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Aktuelle Vorkommen der Pracht-Königskerze (Verbascum speciosum SCHRAD.) in Nordrhein-Westfalen
(2012)
Im Sommer 2012 wurden an fünf verschiedenen Stellen in vier unterschiedlichen Großlandschaften Nordrhein-Westfalens Vorkommen der Pracht-Königskerze (Verbascum speciosum SCHRAD.) entdeckt. Vier der Vorkommen lassen auf eine bereits erfolgte Einbürgerung schließen. Die Erkennungsmerkmale der in Deutschland bisher als unbeständig angesehenen Art werden aufgeführt, die Unterschiede zu ähnlichen Arten (Verbascum pulverulentum, V. lychnitis, V. bombyciferum, V. olympicum) werden dargestellt.
Auf einer etwa 0,5 ha großen Obstwiese an der Schattbachstraße in Bochum-Querenburg/Laer wurden von Mai 2018 bis Juli 2019 Flora, Fauna und Funga soweit möglich erfasst. Die Artenliste soll als Grundlage dienen, Veränderungen in der Artenzahl und Artenzusammensetzung bei einer späteren Untersuchung analysieren zu können. Diese Veränderungen erfolgen durch die Überführung der ehemaligen Wiesenbrache mit gelegentlicher Beweidung in eine zweischürige Glatthaferwiese im Sinn einer "Historischen Wiese". Insgesamt wurden 710 Arten nachgewiesen, unter ihnen 183 Pflanzenarten (168 Gefäßpflanzen, 13 Moose, 2 Algen), 32 Pilzarten, 13 Flechtenarten und 482 Tierarten. Bei den Tieren stand die Erfassung der Insekten (400 Arten), insbesondere der Anteil der Bestäuber (158 Arten, 40 %), im Fokus. Durch die Nutzungsänderung zu einer blütenreichen Mähwiese sind in dieser Gruppe am ehesten positive Veränderungen zu erwarten. Die Bestäuber werden hinsichtlich ihrer Blütenbesuche analysiert und die wichtigsten Pflanzenarten aufgeführt, an denen sie beobachtet wurden. Dabei stellen sich neben den Obstbäumen fünf Arten der Krautschicht (Senecio jacobaea, Heracleum sphondylium, Daucus carota, Anthriscus sylvestris und Cirsium arvense) mit jeweils 20 oder mehr unterschiedlichen Bestäubern als meistbesuchte Arten heraus. Bei der Bestäubung dominieren mit 38 % Hautflügler-Arten (Hymenoptera), gefolgt von Zweiflüglern (Diptera, 26 %), Käfern (Coleoptera, 18 %) und Schmetterlingen (Lepidoptera, 18 %). Die Anteile der gefährdeten Arten mit 9 (1,7 %) (zusätzlich 9 Arten der Vorwarnliste) und der Neobiota mit 32 Arten (4,5 %, 19 Neophyten, davon 10 unbeständig, und 13 Tierarten) sind relativ gering. Die gewählten Entwicklungsmaßnahmen der Wiese, die neben der Mahd auch Einsaaten umfassen, werden erläutert und Artenzahlen sowie Erfolgsperspektiven auch vor dem Hintergrund der klimatischen Änderungen diskutiert.
Calluna und Erica : Besenheide und Heide (Ericaceae) als Winterblüher der Friedhöfe und Gärten
(2012)
Im Herbst wird im Gartenhandel massenhaft "Heide", "Erika" oder auch "Heidekraut" zur Bepflanzung von Gräbern, Kübeln oder Gärten angeboten. Die Handelsbezeichnungen nehmen in den meisten Fällen keinen Bezug auf die tatsächliche Art. Botanisch handelt es sich nämlich um Arten aus zwei verschiedenen Gattungen: Erica und Calluna. Morphologisch lassen sie sich aber relativ leicht voneinander unterscheiden. Bei den für Herbst- und Winterbepflanzung verwendeten Arten handelt es sich im Wesentlichen um Sorten der Besenheide (Calluna vulgaris), der Schneeheide (= Winterheide, Erica carnea = E. herbacea) und der Englische Heide (Erica x darleyensis), die aufgrund ihrer späten bzw. sehr frühen Blütezeit besonders gut geeignet für die Winterzeit sind.
Kamelien haben ausgesprochen attraktive Blüten und blühen im Winter, weswegen man sie auch "Rosen des Winters" nennt. Bei den Kamelien, die bei uns im Gartenhandel angeboten werden, handelt es sich in den meisten Fällen um Sorten der Japanischen Kamelie (Camellia japonica). In Ostasien fand die Art in der Gartenkultur als Blütensolitär schon sehr lange Verwendung, bevor sie Anfang des 18. Jahrhunderts auch nach Europa gelangte. In den letzten Jahren werden Kamelien zunehmend auch in deutschen Gartencentern und sogar im Sortiment von Lebensmitteldiscountern angeboten.
In jüngerer Zeit häufen sich im Siedlungsraum des Ruhrgebiets Funde des Frühlings-Fingerkrauts (Potentilla verna), insbesondere in Zierrasen auf Friedhöfen. Der Ursprung der Vorkommen, ihr floristischer Status und die Relevanz für die Einstufung in die Rote Liste Nordrhein-Westfalens werden diskutiert.
Das Jahr 2018
(2019)
Zwei Funde des Arabischen Schneckenklees (Medicago arabica) in Geseke/Kreis Soest und Köln gaben Anlass, weitere Funde aus NRW zusammenzustellen und den Status der Art im Bundesland zu diskutieren. Angaben von Botanikern des 20. Jahrhunderts legen nahe, dass die Art schon damals an Wegrändern, auf Bahngeländen, auf Geländen von Wollspinnereien und in Gärten eingebürgert war. Zwei aktuelle Vorkommen in Köln und Königs-winter werden hier als eingebürgert betrachtet. Funde im Aachener Raum schließen sich an das niederländische Areal an, wo die Art als indigen betrachtet wird, sodass sogar ein Indigenat der Art in Nordrhein-Westfalen nicht auszuschließen ist.
Zur Blume des Jahres 2012 wurde die Heide-Nelke (Dianthus deltoides) ernannt. Die Loki-Schmidt-Stiftung möchte damit auf die schutzwürdige und in Deutschland gefährdete Art sowie ihre bedrohten Lebensräume aufmerksam machen. Eine Beschreibung der Art, ihres Lebensraums und die Gründe für Ihren Rückgang sind unter www.stiftungnaturschutz- hh.de/blume/2012.htm nachzulesen. Die Art ist auch in Nordrhein-Westfalen heimisch, hier selten geworden und steht mittlerweile als gefährdet (RL 3) auf der Roten Liste (RAABE & al. 2010). In diesem Porträt sollen einige ergänzende Infos gegeben werden, die sich im Wesentlichen mit der Verbreitung in Nordrhein-Westfalen und der Unterscheidung zu ähnlichen bei uns auftretenden Dianthus-Arten befassen.
Tellima grandiflora, die Falsche Alraunwurzel, eine Zierpflanze aus Nordamerika, wird in Gärten als Bodendecker in schattigen Bereichen gepflanzt. Aus solchen Anpflanzungen heraus verwildert die Art und ist in der Lage, sich bevorzugt an feuchten und schattigen Standorten einzubürgern, wie dies an einigen Stellen im Ruhrgebiet geschehen ist.
Das aus Südafrika stammende Gebogene Liebesgras (Eragrostis curvula) wurde bisher in Nordrhein-Westfalen nur vereinzelt gefunden. Die charakteristischen Merkmale der Art werden hier vorgestellt und drei ihrer nordrhein-westfälischen Wuchsorte (Rhein-Herne-Kanal in Bottrop, NSG "Brachter Wald" im Kreis Viersen, Quarzsandgrube in Frechen, Rhein-Erft-Kreis), an denen sie eingebürgert ist, ausführlich beschrieben. Eragrostis curvula gelangte z. T. offensichtlich aus Ansaaten ins Gelände, an anderen Stellen bleibt die Herkunft unklar. Wie langjährige Beobachtungen zeigen, ist die Art in der Lage, sich an offenen Standorten massiv auszubreiten. Durch Mahd und Brand wird die Art offensichtlich gefärdert. Im NSG "Brachter Wald" wird sie zum Erhalt der ursprünglich vorhandenen Arten und der ursprünglichen Vegetation bereits seit einigen Jahren durch verschiedene Maßnahmen erfolgreich zurückgedrängt.
Die Ess- oder Edelkastanie (Castanea sativa) ist in Deutschland ein beliebter und weit verbreiteter Parkbaum. Am Ätna auf Sizilien sind Stammdurchmesser von über 6 m gemessen worden, womit die Esskastanie zu den dicksten Bäumen der Alten Welt gehört (DÜLL & KUTZELNIGG 2011). Unter natürlichen Bedingungen werden die Bäume normaler- weise 500 bis 600 Jahre alt. Am Nordhang des Ätna aber wurde ein fünfstämmiger Baum sogar auf 2000 Jahre geschätzt, der einen Kronenumfang von 56 m aufweist. Man nennt ihn die "Kastanie der 100 Pferde" und sagt, dass so viele Pferde unter seine Krone passen (BOTTACCI 2006, Abb. 1). In Nordrhein-Westfalen gibt es am Niederrhein eine eindrucksvolle Esskastanien-Allee bei Schloss Dyck, die wahrscheinlich 1811 gepflanzt wurde. Hier hat sich der Juchtenkäfer eingefunden (SORG & STEVENS 2010). Im Mittelmeergebiet wird die Esskastanie schon seit langem angebaut und auch in Deutschland ist sie besonders im Südwesten ein verbreiteter und eingebürgerter Forstbaum. In jüngerer Zeit breitet sich die Art in Deutschland nun auch in Gebieten aus, in denen solch auffällige Verwilderungen bisher nicht beobachtet wurden. Am bekanntesten ist die Esskastanie bei uns aber wohl in Form der Marone, die geröstet auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wird.
Auf einer Streuobstwiese an der Schattbachstraße in Bochum, die seit einigen Jahren zu einer "Naturschutzwiese" mit Glatthaferwiese entwickelt wird, wurden im Zeitraum zwischen dem 15.09.2020 und dem 31.12.2020 Nacht-falteruntersuchungen mittels Köder durchgeführt. Insgesamt wurden 43 Nachtfalter-Arten nachgewiesen, deren Phänologie erläutert wird. Von den acht Rote-Liste-Arten finden aufgrund ihrer Bedeutung für Nordrhein-Westfalen drei Arten besondere Erwähnung: Dryobotodes eremita, Lithophane semibrunnea und Xanthia gilvago.
Dass Innenstädte für Botanikerinnen und Botaniker alles andere als langweilig sind, stellen wir immer wieder aufs Neue fest bei unseren jährlichen Rundgängen durch Bochum. Langweilig wäre es schon fast, wenn dabei kein Neufund oder wenigstens ein paar Seltenheiten auftauchen würden. Aber auch eine ganze Reihe von Arten, die in der Stadt häufig sind, im Umland aber nicht und daher als typische Stadtpflanzen gelten, begegnen und auf unseren Runden durch die Stadt.
Bei dieser abendlichen Exkursion drehte sich alles um das Thema Stadtpflanzen. Das Bergbaumuseum mit seinem berühmten Förderturm befindet sich mitten im Herzen Bochums und ist umgeben von typischen urbanen Pflanzenstandorten wie Pflasterritzen, Zierrasen, Baumscheiben, Mauern und Straßenbegleitgrün. Für den Botaniker sind solche Standorte bekannt für Vorkommen bemerkenswerter Pflanzenarten und immer für die eine oder andere Überraschung gut. Auf der Exkursion wurden jedoch nicht nur die Besonderheiten der Stadtflora gesucht, sondern auch häufige und typische Pflanzen vorgestellt, sodass auch Anfänger die Arten "vor der Haustür" kennen lernen konnten.
Eine der letzten relativ nährstoffarmen und daher artenreichen Wiesen in Bochum liegt auf dem Kalwes südlich der Fachhochschule Bochum. Sie wird allerdings zunehmend von Norden her aufgebraucht und als Bauland verwendet. Es lohnt sich daher immer wieder, diese Wiese aufzusuchen, solange sie noch existiert.
Auch in diesem Jahr führte eine Frühjahrsexkursion auf einen winterlichen Friedhof. Hier stand insbesondere das Erkennen der Koniferen (Nadelbäume) im Mittelpunkt. Wichtig dabei ist es, zunächst die Fülle der hier vorkommenden gärtnerischen Sorten der botanischen Art zuzuordnen. Der Matthäusfriedhof in Bochum-Weitmar ist ausgesprochen reich an Koniferenarten und -sorten und beherbergt auch einige seltener gepflanzte Arten wie z. B. Schirmtanne und Sicheltanne. Andere immergrüne Gehölze wurden ebenfalls besprochen.
Exkursion: Bochum-Weitmar, städtischer Friedhof und Schlosspark, Koniferen und andere Immergrüne
(2014)
Der Städtische Friedhof in Bochum-Weitmar weist eine hohe Vielfalt an Koniferen und anderen immergrünen Arten auf. Neben den gängigen und in der Region typischen Friedhofsgehölzen wachsen hier außerdem einige, nicht so häufig gepflanzte Arten, wie z. B. die Schirmtanne (Sciadopitys verticillata). Auch im angrenzenden Weitmarer Schlosspark sind trotz gravierender Umgestaltungen in den letzten Jahren noch immer einige seltenere Koniferen-Arten vorhanden, wie z. B. die Sicheltanne (Cryptomeria japonica) und die Weihrauchzeder (Calocedrus decurrens).