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Vom Weiler zur Großsiedlung : das erste vorchristliche Jahrtausend in der Sahelzone von Nigeria
(2006)
Europäer, die zum ersten Mal ein Dorf in der Sahelzone Westafrikas betreten, kommen sich manchmal wie Zeitreisende vor. Als stünde die Zeit seit Jahrtausenden still, so wirken die aus Lehm gebauten Häuser und mit Muskelkraft bestellten Felder. Doch der Eindruck täuscht. In Wirklichkeit durchlief gerade die Sahelzone Entwicklungen mit einer Dynamik, für die es nur wenige Parallelen in der frühen Geschichte der Menschheit gibt. Mit einer solchen Entwicklung beschäftigten sich Frankfurter Wissenschaftler in der DFG-Forschergruppe "Ökologischer Wandel und kulturelle Umbrüche in West- und Zentralafrika".
Wissenschaftsvermittlung in der Wiege der Menschheit : das Cultural & Museum Centre Karonga, Malawi
(2006)
Karonga, der "Fossiliendistrikt" im Norden Malawis, ist reich an versteinerten Resten aus der Urzeit des Menschen. Doch wo einst die Wiege der Menschheit stand, leben Menschen heute an der Peripherie der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung. Der Paläoanthropologe Friedemann Schrenk, der dort mit seinen amerikanischen Kollegen Timothy Bromage die raren Relikte unserer Vorfahren, Hominidenfossilien, entdeckte, hatte die Idee, das kulturelle und naturhistorische Erbe für die einheimische Bevölkerung in einem ungewöhnlichen Museumsprojekt erfahrbar zu machen. Das Cultural & Museum Centre Karonga präsentiert 240 Millionen Jahre Erdgeschichte "From Dinosaurs to Democracy" zum Anfassen, Erkunden und Hinterfragen.
Dialog im Dunkeln : über ein "blindes Erlebnis" im Museum ; Inszenierung, Vermittlung und Rezeption
(2008)
Zentrale Fragestellung der Arbeit ist es, wie der Besuch von Dialog im Dunkeln als „Erlebnis“ durch die Besucher konstruiert wird und wie dieser Konstruktionsprozess durch die museale Inszenierung der Ausstellungsmacher und die kommunikativen Vermittlungsstrategien insbesondere der sog. Guides ermöglicht und beeinflusst wird. Daraus sind drei forschungsleitende Fragestellungen -nach den Inszenierungsstrategien der Museumsmacher, nach der Art und Weise, wie das inszenierte Erlebnis Dialog im Dunkeln konsumiert wird und schliesslich nach der alltäglichen Arbeitspraxis der Guides- entwickelt worden, die äußerst interessante Erkenntnisse hervorgebracht haben.
Einleitung: Die Arbeit stellt den in der Medientheorie bezüglich neuer Kommunikationsmedien und virtuellen Arbeitsmöglichkeiten im Internet vorherrschenden Mythen die empirischen Befunde der Untersuchung einer medial unterstützten, interdisziplinär und räumlich verteilt praktizierten Forschungskooperation gegenüber. Damit betritt sie Neuland, da der Einsatz neuer Kommunikationstechnologien bisher vor allem im Rahmen organisationssoziologischer Studien im Bereich der Wirtschaft, im Bereich des E-Learnings oder für nicht-wissenschaftliche Nutzergruppen im öffentlich zugänglichen Internet analysiert worden sind. Die Studie offenbart dabei die Wirkmächtigkeit lokal gegebener Bezüge und Relevanzen, welche die immer wieder betonten medial gegebenen Freiheiten eines raumund zeitunabhängigen, global angelegten Agierens weitgehend demontieren. Virtualisierte Kooperationsszenarien und Globalität verkörpern dabei den Mythos der medialen Freiheit, das Lokale dagegen holt diese ideal gedachten Visionen auf den Boden der empirischen Tatsachen mit seinen im soziokulturellen Feld „Wissenschaft“ eingebundenen Akteuren zurück. Dieses Ergebnis birgt wissenschaftspolitischen Sprengstoff, denn extensive Mediennutzung und Interdisziplinarität gelten als zentrales Gebot der Zeit und werden als unumgänglich angesehen – können aber im System Wissenschaft mitunter nicht durchsetzbar sein. Die Studie zeigt, dass die in der Medientheorie und Populärmedien verkündeten Möglichkeiten des universellen Einsatzes von neuen Kommunikations- und Medientechnologien für die sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung relativiert werden müssen: Medien werden schwerpunktmäßig als Fortsetzung traditioneller Arbeitsmethoden, dann jedoch durchaus auch sehr effektiv eingesetzt. Ausgangspunkt der empirischen Erhebung ist die medienphilosophisch gestützte Hypothese, dass sich im Feld der Wissenschaft die in digitalen Medien angelegten Möglichkeiten optimal entfalten können und so gegebene Potenziale in greifbare Nähe rücken, etwa eine neue Dimension von Erkenntnismöglichkeiten durch kollektive Wissensgenese. Die Arbeit befasst sich daher mit Einsatz und Bedeutung computervermittelter Kommunikation in einem interdisziplinär und raumübergreifend etablierten Forschungsverbund, wobei das Hauptaugenmerk auf den praktizierten Modi der medial unterstützten Kooperation liegt. Der Zugang zum Feld erfolgte daher mittels teilnehmender Begleitforschung über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die methodische Vorgehensweise ist an einer ethnographischen Forschungsauffassung orientiert und setzt auf eine gegenstandsorientierte Verwendung qualitativer Methoden. Es zeigt sich, dass die erwarteten und aktiv angestrebten positiven Effekte keine selbstständig eintretende Folge der Verfügbarkeit ermöglichender technischer Szenarien sind, die sich etwa in Form vernetzter Computer installieren lassen. Vielmehr bildet die Logik des Feldes Wissenschaft mit seinen darin wirksamen institutionellen Strukturen den maßgeblichen Orientierungsrahmen, an dem die beobachtbare Medienverwendung ausgerichtet wird. So kommt bspw. zum Tragen, dass im Wissenschaftlichen Habitus der Stellenwert einer medialen Präsenz oder technischen Expertise unterbestimmt sind und diese keinen elementaren Bestandteil der üblicherweise praktizierten Forschungstätigkeit bilden. Anstatt einer medial bereicherten Erkenntnisproduktion dominiert so ein pragmatischer Medieneinsatz konzentriert auf das unmittelbar Notwendige. Speziell zugeschnittene digitale Möglichkeitsräume für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung (Foren, Wiki, Bild- und Videodatenbank) mit dem gemeinsamen Gegenstand erhalten im untersuchten Feld so den Charakter eines randständigen Schauplatzes und etablieren sich nicht als maßgeblicher Austragungsort der gemeinsamen Diskussion. Unmittelbar aufgabenbezogen einsetzbare Ressourcen dagegen, die bereits in Alltagsroutinen integriert sind wie die E-Mail, haben jedoch ihren festen Stellenwert, etwa in technisch-administrativen Fragen oder im Hinblick auf das laufende Informationsmanagement. In den praktizierten Nutzungsweisen ist somit eine deutliche Dominanz des Schriftlichen im Umgang mit den eingesetzten Informationstechnologien vorherrschend: Für den zeitversetzten medienvermittelten Austausch müssen zur Diskussion stehende Inhalte zunächst in die Textform überführt werden. Phänomene, Themenaspekte oder Materialien, die sich (noch) gegen die Schriftsprache sperren, sind folglich charakterisiert durch „Schweigen“. Schweigen tritt im körperlosen virtuellen Raum und in schriftbasierten Medien jedoch nicht in Erscheinung. Ungeschriebenes ist daher im virtuellen Raum nicht existent und entzieht sich der gemeinsamen, raum- und zeitunabhängigen Bearbeitung. Neue Medien sind als sozial überformte Technologie folglich nicht ausgehend von darüber bereitgestellten Funktionen definierbar. Trotz der Topoi einer digitalen Revolution oder einer Informations- und Wissensgesellschaft, über die das Internet fester Bestandteil der gegenwärtigen materiellen und ideellen Infrastruktur wurde, erhalten die technologischen Artefakte ihre Bedeutung erst in der individuell ausgestalteten Verwendung durch die mit ihr befassten Akteure, wie die Studie über ihren exemplarischen Zugang für den Bereich der sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung zeigt.
Das Bauhaus ist vor allem als Keimzelle des heute ›Design‹ genannten Produktbereichs bekannt und wirksam geworden. Walter Gropius strebte mit seiner 1919 in Weimar gegründeten Kunstschule jedoch weit mehr an. Das ihr zugrunde gelegte Konzept einer umfassenden ästhetischen Erziehung zielte darauf, die Hierarchie zwischen ›hohen‹ und ›niederen‹ Künsten abzuschaffen und auch die verschiedenen Gattungen im ›Bau‹ wieder zur Einheit zu führen. Die Studierenden sollten sowohl künstlerisch als auch handwerklich ausgebildet werden. Damit stellte sich das Bauhaus in die romantische Tradition der Gesamtkunstidee, die jene alte, durch die Industrialisierung verloren gegangene Einheit der handwerklich-technischen und künstlerischen Produktion wiederherzustellen suchte, welche im mittelalterlichen Dom- und barocken Schlossbau einst selbstverständlich gewesen war. Warum aber waren die ersten Bauhauslehrer nicht Architekten und Kunsthandwerker, sondern Maler?
"I like to think that my work is about all kinds of pleasure". Tom Wesselmann liebte wie andere Vertreter der Pop Art das intellektuelle Understatement. Gleichwohl deutet er mit diesem scheinbar so harmlosen Satz an, dass sein Lebensthema, die "Great American Nude", nicht einem unkomplizierten genießerischen Sehen dient, sondern das Vergnügen reflektiert, welches im erotischen Motiv des weiblichen Akts gewöhnlich gesucht wird. Wesselmann bricht mit den Konventionen erotischer Darstellungen, indem er die Klischees der Massenmedien mit Gattungen und Motiven der künstlerischen Bildtradition und mit Techniken der Avantgarde kombiniert. Eine historisch ausgreifende formanalytische Betrachtung macht deutlich, dass dem Ideal der klassischen Moderne, wie es Henri Matisse in seinen Frauenbildern formuliert hat, hier eine kritische Position entgegengesetzt wird.
Als positive Leistung des Autors werden die subtilen Bildbeschreibungen gewürdigt, die vor allem das in der Friedrich-Forschung weithin übersehene Motiv des "verstellten Blicks" zu Bewußtsein bringen. Die Rezension kommt jedoch zu dem Ergebnis, daß die empirischen Ergebnisse solcher Bildbetrachtungen nicht zu einer stringenten Argumentation verdichtet werden und das methodische Selbstverständnis des Verfassers eher von einer eklektizistischen Einstellung zeugt.
Bruno Tauts Filmphantasie "Der Weltbaumeister"(1920) wird interpretiert als ein kosmischer Zeugungsakt, der das architektonische Schaffen symbolisiert. Das Spezifische der Liebesmetaphorik, deren Wurzeln in der Romantik (Runge) ausgemacht werden, liegt in ihrem homoerotischen bzw. androgynen Gehalt. An zahlreichen, auch über die expressionistische Ära hinausreichenden Beispielen wird klar, daß es sich um eine epochale, keineswegs biographisch begrenzbare Phantasie der Selbstzeugung handelt. Der Künstler setzt sich in seiner Vorstellung vom künstlerischen Akt als weibliches und männliches Prinzip, d.h. die materiellen, der Autonomie von Kunst entgegenstehenden gesellschaftlichen Bedingungen (z.B. der Gebrauchszweck in der Architektur) werden in das Ich als weibliches verlegt. Nur im Rahmen dieser extrem idealistischen Denkhaltung bezeichnet Taut 1924 "die Frau als Schöpferin".