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Im Rahmen des hessischen LOEWE-Schwerpunkts „Prähistorische Konfliktforschung – Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und Karpaten“ werden die Burgen der Bronzezeit sowohl interdisziplinär auf verschiedene Kriterien hin untersucht und das Phänomen der bronzezeitlichen Burg durch theoretische Grundlagen zu Herrschaft und Krieg in der Bronzezeit erarbeitet, als auch exemplarisch archäologische Ausgrabungen an Befestigungen in Hessen und in Rumänien durchgeführt. Befestigte Höhensiedlungen oder Burgen stellten zwischen Karpaten und den Mittelgebirgen ein neues Phänomen dar, das im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen stand. Sie boten Schutz vor Überfällen bewaffneter Gruppen, zugleich konnten Ressourcen und Verkehrswege kontrolliert werden. Mit dem Aufkommen neuer Waffen, wie der Lanze oder den Hieb- und Stichschwertern, sowie der Errichtung von wehrhaften Höhensiedlungen wird in der Bronzezeit Europas im 2. Jt. v. Chr. eine Ausweitung von Konflikten, Gewalt und Krieg greifbar. Die bronzezeitlichen Burgen können bei allen differenzierten Funktionen insgesamt als Ausdruck eines gewachsenen fortifikatorischen Bedürfnisses vor dem Hintergrund sich wandelnder Kampftechniken und eines zunehmenden Konfliktpotentials gedeutet werden.
Die größte bronzezeitliche Befestigung Europas in Corneşti-Iarcuri wird seit 2007 durch das Muzeul Naţional al Banatului, die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main, das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin und bis 2015 die University of Exeter wieder intensiv erforscht. Durch Grabungsschnitte an den Holz-Kasten-Erde-Mauern und in der Siedlungsfläche, durch großflächige magnetische Messungen und systematischen Oberflächenbegehungen sowie paläobotanische Untersuchungen ergibt sich zwischenzeitlich eine recht detaillierte „Biographie“ Corneşti-Iarcuris. Im Rahmen von Rettungsgrabungen beim nahen Autobahnbau und anderen Grabungsprojekten in Rumänien und Ungarn zeigt sich, dass Corneşti-Iarcuri zwar durch seine Größe und Komplexität heraussticht, aber in dieser Landschaft nicht alleine steht. Zahlreiche kleinere unbefestigte (temporäre?) Siedlungen finden sich im Umfeld, ebenso bis zu 400 ha große befestigte Anlagen. Es zeichnet sich für die späte Bronzezeit im Banat zunehmend ein enges Netz aus riesigen und befestigten Zentren, von denen Corneşti-Iarcuri mit über 1760 ha das mit Abstand größte ist, und kleinen Dörfern, Weilern oder Gehöften ab. Corneşti-Iarcuri als möglicher primus inter pares kann nur im Vergleich und Zusammenhang mit seinem Hinterland verstanden werden.
Vorwort
(2018)
Foreword
(2018)