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Trotz der von der EZB eingeleiteten Zinswende in der zweiten Jahreshälfte 2022 als späte Reaktion auf die deutlich unterschätzte Persistenz hoher Inflationsraten im Euroraum sind die Realzinsen sowohl in der Ex-post-Betrachtung als auch in der Ex-ante-Betrachtung keineswegs als restriktiv einzuschätzen. Die Banken haben allerdings recht rasch strengere Vergaberichtlinien beschlossen, und die Nachfrage im Wohnungsbau und bei den Hypothekarkrediten ist stark eingebrochen.
Die Autoren thematisieren die Bedeutung von Zahlungsstromeffekten bei Annuitätenkrediten und analysiert hier vor allem den sogenannten Front-Loading-Effekt. Danach führen höhere Nominalzinsen selbst bei vollständig antizipierten Inflationsraten und unveränderten Realzinsen zu starken finanziellen Zusatzbelastungen in den ersten Phasen der typischerweise langen Kreditlaufzeit. Derartige Liquiditätseffekte können die Zahlungsfähigkeit bzw. die Zahlungsbereitschaft der privaten Investoren empfindlich verringern. Dies gilt vor allem bei Darlehen in Form der Prozentannuität, da hier zusätzlich ein Laufzeitenverkürzungseffekt auftritt. Solche Darlehen sind in Deutschland recht populär.
Mit Blick auf die Zukunft sehen die Autoren auch eine reale Gefahr für den Bestand an Wohnungsbaukrediten, wenn es zu einer Refinanzierung des großen Bestands an billigen Wohnungsbaukrediten kommt, ein Risiko, das auch Auswirkungen auf die makroökonomische und finanzielle Stabilität hat.
Debt levels in the eurozone have reached new record highs. The member countries have tried to cushion the economic consequences of the corona pandemic with a massive increase in government spending. End of 2021 public debt in relation to GDP will approach 100% on average. There are various calls to abolish or soften the Maastricht rules of limiting sovereign debt. We see the risk of a new sovereign debt crisis in this decade if it is not possible to bring public debt down to an acceptable level. Our new fiscal rule would be suitable and appropriate for this purpose, because obviously the Maastricht criteria have failed. In contrast to the rigid 3% Maastricht-criterion, our rule is flexible and it addresses the main problem: excessively high public debt ratios. And it lowers the existing incentives for highly indebted governments to exert expansionary pressure on monetary policy. If obeyed strictly, our rule reinforces the snowball effect and reduces the excessively high debt ratios within a manageable period, even if nominal growth is weak. This is confirmed by simulations with different scenarios as well as with the hypothetical application of the new fiscal rule to eurozone economies from 2022 to 2026. Finally, we take up the recent proposal by ESM economists to increase the permissible debt ratio from 60 to 100% of GDP in the eurozone.
To broaden the scope of monetary policy, cash abolishment is often suggested as a means of breaking through the zero lower bound. However, practically nothing is said about the welfare costs of such a proposal. Rösl, Seitz and Tödter argue that the welfare costs of bypassing the zero lower bound can be analyzed analytically and empirically by assuming negative interest rates on cash holdings. They gauge the welfare effects of abolishing cash, both, for the euro area and for Germany.
Their findings suggest that the welfare losses of negative interest rates incurred by money holders are large, notably if implemented in the current low interest rate environment. Imposing a negative interest rate of 3 percentage points on cash holdings and reducing the interest on all assets included in M3 creates a deadweight loss of € 62bn for the euro area and of €18bn for Germany. Therefore, the authors argue that cash abolishment or negative interest rates on cash to break through the zero lower bound at any price can hardly be a meaningful policy goal.
Mit einem um die Behandlungskapazität des Gesundheitssystems erweiterten epidemiologischen SIRD-Modell werden Mechanismen und Dynamik einer Virusepidemie wie Corona anhand von stilisierten politischen Reaktionsmustern (Ignore, Shutdown, Ignore-Shutdown-Relax) simuliert. Ferner werden aus dem Modell Lehren für die statistische Analyse von Corona gezogen, wie die Aussagekraft publizierter Verdopplungszeiten und Reproduktionszahlen. Die Dunkelziffer unbestätigter Fälle und die im Epidemieverlauf variable Genauigkeit von medizinischen Infektionstests werden diskutiert. Zur Messung der medizinischen Kosten von Corona sowie für regionale und internationale Vergleiche wird ein Schadensindex der verlorenen Lebenszeit vorgeschlagen. Zuletzt geht die Arbeit kurz auf die ökonomischen Kosten von Corona in Deutschland ein.
Für Zwecke des privaten Konsums werden ständig Gegenwarts- und Zukunftsgüter bewertet und gehandelt. Ein zuverlässiges und umfassendes Maß für die allgemeine Kaufkraft des Geldes und deren Veränderung sollte diesem Grundsachverhalt Rechnung tragen. Im Unterschied zu konventionellen statistischen Verbraucherpreisindizes ist ein ökonomischer Lebenskostenindex intertemporal angelegt, da er die effektiven Konsumgüterpreise (Effektivpreise) über den Planungshorizont der privaten Haushalte bündelt. Ein Preisstabilitätsstandard, der diesen Zusammenhang ausblendet, ist tendenziell verzerrt und leistet einer asymmetrischen Geldpolitik Vorschub.
Effektivpreise sind Gegenwartspreise für künftigen Konsum, sie berücksichtigen Güterpreise und Zinsen bzw. Vermögenspreisänderungen, sind konsumtheoretisch und wohlfahrtsökonomisch fundiert und bilden die zentralen Bausteine für die Modellklasse der ökonomischen Lebenskostenindizes. Nutzentheoretisch gesehen sind Effektivpreise bewerteter Grenznutzen der letzten konsumierten Gütereinheit, und die daraus abgeleiteten Effektiven Inflationsraten sind intertemporale Grenzraten der Substitution.
Die Autoren entwickeln einen intertemporalen Lebenskostenindex auf der Grundlage des Konzepts der Effektivpreise und stellen empirische Zeitreihen und kohortenspezifische Szenarioanalysen für Deutschland vor.