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Die slowakische Germanistik erlebte nach der Wende einen großen Aufschwung. Im Zusammenhang mit der Notwendigkeit der Ausbildung fehlender Fremdsprachenlehrer kam es zur Wieder- oder Neueröffnung von germanistischen Lehrstühlen an existierenden und an neu gegründeten Universitäten. Es ergaben sich viele Möglichkeiten, an internationalen Projekten teilzunehmen, die die Lehre und die Forschung förderten. Im Rahmen dieser Projekte und der neuen wissenschaftlichen und pädagogischen Zusammenarbeit entstanden auch einige phraseologische (Ďurčo, Vajičková) und stilistische Arbeiten (Vajičková). Andere wurden dadurch angeregt (Chovan) und in weiteren kann man wiederum ein Anknüpfen an slowakische germanistische oder auch an slawistische Traditionen (Ďurčo u. a.) sehen.
Nach sehr kurzer Zeit sank leider das Interesse an der deutschen Sprache in allen Schultypen und auf allen Unterrichtsstufen, dennoch profilierten sich mehrere slowakische germanistische Sprachwissenschaftler und beschäftigten sich kontinuierlich mit interessanten phraseologischen und stilistischen oder textwissenschaftlichen germanistischen Fragestellungen . Quantitativ gesehen stehen phraseologische Arbeiten vor stilistischen, deshalb beginnen wir unsere kurze Darstellung mit den phraseologischen Arbeiten.
In dem vorliegenden Beitrag wird eine sowohl intra- als auch interlinguale Untersuchung von Phraseologismen mit Anthroponymen als Komponenten vorgenommen. Den Ausgangspunkt bildet das österreichische Deutsch als eine Varietät der deutschen Sprache, die mit dem Binnendeutschen und dem Tschechischen kontrastiert wird. Das Sprachmaterial wurde in zwei Gruppen geordnet, nämlich in determinierte und indeterminierte Einheiten. Zu einer Reihe der sprachlich analysierten Phraseologismen wird darüber hinaus eine Überlegung angestellt hinsichtlich der historischen Situation der Entstehungszeit der Phraseologismen und des sozialen, kulturellen und geistigen Zustands der Völker, in denen diese Wendungen häufig verwendet werden.
Irena Brežná und Peter Stamm – zwei wichtige Stimmen der deutschsprachigen Schweizer Gegenwartsliteratur, dies ist der Titel einer Veranstaltungsreihe, die vom 18. bis zum 20. September 2012 an der Universität Fribourg durchgeführt wurde. Sie fand zum Abschluss des Forschungsaufenthalts von Ján Jambor (Universität Prešov) statt, der im Rahmen von SCIEXNMS. CH, einem Programm der CRUS (Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten) für Doktoranden und Postdoktoranden aus den neuen EU-Mitgliedstaaten, sechs Monate lang an der genannten Schweizer Universität tätig war. Neben ihm gehörten Ralph Müller (Universität Fribourg) und Dagmar Košťálová (Comenius-Universität Bratislava) zu den Antragstellern des Forschungsprojekts mit dem Titel TIMA Transtextuality, Intermediality and Metafictionality in Peter Stamm’s "Agnes". Als Forschern und Vermittlern der Schweizer Literatur ist allen drei genannten Personen der grenzüberschreitende Aspekt ein wichtiges Anliegen. Für die deutschsprachige Schweizer Gegenwartsliteratur sind die Interkulturalität und die Transkulturalität typisch. Dies zeigt auch das Leben und Werk ihrer zwei wichtigen Stimmen – Irena Brežná und Peter Stamm. Die aus der Slowakei stammende Irena Brežná (geb. 1950) lebt seit 1968 in der Schweiz. Ausgehend von ihrem biographischen Hintergrund (Emigration mit den Eltern aus politischen Gründen, Arbeit als Psychologin und Dolmetscherin, politisches und journalistisches Engagement in Fragen der Menschenrechte) thematisiert sie in ihren Texten verschiedene Aspekte des schwierigen, aber unentbehrlichen Dialogs zwischen dem Fremden und dem Eigenen. Dies gilt auch für den 1963 in der Schweiz geborenen Peter Stamm, der längere Zeit im Ausland lebte und arbeitete (in Paris, den USA, Skandinavien, London). Die Protagonisten von seinen Romanen und Erzählungen bewegen sich zwischen Heimat und Fremde, Nähe und Ferne, Liebe und Tod. Die Veranstaltungsreihe setzte sich zum Ziel, einen Beitrag zum interkulturellen und interdisziplinären Austausch zwischen Autoren, Wissenschaftlern und Lesepublikum zu leisten. Die im vorliegenden Dossier abgedruckten Vorträge gingen einigen relevanten Aspekten in den ausgewählten Werken der beiden Autoren nach. In ihrem Eröffnungsvortrag behandelte Dagmar Košťálová Brežnás vorletzten Roman Die beste aller Welten (2008) im Spiegel des Intertextualität-Diskurses. Die Linguistin Katarína Motyková (Comenius-Universität Bratislava) widmete sich der Metaphorisierung der Sprache in Brežnás neustem Roman Die undankbare Fremde (2012). Ralph Müller interpretierte Stamms Romane Agnes (1998) und An einem Tag wie diesem (2006) unter dem Blickwinkel der fiktionalen Textwelten. Ján Jambor untersuchte intertextuelle und intermediale Bezüge des Titels Agnes in entstehungsgeschichtlichen Zusammenhängen.
Nach einem Umbau des Redaktionsrates und einer gründlichen Überarbeitung des inhaltlichen Konzepts sowie des äußeren Erscheinungsbildes der früheren Zeitschrift für germanistische Sprach- und Literaturwissenschaft der Slowakei freut sich der Vorstand des Verbandes der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei (SUNG) Ihnen die zweite Nummer einer neuen Folge der slowakischen germanistischen Fachzeitschrift vorlegen zu können.
Unter dem neuen Titel Slowakische Zeitschrift für Germanistik bietet der Verband den slowakischen Germanisten, deren Forschungsinteressen er auch vertreten will, eine geeignete Plattform für produktive fachliche Auseinandersetzung und einen Ort für wissenschaftliche Begegnungen, der Anregungen zu eigenen Erkundungen geben und originelle Zugänge zu aktuellen Forschungsthemen motivieren kann. Die Zeitschrift möchte an alles Positive in den langjährigen Bemühungen um ein fachgermanistisches Forum in der Slowakei anknüpfen und die germanistische Zeitschriftenlandschaft bereichern. Wir hoffen auf einen Neustart dieses Periodikums, vor allem auf das Interesse einer breiten Leserschaft und auf positive Resonanz, die zur Intensivierung des wissenschaftlichen Austauschs beitragen soll.
Unter der Abkürzung SZfG verbirgt sich die Slowakische Zeitschrift für Germanistik, die vom Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei herausgegeben wird. Die Zeitschrift entstand 2009 und bietet Germanisten aus aller Welt die Möglichkeit, ihre linguistischen und literaturwissenschaftlichen Beiträge zu veröffentlichen.
Unter der Abkürzung SZfG verbirgt sich die Slowakische Zeitschrift für Germanistik, die vom Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei herausgegeben wird. Die Zeitschrift entstand 2009 und bietet Germanisten aus aller Welt die Möglichkeit, ihre linguistischen und literaturwissenschaftlichen Beiträge zu veröffentlichen.
Der Status der Satzadverbien
(2010)
Satzadverbien, auch Modalwörter genannt, sind Ausdrücke, mit denen der Sprecher oder die Sprecherin eines Satzes zum Geltungsgrad des geäußerten Satzes Stellung nimmt. Es handelt sich um Wörter wie tatsächlich, wahrscheinlich, leider, hoffentlich und andere. Mit ihnen wird der Satz, in dem sie vorkommen, bekräftigt oder abgeschwächt, bewertet und in bestimmter Weise kommentiert. Sie sind ein äußerst effektives Mittel, Sätze mit solchen Stellungnahmen und Bewertungen anzureichern und dadurch die Kommunikation kompakter und beweglicher zu machen. Für den Fremdsprachenunterricht ist die Kenntnis ihrer Funktionsweise unverzichtbar. Auch die Beobachtung ihres Stellungsverhaltens ist wichtig, vor allem, wenn sie in Kombination auftreten, was nicht selten der Fall ist.
Mein Beitrag stützt sich auf die in Münster, in Nitra und in Bochum gehaltenen Vorträge zum Problem der Satzklammerverletzung am Beispiel der Subjunktoren weil und obwohl. Die Analyse der Mannheimer Korpora wies eine niedrige Anzahl von weil- und obwohl-Sätzen mit Erststellung auf, was mich dazu veranlasste, die weil- und obwohl-Erststellung als Tendenzerscheinung zu bezweifeln. Ich habe beschlossen, meine Untersuchung zu erweitern und auch die anderen kausalen Subjunktoren da, damit, wobei zu berücksichtigen. Dadurch wird fast der ganze Kausalbereich abgedeckt, was es ermöglicht, meine Thesen zu verifizieren bzw. zu präzisieren.
In diesem Beitrag geht es um den Versuch, die erste Bestandsaufnahme der lexikografischen Produktion der allgemeinen deutsch-slowakischen Wörterbücher vorzulegen, jedoch ohne Anspruch auf eine tiefere linguistische Analyse der lexikografischen Konzepte und des bearbeiteten Materials in den einzelnen Lexika. Die speziellen Wörterbücher und Fachwörterbücher werden Untersuchungsgegenstand einer Folgestudie sein. Die gesamte Produktion kann man aus Sicht des Mediums zunächst in Printwörterbücher und digitale Wörterbücher teilen.
Mit der Einbeziehung der Slowakei in die globalisierte Welt erhielten die lexikographischen Werke, die sich mit der Äquivalenz der deutschen Lexeme in der slowakischen Sprache und umgekehrt beschäftigen, größere Bedeutung. Besonders im Bereich der Wirtschaft entwickelt sich die Lexik im Laufe der Zeit rasant. Slowakische und deutsche Partner treten immer häufiger in Kontakt, um auf die mannigfaltigen Probleme, die im Laufe der Zeit zu lösen sind, einzugehen.
Am 21. Juni 2011 veranstaltete der Lehrstuhl für Germanistik der Cyril und Methodius Universität in Trnava zusammen mit dem Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei ein wissenschaftliches Seminar zum Thema "20 Jahre Germanistik in der Slowakei", das sich zum Ziel setzte, die vergangenen zwei Jahrzehnte in der slowakischen linguistischen und literaturwissenschaftlichen Germanistik zu analysieren und zu bewerten. Das Seminar wurde anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums der Verbandsgründung im Jahre 1991 veranstaltet. Die Teilnehmer beschlossen unter anderem, diese Periode in einer Reihe von rückblickenden Beiträgen zu dokumentieren und somit zu einer größeren Informiertheit über die Forschungsaktivitäten, Publikationen und Projekte der germanistischen Institute in der Slowakei beizutragen. Für die Zukunft planen die slowakischen Germanisten ein breit angelegtes Forschungsprojekt zum Thema "Slowakische Germanistik von 1945 bis zur Gegenwart", im Rahmen dessen vor allem eine komplett annotierte germanistische online-Bibliografie und eine digitale germanistische Bibliothek errichtet werden sollen.
In dieser Nummer werden Beiträge zur linguistischen Germanistik veröffentlicht. Die Autoren dokumentieren in ihren retrospektiven Berichterstattungen die Aktivitäten und Veröffentlichungen in der Grammatikforschung (R. Kozmová), in der Sprachgeschichts- und Mundartforschung (M. Papsonová), in der kontrastiven Phonetik (L. Adamcová), in der Phraseologie und Stilistik (M. Vajičková), in der Semantik- und Wortbildungsforschung (L. Sisák), in der deutsch-slowakischen Lexikografie (P. Ďurčo), in der Fachsprachenforschung (A. Ďuricová) und in der Fachsprachenlexikografie (E. Ondrčková, D. Lišková). Wie die Autoren in ihren Beiträgen betonen, sind noch weitere vertiefte analytische Untersuchungen auf diesem Gebiet notwendig. Diese sollten nicht nur die Stärken und Schwächen der Germanistikforschung in der Slowakei zeigen, sondern vor allem die engere Zusammenarbeit unter den oft vereinzelt wirkenden Fachleuten anregen, die Weichen für weitere Forschungen stellen und unserer jüngeren und jüngsten Generation der Deutschlehrer und Germanisten eine solide und zuverlässige Informations- und Orientierungsquelle in die Hand geben, die ihnen in ihrer professionellen Karriere behilflich sein wird.
Unter der Abkürzung SZfG verbirgt sich die Slowakische Zeitschrift für Germanistik, die vom Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei herausgegeben wird. Die Zeitschrift entstand 2009 und bietet Germanisten aus aller Welt die Möglichkeit, ihre linguistischen und literaturwissenschaftlichen Beiträge zu veröffentlichen.
Negation und Modalität
(2009)
Der vorliegende Artikel behandelt die Problematik der Negation im Rahmen der Modalität. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf formale und inhaltliche Aspekte der Negation auf dem modalen Feld. Nach dem Vergleich der Ausdrucksmöglichkeiten der Negation im Deutschen und Slowakischen werden die Auswirkungen der Negation auf die semantische Ebene der Modalverben (weiter nur MV) in beiden Sprachen konkret behandelt. Es gibt mehrere Verfahren zur Skopusfestlegung des Negators. Im Artikel wird ein Modell präsentiert, das die Diskrepanz zwischen der oberflächlichen und tatsächlichen Negation in beiden Sprachen zeigt.
Phraseologismen sind ein wichtiger Bestandteil der Lexik jeder Sprache und daher ein Phänomen, das einen festen Platz auch in der fremdsprachigen Kommunikation einnimmt. Das vorliegende multimediale Unterrichtsmaterial von Hana Bergerová stellt ein sehr komplexes Angebot zur Vermittlung der praktischen und theoretischen Phraseologie dar. Die Lern-CD richtet sich an drei Lernergruppen und bietet didaktische Vorschläge für die Arbeit mit Phraseologismen an Grundschulen, Mittelschulen und in der germanistischen Ausbildung. Eine weitere Zielgruppe sind die an diesen Schultypen unterrichtenden Lehrer, die mit Hilfe der vorliegenden Materialien zahlreiche Unterrichtseinheiten gestalten können und darüber hinaus viele didaktische Tipps bekommen. Die einzelnen Aufgaben sind primär als computergestützte Arbeit zum Selbstlernen konzipiert, aber durch die Möglichkeit, die einzelnen Seiten gleichzeitig auszudrucken, ist auch der direkte Einsatz im Unterricht durchaus denkbar. Das Sprachniveau der angesprochenen Zielgruppen wird zwar nach dem Europäischen Referenzrahmen für Sprachen nicht näher bestimmt, es handelt sich aber eher um fortgeschrittene Lerner.
Unter dem schlichten Titel "Anglizismen in der Werbung" haben wir im Jahr 2000 im Rahmen einer Dissertation eine Untersuchung des Vorkommens von Anglizismen in deutschen und tschechischen Fernsehwerbespots vorgenommen. Das Ziel dieser Untersuchung bestand darin zu überprüfen, in welchem Maße in der Werbung – einem Teilbereich der modernen Kommunikation –, die Carstensen im Jahre 1965 (25 ff.) als "eines der Haupteinfalltore für Anglizismen" bezeichnete, derartige Lexeme auffindbar sind, und zwar in beiden natürlichen Sprachen gleichermaßen. Obwohl es sich um einen relativ kleinen Wirklichkeitsausschnitt handelte, konnte nachgewiesen werden, dass sich in der Werbebranche die Verwendung von Anglizismen zu einem gewissen Standard herausgebildet hat, wobei Fink bereits einige Jahre vorher das Englische als ideale Werbesprache (1980, 210) bezeichnet und in diesem Zusammenhang von deutschen Marketing- und Werbefachleuten als den "Kreatoren" so genannter "deutscher" Anglizismen (1997, 12) gesprochen hatte. Eine steigende Tendenz der Verwendungshäufigkeit war zum damaligen Zeitpunkt auch in Tschechien zu beobachten. Für die Untersuchung, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhob und sicherlich nicht repräsentativ war, wurden die Werbeblöcke vor bzw. nach den Hauptnachrichten auf jeweils einem deutschen und einem tschechischen öffentlich-rechtlichen und einem privaten Sender gewählt. Beim Vergleich der Werbeblöcke im deutschen und im tschechischen Fernsehen ergaben sich im Jahre 2000 quantitativ keine wesentlichen Unterschiede. Weiterhin konnten keine Differenzen zwischen den öffentlich-rechtlichen und den kommerziellen Fernsehsendern in Bezug auf die Anzahl von Anglizismen festgestellt werden. Auf allen Kanälen liefen Spots mit einem mehr oder weniger hohen Anteil an englischen Wörtern, Redewendungen oder anderen Kommunikationsmitteln (Musik mit englischen Texten).
Der vorliegende Artikel befasst sich mit dem aktuellen Thema des Anglizismengebrauchs in der deutschen Sprache. Er konzentriert sich ausschließlich auf den Anglizismengebrauch in der Zeitschrift Marketing Journal. Verglichen werden zwei Ausgaben, und zwar das zweite erschienene Exemplar aus dem Jahr 1969 und das erste Heft aus dem Jahr 2007. Es wird herausgestellt, welche qualitativen, quantitativen und lexikalischen Veränderungen der Ang-lizismengebrauch im Laufe von 39 Jahren erfahren hat. Darüber hinaus wird auf die Schreibweise der Anglizismen näher eingegangen.
Im folgenden Artikel wird der Versuch unternommen, die Hauptmerkmale der phonetischen Forschung in der slowakischen Germanistik (teils aus kontrastiver Sicht) in den letzten zwei Jahrzehnten zu dokumentieren.
Aus verständlichen Gründen verzichten wir dabei auf Vollständigkeit: Die Ergebnisse der phonetischen Arbeiten sind in bibliographischen Abteilungen der Bibliotheken bzw. im Internet zusammengetragen. In unserer Analyse berücksichtigen wir nur diejenigen AutorInnen, die wir aus anderen slowakischen Universitäten kennen und mit denen wir im regelmäßigen Kontakt sind. Es handelt sich um folgende PhonetikerInnen: Viera Chebenová (UKF Nitra), Zuzana Bohušová (UMB Banská Bystrica), Viera Lagerová (Trnavská univerzita) und Anna Džambová (Prešovská univerzita). Es wird sich in der Zukunft sicher die Möglichkeit ergeben, die aktuelle Situation gründlich zu recherchieren (z. B. im Rahmen eines Projektes), die Liste der AutorInnen und ihrer Werke zu vervollständigen, zu analysieren und zu diskutieren. Deren niedrige Zahl beruht auf der Tatsache, dass die deutsche Phonetik nicht zu den bevorzugten Gebieten der germanistischen Linguistik in der Slowakei gehört (auf dieses Problem wiesen wir in unseren Beiträgen der letzten Jahre mehrmals hin). In der Slowakei gibt es zahlreiche GermanistInnen, die sich eher für Gebiete wie Lexikographie, Lexikologie, Phraseologie, Grammatik, Didaktik, Translatologie, Pragmatik interessieren.
Der zwanzigjährige Weg, den die Germanistik in der Slowakei nach der Wende zurückgelegt hat, spiegelt sich in quantitativen und qualitativen Veränderungen, Erfolgen und Positiva in der breitesten und allgemeinsten Auffassung (der deutschen Sprache und der Arbeit im Bereich Germanistik tätiger Fachleute) wider. Beeinflusst von politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen in der Slowakei sowie von Internationalisierungs- und Globalisierungstendenzen haben die deutsche Sprache und die Germanistik in der Slowakei Bedeutung erworben. Dies hatte eine massenhafte Vermittlung der deutschen Sprache auf allen Bildungsebenen (von Kindergärten bis zu Universitäten und Betrieben), die Gründung von germanistischen Instituten, Erweiterung von Studiengängen und Entwicklung der wissenschaftlichen und Forschungstätigkeit im Bereich der deutschen Sprache zur Folge. Zu einem in der Slowakei etablierten Forschungsbereich ist auch die deutsche Fachsprache geworden.
Seit 2005 bestehen zwischen Angehörigen der Institute bzw. Abteilungen für Germanistik der Universitäten Prešov und Trier lebhafte Kontakte, die zu einer 2006 und 2007 abgehaltenen Vortragsreihe führten. In dem vorliegenden Sammelband haben diese sichtbaren Ausdruck gefunden. Die Beiträgerinnen und Beiträger beschäftigen sich mit Themen verschiedener Gebiete der Germanistik und angrenzender Disziplinen wie Philosophie, Geschichte, Landeskunde und vermitteln so einen guten Eindruck in die Arbeitsgebiete der beteiligten Lehrenden und Studierenden. Zur Zielsetzung der Vortragsreihe gehört es, auch fortgeschrittene Studierende zu Wort kommen zu lassen. Dass sich deren Beiträge von denen der wissenschaftlich stärker profilierten Germanistinnen und Germanisten mehr oder weniger stark unterscheiden, liegt auf der Hand. Ein Verzeichnis der Mitwirkenden sowie eine Übersicht über die bisherigen Aktivitäten bieten die Möglichkeit, sich über die Personalia zu informieren.
Unter der Abkürzung SZfG verbirgt sich die Slowakische Zeitschrift für Germanistik, die vom Verband der Deutschlehrer und Germanisten der Slowakei herausgegeben wird. Die Zeitschrift entstand 2009 und bietet Germanisten aus aller Welt die Möglichkeit, ihre linguistischen und literaturwissenschaftlichen Beiträge zu veröffentlichen.
Der dritte Band der Germanistischen Schriftenreihe aus Forschung und Lehre "Aussiger Beiträge" entstand zu Ehren von Prof. Marie Maroušková, die im Jahre 2009 einen runden Geburtstag feierte. Das Spektrum ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit weist eine bewundernswerte Breite auf. Dieselbe Breite charakterisiert auch die Festschrift der Philosophischen Fakultät in Ústí nad Labem (Tschechische Republik), an der sie jahrelang tätig war. Schon das Thema des Heftes ist vielversprechend.
Die deutschsprachige literarische und publizistische Produktion aus dem Gebiet der heutigen Slowakei wurde in der germanistischen Forschung lange Jahre vernachlässigt. Besonders wenig weiß man über die Beteiligung der Frauen am Literaturbetrieb. Dabei gibt es Belege für deutsch geschriebene literarische Texte von Frauenhand bereits im frühen 19. Jahrhundert (Meier 2001:252). Um die Forschungslücke zu füllen, entstand das Projekt "Vergessene Texte, vergessene Literatur", das am Lehrstuhl für Germanistik der UPJŠ unter der Leitung von Ingrid Puchalová realisiert wird. Das Ziel des Projektes ist es, die literarische und publizistische Produktion deutschsprachiger Frauen, die dem Gebiet der heutigen Slowakei entstammten, wieder aufzudecken und ihren Beitrag zur Literatur- und Kulturgeschichte der Region kritisch zu bewerten. Der Schwerpunkt der ersten Forschungsphase wurde auf den Zeitraum um 1900 gelegt. Angesichts der vielen individuellen Schicksale deutschsprachiger Frauen scheint es sinnvoll, das Augenmerk auf den geschichtlichen sozialen und kulturellen Kontext zu lenken, in dem sie lebten und schufen. Der folgende Beitrag fokussiert deswegen drei Themenbereiche:
- Entwicklung von Ungarn und insbesondere Oberungarn um 1900
- Stellung der Deutschen in Ungarn im gegebenen Zeitraum
- Bürgerliche Frauen, ihre Stellung, Erziehung und Bildung
Ende der 1990er Jahre hat Juri Elperin für seine Verdienste um die deutsch-russischen Literaturbeziehungen, für seine verschlungene und auch von deutscher Seite aus geschlagene Biografie, zusätzlich zu seiner russischen die deutsche Staatsbürgerschaft zuerkannt bekommen – und er erhielt eine Ehrenpension des Bundespräsidenten; seit 2000 lebt er wieder, nach der Übersiedlung aus Moskau, in Berlin – in der Stadt, in der er groß geworden ist, und mit der ihn so viele Erinnerungen aus der Kinder- und Jugendzeit verbinden.
Im Jahre 2010 wurde von Petra Besedová und Lenka Maryšková ein literarisches Lexikon herausgegeben. Dieses Sammelwerk konzentriert sich auf die deutschsprachige Literatur für Kinder und Jugendliche, dabei werden sowohl ältere als auch moderne Autoren und ihre Werke vorgestellt. In keiner der bisher veröffentlichten tschechischen und slowakischen Publikationen dieser Art wurde diese Problematik in einem so großen Umfang erarbeitet. Die Leser erhalten mit Hilfe dieses Lexikons wichtige Informationen über Leben und Werk der bedeutendsten, aber auch weniger bekannten deutschsprachigen Schriftsteller für Kinder und Jugendliche.
Wir möchten im Folgenden die Erforschung der österreichischen Literatur im Kontext der slowakischen (germanistischen) Literaturwissenschaft skizzieren. Was den methodischen Aufbau dieses Artikels betrifft, so gehen wir nach den einzelnen Forschern1 vor (wobei es nicht unser Ziel sein kann, alle Forscher und alle ihre Arbeiten aufzunehmen), stellen ihre Forschungsintentionen dar, ihre wissenschaftlichen Ansätze, ihre Themengebiete und ihre wissenschaftlichen Aktivitäten, die in Verbindung mit der österreichischen Literatur stehen. Dabei ist nicht nur an umfassende monographische Arbeiten zu denken, sondern auch an monothematisch motivierte Kooperationen wie Konferenzen, wissenschaftliche Seminare, monothematisch angelegte Nummern von Fachzeitschriften usf. Ein nicht unwesentlicher Aspekt unserer Reflexionen ist die historische Einbettung der wissenschaftlichen Ansätze nach 1990, d. h. es werden nicht nur die Formen der Reflexion der österreichischen Literatur erläutert, sondern auch die Voraussetzungen und Hintergründe erklärt, die sowohl institutionellen Charakter haben als auch stark an die persönlichen Interessen und Intentionen der Forscher selbst gekoppelt sind. Ein weiterer, aber mit dem zuletzt genannten Aspekt verbundener Umstand, der zu berücksichtigen ist, ist die generationelle Positionierung der Forscher selbst, ihre wissenschaftliche Sozialisation, ihre theoretische bzw. weltanschauliche Orientierung, die in ihren Arbeiten deutlich sichtbar wird.
Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel, eine Bestandaufnahme der literaturwissenschaftlichen Reflexion der deutschsprachigen Schweizer Literatur (DSCHL) in der slowakischen Germanistik (SG) seit 1990 durchzuführen. Die einschlägigen Publikationen wurden nach ihrer Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Textsorten literaturwissenschaftlicher Arbeiten zunächst in sechs Gruppen eingeteilt: 1. komplexe literaturwissenschaftliche Arbeiten größeren (Monographien, Dissertationen) und mittleren Umfangs (Studien), 2. Kapitel in Lehrwerken und publizierte Unterrichtsmaterialien, 3. Rezensionen von Neuerscheinungen der Gegenwartsliteratur, 4. Nachworte in slowakischen Ausgaben von literarischen Übersetzungen, 5. Begleittexte zu Übersetzungen von literarischen Texten, publiziert in literarischen Zeitschriften und 6. Sonstiges (z.B. Berichte, Rezensionen von Fachpublikationen).
Bis 1989 hatte die aus der DDR stammende Literatur in der damaligen sozialistischen Tschechoslowakei eine ideologisch bedingte Sonderstellung unter den Literaturen deutschsprachiger Länder. Nach dem geschichtlichen Umbruch 1989/90 rücken sehr schnell andere, jahrzehntelang gezwungenermaßen vernachlässigte Literaten, Werke und Themen ins Blickfeld der slowakischen Germanistik. Was noch in den siebziger Jahren als eine erwünschte Brücke zur regimekritischen Literatur wahrgenommen wurde, verschwindet aus dem Blickfeld, da der Nachholbedarf aus den bis dahin gesperrten Gebieten als dringend empfunden wird und das Versäumte besondere Aufmerksamkeit verdient. Nach 1990 begeben sich selbst die früher für DDR-Autorinnen und -Autoren begeisterten Übersetzer, Vermittler und Forscher auf andere Wege und merken erst mit deutlicher zeitlicher Distanz, dass in Ostdeutschland nach der Wende eine auch für Kultur- und Literaturwissenschaftler spannende Situation entsteht.
Diese kleine Studie wendet sich also den Leistungen der slowakischen Germanistik in einem Bereich zu, der in der Bilanz der letzten zwei Dekaden auf den ersten Blick am wenigsten interessant erscheint. Erst die Darstellung der slowakischen Forschungsarbeiten zu der in den vier Jahrzehnten vor 1990 in der DDR entstandenen Literatur kann ein komplettes Bild ihrer literaturwissenschaftlichen Reflexion in der Slowakei bieten, vor allem sollte den wissenschaftlichen Ansätzen der sechziger, siebziger und achtziger Jahre Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zu viele Mosaiksteine des Bildes fehlen, wenn man sich bloß auf die letzten zwanzig Jahre bezieht.
Besteht ein substantieller Zusammenhang zwischen dem akustischen Material der Musik und ihrer ästhetischen Realität? Sind die Möglichkeiten der Musik als Medium emotioneller Kommunikation aus der Schwingungsnatur des Klangs begründbar? Lassen sich Relationen zwischen der inneren Organisation des akustischen Materials und musikalischer Form nachweisen?
Der vorliegende Artikel stellt zwei punktuell aus der Geschichte der Musikästhetik herausgegriffene Positionen nebeneinander, mit denen sich diese Fragen positiv beantworten lassen. Ein erster Zugang gilt den Ideen einer besonderen Affinität zwischen dem 'bewegten Innern' einerseits und dem Klangmaterial der Musik andererseits, dem die deutsche Musiktheorie des späten 18. Jahrhunderts Ausdruck verleiht. Der andere bezieht sich auf den philosophierenden dänischen Physiker Hans Christian Ørsted und seine Vorstellungen eines Zusammenhangs zwischen musikalischer Form und der inneren Beschaffenheit des musikalischen Tons, die er zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Betrachtungen über Chladnis Klangfiguren entwickelte.
This paper corroborates the interpretability proposal of Chomsky (1995) with evidence from scrambling in Japanese and German. First it is shown that scrambling in Japanese is semantically vacuous, whereas scrambling in German is semantically contentful. Chomsky’s proposal then predicts that the feature driving Japanese scrambling is erased after checking, while the corresponding feature in German remains visible, specifically for the Shortest Attract condition. Looking at patterns of movement that result in overlapping paths, this prediction is seen to be correct.
Im Folgenden soll kurz geklärt werden, was Genus ist (Kap. 2) und – auch wenn diese Frage nicht mit unserem derzeitigen Wissen beantwortbar ist – woher Genus kommen könnte (Kap. 3). Hauptsächlich stellt sich jedoch die Frage: Was tun mit Genus, das heute das Endstadium einer langen Grammatikalisierung darstellt (Kap. 4)? Hier wird die wichtigste Antwort lauten: Genus hat eine neue, eine syntaktische Nutzung erfahren, indem es maßgeblich daran beteiligt ist, unsere berühmten Nominalklammern zu bauen (4.1). Außerdem gibt es weitere "Recyclingmöglichkeiten" von Genus, nämlich: a) Objekte, die Namen tragen, zu klassifizieren (die Kaiser Wilhelm), b) Beziehungen zwischen namentragenden und namenverwendenden Personen zu qualifizieren (der Peterle, das Anna) oder sogar c) Personen zu degradieren (das Merkel). Mit Punkt a) begebe ich mich in die Onomastik, mit Punkt b) in die Dialektologie, und mit Punkt c) werde ich mit der Genderlinguistik enden.
In der emotional geführten Sprachverfallsdebatte wird besonders die Apostrophsetzung vor dem Genitiv- und dem Plural-s, vulgo Deppen-Apostroph, kritisiert und als vermeintliche Entlehnung aus dem Englischen stigmatisiert. Erst seit kurzem liegen mit Scherer (2010, 2013) korpusbasierte Untersuchungen vor, die eine angemessene Interpretation dieses graphematischen Wandels erlauben, der weitaus älter ist als gemeinhin vermutet. Generell erweist sich, dass viele als neu und bedrohlich empfundene Sprachveränderungen bereits vor über hundert Jahren meist ebenso emotional gegeißelt wurden. Der Beitrag befasst sich hauptsächlich mit der diachronen Entwicklung des phonographischen Apostrophs zu einem morphographischen, dessen Funktion nun nicht mehr darin besteht, nicht-artikulierte Laute zu markieren, sondern morphologische Grenzen (Uschi's, Joseph K.'s, CD's ). Deutlich wird, dass der Apostroph der Gestaltschonung komplexer Basen dient, deren Gros aus Eigennamen besteht. Anschließend wird in einem kürzeren Teil nach der Entstehung und Beschaffenheit dieser s-Flexive selbst gefragt. Diese sind ihrerseits Ergebnis flexionsmorphologischer Umstrukturierungen und garantieren maximale Konstanthaltung des Wortkörpers. Abschließend wird noch die neueste Entwicklung gestreift, die in der Deflexion ebendieser s-Flexive besteht und die sich wieder am deutlichsten bei den Eigennamen manifestiert. Diese haben als Quelle all dieser Entwicklungen zu gelten (vgl. des Irak, des Helmut Kohl, auch des Perfekt, des LKW, des Gegenüber ). Insgesamt ist festzustellen: Nicht nur die Apostrophsetzung vor s-Flexiven, sondern auch die s-Flexive selbst sowie ihr derzeitiger Abbau dienen ein und derselben Funktion: Der Schonung durch Konstanthaltung markierter Wortkörper, worunter mehrheitlich Eigennamen fallen, daneben auch Fremdwörter, Kurzwörter und Konversionen. Damit sind es die Eigennamen, die Ausgangspunkt und Ursache tiefgreifenden flexionsmorphologischen und graphematischen Wandels bilden.
Alle germanischen Sprachen haben in den nachchristlichen Jahrhunderten eine phonologische Umlautphase durchlaufen, allerdings mit je unterschiedlichen Resultaten. Dieser Umgang mit den Umlautprodukten wurde bisher nie vergleichend in den Blick genommen; vielmehr bekommt man in jeder Einzelphilologie den Eindruck, als habe die Umlautentwicklung nur so und nicht anders verlaufen können. Erst die historisch-kontrastive Perspektive erweist, dass sich drei Pfade systematisieren lassen: Der Umlaut wird konserviert (Isländisch), er wird eliminiert (Englisch, Niederländisch) – Schwedisch nimmt hier eine Zwischenposition ein –, oder er wird funktionalisiert (grammatikalisiert) und damit morphologisch ausgedehnt (Deutsch, Luxemburgisch).
Im Folgenden werden diese drei Wege nicht nur beschrieben, sondern auch begründet. Der konsequente Sprachwandelvergleich ermöglicht dabei das Verständnis von Zusammenhängen und erlaubt es, aus den Einzelphilologien abgeleitete Annahmen zu revidieren.
Ich möchte […] drei Beispiele für den produktiven Dialog zwischen Historischer Sprachwissenschaft und Sprachtypologie liefern: 1. Den phonologisch-typologischen Wandel des Deutschen von einer Silben- zu einer Wortsprache, 2. die frühnhd. 'Justierung' der Abfolge grammatischer Kategorien am Verb gemäß der universellen Relevanzskala, und 3. die Entwicklung unseres Höflichkeitssystems am Beispiel der Anredepronomen. Weder liefere ich Neues noch kann ich ins Detail gehen. Es geht hier nur darum, für die gegenseitige Wahrnehmung und Zusammenarbeit linguistischer Disziplinen zu werben.
Auf dem Weg zu Nicht-Flektierbaren : die Deflexion der deutschen Eigennamen diachron und synchron
(2012)
Im heutigen Deutsch sorgt die Flexion von Eigennamen im Genitiv für einen echten Zweifelsfall, mehr noch bei geographischen Namen als bei Personennamen, vgl. des Orinoko(s), des Iran(s), des vereinigten Deutschland(s), ebenso im Plural: die beiden Deutschland(s). Personennamen werden, wenn ihnen ein Artikel (mit oder ohne Adjektiv) vorangeht, in aller Regel schon nicht mehr flektiert, vgl. die 1. Auflage (1774) von "Die Leiden des jungen Werthers" mit Genitivendung mit der 2. Auflage (1787), wo diese Endung schon fehlt. Heute dominiert die Nichtflexion: der Geburtstag des kleinen Julian, des Helmut Kohl. Aus diachroner Sicht stellt dieses Stadium nur einen weiteren Schritt in Richtung onymische Deflexion dar. Dieser Deflexion und ihren Gründen soll in diesem Beitrag nachgegangen werden. Flektierten Eigennamen im Althochdeutschen noch ausgiebig (in mehreren Flexionsklassen), so haben sie im Laufe der Zeit ihre Flexion in zweierlei Hinsicht stark eingeschränkt: a) paradigmatisch durch den Abbau an Allomorphie und die Durchsetzung sog. überstabiler Marker, die oft erstes Indiz für den Beginn von Deflexion sind; b) syntagmatisch durch den sukzessiven Abbau von Flexiven am Wortkörper. Neben Kasus und Numerus haben sich auch bei Genus tiefgreifende Veränderungen vollzogen: Genus wird zunehmend pragmatisch "von außen" fixiert, d.h. immer mehr von Eigenschaften des Referenzobjekts gesteuert.
Contemporary German abounds in doubtful cases where linking elements alternate with zero elements, such as Seminar(+s?+)arbeit 'term paper', Respekt(+s?+)person 'person who commands respect'. This variation indicates a profound language change in the course of which the linking +s+ has spread continuously since Early New High German and is replacing the zero element more and more often. Today, +s+ is the most productive, progressive and most frequently occurring linking element. In this paper, we provide an explanation for the doubtful cases. Most often, the linking +s+ depends directly on the phonological quality of the first part of the compound: the worse its phonological structure, the more likely the occurrence of the linking +s+. It occurs most regularly after first parts of compounds containing a suffix or an unstressed prefix (Verkáuf+s+gespräch 'sales conversation'), while words with an ideal phonological structure (monosyllabic or trochaic words) rarely attract the linking +s+. The variation concentrates on compounds whose first parts feature a stressed prefix (Éinkauf(+s?+)führer 'shopping guide'). There is, however, a further factor which leads to fluctuation in the occurrence of the linking +s+. In cases where the second part of synthetic compounds such as Auftrag(+s?+)geber 'client' contain a high degree of verbality, the linking +s+ blurs the syntactic relation between the immediate constituents, strengthening the morphological character of the compound.
Zu dem Strauß der Bindestrichlinguistiken gesellt sich derzeit ein weiteres, besonders interessantes und vielversprechendes Exemplar, die sog. Zweifelsfall-Linguistik. Ihre Entstehung kann man mit dem "Linguistik online"-Heft "Sprachliche Zweifelsfälle. Theorie und Empirie" [...] auf das Jahr 2003 datieren. [...]
Aus historisch-linguistischer Perspektive handelt es sich sehr häufig um Fälle sich gegenwärtig vollziehenden Sprachwandels, d.h. was heute an seismischen Bewegungen registriert wird, hat seinen Herd, um in diesem Bild zu bleiben, oft im Frühneuhochdeutschen oder noch früher. [...] Gerade für die zukünftigen LehrerInnen ist es wichtig, von der richtig/falsch-Zentriertheit von Zweifelsfällen wegzukommen und stattdessen der Ratio dieses Phänomens näherzukommen (um dann bessere Anleitungen geben zu können). In Veranstaltungen zu Zweifelsfällen erlangt man übrigens eine beträchtliche diachrone Tiefe, d.h. die Bereitschaft, sich in das Problem, seine Genese und seine Hintergründe einzuarbeiten, ist erfreulich hoch. Interessant (und noch nicht erforscht) ist dabei die unterschiedliche Salienz grammatischer Zweifelsfälle: Während die Fugensetzung sofort als Zweifelsfall erkannt und bestätigt wird, ist es bei der schwankenden Flexion zweier koordinierter Adjektive im Dativ ohne Determinans ("unter großem finanziellem?/finanziellen? Aufwand") anders. Auch wenn die Korpora die Schwankung zwischen Parallel- und Wechselflexion zweifelsfrei als Zweifelsfall ausweisen (ca. zwei Drittel Wechselflexion, ca. ein Drittel Parallelflexion), so erreicht diese Flexionsunsicherheit keinen hohen Bewusstheitsgrad. Die höchste Salienz erreichen übrigens orthographische Zweifelsfälle [...], danach Wortbildungsprobleme wie die (Un-)Trennbarkeit von Präfixen vom Typ "gedownloadet/downgeloadet".
Das im vorliegenden Artikel untersuchte Phänomen im Deutschen ist in der Literatur bisher quasi unentdeckt geblieben. Die einzige Ausnahme bildet der Beitrag von Berg (2008). Die Beobachtung ist folgende: Unter bestimmten Bedingungen, die mit Emphase zu tun haben, kann die lexikalisch festgelegte Betonung, also der Wortakzent, verschoben werden. Im Normalfall betrifft dieser Prozess nicht-native lexikalische Einheiten, denn die Akzentverschiebung passiert in der Regel von hinten nach vorn. Da deutsche Erbwörter initial-, also erstbetont, sind, ist das schwer möglich (jedoch s.u.). Fremdwörter, die auf den hinteren Silben betont sind, sind deshalb prädestiniert. Die meisten Beispiele kommen aus dem Bereich der Wortklasse Adjektiv: spektakulär, skandalös, sensationell, optimal, ideal, brutal, fulminant, perfekt, gigantisch. Im angedeuteten expressiven Gebrauch kann der Wortakzent von der letzten auf die erste Silbe wandern [...].
Der folgende Artikel soll einen Überblick über ein Phänomen geben, das unter verschiedenen Namen einen Einzug in deutsche Grammatiken und linguistische Fachtexte gehalten hat. Man begegnet ihm als "Attribuierungskomplikation", "schiefes Attribut", "grammatische Illusion" und Ähnlichem. Gemeint sind Daten wie der grüne Bohneneintopf, der vierstöckige Hausbesitzer oder das direkte Objektpronomen, sowie die Absturzursache des TWA-Jumbos und die Kritikpunkte an Lakoff. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie die Diskussion um (scheinbar) fehlerhafte Attribuierungen von N+N-Komposita wieder zu einem virulenten Forschungsthema wurde (§1) und wie dessen Behandlung in Grammatiken (§2), (populären) Sprachkritiken (§3) und Fachtexten (§4) aussieht. In §5 wird eine abschließende Diskussion gegeben.
The present investigation steps back to the claims of the 1990s by assuming that there is a functional opposition in the use of P- and D-PRO which affects the status of the pronoun's referent in the mental model of the discourse. We interpret the earlier findings as an indication of an information structural difference which is specifically relevant on the discourse level. The question we address here is twofold. Firstly, we ask whether the assumed opposition in the information status of P- and D-PRO referents has consequences on referent continuation in the ongoing discourse. So far, the effects of P- vs. D-PRO use were determined concerning the status of the pronoun referent in the actual sequence of discourse, i.e. they were determined by a judgement on the salience or the topic/focus status of the pronominal DP. As far as we can see, this determination has not been operationalized further. Since there are contexts in which both P- and D-PRO would fit in with only a feeling of a difference but without clear-cut exclusiveness, the opposition is empirically not well validated. If we could show that there are effects of type of pronoun on the ongoing discourse this would, in our view, provide the lacking empirical validation. Secondly, we ask whether there are effects of the narrator's point of view on P- and D-PRO use. The idea behind this question is that the way of information unfolding in discourse depends on the speaker. S/he decides which pieces of information come next, what is foreground and what is background information. If type of pronoun choice is related to the processes of discourse organization by the speaker – via fore- and backgrounding of information – and if internal or external location of the narrator's point of view influences the organization strategies of the speaker/narrator this might have an ffect on the use of P- and D-PRO.
Aktuelle Berichte
(2013)
Künftige Standards wissenschaftlicher Lexikographie. Europäischer Workshop an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, 25.–27. März 2012 (Marco Scheider, Christiane Unger)
"Bild ist Text ist Bild. Narration und Ästhetik in der Graphic Novel". Konferenz an der Universität Wien, 03.–04. Dezember 2012 (Susanne Hochreiter, Ursula Klingenböck)
Emotionalität im Text. Konferenz an der Universität Ostrava, 20.–23. Februar 2013 (Ágnes Veszelszki)
"Stiftungslehrstühle des BKM in Ost- und Mitteleuropa". Wissenschaftliche Tagung in Olomouc, 11. April 2013 (Veronika Opletalová)
21. Franz Werfel-Tagung "Reise und Raum. Ortsbestimmungen der österreichischen Literatur" in Wien, 26.–27. April 2013 (Zdeněk Pecka)
Im Beitrag werden die Tendenzen im Bereich der Bildung von kulinarischen Bezeichnungen im Deutschen untersucht. Als empirische Basis gelten Benennungen für Weihnachtsgebäck, die in ihrem Komponentenbestand sowohl Weihnachtsbegriffe als auch Lexeme enthalten, die gewisse Assoziationen mit Weihnachten wecken oder kulturell geprägte Begriffe sind. Es wird auf die Struktur, die Art der Komponentenverbindung und die Motiviertheit der gesammelten Namen eingegangen.
Im vorliegenden Aufsatz werden vor dem Hintergrund der bisherigen germanistischen und bohemistischen Phraseologieforschung und in Anlehnung an die Herangehensweise von PIIRAINEN (2001) bzw. DOBROVOĽSKIJ/PIIRAINEN (2009) einige Phraseme benannt, die eine Art verstärktes Potenzial für eine geschlechtsbedingte Restriktion aufweisen. Die Überlegungen zu der Auswahl dieser Phraseme, ihrer phraseographischen Verarbeitung, der Ermittlung erforderlicher Angaben zur Geschlechtsmarkierung und einem eventuellen interlingualen phraseologischen Vergleich werden an verbalen Phrasemen mit Substantivkomponenten aus dem semantischen Bereich der Somatismen illustriert.
Die bisherige mangelhafte Berücksichtigung der substantivierten Infinitive in zweisprachigen Wörterbüchern Deutsch-Tschechisch kontrastiert mit deren oft hoher Vorkommenshäufigkeit sowie mit den Anforderungen, die an moderne Übersetzungswörterbücher seitens ihrer Benutzer gestellt werden, u. a. auch im Bereich der Darstellung der Kollokabilität und Erfassung der Synonymie bzw. Wortbildungskonkurrenz. Die Aufnahme und Darstellung der Infinitivkonvertate im entstehenden Großen Akademischen Wörterbuch Deutsch-Tschechisch wird in diesem Beitrag aus einer Corpus-Driven-Position behandelt.
Der Beitrag untersucht ausgewählte rechtsextreme Internetseiten hinsichtlich der auf ihnen gebrauchten spezifischen Lexik. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit zunächst darauf, wie dort lexikalisch auf die Sprache des Nationalsozialismus Bezug genommen wird. Weitere Themen sind das Vorkommen rechtsextremer Hochwertwörter, die Umdeutung demokratischer politischer Lexik sowie die lexikalischen Mittel zur Polemisierung. Ferner stellt der Beitrag dar, wie auf den betreffenden Seiten die germanische Mythologie für die rechtsextreme Ideologie instrumentalisiert wird. Generell zeigt sich, dass die lexikalischen Spezifika rechtsextremer Internetseiten mit denjenigen traditioneller Publikationen übereinstimmen.