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Martin Luther und der Islam
(2011)
Seit dem Sommersemester 2020 dominieren virtuelle Unterrichtsformen auch die Hochschulen. An der Frage nach Möglichkeiten und Grenzen digitaler Lehre scheiden sich aber schon länger die Geister des akademischen Lebens. Prof. Dr. Stefan Alkier sieht die Digitalisierung der Lehre kritisch. Er betont ihre bildungstheoretischen Grenzen und die Vorzüge „leibhaftiger Kommunikation“.
Die biblischen Schriften sind voller Konflikte. Sie zeichnen damit ein realistisches Bild von den Gefährdungen, Streitigkeiten, Herausforderungen und der Verletztheit menschlichen Lebens. Konfliktkonstellationen werden in den biblischen Texten vielfältig und komplex dargestellt, sodass sie sich solchen binären Simplifikationen entziehen, die die Welt selbstgerecht in ein Lager der Guten und ein Lager der Bösen aufteilen, wobei die Bösen natürlich immer die anderen sind...
Das Verhältnis zwischen Gott und Mensch wird sowohl im katholischen Christentum als auch im Islam durch das fehlerhafte Verhalten des Menschen beeinträchtigt und verletzt. Basierend auf das jeweilige Schuldverständnis wurde in beiden Religionen der Weg der (Wieder-) Versöhnung mit Gott theologisch aufbereitet und dargestellt. Diese Theologien führen auf ihre jeweils eigene Art wieder zu Gott und ermöglichen seine Freundschaft, was für den sündhaften Gläubigen Hoffnung und Zuversicht beinhaltet und seine existentielle Sorge um seine Seele nimmt. Auf diese Weise bietet der jeweilige Glaube sowohl dem Katholiken als auch dem Muslim seelsorgerlichen Halt und Trost und lässt ihn auf ein glückliches Ende hoffen.
Bollywood ist ein Massenphänomen. Schätzungsweise 12 bis 14 Millionen Menschen drängen sich täglich in indische Kinos, um ihre Stars auf der Leinwand zu bewundern. In den riesigen Sälen herrscht große Empathie zwischen den Zuschauern und ihren Filmidolen. Helden werden bejubelt und beklatscht, Bösewichte lauthals ausgebuht und mit Pfiffen geschmäht. Selbst kleine Opfergaben in Form von Früchten oder Münzen werden den Schauspielern dargeboten. Auch außerhalb des Kinos inspiriert Bollywood die indische Bevölkerung: in ihrer Art zu reden, ihrer Kleidung, ihrem Musikgeschmack aber auch ihrer politischen Gesinnung. Doch ist die Meinungsmacht der indischen Traumfabrik nur auf den Subkontinent beschränkt?
Mithilfe einer qualitativen Studie geht die vorliegende Arbeit dieser Frage nach und zeigt auf, welche Relevanz Bollywood bei der Identitätsbildung der 2. Generation der indischen Migranten in Deutschland besitzt. Anhand der Aussagen von 13 Probanden indischer Abstammung im Alter von 15 bis 38 Jahren wurde dabei eine Typologie verschiedener Identitätstypen entwickelt, die sich in unterschiedlichem Masse durch Bollywood beeinflussen lassen. So dient der Hindifilm Menschen, die in ihrem Selbstbild stark zu Indien tendieren, als Ressource um kulturelles Wissen über Indien zu sammeln, als Brücke in eine oft entfremdete Heimat sowie als Substitut für eine fehlende Sozia-lisation in Indien. Vertreter einer hybriden Identität, die sich zu gleichen Teilen als Inder und Deutsche verstehen, freuen sich über das wachsende Interesse der deutschen Mehrheitsbevölkerung an der indischen Kultur, was maßgeblich durch den Bollywoodhype Mitte der 2000er Jahre initiiert wurde. Das steigende Verständnis für indische Werte, aber auch die Adaption der indischen Kultur durch die Mehrheitsgesellschaft erleichtert es den ethnischen Hybriden für ihre Multikulturelle Identität akzeptiert zu werden. Dieselbe Entwicklung ist für Personen indischer Herkunft, die eine deutsche Identität etablieren wollen, oftmals ein zweifelhafter Segen. So werden sie von ihren Freunden und Bekannten mit Fragen zu oder auch Kritiken an Bollywood konfrontiert, was zu Ge-fühlen der Entfremdung bei den Befragten führen kann, zeigt es doch, dass ihr Gegenüber sie nicht als vollkommen deutsch wahrnimmt. Bollywood scheint also auch im 6759 Kilometer entfernten Deutschland noch eine gewisse Wirkung zu entfalten, ob diese von den Menschen gewollt ist oder nicht.
Mit Kuppel und Minarett? Häufig wird die Frage nach der Form einer Moschee als Stellvertreterfrage nach der Akzeptanz des Islam wahrgenommen. Doch könnten offene Diskussionen über die Gestaltung neuer Moscheen auch einen Weg zur funktionierenden Zivilgesellschaft darstellen, ohne dass Muslime und Nichtmuslime ihr eigenes Profil aufgeben müssen.
Um dem neuen Forschungsstand zu Luthers geistlichem Mentor im Augustinerorden endlich zum Durchbruch zu verhelfen, edieren Dohna und Wetzel u. a. Akten aus dem Häresie-Verfahren des Erzbischofs von Salzburg gegen den Augustiner Agricola. Staupitz, der ein Gutachten lieferte, hat sich keineswegs von der lutherischen Bewegung distanziert. Er blieb seiner frühreformatorischen Theologie treu und vermied eine Verurteilung. Agricola musste keineswegs fliehen, er wurde freigelassen. Während andernorts schon Scheiterhaufen brannten, hatten Reformkatholiken hier noch Platz in der abendländischen Kirche.
Nach muslimischer Auffassung kommt der Mensch mit bestimmten gottgegebenen Anlagen ausgestattet auf die Welt. Diese Anlagen entwickeln sich unter vielfältigen Umwelteinflüssen fort. Diese Weiterentwicklung sollte adäquat zur natürlichen Veranlagung geschehen, um eine gesunde Entwicklung zu sichern (positive Erziehung) und eine Fehlentwicklung zu unterbinden (negative Erziehung). Um eine gute und gesunde Entwicklung zu gewährleisten, sollte dem Individuum natürliche positive Bildung und Erziehung zugänglich sein. Dies geschieht meist in der Kindheit und Jugend und ist Aufgabe der Erwachsenen. Die wichtigsten Erwachsenen für ein/en Kind/Jugendlichen sind die Erwachsenen der Familie und der Lehrer. Gemeinsam mit der Familie ist der Lehrer verantwortlich für die Fortentwicklung der natürlichen Anlagen des Zöglings. Im Gegensatz zur Familie ist die Verantwortung des Lehrers professioneller Art. Er wirkt ab dem ersten Kontakt des Schülers mit der Schule sichtbar auf ihn ein. Um am Ende dieser Einwirkung ein positives Ergebnis zu erzielen, ist der Lehrer angehalten die Problemstellungen seiner Aufgabe und ihre Lösungen zu kennen. Denn sowohl die Bildung als auch die Erziehung sind dynamischveränderlich und wie alles auf dieser Welt ständig in Veränderung. Der Lehrer spielt in der islamischen Bildungs- und Erziehungstradition eine große Rolle, weil der Prophet Muhammad als solcher gilt. Demgemäß genießt der Lehrerberuf als der „Beruf des Propheten“ ein hohes Ansehen. Die folgenden Kapitel eruieren die Rolle des Lehrers aus dieser Ausgangslage heraus.
Rezensionen zu: Die Religionen der Welt – Ein Almanach zur Eröffnung des Verlags der Weltreligionen. Verlag der Weltreligionen, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-458-72000-3, 415 Seiten, 10 Euro. Jean-Pierre Wils : Gotteslästerung. Verlag der Weltreligionen, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-458-71006-6, 210 Seiten, 17,80 Euro. Peter Sloterdijk : Gottes Eifer. Vom Kampf der drei Monotheismen Verlag der Weltreligionen, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-458-71004-2, 218 Seiten, 17,80 Euro. Michael Hochgeschwender : Amerikanische Religion. Evangelikalismus, Pfingstlertum und Fundamentalismus Verlag der Weltreligionen, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-458-71005-9, 316 Seiten, 19,80 Euro. Michael Krupp : Einführung in die Mischna Verlag der Weltreligionen, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-458-71002-8, 223 Seiten, 17,80 Euro.
Xenia von Sankt-Petersburg (Ksenija Peterburgskaja) ist eine der bedeutendsten weiblichen Heiligen in der gesamten Orthodoxie. Ihr ungewöhnliches Leben entfaltete sich im 18. Jh. in der damaligen russischen Hauptstadt Sankt-Petersburg, zu deren heiligen Patronin sie später erwählt wurde. Doch erst in den vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Zeugnisse über ihren Lebensweg und ihr religiöses Wirken schriftlich festgehalten. Um das Jahr 1912 entstand schliesslich eine Heiligenvita Xenias; sie wurde auf Grundlage bestehender Textfragmente und dem überlieferter Erzählungen aufgezeichnet. Im Jahr 1978 wurde Xenia zunächst von der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland und dann im Jahr 1988 von dem Heiligen Synod (pomestnyj sobor) der Russisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats offiziell heilig gesprochen.
Die Kanonisierung bestätigte aber nur eine seit fast zweihundert Jahren bestehende Volksverehrung. Ihrem hagiographischen Typus nach wurde Xenia als jurodivaja kategorisiert. Dieses russische Wort bedeutet in etwa eine Selige, ein Tolle, eine Wahnsinnige; sinngemäss eine heilige Närrin, die um Christi Willen vor der Augen der Öffentlichkeit einen Irrgang vorspielt, bewusst ein provokatives als deviant geltendes Verhalten an den Tag legt und sich dadurch den geltenden gesellschaftlichen Konventionen radikal verweigert.
Ehrenmord : ein Phänomen zwischen Obskurantismus, Angst und wirtschaftlichem Kalkül : ein Essay
(2020)
Ehrenmord ist ein komplexes Phänomen, in dem sich diverse psychologische, historische, religiöse, ethnologische, juristische, wirtschaftliche und soziologische Vorstellungen und Interessen explosiv aufeinandertreffen. Um die Ehrenmordmotive zu verstehen, sollten die Menge der Faktoren und Beweggründe differenziert und jedes der Motive sowohl einzeln als auch im Zusammenwirken betrachtet werden. Generell sind herbei zwei Aspekte besonders hervorzuheben: verdrängte sozial-tabuisierte Sexualität einerseits und wirtschaftlicher Kalkül andererseits. Die islamischen Inhalte begründen zwar Ehrenmord nicht direkt, untermauern aber an einigen Punkten konservative Vorstellungen innerhalb der Stammesmentalität, die zu einem Ehrenmord als logisch erscheinende Konsequenz führen können. Voraussetzung dafür ist jedoch eine extrem konservative Leseart der islamischen Quellen.
Die Covid-19-Pandemie hat das universitäre Leben seit dem Sommersemester 2020 auf den Kopf gestellt. Digitales Arbeiten von zu Hause aus, e-Learning und Video-Konferenzen prägen seither Forschung, Studium und Lehre. Wir haben Studierende, Lehrende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Gebieten unseres Fachbereichs drei Fragen zu ihrem Arbeitsalltag zwischen Ausnahmezustand und „neuer Normalität“ gestellt.
1. Inwieweit hat die Pandemie Ihren (Arbeits-/Studien-) Alltag verändert?
2. Welche Rolle spielen dabei digitale Medien? (auch im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie)
3. Für die Zeit „nach Corona“: Was nehmen Sie mit? Worauf freuen Sie sich?
Paul Tillich wurde 1929 nach Frankfurt/M., wo es damals noch keine Theologische Fakultät gab, auf den Lehrstuhl für Philosophie mit der Verpflichtung berufen, „Philosophie und die Soziologie einschließlich Sozialpädagogik“ zu vertreten. Der ordinierte Pfarrer verstand die Konzentration auf die Philosophie gerade nicht als Absage an die Theologie; er sah sich immer als ein Grenzgänger, ohne Überläufer zu werden. Was seine Verbindung zur „Frankfurter Schule“ anbelangt, so wurde der Jude Theodor Wiesengrund Adorno von Tillich habilitiert; mit Max Horkheimer veranstaltete er Seminare. Während seiner Frankfurter Zeit hat sich Tillich z. B. dem Verhältnis von Protestantismus und Profanität zugewandt: „Das Heilige liegt nicht außerhalb des Profanen, sondern in seiner Tiefe. Es ist der schöpferische Grund des Profanen“; Kultur ist ihrer Substanz nach Religion. 1929 schloß sich Tillich der SPD an, aus der er 1933 austrat. Dennoch mußte er am 10.5.1933 mit ansehen, wie auf dem Frankfurter Römer auch ein Exemplar seines Buches „Die sozialistische Entscheidung“ verbrannt wurde. Zusammen mit Max Horkheimer wurde Tillich am 13.4.1933 „beurlaubt“ und am 20.12.1933 aus dem Staatsdienst entlassen. Er emigrierte in die USA, wo er 1965 starb.
Auch den großen katholischen Theologen Karl Rahner SJ, der sich 1937 in Innsbruck für katholische Dogmatik habilitierte, zeichnet eine ähnliche Breite des Wissens und Denkens aus. 1964 erhielt er den „Prestigelehrstuhl“ Romano Guardinis (Lehrstuhl für christliche Weltanschauung) in München. Seine akademische Lehrtätigkeit und sein Wirken als Konzilstheologe machten ihn schon in jungen Jahren weit über Deutschland und Europa hinaus bekannt.
Protestantismus im Territorium : Heinrich Steitz (1907 - 1998): Biographie als Zeitgeschichte
(2012)
Anonyme Protestanten?
(2014)
Selbst bei theologisch so verschiedenen Charakteren wie Dorothee Sölle und Paul Tillich wurden religionskulturelle Unterschiede zwischen Personen durch den Verweis auf Gemeinsamkeiten in ihrem Leben und Handeln als „anonyme Christen“ zumindest relativiert, wenn nicht gar durch diese umfassende Kategorie ganz eingezogen. Differenzen zwischen Selbsteinschätzung und Fremdwahrnehmung der betreffenden Personen spielen dann kaum noch eine wesentliche Rolle.
Im Rückblick auf zwei Jubiläen soll im Folgenden die Brauchbarkeit der Kategorie „Anonyme Christen“ am Sonderfall „Anonyme Protestanten“ überprüft werden.
Der Titel bedarf einer besonderen Begründung! 800 Jahre Elisabeth von Thüringen: Katholische und Evangelische Kirche begehen z. B. in Hessen mit einer Fülle von Veranstaltungen 2007 das „Elisabethjahr“. Die Ev. Kirche in Kurhessen-Waldeck und die Ev. Kirche in Hessen und Nassau haben unter dem Titel „Krone, Brot und Rosen. 800 Jahre Elisabeth von Thüringen“ einen umfangreichen Veranstaltungskalender vorgelegt. Bereits an ihrem 775. Todestag lassen die hessischen Landeskirchen und Bistümer in ökumenischer Eintracht, aber mit unterschiedlicher Akzentuierung das Elisabethjahr beginnen. „In einem war man sich schnell einig: Elisabeth kann sicher nicht als moderne Sozialapostolin gedeutet werden, die auf die reine Mitmenschlichkeit setzte; dafür waren ihre Christusfrömmigkeit und ihre Christusnachfolge zu stark ausgeprägt; sie verband praktizierte Caritas mit tiefer Gottesbeziehung. Es gab aber ein hartes Ringen um ein gemeinsames Erscheinungsbild des Gedenkens. Das Attribut ‚heilig‘ war für die evangelische Seite nicht akzeptabel. Für Protestanten ist die fürstliche Wohltäterin nur Elisabeth von Thüringen, und so steht es auch auf dem Logo für evangelische Gedenkveranstaltungen. Auf dem Logo für ökumenisch verantwortete Veranstaltungen wird kompromißhaft zusammengefügt: ‚Heilige Elisabeth. Elisabeth von Thüringen‘ “ (Gernot Facius). Wenn ich im Folgenden weiter von der „Hl. Elisabeth“ rede, soll dieser Hintergrund nicht vergessen werden.
Spuren der Elisabeth-Verehrung finden sich aber nicht nur in Deutschland und in Ungarn. Auch in Italien, Portugal, Tschechien, ja sogar in Skandinavien und den baltischen Ländern erinnert man sich an die deutsche Nationalheilige des Mittelalters...
Jubiläen haben es in sich! In diesem Jahr werden wir vor allem an den großen Philosophen Immanuel Kant erinnert, der am 12.2.1804 in Königsberg in Preußen gestorben ist. Sein Denkmal am Königsberger Dom hat den Krieg und auch die Russen überstanden. Am populärsten ist bis heute Kants Erläuterung von „Aufklärung“: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung!“1 Nicht nur, daß die 1784 niedergeschriebene Abhandlung Kants nicht am Anfang der deutschen Aufklärung steht, sondern eher ihr Schwanengesang ist: In der Regel wird auch verschwiegen, daß der Autor selbst die prinzipielle Gültigkeit dieser Sätze entscheidend einschränkte, wenn er am Schluß seiner Abhandlung alle radikalen Konsequenzen ausdrücklich verwarf und das Grundgesetz des friderizianischen Preußen pries: „Räsonniert, soviel als ihr wollt, und worüber ihr wollt, nur gehorcht!“ Kant hat den Angriff Napoleons auf Europa, den Zusammenbruch Preußens und Österreichs nicht mehr erlebt. So ist ihm die bittere Erfahrung erspart geblieben, daß von den Idealen einer Revolution meistens nur verwirklicht wird, was machtpolitisch brauchbar ist...
Ich beginne mit einer etwas vereinfachten Darstellung der sogenannten 'Letzten Dinge' (Eschata) in der traditionellen (neu)scholastischen Theologie (Vgl. Siegfried Meier, Sterben, Tod und Auferstehung, in: Schulinformationen, Paderborn, 30. Jg., Nr. 2, 2000, S. 61ff.). Diese geht davon aus, daß sich im Tod die unsterbliche Seele vom sterblichen Leib trennt. Der Leichnam verfällt, die Seele hingegen kommt ganz allein vor das Gericht Gottes. Daher nennt man dieses Gericht auch das besondere Gericht (iudicium particulare). Derjenige, der im Zustand der Heiligkeit verstorben ist und alle zeitlichen Sündenstrafen schon in diesem Leben abgebüßt hat, dessen Seele kommt sofort in den Himmel. Stirbt hingegen ein Mensch im Zustand der Todsünde, beginnt durch den Richterspruch Gottes die sofortige Verdammnis in der Hölle. Der mittelmäßige Mensch, der weder als Heiliger noch als Todsünder gestorben ist, muß eine Zeit der Läuterungsqualen im Fegefeuer erleiden. Schwere und Menge der noch nicht abgebüßten Sündenstrafen bestimmen die Dauer und Intensität des dortigen Aufenthaltes. Erst danach kann die Seele in den Himmel gelangen. Am letzten Tag der Weltgeschichte, dem sogenannten 'Jüngsten Tag', kommt es zur Auferstehung der Toten. Das bedeutet, daß die Seelen mit dem toten Körper wieder zu lebendigen Menschen vereinigt werden. Dann wird Gericht gehalten über den ganzen Menschen. Dieses Gericht wird daher als das allgemeine Gericht (iudicium universale) bezeichnet. Nach diesem Gericht gibt es nur noch Himmel und Hölle.
Was das Fegefeuer und den damit verbundenen Ablaß anbelangt, so haben sich die Reformatoren mit diesem Bild von Tod und Auferstehung kritisch auseinandergesetzt, was aber Gemeinsamkeiten, die auch im Blick auf gemeinsames Erbe antiker Philosophie begründet sind, nicht ausschließt...
"Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist" (Exodus 20,4): Dieses Gebot aus dem Dekalog hat die Religions- und Kulturgeschichte immer wieder berührt. Vor allem der reformierte Protestantismus rühmt sich seiner 'Bilderlosigkeit'. Was sind aber 'Bilder'? ...
Soll »Theologie« gleich welcher Konfession oder Religion überhaupt an der neuen Frankfurter Stiftungsuniversität gelehrt werden? »Gerade die Stifterfamilien jüdischer Herkunft legten oft Wert darauf, daß die von ihnen ins Leben gerufene Anstalt eine weltliche, säkularisierte und liberale sein solle «, konstatiert der Frankfurter Historiker Notker Hammerstein und fährt fort: Konfessionszugehörigkeit wie Glaubensfragen sollten keine Rolle spielen. Ausschließlich Religionswissenschaften – also die kritisch-analytische Behandlung aller Konfessionen im Rahmen der Geisteswissenschaften – galt ihnen [den Stifterfamilien jüdischer Herkunft] als wünschenswert.« Der damals vom Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes um Rat gefragte Berliner Wissenschaftsorganisator und Gelehrte Adolf von Harnack antwortete: »Unsere Kultur ist von evangelisch-protestantischem Geist durchtränkt, und eine Universität darf Lehrstühle nicht entbehren, die sich mit den Wurzeln desselben beschäftigen.« Von diesem Urteil machten 1914 Oberbürgermeister, Stadtverordnete und Stifter keinen Gebrauch: Ihre Vorstellungen entsprachen nicht dem hergebrachten Universitätsmodell und sie lehnten eine Theologische Fakultät – gleich in welcher Form – in Frankfurt ab. Bei dieser Entscheidung dürften neben Bedarfs- und Finanzfragen auch weltanschauliche Aspekte eine Rolle gespielt haben: der Szientismus, also der Glaube an den Fortschritt durch Wissenschaft, sowie die laizistischen linksliberalen beziehungsweise sozialistischen Bestrebungen einer Privatisierung der Religion (»Religion ist Privatsache! «), die auch in einem großbürgerlichen Gewand auftrat. Es wäre allerdings vordergründig, das »weltlich, säkularisiert und liberal« lediglich als Gegensatz zu »christlich « zu definieren, wurde doch jede Theologie ausgeschlossen. Und wie positionierten sich die Theologen: 1913 betonten gerade die liberalen Frankfurter Pfarrer Wilhelm Bornemann, Erich Foerster und Wilhelm Lueken, die später im Rahmen der Philosophischen Fakultät an der Universität Frankfurt Theologie lehrten: Wir erhoffen, »daß die Verbreitung der Einsicht in den gebildeten Kreisen unserer Heimatstadt, daß eine wissenschaftliche Bearbeitung der Fragen, die das Gesamtgebiet der Theologie umfaßt, nicht dauernd ausgeschlossen bleiben darf von einer Hochschule, deren Aufgabe, wenn sie anders den Namen einer Universität zu Recht führen will, eben die Erkenntnis der ganzen Wirklichkeit des Lebens ist.« »Denkender Glaube« als Ursprungsakt von Theologie (Hermann Deuser), Theologie als »Reflexion der Glaubenskommunikation « (Ingolf Dalferth) – so werden das später Frankfurter Theologen ausdrücken. Die Pfade der Entstehung einer universitären Theologie in Frankfurt bleiben bis heute verschlungen, sowohl was die äußerliche Wissenschaftsorganisation betrifft als auch die Inhalte; dies soll im Folgenden in Auszügen skizziert werden.
Seit dem Sommersemester 2020 dominieren virtuelle Unterrichtsformen auch die Hochschulen. An der Frage nach Möglichkeiten und Grenzen digitaler Lehre scheiden sich aber schon länger die Geister des akademischen Lebens. Malte Dücker (E-Learning-Beauftragerplädiert dafür, die Digitalisierung der Hochschullehre nicht als bloße Notlösung zu verstehen.
Neu am Fachbereich begrüßen wir Prof. Dr. Nathan Gibson als Professor für Religionswissenschaft mit dem Schwerpunkt „Jüdisch-Islamische Beziehungen“. Ein Gespräch über Forschung auf drei Kontinenten, „Facebook für Verstorbene“ und Begegnungen zwischen den drei abrahamitischen Religionen in Geschichte und Gegenwart.
Ende der 1990er Jahre begann Angela Rascher in Frankfurt ihr Theologiestudium. Heute ist die promovierte Neutestamentlerin Referentin für Hospizarbeit und diakonisch-kirchliche Kultur bei der Diakonie Hessen. Im Gespräch berichtet sie über den sehr kleinen „Campus“ in Frankfurt-Hausen, wie viel Theologie in der diakonischen Praxis steckt und die sozialpolitischen Herausforderungen der Gegenwart.
Seit mehr als 14 Jahrhunderten glauben Muslime, Sunniten wie Schiiten, daran, dass der Prophet Muhammad (gest. 632) der letzte Prophet sei und nach ihm bis zum jüngsten Tag weder weitere Propheten noch Gesandte kommen werden. Im 19. Jahrhundert ist eine neue islamische Bewegung in Erscheinung getreten. Diese neue islamische Glaubensgemeinschaft der sogenannten "Ahmadiyya"1 wurde 1891 von Mirza Ghulam Ahmad im indischen Punjab ins Leben gerufen. Anfangs erhob er den Anspruch, ein Erneuerer (mugaddid) des Islam zu sein. Einige Jahre später ging er, über seinen Aufruf zur Erneuerung hinausgehend, dazu über zu erklären, er sei der verheißene Messias und Mahdi2 des Islam. Schließlich verkündete er, göttliche Offenbarungen erhalten zu haben und ein Prophet Gottes zu sein. Diese Verkündigungen widersprechen, theologisch gesehen, eindeutig den Glaubenslehren der orthodoxen Muslime und riefen folglich ihren Zorn hervor. Trotzdem wurde die Ahmadiyya als eine unabhängige islamische Gemeinde im Jahre 1901 in Qadian registriert. ...