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Das deutsche Rentensystem und der Generationenvertrag sind unter Druck geraten. Demografische Verschiebungen, anhaltende Massenarbeitslosigkeit sowie die Übertragung des westdeutschen Systems der Altersvorsorge auf die neuen Bundesländer führten zu einem Paradigmenwechsel in der Alterssicherungspolitik. Durch die mit der Riester-Förderung eingeführte private Altersvorsorge, das Alterseinkünftegesetz und die 2006 beschlossene sukzessive Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre im Jahre 2029 sind die rentenpolitischen Konsolidierungsmaßnahmen vorerst zu einem Abschluss gekommen. Der Generationenvertrag, nach dem »der Anspruch der Rentner auf Sicherung ihres Lebensstandards und der Anspruch der Beitragszahler auf Berücksichtigung ihrer Leistungsfähigkeit gleichermaßen beachtet werden müssen«/1/, wurde somit durch die Stärkung der privaten und betrieblichen Vorsorge und eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ergänzt. ...
Rezension des Werkes: Titel: Zwischen Idee und Zweckorientierung. Vorbilder und Motive von Hochschulreformen seit 1945 Herausgeber: Franzmann, Andreas; Wolbring, Barbara Ort: Berlin Verlag: Akademie Verlag Jahr: 2007 ISBN: 978-3-05-004308-1 Umfang/Preis: 237 S.; € 49,80 Das besprochene Werk ist eine Aufsatzsammlung, als Ergebnis einer Tagung, die im März 2006 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main stattfand und vom Sonderforschungsbereich 435 „Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel“ ausgerichtet wurde.
Wolfgang KÖHLER's Monographie über das Verstehen einer Person als eines Individuums ist ein Versuch, den in der Alltagssprache undifferenziert gebrauchten Begriff des Fremdverstehens sowie den des Selbstverstehens, wie er in Aussagen wie "Maria versteht ihren Mann" oder "Ich verstehe mich selbst nicht mehr" vorkommt, durch eine philosophische Reflexion zu differenzieren. Durch diese Reflexion wird gezeigt, dass der Verstehensbegriff auf drei verschiedene Weisen gebraucht wird: mit dem Anspruch eines Wissens, eines Könnens und eines Fühlens. Es ergibt sich, dass das Verstehen der eigenen wie der fremden Person im Sinne eines Wissens eine Ausnahme bildet, zumal dieses Wissen in einer mehr oder weniger poetischen Beschreibung darzustellen ist. Der Normalfall des Verstehens einer Person als eines unverwechselbaren Individuums besteht dagegen in einem Können oder Fühlen – und verdient damit gar nicht, ein "Verstehen" genannt zu werden im Sinne eines Wissens, wer jemand und wer man selbst ist. Das Buch erlaubt es, kritisch zu prüfen, welche hohen Ansprüche an die Versuche zu stellen sind, andere Personen, aber auch sich selbst zu verstehen. KÖHLER bleibt dabei eng an seinem lebensweltlichen Gegenstand und klärt im besten Sinne über das Verstehen von Personen auf.
Das Thema 'Unternehmensgründung/ berufliche Selbstständigkeit an deutschen Hochschulen' hat seit Mitte der 1990er Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen, denn es wird beabsichtigt, eine Kultur der Unternehmensgründung an den Hochschulen zu etablieren und die Studierenden auf eine berufliche Selbstständigkeit als potenzielle Zukunftsperspektive vorzubereiten. Auch der Gesetzgeber integrierte in den letzten Jahren die Gründungsfrage in den Handlungsauftrag der Universitäten, z.B. im neuen hessischen Hochschulgesetz. Der vorliegende Aufsatz berichtet über eine Untersuchung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Frankfurt am Main mit dem Titel 'Gründung als Option für Sozialwissenschaften: Zur Integration des Gründungsthemas in der Lehre der Sozialwissenschaften'. Es wurde danach gefragt, in welcher Weise Studierende und Promovierende der Gesellschaftswissenschaften (Soziologie und Politikwissenschaft) im Rahmen ihres Studiums auf mögliche Tätigkeitsfelder einer selbstständigen Beschäftigung hingewiesen werden können und wie sie selbst solche Angebote beurteilen. Es werden einige Sichtweisen zur Gründung als persönliches Motiv und zur Berufsorientierung in den Sozialwissenschaften vorgestellt, die spezifischen Qualifikationsmerkmale des sozialwissenschaftlichen Studiums umrissen und einige Empfehlungen zur Beschäftigungsoption 'Selbständigkeit' gegeben. (ICI2)
Diese Studie analysiert die deutsche UN-Reformpolitik der letzten Jahre. Im Mittelpunkt steht eine kritische Auseinandersetzung mit der politischen Zielsetzung, einen nationalen ständigen Sitz für Deutschland im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu erlangen. Vor dem Hintergrund prominenter Vorschläge zur Reform des Sicherheitsrats wird zunächst die Genese dieses Anspruchs rekonstruiert. In einem weiteren Schritt werden die Positionen wichtiger Verbündeter und Partner untersucht. Dabei wird deutlich, wie wenig Unterstützung Deutschland selbst von seinen wichtigsten Partnern erfährt und wie sehr diese Unterstützung in den letzten Jahren abgenommen hat. Die anschließende Analyse der wichtigsten Argumente für einen ständigen deutschen Sitz zeigt, dass sie einer kritischen Prüfung nicht Stand halten können. Die Studie schließt mit einem Plädoyer und konkreten Vorschlägen für eine Wiederbelebung einer europäischen Option.
Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhältnis von Postcolonial Studies und der materialistischen Klassentheorie: Wie wird in den Postcolonial Studies mit materiellen gesellschaftlichen Unterschieden umgegangen? Auf welche Leerstellen in der Klassenanalyse weist wiederum der „postkoloniale Blick“ hin? Die materialistische Klassentheorie geht auf Karl Marx zurück, wenngleich er selbst keine separate Klassentheorie entwickelt hat; die kapitalistische Wirtschaftsform ist für ihn jedoch ohne die zentrale Berücksichtigung von Klassen nicht denkbar. ‚Klasse’ als Kategorie erscheint bei Marx auf verschiedenen Ebenen der Abstraktion, ohne jedoch den Anspruch auf eine erschöpfende und umfassende Erklärung gesellschaftlicher Unterschiede erheben zu wollen. Unter Punkt 2 wird anhand der Ritsertschen Interpretation dargestellt, wie eine materialistische Klassentheorie aussehen könnte. Punkt 3 behandelt die Postcolonial Studies, ein von der Postmoderne inspiriertes und berührtes Forschungsfeld, welches vornehmlich in der angelsächsischen Universitätswelt seit Ende der 1980er Jahre von sich Reden macht. Hier stelle ich die zentralen Merkmale und Fragestellungen, vor allem in Bezug auf materialistische Theorie, dar. Da es für eine Magisterarbeit jedoch reichlich vermessen wäre, sämtlichen Nischen und Richtungen der Postcolonial Studies hinsichtlich ihrer Beachtung von Klassentheorien Gerechtigkeit widerfahren zu lassen – diese erstrecken sich von Kulturstudien über verschiedene Zweige der neueren Literaturwissenschaft bis hin in die Geschichtswissenschaften – wird unter Punkt 4 dieser Arbeit exemplarisch ein Teilgebiet analysiert, welches sich selbst Subaltern Studies nennt. Der Begriff „subaltern“ verweist hier auf soziale Ungleichheit und setzt sich in einen Bezug zu Gramsci. Es stellt sich die Frage, inwiefern ‚Klasse’ eine sinnvolle Kategorie für die Analyse kolonialer oder postkolonialer Gesellschaften ist. Die Subaltern Studies sind, vor allem in ihren frühen Texten, darum bemüht, dies aus der Perspektive der Kolonialisierten zu beschreiben. Vor dem Hintergrund der in Punkt 2 diskutierten Klassenanalyse in der Interpretation Jürgen Ritserts analysiere ich beispielhafte Texte der Subaltern Studies, hierbei wird der je verwendete Klassenbegriff einer genaueren Untersuchung unterzogen. Anhand einer Periodisierung der Entwicklung der Subaltern Studies werden die internen Veränderungen in der Analyse und Schwerpunktsetzung bezüglich der Verwendung von Klassenbegrifflichkeiten herausgearbeitet. Unter Punkt 5 wird die Verwendung von Klassentheorie in den Subaltern Studies resümiert und die wesentlichen Kritiken zusammengetragen. Unter Punkt 6 wird zuletzt versucht, auf Grundlage der erarbeiteten Erkenntnisse eine gegenseitige Kritik herbeizuführen und das Potential für eine gegenseitige Weiterentwicklung diskutiert. Dies geschieht vor allem in Hinblick auf die Einarbeitung einer internationalen Perspektive in die Klassentheorie. Da Klassen aus der Arbeitsteilung einer Gesellschaft entspringen und eng mit der Frage nach der Aneignung von Mehrwert verbunden sind, muss die ‚internationalen Arbeitsteilung’ oder Globalisierung in einer aktuellen Klassentheorie eine zentrale Berücksichtigung finden.
Der neue Geist des Naturalismus : Kritik eines wissenschaftstheoretischen Eroberungsfeldzuges
(2007)
Der radikale Konstruktivismus ist eine philosophische Perspektive, deren Kernidee auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken kann. Zuletzt gelang es diesem Konzept in den 1980er Jahren, in den Vordergrund aktueller wissenschaftlicher Debatten zu drängen. Während es um diese Diskurse mittlerweile still geworden, tritt mit den cognitive neuro sciences bei näherer Betrachtung eine Neuformation der Kernidee auf. Diese naturalistische Ausbuchstabierung des Radikalkonstruktivismus erhebt nichts weniger als den Anspruch, Erkenntnisse zu produzieren, die für die Epistemologie aller Wissenschaften Auswirkungen haben. Eine kritische Analyse, die den Weg von der Philosophie zum Naturalismus nachzeichnet, offenbart allerdings, dass hinter den Prämissen radikaler Konstruktivismen, bei aller scheinbaren Loslösung von objektiven Verbindlichkeiten, nicht zuletzt ein wissenschaftstheoretischer Machtanspruch steht.
Das heutige Westafrika stand von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu Anfang der 1960er Jahre unter vorwiegend französischer und britischer Kolonialherrschaft, welche die vorkolonialen politischen Einheiten zerstörte und der Bevölkerung lange Zeit grundlegende politische und zivile Rechte sowie repräsentative Institutionen vorenthielt (vgl. Gellar 1990: 132). Sie hinterließ den afrikanischen Ländern nach der Unabhängigkeit ein hochgradig zentralisiertes und hierarchisiertes administratives Herrschaftssystem, welches jedoch gleichzeitig dezentrale Elemente integrierte. Es handelte sich um „hierarchisch und raumstrategisch dekonzentrierte, meist zentralörtlich organisierte Verwaltungssysteme“ (Thomi 2001: 24). ... Der Aufbau der Arbeit ist folgender: zunächst werden die verschiedenen strategischen Konzepte der Dezentralisierung erläutert, wobei für die vorliegende Arbeit der Begriff der demokratischen Dezentralisierung (Devolution) entscheidend ist und der Zusammenhang zwischen Dezentralisierung und Demokratisierung herausgearbeitet wird. Diesem folgt eine Definition der zentralen Kategorie dieser Arbeit, dem Begriff der Partizipation. Politische Partizipation soll dabei weiter gefasst werden und nicht nur formal institutionalisierte, sondern auch informelle Formen der Beteiligung einbeziehen. Dieser Ansatz bietet die Möglichkeit, die Partizipation der ländlichen Bevölkerung und besonders der Frauen neu zu definieren. Denn der oft weniger bedeutsamen formellen Partizipation (Wahlbeteiligung, Teilnahme an öffentlichen Versammlungen und schwachen Repräsentation in den Entscheidungsinstanzen) steht ein hohes Maß an Engagement in Basisgruppen gegenüber. Auch wenn es den Selbsthilfegruppen zunächst um die Sicherung der alltäglichen Lebensbedürfnisse geht, bedeutet diese Form der Partizipation einen wichtigen Beitrag zur Konsolidierung der Demokratie. Der Analyse der aktuellen Partizipationschancen im Senegal ist ein kurzer historischer Abriss der Dezentralisierungsreformen seit den 1960er Jahren vorangestellt. Für das Verständnis der heutigen Situation ist es vor allem wichtig zu erkennen, welche Ziele mit den Reformen jeweils verbunden waren. Da die Effektivität von Reformen jedoch von dem ihnen zugrundeliegenden politischökonomischen Kontext abhängt, geht der Beschreibung der Dezentralisierungsmaßnahmen an sich eine Beschreibung der innenpolitischen Entwicklung Senegals mit den spezifischen Merkmalen ihrer politischen Kultur voraus. Meine Annahme ist, dass einige Formen der Partizipation, wie z.B. die Wahlbeteiligung, im Senegal recht positiv bewertet werden können, dass es allerdings strukturelle Hindernisse gibt, die einer weiter reichenden Partizipation im Wege stehen. Der Analyse der elektoralen, direkten und informellen Partizipationsmöglichkeiten, die im Zusammenhang mit den Dezentralisierungsreformen entstanden sind, folgt in einem weiteren Schritt die Untersuchung der Faktoren, die eine erfolgreiche Dezentralisierung und stärkere Partizipation hemmen. Hier sind sowohl auf staatlichinstitutioneller, als auch auf politisch-kultureller Ebene strukturelle Hindernisse zu konstatieren. Chancen zur Partizipation können kaum genutzt werden, wenn die dezentralisierten Strukturen nicht demokratischer Kontrolle unterworfen sind. Daher werden zum Abschluss die institutionelle Leistungserbringung und verschiedene Hebel zur Durchsetzung der Rechenschaftspflicht untersucht.
Die Arbeit untersucht die Energieaußenpolitik der Europäischen Union gegenüber Russland. Dabei wird den Fragen nachgegangen, welchen externen Anforderungen sich die EU gegenüber sieht und mit welchen institutionellen Maßnahmen darauf reagiert sind und wodurch diese Reaktionen bestimmt werden. Dabei wird ein akteurzentriertes Forschungsmodell entwickelt, dass sowohl die Entwicklung auf dem russländischen Energiesektor und auf globalen Energiemärkten als Strukturvariable einbezieht, als auch in Bezug auf die Energiepolitik der EU die nationalstaatliche Ebene betrachtet. In Bezug auf den strukturellen Kontext der Energiepolitik wurde deutlich, dass zwischen Russland und der EU auf Grund der hohen Abhängigkeit der EU von Energierohstoffen ein asymmetrisches Interdependenzverhältnis existiert, das Russland strukturelle Machtressourcen zur Verfügung stellt. Dieses Interdependenzverhältnis ist zusätzlich durch fehlende Homologie und Entropie gekennzeichnet, wodurch die konflikthemmenden Funktionen von Interdependenz nur beschränkte Wirksamkeit entfalten. Diese Asymmetrie wird sich durch die wachsende Konkurrenz auf den globalen Energierohstoffmärkten und die Diversifikation der Exportländer durch Russland in Zukunft weiter verschieben, da Russland damit weitere Alternativen zu einer Zusammenarbeit mit der EU erhält. Innerhalb Russlands wurde besonders im Energiesektor eine Politisierung der Ökonomie ausgemacht, in der die strategisch orientierten staatlich-wirtschaftlichen Akteure das politische Potential ökonomischer Abhängigkeiten voll ausnutzen. Diese Politik wird sich auch in Zukunft verstetigen, da die Gruppe der Siloviki zusätzlich zu ihrer Verankerung im politischen System wichtige Positionen im rentenextrahierenden Wirtschaftssektor übernehmen konnte, durch die vielfältige persönliche Bereicherungsmöglichkeiten eröffnet werden. Es entsteht folglich eine neue Schicht aus in das politische System inkludierten Millionären mit Großmachtideologie, bei denen sich persönliche Bereicherungsabsichten mit politischer Ideologie verbinden. Die Energieaußenpolitik Russlands wird daher auch in Zukunft als strategisches Mittel für russländische Großmachtansprüche dienen. In Bezug auf die Energieaußenpolitik der EU wurde gezeigt, dass die EU in ihrer Energiepolitik erhebliche strukturelle Schwächen aufweist. So wurde deutlich, dass die energiepolitischen Strategien der Mitgliedstaaten und der EU deutliche Divergenzen aufweisen, bzw. die Mitgliedstaaten der Gemeinschaftspolitik zuwiderlaufende Ziele verfolgen. Dies ermöglicht zum einen den nationalen Energieunternehmen die Mobilisierung der Nationalstaaten für deren wirtschaftliche Anliegen, wodurch die Energiepolitik der EU außenpolitisch fragmentiert wird. Zum anderen besitzen externe Akteure wie z. B. Gazprom auf Grund der Fragmentierung vielfältige Optionen, um auf den Energiemarkt der EU vorzudringen und diesen zu monopolisieren, da auf Ebene der EU keine Kontrollmöglichkeiten existieren. Dies gefährdet die politische Autonomie der EU, da Gazprom und Transneft’ eng mit russländischen staatlichen Akteuren verbunden sind und neben wirtschaftlichen vor allem strategische Ziele des russländischen Staats verwirklichen. Darüber hinaus ist das in der Innen- und Außenpolitik vorherrschende marktliberale Paradigma der EU inkompatibel mit den generellen Entwicklungen auf den internationalen Energiemärkten, auf denen ein institutioneller Wandel hin zu einem strategischen Paradigma erfolgt. Dies zeigt sich auch im russländischen extraktiven Energiesektor, auf dem eine der EU entgegengesetzte Entwicklung stattfindet. Die Handlungen der untersuchten wirtschaftlichen Akteure in der EU können daher als eine Reaktion auf die Veränderungen im strukturellen Kontext gewertet werden, vor deren Hintergrund das Politikparadigma der EU als ineffektiv empfunden wird. Das marktliberale Paradigma ist dabei auf den in den 1990er Jahren erzielten Konsens zwischen Kommission und Mitgliedstaaten zurückzuführen, wurde jedoch von den Mitgliedstaaten nie voll unterstützt und verlor daher seine Effektivität weitgehend. Da die EU Kommission zudem kaum Handlungsressourcen zur politischen Flankierung strategischer Investitionsprojekte besitzt, dienen die nationalstaatlichen Akteure als primäre Anlaufstelle für Wirtschaftsakteure zur außenwirtschaftlichen Problemlösung. Dies führt zu einer weiteren Schwächung des marktliberalen Paradigmas der EU in der Außenpolitik. Das Beharren der EU-Kommission auf dem ineffektiven marktliberalen Paradigma bedeutet damit nicht, dass die Herausforderungen auf globaler Ebene von der Kommission ignoriert werden, sondern erfolgt auf Grund des institutionellen Defizits fehlender Handlungsressourcen und der inhaltlichen Bezüge des marktliberalen Paradigmas zu institutionellen Arrangements im internen Energiemarkt der EU.
Die Ausgangsfrage lautete: Warum konnte sich die berufliche Pflege trotz einer Stärkung und Aufwertung, die in der Akademisierung und beginnenden Verwissenschaftlichung, aber auch in einer die Pflege stärkenden Gesetzgebung zum Ausdruck kamen, noch immer nicht als eigenständiger Beruf oder gar als Profession etablieren? Bei der Beantwortung dieser Frage bin ich von der Annahme ausgegangen, dass Gründe für den Misserfolg auch im Diskurs zur Etablierung der Pflege an den Hochschulen zu suchen waren, der doch versuchte, die Grundlagen für die Emanzipation zu schaffen. In der Feinanalyse einer Reihe von charakteristischen Beiträgen im Diskurs habe ich gezeigt, wie sich bestimmte Strategien der Anpassung aneinander und auch an andere übergeordnete Diskurse durchgesetzt haben. Diese Orientierung beinhaltete neben einer Distanzierung von den Interessen der Mehrheit der Berufsangehörigen auch die immer deutlichere Tendenz, den Professionsstatus nicht mehr für alle einzufordern, sondern unterschiedliche Professionalisierungen für die verschiedenen Berufsgruppen zu legitimieren. Damit wurde der Forderung nach einer Autonomie des Berufs, also der Selbstbestimmung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, der Unabhängigkeit pflegerischer Interventionen von der ärztlichen Weisung, der Zusammenfassung aller Berufsangehörigen in einer die beruflichen Interessen vertretenden Organisation, jegliche Grundlage entzogen. Somit erklärt sich auch, warum das Professionalisierungsprojekt, das mit Hilfe von Akademisierung und Verwissenschaftlichung vorangetrieben werden sollte, bis heute nur wenig Resonanz bei den beruflich Pflegenden findet – eine Resonanz und Unterstützung, derer sich die DiskursteilnehmerInnen zu Beginn ihrer Debatte noch vergewissern wollten, die sie dann aber aus den Augen verloren haben, obwohl sie für die Realisierung der Forderungen notwendig gewesen wäre. ...
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Spiel-Konzept von Michel Crozier und Erhard Friedberg. Im ersten Kapitel wird daher zunächst ein Überblick über deren spezifische Organisationssoziolgie gegeben. Im zweiten Kapitel werden die Grenzen des Spiel-Konzepts und die Notwendigkeit zu seiner Ergänzung dargestellt. Für diese Ergänzung wird die Sozialtheorie von Anthony Giddens herangezogen, die im dritten Kapitel zunächst vorgestellt wird. Im vierten Kapitel schließlich wird versucht, das Spiel-Konzept um die zuvor herausgearbeiteten Elemente der Giddens´schen Theorie der Strukturierung zu ergänzen. Insgesamt versteht sich die Arbeit als ein Beitrag zur Klärung der Frage, wie organisationale Strukturen formeller und informeller Art einerseits und individuelle Voraussetzungen der Akteure andererseits akteurspezifische Ungleichheiten der Handlungsstrategien erklären können.
Die Kampftänze der afrikanischen Diaspora wurden unter den Umständen der Sklavenzeit und als Weiterführung afrikanischer Rituale entwickelt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde ihre Ausübung offiziell verboten. Die Missachtung der Öffentlichkeit über die Jahrhunderte hinweg steht im krassen Gegensatz zu der Bedeutung, die die Kampftänze für die kulturelle Identität der
Bevölkerungen afrikanischen Ursprungs haben. Heute geniessen die Kampftänze als Kampfsport besonders in den westlichen Industrieländern eine wachsende Popularität.
Der folgende Aufsatz bietet eine Übersicht über die Kampftänze Capoeira (Brasilien), Moringue (La Réunion) und Danmyé (Martinique). Aufgrund der Ähnlichkeit der drei Kampftänze wird die ethnische Verbindung historisch rekonstruiert, um den gemeinsamen Ursprung in Afrika auszumachen.