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Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 7220 Kalktuff-Quellen (Cratoneurion) nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Zum Lebensraumtyp gehören Sicker-, Sturz- oder Tümpelquellen mit kalkhaltigem Wasser und Ausfällungen von Kalksinter und/oder Kalktuff in unmittelbarer Umgebung des Quellwasseraustrittes. Die mitunter spärliche Vegetation wird von Moosen beherrscht, Samenpflanzen sind nur in geringem Maße am Aufbau der Quellufergesellschaften beteiligt oder fehlen.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 7150 Torfmoor-Schlenken (Rhynchosporion) nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Dieser umfasst Torfmoor-Regenerations- und Pionierstadien in Torfstichen und auf feuchten Sandböden mit Rhynchosporion albae-Gesellschaften. Natürlich auf frostbeeinträchtigten feuchten Sanden und geringmächtigen Torfen am Rande oligo- oder dystropher Stillgewässer.
Die Arbeitsgruppe Vegetationsdatenbanken traf sich vom 28.2. bis 2.3.2007 auf Einladung von Sebastian Schmidtlein (Professur für Vegetationsgeographie) und des Bundesamtes für Naturschutz am Institut für Geographie der Universität Bonn zu ihrem 6. Workshop in Folge. Das Tagungsthema brachte bereits eine Neuerung zum Ausdruck: Auf besonderen Wunsch des Bundesamtes richtete sich das diesjährige Treffen über die engere vegetationsökologische Gemeinde hinaus an die Koordinatorinnen und Koordinatoren der floristischen Kartierung und die Mitglieder des 2006 gegründeten Netzwerks Phytodiversität Deutschland (NetPhyD). Mit 141 Anmeldungen aus 11 Ländern (in der Reihenfolge der Teilnehmerzahl: Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Österreich, Schweiz, Italien, Luxemburg, Großbritannien, Niederlande, Bosnien-Herzegowina) war dies die bisher größte und internationalste Tagung dieser Reihe.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 40A0* Subkontinentale peripannonische Gebüsche nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Dieser umfasst niedrige sommergrüne Gebüsche (Prunion fruticosae) wärmebegünstigter Lagen kontinentaler und submediterraner Prägung auf basenreichen oder silikatischen Böden.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 4010 Feuchte Heidegebiete des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Zum Lebensraumtyp zählen feuchte Zwergstrauchheiden und Heidevermoorungen im nordatlantischen und mitteleuropäischen Raum, die durch Dominanz der Glockenheide (Erica tetralix) bestimmt werden.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 3190 Gipskarstseen auf gipshaltigem Untergrund nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Als Gipskarstseen auf gipshaltigem Untergrund werden permanent wasserführende Seen in aktiven Gipskarstgebieten bezeichnet, die durch große Schwankungen des Wasserspiegels, hohe Konzentrationen von Ca2+ und SO2- Ionen und oft durch die Ausbildung spezifischer Plankton-Lebensgemeinschaften gekennzeichnet sind.
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des Lebensraumtypes 3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen (Characeae) nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Zu dem Lebensraumtyp zählen Stillgewässer mit nährstoffarmem bis mäßig nährstoffreichem sowie basenreichem Wasser und einer vorwiegend oder ausschließlich von Armleuchteralgen gebildeten submersen Vegetation (Charetalia hispidae).
Beschreibung und wertbestimmende Faktoren des 3130 Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae und/oder der Isoëto-Nanojuncetea nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Der Lebensraumtyp 3130 umfasst nährstoff- und basenarme Seen, Weiher, Sölle, Altwasser und Teiche, deren Ufer auch periodisch trockenfallen können. Dem Lebensraumtyp sind Gewässer zuzuordnen, die entweder niedrigwüchsige, amphibische oder submerse Strandlingsgesellschaften (Littorelletea) im Litoral oder – bei spätsommerlichem Trockenfallen – einjährige, sehr niedrige und kurzlebige Zwergbinsen-Gesellschaften (Isoëto-Nanojuncetea) aufweisen. Beide Vegetationseinheiten können sowohl in enger räumlicher Nachbarschaft als auch isoliert auftreten.
Lineare sowie zyklische 3-Alkylpyridinalkaloide sind vor allem in Schwämmen der Ordnung Haplosclerida, zu der auch Haliclona viscosa zählt, weit verbreitet. Die Synthese der zuvor von C. Volk isolierten Haliclamine C und D, des Viscosamins und des Viscosalin C bildete den Ausgangspunkt dieser Arbeit.[1-4] Sie erfolgte ausgehend von den bekannten Synthesen der Cyclostellettamine und Haliclamine[5-7] und gliedert sich in drei Abschnitte: erstens Synthese eines ω-Hydroxyalkylpyridins aus einem Bromalkohol, zweitens Funktionalisierung der Monomere in Abhängigkeit der gewählten Methode zur Di- bzw. Trimerisierung und drittens Verknüpfung und gegebenenfalls Zyklisierung. Durch Anwendung und Weiterentwicklung der bekannten Synthesewege wurden so insgesamt 14 lineare Monomere, zwei zyklische Monomere, 16 Cyclostellettamine, zwei Isocyclostellettamine, sieben Haliclamine, fünf Viscosaline sowie Viscosamin[8] und ein Analogon mit Heptylkette hergestellt. Dieser synthetische Zugang ermöglichte es, sowohl den finalen Strukturbeweis für die zuvor isolierten Verbindungen zu erbringen, als auch durch die Analyse der Fragmentierungs-muster von synthetischen und natürlichen Verbindungen mehr über das Verhalten dieser Verbindungen unter MS-Bedingungen zu erfahren. Die so gewonnenen Erkenntnisse führten dazu, dass drei unbekannte Verbindungen ohne Isolierung der Reinsubstanz mit einer Kombination von MS- und HPLC-Daten identifiziert werden konnten. So konnten das erste monozyklische 3-Alkylpyridinalkaloid marinen Ursprungs und zwei neue Haliclamine identifiziert und synthetisiert werden Des Weiteren gelang es, für die von C. Volk isolierten, jedoch nicht identifizierten Verbindungen Strukturen zu ermitteln bzw. auf Grund der MS-Daten Strukturvorschläge zu machen. Die durch den synthetischen Zugang große Anzahl verfügbarer 3-Alkylpyridinalkaloide ermöglichte außerdem eine systematische Untersuchung über den Zusammenhang von biologischer Aktivität und Struktur. Die Ergebnisse der am Helmholtz Institut für Infektionsforschung durchgeführten Experimente zu den antibakteriellen sowie cytotoxischen Eigenschaften von natürlichen wie auch rein synthetischen 3-Alkylpyridinalkaloiden zeigten, dass die Aktivität sich schon beim Addieren bzw. Subtrahieren einer Methylengruppe in einer Alkylkette signifikant ändert. [1] C. A. Volk, M. Köck, Org. Lett. 2003, 5, 3567-3569. [2] C. A. Volk, M. Köck, Org. Biomol. Chem. 2004, 2, 1827-1830. [3] C. A. Volk, H. Lippert, E. Lichte, M. Köck, Eur. J. Org. Chem. 2004, 3154-3158. [4] C. A. Volk, Dissertation, Johann Wolfgang Goethe Universität (Frankfurt am Main), 2004. [5] A. Grube, C. Timm, M. Köck, Eur. J. Org. Chem. 2006, 1285-1295 und Referenzen darin. [6] J. E. Baldwin, D. R. Spring, C. E. Atkinson, V. Lee, Tetrahedron 1998, 54, 13655-13680. [7] A. Kaiser, X. Billot, A. Gateau-Olesker, C. Marazano, B. C. Das, J. Am. Chem. Soc. 1998, 120, 8026-8034. [8] C. Timm, M. Köck, Synthesis 2006, 2580-2584.
Viele heimische Insekten sind in ihrem Bestand bedroht. Eine Ursache ist der akute Mangel an geeigneten Nistmöglichkeiten, weil heutzutage überall an den Gebäuden Ritzen und kleinste Löcher als störend empfunden und übereifrig beseitigt werden. Von besonderer Bedeutung ist so ein kleines Insektenhotel für Wildbienen: Diese für die Bestäubung der Blüten wichtigen Insekten leiden sehr stark unter „Wohnungsmangel“, und geeignete Plätze zur Eiablage sind gerade für sie sehr selten geworden. Übrigens: Die Bewohner solcher Insektenhotels wie derjenigen, die die jungen Naturaktivisten am 10. Juli erbaut haben, sind für den Menschen völlig harmlos, da diese Arten nicht stechen.
On the occasion of the anniversary of C.A. Clerck's book "Swedish spiders" the paper deals with the beginnings of spider taxonomy, Clerck's life (1709-1765) and work, and P. Bonnet's successful campaign for the validation of species names given by Clerck.
2,5-Diformylbenzene-1,4-diol (5) is a well-suited starting compound for the preparation of ditopic hydroquinone-based ligands. Here, we report an optimized synthesis of 5 which improves the overall yield from published 7% to 42 %. Three new ditopic Schiff base ligands, 2,5-[iPr2N(CH2)2N=CH]2 - 1,4-(OH)2-C6H2 (8), 2,5-(pyCH2N=CH)2-1,4-(OH)2-C6H2 (9), and 2,5-[py(CH2)2N=CH]2-1,4- (OH)2-C6H2 (10), have been synthesized from 5 and structurally characterized by X-ray crystal structure analysis (py = 2-pyridyl).
Die Gründung der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen im Jahre 1906 markiert den Beginn des staatlichen Naturschutzes in Deutschland. Dieses Datum war Anlass, mit Publikationen auf 100 Jahre staatlicher Naturschutz zurückzublicken. Erschienen sind zwei sehr unterschiedlich angelegte Bücher. Hans-Werner Frohn und Friedemann Schmoll haben gemeinsam mit weiteren Historikern im Auftrag der Stiftung Naturschutzgeschichte (Königswinter) das Werk „Naturschutz und Staatlicher Naturschutz in Deutschland 1906-2006“ bearbeitet, das vom Bundesamt für Naturschutz in der Reihe „Naturschutz und Biologische Vielfalt“, Heft 35 herausgegeben wurde. Nahezu zeitgleich erschien der 2. Band Sachsen-Anhalt des in fünf Bänden geplanten Werkes „Lexikon der Naturschutzbeauftragten“, mit Beiträgen von Hermann Behrens, Werner Hilbig und Uwe Wegener.
Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft hat bisher - außer im Rahmen von Arbeitskreisen - keine Tagungsveranstaltung angeboten, die unabhängig von den Jahrestagungen mit Exkursion bestimmte Themen aufgreift und diskutiert. Auf Vorschlag von unserem jetzigen Ehrenmitglied Prof. Dr. E.-G. Mahn (Halle/Saale) und von Dr. P. Thomas (Hatzenbühl) wurde bereits auf der Mitgliederversammlung in Erlangen 2005 auf den Bedarf zusätzlicher Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft, z. B. zu praxisrelevanten Fragen, hingewiesen.
An dem 1. Workshop in Darmstadt nahmen etwa 70 Mitglieder und Interessenten teil. Die insgesamt 14 Vorträge und 16 Poster-Demonstrationen deckten eine breite Palette angewandter Fragestellungen ab. Eine Kooperation mit der „Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts- und Vegetationskunde“, die auf der Mitgliederversammlung 2006 beschlossen wurde (Tuexenia 27: WALENTOWSKI et al., Waldoekologie online 3: 102) spiegelte sich bereits bei diesem Workshop mit insgesamt vier waldökologischen Vorträgen und drei Postern wider.
(Sprachheil-)pädagogisch-therapeutische Beratungs- und Behandlungsansätze bei kindlichem Stottern
(2007)
Der Kombination ausgewählter Therapiekonzepte geht die Erstberatung in Form von Anamnese- und Befunderhebung voraus und findet in der gezielten und individuell abgestimmten Behandlung des Patienten ihren Verlaufshöhepunkt, der über die abschließende Beratung in das Ende der sprachheilpädagogisch-therapeutischen Beratung und Behandlung mündet. Beratung und Behandlung bei kindlichem Stottern beschreiben damit einen komplexen Sachverhalt, der Teil aller therapeutischen Vorgehensweisen ist. Diese Arbeit beruht auf der Annahme einer individuellen Ursachenkonstellation nach multikausaler Theorie und ist auf den einzelnen Patienten im Sinne einer idiographischen Sichtweise bezogen. Das entsprechende diagnostisch-therapeutische Konzept berücksichtigt vorhandene Ressourcen und Kompetenzen betroffener Personen.
Zentren der Entfaltung jugendlicher Gegendynamik sind die bürgerlichen Mittelschichten. D.h. gerade auch die hier anzutreffenden literarischen Jugendkonzepte bleiben "wie alle frühen Jugendbewegungen in der Neuzeit", auf die sie sich beziehen und die sie realgeschichtlich mitformen, "im wesentlichen auf Studenten bzw. junge Gebildete beschränkt"; und zwar in der Weise, dass diese Jugendkonzepte entweder von Angehörigen der jungen Generation selbst stammen (wie dies exemplarisch für Büchner, aber auch für den Heine der 1820er Jahre zutrifft) oder dass die entsprechenden literarischen Figuren aus den genannten sozialen Schichten stammen. Im Folgenden sollen ausgewählte Texte der 1820er bis 1840er Jahre mit Seitenblicken auf die realgesellschaftliche Situation im Deutschen Bund auf die ihnen eingeschriebenen Jugendkonzepte hin untersucht werden.
Pope Benedict XVI’s Regensburg lecture has been exposed by some learned voices of 'the Muslim world' as alluding, by the means of one particular quotation, to age-old stereotypes about Islam being an essentially violent creed in which moderation through reason has no legitimate place, and of representing Muhammadas an evil and inhuman man who preached that Islam should be spread by the sword. While none of these presumably 'Muslim' voices deny that the Pope has the right to express his opinions, even when they are plainly wrong in the face of historic facts that show how Islam and Christianity were spread (or were made to spread) across the world, he is criticised for a host of omissions in terms of intellectual honesty and factual accuracy. These omissions, it is argued here, cast an unfortunate light on the compatibility of scientific and religious rationality much advocated by the Pope in his 12 September 2006 lecture. This flagrant 'performative contradiction' (Habermas) leaves room for speculation about the true aim of the speech. Is Benedict XVI's appeal to theology as a legitimate academic discipline a credible attempt to explicate Roman Catholicism's rightful place in a modern world governed by liberal democracy and ethical-political pluralism, or is it a reflection of a move to restore the age-old, intolerant, anti-scientific, and anti-democratic legacy of the pre-Vatican II Catholic Church?
Der Dualismus von Körperästhetik und Moral, der die abendländische Kultur seit der Antike bestimmt hatte, bricht in der schönen Literatur erst im 20. Jahrhundert - im Gefolge psychologisierter anthropologischer Konzeptionen - endgültig auseinander. Es entstehen neue, komplexe Relationen von Körper und Psyche, in denen unterschiedliche Normenkomplexe und Machtstrukturen wirksam sind - soziale, geschlechtsspezifische, sexuelle. Demgegenüber scheint sich in den literarischen Zeugnissen der Gegenwart ein neues Paradigma anzudeuten. Die jüngsten Variationen der Konfrontation von Schönheit und Häßlichkeit, die Verwechslungen, Vertauschungen, Verwandlungen und Umkehrungen beider Zustände entstehen erkennbar vor dem Hintergrund avancierter technologischer Möglichkeiten zur Herstellung von Körperschönheit, einer Schönheitsindustrie und Medizin, die das Bewußtsein von der technischen Produzierbarkeit von Schönheit, vom Sieg über Alterungsprozesse vermitteln. Die Gegenwartsliteratur spiegelt eine neue Objekthaftigkeit von Schönheit und Häßlichkeit, ihren Warencharakter. Schönheit kann, wie bei Bruckner, enteignet werden, sie kann gekauft und gestohlen werden wie bei Kureishi, mit ihrem häßlichen Gegenteil verwechselt wie bei Brasme und sie kann mit diesem - zur kontrastiven und kommerziellen Überhöhung ihrer Eigenart -vorübergehend vertauscht werden wie bei Nothomb. Der Objekt- und Warencharakter von körperlicher Schönheit und Häßlichkeit führt dazu, daß die Dichotomien zusammenrücken und austauschbar werden, weil sie kein metaphysisches, moralisches oder gedankliches Substrat mehr besitzen, sondern zunehmend vom marktwirtschaftlichen Prinzip bestimmt sind. Auf einem totalitären Markt der Schönheit kann plötzlich auch Häßlichkeit kommerziell und sexuell attraktiv werden, in einem faschistoiden Schönheitssystem ist sie die einzige Möglichkeit der individuellen Nicht-Anpassung.
Ob das Alter ein Segen oder ein Fluch ist, darüber gehen seit der Antike die Meinungen auseinander, und es hat nicht an Versuchen gefehlt, für die doch unleugbaren Gebrechen und Gebresten die Gegenrechnung aufzumachen. Auf der einen Seite also Verfall des Körpers, Krankheit, Nachlassen oder Absterben der Sinnesvermögen und des fleischlichen Begehrens, auf der anderen Seite dafür aber Weisheit, Gelassenheit, Gemütsruhe, Abgeklärtheit, Milde, vielleicht Heiterkeit, da nichts mehr erreicht werden will. Prudentia – Klugheit – und Sophrosyne – Beherrschung der Begierden durch Vernunft und Besonnenheit – heißen die altersgemäßen Stichwörter, die vielleicht sogar Handlungsspielräume eröffnen, die den früheren Lebensaltern fehlten.
Die Ärzte versichern mir, dass ich nicht erblinden werde. Ich habe eine Krankheit namens Makuladegeneration – Wolken vor den Augen. Ich bin seit meinem achten Lebensjahr kurzsichtig. Verschwommene Wahrnehmung ist für mich also nichts Neues, aber mit Brille habe ich immer tadellos gesehen. Peripher sehe ich noch gut, doch direkt vor mir ist ein ständig ausgefranster grauer Fleck, der größer wird. Meine Bilder aus der Vergangenheit sind allerdings noch lebendig. Betroffen ist die Gegenwart, und die Menschen aus meiner Vergangenheit, mit denen ich noch zusammenkomme, haben sich in wolkenverhangene Wesen verwandelt. Anfangs beängstigte mich das, doch habe ich von Leidensgenossen und von meinen Ärzten erfahren, dass das, was ich erlebe, ganz normal ist.« So beschreibt der Protagonist in Siri Hustvedts Roman »Was ich liebte« die Symptome der altersbedingten Makuladegeneration. ...
„Habemus Papam!“ – so schließt Text A und bringt die für Deutschland sensationelle Nachricht, daß ein Deutscher zum Papst gewählt wurde noch einmal mit der entsprechenden rituellen Formel zum Ausdruck. Daß diese Feststellung nicht nur sachlicher Ausdruck für die Tatsache eines Pontifikatswechsel ist, sondern vielmehr einen kirchengeschichtlichen Vorgang mit besonderer Relevanz für die katholische Kirche in Deutschland beschreibt, zeigt sich exemplarisch an den hier analysierten Pressetexten. Während die Texte aus kirchlichen und kirchennahen Medien vor allem dadurch auffallen, daß sie ein gestärktes katholische Selbstbewußtsein ausdrücken, springt bei den Beispielen aus weltlichen Medien hauptsächlich eine neue Offenheit im Umgang mit der katholischen Kirche und ihrer Lehre ins Auge. Die Artikel beider Bereiche betonen auf ihre Weise die emotionalen Aspekte des kirchlichen Lebens. Gleichzeitig thematisieren sie mehr oder weniger intensiv Grundfragen des katholischen bzw. christlichen Glaubens und sind so Beleg dafür, daß sich die Situation der katholischen Kirche in Deutschland durch die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst maßgeblich verändert hat. Auch wenn der Umgang der Medien mit der alten „Institution Kirche“ zwischen extrem hoher medialer Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit Papst Benedikt XVI. und völliger Mißachtung sonstiger kirchlicher Vorgänge und Themen schwankt, markieren die vorgestellten Texte einen Trend, der zwar nicht auf breiter Front, noch durchgängig zum Tragen kommt, dennoch aber vorhanden ist und neue Berührungspunkte zwischen katholischer Kirche und Medien eröffnet. Dieser Prozeß erscheint eingebettet in die gewachsene Relevanz von Religion und Glaube, so unbestimmt und diffus auch beide in der deutschen Gesellschaft vorhanden sein mögen. Der Pontifikatswechsel hat dazu geführt, daß seit 2005 auch vermehrt katholische bzw. christliche Themen im öffentlichen Diskurs über Religion, Glaube und Spiritualität Beachtung finden und sich stärker gegenüber anderen religiösen und esoterischen Angeboten profilieren können. Anzeichen dafür finden sich mit Blick auf die Medien vor allem auf dem deutschen Buchmarkt. Aber auch die Kirche selbst erfährt Aufwind und scheint trotz weiterhin bestehender Probleme und Schwierigkeiten in einigen Bereichen wieder fester Tritt zu fassen. Papst Benedikt XVI. ist sicher nicht alleiniger Auslöser dieser Entwicklung, seine Wahl und sein Wirken hatten und haben aber offensichtlich katalytische Wirkung und begünstigen einige Ansätze positiv. ...
Deutschland ist ein Einwanderungsland – wie wirkt sich das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft im Alltag und am Arbeitsplatz aus? Muss es unweigerlich zu Konflikten kommen, oder welche Voraussetzungen sind notwendig, um diese Vielfalt positiv zu nutzen? Wer dies ergründen will, muss sich mit Gruppenkonflikten und sozialer Identität, die der Einzelne in der Gruppe erlebt, intensiv beschäftigen. Der Frankfurter Sozialpsychologe Prof. Dr. Rolf van Dick und seine Kollegen haben ein Modell entwickelt, das vorhersagt, wann die Heterogenität einer Gruppe eher positive und wann eher negative Effekte erzeugt.
Ulrike Ottinger gilt als eine der eigenwilligsten deutschen Filmemacherinnen von internationalem Rang. Vom Surreal-Theatralischen, vom Stilisiert-Artifiziellen bis zum Ethnologisch-Abbildenden, vom Fiktionalen bis zum Dokumentarischen reicht ihr Œuvre. Ihre Motive findet sie in Europa, Asien und Nordamerika. Im Zentrum der Ausstellung stehen ihre großformatigen Fotografien, die häufig parallel zu den Filmarbeiten entstanden sind, jedoch ganz eigene visuelle Akzente setzen. Regionale Schwerpunkte bilden dabei China und die Mongolei, die Ottinger wiederholt bereist hat. Das Abwegige, Abseitige und Groteske rückt sie in den Mittelpunkt ihrer Bilder. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entstanden. Überbordende Dreh- und Arbeitsbücher, vielschichtige Collagen ihrer Recherchen, verdeutlichen den filmischen Arbeitsprozess. Die phantasievollen Kostüme aus Filmen wie DORIAN GRAY IM SPIEGEL DER BOULEVARDPRESSE (1984) oder JOHANNA D´ARC OF MONGOLIA (1989) arrangiert Ottinger zu theatralen Installationen.
Rezensionen zu: Markus Breitscheidel : Abgezockt und totgepflegt. Alltag in deutschen Pflegeheimen Berlin 2005, Econ Verlag, Ullstein Buchverlage, ISBN 978-3-548-36901-3, 240 Seiten, 16,95 Euro. Markus Breitscheidel : Gesund gepflegt statt abgezockt. Wege zur würdigen Altenbetreuung ; Berlin 2006, Econ Verlag, Ullstein Buchverlage, ISBN-13: 978-3430-30011-7, ISBN-10: 3-430-30011-8, 175 Seiten, 16,95 Euro.
Im Vorfeld des 200jährigen Jubiläums der Expedition von Lewis & Clark (2003-2006) begannen auf der Standing Rock Indian Reservation auf der Grenze der US-Bundesstaaten North Dakota und South Dakota die Planungen für den Aus- bzw. Aufbau einer touristischen Infrastruktur auf der Reservation. Diese sollten bis zum Jahr 2004 weitgehend abgeschlossen sein sollte, um von den erwarteten drei Millionen Jubiläumsreisenden einerseits wirtschaftlich zu profitieren, andererseits diese aber auch inhaltlich und räumlich zu kontrollieren. Die Studie beschäftigt sich mit der Entwicklung bis 2004 und untersucht, welche Faktoren diese positiv und negativ beeinflussten. Dabei wird deutlich, dass die Tätigkeiten auf der Reservation nicht allein von internen, sondern vielmehr auch von externen Faktoren, wie beispielsweise den Tourismusbehörden der Bundesstaaten, der Nachbargemeinde Mobridge, South Dakota, der Tribal Tourism Partnership Initiative des United Tribes Technical College, abhängig waren. Zudem wirft die Studie einen Blick auf die Organisationsstruktur der Reservation, wo das stammeseigene College eine wichtige Rolle in der Wirtschaftsförderung spielt und die Tourismusplanungen in Gang gebracht hat.
After he had only tightly lost the election in July 2006, Andrés Manuel López Obrador and his Coalición claimed fraud and asserted that unfair conditions during the campaign had diminished his chances to win the presidency. The paper investigates this latter allegation centering on a perceived campaign of hate, unequal access to campaign resources and malicious treatment by the mass media. It further analyzes the mass media’s performance during the conflictual post electoral period until the final decision of the Federal Electoral Tribunal on September 5th, 2006. While the media’s performance during the campaign tells us about their compliance with fair media coverage mechanisms that have been implemented by electoral reforms in the 1990s, the mass media is uncontained by such measures after the election. Thus, their mode of coverage of the postelectoral conflicts allows us to “test” the mass media’s transformation to a more unbiased, social responsible “fourth estate”. Finally the paper scrutinizes whether the claims of fraud and the protests by the leftist movement resulted in lower levels of institutional trust and democratic support. The analysis of the media performance is based on data provided by the Federal Electoral Institute (IFE). Its Media Monitor encompassed more than 150 TV stations, 240 radio stations and 200 press publications. However, there is no comparable data available for the postelectoral period. Interviews with Mexican media experts, which the author has conducted during the postelectoral period, serve as empirical basis for the second part. Data on the public opinions and attitudes of Mexican citizens are taken from the 2007 Latinobarometro, the 2006 Encuesta Nacional and several polls conducted by Grupo Reforma. The results do not support López Obradors notions. Even though a strong party bias is characteristic of the Mexican media system, all findings hint at a continuity of balanced campaign coverage and fair access to mass media publicity. Coverage during the postelectoral period was more polarized, yet both sides remained at least partially open for oppositional views. The claims of fraud, mass protest mobilization and anti-institutional discourse by Lopez Obrador’s leftist movement seem not to have caused significant loss in institutional trust, support of and satisfaction with democracy, even though these levels remain quite low.
Hans-Georg Soldat (Berlin) arbeitete als Literatur-Redakteur beim RIAS in West-Berlin und referierte "Zur Rolle von Westpresse und Rundfunk". Er berichtete, dass DDR-Autoren im RIAS-Literaturprogramm stark vertreten waren. In der DDR unzugängliche Bücher wurden in den RIAS-Besprechungen ausgiebig zitiert, um auf diese Weise die Literatursperre zu unterlaufen. Ein Indiz für die Wirkung dieser Vorgehensweise lieferte die Vorstellung einer DDR-Ausgabe einer sowjetischen Anthologie. Kurz nach der RIAS-Sendung avancierte das Buch vom Ladenhüter zur Bückware. Insgesamt sank jedoch der Stellenwert des Radios. Zitiert nach: Tagungsbericht "Der heimliche Leser in der DDR". 26.09.2007-28.09.2007, Leipzig, in: H-Soz-u-Kult, 14.11.2007, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=1747>.
The parallel between the novels "Berlin Alexanderplatz" and "Grande Sertão: Veredas" was first drawn within the Brazilian literary criticism in a comment made by Davi Arrigucci Jr. With the intent of pursuing the discussion raised by the author, this article proposes a more detailed analysis of the elements which define both texts as representative works of the modern novel discourse. The analysis focuses on the movements which characterize the trajectories taken by the protagonists Franz Biberkopf and Riobaldo, with a view on the characters' transit in space, as well as emotionally, and also in regard to the transit that operates the narration within both novels. In this light, the article outlines the particularities which situate both novels within the tradition that associates them with the books "Wilhelm Meisters Lehrjahre" and "L’Éducation Sentimentale".
Jean Paul fordert […] von der Poesie, sie möge "die Wirklichkeit, die einen göttlichen Sinn haben muß, weder vernichten, noch wiederholen, sondern entziffern." […] Andere […] umschreiben die ästhetische Darstellung […] als eine Transkription, welche den Chiffrencharakter der natürlichen Erscheinungen unterstreiche und […] das Bewußtsein für deren verborgenen und verrätselten Sinn wach halte […]. Carl Gustav Carus bestimmt von hier aus das Wesen der Landschaftsmalerei. […] Indem an den Landschaftsmaler die Aufforderung ergeht, die Natur als Bedeutungsträgerin, als chiffrierten Ausdruck eines inneren Sinnes aufzufassen und darzustellen, kann Carus zum einen auf der engen Bindung der malerischen Darstellung an die natürlichen Erscheinungen insistieren, zum anderen aber die […] obsolet gewordene Idee einer bloßen Nachahmung der Natur hinter sich lassen. [...] Das Konzept von der Natur als Zeichenschrift hatte eine zentrale Rolle im Werk des […] Paracelsus gespielt […] Mikro- und Makrokosmos, menschliche und außermenschliche Welt; die verschiedenen Elemente und Lebewesen, Natur und Geschichte verweisen jeweils wechselseitig aufeinander. […] Ernst Bloch hat in seinen Leipziger Philosophie-Vorlesungen dieses Analogiedenken hervorgehoben – "Der Mensch ist die Welt im Kleinen, eine Abbreviatur des Kosmos, wie die Welt der Mensch im Großen, eine Elongatur des Menschen [...]" – und unter dem Titel "Entsprechung des Innen und des Außen" die Paracelsische Naturauffassung […] umrissen.
Ludwig Uhlands Gedicht „Der Wirtin Töchterlein“, meist nach der ersten Zeile „Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein“ zitiert, wurde im 19. Jahrhundert zu einem oft illustrierten und vertonten Volks- und Studentenlied. Es verbindet die „poetische Erfassung des Volkstümlichen“ mit einer „einfachen, höchst knappen Prägnanz der Form“, wie es in der Würdigung von Meyers Konversations-Lexikon heißt. In der Rezeption wurde das Gedicht den Rheinliedern zugeordnet und damit zu einem Bestandteil der Rheinromantik. Das Goethezeitportal publiziert den Text zusammen mit gemalten und fotographischen Postkarten, die ihn in eine Folge von Bildern umsetzen.
This paper investigates the production and comprehension of intrasentential anaphoric pronominal reference in Russian. In particular, it examines the elicited imitation and comprehension of three anaphoric pronouns in subject position – personal 3rd singular masculine, demonstrative and zero – in one hundred and eighty monolingual Russian-speaking children and twenty adults. The three types of pronouns were designed to have an antecedent in the preceding sentence containing a verb and two arguments. These antecedents differ in their syntactical role and animacy. The sentence position, agentivity and topicality remained constant. The sentences with (in)animate subjects and objects constituted the following four 'conditions': two sentences with a subject and an object being either animate or inanimate and two sentences with a subject and an object exhibiting a diverse (in)animacy. Regarding the resolution of the anaphoric pronouns the similarity principle (or feature-concord rule) and its possible violations were tested. This principle suggests that an anaphoric pronoun is most likely resolved to the antecedent with a maximum of similar characteristics or features and it primarily governs the assignment of an antecedent to anaphoric pronouns in subject position in the absence of the violating conditions. Results show the influence of this rule on the anaphora resolution process increasing with age, on the one hand, and the development of the impact of animacy, syntactic role and the type of anaphoric pronouns that violate the feature-concord rule, on the other.
Contents - BIX: pole position and runner-up - Frankfurt University Library: its responsibilities, its collections, its databases, its supra-regional collecting responsibilities – and some statistics - The "Sondersammelgebiet" Germanistik: its scope and contents, its principal strengths, present situation, and budget - Sammlung Deutscher Drucke: the 1801-1870 segment of the "Distributed National Library" - Information Services: Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL), Neuerwerbungsliste Germanistik, Bibliographie germanistischer Bibliographien (BgB), DigiZeitschriften, information bulletins - Work of the Subject Specialist: exhibitions, publicity material
Von Leistadt in der Pfalz, dort an Kalkfelsklippen im Xerobrometum erecti, wird Stipa pulcherrima subsp. palatina H. SCHOLZ & KORNECK, subsp. nova, beschrieben. S. pulcherrima subsp. palatina unterscheidet sich von subsp. pulcherrima durch kürzere Deckspelzen (19–22 mm) mit abweichender Behaarung, da die Haarreihe auf dem Mittelnerv kürzer ist als die benachbarten. Die Pflanzen sind von weniger kräftigem Wuchs als bei subsp. pulcherrima. Wir betrachten S. pulcherrima subsp. palatina als einen Lokalendemiten der deutschen Flora.
Der vorliegende Artikel kontextualisiert die Faszination deutscher Studenten am Freitod in der Zeit nach den Befreiungskriegen am Beispiel von Karl Ludwig Sand. Er spürt den Repräsentationsformen in der Kunst, Literatur, Philosophie und Presse nach, um die politische Instrumentalisierung der jugendlichen Naivität offen zu legen. Der Artikel begreift Ereignisse wie die Ermordung August von Kotzebues nicht nur als Attentat, sondern gleichzeitig als bewußt gewählten Freitod des Ausführenden.
Rezension zu Sprechen Sie Gegenwart? - Lexikon des frühen 21. Jahrhunderts. Süddeutsche Zeitung Magazin. Andreas Bernard, Jan Heidtmann, Dominik Wichmann (Hrsg.). Editora Goldmann. 1ª. ed. Nov. 2006. 304 S.
Die Filme von Uwe Boll sind oft von einer hartnäckigen Impertinenz ihres Regisseurs geprägt, die in jeder Einstellung ein "Ist mir doch egal, was ihr denkt" transportiert. Mit "Postal" geht Boll nun zurück zu seinen "komödiantischen" Wurzeln und versucht die "Schere im Kopf" seiner Zuschauer zu beseitigen. Sein Ziel: jedes Tabu brechen aber impertinent bleiben.
Keine Bevölkerungsgruppe wächst so schnell wie die Gruppe der über 80-jährigen, 2050 werden es in Deutschland voraussichtlich zehn Millionen Menschen sein. Ganz ähnlich wie in vielen anderen Ländern auf allen Kontinenten, mit Ausnahme von Afrika. Aber ist die Medizin auf diese unausweichliche Entwicklung vorbereitet? »Noch nicht,« sagt Privatdozent Dr. Rupert Püllen, Altersmediziner und Chefarzt der Medizinisch-Geriatrischen Klinik der Frankfurter Diakonie- Kliniken. »Die Geriatrie führt unter den vielfältigen medizinischen Fachdisziplinen noch immer ein Schattendasein. Es mangelt an ausgebildeten Altersmedizinern ebenso wie an verlässlichen wissenschaftlichen Daten, aus denen sich evidenzbasierte Behandlungsstrategien für diese Altersgruppe ableiten lassen.« ...
Literatur gilt trotz vielfältiger neuer Medienangebote als bedeutende kulturelle Praxis. Diese wurde und wird wissenschaftlich erforscht, wobei in den letzten Jahrzehnten gendertheoretischen Ansätzen wachsende Bedeutsamkeit zugemessen wurde. Gendertheoretisch orientierte Forschung kann und soll die Literaturwissenschaften unterstützen und begleiten. Sie kann zum Beispiel darüber nachdenken, wie literarische Texte funktionieren und wie geschlechtliche Identitäten in diesen konstruiert werden bzw. organisiert sind. Diese Untersuchung erfolgt theoriegeleitet, wobei Theorie und Praxis nicht als starre Oppositionen gefasst werden, sondern als in Wechselwirkung stehende verwobene dynamische Konzepte.
Sebalds "Poetik des Luftkrieges", die literarische Beispiele aus dem Entstehungszeitraum der vierziger bis siebziger Jahre diskutiert und die ihre poetologischen "Forderungen" gemäß den in dieser Zeitspanne auftretenden Schreibweisen je unterschiedlich ausprägt; die sich als apodiktische Setzung überdeutlich ausgibt zugleich aber konkrete sprachliche Verfahren "empfiehlt", die diskursive Fixierungen gerade unterlaufen; eine solche Poetik will möglicherweise als präskriptive Poetik nicht unbedingt gelesen werden. Öffnet sie doch in sich selbst einen heterogenen Raum variierender Perspektiven, die, ausgehend von vorliegenden Darstellungsformen des Luftkrieges, noch Kommendes und seine mögliche Gestalt in Aussicht nehmen: Literaturen vielleieht, die an der Schwelle zum neuen Jahrtausend auch angesichts des "zweiten Aufbaus" und seiner ironischen Implikationen zeitgenössisch wären. Sechzig Jahre danach sind Sebald zufolge (De-)Figurationen des Luftkrieges fortwährend zum Schreiben aufgegeben.
Rezension zu Stefan Ettinger, Manuela Nunes: Portugiesische Redewendungen – Ein Wörter- und Übungsbuch für Fortgeschrittene. Helmut Buske Verlag Hamburg, 2006, 151 S.
Was kann einem die Sicherheit verschaffen, vom Besonderen und nicht vom Sonderlichen auf das Allgemeine zu schließen? Da tat sich nach 1990 ein Aktenfund im Holzkeller eines vormaligen DDR-Gerichts auf; aber kann man mit Verfahrensakten eines Kreisgerichts (KG) eine Justizgeschichte für das ganze Land schreiben? Es blieb allerdings nicht bei den Verfahrensakten und auch Generalakten des KG "Lüritz". ...