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This paper deals with topic markers interacting with discourse information in imperatives. It compares two topic markers from Slovenian (‘pa’) and Japanese (‘-wa’) and shows that while they mostly match in terms of the foci they associate with, their functions differ in imperatives: only ‘pa’ may yield a concessive imperative reading. It is shown that this reading can be derived while keeping a single entry for ‘pa’ by making attitudes of discourse participants part of the focus ‘pa’ associates with. The split between Slovenian and Japanese can then be attributed to minor differences in terms of which foci ‘pa’ and ‘-wa’ may associate with.
Policy research deals with the policy cycle encompassing problem definition, and policy development, implementation, enforcement and evaluation for different policy domains. On the one hand, this research field empirically describes and analyses how the phases of the policy cycle are processed by relevant social actors in interaction with industry, the media and civil society. On the other hand, policy research is concerned with the issue itself, i.e. the reasons for success and failure of policies that have or will run through the process. Here, the research field offers scientific policy advice including exante evaluation and assessments of potential futures, options, developments, and scenarios for policy domains to inform political debates and decisions. It is this latter function AI already has and will further influence policy research. ...
Synergie
(2018)
'Synergie', von griech. 'syn' ('mit', 'zusammen') und 'en-ergeia' ('Wirken'), beschreibt heute kooperative Effekte in der Natur, Wissenschaft und Gesellschaft, für die der aristotelische Satz "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" gilt. Doch 'Synergie' ist nicht nur ein Wort der Gegenwart. Mitte des 19. Jahrhunderts wird 'Synergie' (Adj. 'synergetisch') als Fremdwort in der deutschen Sprache mit der Bedeutung "Mitwirkung, Hilfe" angeführt. Bereits früher in die Bildungssprache eingegangen ist der 'Synergismus' (Adj. 'synergistisch'), die "Lehre von der freien Mitwirkung der Menschen zu ihrer Seeligkeit". Beide Einträge verweisen zunächst auf die Philosophie und christliche Theologie der Antike.
Sentences containing subjective predicates - e.g., "The movie was awesome"” - are intuitively anchored to a particular perspective; this makes them different from sentences describing objective facts - e.g., "The movie was set in 1995".
While authors have long debated on whether this intuition tracks a lexical distinction between subjective and factual predicates, much remains to be explored on whether, and how, the difference between these two assertions is reflected at the illocutionary level. Relying on evidence from two experiments, we show that assertions containing subjective predicates display different discourse behavior from objective assertions. We take these findings to support the idea that SAs should be assigned a special illocutionary profile, unveiling a genuine empirical difference between subjective and factual speech.
Was versteht man gemeinhin unter Indizien? Indizien (indicium: An-Zeichen) beweisen ja vermeintlich keine Tat oder Schuld, sondern verweisen nur auf diese - eine spekulative, geradezu dubiose Uneindeutigkeit wird mit dem Indiz assoziiert. Dieses noch heute verbreitete Indizienverständnis resultiert historisch aus einer strafrechtlichen Debatte, die im 18. Jahrhundert den Status von Indizien äußerst konträr diskutiert, wobei deren - vermeintliche - Objektivität (Tatsache, Faktum) gegen einen - fehleranfälligen - Interpretationsspielraum (Zeichen, Denkschluss) in Anschlag gebracht wird.
Der Altphilologe Nietzsche verstand die Sprache einer Epoche als Merkzeichen deren kulturellen Klimas. Er sagte auch wie nebenher: "Die Geschichte der Sprache ist die Geschichte eines Abkürzungsprozesses". Damit bekommt er heute so drastisch Recht, wie Absturz das Fallgesetz beweist. Müssen die Sprechenden, die Schreibenden sich immer schneller und schneller verständigen, so dass vereinbarte Sprachkürzel wie Zuruf in der Not eben noch eine gemeinsame Fluchtroute durchs Leben melden? Was heißt überhaupt sich verständigen, da sie längst dazu übergegangen sind, sich zu 'informieren'? Urteile werden in der Kurzform geprägter Wort-Münzen akzeptiert und weitergereicht. Viele Landsleute können keinen vollständigen deutschen Satz mehr bilden. Die Zeitungen konzentrieren das Wahrnehmen auf die Stereotypen von Ereignissen, bei irregulären Zielstellungen des Staates (gegen 'Putin', gegen 'Terror') in regierungskonforme Sprachschablonen gefasst, die Denklinien vorgeben. Gutes Urteil steht fest vor dem Ereignis. Als Gefangene der wie Fesselungen verteilten Termini, finden sich die Wege zu eigenen Sätzen verlegt. Das tägliche Leben spielt in den mails und apps, und wie das Gespräch zwischen Personen verdrängt wird von der Technisierung der Nachrichtenzeichen für Partner und Freunde, die alle zu Bekannten werden, so verbreitet sich die ameriko-englische Geräte- und Hersteller-Sprache wie befreiender Auszug aus der Provinz in die große Welt.
This paper presents the results of two experiments in German testing the acceptability of (non-)restrictive relative clauses (NRCs/RRCs) with split antecedents (SpAs). According to Moltmann (1992), SpAs are only grammatical if their parts occur within the conjuncts of a coordinate structure and if they have identical grammatical functions. Non-conjoined SpAs that form the subject and the object of a transitive verb are predicted to be ungrammatical. Our study shows that the acceptability of such examples improves significantly if the predicate that relates the parts of the SpA is symmetric. Moreover, it suggests that NRCs and RRCs behave differently in these cases with respect to the SpA-construal. We can make sense of this observation if we follow Winter (2016) in assuming that transitive symmetric predicates have to be analyzed as unary collective predicates and thus provide a collective antecedent for the RC at the semantic (not the syntactic) level. As we will argue, this accounts for some of the disagreement we found in the literature and gives us new insights into both the semantics of symmetric predicates and the semantics of NRCs.
Die programmatische Allgegenwart des 'Sozialen' nährt den Verdacht, wir hätten es hier mit einem leeren und nichtssagenden Plastikwort zu tun, das vielleicht gebildete Dignität und moralisches Engagement vortäuscht, aber semantisch durchaus nicht zu fassen ist, weil es eben nichts Bestimmtes zu bedeuten vermag. Clemens Knoblochs These ist hingegen, dass 'sozial' in den Jahren um 1900 zu einer semantischen Chiffre wird, in der sich die Erfahrung reflexiv verdichtet, dass die dringlichsten Probleme der industriekapitalistischen Entwicklung diejenigen sind, die durch diese Entwicklung selbst erst hervorgebracht werden. Platt gesagt: die unbeabsichtigten Nebenfolgen des allgemeinen Fortschritts: Pauperisierung breiter Bevölkerungsschichten, Landflucht, Proletarisierung, Stockungen im Warenabsatz, Armuts- und Elendsseuchen, Analphabetismus etc. müssen sowohl 'staatlich' als auch 'gemeinschaftlich' bearbeitet werden. Mittels 'sozial' erhalten all diese (im Schlagwort der "sozialen Frage" resümierten) Probleme so etwas wie eine Adresse. Und fortan wird 'sozial' programmatischer Bezugspunkt all dessen, was sich auf die unerfreulichen Folgen und Begleiterscheinungen der kapitalistischen 'Entwicklung' bezieht. Es wird kompensatorisch, es wird (linguistisch gesprochen) nicht nur zum Relationsadjektiv, sondern zu einem pauschalen Verweis darauf, dass die qua 'sozial' modifizierten Nominalphrasen (bzw. das, was sie nennen) einen Bezug auf das Problem der gesellschaftlichen Kohäsion haben. Diese Facette fehlt naturgemäß völlig im lateinischen 'socialis', das die ausdrucksseitige Quelle des heute in vielen Sprachen vertretenen Internationalismus 'sozial' ist.
Some kind of relative clause
(2018)
Amount Relatives (ARs) differ from restrictive relative clauses in that they do not refer to a particular object denoted by the head of the relative clause, but to an amount of such objects (Carlson, 1977a; Heim, 1987). Traditionally, ARs have been regarded as degree expressions.
In this paper I argue against this view and propose instead that amount interpretations of relative clauses are in fact a special case of kind interpretation.
Software
(2018)
Software regiert die Welt. Software hat die alte Unterscheidung von Geist und Materie - aufgemischt. Im engeren, in der und durch die Informatik terminologisch gewordenen Sinn meint der Begriff die Programme, die auf Universalrechenmaschinen (als der Hardware) zum Laufen gebracht werden können. Aber auch deren Bedienungsanleitungen wurden weiland dazu gezählt. Ebenso sind auch die gemäß den Befehlen der Programme verarbeiteten Daten und Adressen nicht Hard-, sondern Software. Die ganze heutige Bilderwelt im Web und auf den Milliarden Handys, alle gestreamte und downgeloadete Musik, nicht anders als dieser Text hier (bevor er in Druck gegangen sein wird): Alles ist Software. Und nichts ist Software. Weil ja auch jenseits der Schrift auf Papier, der Spur im Vinyl, des Granulats von Silbersalzen, kurzum: im sogenannten Digitalen nichts ohne die physikalisch-elektrischen Zustände der es prozessierenden Schaltkreise geht. Insofern gilt: Es gibt keine Software. Es gibt nur das Milliardengeschäft der Illusion, dass alles Software sei. Vielleicht könnte man sagen, dass 'Software' zu nichts anderem ge- und erfunden wurde, als um genau diese 'coincidentia oppositorum' von Alles und Nichts zu bezeichnen - oder hinter ihrer Bezeichnung zu verstecken. Beide Seiten machen jedenfalls erklärlich, dass es ein eigenes Wort für die Sache brauchte. Als Fremdwort außerhalb des englischen Sprachraums kann die einmal etablierte Vokabel, ebenso Unklarheiten mit sich führen, wie sie als 'terminus technicus' (im Englischen wie in anderen Sprachen) auch für das genaue Gegenteil, nämlich wissenschaftliche Präzision, einstehen kann.
Shared mechanism underlying unembedded and embedded enrichments:
evidence from enrichment priming
(2018)
In this paper, we use a priming paradigm to explore the mechanisms underlying unembedded and embedded scalar enrichments. In particular, the aim is to see if local pragmatic enrichment could be a shared mechanism, involved in both. The two experiments presented adopt Bott & Chemla's (2016) enrichment priming paradigm and test whether unembedded and embedded enrichments could prime each other. The goal is to investigate whether local pragmatic enrichment is indeed being accessed for the interpretation of the unembedded scalar and whether local enrichments, like other lexical semantic phenomena, are susceptible to priming.
Recent investigations at the Teleac hillfort in south-western Transylvania have generated new data on the spatial organisation and history of the settlement. A combination of excavations and geophysical prospection revealed that Teleac was a dense and well organised settlement with a substantial population, and that some sections of the hillfort likely were used for different activities. It is also argued that Teleac likely dominated the open settlements and acted as a hub for transportation and trade throughout the region.
In recent years, experimental research has demontrated great variability in the rates of scalar inferences across different triggering expressions (Doran et al. 2009, 2012, van Tiel et al. 2016). These studies have been taken as evidence against the so-called uniformity assumption, which posits that scalar implicature is triggered by a single mechanism and that the behaviour of one scale should generalize to the whole family of scales. In the following, we present an experimental study that tests negative strengthening for a variety of strong scalar terms, following up on van Tiel et al. (2016). For example, we tested whether the statement John is not brilliant is strengthened to mean that John is not intelligent (see especially Horn 1989). We show that endorsement rates of the scalar implicature (e.g., John is intelligent but not brilliant) are anti-correlated with endorsements of negative strengthening. Further, we demonstrate that a modified version of the uniformity hypothesis taking into account negative strengthening is consistent with van Tiel et al.’s data. Therefore, variation across scales may be more systematic than suggested by the van Tiel et al. study.
The semantics of adjectives related to nominals denoting societal roles, such as presidential (from president), have remained understudied. We examine the semantics of what we call role-denoting relational adjectives, providing a formal analysis using the notion of a frame, a unified representation for lexical knowledge, world knowledge, and context. The frames we propose are based on a constructivist philosophical understanding of social roles, leading us to posit a multi-tiered ontology of events and individuals. Using frames and our ontology, we provide a general semantics for role-denoting relational adjectives and roles
Theodor W. Adornos berühmt-berüchtigte Verteidigung des Fremdworts als "Exogamie der Sprache" wirft neben anderen Fragen auch die auf, ob denn hier Fremdsprache gleich Fremdsprache sei. [...] Immerhin lenkt Adornos Vergleich die Aufmerksamkeit auf einen in der Begriffsgeschichte unterschätzten Aspekt: Bedeutungsveränderungen, die eine Terminologie durchläuft, sind nicht selten mit sich wandelnden emotionalen Konnotationen verbunden. Begriffsgeschichte ist auch eine Geschichte der 'languages of emotion'. Besonders deutlich wird das an Begriffen wie 'Roboter'.
Recent work by Sudo (2012) and Klinedinst (2016) proposes a new perspective on differences between classes of presupposition triggers, with an empirical split roughly mirroring Abusch’s (2002) hard vs. soft distinction and related notions. These two authors propose that triggers differ in whether or not their presuppositional content simultaneously affects the calculation of the presuppositions and of the entailments of the sentences in which they appear.
Drawing on a proposal by Glanzberg (2005) we formulate the Removability/Independence Hypothesis: triggers that do not affect entailments are triggers that can be left out of sentences without affecting interpretability. We experimentally test the hypothesis by embedding 'return', '(go) again' and '(go) back' in non-monotonic environments, which Sudo argues to elicit differences in presuppositions and entailments. Our results provide clear evidence against the RI hypothesis: whereas only the trigger 'return' is crucial for the sake of interpretability, all three triggers produced similar results. At the same time, data for the triggers 'stop' and 'also', included as controls, lend further support in favor of Sudo’s entailment-contrast proposal.
Rettungsschirm
(2018)
Macht sich die Zweideutigkeit des "Rettungsschirms" im Deutschen vor allem in Gestalt seiner visuellen und metaphorischen Figurationen bemerkbar, fällt sie im Englischen schon auf wörtlicher Ebene auf. Denn das Englische kennt zwei unterschiedliche Worte für die benannte Sache, sodass der Schirm entweder als 'umbrella' ("Regenschirm") oder als 'parachute' ("Fallschirm") auftreten muss. So finden sich denn auch beide Varianten in der englischsprachigen Berichterstattung über die Eurokrise. Die entsprechenden Formulierungen 'rescue umbrella' oder 'rescue parachute' lassen sich dabei in der Regel als Übersetzungsversuche aus dem Deutschen erkennen. Darüber hinaus finden sich beide Varianten häufig in englischsprachigen Einlassungen deutscher Krisenkommentatoren, die für diese Einrichtung werben oder sie kritisieren wollen. Viele englischsprachige Fachpublikationen, in denen explizit von 'rescue umbrella/parachute' die Rede ist, stammen auch aus der Feder deutscher Autorinnen und Autoren. Dieser Befund lässt die Vermutung zu, dass es sich bei dem Rettungsschirm um eine genuin deutsche Wortschöpfung handeln könnte. Die Vermutung lässt sich durch eine Reihe sprachwissenschaftlicher Untersuchungen bestätigen, die sich mit der Metaphorik der Finanzkrise beschäftigt haben. Das Gesamtbild der unterschiedlich angelegten empirischen Studien lässt recht klar erkennen, dass der Rettungsschirm eine der dominierenden Metaphern im deutschen Krisendiskurs und offenbar auch ein spezifisch deutsches Sprachgebilde ist.
The proper semantic treatment of the complements of Responsive Predicates (ResPs), those predicates which may embed either declarative or interrogative clauses, is a longstanding puzzle, given standard assumptions about complement selection. In order to avoid positing systematic polysemy for ResPs, typical treatments of ResP complements treat their arguments either as uniformly declarative-like (propositional) or interrogative-like (question).
I shed new light on this question with novel data from Estonian, in which there are verbs think-like meanings with declarative complements and wonder-like meanings with interrogative complements. I argue that these verbs’ meaning is fundamentally incompatible with a proposition-taking semantics for ResPs, and therefore a question-taking semantics is to be preferred.
Resilienz
(2018)
Im 'Posthistoire', so kann man wohl feststellen, wird die Aufgabe der Abblendung sozialer Risiken von Begriffen übernommen, die dem weiten Feld ökologischer Debatten entnommen sind. In diesem Sinne hat Norbert Bolz unlängst die inflationäre Rede von 'Nachhaltigkeit' oder 'sustainability' analysiert. [...] Die Übertragung des Begriffs der Nachhaltigkeit aus dem Bereich der Forstwirtschaft in den Bereich gesellschaftspolitischer Debatten hat ihren Grund in der utopischen Aufladung ökologischer Ansätze in den Natur- und Ingenieurswissenschaften seit den sechziger Jahren. Das von Bolz benannte Problem ist also nicht allein eines der politischen Rhetorik, sondern darüber hinaus das einer zunehmend undeutlicher werdenden epistemischen Differenz von Natur und Gesellschaft. Dies schlägt sich in der Verwendung von Begriffen nieder, die gleichermaßen natürliche und soziale Prozesse zu beschreiben vermögen und sich dabei zugleich als wirkmächtige Metaphern für die Programmatiken eines soziotechnisch ausgerichteten Regierens anbieten. Exemplarisch lässt sich dies am Begriff der 'Resilienz' studieren.
Die Beziehung von res und verba ist ihrem Grunde nach eine sprachphilosophische. Sie handelt von jenen Dingen, die überhaupt der Sprache zugänglich sind, bzw. von jenen Gegenständen, welche durch ihre Artikulation erst zu Dingen der Sprache werden. Der Fokus der Überlegungen konzentriert sich auf die Organisation des Verhältnisses von res und verba, für das über Jahrtausende hinweg in erster Linie die Rhetorik zuständig gewesen ist. Diesem liegen allerdings tatsächlich zwei sprachphilosophische Annahmen zugrunde, die von gegensätzlichen Voraussetzungen ausgehen.