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Literatur und Kunst sind schon immer ein Barometer des Kultur- und Mentalitätswandels in der Gesellschaft gewesen. Auch heute reagieren Künstler_innen auf Veränderungen in der 'postmodernen' Welt, die sich auf solche Stichpunkte bringen lassen wie Globalisierung, Migration, Grenzüberschreitungen zwischen Nationen, Kulturen und Sprachen, Auflösung fester Identitäten. Mit künstlerischen Mitteln wird zudem – affirmativ, kritisch, ironisch – auf theoretische Konzepte Bezug genommen, mit denen Kulturwissenschaftler_innen die neuen sozialen, kulturellen und ökonomischen Lebensformen beschreiben. Zu diesen Konzepten gehört die auf Welsch zurückgehende Transkulturalität. Die damit eingeführte neue Sicht auf Kulturkontakte löst seit den 1990er Jahren zunehmend die Idee der Interkulturalität und die Prämissen der post-colonial studies ab, ganz zu schweigen von der überholten und politisch gescheiterten Multikulturalität.
Zentrum und Peripherie wurde zum leitenden Thema der gleichnamigen Konferenz, die vom 25. bis 27. Mai 2016 an der Schlesischen Universität Opava stattfand. Die Tagung, an der beinahe 90 Fachleute aus 9 Ländern teilnahmen, wurde vom Germanistenverband der Tschechischen Republik und der Germanistischen Abteilung des Instituts für Fremdsprachen der Schlesischen Universität Opava organisiert. Die didaktische Sicht auf Zentrum und Peripherie stellt ins Zentrum der Überlegungen unter anderem das Thema 'Fehler', das eine fächerübergreifende Problematik, mit der sich neben Linguisten, Pädagogen, Didaktikern auch Soziologen und Psychologen beschäftigen, darstellt. Moderne Untersuchungen suchen z.B. Antworten auf die Fragen, was die Ursachen von Fehlern sind, und wie man sie klassifizieren kann. Man stellt sich auch die Frage, ob Fehler immer negativ zu betrachten sind, oder ob sie beim Lernen und Lehren auch von Nutzen sein können. Diskutiert werden auch Fragen nach dem Verhältnis von System, Norm, Kanon und Praxis.
Die vorliegende Studie versteht sich als eine Einladung zu einer Reise in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts, als Peter Stamm an seinem Erstlingsroman "Agnes" (1998) arbeitete. Es handelt sich zugleich um eine Reise bis in das Mittelalter und die Antike hinein, die uns geographisch und kulturell aus der Schweiz über Österreich nach Skandinavien und Übersee führt. Es wird eine Reise in eine Schriftstellerwerkstatt sein, aus deren Fenstern man in andere Werkstätten aus dem Bereich der Literatur, Musik und Malerei hineinblicken kann. In den Materialien zum Roman, die Peter Stamm im Februar 2012 in erster Linie für Schüler und Lehrer auf seiner Homepage zur Verfügung gestellt hat, ist zu lesen: "Die erste Notiz zu 'Agnes' machte ich mir am 12. Februar 1993. Damals datierte ich die wenigsten meiner Notizen und manche warf ich weg. Etliche mögen noch irgendwo in den Stapeln von Notizbüchern stecken, die ich leider ziemlich unsystematisch führe und aufbewahre. Ich habe keine Zeit, diese alten Papiere durchzusehen und mein Gedächtnis ist leider auch nicht das Beste. Kurz gesagt vieles über die Entstehung von 'Agnes' liegt im Dunkeln" (Stamm 2012a: o. S.). Daher wird unsere Reise eine Reise ins Ungewisse sein, eine virtuelle Reise mit einem Verkehrsmittel namens Textinterpretation. Ihr Ziel ist es, die Entstehungsgeschichte der Namensgebung der weiblichen Protagonistin und des Titels im Hinblick auf intertextuelle und intermediale Bezüge zu behandeln.
Im vorliegenden Artikel soll nachgewiesen werden, dass die erzählerische Unzuverlässigkeit in Shida Bazyars "Drei Kameradinnen" passförmig ist zu einer im 21. Jahrhundert in Mitteleuropa diskursiv formulierten Unerfassbarkeit und Unfassbarkeit der Welt und des Selbst sowie zu einem Misstrauen gegenüber Objektivität und der Objektivier- und Vermittelbarkeit des eigenen Standpunkts. Leitende These dabei ist, dass fantastische Exkurse, Selbstkorrekturen, Leerstellen, die Gleichzeitigkeit mehrerer Wahrheiten, Realitätsreferenzen und deren Brechung sowie Fiktionsbrechungen tragfester auf eine Realität referieren, die als unerfassbar gilt, als eine geschlossene Romanhandlung es hätte erreichen können.
In Vagabondaggio from the early collection Il gioco del rovescio, Tabucchi undertakes an oneiric and personal approach to the life and work of the Italian symbolist poet Dino Campana (1885–1932). The text is based on Nietzsche’s aphorism "Reisende und ihre Grade" ( Menschliches, Allzumenschliches), which establishes five categories of voyagers. Tabuchi uses these as stages in the protagonist’s quest for personal aesthetics. The aesthetics itself alludes to major motives in Campana’s masterpiece, Canti Orfici.
Diese Arbeit sucht Antworten auf zwei Fragen: Welche Prozesse steuern die Interaktion zwischen Autor und seinen Lesern, und wie haben sich diese Prozesse im Laufe des 20. Jahrhunderts möglicherweise verändert? Wir wollen zur Beantwortung dieser Fragen beispielhaft zwei Aspekte der Interaktion zwischen Autor und Leser betrachten, die wir, ausgehend von der vorliegenden Sekundärliteratur, für besonders vielschichtig und relevant halten: Intertextualität und Performativität. Diese Aspekte sollen dann an drei literarischen Beispielen: Henry Jamesens The Turn of the Screw (1898), Samuel Becketts Film (1963) und John Banvilles The Untouchable (1997) durchgearbeitet werden. Sie sollen drei Stationen der literarischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts repräsentieren: den Beginn der Moderne, den Beginn der Postmoderne und die heutige Zeit. Im Vergleich der Texte wollen wir die Entwicklung der Beziehung zwischen Autor und Leser über diesen Zeitabschnitt hinweg offen legen. Film bildet sozusagen ein Scharnier zwischen Henry Jamesens und John Banvilles Texten. Im Sinne von Linda Hutcheons (2002 (1989)) Überlegungen zur Charakteristik postmoderner Texte und John Kenny (2006:57), der eine Verwandtschaft von John Banvilles Texten zu denen von Henry James nachweist, kann man The Turn of the Screw durchaus auch als postmodernen, mit The Untouchable sehr verwandten Text lesen.
The argument proceeds from the documentary hypothesis in modern biblical studies. This hypothesis is based on the assumption that the 1st 5 books of the Old Testament were written by four different authors at different times. These authors are known as J, P, E and D. Their writing was joined in the 5th c. B.C.E. into what became the Pentateuch and the first part of the Old Testament. The result of this joining was a series of contradictions and redundancies in the final text as we have it today. Readers of the Bible who seek to read it as one coherent text try to naturalize these contradictions by what I call "stitching." Stitching involves putting coherence back into the Pentateuch by accounting for the contradictions and redundancies in terms of plausibility and common logic. Modern authors who write versions of Old Testament stories, such as Thomas Mann in his "Joseph and his brothers", also engage in stitching. I demonstrate how Mann stitches a number of important episodes from the Patriarch saga. I discuss the effect of this process on the story line. I compare that to two other recent instances of biblical stitching in modern fiction. And I conclude with the argument that stitching in modern biblical hypertexts stems from the need for coherence in the modern realistic novel. This post-enlightenment coherence impulse is contrasted with myth and the latter's tolerance for loose ends and less than coherent narrative.
O objetivo deste artigo é apresentar algumas das principais características do conto "Kleist in Thun", de Robert Walser, na tentativa de refletir sobre como o texto literário é capaz de estabelecer um diálogo com a tradição, através da ficcionalização da figura de um autor, especificamente através de um gênero narrativo praticado por Walser, o retrato.
Wie wenige literarische Werke stehen die Romane von Bret Easton Ellis im Zeichen von Serie und Wiederholung. Sie bersten vor Motiv- und Form-Wiederholungen, sind mit ihren intertextuellen Zitaten einerseits Fortsetzungen voneinander, andererseits "Wiederholungen" von Figuren aus den Texten anderer Autoren und Produzenten, sie sind besessen von der Serialität der elektronischen Medien, und - last but not least - sie warten mit einem Serienmörder (in 'American Psycho') und mit Anschlagsserien (in 'Glamorama') auf. Damit überschreiten sie die analytische Unterscheidung der Bereiche des Seriellen, die Christine Blättler in ihrem enzyklopädischen Aufsatz über die Serie aufgestellt hat: Produktion, Präsentation und Narration sind bei Ellis gleichzeitig von Wiederholungen und Serien gekennzeichnet.
'Grimms Wörter', Günter Grass’ „Liebeserklärung“ an die deutsche Sprache und die Verfasser des 'Deutschen Wörterbuchs' (2010), erlaubt sich zahlreiche ernste Scherze – erotischer wie auch erkenntniskritischer Art – mit den Elementarteilchen der Sprache, dem Alphabet. Als Kollege und Freund antwortet er auf den Parzivâl-Roman Adolf Muschgs 'Der Rote Ritter' (1993) mit Buchstabengedichten und Menschenalphabeten, weil für beide nur über die Sprache, das Lesen und das Schreiben eine Identität entwickelt werden kann. Ohne diese Elementarschule, an deren Anfang der Fall Adams in die Erkenntnis und an deren Ziel der Zweifel an allen Ideologien zwischen Rechts und Links steht, würde Parzivâl der reine Tor bleiben, als der er angetreten ist und als der er in seiner Narrheit Gewalt ausgeübt hat. Um von der anfänglichen Sünde Adams zum Ziel des Zweifels zu gelangen, muss der dumme Junge einen Lernprozess durchlaufen, in dessen Zentrum das Fragen steht: die Frage des Mitleidens und die der Schuld. – Ein anderer Parzivâl, erlebt auch Oskar Matzerath seine Blutstropfenszene, teilt mit dem Roten Ritter dessen Mutterkomplex, findet aber im Gegensatz zu diesem keine Erlösung, schon gar nicht durch die Vergewaltigung der Krankenschwester Dorothea, die die Jeschutes durch den törichten Parzivâl „imitiert“. Schuldig bekennt sich schließlich in aller Deutlichkeit Günter Grass selbst: als Tor, der nicht gefragt hat, als Juden deportiert wurden, und der unter der Narrenkappe des Simplicissimus in den Weltkrieg gezogen ist.
Different scales, different features. It’s the main difference between the thesis we have presented here, and the one that has so far dominated the study of the paragraph. By defining it as "a sentence writ large", or, symmetrically, as "a short discourse", previous research was implicitly asserting the irrelevance of scale: sentence, paragraph, and discourse were all equally involved in the "development of one topic". We have found the exact opposite: 'scale is directly correlated to the differentiation of textual functions'. By this, we don't simply mean that the scale of sentences or paragraphs allows us to "see" style or themes more clearly. This is true, but secondary. Paragraphs allows us to "see" themes, because themes fully "exist" only at the scale of the paragraph. Ours is not just an epistemological claim, but an ontological one: if style and themes and episodes exist in the form they do, it's because writers work at different scales – and do different things according to the level at which they are operating.
From the very beginning literary discourse plays a decisive role in the context of colonial discourse of power. Even Anna Seghers, a progressive socialist authoress with a fixation on the Enlightenment, the French Revolution and the Jewish-Christian tradition is unable to detach herself from the European claim on universality. In a tensely opposed relationship of projection and otherness, of "memoria" and intertextuality, Heiner Müller, however, understands literature in the sense of Emanuel Lévina's respect for the other being as a work on difference.
Thomas Manns Erzählung Der Erwählte steckt voller Bezüge zu anderen Texten. Spätestens an seinem Ende, noch nach dem "Valete", wird an dem, was in der Terminologie Genettes "Paratext" genannt wird, explizit ersichtlich, dass Der Erwählte eine Vorlage hat; dort steht: "Diese Erzählung gründet sich in den Hauptzügen auf das Versepos 'Gregorjus' des mittelhochdeutschen Dichters Hartmann von Aue, der seine 'Geschichte vom guten Sünder' aus dem Französischen ('Vie de Saint-Grégoire') übernahm.' Der Text ist die Übernahme einer Übernahme, bzw., wieder mit Genette, ein Hypertext auf einen Hypotext, der seinerseits ein Hypertext auf einen Hypotext ist usw., so dass man es hier an jeder Stelle mit Intertextualität zu tun hat. Dieser Tatbestand kann der gebildete Leser/die gebildete Leserin allerdings auch zuvor bemerken, wenn er/sie über Zitate, Plagiate und Anspielungen weiterer Texte stolpert. Das wurde natürlich längst auch schon bemerkt: Daraus besteht die Thomas-Mann-Quellenforschung. War aber beispielsweise Walter Berendsohn 1945 noch eher nett überrascht, bei einem Textvergleich zwischen Thomas Manns Tristan und Richard Wagners Tristan und Isolde zu dem Ergebnis zu kommen, "daß sich der Dichter einen recht ansehnlichen Teil seines Wortmaterials von dort geholt hat", sogar "ganze Sätze", so ist das zwanzig Jahre später im Thomas-Mann-Archiv etwas anders, wie Hans Wysling berichtet:
Als Thomas Manns Arbeitsweise bekannt wurde, war man zuerst ratlos. Es herrschte damals, um es drastisch zu sagen, eine dicke Luft im Archiv. [...] Waren Thomas Manns Werke denn alle ausgestopfte Vögel? War er ein 'arch-deceiver'? [...] Wir suchten nach einem angemessenen Montage-Begriff, wir suchten nach den verschiedenen Bedeutungen, die das Wort 'Quelle' für Thomas Mann hat
Navigare necesse est : de Magalhães a Vespúcio ; três navegadores reinventados por Stefan Zweig
(2010)
"Navigare necesse est" [...] Ao longo dos tempos, esta expressão de ousadia conservou-se no discurso literário da cultura ocidental. No século XX, serviram-se dela, por exemplo, dois autores indelevelmente inscritos na memória cultural da língua portuguesa: o poeta Fernando Pessoa, como vimos, e ainda o cantautor Caetano Veloso. […] Nesta linha de apropriação se situa também o escritor austríaco Stefan Zweig quando, em 1937, intitula “Navigare necesse est” o capítulo introdutório da biografia “Magellan. Der Mann und seine Tat”. Ao contrário dos autores de língua portuguesa acima mencionados, Zweig adopta apenas o primeiro segmento do axioma, pois no fenómeno de intertextualidade [...]. Zweig aproveita a expressão no enquadramento semântico original – as navegações –, para a aplicar à linhagem de bravos homens do mar e de eruditos cosmógrafos que tornaram possível a era dos Descobrimentos. Nesse capítulo inicial da narração biográfica, a voz autoral traça uma panorâmica da primeira fase das Descobertas, mostrando como o móbil económico, que desencadeou todo o processo, acabou por trazer à Humanidade ganhos de outra natureza. Assim, os Descobrimentos não terão permitido apenas chegar à Índia e às tão desejadas especiarias: a demanda corajosa e continuada ter-se-á justificado principalmente por desafiar os mitos do oceano, afastar os medos do mar e alargar a nossa dimensão do mundo.
Die aktuelle Debatte um den Begriff der Weltliteratur ist eng verwoben mit Dynamiken, die wir im Kontext von Fragen der Glokalisierung im literarischen Feld in den Blick nehmen müssen: Was bedeutet der oft proklamierte weltweite Abschied von der einstigen Zentrums-Peripherie-Logik für literarische Kanonisierungsprozesse? Inwiefern haben neue Zirkulationswege von Literatur im sogenannten Globalen Süden Auswirkungen auf weltliterarische Denominationsprozesse? Diese Aspekte von Prozessen literarischer Glokalisierung werden am Beispiel eines Autors besprochen, der nach wie vor, häufig als einziger, den Globalen Süden in den Kanones der westlichen Welt vertritt: der Kolumbianer Gabriel García Márquez. Beispielhaft für sein Werk steht hier der zentrale Roman "Cien años de soledad" und seine Rezeption in den USA, in Indien und China, mit einem sehr knappen Exkurs auch in die arabische Welt. Neben den Fakten und Zahlen des Buchmarktes geht es auch darum, inwiefern der Bereich des Ästhetischen konkrete intertextuelle Bezugnahmen zwischen García Márquez und Autor:innen des Globalen Südens zeigt und inwiefern sich Rezeptions- und Transformationsvorgänge hinsichtlich bestimmter literarischer Topoi, Gattungen oder Paradigmen herausdestillieren lassen.
There is a caricature of Marcel Proust in which the despairing writer is consoled by a friend saying, 'Aber, aber, mon cher Marcel, nun versuchen Sie sich doch zu erinnern, wo Sie die Zeit verloren haben.'
Literature in general, not only A La Recherche du Temps Perdu, deals with a different form of memory than that of mnemonics, in which the hints of places lead to a retrieval of what has been stored there before. Nevertheless it is difficult to pinpoint the criteria that make this difference. How does literature transcend the technologically limited sense of memory in terms of a storage and retrieval system? ...
This study examines how "Rebelle Antigone" (2005), a story by Marie-Thérèse Davidson intended for young readers and published in the collection 'Histoires noires de la mythologie' by Nathan, uses Henry Bauchau's novel "Antigone" (1997) to renew the intertextual dialogue with the homonymous tragedy of Sophocles, the canonical intertext of all the reconfigurations of Antigone. In other words, the author mobilizes what we could call 'l'actif relationnel' // 'relational potential' of two intertexts and two generic practices to create a new, original and challenging work for readers aged 11 to 14. This study aims to show that, far from the prejudices devaluing the so-called "children's literature", the adaptation of mythological stories for children takes up the challenge of transmitting ancient heritage in all its diversity. The use of more recent (re)writings, such as Henry Bauchau's novel, thus becomes an effective means of making the myth and its ancient intertexts both more complex and more accessible to young readers.
Während Anastasius Grüns übersetzerischer Beitrag zur Entwicklung der slowenischen Literatur in der slowenischen Sprach-, Literatur- und Übersetzungswissenschaft bis heute kein Interesse zu erwecken scheint, zeichnet sich in der slowenischen Germanistik seit den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein eindeutiger Paradigmenwechsel im wissenschaftlichen Umgang mit Anastasius Grün und seinem literarischen und politischen Wirken im Hinblick auf das Slowenentum ab, das immer häufiger zum Gegenstand kritischer und ausdifferenzierter Untersuchungen unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen wurde. Dieser Wechsel hängt mit den in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts im slowenischen Raum verlaufenden Demokratisierungsprozessen zusammen und resultiert aus der Einsicht, dass die dort entstandene, in den slowenischen Raum transferierte und darin rezipierte Literatur in deutscher Sprache die Bildung der slowenischen Kulturidentität nachhaltig beeinflusste: Die Rede ist von der europäischen Kontextualisierung der slowenischen Literatur- und Kulturentwicklung und - in deren Rahmen - von der Erforschung der deutschsprachigen Literatur und Kultur im slowenischen Raum. Der Beitrag versucht, den bisherigen literaturwissenschaftlichen Forschungsrahmen theoretisch zu erweitern, indem auf die Ansätze des literarischen Feldes von Pierre Bourdieu zurückgegriffen wird, mit dem Ziel einer Neuinterpretation von literarischen Wechselwirkungen zwischen Anastasius Grün und dem bedeutendsten Vertreter der slowenischen romantischen Literatur und slowenischen Nationaldichter France (Franz) Prešeren (1801–1849).