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For thirty years, Berlin was the metropole of the German colonial empire. For most German citizens, however, this statement is relatively unknown. Even though there is an increased interest in decolonial praxis within Berlin-based cultural and educational settings, the persistence of such efforts and their implications within larger society is hard to assess in advance. In response, this text proposes a walking tour through Berlin, highlighting places related to this part of German history. In doing so, it demonstrates the presence of many references to colonialism spread through the city and, more significantly, many initiatives and projects seeking to make this past more visible. By offering an overview of four specific locations within the city, this chapter hopes to critically reflect on the extensive trajectory of the ongoing struggles for historical reparations.
Invitation, to exi(s)t
(2024)
This joint piece aspires to be a dialogue. In a dialogue, people speak and, most importantly, listen, from their respective positions. Drawing from Trinh T. Minh-ha's notion of speaking nearby, Dulley and Streva reflect on the relationship between authorship, authority, and authoritarianism; the parallel between listening and reading, on the one hand, and speaking and writing, on the other hand; the entanglement between disciplinary systems of knowledge and colonial structures of power; the opacity of others and the imperialistic drive to reduce them to transparency; the supposed subject of knowledge and the void. As they converse on these matters, they speak nearby authors from both the so-called Global South and the so-called Global North who are thus juxtaposed, further developed, and displaced towards a politics and ethics of fugitivity. What follows is an invitation to exi(s)t.
Umut Yıldırım's introduction combines the genres of literature review and commentary. It re-examines contemporary works on posthuman life to articulate ecological life-and-death politics within the context of colonial, imperial, and genocidal mass violence, and their entangled environmental legacies and actualities. A dissident repertoire of anthropological and artistic research is offered, which examines the ecological impact of war through the perspectives of human and more-than-human actors whose racialized and geographically regimented lives endure and counter ongoing environmental destruction.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ereignete sich eine historisch besondere, womöglich einzigartige Konstellation zwischen Dichtung und Ethnologie, ermöglicht dadurch, dass sich avantgardistische Dichter wie Robert Müller, Alfred Döblin oder Michel Leiris ethnologischen Erfahrungsbereichen öffneten, andererseits eine "strukturale" Ethnographie entstand, die mit den metaphysischen Traditionen des westlichen Denkens ebenso brach wie mit der eurozentrischen Perspektive und der Geschichtsphilosophie der Aufklärung, lange bevor der
Postcolonial Turn ausgerufen wurde.
Lange Zeit schien der Kolonialismus im Geschichtsbewusstsein der Deutschen eine nebengeordnete bzw. beiläufige Rolle zu spielen und die Beteiligung Deutschlands am Kolonialprozess wurde wenig Achtung geschenkt. Erst die Entstehung einer schwarzafrikanischen postkolonialen Literatur in Deutschland hat dazu beigetragen, die Kolonialerfahrung als gemeinsames Erbe zwischen Deutschen und Afrikanern sichtbar zu machen. Im Mittelpunkt von Texten afrikanischer Autoren in deutscher Sprache steht das Zurückschauen auf vergangene Ereignisse, die aus verschiedenen Perspektiven thematisiert werden. Der vorliegende Beitrag untersucht am Beispiel von zwei kamerunischen Texten die Erinnerung an die deutsche Kolonialvergangenheit. Diese postkoloniale Aufarbeitung der Kolonialerinnerung, wie sie von Daniel Mepin und Philomène Atyame dargestellt wird, kreist um Vergangenheitsbewältigung und gegenseitige Kulturannäherung. Um dieses Ziel zu erreichen, bieten Jan und Aleida Assmann mit dem Begriff "Kulturgedächtnis" theoretische Grundlagen, die meine Überlegung plausibler machen können.
This chapter argues that paying attention to the weather and its associated processes of geological, biological, and social weathering can destabilize knowledge traditions that insist on dichotomies. Looking to specific histories and current conditions in Guyana and Suriname, this chapter shows how notions of weathering can accommodate a wide range of referents, ranging from the weathering of rock to socio-political and historical afterlives of violent colonial displacements.
Giovanna Trento's article 'Pier Paolo Pasolini and Panmeridional Italianness' engages Pasolini's aesthetic, poetic, and political approach in terms of the complementary dichotomy of national and 'local' issues, on the one hand, and transnational and panmeridional topoi, on the other. Trento argues that despite his 'Third World' and Marxist sympathies, Pasolini showed strong poetic and political attention to national narratives and the building of Italianness. But Pasolini's 'desperate love' for Italy and Italianness, Trento argues, can be fully grasped only if we read it in the light of his fluid, transnational and panmeridional approach marked by different - and at times antithetical - factors, such as the pan-Africanist perspective and the colonial memory. Pasolini was indeed able to build a deterritorialized and idealized never-ending South: the Pan-South (Panmeridione) - that is, a fluid, non-geographical topos where 'traditional' values are used in non-traditional and subversive ways with the goal of resisting industrialization, mass media, and late-capitalist alienation.
Zweimal Palau : Imagewandel des Pazifikinsulaners in der Vorgeschichte des deutschen Kolonialismus
(2004)
Der Kulturrelativismus Herderscher Prägung, der das 18. Jahrhundert weithin bestimmte, dann aber im späteren Verlauf des 19. durch die kolonialistische Zivilisationsideologie überschattet wurde, hat in der zweiten Hälfte des 20. erneut Auftrieb bekommen im Zusammenhang postkolonialer Interessenrichtungen. In der unmittelbaren Gegenwart werden jedoch auch Stimmen laut, die den "Kult der Kulturen" als Affront gegen die zivilisatorischen Werte Europas verdächtigen. So namentlich Roger Sandall in seinem Buch 'The Culture Cult' (Westview, Boulder 2001), das auch in den deutschsprachigen Ländern ein starkes Echo ausgelöst hat (vgl. Merkur, November 2002, S. 1024–1028).
Die Vorgeschichte des deutschen Kolonialismus kennt diesen Konflikt sozusagen in Reinkultur.
Die Welt ist im Wandel, der Globalisierungsprozess weit fortgeschritten. Inwiefern spielen dann Kolonialismus und Unterdrückung noch eine Rolle? Sind diese Zeitgeschehnisse nicht wie man so schön sagt "Geschichte"? Dieser Frage gehen der britisch-ghanaische Künstler John Akomfrah und das Black Audio Film Collective im gemeinsamen Werk "Expeditions 1 – Signs of Empire" (1983) nach. Die zweiteilige Videoarbeit zeigt mithilfe dokumentarischer Fotografien, Textfragmenten und Tonaufzeichnungen des British Empire ein Bild, welches die Potenz heutiger nationalstaatlicher Strukturen des Okzidents in der Unterdrückung und Ausbeutung kolonialisierter Länder verortet – und so den Mythos der moralischen Überlegenheit des Westens dekonstruiert. ...
In Völkerschaustellung in Deutschland und Frankreich von 1874 bis zum Ersten Weltkrieg werden ethnologische Ausstellungen fremder Kulturen und Völker als Phänomen der Kolonialzeit untersucht. Es wird deutlich, dass diese heute befremdlich wirkenden Völkerschauen keineswegs allein aus imperialen Politiken und Praktiken heraus erklärt werden können. Anhand deutscher und französischer Quellen – Zeitungen, Zeitschriften und ausgewählte Ego-Dokumente – werden die jeweiligen gesellschaftlichen Diskurse rund um die Völkerschauen vergleichend untersucht, dabei die Frage nach zeitgenössischen Imaginations- und Konstruktionsformen des Fremden oder nach Wahrnehmung und Attraktivität von Exotik gestellt. Jenseits kolonialer Propaganda – und trotz der nationalen Unterschiede in Darstellung und Inszenierung – können in beiden Ländern unternehmerische Interessen der Veranstalter und insbesondere Neugier und Unterhaltungsbedürfnis der Ausstellungsbesucher als wichtige Faktoren zur Erklärung des Phänomens der Völkerschauen und der sie begleitenden Diskurse herausgearbeitet werden.
Im 19. Jahrhundert war das deutsche Interesse an den Vereinigten Staaten von Amerika und damit verwandten Themen groß; man beschäftigte sich mit dem amerikanischen politischen System ebenso wie mit praktischen Ratschlägen zur Auswanderung in die USA. Die engen Verbindungen, die aufgrund der Massenemigration zwischen Deutschland und Nordamerika bestanden, verstärkten dieses Interesse; es beschränkte sich nicht nur auf Sachinformationen, sondern umfasste auch den Bereich des Imaginären und die Faszination für die amerikanischen Ureinwohner, die sogenannten Indianer - ein Interesse, das sich seinerseits aus vielen einzelnen Elementen zusammensetzte. Im letzten Jahrzehnt wurde in der Forschung verstärkt der Frage nachgegangen, in wieweit diese Faszination in deutschen Kolonialfantasien des 19. Jahrhunderts begründet liegt.
Die Figur des Indianers ist ein zentraler Kristallisationspunkt dieser Fantasien und ein Topos der Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts. Sie ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Werke von Friedrich Gerstäcker. Gerstäcker schrieb Informationsbroschüren und Sachtexte über die USA und deren ursprüngliche Bevölkerung, besuchte verschiedene Stämme, portraitierte Stammesangehörige und schrieb darüber hinaus zahlreiche Romane und Kurzgeschichten, in denen Indianer eine Rolle spielten. Seine Texte über indianische Figuren beruhen auf persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen und charakterisieren sie oft auf detailliertere Weise als seine Zeitgenossen es tun, die die Indianer meist in Stereotypen darstellen. In seinen Texten bemüht sich Gerstäcker um genaue und individualisierte Beschreibungen und stellt die Indianer oft in positiven Beziehungen mit weißen - besonders deutschen - Figuren dar. Derartige Bilder resultieren sicherlich aus Gerstäckers kosmopolitischer Weltanschauung, die er sich im Laufe seiner Weltreisen und Begegnungen mit den verschiedensten Völkern aneignete. Andererseits stellt Gerstäcker die Indianer dennoch häufig so dar, dass sie den Deutschen auf verschiedenartigste Weise unterlegen erscheinen. Daraus ergeben sich ambivalente Darstellungen der indianischen Figuren, die beim Leser die Frage nach einem möglicherweise unvollständigen oder widersprüchlichen Weltbild des Autors aufwerfen.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage des Geschlechts der Macht im Kolonialismus anhand der thematischen Konstellation von "Weiblichkeit, Männlichkeit und Asymmetrie" in Alfred Döblins Amazonastrilogie. Anders als frühere Beiträge über die Trilogie, die sich mit den Themen "Kolonialismus", "Interkulturalität", "koloniale Gewalt Struktur" und mit anderen sich auf ästhetische und publizistische Schriften des Autors ergebenden thematischen Schwerpunkten befassen, wird die Dialektik von Macht und Gender im Selbstermächtigungsprozess der Amazonen zunächst als destruktiv für innerindianische Geschlechtsverhältnisse und dann kontraproduktiv für die von eigenen Ehemännern angenommene antikoloniale Strategie betrachtet. Eigene Ehemänner geraten ins Kreuzfeuer der Kritik und Gewalt, wobei antikoloniale Front sozusagen dadurch unterminiert wird. Nachgewiesen wird im Beitrag, wie Amazonen, ihren politischen Zynismus betreibend, eher zu Alliierten der Kolonisatoren werden und unbewusst zur Verankerung des Kolonialismus beitragen. Des Weiteren wird untersucht, wie die selbstreflexionsfähigen und vernunftbegabten Amazonen aus früheren politischen Fehlentscheidungen lernen, ihre gegen eigene Ehemänner gerichteten politischen Gesten und Überzeugungen nun von Grund auf umzudenken, um in eigener Kulturordnung Eintracht zu stiften, wodurch eine zukunftsorientierte gemeinsame antikoloniale Front ermöglicht werden könnte.
Ingeborg Rapoports Autobiografie geht über eine Autofiktion hinaus und greift auf ihre interkulturellen Erfahrungen auf. Ihr autobiografisches Schreiben konzentriert sich insofern auf ihre unterschiedlichen Erfahrungen in den verschiedenen Heimaten (Kamerun, USA und Deutschland). Der vorliegende Beitrag untersucht Dimensionen ihres interkulturellen Lebenslaufs. Ausgegangen wird davon, dass die postmoderne Autobiographie zum Medium der Interkulturalität geworden ist.
Rapoport versteht sich besonders als Zeugin ihres Jahrhunderts und stellt die Kolonisierung in ihrer Heimat Kamerun, den deutschen Nazismus sowie den Holocaust, die unkritische Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd als die einen fruchtbaren interkulturellen Austausch hindernden Faktoren dar.
Exemplarisch wird an Rapoports Äußerungen nachgewiesen, inwiefern Interkulturalität und Engagement Hand in Hand gehen. In ihrem interkulturellen Engagement tritt Rapoport auf als Antikolonialistin, Nazismus- und Holocaustkritikerin und besonders aber auch als eine den Frieden suchende Autorin, deren Denkweise in die Nähe des Levinasschen Humanismus gerückt werden dürfte.
Este artigo explora a produção e transmissão de ilustrações que Candido Portinari fez para uma edição norte-americana do livro de Hans Staden sobre o Brasil no século XVI. Realizados em 1941, os desenhos caíram em esquecimento por quase sessenta anos até a sua publicação póstuma em 1998 no Brasil. Este artigo argumenta que o destino dos desenhos é sintomático da articulação da memória cultural social do passado colonial brasileiro. Com base na análise da recepção crítica e do repertório visual dos desenhos, sugere que as ilustrações de Portinari divergem de representações tradicionais da morte dos povos indígenas por desafiarem a temporalidade subjacente às molduras nacionais da memória colonial.
This paper contextualizes the teaching and learning of German as a foreign language in Brazil in the socio-historical field of colonial and post-colonial discourse. On the basis of three illustrative texts, from 1620, 1855 and 1998, it discusses the Interlocutionary Positions (Lugares de Interlocução; ORLANDI 1990) assumed by German and Brazilian speakers, as well as the possible consequences for the teaching and learning of German as a foreign language.
The story “Os dois vizinhos. Cenas da Colônia” (Die beiden Nachbarn. Bilder aus der Kolonie), written by Wilhelm Rotermund, was published in 1883 and 1884 in two parts in the Kalender für die Deutschen in Brasilien. The text by Rothermund represents many relevant aspects of the immigration of German Lutherans to Brazil. This article will first give an overview on the work of Wilhelm Rotermund and than offer a critical analysis of "Die beiden Nachbarn. Bilder aus der Kolonie". A third point of interest will be the importance of preserving the mother language (German) and the rural-urban relationship.
Indonesia is a multicultural and multireligious nation whose heterogeneity is codified in the state doctrine, the Pancasila. Yet the relations between the various social, ethnic, and religious groups have been problematic down to the present day, and national unity has remained fragile. In several respects, Christians have a precarious role in the struggle for shaping the nation. They are a small minority (about 9% of the population) in a country predominantly inhabited by Muslims; in the past they were interconnected in manifold ways with the Dutch colonial government; they exert great influence in economy and the military, and constitute the majority of the population in some parts of the so-called Outer Islands (such as Flores, Sumba, and Timor), which are characterized by an attitude fraught with ambivalence towards the state apparatus perceived as ‘Javanese’ and ‘Muslim’. In the aftermath of the former president Suharto’s resignation and in the course of the ensuing political changes – in particular the independence of East Timor – Christians were repeatedly discredited for allegedly posing a threat to Indonesian unity, and have been involved both as victims and perpetrators in violent regional clashes with Muslims that claimed thousands of lives. Since the beginning of the new millennium the violent conflicts have lessened, yet the pressure exerted on Christians by Islamic fundamentalists still continues undiminished in the Muslim-majority regions. The future of the Christians in Indonesia remains uncertain, and pluralist society is still on trial. For this reason the situation of Christians in Indonesia is an important issue that goes far beyond research on a minority, touching on general issues relating to the formation of the nation-state.