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Langzeit-Populationsdynamik und Rückgang des Feldsperlings Passer montanus in Baden-Württemberg
(2007)
Die Forstverwaltung Baden-Württemberg dokumentiert seit fast 60 Jahren die Ergebnisse ihrer Nistkastenkontrollen. Die Zahl der kontrollierten Nistkästen stieg von 40.000 um 1950 auf bis zu 180.000 in den 1980/1990er Jahren an. Die hier vorgestellte Auswertung bezieht sich auf 80.412 erfolgreiche Bruten des Feldsperlings Passer montanus, die dem Datenbestand von insgesamt 3,4 Millionen bis 1996 dokumentierten Nistkastenkontrollen entnommen wurden. Da die Feldsperlinge zwar in Wald(rand)nistkästen brüteten, ihre Nahrung aber fast ausschließlich im Agrarland suchten, dürften die Ergebnisse den allgemeinen Trend der Art in SW-Deutschland recht gut widergeben. Bis 1971 waren die Nistkästen in konstanten, aber regional unterschiedlichen Raten (0,5 bis 5 %) durch Feldsperlinge besetzt. Danach stieg ihr Anteil an. Im Rheintal erreichte er 15 %, regional über 30 % der Nistkastenbesetzungen. Großräumig betrug er in den Wäldern der Forstdirektion (FD) Karlsruhe (= Nordbaden) maximal 7 %, 1,7 % in der FD Tübingen (= Südwürttemberg) und 1 % im Bereich der FD Stuttgart (= Nordwürttemberg). Nach 1980 brach die Nistkastenpopulation zusammen; im landwirtschaftlich intensiv genutzten Rheintal von 15 % auf 2 %, in Gebieten mit überwiegender Grünlandnutzung dagegen nur unwesentlich. Harte Winter hatten kurzfristig deutliche Bestandseinbrüche zur Folge, doch trotz milder Winter seit Mitte der 1980er Jahre erholten sich die Bestände nicht. Der Bestandsanstieg in den 1970er Jahren wird mit dem DDT-Verbot ab 1971 in Verbindung gebracht. Für den seit 1980 permanent anhaltenden Rückgang der Feldsperlingsbestände dürfte die Intensivierung der Landwirtschaft mitverantwortlich sein, denn Gebiete mit intensivster Landwirtschaft (< 200 m ü. NN) weisen die höchsten Bestandsrückgänge auf. Vergleiche mit zwei Langstreckenziehern, die aktuell positive Bestandstrends zeigen (Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus und Halsbandschnäpper Ficedula albicollis), lassen einen Mangel an Winternahrung bedingt durch veränderte landwirtschaftliche Nutzungsformen und Herbizideinsatz als wahrscheinlichste Ursache vermuten. Ungeklärt ist der Einfluss der im selben Zeitraum angestiegenen Bestände des Sperbers Accipiter nisus als Prädator und die Frage, weshalb auch die Corviden als Konkurrenten des Feldsperlings mit ähnlichen Nahrungsansprüchen zeitgleich stark zunahmen.