erwiesen sich unsere Vorträge und Powerpoint-Präsentationen über einzelne Gebiete, Lebensräume, Arten und Projekte im Kreis Höxter. Gerne können Sie uns betreffs einer solchen Veranstaltung ansprechen, die z. B. bei Ihnen, vor-Ort oder im dafür bestens geeigneten Steinernen Haus in Borgentreich stattfinden könnte - hier sowohl mit Führung und Besuch der Ausstellung als auch mit Ihrem Vereinsabend oder Ihrer Jahreshauptversammlung kombinierbar.
Das Vorkommen von Kalk-Halbtrockenrasen oder Kalkmagerrasen ist im Wesentlichen auf diejenigen Regionen beschränkt, die basenreiche Ausgangsgesteine aufweisen. Es handelt sich hierbei vorrangig um die aus Sedimentgesteinen des Muschelkalks bzw. des Juras und der Kreide aufgebauten Kalkgebirge, die sich in Mitteleuropa v. a. in der Frankenalb, der Schwäbischen Alb, an den Muschelkalkhängen von Kocher, Jagst, Tauber und Main mit Nebenflüssen, in der thüringischen und bayerischen Rhön, an den Hängen des Mittleren Saaletales in Thüringen und im Dreiländereck Ostwestfalen, Südniedersachsen und Nordhessen finden. In Nordrhein-Westfalen befinden sich die größten Vorkommen der Kalkmagerrasen in den Kreisen Euskirchen (Eifel) und Höxter sowie im Raum
Marsberg (Hochsauerlandkreis).
Im Kreis Höxter stellt sich die Situation entgegen vielen anderen Landesteilen NRWs recht günstig dar. Grund ist der relativ geringe Verbauungsgrad der größeren Fließgewässer wie Nethe, Aa, Emmer oder Beber. Hinzu kommt, dass sich v. a. in den Auen von Nethe, Aa und Emmer mächtige Lehmablagerungen finden, in die sich die Gewässer tief eingeschnitten haben. Überall dort, wo die Gewässer die Ufer unterspülen können, bilden sich Steilufer aus, die sich ideal für die Anlage der Brutröhren eignen. Weiterhin finden sich in den Fließgewässern hinreichend Kleinfische (u. a. Elritzen), die vom Eisvogel bevorzugt aufgenommen werden. Für die Bevölkerung des Kreises ist es somit nicht allzu schwer, die fliegenden Juwelen an den heimischen Gewässern zu beobachten. Aber nicht nur an den Fließgewässern ist der Eisvogel anzutreffen. Er sucht auch gerne die zahlreichen Baggerseen im Wesertal zur Nahrungssuche auf. Selbst die Badeseen zwischen Höxter und Godelheim werden von ihm regelmäßig besucht. Dass der Eisvogel ausgerechnet im Jahr 2009, in dem er zum Vogel des Jahres auserwählt wurde, nur selten anzutreffen war, ist auf den sehr harten Winter 2008/2009 zurückzuführen, den zahlreiche Vögel nicht überlebt haben.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren in den Gewässern Deutschlands drei Flusskrebsarten beheimatet. Während der Edelkrebs (Astacus astacus; Abb. 1) ursprünglich in ganz Deutschland anzutreffen war, beschränkten sich die Vorkommen des Dohlenkrebses (Austropotamobius pallipes; Abb. 2) schon immer auf die Gewässer im äußersten Südwesten Deutschlands (Oberund Hochrhein sowie die Vorberge des Schwarzwaldes). Auch der ca. 8 cm große Stein- Abb. 2: Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes; Foto: C. LUKHAUP) krebs (Austropotamobius torrentium; Abb. 3) war nicht in ganz Deutschland zu Hause. Man fand ihn v. a. in Süddeutschland. In Nordrhein-Westfalen erreicht der Steinkrebs auf der Höhe von Köln seine nördliche Verbreitungsgrenze. Insbesondere Edelkrebse waren früher häufig in dichten Beständen anzutreffen, so dass sie fischereilich genutzt wurden. In vielen Regionen hatten sie eine große wirtschaftliche Bedeutung (GROß et al. 2008).
Die Grenze der Kreise Höxter und Paderborn wird durch den Kamm des Nord-Süd verlaufenden Eggegebirges markiert. Nach Süden hin geht die Egge in ein stark bewegtes, kompaktes Waldbergland über, welches bis an die Diemel heranreicht und die Wälder der Egge mit denen des Rothaargebirges verbindet. Dieses vielfältig strukturierte, durch schmale, scharf eingeschnittene Täler gegliederte Waldgebiet wurde aufgrund seiner Bedeutung für zahlreiche seltene und bedrohte Waldvogelarten in das europäische Schutzgebietssystem NATURA 2000 als Vogelschutzgebiet (VSG) „Egge" (7.169 ha) aufgenommen.
"Den kennt doch jedes Kind!" Mit Liedern und Reimen über den Kuckuck werden Kinder groß. Ob sie den Kuckuck jemals in der Natur hören oder gar sehen werden, ist allerdings fraglich. Denn vielerorts ist der Kuckuck verschwunden, weil sein Lebensraum verloren geht - bei uns genau wie im afrikanischen Winterrevier. Außerdem ist er für die Jungenaufzucht auf Wirtsvögel angewiesen, und wenn diese seltener werden, leidet darunter auch der Kuckuck. Dabei gilt er den Menschen als Glücksbringer, es sei denn, sie haben viele Schulden und der Gerichtsvollzieher kommt mit dem "Kuckuck"-Aufkleber, den in Wirklichkeit gar kein Vogel ziert. Viele Mythen und Geschichten erzählen vom Kuckuck. Wir möchten diese Zuneigung für unser Engagement im Naturschutz nutzen, um seine Lebensräume in Deutschland und anderswo besser schützen zu können. Im großen Naturschutzgebiet Lüneburger Heide ist der Kuckuck noch überall zu hören. Auch in Mooren, großen Feuchtgebieten, Hochheiden und Flussauen ruft er vom Frühjahr bis zum Spätsommer immer noch. Wir müssen diese Lebensräume erhalten, wenn wir uns weiterhin gemeinsam am Kuckuck erfreuen wollen. Dafür brauchen wir eine breite Unterstützung und deshalb haben der NABU – Naturschutzbund Deutschland und sein bayerischer Partner LBV – Landesbund für Vogelschutz in Bayern den Kuckuck zum Vogel des Jahres 2008 gewählt.
Die Bundesrepublik hat sich 1992 wie viele andere Staaten zum Erhalt der biologischen Vielfalt verpflichtet (Biodiversitätskonvention). Zur Erreichung dieses Zieles fördert das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) u. a. Vorhaben zur Erhaltung und innovativen nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt. Grundlage der Förderung ist eine Richtlinie von 2005. Träger entsprechender Projekte ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Bereits 2006 hatte die Landschaftsstation zusammen mit dem damaligen Forstamt Bad Driburg einen Projektantrag eingereicht, bei dem es um die Wiederbelebung der Nieder- und Mittelwaldnutzung im Bereich der im Kreis Höxter ehemals zahlreichen Nieder- und Mittelwälder ging (vgl. GRAWE & BÖLKE 2005). Da zunächst nur recht kleine Waldareale in das Vorhaben einbezogen werden sollten, wurde der Antrag abgelehnt. Anfang 2007 fragte die BLE bei der Landschaftsstation an, ob es nicht möglich sei, die Gebietskulisse zu erweitern, da der Projektantrag grundsätzlich als förderfähig angesehen werde. Aufgrund dieser Anfrage erarbeiteten das heutige Regionalforstamt Hochstift und die Landschaftsstation einen neuen Projektantrag mit dem Titel "Mittelwaldähnliche Waldrandgestaltung und -nutzung zur Förderung der Nutzholzarten Stiel-Eiche, Trauben-Eiche und Hainbuche sowie seltener Edellaub- und Nadelgehölze wie Elsbeere, Wacholder oder Eibe", der dann im Herbst des gleichen Jahres durch die BLE bewilligt wurde, so dass bereits im Oktober 2007 mit der Umsetzung des Vorhabens begonnen werden konnte. Vorrangiges naturschutzfachliches Ziel des Vorhabens ist die Förderung der in ihren Beständen im Rückgang befindlichen lichtliebenden Nutzholzarten Trauben-Eiche (Quercus petraea), Stiel-Eiche (Quercus robur), Hainbuche (Carpinus betulus), Feld-Ahorn (Acer campestre), Winter-Linde (Tilia cordata), Elsbeere (Sorbus torminalis), Wacholder (Juniperus communis) und Eibe (Taxus baccata). Die Förderung dieser Baumarten soll im Rahmen einer mittelwaldähnlichen Nutzung von Waldrändern geschehen. Eine ökonomische Inwertsetzung erfolgt im Rahmen einer einmaligen Erstinstandsetzung sowie des nachfolgenden regelmäßigen Einschlages des nachwachsenden Holzes (alle 15-30 Jahre). Das dann eingeschlagene Holz wird zur Energiegewinnung (Hackschnitzel) genutzt.
Wilde Weiden im Kreis Höxter
(2008)
Seit gut zwei Jahrzehnten wird die Eignung robuster Haustierrassen auf großen Weideflächen als Landschaftsgestalter diskutiert und im Rahmen zahlreicher Vorhaben in Deutschland und dem benachbarten Ausland erprobt. Eine Vorreiterrolle haben die Niederlande übernommen, die seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts "Naturentwicklung" mit großen Weidetieren betreiben. Die mit 6.000 ha größte zusammenhängende Weidefläche dieser Art liegt direkt vor den Toren Amsterdams im Oostvaadersplassen bei Lelystad in Flevoland. Dort wurden 1983/84 32 Heckrinder und 20 Konikpferde "ausgewildert". Die Bestände sind auf heute etwa je 700 Rinder und Pferde angewachsen. Zusammen mit rund 1.000 Rothirschen haben diese Großsäuger eine Feuchtgebietslandschaft geschaffen, die einzigartig in Europa ist (Abb. 1) und insbesondere für Wasservögel internationale Bedeutung erlangt hat.
Der Laubfrosch (Hyla arborea) ist als vermeintlicher "Wetterfrosch" und legendärer Froschkönig der GRIMM'schen Märchen der bei weitem bekannteste und beliebteste Froschlurch. Noch Anfang des letzten Jahrhunderts war er allgegenwärtig - den man "in keinem Staate und in keiner Provinz" des Deutschen Reiches vergebens suchte (DÜRINGEN 1897). Neben Erdkröte (Bufo bufo) und Wasserfrosch (Rana kl. esculenta) zählte er zu den "verbreitetsten" Amphibienarten (LEYDIG 1877), der "überall zu finden" sei (STERNFELD 1913). Diese Feststellungen gelten auch für das Weserbergland, für das WOLTERSTORFF (1893) anmerkt, dass der Laubfrosch "wohl nirgends fehlt". Spätestens seit Mitte des 20. Jahrhunderts haben sich die Bedingungen für den Laubfrosch in Mitteleuropa grundlegend geändert: Trockenlegung der Feuchtgebiete und vieler Kleingewässer, die Beseitigung von Hecken sowie die flächendeckende Intensivierung der Landwirtschaft (insbesondere der verstärkte Einsatz von Pestiziden) und die damit einhergehende Lebensraumfragmentierung führten zu einem bis heute häufig ungebremsten Rückgang der Laubfroschvorkommen (vgl. BEUTLER 1991, GLAW & GEIGER 1991, VON KNORRE 1987, TESTER 1990 u. v. m). In vielen Regionen ist er heute bereits völlig verschwunden oder seine Bestände sind kurz vor dem Erlöschen. Die negativen Bestandsentwicklungen schlagen sich in den Roten Listen der gefährdeten Tierarten nieder. Sowohl bundes- als auch landesweit gilt der Laubfrosch als "stark gefährdet".