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Rezension zu Marcel Reich-Ranicki: Mein Leben, 3. Auflage, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1999
Der vorliegende Sammelband des groupement de recherche (GDR) bildet nicht nur den Abschluss des seit 2003 betriebenen Verbundprojektes »Les Entreprises françaises sous l’Occupation« über die Geschichte der französischen Wirtschaft und Unternehmen in der Zeit der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs, sondern stellt bereits die zwölfte Publikation des Großvorhabens (plus zwei thematische Schwerpunkte in deutschen und französischen Fachzeitschriften) dar, in denen die unterschiedlichen Perspektiven (Unternehmen der unbesetzten Zone, Konsumgüterindustrie, Medien, oder Energieunternehmen, Transportsektor, Arbeitsbeziehungen, Wirtschaftsorganisation u. a.) in rund 300 Artikeln behandelt wurden. Der vorliegende Band, der auf die gleichnamige Konferenz an der Universität Metz 2009 zurückgeht, widmet sich dabei der Frage, welche Folgen die Besatzung für die Entwicklung der französischen Unternehmen nach deren Ende bis Anfang der 1960er Jahre besaß. ...
Diese Monographie widmet sich als erstmals den Testamenten in den dalmatinischen Städten. Sie fußt auf breiter archivalischer Basis, untersucht werden zahlreiche Dokumente aus den Stadtarchiven von Zadar, Trogir, Dubrovnik (Kroatien) und Kotor (Montenegro). Ladićs Buch besteht aus drei Teilen. Im ersten führt der Autor in die methodologischen Konzepte zur Untersuchung mittelalterlicher Testamente nach Form und Inhalt ein. Die Besonderheiten der Rechts- und Sozialstruktur der dalmatinischen Städte wird hier neben den Eigenheiten der Quellen (Testamente der Stadtbürger und Statuten) in Augenschein genommen. Ladić beschließt diesen ersten Abschnitt mit der Feststellung, dass die Testamente als Quellen für die Sozial- und Religionsgeschichte des Mittelalters noch immer nicht ausreichend von Historikern in ihre Forschungen eingebettet wurden. Der zweite Teil ist der quantitativen Analyse der Verteilung der Testamente pro Jahr und pro Monat in vergleichender Perspektive gewidmet. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Erblassern und ihrer Motivation. Der dritte Teil beschäftigt sich mit dem Motiv pro remedio animae, d.h. mit der Manifestation mittelalterlicher Frömmigkeit in den Testamenten, den Formen der Spendentätigkeit und den Empfängern der frommen Legate. Dies wird in zwei Anhängen in tabellarischer Form veranschaulicht, nämlich einer Namensliste der Testatoren aus der Stadt Zadar und einer Übersicht der religiösen Institutionen, die als Empfänger der frommen Legate in den Testamenten der Bürger in den Küstenstädten begegnen. ...
Auch wenn der Titel lediglich eine „non-annotated checklist“ verheißt, handelt es sich tatsächlich um mehr. Es ist die Neuauflage bzw. die Fortschreibung des Kataloges von Mikhailov (1997) sowie von dessen Ergänzungen (Mikhailov 1998, 1998, 2000). Die Checklist (der Katalogteil) umfasst alle Arten, die in den heutigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion bis einschließlich 2011 nachgewiesen wurden.
Do deserto de gelo da abstração ao filosofar concreto: correspondência Adorno-Benjamin (1928-1940)
(2013)
Trata-se de uma resenha crítica da controvertida correspondência entre Theodor W. Adorno e Walter Benjamin – dois dos mais expressivos representantes da chamada primeira geração de teóricos críticos associados ao Instituto de Pesquisa Social. Além de remeter suas cartas à respectiva experiência intelectual de cada um deles, este artigo busca oferecer uma análise fundamentada dessa instigante interlocução filosófica, para além da rígida bipolarização entre "adornianos" e "benjaminianos", que, via de regra, tem predominado em sua recepção especializada, dentro e fora do Brasil. Para isso, procura-se enfatizar o contraponto produtivo entre a Dialética negativa de Adorno e o projeto das Passagens de Benjamin, tomando como centro gravitacional o processo construtivo deste último trabalho – cerne tanto das afinidades, quanto das insolúveis dissonâncias entre os dois autores. Esta pesquisa tem o apoio da FAPESP.
Rezension zu: Visuelles Wörterbuch Portugiesisch/Deutsch. München: Dorling Kindersley Verlag, 2010
Friedrich Flick zählt zweifellos zu den umstrittensten Protagonisten der deutschen Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte des 20. Jahrhunderts – und mittlerweile auch zu den am besten erforschten. Zwischen 2004 und 2008 erschienen gleich vier teilweise recht umfangreiche Arbeiten zur Konzern- und zur Familiengeschichte. Was macht diesen Mann für Geschichtswissenschaft und politisch interessierte Öffentlichkeit so interessant? Ein kühner Unternehmensgründer vom Schlage eines Thyssen oder Siemens – das machen die vier Autoren gleich in der Einleitung deutlich – war er jedenfalls nicht, auch kein genialer Erfinder oder sozialpolitischer Pionier. Sein Name sei vielmehr zum "Synonym für politischen Opportunismus und den skrupellosen Einsatz wirtschaftlicher Macht geworden" (S. 8). Einen gewissermaßen widerwilligen Respekt nötigt allenfalls seine Fähigkeit ab, unter vier verschiedenen politischen Systemen wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Schon aus diesem Grund erscheint es den Autoren angezeigt, Flick "als Unternehmer ernst zu nehmen" (S. 9). ...
The present paper focuses on the importance of urban space within cultural and literary studies. The review presents one of the newest studies in the field – METROPOLEN ALS ORTE DER BEGEGNUNG UND ISOLATION: INTERKULTURELLE PERSPEKTIVEN AUF DEN URBANEN RAUM ALS SUJET IN LITERATUR UND FILM that analyses in its 726 pages the concept of space related to important world metropolises from a literary, cultural, social point of view. Most of the research stresses the importance the multi- and cross-cultural relations that are a constitutive element for spaces of big cities.
Rezension zu Stephan Theilig, Türken, Mohren und Tataren. Muslimische (Lebens-) Welten in Brandenburg-Preuβen im 18. Jahrhundert. Berlin, Frank&Timme, 2013
Nietzsche unterscheidet in seiner so unzeitgemäßen wie unvergleichlichen Schrift "Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben" bekanntlich drei Arten von Historie, die, wenn sie sich vereinigen, dem Lebendigen dienen, anstatt es zu Grunde zu richten. Zumindest zwei dieser drei Anforderungen (vielleicht auch alle drei) erfüllt Fleckners wegweisende, von Reinhard Zimmermann betreute Regensburger Dissertation: Sie ist dem Inhalt nach "kritisch", da sie die Kraft hat, "eine Vergangenheit zu zerbrechen und aufzulösen, um leben zu können", und sie ist der Form nach "antiquarisch", da sie durch Pietät gleichsam den Dank für ihr Dasein abträgt. ...
Cet ouvrage issu de la thèse de doctorat de Michaela Stark se présente avant tout comme un outil utile pour qui s’intéresse à l’iconographie des dieux et particulièrement des enfances divines. En se limitant aux périodes archaïque et classique, l’auteure a ainsi établi un riche corpus de près de deux cents cinquante-cinq représentations iconographiques de mythes grecs dans lesquels des dieux et des héros sont figurés en enfants. Publié entre la conclusion et la bibliographie sous la forme de notices détaillées, ce catalogue constitue presque un tiers de l’ouvrage avec près d’une centaine de pages et présente toute l’ampleur du travail fourni par Michaela Stark. Chaque représentation étudiée y est décrite de manière précise et accompagnée d’une bibliographie conséquente. Même si l’on peut s’étonner que l’auteure n’ait pas intégré à son étude l’iconographie d’Érichthonios ou de Persée enfant en choisissant de se limiter pour les enfances héroïques à Achille et Héraclès, ce catalogue offre néanmoins au lecteur un panorama relativement complet des représentations d’enfances mythologiques. Le reste de l’ouvrage divisé en quatre chapitres propose une étude typologique et analytique du corpus ainsi réuni. ...
[book review:] David Penney (Ed) 2013 Spider research in the 21st century – trends and perspectives
(2013)
The latest arachnological publication from Siri Scientific Press is a substantial compendium of spiderrelated topics covering many aspects of these fascinating animals’ biology. As the title suggests, the overarching theme running throughout this work are the advances which have been made in recent years – particularly through the application of novel methods and/or technologies – as well as productive directions for future research. Following an extensive foreword by Norman Platnick, which summarises the book’s main conclusions rather well, the volume itself is divided into nine self-contained and fully referenced chapters. All have been written by acknowledged experts in their fields and all provide an excellent account of the modern literature.
Hardtke, H.-J., F. Klenke & F. Müller (2013): Flora des Elbhügellandes und angrenzender Gebiete
(2013)
Nach dem "Atlas der Farn- und Blütenpflanzen Sachsens" und der "Flora Sachsens" liegt nun schon wieder die abschließende Veröffentlichung eines grundlegenden Gemeinschaftswerks vieler, zumeist ehrenamtlich wirkender Botaniker aus Sachsen vor, für dessen Gelingen offenbar Herr Prof. Hardtke sowohl organisatorisch als auch inhaltlich einen wesentlichen Beitrag geleistet hat.
Dem weitgesteckten, mit einer Fülle von Fragen und Problemen behafteten Feld der Weihgeschenke in griechischen Heiligtümern ist gerade in den letzten Jahren eine Vielzahl von Monographien und Aufsätzen gewidmet worden, die von unterschiedlichen Seiten Erkenntnisse zum Verständnis des Phänomens beitragen. Trotzdem sind wir – wegen der gewaltigen, zudem ständig wachsenden Menge des Materials, wegen der Unpubliziertheit großer Materialmengen wie auch wegen zahlreicher Überlieferungslücken – immer noch weit davon entfernt, ein umfassendes Bild von der Praxis des griechischen Votivwesens entwerfen zu können. Auch breiter angelegte Untersuchungen stehen vor dem Problem, daß stets nur ein Teil der mit dem Themenkomplex verbundenen, untereinander stark verknüpften Fragen bearbeitet werden kann: untersucht man beispielsweise eine einzelne Weihgeschenkgattung in breiterem regionalem Rahmen, so fehlt eine Einordnung in das (diachron sich entwickelnde) Spektrum der jeweiligen Heiligtümer, analysiert man die vielfältigen Probleme des Votivspektrums eines ganzes Heiligtums, so fehlt der Vergleich zu den Kultstätten der näheren und ferneren Umgebung. Bevor eine umfassendere Auswertung auch nur versucht werden kann, sind noch zahlreiche detaillierte Einzeluntersuchungen zu leisten. Zu diesen gehört auch das hier besprochene, hochwillkommene Werk zur Gattung der Waffenweihungen. ...
Der Tagungsband zum 1. Schreiadlersymposium enthält acht Fachbeiträge, die sich mit dem Schutz der in Deutschland stark gefährdeten Art beschäftigen. Anders als etwa bei Fisch- und Seeadler, deren Bestände sich in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erfreulich positiv entwickelt haben, sind die Zukunftsaussichten für den Schreiadler schlecht. Der Bestand ist von 130 bis 135 Brutpaaren zu Beginn der 1990er Jahre auf 102 Brutpaare im Jahr 2010 gesunken und ohne massive Anstrengungen ist mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.
Über Bertolt Brecht wurde schon viel geschrieben. Die Menge der Literatur, die Brecht und sein Werk als Hauptthema behandelt oder auf sie nur flüchtig eingeht, ist immens. Brechts Werk wurde schon von verschiedenen Aspekten analysiert und interpretiert. Ján Demčišáks Buch ist aber kein weiteres Buch über Brecht, das bekanntes Wissen verkauft. Es ist nämlich Demčišák gelungen, eine Nische in der fast unüberschaubaren Brechtforschung zu finden, die Brechts frühes Werk erfrischend interpretiert und ins neue Licht rückt. Das Thema der Homosexualität in Brechts Werk ist in der Brechtforschung bis jetzt nur sehr selten und unzureichend besprochen worden. Es liegt zweifelsohne an dem Tabucharakter der gleichgeschlechtlichen Beziehungen allgemein. Das Motiv der Homosexualität ist dabei in Brechts Frühwerk präsent, etwa in den Stücken Baal, Im Dickicht der Städte, Leben Eduards des Zweiten von England, im Prosatext Bargan lässt es sein und in einigen Gedichten, die selbstverständlich auch Gegenstand von Demičišáks Analyse sind. Das Homosexualitätsmotiv in Brechts Werk verdient sicher mehr Aufmerksamkeit als es bisher bekommen hat. Die zeitgenössische Literarturwissenschaft verfügt über Verfahren, die es ermöglichen, sich an das Thema sachgerecht und anmaßungslos zu nähern. Die sogenannte Queer-Theorie, die sich auch Demčišák zu Nutze macht, fasste festen Fuß in den USA im Laufe der 1990er Jahre; im deutschen Sprachraum ist sie viel weniger verbreitet. Demčišáks Buch leistet so einen interessanten Beitrag nicht nur zur Brechtforschung, sondern auch zur Entwicklung der deutschsprachigen Queer-Theorie. Demčišák vermeidet deshalb alle autobiografischen Bezüge, inklusiv psychoanalytische Interpretationen, und wählt den queer-theoretischen, d.h. einen rezeptionsästhetischen Zugang, den er in einem theoretischen Kapitel lesenswert erklärt...
Der Deutsche Rat für Landespflege e.V. (DLR) und der Bund Heimat und Umwelt e.V. (BHU) befassen sich in einer Studie mit dem Um- und Ausbau des Höchstspannungsstromnetzes und geben Empfehlungen zu einer natur- und umweltverträglichen Planung und Gestaltung. Das Ergebnis dieser Studie sowie zahlreiche dafür verwendete Einzelbeiträge sind im Heft 84 der vorliegenden Schriftenreihe veröffentlicht. Die Aufsätze vermitteln einen tieferen Einblick in die unterschiedlichen Facetten des geplanten Netzausbaus und werden daher jedem empfohlen, der sich näher mit der Thematik beschäftigen muss oder möchte.
Die Erforschung natürlicher Eigendynamik von Ökosystemen gehört zu den wichtigsten Betätigungsfeldern der Nationalparkverwaltung. Im vorliegenden Band wird dieser spannende Prozess der Naturwaldentwicklung am exemplarischen Beispiel der Waldforschungsfläche (WFF) Bruchberg, in der Naturdynamikzone des Nationalparks auf niedersächsischer Seite gelegen, dokumentiert. Im Vordergrund stehen Methodik und Ergebnisse der Wiederholungsinventur von 2008/09 und deren Vergleich mit voraus gegangenen Untersuchungen. Unter Federführung von Ute Springemann ist es den Autoren gelungen, die Ergebnisse jahrzehntelanger Feldforschung in übersichtlicher und konzentrierter Form aufzubereiten.
Der von Olga Moskatova, Sandra Beate Reimann und Kathrin Schönegg herausgegebene Sammelband "enseits der Repräsentation. Körperlichkeiten der Abstraktion in moderner und zeitgenössischer Kunst" will die starre Dichotomie von Abstraktion und Körperlichkeit bzw. die reduktionistische Auffassung von Abstraktion als Entkörperlichung hinterfragen, wie sie sich etwa in den Schriften Wilhelm Worringers findet. Wie starr der Gegensatz zwischen Abstraktion und Körperlichkeit erscheint hängt jedoch stark davon ab, was man unter dem Begriff der Körperlichkeit genau versteht. So kann sich dieser auf eine räumlich konstruierte figurative Repräsentation von Körpern beziehen, oder aber auf die Physis des Artefakts bzw. den Leib der Produzierenden und/oder Rezipierenden dieses Artefakts. Dies impliziert aber gänzlich verschiedene Ebenen von Körperlichkeit. Hat sich die Opposition von Abstraktion und Körperlichkeit im Sinne einer räumlich-figurativen Repräsentation mittlerweile als Topos konsolidiert, so ist die Annahme einer strikten Gegenüberstellung von Abstraktion und Körperlichkeit – nun im Sinne einer materiellen/sinnlichen Fülle und Dichte – schon weniger geläufig. Wie von den Herausgeberinnen in ihrer Einleitung selbst betont wird, hat gerade die Abstraktion von einer räumlich-figurativen Körperdarstellung wesentlich zu einer Hervorkehrung des materiellen Substrats des Artefakts (seines "material support") bzw. einer Betonung der leiblichen Involvierung von Produzierenden und Betrachtenden beigetragen. Abstraktion vs. Körperlichkeit erscheint in dieser Hinsicht nur mehr als schwindender Gegensatz. Einen ähnlichen Effekt zeitigt auch das "Jenseits" in "Jenseits der Repräsentation", das sämtliche starre Gegenüberstellungen mit den Begriffen des Untertitels unterminieren soll. Ist dies bei Repräsentation und Körperlichkeit im Sinne von räumlich-figurativer Darstellung offensichtlich, so gilt es auch für die Ebene von Repräsentation und abstrakter Körperlichkeit, wobei Körperlichkeit nun die Widerspenstigkeit des Materials bezeichnet, das die Repräsentation zwar aufbaut, aber nicht völlig in ihr aufgeht, sondern einen obstinaten Körper als Rest bildet, der sich gegen eine Semiose sperrt. Körperlichkeit erscheint unter diesem Blickwinkel als Kehrseite jeder Repräsentation, wie es Marcel Finke in seinem Beitrag über die "Reclining Figures" von Francis Bacon betont.
Gerade das Changieren des Begriffs Körperlichkeit zwischen unterschiedlichen Bedeutungen führt also zu einer Destabilisierung gängiger Dichotomisierungen – der Preis dafür ist jedoch eine an unterschiedlichen Stellen des Bandes immer wieder punktuell auftretende begriffliche Unschärfe, die durch eine Prüfung, was Körperlichkeit im jeweiligen Kontext der einzelnen Beiträge meint, zu kompensieren ist. ...
orschungen zur Geschichte der Gewalt bzw. Gewaltkriminalität – verstanden als interpersonale physische Gewalt zwischen "Privatpersonen" – haben in den letzten Jahren einen beachtlichen Aufschwung genommen. Die neuen Studien von Francisca Loetz und Pieter Spierenburg markieren exemplarisch unterschiedliche methodische Ansätze und Forschungsergebnisse und sollen im Hinblick auf ihre Erträge für die Rechtsgeschichte befragt werden. ...
Moderne Indoktrination
(2013)
Der Erziehungswissenschaftler Benjamin Ortmeyer hat mit Studierenden die NS-Schülerzeitschrift »Hilf mit!« analysiert. Sein neues Buch »Indoktrination« zeigt, wie geschickte Beeinflussung durch Wort und Bild eine ganze Generation prägen konnte.
Rezension zu: Benjamin Ortmeyer: Indoktrination. Rassismus und Antisemitismus in der Nazi-Schülerzeitschrift „Hilf mit!“ (1933 – 1944), Weinheim: Beltz Juventa 2013
Die Monografie ist eine überarbeitete Version der im Jahr 2007 von der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin angenommenen Habilitationsschrift der Verfasserin. Das Werk hat insg. sieben Hauptkapitel (S. 1-321), zwei Anhänge (Kap. 8, S. 323-410), das Literaturvereichnis (Kap. 9, S. 411-442) mit rund 760 Titeln, sowie das Personen- und Sachregister (Kap. 10, S. 443-477).
Die Geschichte klingt bekannt: Ein Rechtssystem etabliert im 19. Jahrhundert eine liberale institutionelle Ordnung. Eine Verfassung garantiert mehr oder weniger verbindlich individuelle Rechte, flankiert von einer prinzipiell nach Vertragsfreiheit und Eigentumsfreiheit gestalteten Privatrechtskodifikation. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerät das liberale Gleichgewicht jedoch ins Wanken. Arbeitende Menschen artikulieren ihre Interessen schärfer als zuvor, es entsteht revolutionärer Sprengstoff, die "soziale Frage" ist allgegenwärtig und das Privatrecht der alten Ordnung scheint keine Antworten darauf zu haben. Es beginnt ein Ringen zwischen neuen, zunehmend radikalen politischen Bekenntnissen, die den Gegensatz der Klassen entweder zugunsten einer Klasse – wenn nötig gewaltsam – entscheiden oder ihn beseitigen wollen, durch Harmonisierung widerstreitender Interessen. Die neuen politischen Richtungen beeinflussen entscheidend das Privatrecht. Das Arbeitsrecht, als neu entstehende Disziplin, gerät in das Spannungsfeld der politischen Glaubenskämpfe des neuen Jahrhunderts und gewinnt gerade durch sie an Relevanz. ...