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Am 29. Oktober 2020 starb im hohen Alter von 93 Jahren im belgischen Genk der international renommierte Komparatist Hugo Dyserinck, langjähriger Leiter des nach seiner Emeritierung unrühmlich "abgewickelten" einstigen "Lehr- und Forschungsgebiets Komparatistik" in der Philosophischen Fakultät der RWTH Aachen. Der am 27. August 1927 im belgischen Brügge geborene Dyserinck wird vor allem als spiritus rector des "Aachener Programms" in Erinnerung bleiben. Er vermochte mit seiner imagologischen Version der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft nicht nur Marksteine in der Komparatistik zu setzen, sondern wirkte darüber hinaus auch fruchtbar auf die kulturwissenschaftliche Europaforschung. Mit der von ihm jahrzehntelang in Theorie und Praxis entscheidend geprägten und propagierten komparatistischen Spezialdisziplin "Imagologie" lieferte der polyglotte Kosmopolit Dyserinck einen wichtigen Beitrag zur Dekonstruktion des Denkens in nationalen bzw. ethnischen Kategorien.
[Rezension zu:] Oxana Swirgun: Das fremde Rußland. Rußlandbilder in der deutschen Literatur 1900-1945. Frankfurt a.M., Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien (Peter Lang) 2006 (= Bochumer Schriften zur deutschen Literatur, Bd. 65). 268 S.
Wer sich über das literarische deutsche Russlandbild und die vielfältigen imagologischen Aspekte der deutsch-russischen Literaturbeziehungen vom Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts orientieren will, findet hierzu verlässliche erste Informationen und zahlreiche bibliografische Hinweise zu spezieller Forschungsliteratur in den zwischen 1985 und 2000 von Mechthild Keller bei Wilhelm Fink herausgegebenen vier Sammelbänden zum Thema 'Russen und Rußland aus deutscher Sicht', die innerhalb der von Lew Kopelew herausgegebenen Reihe "West-Östliche Spiegelungen" erschienen sind. Überblicksdarstellungen zu den deutsch-russischen Literaturbeziehungen des 20. Jahrhunderts liegen in größerer Zahl vor, wobei der Schwerpunkt auf der deutschsprachigen Russland- bzw. Sowjetunion-Reiseliteratur vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges liegt.