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Bei Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) handelt es sich um genetisch komplexe Störungen mit hoher Erblichkeit. Als zugrundeliegender Pathomechanismus von ASS werden unter anderem Veränderungen der neuronalen Entwicklung diskutiert. Der Phänotyp von ASS ist definiert durch Einschränkungen in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie repetitives und stereotypes Verhalten. Genkopiepolymorphismen (englisch „copy number variations“/CNVs), also Deletionen oder Duplikationen einer chromosomalen Region, wurden wiederholt in Probanden mit ASS identifiziert. Hierbei ist in ASS die Region 16p11.2 mit am häufigsten von CNVs betroffen. Einige Gene aus diesem chromosomalen Abschnitt wurden bereits funktionell charakterisiert. Dennoch können die Befunde der bisherigen Einzelgenstudien nicht alle Aspekte erklären, die durch 16p11.2 CNVs hervorgerufen werden. Ziel dieser Studie war es daher, ein weiteres neuronal assoziiertes Kandidatengen dieser Region zu identifizieren und im Anschluss funktionell im Kontext der neuronalen Differenzierung zu charakterisieren.
Das SH-SY5Y Neuroblastom-Zellmodell wurde auf Transkriptom- und morphologischer Ebene auf seine Eignung als Modell für neuronale Differenzierung untersucht und bestätigt. Eine Analyse der Expressionen aller Gene der 16p11.2-Region zeigte, dass das Gen Quinolinat-Phosphoribosyltransferase (QPRT) eine vergleichsweise hohe Expression mit der stärksten und robustesten Regulierung über die Zeit aufwies. Eine de novo Deletion der 16p11.2-Region wurde in einem Patienten im Vergleich zu seinen Eltern validiert. In Patienten-spezifischen lymphoblastoiden Zelllinien derselben Familie konnten wir eine Gendosis-abhängige Expression von QPRT auf RNA-Ebene bestätigen. In SH-SY5Y-Zellen korrelierte die Expression von QPRT signifikant mit der Entwicklung von Neuriten während der Differenzierung. Um QPRT funktionell zu charakterisieren, benutzten wir drei verschiedene Methoden zur Reduktion der QPRT-Gendosis: (i) knock down (KD) durch siRNA, (ii) chemische Inhibition durch Phthalsäure und (iii) knock out (KO) über CRISPR/Cas9-Geneditierung. Eine Reduktion von QPRT durch siRNA führte zu einer schwachen Veränderung der neuronalen Morphologie differenzierter SH-SY5Y-Zellen. Die chemische Inhibition sowie der genetische KO von QPRT waren letal für differenzierende aber nicht für proliferierende Zellen. Eine Metabolitenanalyse zeigte keine Veränderungen des QPRT-assoziierten Tryptophanstoffwechsels. Gene, welche auf Transkriptomebene im Vergleich zwischen KO- und Kontrollzellen differenziell reguliert vorlagen, waren häufig an Prozessen der neuronalen Entwicklung sowie an der Bildung, Stabilität und Funktion synaptischer Strukturen beteiligt. Die Liste differenziell regulierter Gene enthielt außerdem überdurchschnittlich viele ASS-Risikogene und ko-regulierte Gengruppen waren assoziiert mit der Entwicklung des dorsolateralen präfrontalen Cortex, des Hippocampus sowie der Amygdala.
In dieser Studie zeigten wir einen kausalen Zusammenhang zwischen QPRT und der neuronalen Differenzierung in vitro sowie einen Einfluss von QPRT auf die Regulation von ASS-assoziierten Genen und Gen-Netzwerken. Funktionell standen diese Gene im Kontext mit synaptischen Vorgängen, welche durch Veränderungen zu einem Exzitations-Inhibitions-Ungleichgewicht und letztendlich zum Zelltod von Neuronen führen können. Unsere Ergebnisse heben in Summe die wichtige Rolle von QPRT in der Krankheitsentstehung von ASS, insbesondere in Trägern einer 16p11.2 Deletion, hervor.
Background: Altered neuronal development is discussed as the underlying pathogenic mechanism of autism spectrum disorders (ASD). Copy number variations of 16p11.2 have recurrently been identified in individuals with ASD. Of the 29 genes within this region, quinolinate phosphoribosyltransferase (QPRT) showed the strongest regulation during neuronal differentiation of SH-SY5Y neuroblastoma cells. We hypothesized a causal relation between this tryptophan metabolism-related enzyme and neuronal differentiation. We thus analyzed the effect of QPRT on the differentiation of SH-SY5Y and specifically focused on neuronal morphology, metabolites of the tryptophan pathway, and the neurodevelopmental transcriptome.
Methods: The gene dosage-dependent change of QPRT expression following Chr16p11.2 deletion was investigated in a lymphoblastoid cell line (LCL) of a deletion carrier and compared to his non-carrier parents. Expression of QPRT was tested for correlation with neuromorphology in SH-SY5Y cells. QPRT function was inhibited in SH-SY5Y neuroblastoma cells using (i) siRNA knockdown (KD), (ii) chemical mimicking of loss of QPRT, and (iii) complete CRISPR/Cas9-mediated knock out (KO). QPRT-KD cells underwent morphological analysis. Chemically inhibited and QPRT-KO cells were characterized using viability assays. Additionally, QPRT-KO cells underwent metabolite and whole transcriptome analyses. Genes differentially expressed upon KO of QPRT were tested for enrichment in biological processes and co-regulated gene-networks of the human brain.
Results: QPRT expression was reduced in the LCL of the deletion carrier and significantly correlated with the neuritic complexity of SH-SY5Y. The reduction of QPRT altered neuronal morphology of differentiated SH-SY5Y cells. Chemical inhibition as well as complete KO of the gene were lethal upon induction of neuronal differentiation, but not proliferation. The QPRT-associated tryptophan pathway was not affected by KO. At the transcriptome level, genes linked to neurodevelopmental processes and synaptic structures were affected. Differentially regulated genes were enriched for ASD candidates, and co-regulated gene networks were implicated in the development of the dorsolateral prefrontal cortex, the hippocampus, and the amygdala.
Conclusions: In this study, QPRT was causally related to in vitro neuronal differentiation of SH-SY5Y cells and affected the regulation of genes and gene networks previously implicated in ASD. Thus, our data suggest that QPRT may play an important role in the pathogenesis of ASD in Chr16p11.2 deletion carriers.