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Die vorgestellten Beispiele aus den letzten 50 Jahren stammen aus Kurz- und Langprosa, Graphic Novel, Song und Film. Sie werden daraufhin überprüft, wie das Zusammenspiel der beiden Aspekte der Gefährdung des Menschen durch das Wasser und der Gefährdung des Wassers durch den Menschen konkret ausgeführt wurde, denn nicht in allen für diese Untersuchung ausgewählten Narrationen ist die Vorstellung von der "Selbstgefährdung des Menschen" (Böhme 1997, 18) durch die Gefahrdung der Natur gleich stark ausgeprägt oder explizit gemacht. Bei dieser Fragestellung bewegen wir uns auf einer inhaltlich-thematischen Ebene, die aber untrennbar mit der Frage nach Erzählstrategien und der ästhetischen Form der jeweiligen Erzählung verbunden ist. Diese formalen Aspekte sollen im Hinblick auf ihre Medienspezifik genauer untersucht werden. Zu fragen wäre also: Welche inhaltlichen und ästhetischen Gemeinsamkeiten und Unterschiede weisen die Beispiele auf? Gibt es eine spezifische Ästhetik des 'Wasser-Schreibens'?
Als eine Form von schleichender Gewalt stellt die Umweltverschmutzung durch synthetische Giftstoffe eine besondere erzählerische Herausforderung dar. Die mangelnde Sichtbarkeit und die "delayed destruction", welche Nixon als wesentlich für schleichende Gewalt betrachtet (Nixon 2011, 2), machen es schwierig sie auf eine Weise darzustellen, welche die Aufmerksamkeit von Menschen und Medien zu fesseln und nachhaltigen Aktivismus anzuregen vermag (ebd.). Robert Barclays 'Meļaļ: A Novel of the Pacific' (2002) und Indra Sinhas 'Menschentier' (2011, engl. 'Animal's People' [2007]) bearbeiten dieses erzählerische Problem durch die Einführung eines Motivs, das wird als 'verzauberte Giftigkeit' bezeichnen. In diesem Motiv verbinden die Autoren übernatürliche Elemente mit dem Realismus der Sozialreportage auf eine Weise, die es ihnen ermöglicht, sowohl die komplexen Ursachen von Umweltverschmutzung als auch die dramatischen Folgen für die davon betroffene Bevölkerung eindrucksvoll darzustellen. Sinhas Roman spielt in einer fiktionalisierten Version der indischen Stadt Bhopal, die 1984 durch einen verheerenden Industrieunfall zu trauriger Berühmtheit gelangte, und befasst sich mit den sozialen, politischen und ökonomischen Verstrickungen eines toxischen Imperialismus. Der Roman von Barclay beschäftigt sich mit dem Vermächtnis des andauernden "nuclear colonialism" der Amerikaner auf den Marshall-Inseln (Huggan und Tiffin 2010, 54). In beiden Romanen werden magische oder zauberhafte Elemente verwendet, um die schleichende Gewalt anthropogener Umweltkatastrophen darzustellen und um Perspektiven zu eröffnen, welche die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der betroffenen Gesellschaften bekräftigen.