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Von Alessandro Manzonis 'italienischem' Beitrag zur europäischen Romantik-Debatte, der "Lettre à M.r C*** sur l'unité de temps et de lieu dans la tragédie", gibt es keine italienische Ausgangsversion. Im strengen Sinn handelt es sich bei dem hier infrage stehenden Text also nicht um eine Selbstübersetzung, sondern um ein Schreiben in der Fremdsprache Französisch, für das sich sein Autor gegenstands- und situationsbezogen entscheidet. Gleichzeitig ist bekannt, dass Manzonis Schreiben von französischer Politik, französischer Wissenschaft und Kultur gar nicht zu trennen ist. [...] Manzoni erfindet mit den "Promessi Sposi" Sprache als Dichtung und Dichtung als Sprache, als sogenannte National- und Weltliteratur. Die "Lettre à M. Chauvet" markiert dabei, so möchte ich im Folgenden zeigen, eine Art sprachlichen Wendepunkt, an dem die Sprache zu einem metaphorischen Exil wird und als ebenso kontingent wie notwendig erscheint. Der durch die "Lettre à M. Chauvet" initiierte Wissenstransfer wird bedingt durch die spezifische sprachliche und politische Situation Italiens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nur vor diesem Hintergrund wird Manzonis biographische, kulturelle und sprachliche Zwischenposition verständlich. Denn erst im Abgleich der mehrsprachigen Situation (Dialekt, Französisch, hochitalienische Schriftsprache) mit dem Medium einer kodifizierten Schriftsprache (dem Französischen) wird jene Mehrsprachigkeit zu einem Mangel (I.). Die Kluft zwischen geschriebener und gesprochener Sprache wird in der französischen Fremdsprache zu einem epistemischen Zwischenraum, der - je nach Sprecher- und Adressatenperspektive - verschiedene Wissensbereiche betrifft. Editionsphilologisch wird der einzige von Manzoni auf Französisch publizierte Text zu einem Problem von Autorschaft: Co-Autorschaft scheint noch heute (oder gerade heute) philologisch einen Stein des Anstoßes darzustellen (II.). Auf der Ebene des poetologischen Gegenstands zeigt ein Vergleich der frühen Textfassung ('Primo Sbozzo') mit der Druckfassung, dass dieser Text sich im Verlauf der Abfassung mehr und mehr von seinem Ausgangstext (Manzonis Tragödie "Il Conte di Carmagnola" und deren Rezension durch Victor Chauvet) löst und zu einer zukünftigen Poetik der "Promessi Sposi" tendiert (III.). Die kulturelle Zwischenposition des Textes führt dazu, dass der Herausgeber Fauriel auf französischer Seite Manzonis Position als Kritik eines 'Outsiders' gezielt nutzen kann - davon zeugen die textuelle Rahmung wie auch die Missverständnisse, die im Briefwechsel geklärt werden; der Dichter Manzoni wiederum wird in der Perfektionierung des Französischen immer mehr auf das Problem einer sprachlichen Unverständlichkeit des Schriftitalienischen gestoßen (IV.). In der Zusammenfassung lässt sich die "Lettre à M. Chauvet" als offener Text beschreiben, an dem sich, je nach Produktions- und Rezeptionsperspektive, poetologische, subjekttheoretische, kultur- und sprachkritische Fragestellungen kreuzen (V.).
Leben und Werke der Brüder Wilhelm (1767−1835) und Alexander (1769−1859) von Humboldt vollzogen sich in vielfältigen Kultur- und Wissenstransfers. Beide waren, in jeweils unterschiedlichem Ausmaß, Forschungsreisende, wissenschaftliche Publizisten, Wissenschaftspolitiker, Staats- und Hofbedienstete. In der Vielfalt dieser Funktionen waren sie darauf angewiesen, zwischen fachlicher, politischer und öffentlicher Kommunkation vermitteln zu können, sich also selbst zu übersetzen - in einem zunächst einmal weiten Verständnis von Übersetzung, das neben sprachlichen Übertragungen auch die "Notwendigkeit kultureller Übersetzungsprozesse" meint und auf ein "Immer-schon-Übersetztsein" von Kulturen in ihrer Vielheit und Mannigfaltigkeit verweist. Solche kulturellen Transfers erweisen sich aber bei den Humboldts auf spezifische Weise als sprachgebunden. Daher lässt sich der im weiteren Sinne übersetzende Charakter ihres wissenschaftlichen und politischen Wirkens auf die interlingualen Selbstübersetzungen hin engführen, die untrennbar mit der mehrsprachigen Genese ihres jeweiligen Gesamtwerks verbunden sind. [...] Als besonderer Fall von kosmopolitischer Mehrsprachigkeit ist für beide Humboldts die deutsch-französische Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte betont worden. Für beide besaß die französische Sprache einen zentralen Stellenwert: als von klein auf gesprochene Zweitsprache und als wissenschaftliche lingua franca der Zeit um 1800. Sie war immer dort mit im Spiel, wo sich Wilhelm und Alexander von Humboldt als Selbstübersetzer betätigten. Dabei ging die Übersetzungsrichtung sowohl aus dem Deutschen ins Französische als auch umgekehrt; übersetzt wurden sowohl komplette eigene Texte als auch Abschnitte aus teils publizierten, teils unpublizierten Arbeiten, die in der jeweils anderen Sprache zum Ausgangsmaterial für neue Schriften werden konnten. Auf diese Weise entstanden zweisprachige Textkorpora verschiedenen Zuschnitts, wie im Folgenden an chronologisch angeordneten Beispielen dargelegt werden soll, und zwar sowohl hinsichtlich der jeweiligen wissenschaftlichen Kontexte als auch im mikrologischen Blick auf die Texte selbst. Zwei der Beispiele stammen von Wilhelm von Humboldt: ein deutsch-französisches Konglomerat zur Ästhetik (II.) und ein französisch-deutsches über altamerikanische Sprachen (IV.); die beiden anderen von Alexander von Humboldt: die parallel auf Französisch und Deutsch veröffentlichte Abhandlung zur Geographie der Pflanzen (III.) und die französische Übersetzung der zuerst auf Deutsch publizierten Einleitung zum mehrbändigen Spätwerk, dem Kosmos (V.). Abschließend soll nochmals die pragmatische und theoretische Reichweite der Humboldt'schen Selbstübersetzungen benannt werden (VI.).
Zwar verfasste und veröffentlichte Schlegel das Gros seiner Schriften auf Deutsch, mehrere wichtige Publikationen erschienen aber auf Französisch und Latein. Schlegels berühmte Übersetzungsleistungen und seine mehrsprachige Publikationspraxis legen die Vermutung nahe, er habe sich als Selbstübersetzer betätigt, um etwa seine deutschsprachigen Schriften für ein internationales Publikum zugänglich zu machen. Dies ist jedoch nicht der Fall: Entweder wurden seine Schriften von Dritten übersetzt, mit oder ohne Mitwirkung des Autors, oder er selbst hat die jeweilige Schrift direkt in der Fremdsprache verfasst. Diese Sprachwahl ist meines Erachtens ein wesentlicher Grundzug von Schlegels Publikationsstrategie. Schlegel übersetzte seine Schriften weder selbst noch gab er sie als Selbstübersetzungen an. Und trotzdem lässt sich bei Schlegel das Phänomen der Selbstübersetzung feststellen. Denn er übernahm frühere Gedanken, Ausdrücke und Botschaften in neue, in einer anderen Sprache verfasste Schriften und passte sie dem Zielpublikum an. So tauchen äquivalente Textpassagen, seien es einzelne Sätze, seien es ganze Absätze, in Texten auf, die in unterschiedlichen Sprachen verfasst wurden. Diese Selbstübersetzungen spiegeln auf einer interlingualen Ebene die enge intertextuelle Vernetzung seines scheinbar disparaten Werks wider und sind eng mit analogen intralingualen Verfahren wie Kommentieren, Paraphrasieren, Zusammenfassen oder Zitieren verbunden, die Schlegels Schreib- und Arbeitsweise prägen. Seine Texte zeichnen sich durch eine starke Selbstreferenz aus, die über die häufig vorkommenden und selten ausgewiesenen Selbstzitate sowie die Übernahme und Weiterentwicklung bereits an anderer Stelle ausformulierter Gedanken hinausgeht. Zunächst soll Schlegels selbstreferentielle Schreibweise anhand eines kurzen zweisprachigen Textvergleichs veranschaulicht werden (I.). Anschließend wird im Hauptteil dieses Beitrags (II.) Schlegels Selbstübersetzung anhand der "Comparaison entre la Phèdre de Racine et celle d'Euripide" und der Wiener Vorlesungen "Über dramatische Kunst und Literatur" beleuchtet. In einem abschließenden Abschnitt (III.) soll die mehrsprachige Publikationspraxis hinterfragt und die Bedeutung der Sprachwahl für Schlegels Denken erläutert werden.
In the first half of this article I will explore Van Helmont's philosophy of language and translation, in part by contextualizing it within the sixteenth- and seventeenth-century traditions upon which he drew. Since Van Helmont is so explicit about the philosophy of language and translation that he developed, I will investigate in this article if he turned his philosophy into practice. Therefore, the second half of this article will discuss Van Helmont's practices of using and translating between his two main languages (Dutch and Latin). The way in which he employed the languages in which he wrote raises questions about his practice of self-translation and the use of language. Did his mother tongue always figure as the first language into which his thoughts were translated, or could it also have been Latin as the first language for his profession? Van Helmont might have been switching primary languages for the different purposes of his writings. Before going into more detail about his philosophy and use of language, I will briefly introduce this relatively unknown author to the reader.
This article analyses processes of collective and individual identity formation in European travel writing from the late eighteenth and the middle of the nineteenth century and argues that these processes are based not least on the national stereotypes described and performed in the texts. I explore how the genre-specific stylistic elements of multilingualism and intertextuality inform the performance of auto- and hetero-images and in doing so suggest converging travel writing studies and imagological studies. To illustrate my thesis, I analyse travelogues by Charles Dickens and Karl Philipp Moritz.
This monograph contributes to research in content and language integrated learning (CLIL). Amidst the absence of any educational standards as well as other research deficits, Chapter II sketches a conceptual framework with a competence model for multilingual CLIL classes in the social sciences. It develops a line of argument for the promotion of global discourse competence for democratic participation within a transnational civil society. The subsequent four chapters, comprising one conceptual, one methodological and two empirical contributions, look at different aspects of the conceptual framework. Chapter III defends the developed competence model and further specifies its idea of thought in proposing the construction of multilingual 'cosmopolitan classroom glocalities' for the genesis of 21st century skills. The example of #climonomics, a multilingual EU parliamentary debate about climate change, illustrates its practical realization within school education and exemplifies the contribution to education for sustainable development (ESD) and the value of democratic and participatory learning arrangements. Chapter IV introduces design-based action research (DBAR), the method used in Chapters V & VI. DBAR is a hybrid of action and design-based research and is thereby ideally suited for bridging the gap of theory and practice in educational research. Chapter IV argues for closer cooperation between academics and practitioners, along with pragmatic stakeholder participation by involving students and teachers into research, in a quest for inductively making practical knowledge scientific. Chapter V, more language-biased, draws on the notion of translanguaging and presents the concept of 'trans-foreign-languaging' as a multilingual approach to CLIL with first language (L1) use. During six weeks DBAR, a comprehensive CLIL teaching model with judicious and principled L1 use was designed together with the study group. The model offers affordance-based and differentiated methods for different learner types. Its genesis is reconstructed by a thick description of the natural classroom dynamics. Chapter VI, rather subjectbased, asks about the influence of such bilingual language use on emotions, in particular on the formation of political judgments. It suggests different ways to measure emotions during various natural classroom settings. The chapter concludes that CLIL with L1 use has the potential to engender a perfect equilibrium of emotional and rational learning, integrating emotions into learning and valuing its positive contribution towards appropriate and multilayered political judgments. The concluding Chapter VII binds the previous chapters together and discusses the results. Criteria for the generalization of the results are assessed, and limits demarcated. It highlights the contribution to CLIL research and looks into the future, suggesting further direct classroom interventions, also with the goal to prepare the research field for larger undertakings.
Dass Celans Gedichte schwer zugänglich sind, ist bekannt und hat vielfache Gründe, von denen einige bereits zur Sprache kamen und die er besonders im Meridian dargelegt hat, worin er schließlich auf das, was er als ein "Gegenwort" bezeichnet, zu sprechen kommt, etwas, was zu Recht als ein "dichterischer Ausbruch aus verschlissenen Metaphern und banalisiertem Vokabular" aufgefasst werden kann. So gesehen ist gerade auch das Fremde und Unzugängliche dem Gedicht eigen und gehört mit zu seiner besonderen poetischen Sprache. Vor allem auch die hebräischen Worte lassen sich in diesem Kontext als 'Gegenworte' auffassen, die die Hermetik des Gedichts zunächst noch zu verstärken scheinen. Bei genauerer Analyse erweist sich jedoch, dass diese 'Schibboleths', wie man jene in der deutschen Sprache fremden und vielleicht befremdlich wirkenden Worte auch nennen könnte, zwar die Zugänglichkeit des Gedichts erschweren und die Herausforderung an den Rezipienten erhöhen. Werden diese jedoch als Losungsworte erkannt, so sind sie zugleich auch wichtige Erkennungsmale, die einen besonderen Übergang, einen ungeahnten Zugang, mithin eine Öffnung in ein Unbekanntes und Anderes ermöglichen. Zwei Gedichte sollen nun im Folgenden genauer vorgestellt werden. Zunächst wird es um das Gedicht "Schibboleth" gehen, in dessen Titel zum ersten Mal bei Celan ein hebräisches Wort auftaucht. [...] Abschließend soll es um ein Gedicht gehen, dessen letzte Verse in diesem Fall von zwei hebräischen Worten gebildet werden. Am 3. Dezember 1967 schreibt Paul Celan ein eher kurzes Gedicht, das jedoch von einer außergewöhnlichen, zeitlichen wie sprachlichen Vielschichtigkeit ist, und das gern auch als ein 'Jerusalemgedicht' bezeichnet wird.
In dieser Arbeit wurde untersucht, ob die Sprachentwicklungsdiagnostik in den pädiatrischen Früherkennungsuntersuchungen U7a (mit 3 Jahren), U8 (4 J.) und U9 (5 J.) wissenschaftliche Qualitätsanforderungen an eine zuverlässige Identifikation von Kindern mit Spezifischen Sprachentwicklungsstörungen (SSES) erfüllt. Im Fokus der Untersuchung stehen mehrsprachige Kinder, da es insbesondere bei dieser Zielgruppe zu Fehleinschätzungen kommt.
In Studie I, einer Fragebogenerhebung mit 36 Kinderärzt/innen, wurde erstens der Frage nachgegangen, welche Informationen zur Sprachbiografie und Indikatoren einer SSES anamnestisch erhoben werden. Den Ergebnisse zufolge werden die relevanten sprachbiografischen Informationen (Alter und Sprachen des Kindes, Sprachgebrauch in der Familie, Alter bei Beginn des Deutscherwerbs, Kontaktdauer) und Risikoindikatoren (späte Produktion erster Wörter und Wortverbindungen, familiäre Sprachauffälligkeiten) von nahezu allen Kinderärzt/innen erfasst. Den Stand der Erstsprache als zentrales differentialdiagnostisches Kriterium erheben 75% der Pädiater/innen. Zweitens wurde untersucht, welche sprachdiagnostischen Methoden und Verfahren zur Untersuchung des Kindes zum Repertoire der Ärzt/innen gehören. Den Ergebnisse zufolge verfügen sie über verschiedenste Verfahren. Sie präferieren Elternfragebögen und nicht standardisierte Verfahren. Diese erfüllen die testtheoretischen Gütekriterien nicht und sind für mehrsprachige Kinder nicht geeignet.
In Studie II wurde mittels teilnehmender Beobachtungen in 21 Vorsorgeuntersuchungen bei 11 Ärzt/innen untersucht, unter welchen Rahmenbedingungen und wie Kinderärzt/innen die Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder überprüfen. Als Methode zur Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten bevorzugen die Ärzt/innen das informelle Gespräch mit dem Kind. Ein Schwerpunkt der Arbeit lag deshalb auf der Analyse ihrer diagnostischen Fragen für die Erfassung sprachlicher Fähigkeiten im Gespräch. Dafür wurden Fragetypen des Deutschen danach klassifiziert, welche sprachlichen Strukturen in den Antworten erwartet werden können und welchen Beitrag sie somit zur Diagnostik einer SSES leisten können. Eine linguistische Analyse aller Fragen und Impulse (n = 801), die die Ärzt/innen an die Kinder richteten, um sie zum Sprechen anzuregen, ergab, dass ihr Potenzial für die Sprachentwicklungsdiagnostik nur unzureichend genutzt wird. 18% der ärztlichen Fragen waren nicht auswertbar, weil sie im Gespräch keine Antwort des Kindes zuließen. Im Mittel waren je Untersuchung lediglich 8,5% aller auswertbaren Fragen (n = 578) dazu geeignet, verbhaltige und v.a. satzwertige Äußerungen zu elizitieren. Diese sind für die SSES-Diagnostik besonders relevant, da sie frühe Symptome einer SSES enthalten können. 43% der Fragen ließen als Antwort verblose Konstituenten erwarten, die jedoch für die Diagnostik von untergeordneter Bedeutung sind. Die übrigen Fragen waren für die Diagnostik nicht relevant.
Den Ergebnisse beider Studien zufolge ist eine flächendeckend zuverlässige Sprachentwicklungsdiagnostik unter Einhaltung wissenschaftlicher Qualitätsanforderungen in den Früherkennungsuntersuchungen nicht gewährleistet.
Mit der Arbeit wird ein Beitrag zur Erforschung der pädiatrischen Sprachentwicklungsdiagnostik geleistet. Mögliche Ursachen für Fehldiagnosen werden offengelegt. Die Ergebnisse zeigen die Bedingungen und Probleme auf, unter denen Sprachentwicklungsdiagnostik in institutionellen Kontexten stattfindet, und weisen damit über das Feld der pädiatrischen Diagnostik hinaus. Die linguistisch fundierte Analyse diagnostischer Fragen ist auch bspw. für die Sprachtherapie und die Sprachförderung in pädagogischen Kontexten bedeutsam. Die Ergebnisse lassen sich folglich nicht nur für die Weiterqualifizierung von Kinderärzt/innen, sondern auch für andere Berufsgruppen fruchtbar machen.
Die Studie skizziert ein mobiles Sinnbildfeld zentraler Figuren und Konzepte weltliterarischer Mehrsprachigkeit, einschließlich der wechselseitigen Beziehungen, die sich zwischen den Figuren einerseits und zwischen Figuren und Konzepten anderseits entwickeln. Ein bildbegriffliches Feld mit den Konturen einer fluiden 'imago mundi'. Zunächst werden archaische Sprachgottheiten und Sprachmythen verschiedenster Kulturkreise im Dialog und Konflikt miteinander als prototypische Figuren von Viel-, Ein- und Allsprachigkeit vorgestellt. Dann wird deren weltliche und literarische Rekonfigurierung an der Schnittstelle zwischen Antike und Moderne aufgezeigt. Eine bedeutsame Konfiguration bilden die urbanen und die kosmischen Figuren des Babelturms und des Sprachenbaums samt dessen rhizomatischem Widerpart; außerdem die Figuren der kosmischen und der nautischen Meer- und Mehrsprachigkeit. Abschließend werden interlinguale Sprachfiguren 'in actu' vorgeführt, auf dem Weg zu einem globoglotten Interlekt.
Migrationsgesellschaften zeichnen sich durch kulturelle und sprachliche Diversität aus. Für das Bildungswesen bedeutet Mehrsprachigkeit einerseits eine potentielle Quelle für Kreativität, aber auch eine Herausforderung auf der anderen Seite. Da Migrationsströme zunehmen, ist es wichtig, dass Schulsysteme auf den Umgang mit Mehrsprachigkeit optimal vorbereitet sind. Speziell im Fall von Österreich bekommt man teilweise den Eindruck, als würde von Mehrsprachigkeit eine Gefahr für die deutsche Sprache ausgehen. Vor allem hitzige Diskussion rund um eine Deutschpflicht in den Schulpausen und das Programm der neuen Bundesregierung, laut dem SchülerInnen mit wenig Deutschkenntnissen vor dem regulären Schulunterricht
eigene Deutschklassen besuchen sollen, lassen darauf schließen, dass Österreich mit Mehrsprachigkeit und dem damit zusammenhängenden Potential nicht nachhaltig umgeht. Auch die Einführung der Deutschförderklassen im Schuljahr 2018/19 wird vom Österreichischen Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache als "tendenziell segregierend" eingestuft und ohne nachhaltige Effekte auf eine höhere Bildungsgerechtigkeit.
Die internationale Tagung "H.C. Artmann in seinen Sprachen und die Kunst der Übersetzung", veranstaltet vom Kooperationsschwerpunkt Wissenschaft und Kunst und vom Literaturforum Leselampe in Salzburg, feierte von 10.–12. Juni 2021 den hundertsten Geburtstag des Dichters und löste ein zentrales Desiderat der Forschung ein.
Was man schon weiß, gibt jedem die Stärke, weiter zu lernen und höhere Erfolgsziele zu erreichen. Im Tertiärsprachenunterricht ergreift der Lerner im Kontext Deutsch als Fremdsprache nach Englisch (DaFnE) günstige Lerngelegenheiten aus der ersten Fremdsprache Englisch. Durch die Sensibilisierung des Sprachvergleichs und der Bewusstmachung von Sprachlernerfahrungen, können Lernende mit ihren vorhandenen Sprachkenntnissen sichere Lernerfolge im DaF-Unterricht erzielen. Um den Input der Lernenden aus dem Englischen bewusst zu aktivieren, müssen optimale Lernsituationen bereitgestellt werden. In diesem Zusammenhang soll im Tertiärsprachenunterricht ein interkultureller Raum geschaffen werden, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Englischen und Deutschen bearbeitet werden können. Die Redewendungen können als soziokulturelle Kompetenz zu der Integrierung in den DaFnE-Unterricht bedeutend sein. Diese Arbeit konzentriert sich auf die Einbeziehung der Redewendungen in den Tertiärsprachenunterricht. Die englischen und deutschen Redewendungen wurden für den DaFnE-Unterricht analysiert und als Redewendungen mit absoluter Ähnlichkeit, Redewendungen mit teilweiser Ähnlichkeit und Redewendungen mit kontextueller Ähnlichkeit kategorisiert. Nach der Bestimmung der Redewendungen für den Tertiärsprachenunterricht DaFnE, war es wichtig, wie man diese Redewendungen als DaF-Lehrkraft im Tertiärsprachenunterricht in die Praxis umsetzen kann. Dazu wurden einige Einbeziehungswege mit Beispielen vorgeschlagen. Die Visualisierung der Redewendungen kann die Lehrkraft besonders beim Anfangsniveau effektiv einsetzen und damit einen wichtigen Antrieb zur Erweiterung des Wortschatzes geben. Die anderen zwei Einbeziehungsmöglichkeiten auf der Spur der Redewendungen und Kontextsituationen der Redewendungen können in weiteren Niveaus eingesetzt werden, nachdem sich die Lernenden an die Redewendungen gewöhnt haben. Mit dem interkulturellen Vergleich der Redewendungen können Lernmotivation, Sprachbewusstheit und zugleich Lernerautonomie gefördert werden.
Türkiye'de 1998 yılından bu yana üniversitelerde lisans düzeyinde uygulanmakta olan Çift Anadal Programları, şartları sağlayabilen öğrencilere iki ayrı anadaldan aynı zamanda mezun olma şansı tanımaktadır. Bu çalışmada, bu programları bütün yönleri ile Almanca Öğretmenliği bölümlerinin gözünden incelemek amaçlanmıştır. Buna yönelik olarak veri toplamak için bir anket geliştirilmiş ve bu anket Türkiye'deki altı üniversitenin Almanca Öğretmenliği Programı öğrencisi olan 513 kişi üzerinde uygulanmıştır. Anket sonuçlarına göre çift anadala katılımcıların ilgisi beklenilenin çok üstündedir. Katılımcılar özellikle ileride atanma şanslarını çift diploma sayesinde artırmak için çift anadal yapmak istediklerini belirtmişlerdir. Ayrıca katılımcıların büyük bir çoğunluğu İngilizce Öğretmenliği bölümünde çift anadal yapmak isterken bu seçimin başlıca nedenleri olarak katılımcıların İngilizce dil bilgilerinin iyi olması ve bu bölümün atanma oranlarının yüksek olması bulunmuştur. Katılımcılar, çift anadal sayesinde disiplinlerarası çalışma becerilerinin gelişmesine ve çift anadalın hem mesleki hem de bilişsel birçok faydası olduğuna da işaret etmişlerdir. Bununla beraber çift anadal yapmak katılımcılar tarafından stresli, zaman açısından ve iş yükü bakımından zor bir program olarak değerlendirilmiştir. Çalışmanın sonuçlarına göre çift anadalın daha da geliştirilmesi ve sorunlarının ortadan kaldırılmasına yönelik bazı öneriler verilmiştir.
Der nachfolgende Beitrag ist eine Fortführung der in den Jahren 2013 und 2014 in Wien und Oldenburg abgehaltenen Erasmus Intensivsprogramme Linguizismuskritische Perspektiven auf lebensweltliche Mehrsprachigkeit und nationale Bildung(ssysteme). Ziel war dabei die Adaption des Konzeptes der mehrsprachigen Lehre auf einen DaF-Kontext in Mexiko. Zudem soll illustriert werden, wie ein sozialwissenschaftlicher, herrschafts-kritischer Zugang auch für andere (nationale) Bildungssysteme fruchtbar gemacht werden kann.
"Concordia domi, foris pax" : zur sprichwörtlichen Mehrsprachigkeit der Rhetorik Helmut Schmidts
(2016)
In den zahlreichen Büchern Helmut Schmidts, die in Sammelbänden auch seine Interviews, Reden und Aufsätze enthalten, spielen fremdsprachliche Phraseologismen eigentlich nur eine kleine Rolle. Dieser Beitrag enthält im Prinzip alle aufgefundenen Belege, was deutlich zu erkennen gibt, dass Helmut Schmidt im Vergleich zu Otto von Bismarck und Willy Brandt seine lateinischen und englischen Sprachkenntnisse weniger unter Beweis stellt. Französisch fehlt wegen seiner Unkenntnis der ehemals so bedeutenden Diplomatensprache fast völlig, während sich die beiden aussagekräftigen lateinischen Sprichwörter "Concordia domi, foris pax" und "Salus publica suprema lex" als gewichtige Leitmotive der politischen Rhetorik Schmidts erweisen. Erwartungsgemäß vertritt die moderne lingua franca des Angloamerikanischen die Mehrsprachigkeit Schmidts am deutlichsten. Zusätzlich zu englischen Zwillingsformeln und Redensarten kommt es hier in der Tat zu einer Reihe von englischen und amerikanischen Sprichwörtern, die eine erhebliche kommunikative Funktion übernehmen. Zweifelsohne hätte Schmidt deutschsprachige Äquivalente finden können, doch will er offensichtlich seine Betrachtungen zur politischen Situation in Deutschland, Europa und der Welt durch angloamerikanische Sprichwortweisheiten international untermauern. Dafür gab es vormals Latein und Französisch, doch hat nuneinmal die englische Weltsprache diese Rolle im modernen Zeitalter übernommen.
Während der Begriff Sprachkontakt "die beteiligten Sprachen ins Zentrum der Aufmerksamkeit" rückt, stehen bei dem – häufig in Abgrenzung dazu verwendeten – Terminus Mehrsprachigkeit "die Eigenschaften der Menschen, die diese Sprachen sprechen", oder die "Gruppen, in denen diese Sprachen gesprochen werden", im Mittelpunkt des Forschungsinteresses. "Sprachkontakt ist im Wesentlichen ein Ergebnis von Mehrsprachigkeit", und die Verwendung mehrerer Sprachen oder Varietäten führt auch zu "Veränderungen in den beteiligten Sprachsystemen". Wenn verschiedene Sprachen über einen längeren Zeitraum hinweg in einem bestimmten Gebiet verwendet werden, zeigen sie eine Tendenz zur gegenseitigen Beeinflussung auf verschiedenen sprachlichen Ebenen. Wenn Sprachen in Kontakt treten, beeinflussen sich nicht nur die jeweiligen Sprachsysteme, sondern auf vielfältige Weise auch verbale und nonverbale Diskursmuster.
Der vorliegende Band behandelt in 11 Beiträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich, Polen, Russland, der Slowakei, Tschechien sowie den USA vielfältige Aspekte des Themenbereichs Mehrsprachigkeit und Sprachkontakt vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Das Spektrum reicht dabei von Untersuchungen zu Sprachkontakten in der spätmittelalterlichen religiösen Literatur, über Studien zu Idiomen und Sprichwörtern, bis zu den aktuellen (didaktischen) Aufgaben und Herausforderungen für den Unterricht in der Migrationsgesellschaft.
Experiências migrantes, embora distintas, são geralmente acompanhadas de uma sensação de exílio e ainda que seja comum pensar o exílio como uma condição político-geográfica, na qual o sujeito é ou se vê obrigado a permanecer distante do seu lar e das suas origens, ele pode, na verdade, assumir outras formas. Entre estas, é possível citar o exílio físico - quando o sujeito, independente da sua localização espacial, sente-se exilado em função do seu gênero ou da sua etnia, por exemplo. Outra forma de exílio é o exílio linguístico - quando o sujeito se encontra em uma situação na qual escolhe - ou, por alguma razão, precisa - produzir e se comunicar em uma língua que não a sua primeira. Comum a todas as formas de exílio está a estreita ligação que estabelecem com a noção de hospitalidade e também com a noção de exofonia, que se relaciona à escrita de autores que vêm de todas as partes do mundo e, ao mesmo tempo, não pertencem a lugar nenhum e que são levados a escrever em outras línguas, além da sua primeira. A escrita exofônica evidencia um deslocamento que é sim político e geográfico, mas é ainda ‒ ou ainda mais que isso ‒ linguístico, textual, identitário, inserindo esses autores no que Ottmar Ette (2005) denomina literatura sem morada fixa ['Literatur ohne festen Wohnsitz']. A partir da análise do conto "Ein Gast" ["Um hóspede"] - obra de Yoko Tawada, na qual a protagonista japonesa vivencia uma série de estranhamentos em relação ao outro alemão, evidenciando o caráter central das noções de exílio e hospitalidade -, serão analisadas e discutidas a íntima relação entre essas noções bem como a centralidade do papel que a exofonia desempenha nessa dinâmica. Essa análise será realizada com base as reflexões teóricas de Jacques Derrida e da própria Yoko Tawada, entre outras.
Wir haben alle in- und auswendig gelernt, dass der Lehrerberuf "heilig" ist, zumal Lehrer "Persönlichkeiten" ausbilden würden. Aber auch Ärzte retten Menschenleben, womit sie einen "heiligen Akt" vollziehen. Das heißt, dass jedes Berufsfeld eigene Relevanz hat. Allerdings auch dieser Arzt aus dem Beispiel hatte eine Lehrperson, die ihn beeinflusst und in seinen Entscheidungen "gesteuert" hat. Das bedeutet, neben der Tatsache, dass die Lehrer auf uns entweder einen postiven oder negativen Einfluss haben können, spielen sie auch bei den grundlegenden Entscheidungen unseres Lebens eine wichtige Rolle, was dazu führt, dass sie uns in allen Facetten unseres Lebens "begleiten". Zudem sprechen sie i.d.R. große Zielgruppen an. Wenn die Ausbildungsphase nicht effektiv erfolgt, dann ist es unvermeintlich, dass all die erhofften gesellschaftlichen aber auch individuellen Ziele nicht realisiert werden. Das Ziel dieses Aufsatzes ist, den (Fremdsprachen-) Lehrerausbildungsprozess zu beleuchten. Aus diesem Grund wird zunächst einmal auf die gesellschaftlichen und digitalisierungsbedingten Herausforderungen eingegangen, vor denen die Schule steht. Danach wird recherchiert, über welche Kompetenzen Lehrerschaften verfügen sollen, damit sie auf die Anforderungen entsprechend reagieren können. Nachdem diese inhaltlichen Aspekte der Lehrerausbildung erläutert werden, wird auf die oft ignorierten, strukturellen und organisatorischen Schwerpunkte eingegangen. Abschließend wird die Rolle eines Praktikums und eines Praxissemesters im zielsprachigen Land verdeutlicht.
In transkulturellen Texten der Gegenwart finden sich Praktiken der Übersetzung, Diskurse über Translationsprozesse, aber auch künstlerische Auseinandersetzungen mit übersetzten Texten. In Olga Grjasnowas 'Der Russe ist einer, der Birken' liebt spricht die Protagonistin Mascha, die Übersetzungswissenschaften im Doppelstudium studiert, mehrere Sprachen und ist zugleich - durch ihre biographische Herkunft, ihre Freundschaften und Liebesbeziehungen und durch ihren Beruf - in mehrere kulturelle Kontexte eingebunden. Durch diese vielfachen Transgressionen ist Übersetzung daher im Text auch als Transkonzept präsent.
Das MIKS-Konzept ist ein Konzept für die Schulentwicklungsarbeit mit Grundschulkollegien, die alle Sprachen ihrer Schüler*innen wertschätzen und für das Lernen nutzen wollen. Ziel ist die Professionalisierung und Qualifizierung des Personals und die Unterstützung von Schulentwicklungsprozessen. Die Grundschulkollegien entwickeln und erproben eigene Praxisvorhaben zum Einbezug von Mehrsprachigkeit, implementieren sie in die regulären Schul- und Unterrichtsabläufe und gestalten so die Schulentwicklung im Handlungsfeld Mehrsprachigkeit selbst.
Das MIKS-Konzept enthält Vorgaben über den Ablauf und die Methoden der Qualifizierung und Schulbegleitung sowie über die Inhalte, die während der Qualifizierung vermittelt und bearbeitet werden. Das MIKS-Konzept wurde 2013-2016 entwickelt und in drei Grundschulen erprobt. Im Rahmen einer Dissemination wurde das Konzept 2016-2019 durch Multiplikator*innen in die Breite getragen und an weiteren 17 Grundschulen durchgeführt. Der Artikel fokussiert zunächst die theoretische Fundierung und Konzeptionalisierung von MIKS. Im zweiten Teil werden die Inhalte, die Anlage und der Ablauf der Qualifizierung erstmals ausführlich vorgestellt und durch Einblicke in bisherige Erfahrungen illustriert.
Individuelle sprachliche Repertoires und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit in der Republik Moldova
(2016)
Die sprachlichen Verhältnisse in der Republik Moldau befinden sich seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion in Veränderung. Maßgeblich hierfür sind eine neue offizielle Sprache, die Förderung der Minderheitensprachen und die Arbeitsmigration. Die Autorin untersucht die Frage, wie Sprecher*innen mit unterschiedlichen sprachlichen Repertoires mit diesen Veränderungen umge-hen. Sie zeigt dies am Beispiel ausgewählter Sprach- und Berufsbiographien in zwei exemplarischen Fallstudien: einem russisch-ukrainisches Lyzeum und einem italienischsprachigen Call-Center.Mit den Begriffen Erreichbarkeit und Reichweite leistet das Buch einen theo-retischen Beitrag zur Diskussion um sprachliche Repertoires und sprachlichen Ausbau, indem sie den Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Verände-rungen und den individuellen Aneignungsprozessen von Sprecher*innen zu begreifen helfen.
Der Lehrstuhl für Fremdsprachen der Philosophischen Fakultät der Universität Pardubice veranstaltete schon zum siebtem Mal seine traditionelle "bienale" internationale Konferenz "Interkulturelle und transkulturelle Dimension im linguistischen, kulturellen und historischen Kontext" zum aktuellen Thema Multikulturalismus in allen möglichen Erscheinungen, Dimensionen, Engpässen sowie Konsequenzen. In Bezug auf die Tradition der vorherigen erfolgreichen Begegnungen hat man ein großes Interesse von Akademikern an der aktiven Teilnahme auch im Jahre 2017 erwartet, und zwar nicht nur aus der Tschechischen Republik, sondern auch vor allem aus dem Ausland.
Este artigo aborda parte dos resultados de uma pesquisa mais abrangente que objetivou compreender (inter)relações que se estabelecem entre práticas de leitura e escrita em alemão e em português de crianças do Ensino Fundamental e o contexto de língua de herança em que estão inseridas. Quanto à dimensão teórica, o estudo filia-se à área da Linguística Aplicada em diálogo com a Educação em contextos interculturais. A pesquisa, de base qualitativo-interpretativista, teve como locus uma escola municipal, em zona rural do município de Blumenau, Santa Catarina. Quanto aos procedimentos metodológicos, foram utilizadas duas propostas de produção de narrativas escritas, uma em português e outra em alemão. Os resultados sugerem que (i) as crianças têm domínio restrito de uma estrutura narrativa e aplicam-na parcialmente nas produções em ambas as línguas; (ii) o vocabulário e as estruturas gramaticais são característicos das práticas linguageiras cotidianas; iii) os estudantes desconhecem ou não internalizaram regras ortográficas, especialmente da língua alemã. A partir dos resultados da pesquisa afirma-se a importância de se garantir, na educação formal, o aprendizado da língua de herança, ao lado do português, em contextos bi/multilíngues similares.
A motivação do aluno é apontada como central para que o processo de aprendizagem ocorra de forma satisfatória e, por essa razão, muitos professores buscam constantemente o aprimoramento de suas práticas. Neste trabalho buscamos lançar luzes sobre um projeto de multiletramentos, que consistiu na produção de um videoclipe, e que teve como objetivo aumentar a motivação dos alunos de alemão de um Centro de Estudo de Línguas de uma escola pública do interior paulista. Para apoiar as nossas reflexões, buscamos sustentação teórica prioritariamente nos conceitos de motivação (DÖRNYEI 1994, 2001, 2014; VALLERAND 1997 e outros) e de multiletramentos (ROJO 2012, 2013). A pesquisa, de natureza qualitativa, desenvolveu-se a partir de dados coletados com alunos do Ensino Fundamental II e Médio de um Centro de Estudo de Línguas do interior de São Paulo durante o ano de 2015. Os resultados apontam para o grande impacto de projetos de multiletramentos na motivação dos alunos.
Este trabalho reúne e compara relatos de pesquisas, publicados no Brasil e na Alemanha, que tratam de constelações plurilíngues em que o alemão é uma das três ou mais línguas faladas ou aprendidas no contexto analisado. Trata-se de uma pesquisa bibliográfica, tanto de viés quantitativo, por observar quantos artigos a respeito foram publicados no Brasil e na Europa nos últimos dez anos, como também qualitativo, na medida em que busca pontos de convergência e de divergência entre eles e recomendações teóricas recentes, e também entre as próprias temáticas trabalhadas nesses artigos. Primeiramente, é estabelecido um elo entre três pontos-chave da didática do plurilinguismo. Então, são apresentadas questões específicas da pós-modernidade e as linhas gerais dos artigos aqui analisados, seguidas de três seções justapondo cada um dos pontos-chave com os respectivos artigos em que são abordados. A seguir, são comentadas perspectivas do ensino de alemão em contexto plurilíngue de outras partes do mundo. As considerações finais retomam alguns pontos teóricos apontados ao longo do texto e apresentam sugestões para a melhoria do ensino de alemão no Brasil.
Kremnitz nähert sich dem Thema der Mehrsprachigkeit in der Literatur aus der Sicht des Sprachwissenschaftlers und Soziologen, worauf nicht zuletzt der Untertitel des Bandes verweist. Seine Arbeitsweise der "Soziologie der Kommunikation" richtet sich gegen die von ihm konstatierte Vernachlässigung der Kommunikation in der Sprachwissenschaft und strebt eine Verknüpfung zwischen interner (d. h. formaler) und externer Sprachbetrachtung an. Gerade für die kommunikative Erscheinung der Literatur würden externe Faktoren eine bedeutende Rolle spielen, die man zumal bei der Frage nach der Mehrsprachigkeit in der Literatur bzw. der Sprachwahl von AutorInnen nicht vernachlässigen sollte. In seinem knappen Literaturüberblick, der allerdings durch eine in der Neuauflage erweiterte und aktualisierte Bibliographie ergänzt wird, stellt Kremnitz einerseits einen Mangel an systematischen Untersuchungen zum Thema fest, der auch elf Jahre nach dem ersten Erscheinen seines Buches noch zu registrierensei. – Es überwögen Fallstudien zu einzelnen AutorInnen, die zudem meist rein literaturwissenschaftlich argumentierten und die Erkenntnisse der Sprachwissenschaft nicht berücksichtigten. Diesen Lücken in der Forschung setzt Kremnitz sein Buch entgegen, in dem er einerseits das Terrain von Mehrsprachigkeit in der Literatur mit einigen grundlegenden theoretischen Überlegungen abstecken möchte und andererseits sprachwissenschaftliche Erkenntnisse mit zahlreichen Autorenbeispielen (und damit literaturhistorischen Hinweisen) zusammenführt. Im Zentrum des Interesses stehen die Frage nach den Kriterien für die Sprachwahl von mehrsprachigen AutorInnen sowie der Versuch, aus den konkreten Aussagen einzelner AutorInnen zu verstehen, welche Bedeutung sie der Sprachwahl zumessen. In diesem Sinne ist das Buch auch strukturiert: Die Kapitel eins, drei und vier beschäftigen sich mit grundlegenden, theoretischen Fragen, während die Kapitel zwei, fünf und sechs historisch angelegt sind und Beispiele verhandeln.
As relações multiculturais dentro de uma dada sociedade passam, necessariamente, por relações comunicacionais. Determinados grupos minoritários com histórico de imigração, dentro de uma sociedade totalizante, podem desenvolver modos de comunicação e expressão específicos que afetam, diretamente, a linguagem ...
Mehrsprachigkeit wird heute in vielen Kontexten diskutiert und unter verschiedenen Aspekten erforscht. Vor allem im Zuge der gegenwärtigen Migrationsbewegungen und der steigenden privaten und professionellen Mobilität wird unsere Gesellschaft immer häufiger vor neue Aufgaben und Herausforderungen gestellt. Dem Fremdsprachenunterricht kommt in diesem Kontext eine große Bedeutung zu.
Nach einer kurzen Einführung in die grundlegenden bildungspolitischen Ziele zur Förderung individueller bzw. gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit auf europäischer Ebene wird in diesem Beitrag der Frage nachgegangen, inwieweit die neuen Erkenntnisse der Mehrsprachigkeitsforschung sich im Zweitsprachunterricht effizient einsetzen lassen und zur Förderung einer mehrsprachigen Kompetenz beitragen können.
Die multilinguale Gesellschaft ist längst schon keine bloße Utopie mehr, in vielen Teilen Europas und der Welt existiert sie bereits oder bildet sich immer stärker heraus. In unserer sechsten Ausgabe der REAL haben wir uns dieses Themas angenommen und es von unterschiedlichen Blickwinkeln und germanistischen Perspektiven aus betrachtet.
Unter den in Polen herausgegebenen deutschen Minderheitenzeitschriften gibt es einige, die sich in erster Linie an Jugendliche richten und deren Texte hauptsächlich von Jugendlichen geschrieben werden, welche die deutsche Sprache nicht als Erst-, sondern als Zweitsprache neben dem Polnischen beherrschen. Dies kann als Grund für die in den Texten vorkommenden Fehler angesehen werden, aber gehen sie tatsächlich alle auf diese Ursache zurück oder lassen sich auch andere Gründe für die hier auftretenden Normwidrigkeiten erkennen? Sind es nur rein sprachliche Mängel, die das Lesen der Texte erschweren? Und wie sind die Letzteren im Kontext der Sprachnorm zu beurteilen? Dies sind die Fragen, auf die in dem Beitrag vor dem Hintergrund einer empirischen, induktiven und korpusbasierten Untersuchung anhand zahlreicher Belege aus der Zeitschrift Antidotum eine Antwort gesucht wird.
Webportal Polyphonie. Mehrsprachigkeit_Kreativität_Schreiben http://www.polyphonie.at
Das Webportal Polyphonie. Mehrsprachigkeit_Kreativität_Schreiben ist 2012 aus dem gleichnamigen Forschungsprojekt entstanden, das 2009 von einer Gruppe von ForscherInnen aus Italien und Österreich ins Leben gerufen wurde. Das Projekt untersucht die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Mehrsprachigkeit und Kreativität im Schreiben systematisch und aus interdisziplinärer Perspektive. Es setzt sich zum Ziel, den mehr oder weniger stringenten Zusammenhang von individueller oder gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit und Kreativität im Allgemeinen bzw. literarischer Kreativität im Besonderen zu erforschen.
"Vielfältige Konzepte - Konzepte der Vielfalt: Interkulturalität(en) weltweit". Internationale Tagung der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik e.V. (GiG) in Ústí nad Labem und Prag, 04.-09. Oktober 2016
Vom 4. bis 9. Oktober 2016 fand in Ústí nad Labem und in Prag die Jahrestagung der GiG in Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Germanistenverband unter der Schirmherrschaft des Kulturministers der Tschechischen Republik Mgr. Daniel Herman, des Regionspräsidenten von Ústí nad Labem Herrn Oldřich Bubeníček, des Rektors der J. E. Purkyně-Universität in Ústí nad Labem doc. RNDr. Martin Balej, Ph.D., der Oberbürgermeisterin der Stadt Ústí nad Labem Frau Ing. Věra Nechybová und der Stadträtin der Hauptstadt Prag Ing. Irena Ropková statt. Die wissenschaftliche Leitung hatten Dr. habil. Renata Cornejo (Ústí nad Labem), Prof. Dr. Manfred Weinberg (Prag) und Prof. Dr. Gesine Lenore Schiewer (Bayreuth) inne.
Rezension zu Chiellino, Carmine/ Shchyhlevska, Natalia (Hgg.) (2014): Bewegte Sprache. Vom 'Gastarbeiterdeutsch' zum interkulturellen Schreiben. Dresden: Thelem, 288 S., ISBN 978-3-942411-60-8
Unter welchen Voraussetzungen entsteht interkulturelle Literatur in Deutschland? Dieser Frage widmet sich der vorliegende Band und untersucht, wie sich der kreative Umgang mit der deutschen Sprache durch drei Autorengenerationen entwickelt hat. Die Beiträge würdigen die Sprachleistungen der jeweiligen AutorInnen und weisen zugleich durch gezielte Analysen auf wiederkehrende Grundtendenzen im Umgang mit der deutschen Sprache hin. Dabei ist besonders von Interesse, wie sich die deutsche Sprache unter dem Einfluss der Literatur interkultureller AutorInnen entwickelt und verändert. Literatur-, Sprach- und Translationswissenschaftler aus mehreren Ländern analysieren wiederkehrende Erzählstrategien und literarische Phänomene in den Werken zahlreicher AutorInnen mit unterschiedlichen Herkunftssprachen und -kulturen.
Ausgehend von der Verschränkung der aktuellen Diskurse von Spatial Turn und Emotional Turn wird in dem Beitrag der Frage nachgegangen, inwiefern der Begriff 'Heimat' als Raum des sozialen und symbolischen Handelns des Menschen bzw. dessen Emotionen in den Werken deutschsprachiger Gegenwartsautor(inn)en tschechischer Herkunft konstruiert wird. Während im Roman Die Fassade (Libuše Moníková) der Heimat eine symbolische Funktion eines externen Gedächtnisses zugesprochen wird, rückt in dem Roman Georgs Sorgen um die Vergangenheit… (Jan Faktor) die räumliche Komponente in den Vordergrund. Die Hauptfigur in Novemberfäden (Katja Fusek) konstruiert dagegen ihren Heimatbegriff aus der eigenen emotionsbeladenen Erinnerung heraus, wobei dessen Revision eine notwendige Voraussetzung für die eigene Identitätsbildung auf Grund der Konfrontation von 'Fiktion' und 'Realität' darstellt.
Sowohl bezüglich der Modellierung der Sprachkompetenz bei mehrsprachigen Kindern als auch hinsichtlich der Bestimmung der hierfür notwendigen Indikatoren herrscht nach wie vor Forschungsbedarf. Die entsprechenden Erkenntnisse sind aber für eine valide Sprachstandsdiagnostik, auf Basis welcher auch eine Sprachförderung stattfinden kann, unerlässlich. In der vorliegenden Dissertation werden daher mit Hilfe von Verteilungsstatistiken, konfirmatorischen Faktoranalysen und Strukturgleichungsmodellen zunächst ausgewählte Sprachstandsindikatoren sowie das Konstrukt Sprachkompetenz von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache zu Beginn der 1. Klasse modelliert und im Anschluss ihr Einfluss auf die Orthographiekompetenz dieser Schülerinnen und Schüler am Ende der 2. Klasse untersucht. Zusätzlich wird das phonologische Arbeitsgedächtnis als ein weiterer Prädiktor in das Modell eingebunden. Es wird der Fragestellung nachgegangen, ob die für die Modellierung der Sprachkompetenz verwendeten Indikatoren, wie bspw. Bildbenennung, Kasus, Syntaxerwerbsstufen und die mittlere Äußerungslänge (MLU) für die Gruppe der mehrsprachigen Kinder in der Schuleingangsphase geeignet bzw. valide sind. Dabei werden die jeweiligen Streuungen, die Korrelationen untereinander (konvergente Validität) sowie die Leistung der Indikatoren für die jeweiligen sprachlichen Kompetenzbereiche anhand der Höhe der Faktorladungen betrachtet. Ebenfalls wird die prognostische Validität der Indikatoren hinsichtlich der Rechtschreibkompetenz beleuchtet. Des Weiteren wird geprüft, ob sich die Sprachkompetenz bei DaZ-Kindern in eine semantische, eine morphologische und eine syntaktische Fähigkeit unterteilen lässt und ob die Sprachkompetenz als Faktor zweiter Ordnung modelliert werden kann. Weitere Fragestellungen betreffen die Modellierung der Rechtschreibkompetenz, also die Anzahl und Art der latenten Variablen, die dieses Konstrukt abbilden, sowie den Einfluss des phonologischen Arbeitsgedächtnisses und der einzelnen sprachlichen auf die orthographischen Teilkompetenzen.
Textkompetenz in mehreren Sprachen : Forschungsergebnisse und weiterführende Forschungsansätze
(2014)
The article presents results of an empirical study which examines productive transfer in the area of text skills competence and the associated writing skill which could be attributed to the learners' contact with several languages. The research was conducted within the research project "Multilingualism in the Czech Republik: Learning and Teaching German after English." After a short presentation of the key concepts in the development of the study and a presentation of selected results, implications and a modell for further research in multilingual writing and on transfer processes between languages are introduced.
O objetivo principal deste artigo é apresentar uma visão geral dos resultados obtidos em uma pesquisa empírica envolvendo aprendizes adultos de alemão como língua estrangeira com conhecimentos prévios de inglês. O foco deste artigo recai sobre os processos envolvidos no ensino/aprendizagem de terceiras línguas, levando-se em consideração que a língua alemã é comumente aprendida como uma segunda língua estrangeira após o inglês. Os principais questionamentos da pesquisa estão baseados em processos de transferência positiva, bem como na interferência linguística observada em um grupo de 50 aprendizes de alemão dos níveis A1 a B1 do Quadro Europeu Comum de Referência para as Línguas. Ao que concerne a relação entre as línguas alemã e inglesa, a afirmação de que o inglês exerce um papel importante na aprendizagem de alemão pôde ser confirmada, sendo o parentesco etimológico entre as duas línguas um dos mais importantes fatores para se determinar a ocorrência de influência interlinguística. Por outro lado, a interferência linguística resultante da coexistência de ambas as línguas demanda o desenvolvimento de uma didática do plurilinguismo que compreenda métodos alternativos para o ensino/aprendizagem de alemão como segunda língua estrangeira no Brasil.
Trojanows Roman über den britischen Kolonialoffizier Richard F. Burton wurde als Beispiel einer neuen deutschen Literatur gefeiert, die endlich "Vielstimmigkeit" zu ihrem Programm erhoben habe. In diesem Beitrag wird der spezifische Einsatz von Polyglossie im "Weltensammler" untersucht. Dabei interessiert im (post-)kolonialen Kontext, in dem der Roman verortet wird, ob man tatsächlich von einer "Poethik [!] der Mehrsprachigkeit" (Schmitz-Emans) ausgehen kann, oder ob die "fremden Stimmen" der "Subalternen", die der Roman hören lässt, nur ein weiteres Mal exotische Fremdheit vorführen.
Werke der Konkreten Dichtung schaffen es – so eine in der Forschung verbreitete Annahme –, durch die Dekonstruktion des konventionellen Sprachsystems mehrere Sprachen in sich zu vereinen und dabei übersprachlich oder interlingual verständlich zu sein. Diese These wird anhand von ausgesuchten internationalen Beispielen und unter Berücksichtigung der Theorie der Konkretisten nachvollzogen und überprüft. Es zeigt sich, dass der utopische Anspruch zwar nicht vollständig erfüllt wird, die Konkrete Dichtung aber durch geschickte Verwendung intermedialer und semiotischer Prozesse die Beschränkungen der Standardsprache teilweise überschreiten kann und eine eigene polyglotte Ästhetik entwickelt.
Valery Larbaud, der unter anderem als Wegbereiter von Joyce in Frankreich gilt, ist als mehrsprachig kompetenter Autor von Werken mit fremdsprachigen Einlagerungen eine wichtige Vermittlerinstanz zwischen der standardisierten literarischen Polyglossie des 19. Jahrhunderts von Mérimée bis Loti und den vielfältigen neuen Varianten, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt haben. Noch deutlicher als an den Erzählungen und Gedichten zeigt sich das an seinen Reisetagebüchern, die jetzt in einer kritischen Gesamtausgabe vorliegen und durchaus als Literatur sui generis gelten dürfen. Mehrsprachig sind sie als Ganzes: zum einen in dem Sinn, dass ein beträchtlicher Teil von ihnen auf Englisch und nicht in Larbauds Muttersprache Französisch verfasst ist, seltsamerweise aber gerade nicht die in England geschriebenen Hefte; zum anderen durch die Übernahme von zahlreichen fremdsprachigen Wendungen in die jeweilige Trägersprache, so dass streckenweise geradezu der Eindruck einer individuellen französisch-englisch-spanisch-italienischen Mischsprache entsteht. Mit dieser Schreibpraxis verbunden und im Journal ebenfalls gut dokumentiert sind außerdem ein lebhaftes linguistisches Interesse am Sprachvergleich und ein eigenartiges, mit erkennbarer Lust betriebenes Versteckspiel mit der eigenen sprachlichen Identität gegenüber Dritten.
Der Beitrag untersucht Polyglossie als eine Form der ästhetischen Polyphonie. Damit rücken die Aspekte der Vielstimmigkeit und Multiperspektivität in den Blick, poetologische Verfahren, die wesentlich die literarische Moderne des 20. Jahrhunderts prägen. Die zivilisatorische Moderne ist gekennzeichnet durch Dialogizität und Vielstimmigkeit, Dezentralisierung und Heterogenität, Simultanität und Interferenz. Über eine Ästhetik des Polyphonen re-lektieren literarische Texte so Merkmale einer modernen Lebens- und Erfahrungswelt, was anhand von Alfred Döblins modernem Großstadtepos "Berlin Alexanderplatz" veranschaulicht wird.
Der Beitrag macht Polyglossie als wesentliche Komponente der kunstvoll literarisch gestalteten Redevielfalt deutlich, die allgemein als Kennzeichen von Fontanes Gesellschaftsromanen gilt. Polyglotte Rede umfasst in Fontanes Texten fremdsprachige Elemente, Dialekt und Soziolekt und betont so die soziale Funktion von Sprache. An konkreten Textbeispielen, insbesondere aus den Romanen Irrungen, Wirrungen, Frau Jenny Treibel und Quitt, wird gezeigt, wie variabel Fontane Sprachenvielfalt einsetzt: als Polyphonie der sozialen Stimmen und als Spiegel einer komplexen modernen Realität, die in vielfältige soziale, kulturelle und geographische Teilräume zerfallen ist.
Der Beitrag untersucht die historischen Hintergründe und die Funktion von Polyglossie in den skandinavischen Literaturen und analysiert eine Szene aus Johan Ludvig Heibergs Vaudeville "Recensenten og Dyret" (1826, Der Rezensent und das Tier). Die Figuren dieses Stückes beherrschen verschiedene Sprachen und führen müheloses Code-Switching vor, so dass sich Polyglossie im mehrstimmigen Gesang zur Harmonie fügt. Heibergs Unterhaltungstheater wird als Ausdruck einer Offenheit für interkulturellen Transfer und als Ablehnung einer bornierten Einstellung gegenüber nationaler Kultur interpretiert.
In diesem Beitrag wird der Sprach(en)gebrauch der venezianischen Juden im 16./17. Jhd. untersucht. Dabei geht es um die Sprachen der verschiedenen jüdischen Gruppen, die gemeinsam im neu eingerichteten Ghetto wohnten. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, welchen Gebrauch sie von unterschiedlichen Sprachen/Varietäten in unterschiedlichen kommunikativen Situationen und zu unterschiedlichen Zwecken gemacht haben. Dabei traten selbstverständlich auch Sprachmischungen auf, die von unbewussten Interferenzen über Entlehnungen (aus dem Hebräischen/Aramäischen, aber auch aus dem Venezianischen und den anderen von Juden gesprochenen Sprachen), bis hin zu ganz bewusst verwendeter Zwei- und Mehrsprachigkeit in literarischen Texten z. B. mit sprachspielerischer Absicht reichen. Die verschiedenen Textsorten, die hierzu analysiert werden (etwa Texte religiösen Inhalts, Testamente, Grabinschriften und Gedichte), spiegeln auf vielfältige Weise zugleich das Sprach- und Sprachenbewusstsein der venezianischen Juden jener Zeit wider.