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Auf der Basis von fast 500 eigenen Vegetationsaufnahmen haben wir die Pflanzengesellschaften grundwasserferner Säume in Nordostniedersachsen untersucht. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich davon mit den Gesellschaften der Klasse Trifolio-Geranietea sanguinei (inkl. Melampyro-Holcetea: 246 Aufnahmen). Wir unterscheiden 16 Assoziationen (bzw. assoziationsgleiche Einheiten). Zu diesen führen wir die diagnostische Artenkombination an, charakterisieren sie floristisch und strukturell, beschreiben ihren Standort sowie ihre Verbreitung und Häufigkeit im Gebiet und diskutieren ihre syntaxonomische Fassung bei anderen Autoren. Die Aufnahmen sind durch Einzeltabellen sowie in einer synoptischen Stetigkeitstabelle dokumentiert.
Die Klassifikation erfolgte mittels einer in Axiomen gefassten Konkretisierung des Braun-Blanquet-Ansatzes. Parallel zur Bearbeitung des regionalen Datensatzes entwickelten wir ein europaweites Gliederungssystem, das auf insgesamt 246 Stetigkeitsspalten aus 15 Ländern beruht, die zusammen über 5.000 Aufnahmen umfassen. Das Ergebnis präsentieren wir in Form von zwei Stetigkeitstabellen (höhere Syntaxa der Trifolio-Geranietea, Assoziationen der Melamypro-Holcetalia mollis). Wir kommen zu dem Schluss, dass sämtliche Saumgesellschaften Europas von mageren Standorten in einer einzigen Klasse Trifolio-Geranietea zusammengefasst werden sollten, da diese floristisch besser charakterisiert ist als es die azidophytischen und basiphytischen Säume jeweils für sich genommen wären. Diese beiden Gruppen von Säumen, die von anderen Autoren als eigene Klassen gefasst werden, führen wir als Unterklassen, wobei die Melampyro pratensis-Holcenea mollis nur eine einzige Ordnung Melampyro- Holcetalia umfassen, während wir die Trifolio-Geranienea sanguinei in die beiden Ordnungen Origanetalia vulgaris s. str. (mesophytisch) und Antherico ramosi-Geranietalia sanguinei (xerophytisch) gliedern. Die Melampyro-Holcetalia umfassen vier Verbände, das Melampyrion pratensis (weit verbreitet: 3 Assoziationen im Gebiet), das Teucrion scorodoniae (atlantisch: 1 Assoziation), das Poion nemoralis all. nov. (steile, schattige Standorte: 2 Assoziationen: Aulacomnio androgynae-Polypodietum vulgaris ass. nov. und Veronica chamaedryos-Poetum nemoralis ass. nov.) und das Violo rivinianae-Stellarion holosteae (schwach saure, etwas nährstoffreichere Standorte: 2 Assoziationen). Die Origanetalia vulgaris sind im Gebiet nur mit dem Trifolion medii (6 Assoziationen) und die Antherico-Geranietalia nur mit dem Geranion sanguinei (2 Assoziationen, fragmentarisch) vertreten.
Wir unterziehen alle behandelten Syntaxa einer nomenklatorischen Revision, listen Synonyme und Typen auf und begründen vorgesehene Anträge an die Nomenklaturkommission. Das Agrimonio eupatoriae-Vicietum cassubicae Passarge 1967 nom. invers, propos, und das Geranio-Anemonetum sylvestris T. Müller 1962 werden neotypisiert. In einer abschließenden Diskussion beleuchten wir die überregionale Relevanz der von uns vorgeschlagenen syntaxonomischen Gliederung, diskutieren methodische Fragen und leiten aus unseren Erfahrungen generelle Empfehlungen für die pflanzensoziologische Arbeitsweise ab.
Ziel der Arbeit ist es, die nitrophytischen Saum- und Waldverlichtungsgesellschaften grundwasserferner Standorte in Nordostniedersachsen standörtlich, strukturell und floristisch zu charakterisieren, sie diesbezüglich untereinander und mit den in Teil I behandelten Säumen nährstoffarmer Standorte zu vergleichen und sie schließlich in eine überregional stimmige syntaxonomische Gliederung einzureihen. In Nordostniedersachsen konnten wir auf der Basis von 200 eigenen Vegetationsaufnahmen 16 Assoziationen (oder ranggleiche Einheiten) unterscheiden. Für das temperate Europa haben wir diese mit Aufnahmen und Stetigkeitslisten aus 63 weiteren Literaturquellen aus 16 Ländern zu einer synoptischen Tabelle aller ausdauernden Ruderal- und nitrophytischen Saumgesellschaften grundwasserferner Standorte zusammengestellt, die insgesamt auf 10.347 Einzelaufnahmen beruht.
Sowohl die nordostniedersächsischen als auch die europaweiten Daten sprechen dafür, alle diese Gesellschaften, und damit auch Teile der bisherigen Klassen Epilobietea angustifolii und Galio- Urticetea, in den Artemisietea vulgaris zusammenzufassen. Die nitrophytischen Säume gehören darin zu zwei der vier Unterklassen: Die azidophytischen „Schlagfluren“ (Senecioni sylvatici-Epilobienea angustifolii subcl. nov.) umfassen nach derzeitigem Kenntnisstand nur die Ordnung Galeopsio-Senecionetalia sylvatici mit dem einzigen Verband Epilobion angustifolii (2 Assoziationen in Nordostniedersachsen). Die übrigen nitrophytischen Säume gehören zu zwei Ordnungen innerhalb der Unterklasse Lamio albi-Urticenea dioicae. Die Circaeo-Stachyetalia umfassen das Atropion bellae-donnae (basiphytische „Schlagfluren“, 2 Assoziationen) und das Impatienti noli-tangere-Stachyion sylvaticae (staufeuchte Innensäume, 3 Assoziationen, darunter das Scutellario galericulatae-Circaeetum lutetianae ass. nov.), während die Galio-Alliarietalia aus Geo-Alliarion (frische Innensäume, 5 Assoziationen, darunter das Bromo sterilis-Chelidonietum majoris ass. nov.) und Aegopodion podagrariae (Außensäume, 4 Assoziationen) bestehen. Wir unterziehen alle im Untersuchungsgebiet vertretenen Syntaxa einer nomenklatorischen Revision, mit umfassender Auflistung von Synonymen, Typennachweis bzw. erforderlichenfalls Typisierung für alle gültigen Namen und Begründung vorgesehener Anträge an die Nomenklaturkommission.
In einer vergleichenden Betrachtung (meist auf Verbandsniveau) arbeiten wir abschließend Gemeinsamkeiten und Unterschiede aller nordostniedersächsischen Saumgesellschaften hinsichtlich Standortbedingungen, Vegetationsstruktur und Phytodiversität heraus. Die Säume weisen, verglichen mit anderen Gesellschaften der Region, durchschnittlich eine höhere Artendichte auf. Dabei sind die Syntaxa basenreicher Standorte im Allgemeinen artenreicher als jene saurer Standorte. Unter anderem aufgrund ihres großes Längen-Breiten-Verhältnisses beherbergen Säume entlang von Gehölzen in ihrer Gesamtheit auf sehr kleiner Fläche einen erheblichen Teil des regionalen Arteninventars an Gefäßpflanzen und besitzen so einen bedeutenden Naturschutzwert.
We studied the dry grasslands of shallow, skeletal soils (Sedo-Scleranthenea, Koelerio-Corynephoretea) in northern Europe, based on a combination of new relevés from southern Oland (Sweden, n = 182) and Saaremaa (Estonia, n = 73) as well as a comprehensive evaluation of literature data, of which 65 suitable relevés were directly included in our analyses. Apart from a few vague indications of acidophytic Sedo-Scleranthenea communities (order Sedo-Scleranthetalia), all data refer to basiphytic communities (Alysso-Sedetalia); our analyses are thus focussed on the latter. The Nordic Alysso-Sedetalia communities proved to be quite different from their temperate counterparts and thus are included in a separate alliance, Tortello tortuosae-Sedion albi, which forms the northern counterpart to the central European Alysso-Sedion. Within the northern alliance, we distinguish two suballiances. The more widespread central suballiance Tortello tortuosae-Sedenion albi inhabits different types of base-rich substrata in both natural and anthropogenic sites, and is comprised of the Cladonio symphicarpiae-Sedetum albi and the Ditricho flexicaulis-Sedetum acris. The second suballiance Tortello rigentis-Helianthemenion oelandici is restricted to the alvar sites (= treeless limestone plateaus) in Oland, Gotland, Västergötland and Estonia. It is characterised by several endemic taxa and a large number of cryptogams typical of alvar. It is comprised of four associations, Crepido pumilae-Allietum alvarensis, Fulgensio bracteatae-Poetum alpinae, Helianthemo oelandici-Galietum oelandici and Gypsophilo fastigiatae-Globularietum vulgaris. All six Nordic associations are described in detail with respect to their floristic composition, ecology, distribution and lower-ranked units, and each is represented by a vegetation table. The floristic differences within the Nordic communities are worked out in a synoptic table. Whereas several vegetation scientists have pointed out that vegetation types occurring at the limits of their distribution ranges in northern Europe are generally difficult to classify, our application of the Braun-Blanquet approach, which is based on a priori separated structural types and the general application of the central syntaxon concept, has enabled us to characterise and adequately define all Nordic communities. The Tortello-Sedion associations are two to three times as species-rich as those of the Alysso-Sedion and are among the most diverse small-scale plant communities ever described. We discuss the reasons for this exceptionally high plant diversity and the peculiar species mixture in the Tortello-Sedion and compare the relationship between Alysso-Sedion and Tortello-Sedion to the situation of other Nordic syntaxa of predominantly temperate vegetation types. Our results further underline the uniqueness of Baltic alvars and their paramount importance for conservation at the European level.
In the lower siliceous uplands of Central Europe, various types of nutrient-poor grasslands are widespread and grow intermingled. These species-rich grasslands, often dominated by taxa of the Festuca ovina aggregate, comprise various phytosociological classes. They are remnants of a historic rural lands - cape and are of conservation importance. Few studies on such grasslands are available and there has been disagreement in assigning them to appropriate habitat types or syntaxa. We investigated such nutrient-poor grasslands in the lower Aar valley (Middle Hesse, Rhenish Massif). We surveyed 104 vegetation plots distributed throughout the valley and identified syntaxa to (sub)association level. We carried out supervised classification combining cluster analysis, a priori assignment to classes based on prevailing diagnostic species, and regional refinement based on phi-value maximisation of the units. As a result, we classified five associations within four classes: Polytricho piliferi-Festucetum tenuifoliae/Galio harcynici-Deschampsietum flexuosae and Festuco rubrae-Genistelletum sagittalis (Calluno- Ulicetea), Jasiono montanae-Festucetum ovinae (Koelerio-Corynephoretea), Gentiano-Koelerietum pyramidatae (Festuco-Brometea) and Arrhenatheretum elatioris (Molinio-Arrhenatheretea). Ecologically, soil acidity (resulting from Ca concentrations of the bedrock) was the main cause of floristic dissimilarity of the grasslands and thus community differentiation. Many stands grew on soils with intermediate pH and showed a peculiar mixture of basiphilous and acidophilous species. We conclude that (i) our approach of supervised classification yields convincing reproducible results when a syntaxonomic system is adapted top-down to a geographically restricted area, (ii) nutrient-poor siliceous grasslands dominated by taxa of the Festuca ovina aggregate can be well assigned to ecologically meaningful syntaxa, and (iii) the nutrient-poor siliceous grasslands of the Lahn-Dill Highlands are of high conservation relevance and in urgent need of protection.