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Die Analyse der Standortbedeutung und -bewertung der hessischen Betriebe hat gezeigt, dass den Faktoren „Nähe zu Kunden“, „Qualität des Fachkräfteangebots“ sowie „Preisniveau für Energie/Wasser“ die größte Bedeutung zukommt. Der Faktor Kundennähe ist hierbei aus (wirtschafts-)politischer Sicht unproblematisch einzuschätzen, er erhielt von den Betrieben durchweg die beste Bewertung aller Standortfaktoren.
Als kritischer Faktor hat sich das Preisniveau für Energie und Wasser herausgestellt. Trotz seiner hohen Bedeutung bekam dieser die schlechteste Note aller berücksichtigten Standortfaktoren. Eine differenzierte Analyse hat hierbei gezeigt, dass dies nahezu unabhängig von den untersuchten Betriebsmerkmalen (Betriebsgröße, Wirtschaftszweige, Regionen) gilt. Handlungsfelder bestehen damit eigentlich in allen Bereichen, wobei das Augenmerk besonders auf das Verarbeitende Gewerbe und die Sonstigen Dienstleistungen gerichtet sein sollte, hier trafen eine besonders schlechte Bewertung und eine besonders hohe Bedeutung dieses Faktors zusammen. Verbesserungspotenziale und Handlungsmöglichkeiten bestehen aber auch bezüglich der Qualität des Fachkräfteangebots. Diese hat in einigen Bereichen die höchste Bedeutung aller betrachteten Standortfaktoren (Dienstleistungen für Unternehmen, Verarbeitendes Gewerbe, Betriebe mit erwartetem Beschäftigungswachstum.
Die Qualität des Fachkräfteangebots wird im Vergleich zu den anderen Faktoren zwar in der Regel gut bewertet, jedoch zeigte sich, dass dieser Faktor u.a von Betrieben aus dem Verarbeitenden Gewerbe und Betrieben mit erwartetem Beschäftigungsanstieg eine vergleichsweise schlechte Bewertung bekam. Wenn die hier bestehenden Beschäftigungspotenziale genutzt werden sollen, bedarf es weiterer Aktivitäten im Bereich der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.
In Hessen ist weiterhin ein Trend zur Arbeitszeitverlängerung bei Vollzeitarbeitsplätzen beobachtbar. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit für Vollzeitarbeitsplätze ist gegenüber 2004 um etwa 12 Minuten gestiegen, gegenüber 2002 sogar um 42 Minuten. Gleichzeitig stieg der Anteil der Betriebe in denen 40 und mehr Stunden gearbeitet wird erheblich an und lag 2006 bei 53% (gegenüber 46% 2004). Die eingangs gestellte Frage, ob Trends zur Arbeitszeitverlängerung alle Branchen und Betriebsgrößenklassen betreffen und längerfristig verlaufen, muss demnach bejaht werden. Die Bedeutung von Vollzeitarbeit insgesamt ist allerdings rückläufig, Teilzeitarbeit nimmt dagegen deutlich zu.
Nur noch jeder vierte Betrieb in Hessen beschäftigt ausschließlich Vollzeitarbeitskräfte, der Anteil der Teilzeit an den Gesamtbeschäftigten beträgt inzwischen 27% und liegt damit 3 Prozentpunkte höher als vor zwei Jahren. Teilzeitarbeit ist hierbei nach wie vor eine Domäne von Frauen, sie stellen 80% von allen Teilzeitbeschäftigten. Im Gegensatz zur Verlängerung der Arbeitszeiten für Vollzeitarbeitsplätze ist der Trend bei der Teilzeitarbeit uneinheitlich. Zunahmen sind hier vor allem im Produzierenden Gewerbe sowie bei den Sonstigen Dienstleistungen beobachtbar, während die übrigen Branchen hier weitgehend stagnieren. Letzteres gilt auch für Kleinst- und Kleinbetriebe, die Steigerungen bei der Teilzeitarbeit sind überwiegend auf größere Betriebe und Großbetriebe zurückzuführen. Überstunden als betriebliches Flexibilitätsinstrument verlieren zunehmend an Bedeutung. Der Anteil der hessischen Betriebe, in denen Überstunden geleistet wurden ist in den letzten beiden Jahren von 50% auf 44% zurückgegangen. Gleichzeitig geht bezahlte Überstundenarbeit immer mehr zurück. Nur noch 7% der hessischen Betriebe gleichen Überstunden ausschließlich durch Bezahlung aus. Dagegen gelten 60% der Betriebe Überstunden durch Freizeit ab. Arbeitszeitkonten als Flexibilitätsalternative zu Überstunden gehören inzwischen bei vielen Betrieben zum festen Instrumentarium. In jedem vierten hessischen Betrieb sind solche Konten eingeführt oder geplant. Allerdings ist der Anteil der Betriebe mit Arbeitszeitkonten in den letzten Jahren kaum angestiegen. Da sie jedoch bei Großbetrieben weitaus verbreiteter sind als bei kleineren Betrieben, kommt ihnen auf der Beschäftigtenebene erhebliche Bedeutung zu: Auch wenn nur ein Viertel der Betriebe sie nutzt, gelten sie doch für 44% der Beschäftigten in Hessen.
Die Ausbildungssituation in Hessen hat sich laut IAB-Betriebspanel Mitte 2006 gegenüber Mitte 2005 etwas verschlechtert. Die Ausbildungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken und liegt weiterhin unter dem Durchschnitt für Westdeutschland. Ebenso ging die Ausbildungsbeteiligung zurück. Letztere lag im vergangenen Jahr allerdings deutlich über dem westdeutschen Durchschnitt. Weiterhin positiv anzumerken ist die Entwicklung bei der Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge. Hier scheint der in den vergangenen Jahren beobachtete Rückgang gestoppt. Desweiteren ist die Übernahmequote von erfolgreichen Ausbildungsabsolventen deutlich angestiegen und liegt nun bei 58%. Gleichzeitig bestehen in Hessen weiterhin ungenutzte Ausbildungspotenziale. Etwa 28% aller hessischen Betriebe bilden trotz Ausbildungsberechtigung nicht aus. Hervorzuheben ist hier insbesondere der für Hessen doch recht bedeutsame Sektor der unternehmensnahen Dienstleistungen. Trotz des überdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachses in diesem Sektor sind die Ausbildungsquote und die Ausbildungsbeteiligung weiterhin gesunken. Nur noch 23% der Betriebe aus diesem Wirtschaftszweig beteiligen sich an der betrieblichen Ausbildung, die Ausbildungsquote liegt bei 3,1%. Betriebe aus dem Dienstleistungsbereich bilden allgemein vergleichsweise selten und wenn dann relativ wenig aus, dies gilt nicht nur für Hessen. Dennoch liegen die Ausbildungsquoten im Bereich der Sonstigen Dienstleistungen und der Dienstleistungen für Unternehmen noch unter dem westdeutschen Durchschnitt.
Ähnlich problematisch stellt sich die Situation bei kleineren Betrieben mit 10-49 Beschäftigten dar: Hier liegt die Ausbildungsquote ebenfalls deutlich unter der für Westdeutschland. Zugleich bestehen bei diesen und bei Kleinstbetrieben die größten ungenutzten Ausbildungspotenziale. Die Aktivierung ungenutzter Ausbildungspotenziale kann die Situation auf dem hessischen Ausbildungsmarkt sicherlich verbessern. Nicht zu vergessen ist hierbei allerdings der hohe Anteil an Betrieben, die über keine Ausbildungsberechtigung verfügen (40% aller hessischen Betriebe). Hier wäre insbesondere zu prüfen, worin das Fehlen einer solchen Berechtigung begründet ist. Neben finanziellen Aspekten dürften hier durchaus mangelnde Ausbildungsbereitschaft oder Informationsdefizite eine Rolle spielen.
Aufgrund des Beschlusses des Fachbereichsrates des Fachbereichs Neuere Philologien vom 02.05.2007 wird die Ordnung für den Studiengang Kognitive Linguistik mit den Abschlüssen "Bachelor of Arts" und "Master of Arts" an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main vom 02.02.2005 wie folgt neu gefasst: ...
Angola hat, besonders im 19. Jh., zahlreiche deutsche Forschungsreisende angezogen, die aber nur selten Berücksichtigung finden. Ihnen widmet sich dieses Buch, das zugleich Neuinterpretation, Handbuch und Anthologie ist. Darüber hinaus vermittelt es grundsätzliche Einblicke in die Geschichte der Ethnologie. 30 Kurzbiographien geben Hinweise zum Lebenslauf der Forschungsreisenden mit den Hauptdaten und dem Verlauf der Reise(n) in Angola, ihren Zielen, den Veröffentlichungen, sowie zu ethnographischen Sammlungen und visueller Dokumentation. Sie werden durch Textbeispiele aus den Werken der betreffenden Afrikareisenden ergänzt. Ein besonderes Augenmerk wird jeweils auf das Bild gerichtet, das sich die deutschen Reisenden von den afrikanischen Menschen gemacht haben, sowie auf die Art und Weise und den Kontext, in dem ihre späteren Publikationen über diese Begegnungen zustande kamen. Spezialbibliographien zu jedem der Forscher vermitteln erstmals eine umfassende bibliographische Übersicht. Über die biographischen Aspekte hinaus geht es im wesentlichen, vor allem in der ausführlichen Einführung, um die Entstehungsbedingungen und die Entstehungsgeschichte unserer Quellen, um die spezifischen Umstände und den allgemeinen Kontext der Produktion unseres Wissens. Abbildungen einiger Skulpturen aus den mitgebrachten ethnographischen Sammlungen, die wir heute als Meisterwerke afrikanischer Kunst bewundern, bilden einen eindrucksvollen visuellen Kontrast zu den meist abschätzigen Urteilen ihrer Sammler über diesen "Fetischkram".
Es gehört zu den Mindestansprüchen des Sozialstaats, bedürftigen Personen ein soziokulturelles Existenzminimum zu sichern. In Deutschland sollen gegenwärtig insbesondere die Leistungen der Sozialhilfe und der Grundsicherung für Arbeitsuchende dafür sorgen, dass dieses Minimalziel erreicht wird. Ob dies gelingt, ist jedoch fraglich, da erhebliche Teile der Bedürftigen ihnen zustehende Leistungen nicht in Anspruch nehmen. Die Statistiken über Leistungsempfänger/innen geben also nur "die halbe Wahrheit" über Bedürftigkeit in Deutschland wieder. Vor der Hartz-IV-Reform kamen auf drei Grundsicherungsempfänger/innen mindestens zwei, eher drei weitere Berechtigte, die von ihrem Anspruch keinen Gebrauch machten. Dabei waren einige gesellschaftliche Gruppen von verdeckter Armut besonders stark betroffen: alleinstehende Frauen, Paarhaushalte mit erwerbstätigem Haushaltsvorstand und Altenhaushalte. Die Einführung des Arbeitslosengeldes (Alg) II im Zuge der Hartz-IV-Reform konnte zwar die verdeckte Armut von früheren Arbeitslosenhilfebeziehenden vermindern. Doch andere Bedürftige, insbesondere Erwerbstätigenhaushalte mit geringem Einkommen, nehmen offensichtlich ihnen zustehende Leistungen nach wie vor häufig nicht in Anspruch. Die Gründe für das Phänomen der verdeckten Armut sind vielfältig. Wesentliche Ursachen sind offenbar, dass viele Bedürftige die relevanten gesetzlichen Regelungen nicht kennen oder mit der Inanspruchnahme staatlicher Hilfeleistungen Stigmatisierungsängste verbinden. Dem könnte entgegengewirkt werden, indem offensiv über bestehende Ansprüche informiert und ein vorurteils- und diskriminierungsfreies Klima im Umgang mit Hilfebedürftigen gefördert wird.
Suchen Sie auch den Schlüssel zum besseren Verständnis von Mythologie, Kunst und Literatur? Dann sollten Sie das Weltbild des Impurismus studieren. Es wird Ihnen die Augen öffnen für bislang hermetische Zusammenhänge, und Sie werden erkennen, was der Chorus mysticus (Faust II Ende) meint, wenn er sagt: "Alles Vergängliche Ist nur ein Gleichnis." Erde und Himmel, alles Materielle und alle Geistgebilde, der Kosmos und alle Lebewesen --- ein Gleichnis wofür? Wenn Sie die Antwort finden, werden Sie verstehen, warum die Wissenden unsere Kulturszene dominieren. Sie brauchen keine Forschungsnische zu suchen, wenn Sie das weite Feld des Impurismus mit Literatur- und Sprachwissenschaft beackern; denn "Poesie ist die Muttersprache des menschlichen Geschlechts" (Hamann: Aestetica in nuce).
Die Durchgängigkeit in Fließgewässern hat eine herausragende Bedeutung für die Erhaltung und Wiederherstellung von natürlichen Verhältnissen mit artenreichen und gewässertypischen Lebensgemeinschaften. Die Vielzahl der in diesem Zusammenhang zu beantwortenden Fragen kann nicht in einem einzigen Leitfaden abgehandelt werden. Die Thematik wird daher in einer Leitfadenreihe in 5 Teilen behandelt. Dabei werden alle Aspekte von der Aufstiegshilfe bis zum Abstieg, der Durchgängigkeit in Längsrichtung der Gewässer (longitudinal), zu den Auen und Zuflüssen (lateral) und zwischen Sohle und fließender Welle (vertikal) betrachtet. Der vorliegende Teil 2 der Leitfadenreihe erläutert verschiedene Möglichkeiten zur Herstellung der Durchgängigkeit für die Gewässerfauna an Querbauwerken. Als Querbauwerke werden Sohlen– und Regelungsbauwerke sowie Stauwerke bei Wasserkraftanlagen u. a. bezeichnet. Als Lösungen werden hier passierbare Querbauwerke, Umgehungsgewässer, gerinneartige Fischaufstiegsanlagen mit Störsteinen sowie Kombinationsanlagen erläutert. Andere bekannte Möglichkeiten zur Herstellung der Durchgängigkeit sind in der Fachliteratur (z. B. DVWK-Merkblatt 232, 1996) ausführlich beschrieben. Kapitel 1 führt in die Thematik ein. Neben der Definition von Querbauwerken werden u. a. eine Prioritätenliste und ein Zielkatalog zur Herstellung der Durchgängigkeit bei Querbauwerken erläutert. Kapitel 2 erläutert die passierbaren Querbauwerke. Zunächst werden verschiedene Rampentypen und –formen klassifiziert und dann Empfehlungen zur hydraulischen und konstruktiven Bemessung und Ausführung gegeben. Auch die Durchgängigkeit bei Pegelanlagen wird behandelt. Anschließend werden ausgewählte Beispiele in Baden- Württemberg dargestellt. Kapitel 3 dokumentiert Bauweisen von Umgehungsgewässern sowie gerinneartige Fischaufstiegsanlagen mit Störsteinen und gibt Empfehlungen zu deren Bemessung und Gestaltung. Ein ausführlicher Beispielkatalog ist auch in diesem Kapitel zu finden. Kapitel 4 gibt einen Überblick über die Kombinationsmöglichkeiten unterschiedlicher Durchgängigkeitsbauwerke bei speziellen Randbedingungen. Fischaufstieg in Kombination mit Bootsdurchgängigkeit ist ebenfalls Thema dieses Kapitels und liefert einige Möglichkeiten zur Erfüllung beider Forderungen. Dieser Leitfaden ist die Fortschreibung des Leitfadens „Anlagen zur Herstellung der Durchgängigkeit“ der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg Heft 63 (2000). Er richtet sich gleichermaßen an Behörden und Planer. Der Leitfaden ermöglicht es dem Anwender, den für seine Aufgabenstellung optimalen Anlagentyp zu wählen und die Bemessung durchzuführen.
Gehölze an Fließgewässern
(2007)
Gehölze an Fließgewässern prägen entscheidend die vielfältigen Lebensräume im Übergangsbereich Gewässer und seinem Umfeld. Die linienhafte Erstreckung des Gehölzsaums entlang eines Gewässers bietet zahlreiche Verteilungs- und Verbreitungsmöglichkeiten für Arten. In den Übergangsbereichen zwischen Wasser, Land und Luft entstehen durch die variierenden Wasserstände Verzahnungen unterschiedlicher Pflanzen- und Tiergesellschaften, die wichtige Bausteine im großräumigen Biotopverbund sind.
Durch die Allegorie der Waldeinsamkeit, die in der Spiegelsymmetrie der Verse eingeschlossen ist, erzeugt Tieck eine Reflexionsfigur des in sich verspiegelten Subjektes und verweist auf einen selbstreflexiven Index, der die poetische Schrift mit der Schrift der Natur konvergieren lässt. Fast zwei Jahrhunderte später fängt ein Emigrant in New York die Natur so zu verfilmen an, wie sie in seinem Heimatland Litauen aussah: mit Schnee, voller Blumen, Bäume und Wind. Er verwendet „das Motiv der Romantik im modernen Kontext: die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Gegenwart“ (Möbius 1991, 22). Er filmt nicht nur die Natur, sondern auch sich selbst und seine unmittelbare Umgebung. Diese Person trägt auch einen Namen, sie heisst Jonas Mekas und zählt zu den ganz grossen noch lebenden Kunstlegenden des 20. Jahrhunderts. Im Westen ist Jonas Mekas als avantgardistischer Filmemacher und vor allem als Erfinder und Schöpfer einer neuen autobiografischen Filmform bekannt, den Filmtagebüchern. Mekas porträtiert die New Yorker Avantgarde-Kunstszene und politische, kulturelle, soziale Geschehnisse genauso wie seine private Familie und entwickelt mit den filmischen Mitteln der Doppelbelichtung, der Jump-cut-Methode, Single Frame und manipulierten Filmgeschwindigkeiten eine eigenartige Filmästhetik. Fast alle seine Filme sind mit narrativem, meist lyrischem extra-diegetischem Voice-Over kommentiert und mit Musik begleitet, was sehr an die Stummfilmästhetik erinnert.
Im Zusammenhang mit dem agrarstrukturellen Wandel der letzten Jahrzehnte stellt sich aus Sicht des Naturschutzes immer wieder die Frage, wie dem Rückgang traditioneller Landnutzung an Grenzstandorten und in benachteiligten Gebieten begegnet werden kann. Um eine Offenhaltung der Landschaft und Pflege schutzwürdiger Biotope zu gewährleisten, ist die Beweidung mit Rindern oder Schafen eine vielfach eingesetzte Methode. Pferde wurden hingegen unter dem Aspekt von Naturschutz und Landschaftspflege kaum berücksichtigt, obwohl ihre Zahl in den letzten Jahrzehnten aufgrund steigender Freizeitnutzung in Deutschland erheblich zugenommen hat. Das vorliegende Merkblatt richtet sich vor allem an Landwirte und Pferdehalter, soll aber auch den unteren Naturschutzbehörden sowie Gemeindeverwaltungen, Planungsbüros und Verbänden als Arbeitshilfe dienen. Pferdehaltung lässt sich auf verschiedene Weise mit den Zielen von Naturschutz und Landschaftspflege vereinbaren. So wird spät geworbenes Heu extensiv genutzter Wiesen in der Pferdehaltung bereits vielfach und bevorzugt eingesetzt. Naturgemäße Pferdebeweidung trägt ebenso wie die Beweidung mit anderen Tierarten zur Offenhaltung der traditionellen Kulturlandschaft bei. Auch in den in jüngerer Zeit zunehmenden großflächigen Beweidungsprojekten vieler Bundesländer werden neben Rindern gerne ursprüngliche Pferderassen eingesetzt. Um den speziellen Anforderungen des Arten- und Biotopschutzes gerecht zu werden, genügt es jedoch nicht, eine naturverträgliche extensive Landnutzung und eine unter tierhalterischen Aspekten sachgemäße Beweidung durchzuführen. Es ist ein gezieltes Weidemanagement notwendig. Aus diesem Anlass wurde im Auftrag der Landesanstalt für Umweltschutz (heute LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) eine Studie erstellt. Die Ergebnisse wurden in einer umfangreichen Dokumentation im Internet veröffentlicht und bilden die Grundlage dieses Merkblattes.
In Baden-Württemberg sind in dem 30-jährigen Zeitraum einschließlich dervorliegenden insgesamt fünf Fassungen der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten erschienen, die jeweils auf den neuesten Stand der Erforschung der Vogelwelt Baden-Württembergs gebracht wurden. Die einzelnen Fassungen der Roten Liste sind 1973 (1. Fassung, Berthold, Ertel & Hölzinger 1974, 1975), 1977 (2. Fassung, Berthold, Ertel, Hölzinger, Kalchreuter & Ruge 1977), 1981 (3. Fassung, Hölzinger, Berthold, Kroymann & Ruge 1981), 1996 (4. Fassung, Hölzinger, Berthold, König & Mahler 1996) und 2007 (5., vorliegende Fassung) herausgegeben worden. In diesem über 30-jährigen Zeitraum wurden die Kriterien für die Roten Listen entsprechend dem Fortschritt der ornithologischen Forschung zunehmend mehr auf quantitative Grundlagen gestellt. Die Roten Listen waren und sind das Ergebnis systematischer und programmatisch orientierter Bestandsaufnahmen der Vogelwelt abseits emotionaler und naturschutzpolitischer Beurteilung.
Benthische Algen sind ein wesentlicher Teil des Ökosystems der Fließgewässer. Verschiedene Verfahren nutzen sie zur Bioindikation. Eines davon ist das PHYLIB-Verfahren (SCHAUMBURG et al. 2004, 2005) zur Bewertung des ökologischen Zustandes. In diesem Verfahren wird die Qualitätskomponente Makrophyten und Phytobenthos in drei Teilkomponenten gegliedert. Neben Makrophyten incl. Charales und Diatomeen werden die anderen Algenklassen als "übriges" Phytobenthos einbezogen. Das "übrige" Phytobenthos zeichnet sich in mehrerlei Hinsicht durch eine besondere Vielfalt aus. Dieser Feldführer versucht, eine erste Orientierung zu vermitteln. Dazu gehört eine kurz gehaltene Darstellung der relevanten Algenklassen im systematischtaxonomischen Teil, in dem auch die jeweils wichtigen Bestimmungswerke aufgeführt werden. Dabei werden grundlegende Begriffe erläutert, die für die Verwendung der Bestimmungsliteratur nützlich sind. Der Schwerpunkt liegt jedoch in dem Bemühen, den Blick für das Erkennen der Algen im Gewässer zu schärfen. Die für eine Indikation wichtigen Algenbestände sind oft wenig auffällig und leicht zu übersehen. Erfahrung und Wissen sind erforderlich, um sie zu erkennen. Auch offensichtliche Massenentwicklungen bestehen in der Regel aus Mischbeständen mehrerer Arten, die differenziert betrachtet werden müssen. Der hier vorliegende Feldführer stellt das dafür notwendige "Handwerkszeug" zur Verfügung. Dafür werden zum einen die möglichen Habitate benthischer Algen charakterisiert und mit Bildern vorgestellt. Zum anderen wird die Vielfalt der Lager- bzw. Wuchsformen benthischer Algen mit ihren Charakteristika hinsichtlich Farbe, Konsistenz und mitunter auch Geruch beschrieben. Um diese Vielfalt für die praktische Arbeit zu gliedern, wurden neun Kategorien aufgestellt. Aufgrund der im Gelände sichtbaren Wuchs- bzw. Lagerformen wurden zahlreiche Taxa diesen Kategorien zugeordnet. Die Taxa werden mit zahlreichen Abbildungen dargestellt. Anschließend wird die Vorgehensweise bei der Probenahme entsprechend den Vorgaben des PHYLIB-Bewertungsverfahren erklärt und anhand von zwei Beispielen illustriert. Hinweise auf Verfahren in anderen Ländern und ein Ausblick auf die EN-Norm stellen das PHYLIB-Verfahren in einen größeren Zusammenhang. Damit bietet dieser Feldführer eine gute Orientierung hinsichtlich der Formen- und Farbenvielfalt, der systematischen Vielfalt sowie der entsprechenden Vielfalt der Bestimmungsliteratur der Vertreter des „übrigen“ Phytobenthos. Anwender des PHYLIB-Bewertungsverfahrens finden in diesem Buch hilfreiche Anleitungen für die praktische Arbeit.
Die Monografie befasst sich mit der scherzhaften Wortbildungseinheit -fex 'wer etwas in leicht übertriebener Art liebt, auf etwas versessen ist' (Kunstfex), nachgewiesen seit dem späteren 19. Jahrhundert im deutschen Sprachraum, herausgebildet aus überregional durch literarische Vermittlung bekannt gewordenen regionalsprachlichen (bayerischen und österreichischen) Komposita mit dem Substantiv Fex (Bergfex, Blüemlfex). Die Herkunft von Fex und damit auch von -fex ist bis heute ungesichert. Seit jüngerer Zeit nun wird |fex| in einen bestimmten etymologischen Zusammenhang mit dem lateinischen Suffix -i-fex (zu lateinisch facere 'machen') gebracht. |fex| wird auf das so genannte scherzlateinische Narefex zurückgeführt, das schon früher als Analogiebildung zu lateinischen Wörtern wie artifex und carnifex betrachtet wurde. Ungeachtet dieser problematischen etymologischen Herleitung stehen im Deutschen gebildete Wörter auf -fex (Küchenfex) und aus dem Lateinischen ins Deutsche entlehnte (Pontifex), auch im Deutschen und anderen europäischen Sprachen gebildete Wörter auf -i-fex (Gillifex, Zotifex, Spinifex und Tubifex) im heutigen Deutsch eigentümlich nebeneinander. Semantische Ähnlichkeiten scheinen sich mitunter zu zeigen (Versifex vs. Reimfex). Zunächst konnotative, dann integrative formale Eindeutschungen von Wörtern auf -i-fex verwischen die weitere Unterscheidung beider Gruppen (die Pluralformen Artifexe, Dramatifexe, Hexametrifexe, Pontifexe, Tubifexe und Versifexe vs. Steinfexe statt der Formen auf -i-fices). Es ist denkbar, dass deutende Sprachteilhaber von nur einer Gruppe von Wörtern bei gegebener Fugenvarianz ausgehen - wie sie bei fortschreitender Integration von Lehnkombinemen für deutsche Lehn-Wortbildungsprodukte nachweisbar ist (Bieriothek, Comicothek vs. Donnerthek, Rockthek). Die Arbeit versucht, die Entwicklung der beiden Wortbildungseinheiten -fex und -i-fex im Deutschen darzustellen und einen wortgeschichtlichen, dokumentationsgestützten Überblick über die relevanten Lehnwörter und (Lehn-)Wortbildungsprodukte zu geben. Inhalt: Register. Überblick. 1.-fex und -i-fex, eine Art etymologischer Dublette? 1.1 Lateinische Wörter mit dem Suffix -i-fex. Deutsche Lehnwörter aus dem Lateinischen und Neulateinischen mit dem Segment |ifex|. 1.2 Das Kombinem -i-fex in deutschen (europäischen) Lehn-Wortbildungsprodukten. 1.3 Ungeklärte frühe deutsche Wortbildungsprodukte mit der Sequenz ...fex. 1.4 Fex, Kürzung aus Narefex als „gesunkenem Kulturgut“? „Scherzlateinischer“ Ausgangspunkt Narefex für die Herausbildung des oberdeutschen Lexems Fex und in der Folge der deutschen Wortbildungseinheit -fex ‘wer etwas in leicht übertriebener Art liebt, auf etwas versessen ist’? 1.5 Das Substantiv Fex in oberdeutschen Regionalsprachen. 1.6 -fex- und -i-fex-/|ifex| Wörter. Ihre ‘Übereinstimmungen’. 1.6.1 Zufällige semantische Ähnlichkeit. 1.6.2 Bedingte weitere formale Übereinstimmung. Pluralformen der Sequenz ...fexe. 1.6.3 Mögliche scherzhafte Zusammenbildung. 2. Artikel- und Belegteil für alle Gruppen von Wörtern der Sequenz ...fex (in chronologischer Ordnung). 3. Anmerkungen. 4. Literatur. 5. Quellenverzeichnis. 6. Siglen für die Komponenten der Materialbasis
Der Karsee bei Wangen im Allgäu war ursprünglich ein von Makrophyten dominierter Klarwassersee. Durch Nährstoffeinträge kam es in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu deutlichen Eutrophierungserscheinungen. Ab Ende der 1980er Jahre wurden daher erste limnologische und fischereibiologische Untersuchungen durchgeführt. Der See wurde damals als polytroph eingestuft, sein Fischbestand war von kleinwüchsigen Cypriniden dominiert. Als hauptsächliche Belastungsquellen galten ein unzureichender Kläranlagenanschluss der Gemeinden im Einzugsgebiet sowie eine intensive landwirtschaftliche Nutzung hängiger Flächen als Grünland in unmittelbarer Umgebung des Sees. Im Rahmen des „Aktionsprogramms zur Sanierung oberschwäbischer Seen“ wurden ab 1991 kritische landwirtschaftliche Flächen im Einzugsgebiet des Karsees extensiviert. Während einige oberschwäbische Seen wie z. B. Schreckensee und Schleinsee innerhalb weniger Jahre auf vergleichbare Sanierungsmaßnahmen im Umland mit einem Anstieg der Sichttiefe und Verbesserungen weiterer Wasserparameter reagierten, blieb der ökologische Zustand des Karsees unbefriedigend. Es gelang zwar die Nährstoffgehalte zu senken, äußerlich sichtbare positive Effekte im See waren jedoch kaum festzustellen. Die Bemühungen, weitere Flächen im Einzugsgebiet des Karsees zu extensivieren, wurden daher fortgesetzt. Zudem erhielten bis 1998 die noch ausstehenden Haushalte einen zentralen Abwasseranschluss. Um das Ziel eines guten ökologischen Zustands zu erreichen, wurden auch unterstützende seeinterne Maßnahmen, so genannte Restaurierungsmaßnahmen, geprüft. Im Jahr 1995 wurde versucht, die Sanierungsbemühungen am Karsee durch einen Eingriff in den Fischbestand zu unterstützen. Ziel war es, durch eine massive Entnahme zooplanktivorer Fische das tierische Plankton zu fördern, damit den Fraßdruck auf die Plankton-Algen zu erhöhen und so längere Klarwasserphasen zu erreichen. Im Anschluss an die Befischungen konnte zwar zunächst eine Verbesserung einzelner Parameter wie z.B. Sichttiefe oder Chlorophyll-a-Gehalt festgestellt werden, nach Ende der Maßnahme stellte sich jedoch schnell wieder der unbefriedigende Ausgangszustand ein. Im Rahmen des „Aktionsprogramms zur Sanierung oberschwäbischer Seen“ wurde deshalb am Karsee eine Untersuchung zur Auswirkung einer Biomanipulation (Nahrungskettenmanipulation) durch gezielte Befischungen von Massenfischen durchgeführt. Das Vorhaben mit einer Laufzeit von fünf Jahren (1997–2001) wurde aus Mitteln des Ministeriums für Umwelt und Verkehr sowie der Fischereiabgabe finanziert. Im Projekt sollten Erfahrungen gewonnen werden, inwiefern fischereiliche Eingriffe zur Unterstützung von Sanierungsmaßnahmen empfohlen werden können, wie nachhaltig diese wirksam sind und wie diese sich auf die Beschaffenheit und die Zusammensetzung von Teilen der Lebensgemeinschaft See auswirken. Bei den Untersuchungen zeigte sich deutlich, dass bei jeder Seensanierung primär die Nährstoffeinträge im hydrologischen Einzugsgebiet so weit reduziert werden müssen, dass sich die Nährstoffgehalte im Gewässer entsprechend verringern können. Eine deutliche Reduzierung der Nährstoffwerte hat in der Regel auch eine Verbesserung der Wasserqualität zur Folge. In Einzelfällen kann eine Biomanipulation als flankierende Maßnahme zu weiteren Sanierungsbemühungen sinnvoll sein, in dem sie als zeitlich begrenzte Maßnahme eine bereits erfolgte Sanierung unterstützt und den Umschwung von einem Algen zu einem Makrophyten dominierten See fördert. Damit dies möglich ist müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. So muss die jährliche Durchschnittskonzentration für Gesamt-Phosphor im betreffenden Gewässer unter 100 μg/l liegen. Je weiter dieser Wert unterschritten wird, desto höher ist die Erfolgswahrscheinlichkeit. Daneben müssen mindestens 75 % der Fischbiomasse entnommen werden, um mit einem nachhaltigen Effekt rechnen zu können. In Flachseen ist eine langfristige Verbesserung der Wasserqualität nach massiven Befischungsmaßnahmen deutlich aussichtsreicher als in tieferen Seen. Als Sekundäreffekt können sich in flachen Seen mit zunehmender Sichttiefe Makrophyten großflächig ausbreiten und zu einer Stabilisierung des Klarwasserstadiums beitragen. Auch bei günstigen Voraussetzungen ist ein Erfolg nach Biomanipulationsmaßnahmen nicht sicher vorhersagbar. Häufigste Ursache für ein Scheitern ist, dass die angestrebte Entnahmemenge nicht erreicht werden kann.
FS MARIA S. MERIAN Expedition MSM06 umfasst drei Fahrtabschnitte, die zum Ziel haben den Hydrothermalismus sowie Tiefwasser-Ökosysteme im Atlantik zu untersuchen. Der erste Fahrtabschnitt konzentriert sich auf die Untersuchung von Kaltwasserkorallen-Ökosystemen im Golf von Cádiz. Das Hauptziel ist die Identifizierung der für die Korallenverteilung verantwortlichen Kontrollfaktoren. Zudem soll untersucht werden, wie sich die Korallenökosysteme in der Vergangenheit unter sich verändernden Umweltbedingungen entwickelt haben. Der zweite Fahrtabschnitt führt zum Logatchev-Hydrothermalfeld am Mittelatlantischen Rücken im westlichen N-Atlantik. Es ist geplant eine örtlich fokussierte Studie durchzuführen, um die Ursachen für zeitliche und örtliche Unterschiede in der Zusammensetzung von hydrothermalen Fluiden sowie deren Auswirkungen auf Vent-Lebensgemeinschaften zu erforschen. Fahrtabschnitt 3 führt zu einem weiter östlich, direkt südlich des Äquators, gelegenen Bereich des Mittelatlantischen Rückens. Hier soll der Einfluss großmaßstäblicher magmatischer und tektonischer Prozesse an Hydrothermalsystemen in vier verschiedenen Vent-Feldern untersucht werden. Um die genannten Detail-Untersuchungen in den einzelnen Untersuchungsgebieten durchführen zu können, ist v.a. der Einsatz eines ferngesteuerten Tauchroboters (ROV) auf allen 3 Fahrtabschnitten von besonderer Bedeutung. Dies unterstreicht, wie neue Technologien, wissenschaftliche Arbeiten zu einem bis dato unerreichten Niveau der Detailgenauigkeit verhelfen.
Neophyten («neue Pflanzen») sind Pflanzenarten, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 beabsichtigt oder unbeabsichtigt nach Europa eingebracht wurden. Die meisten dieser Arten verschwinden schnell wieder oder fügen sich problemlos in unsere Pflanzenwelt ein. Einige setzen sich aber hartnäckig durch (sie werden invasiv) und müssen mit geeigneten Maßnahmen möglichst frühzeitig reguliert werden. Dieser Flyer des Kanton Luzern befasst sich mit den Gefahren und dem Umgang von Neophyten in der Schweiz.
Vor 20 Jahren noch als scheue Landbewohner bekannt, streifen heute Füchse während der Nacht durch Dörfer und Städte. Gehören sie bald so selbstverständlich zum Siedlungsraum wie Amseln, Spatzen oder Marder? Zur Freude der einen und zum Ärger der anderen? Durch einen sinnvollen Umgang mit Füchsen im Siedlungsraum lassen sich grössere Probleme vermeiden.
Das Schwarze Meer ist das größte anoxische Meeresbecken der Erde. Hohe biologische Produktion in der Deckschicht und ein tiefer anoxischer Wasserkörper unterhalb der Chemokline in 100-150 m Wassertiefe füh-ren zu einzigartigen Bedingungen für mikrobielles Leben, geochemische Kreis-läufe und Sedimentationsprozesse. Gas- und Fluidemissionen aus verschiedenen geolo-gischen Formationen wie z.B. Methanaus-tritt entlang der Schelfkante oder Ausstoß von kohlenwasserstoffhaltigen Fluiden aus Schlammvulkanen in Tiefseeregionen lie-fern ein einzigartiges Umfeld für die Erfor-schung von geologischen Tiefenprozessen, geochemischen Kreisläufen, mikrobiellen Habitaten und den kontrollierenden Bedin-gungen für mikrobielle Schlüsselprozesse der Elementkreisläufe in einer permanent anoxischen Welt. Fahrtabschnitt M72/1 untersucht unter der Leitung von Dr. R. Seifert geochemische Kreisläufe und mikrobielles Leben an akti-ven Gasquellen innerhalb der Statbilitäts-zone von Gashydrat ab ca. 700 m Wasser-tiefe im Paläo-Djnepr-Gebiet. Der anschlie-ßende Fahrtabschnitt M 72/2 findet im Rahmen des EU-Projekts HERMES und des deutschen Geotechnologien-Projekts MUMM II unter der Leitung von Prof. Dr. A. Boetius statt und untersucht die Kontrol-len und Mechanismen der mikrobiellen Transporte und Umsätze chemischer Ele-mente an Methanquellen auf der Schelfkante und an Fluidaustritten von Schlammvulka-nen. Als Aktivität eines weiteren Geotech-nologienprojekts METRO widmet sich Fahrtabschnitt M 72/3 unter der Leitung von Prof. Dr. G. Bohrmann der Erforschung von Herkunft, Verteilung und Dynamik von Methan und Gashydraten in Sedimenten sowie der Untersuchung von Methanflüssen von den Sedimenten in die Wassersäule. Anschließend wird Fahrtabschnitt M 72/4seismische Untersuchungen der Migrationswege von Fluiden in den tiefen Unter-gründen des Djnepr-seep-Systems und der Schlammvulkane im Sorokin Trog unter der Leitung von Dr. J. Bialas vornehmen. Den Abschluss bildet Fahrtabschnitt M 72/5 un-ter der Leitung von Dr. C. Borowski mit Untersuchungen der geochemischen und mikrobiellen Prozesse in der geschichteten Wassersäule und in Sedimenten um die Chemokline wie in den tiefen anoxischen Becken. Die Reise M 72 wird am 07. Februar 2007 in Istanbul (Türkei) beginnen und am 04. Juni 2007 ebenfalls in Istanbul enden.
Die METEOR-Fahrt 71 umfasst 3 biologisch und biogeochemisch orientierte Fahrtabschnitte mit insgesamt 50 Schiffstagen im östlichen Mittelmeer und hat folgende Ziele: Der Abschnitt METEOR 71-1 dient der physikalischen, biogeochemischen und biologischen Probengewinnung im Bereich der Anaximander Mountains. Es gibt nur einige wenige Seeberge im östlichen Mittelmeeres, die weitgehend isoliert vom übrigen Ozean sind und in einer Region liegen, die sich durch ein im Vergleich zum Weltozean sehr warmes Tiefenwasser von rund 14 °C auszeichnet. Hauptziel der Untersuchungen an einem Gipfel der Anaximander Mountains ist die Beantwortung der Frage, ob sich ein Seeberg-Ökosystem in einer oligotrophen Region mit warmen Tiefenwasser in Bezug auf seinen Einfluß auf das umgebende Strömungs- und Nährstoffregime, die Produktivität und Verteilung der Nahrungsketten, sowie in Bezug auf die Größe der „Sphere of interference“, das heißt dem Einflußbereich des Seamounts auf den umgebenden Wasserkörper, ähnlich verhält wie entsprechende Erhebungen im Nordostatlantik. Die Expedition METEOR 71-2 beschäftigt sich mit der Biodiversität in der Tiefsee des östlichen Mittelmeeres und ihren Steuerungsfaktoren (Tiefe, Küstenabstand, Nahrungsverfügbarkeit). Zum einen geht es um eine möglichst vollständige Erfassung der Artenzusammensetzung in zwei Referenzregionen durch Vielfachbeprobung an der selben Stelle, zum anderen um die Unterschiede des Arteninventars und des Artenreichtums in Abhängigkeit von der Tiefe und vom Küstenabstand. Die Arbeitsgebiete von jeweils 17 sm x 5 sm sind das Ierapetra-Becken südlich Kreta. (> 4000m Tiefe) und ein Gebiet der gleichen Größe weiter südlich (2800 m Tiefe doppelter Abstand zur Küste).Die Untersuchungen berücksichtigen alle Grössenklassen des Benthos (Mega-, Macro-, Meiound Nanofauna), um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Abhängigkeit der Biodiversität von Ökofaktoren zu erkennen. Damit sollen die Struktur und die Funktion der Lebensgemeinschaften am äußerst oligotrophen Tiefseeboden des levantinischen Beckens besser und detaillierter verstanden werden. Arbeiten der Expedition METEOR 71-3 zielen auf die Klärung der Frage, ob im heutigen Mittelmeer Phosphatverlust und unvollständige Nitratnutzung, oder Stickstoff-Fixierung im ultraoligotrophen östlichen Mittelmeer für isotopisch abgereicherte d15N Signaturen von Sedimenten und Schwebstoffen verantwortlich sind. Ein Nebenziel ist die Gewinnung zusätzlicher Oberflächensedimente, um die Datenbasis für Eichungen des UK´37-Index und Abschätzung der Nährstoffakkumulationsraten in Sedimenten im Mittelmeers zu verbessern. Dazu werden auf Schnitten durch das östliche Mittelmeer Nährstoffprofile beprobt, Proben für Messungen der 15N/14N-Verhältnisse in Nitrat, gelöstem organischem Stickstoff, in Sinkstoffen und Oberflächensedimenten gewonnen, Untersuchungen des Phytoplanktons sowie Messungen von N2-Fixierungsraten durchgeführt. Weiter werden molekulare Techniken eingesetzt, um das Vorhandensein und die Transkription der nifH-Gene für das Nitrogenase-Enzym diazotropher Organismen zu überprüfen. Die Methoden zielen auf das nifHGen und seine Transkripte und geben Aufschluss über das Potential für Stickstofffixierung. Die Ergebnisse werden zeigen, ob das Gen aktiv in der Plankton-Gemeinschaft transkribiert wird. Ferne wird mit der DNA Sequenzanalyse neben der Anwesenheit auch die Diversität der diazotrophen Organismen etabliert. Schließlich wird im Verlauf der Fahrt an einer Station im Rhodos-Becken eine Sedimentfalle ausgebracht.
Ein aktuelles Handbuch der empirischen Sozialforschung stellt fest: „Die meisten Theorien in den Sozialwissenschaften sind relativ ungenau formuliert und beziehen sich auf nicht exakt definierte Begriffe“ (SCHNELL/HILL/ESSER 2005: 11). Die Linguistik – so auch die Sprachgermanistik – sollte aus dieser Kritik produktive Konsequenzen ziehen und dezidierte Anstöße für eine theoretisch fundierte und empiriegestützte Begriffs- und Konzeptbildung von IKK erarbeiten. Nicht zuletzt mit der Intention, dass die IKK als Phänomentyp kein „weicher“ Forschungsgegenstand mehr bleiben darf und dementsprechend die IKK-Forschung nicht mehr als „weiche“ Wissenschaft gelten sollte.
Leben mit Wölfen : Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland
(2007)
Der Wolf (Canis lupus) - eine der umstrittensten Tierarten Europas. Jahrhunderte lang wurde er in Europa verfolgt, in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas ausgerottet. Erst in den 1960er und 1970er Jahren, als die Bestände vielerorts ihren Tiefpunkt erreicht hatten, wurden ihm in einigen europäischen Ländern Schonzeiten oder auch ganzjähriger Schutz zugestanden. Allmählich begannen sich die Populationen in Italien und Spanien, aber auch in Polen zu erholen. In den letzten 20 Jahren kehrten Wölfe sogar wieder in Gegenden zurück, in denen sie vorher ausgerottet worden waren. Norditalien, Frankreich, die Schweiz, Schweden, Norwegen, Finnland und nun auch Deutschland sind solche neuen, alten Wolfsgebiete. Häufig wurde die Rückkehr der Wölfe mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Von den Einen als Erfolg des Artenschutzes gefeiert, sahen andere darin einen Rückfall in längst vergangene Zeiten. Das Raubtier Wolf, so glauben viele, hat in unserer heutigen Kulturlandschaft keinen Platz mehr. Selbst Befürworter seiner Rückkehr sind oft unsicher, wie man mit dem nunmehr geschützten Heimkehrer umgehen sollte. Das Comeback der Wölfe und ihre Rückkehr in die unterschiedlichsten Lebensräume verdeutlicht einmal mehr ihre Flexibilität, stellt unsere hingegen auf eine Probe. Wölfe können fast überall leben, wo sie genügend Nahrung finden und wir sie leben lassen. Der einzige einschränkende Faktor scheint der Mensch zu sein. Entsprechend sind die Herausforderungen im Wolfsschutz weniger ökologischer, sondern vor allem soziologischer Natur. Pauschallösungen für den Umgang mit dem Wolf gibt es nicht. Je nach Gegebenheiten müssen jeweils eigene, angepasste Lösungen entwickelt werden. Die Vielseitigkeit der Wölfe und die unterschiedlichen soziologischen und ökologischen Bedingungen machen den Wolfsschutz zu einer einzigartigen Herausforderung.
Auslandseinsätze der Bundeswehr sind zurzeit wohl das Thema, das Außen- und Sicherheitspolitiker, aber auch die politisch interessierte Öffentlichkeit, am meisten bewegt. Dies ist nicht nur an zahlreichen Äußerungen von Politikern, an Bundestagsdebatten und Meinungsumfragen abzulesen, sondern hat sich auch in der politikwissenschaftlichen und politikberatenden Literatur niedergeschlagen. In diesem Umfeld konzentriert sich die vorliegende Zusammenstellung von Aufsätzen insbesondere auf drei Fragestellungen: * Welche Leitfragen können Bundestag und Bundesregierung bei der Entscheidung helfen, ob sie sich an internationalen Militäreinsätzen beteiligen bzw. die Beteiligung daran beenden wollen? * Welche Entscheidungsspielräume bestehen für Bundestag und Bundesregierung? * Welche politischen Lehren können aus bisherigen Einsätzen (westlicher Balkan, Afghanistan, Libanon, DR Kongo) gezogen werden? So unterschiedlich die Beiträge des Bandes auch sind, es lassen sich dennoch vier Punkte identifizieren, in denen sie weitgehend übereinstimmen und denen sie bei der weiteren Beteiligung Deutschlands an internationalen Militäreinsätzen große Bedeutung beimessen: * der frühzeitigen und eindeutigen Positionsbestimmung des Bundestages und der Bundesregierung hinsichtlich eines Einsatzes der Bundeswehr im Ausland; * dem Einstehen für diese Position im multilateralen Entscheidungsprozess - insbesondere in der UN, der Nato und der EU; * der Vermittlung der Position und der letztlich getroffenen Entscheidung gegenüber der Öffentlichkeit; * der Übersetzung der politischen Entscheidung in realistische Ziele für den Militäreinsatz und einen klaren Auftrag für die daran beteiligten deutschen Streitkräfte.
Zacharias Conrad von Uffenbach, Schöff und Rathsherr der Stadt Frankfurt am Main, geboren den 22. Februar 1683, hatte bekanntlich eine für die damalige Zeit sehr bedeutende Privatbibliothek zusammengebracht, und insbesondere weder Kosten noch Mühe gescheut, eine Sammlung von Handschriften anzulegen, deren Anzahl so sehr anwuchs, dass er im Jahre 1720 in Halle ein Verzeichniss derselben in einem starken Foliobande herauszugeben sich veranlasst sah. Noch bei Lebzeiten entschloss er sich, einen Theil seines grossen Bücher- und Manuscripten-Schatzes zu veräussern, und liess aus diesem Grunde einen aus vier starken Bänden bestehenden Katalog in 8° erscheinen. So behielt er nur den kleinsten Theil seiner Bücher und die werthvollsten Manuscripte bis zu seinem 1734 erfolgten Tode, „um, wie er sich selbst ausdrückt, sich seinen Verlust wegen der Übrigen erträglich zu machen." Unter den zurückbehaltenen Manuscripten befanden sich die unten näher verzeichneten, die die Geschichte der Stadt Frankfurt betreffen, welche durch Vermächtniss des Besitzers auf die hiesige Stadtbibliothek gelangten. Die bei seinem Tode noch vorhandenen Bücher und Manuscripte wurden dahier öffentlich verkauft und füllte der Katalog vier Bände in 8°. Es hat zwar schon Kirchner in der Einleitung zu seiner Geschichte der Stadt Frankfurt (1. Band. S. 32—36) ein Verzeichniss der von Uffenbach'schen Handschriften gegeben, allein eine Vergleichung mit dem untenstehenden wird zeigen, dass dasselbe sehr mangelhaft und unzureichend ist; daher wohl dem Forscher auf dem Gebiete vaterstädtischer Geschichte ein Dienst durch die Herausgabe des nachfolgenden vollständigeren Verzeichnisses dieser Handschriften geleistet sein möchte.
In Frankfurt gibt es große und kleine Bibliotheken. Neben den bekannten Häusern, wie der der Deutschen Nationalbibliothek, der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg oder der Stadtbücherei bietet die Stadt aber auch viele kleine Institutionen mit speziellen Sammelschwerpunkten. Für Informationssuchende haben wir 35 Bibliotheken übersichtlich zusammengestellt. ...
Unser die Welt : sprachphilosophische Grundlegungen der Erkenntnistheorie ; ausgewählte Artikel
(2007)
Die Weiterentwicklung der Gedanken, die Wilhelm K. Essler 1972 in seinem Buch "Analytische Philosophie I" vorgetragen hat, ist bislang nur in Artikeln erfolgt. Die hier vorgelegte Auswahl hat das Ziel, den Kern seines Philosophierens, nach Sachgebieten geordnet, darzustellen. Im Zentrum seines Philosophierens steht die Untersuchung des Reflektierens, genauer: des philosophischen Reflektierens, anhand semantischer und epistemologischer Beispiele. Er orientiert sich dabei nicht an der Untersuchung vorhandener Erkenntnisakte, die oft schwer faßbar und noch schwerer eindeutig bestimmbar sind, sondern an deren rationaler Rekonstruktion in Modellen, gemäß dem Vorgehen in experimentellen Wissenschaften, und das besagt in der Philosophie natürlich: in Modellsprachen. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, daß unter Einsatz des Instrumentariums der modernen Logik und ihrer Metalogik definitive Ergebnisse erzielt werden können, aufbauend auf den metalogischen Resultaten Gödels und Tarskis. In der Weiterführung der Ergebnisse von Gödel und Tarski wird gezeigt, daß die methodologische Unterscheidung von Erwähnen und Verwenden genau dem Vorgehen des semantischen Reflektierens gemäß der Sprachstufentheorie Tarskis entspricht und daß diese daher das geeignete Instrument zur Darstellung des epistemologischen Reflektierens und damit auch der erfahrungswissenschaftlichen Semantik ist. Anhand solcher präziser Sprachmodelle wird die Voraussetzungshaftigkeit allen sprachgebundenen Erkennens jeweils am Beispiel nachgewiesen. Macht man eben dieses Reflektieren zum neuen Gegenstand des untersuchenden Reflektierens, so benötigt man hierzu, will man die zuvor benützte Sprache des Reflektierens nun vollständig darstellen, abermals zusätzliche, in ihr noch nicht ausdrückbare Mittel des Reflektierens, und so fort ohne Ende. Dabei zeigt sich, daß dieses "und so fort ohne Ende" zum Problem der Grenze des Sagbaren gehört, und damit a fortiori zu den Grenzen des Philosophierens. Wie bei Platon wird Denken als ein inneres Sprechen verstanden, was eine enge Verbindung von Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes impliziert. In neueren Untersuchungen hat Wilhelm K. Essler gezeigt, daß die Grundgedanken der buddhistischen Philosophie des Geistes mit diesen Ergebnissen des Reflektierens weitgehend übereinstimmen, daß jedoch diese über zwei Jahrtausende alte buddhistische Philosophie darüber hinaus auch Instrumente zur individuellen Anwendungen einer solchen sprachphilosophisch und erkenntnistheoretisch untermauerten Philosophie des Geistes enthält, die diese dann zu einer gelebten Philosophie werden lassen können, mit dem Ziel des Mottos, das auf der Eingangspforte des Tempels von Delphi zu lesen stand, nämlich: "Erkenne Dich selbst!"
Das Forschungsprojekt PROTOSOZIOLOGIE an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main hat seit 1991 eine grundlagentheoretische Forschung auf dem Gebiet der Theoriebildung der modernen Sozialwissenschaften durchgeführt. Dabei waren die drei Kontexte Phänomenologie, System- und Sprachtheorie relevant. Die Phänomenologie der Lebenswelt und die Systemtheorie haben in der Philosophie und Soziologie des 20. Jahrhunderts – neben dem Sprachbegriff – eine paradigmatische Bedeutung. Edmund Husserls Lebensweltbegriff ist in der phänomenologischen Schule und der phänomenologischen Soziologie von Alfred Schütz, in der konstruktiven Wissenschaftstheorie von Paul Lorenzen und seiner Schüler, in der Systemtheorie Niklas Luhmanns und der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas wirkungsgeschichtlich geworden. Die Systemtheorie und der soziologische Funktionalismus hat seit den 40er Jahren eine paradigmatische Bedeutung für die Sozialwissenschaften und Wissenschaftstheorie. System und Lebenswelt avancierten somit zu den zentralen Begriffen der Philosophie, Soziologie und Kommunikationstheorie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für die beiden deutschen Soziologen Luhmann und Habermas ist darüber hinaus – wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung – die Verbindung beider Begriffe von grundlegender Bedeutung. Im Rückblick können wir feststellen, daß in der Philosophie des 20. Jahrhunderts drei Philosophien dominierten: die Sprachphilosophie in der heute weitverzweigten und dominierenden analytischen Philosophie (Frege, Russell, Wittgenstein, Carnap u.a.), Husserls Phänomenologie in der »Phänomenologischen Schule« und Soziologie und Heideggers Fundamentalontologie in der Philosophischen Hermeneutik. Gemeinsam ist den Hauptrichtungen der Philosophie in diesem Jahrhundert, daß sie die Erkenntnistheorie nicht mehr cartesianisch und mentalistisch konstruieren. Paradigmatisch wurde diese Umorientierung in der Erkenntnistheorie Wittgensteins, der Frege folgend, in seinem »Tractatus« lakonisch formuliert: »Das denkende, vorstellende Subjekt gibt es nicht«. Husserl nimmt zwar eine Sonderstellung ein, da seine Egologie und Erkenntnistheorie cartesianisch orientiert ist. Mit der Hinwendung zur Lebensweltanalyse gibt er auch eine Antwort auf die Konstruktionsprobleme des modernen Mentalismus. Die Dekonstruktion des erkennenden Ichs (transzendentalen Bewußtseins) hat sich in der Philosophie, Wissenschaftstheorie und Soziologie des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. Dies gilt sowohl für den radikalen Konstruktivismus, die allgemeine und die soziologische Systemtheorie Luhmanns aber auch für die konstruktive Philosophie von Lorenzen, den sogenannten »Erlangener Konstruktivismus« und seine heutigen Vertreter. Belegen läßt sich das Ende der Bewußtseinsphilosophie aber auch in der Erkenntnistheorie ohne erkennendes Subjekt von Popper, dem erkenntnistheoretischen Naturalismus von Quine und Davidson, der sprachtheoretischen Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie von Essler (W.K.) und in der Organtheorie der Sprache von Chomsky. Inhalt Einleitung: »Lebenswelt« und »System« in Philosophie und Soziologie 9 Gerhard Preyer, Georg Peter, Alexander Ulfig ZUM BEGRIFF DER LEBENSWELT Ernst Wolfgang Orth ›Lebenswelt‹ als unvermeidliche Illusion? Husserls Lebensweltbegriff und seine kulturpolitischen Weiterungen 28 Walter Biemel Gedanken zur Genesis der Lebenswelt 41 Alexander Ulfig Lebenswelt und Reflexion. Anhang: Lebenswelt als Fundament der Wissenschaft 55 Gerhard Preyer Hintergrundwissen: Kritik eines Begriffs 81 Hubert A. Knoblauch Soziologie als strenge Wissenschaft? Phänomenologie, kommunikative Lebenswelt und soziologische Methodologie 93 LEBENSWELT – BEGRÜNDUNG – WISSENSCHAFT Jürgen Mittelstraß Das lebensweltliche Apriori 106 Peter Janich Die Rationalität der Naturwissenschaften 133 Jürgen Mittelstraß Rationalität und Reproduzierbarkeit 152 Elisabeth Ströker Lebenswelt durch Wissenschaft: Zum Strukturwandel von Welt- und Selbsterfahrung 163 Paul Janssen Lebenswelt, Wissen und Wissenschaft – Möglichkeiten ihrer Konstellation 184 Richard T. Murphy E. Husserl's Phenomenology of Reason 202 LEBENSWELT / LEBENSFORM – SPRACHE Pierre Kerszberg Lifeworld and Language 216 John F.M. Hunter The Motley Forms of Life in the Later Wittgenstein 228 Peter A. French Why did Wittgenstein read Tagore to the Vienna Circle? 241 Georg Peter Die Nebenbeschäftigung der Symbole: Zu Wahrheit und Funktion der Metapher 251 SYSTEM – SOZIALSYSTEM – GESELLSCHAFT Niklas Luhmann Die Lebenswelt nach Rücksprache mit Phänomenologen 268 Niklas Luhmann Observing Re-entries 290 Gerhard Preyer System-, Medien- und Evolutionstheorie. Zu Niklas Luhmanns Ansatz 302 Richard Münch Autopoesis per Definition 347 Hans Zitko Codierungen der Kunst: Zur Kunstsoziologie Niklas Luhmanns 357 James Bohman The Completeness of Macro-Sociological Explanations: System and Lifeworld 370 Göran Ahrne Outline of an Organisational Theory of Society 382 Anhang: Karl Otto Hondrich Zu Göran Ahrnes Ansatz 390
Die Kernidee der kommunalen Kriminalprävention – die Sicherheitsgewährleistung auf der örtlichen Ebene – ist in den letzten Jahren in den Mittelpunkt sicherheitspolitischer Debatten gerückt. Schlüsselkonzepte wie Gemeinschaftlichkeit, Vernetzung und Bürgernähe gewinnen in den Kommunen zunehmend an Relevanz und münden in die Etablierung lokaler ressortübergreifender Zusammenschlüsse zur Kriminalitätsverhütung. Unter der Bezeichnung „Kriminalpräventionsräte“ versammeln sich allerdings sehr unterschiedliche inhaltliche und strategische Konzepte sowie eine Vielzahl lokaler Institutionalisierungsformen. Eine systematische Bestandaufnahme und Gegenüberstellung hat bislang nicht stattgefunden. Hinzu kommt, dass die Verbreitung lokaler Präventionsgremien in Deutschland von anhaltender Kritik begleitet wird: Auf Tagungen zur kommunalen Kriminalprävention werden z. B. immer wieder unzureichende Handlungsbefugnis, mangelnde Einbindung der Bürger/innen oder die große Bandbreite an Maßnahmen der Präventionsarbeit bemängelt, die letztlich zu einer Aushöhlung des Konzepts führten. Die Beobachtungen waren Anlass für die vorliegende Studie. In den zahlreichen Gesprächen mit Akteuren aus dem Bereich der kommunalen Kriminalprävention hat sich abgezeichnet, dass das Feld lokaler Präventionsarbeit nicht systematisch erfasst ist. Es gibt bislang keine Studie, die einen deutschlandweiten Überblick über die Verteilung der Gremien, die unterschiedlichen Organisationsformen, die beteiligten Akteure und die Projektarbeit liefert. Vor diesem Hintergrund erschien es notwendig, die Gremien deutschlandweit zu erheben und das Feld lokaler Präventionsarbeit zu strukturieren. Zu diesem Zweck werden im Folgenden die lokalen Netzwerke in vier thematischen Blöcken untersucht: • Präventionslandschaft: Wie verteilen sich die Gremien in Deutschland und in welchen Bundesländern sind lokale Präventionsnetzwerke besonders verbreitet? • Organisation: Wie sind die Präventionsgremien intern strukturiert und lokal ausgerichtet? • Vernetzung: Welche lokalen Institutionen arbeiten in den Gremien zusammen? Inwieweit sind die Bürger in die Präventionsarbeit einbezogen? • Projektarbeit: In welchen Bereichen sind die Gremien aktiv und welche Projekte werden durchgeführt? An welchen Zielen orientiert sich die Projektarbeit? Die vorliegende Studie ist die erste deutschlandweite Online-Befragung unter lokalen Präventionsgremien. An ihr haben sich über 250 Gremien beteiligt. Ihnen gilt besonderer Dank, sowie dem Deutschen Forum Kriminalprävention (DFK), dem Europäischen Zentrum für Kriminalprävention (EZK) und dem Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) für die Unterstützung bei der Umfrage.
In Frankfurt gibt es große und kleine Bibliotheken. Neben den bekanten Häusern, wie der der Deutschen Nationalbibliothek, der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg oder der Stadtbücherei bietet die Stadt aber auch viele kleine Institutionen mit speziellen Sammelschwerpunkten. Für Informationssuchende haben wir 35 Bibliotheken übersichtlich zusammengestellt. ...