Refine
Year of publication
- 2015 (1320) (remove)
Document Type
- Article (297)
- Contribution to a Periodical (174)
- Book (171)
- Part of Periodical (168)
- Report (131)
- Review (123)
- Part of a Book (93)
- Doctoral Thesis (87)
- Working Paper (50)
- Conference Proceeding (6)
Language
- German (1320) (remove)
Keywords
- Literatur (41)
- Deutsch (39)
- Rezension (36)
- Islamischer Staat (30)
- Terrorismus (21)
- Rezeption (20)
- Deutschland (19)
- IS (16)
- Dschihadismus (11)
- Kongress (11)
Institute
- Präsidium (333)
- Gesellschaftswissenschaften (156)
- Exzellenzcluster Die Herausbildung normativer Ordnungen (89)
- Geschichtswissenschaften (68)
- Neuere Philologien (46)
- Institut für Wirtschaft, Arbeit, und Kultur (IWAK) (43)
- Rechtswissenschaft (40)
- Medizin (39)
- Wirtschaftswissenschaften (35)
- Kulturwissenschaften (34)
Die rebellische Geste wie die intellektuelle Programmatik der Wende des jungen Scholem wird durch eine besondere Aufmerksamkeit auf die 'Sprache' im Allgemeinen und die 'deutsche' wie die 'hebräische' Sprache im Besonderen begleitet. Das Problem der Sprache stellte sich Scholem auf zwei Ebenen: auf derjenigen der 'parole', der Sprachpraxis, sowie auf derjenigen der 'langue', der Sprachtheorie. Im Fokus stehen hier primär zwei sprachpraktische Ebenen: erstens eine 'kulturpolitische', die von der Konkurrenz zwischen der bestehenden deutsch-jüdischen und einer entstehenden neuhebräischen Sprachkultur geleitet ist; zweitens eine 'historisch-philologische', die zunächst vom Problem des Übersetzens des Hebräischen ins Deutsche ausgeht und letztlich auf die Begründung eines neuen Begriffs der Philologie zielte. Darüber hinaus verhandelte Scholem die Sprache auch auf zwei theoretischen Ebenen: einer 'mathematisch-philosophischen', die die Wahrheitsfunktion der Sprache umfasst, sowie einer 'theologischen' und 'mystischen' bzw. 'kabbalistischen' und somit einer spekulativen Metaphysik der Sprache. Diese theoretisch-spekulativen Ebenen von Scholems Sprachreflexion begründen zwar auch seine Vorstellung der Sprachkultur der Juden, können hier aber im Hintergrund stehen.
Skizzenhaft soll im Folgenden die von Mauthner entwickelte, spezifische Form politischer Sprachkritik im Lichte von Reflexionen seiner jüdischen Zugehörigkeit betrachtet werden. Mauthners Sprachkritik erweist sich in dieser Perspektive als eine eigenständige Form von 'Sprachpolitik', die mit den zeitgleich von Ferdinand de Saussure entwickelten Anfängen einer linguistischen Sprachwissenschaft ebenso wenig gemein hat wie mit der vergleichenden Sprachforschung des 19. Jahrhunderts. Gegen einen 'Fetischismus mit Worten' in den Wissenschaften setzt der stupend belesene Sprachphilosoph einen aufgewerteten Dilettantismus, pointierte Bonmots und parodistische Verfahren.
Nichts anderes geschieht dem Bauernsohn Helmbrecht, als dass er sich die heldenhaften Erzählungen und kunstvollen Lebweisen des Adels über den Kopf respektive über die Weltwahrnehmung streift. So erschafft er sich ein halb-holographisches 'Second Life', in dem er sich wider seinen Stand die Ehrhaftigkeit der adligen Aventürewelten angedeihen lässt. Die Holo-Haube (als 'textura' wie Text) 'infiziert' sein Denken, belegt mit ihren Abbildern (so könnte man es mittelalterlich verstehen) die vier in seinem Kopf gelagerten Kammern der 'imaginatio', 'memoria', 'ratio' und des 'intellectus' mit dem hofliterarischen Wertsystem.
Die Schuluniform ist bis heute umstritten. Befürworter betonen, sie überbrücke soziale Unterschiede, nivelliere den Konkurrenzdruck durch die Fixierung auf teure Markenartikel und fördere so den Zusammenhalt der Kinder untereinander. Kritiker hingegen sehen in der Schuluniform ein Instrument der Disziplinierung und folglich das Bestreben, Kindern ihre Individualität zu nehmen. Im Russischen Imperium wurde die einheitliche Schuluniform für Gymnasiasten - russisch: 'mundir' (von 'Montur' bzw. Uniformrock) - 1834 eingeführt, im Zuge der Kodifizierung von Ziviluniformen für Staatsbeamte. Eine entsprechende Verfügung für Mädchen folgte erst Ende des 19. Jahrhunderts.
"Wer trägt heute noch Trainingsanzüge in der Öffentlichkeit?", titelt die "Stilkritik" der Süddeutschen Zeitung im Mai 2010. Sportler jedenfalls nicht. Der aktuelle Bundestrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft kleidet sich - "modisch top", "Stilikone" - selbst im Stadion in Designer-Anzüge. Dabei waren Sportler ursprünglich die einzige Zielgruppe des Ende der 1920er Jahre in den USA erfundenen 'tracksuit'. Die Kombination aus locker sitzender Hose mit Gummizug und Beinbündchen sowie Blouson mit Reißverschluss oder Sweatshirt sollte sie vor und nach ihren Aktivitäten wärmen. Ein Einsatz von Trainingsanzügen außerhalb des Sports war lange Zeit undenkbar. Die Modifizierung des Trainingsanzugs begann erst fünf Jahrzehnte nach seiner Erfindung.
Der Pelz des Hermelins ist im Sommer braun und im Winter weiß. Das ist ein schönes Phänomen für sich, zumal das Weiß von einer Reinheit ist, die sich im Tierreich selten findet. Die Reinheit ihres weißen Fells wurde vielen Hermelinen zum Verhängnis: Sie endeten als Stück in einem adligen Mantel, ihr Weiß noch unterstrichen durch die schwarze Schwanzspitze, die mitverarbeitet wurde. Das reine Weiß des Winterpelzes machte das Hermelin auch zu einer brauchbaren Projektionsfläche des Volksglaubens. Als Symbol der Keuschheit und Reinheit erscheint es schon im antiken Aberglauben: Um sein Fell nicht zu beflecken, empfange das Hermelin durchs Ohr und gebäre durch den Mund - oder umgekehrt, wie der 'Physiologus' behauptete. Auch galt es als ein besonders kultiviertes Tier, weil es sich eher von einem Jäger fangen lasse, als durch den Kot zu gehen, sein reines Weiß also höher schätze als Freiheit und Leben. Sein Fellwechsel machte das Tier darüber hinaus zu einem beliebten Objekt für Zauber und Gegenzauber, Wetterorakel und Verwandlungssagen.
Handschuhe sind Bindungswesen. Sie sind zunächst einmal genuin dual, denn sie kommen immer im Paar. Da ein einzelner Handschuh aber viel leichter verloren geht als etwa ein einzelner Schuh, ist die Welt trotzdem voll von einsamen Handschuhen, besonders im Winter. Sie liegen auf Bürgersteigen, Parkbänken oder in Treppenhäusern und geben ein trauriges Bild ab. Der eine ist nichts ohne den anderen. Vielmehr: Er ist zu nichts nutze.
Das Leder des Schuhs
(2015)
Schuhe - schwere, wetterfeste Stiefel ebenso wie luftige, filigrane Sandalen - wurden lange Zeit aus Leder gefertigt. Robuster und langlebiger als Leinen, Seide oder Bast, aber wesentlich anschmiegsamer als das Holz rustikaler Pantinen, war Leder ein geradezu ideales Material für den Schutz der Füße vor den Widrigkeiten der Straße, vor Steinen, Schmutz, Staub, Kälte und sogar Nässe. Seine Eigenschaften lassen das Leder des Schuhs zugleich zu einem unheimlichen Material werden, speichert es doch Informationen über seinen Gebrauch und kommuniziert damit Gewohnheiten und Präferenzen seiner TrägerInnen.
Der Mantel des Schweigens
(2015)
Der Mantel des Propheten
(2015)
In der Bibel, auf die sich die westlichen Religionen Judentum, Christentum und Islam auf jeweils unterschiedliche Weise beziehen, erscheint besonders eine Figur als mit besonderer Kleidermacht begabt: der Prophet Elijahu, der einen sprechenden Namen trägt, 'Mein Gott ist Jahu', wobei der Gottesname hier eine andere Form für das Tetragrammaton ist. Auf Hebräisch heißt dieser Prophet 'Elija', auf Arabisch 'Ilias', Christen ist er als 'Elia(s)' bekannt. Unter diesem Namen soll im Folgenden von ihm die Rede sein. Die Theophanie ist in den biblischen Erzählungen des Propheten der erste von insgesamt vier Fällen, in denen sein Mantel eine wichtige Rolle spielt.
Chanel - metaphysisch
(2015)
Es sind weit mehr als jene sprichwörtlichen Siebensachen, die ein ghanaischer Oberschüler beim Eintritt in eines der zahlreichen Internate des Landes mitzubringen hat. Ein zuvor ausgehändigter "prospectus" verzeichnet so nützliche und notwendige Dinge wie Bügeleisen, Wassereimer, Buschmesser, Scheuerbürste, Schaumstoffmatratze und einiges andere mehr. Was die Bekleidung betrifft, so findet sich auf dieser Liste neben "white trousers for church service" und "khaki trousers" auch ein ausdrücklich mit dem Zusatz "school supply" versehenes "pair of khaki shorts": Bis heute identifizieren sich "school boys" in Ghana durch sowohl den klimatischen Bedingungen als auch einer impliziten sozialen Hierarchie genügende kurze Hosen, für die sich im informellen Idiom die Bezeichnung 'school knickers' durchgesetzt hat.
Während einer Recherchereise nach Moskau im Sommer 2014 fiel mir auf, dass in den Transferbereichen der U-Bahn-Stationen unverblümt und in riesigen Mengen Damenunterwäsche ausgestellt und verkauft wurde. Wer in aller Welt kauft zwischendurch und im öffentlichen Gedränge Unterwäsche? Und warum wird Unterwäsche gerade in einer solchen Umgebung gehandelt, im kalten Neonlicht des Moskauer Untergrunds? Auch meine russischen Kollegen wussten keine Antwort auf diese Fragen. Vielleicht hilft ein Blick in die russische Geschichte, um das Rätsel der Unterwäsche zu lösen.
Sündenkleid und letztes Hemd
(2015)
Teufelsmaske, Nebelkappe, Narrenkleid, Panzer der Rebellion - die barocken Geistlichen und Dichter werden nicht müde, Synonyme für das zu finden, was der Gläubige auszuziehen hat, wie ja überhaupt Variation zu den Grundprinzipien barocker Dichtung gehört, welche die Sprache als 'Einkleidung' von Gedanken betrachtet und auf den Reichtum von Epitheta größten Wert legt - und in seinen Poetiken regelmäßig für 'Buße tun' auch die Umschreibung 'das Sündenkleid ablegen' vorführt.
Kleidung verweist im Märchen auf bestimmte Eigenschaften der Protagonisten. Innere und äußere Schönheit stimmen überein. Die entsprechende Kleidung bewirkt, dass im Märchen auch immer das Gute, der/die edelmütige Held/in siegt. Es zeigt aber auch, dass nur die 'Guten' die ihnen zustehenden schönen Kleidungsstücke verdienen. Oft ist es so, dass die Helden zu Beginn des Märchens als von der Umwelt verachtete, in armseligen Kleidern und auf der niedrigsten sozialen Stufe stehende Figuren beschrieben werden. Held und Heldin machen ihr Glück, was stets auch mit einem sozialen Aufstieg verbunden ist. Aber auch die Realität zeigt, dass Menschen oft den Wunsch hatten und noch haben, eine andere Identität anzunehmen, um ihre Lebenssituation bzw. ihre Lebensumstände zu verbessern. Als wichtiges Medium solch eines Identitätswandels dient die Kleidung. Ein prägnantes Beispiel dafür ist der 'Hauptmann von Köpenick'.
Die passende Hose und die Dramatik Shakespeares, diese Konstellation ist - einerseits - ein Witz Thomas Bernhards, der Stoff und Sujet, Schnitt und Stil in seinem Dramolett 'Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen' (1986) in eins denkt und damit die Theaterversessenheit des Regisseurs Claus Peymann in Szene setzt. Die Verbindung von Hosenkauf und Dramatik eröffnet aber - andererseits - auch eine sehr plastische Auseinandersetzung des Autors mit der eigenen Beziehung zum Theater. Diese Auseinandersetzung verrät nicht nur einiges über Thomas Bernhard und das Theater, über das Burgtheater und das 'Theater Österreich'. Sie verrät auch einiges über die Moden und Modernisierungen des Theaters in der 'Postmoderne'.