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Die Übersetzung, insbesondere die literarische, ist vor allem eine Art Kulturübertragung. Neben der Beherrschung der Sprachen setzt sie die Kenntnis des Allgemeinen und Besonderen des Landes wie Kultur, Tradition, Glauben, geschichtliche und gesellschaftliche Begebenheiten und auch soziale Strukturen voraus. Wenn die Sprachen und Kulturen tiefgreifend wahrgenommen werden, können die übersetzten Texte die Adressaten erreichen, d.h., dass die Ausgangssprache und -kultur für die Zielrezipienten verständlich sein können. So wird der Übersetzer als Kulturträger angenommen. Cornelius Bischoff ist beispielsweise ein wohlbekannter Name für den deutschen und türkischen Literaturkreis. Er ist vor allem bekannt als "der deutscheste Türke und der türkischste Deutsche" sowie als eine Brücke zwischen Deutschland und der Türkei. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Cornelius Bischoff, einen Kulturträger zwischen der deutschen und türkischen Übersetzung, zu behandeln. Als ein "Haymatloser" fand er in der Türkei die Möglichkeit, die türkische Sprache und Kultur wesentlich kennenzulernen und viele türkische Werke ins Deutsche zu übersetzen. Als ein Übersetzer trug er zuallererst dazu bei, die türkische Literatur, die bedeutenden türkischen Schriftsteller, die türkische Kultur und Tradition sowie den türkischen Sprachgebrauch in Deutschland bekannt zu machen. In der vorliegenden Arbeit wird die Besonderheit Bischoffs in der Übersetzungswelt im Hinblick auf drei Aspekte diskutiert: zuerst im Hinblick auf den Zusammenhang seiner Wurzeln in der Türkei und im Türkischen - schon in seinen Wurzeln, besonders mütterlicherseits, wurde das Türkische verinnerlicht -, dann auf die in der Türkei verbrachten Jahre - die Jahre, in denen er "haymatlos" genannt wurde - und zuletzt auf die Wahrnehmung und Aneignung der türkischen Sprache, Kultur und Gesellschaft - was auf ihn lebenslang einwirkte. In diesem Kontext wird versucht, sein Leben, seine Werke und seine Wirkung im Rahmen der übersetzerischen Tätigkeit zu analysieren.
Die vorliegende Studie bietet eingangs allgemeine Erwägungen über die Rolle des literarischen Kanons im 21. Jahrhundert und über eine mögliche Redefinition von Rollen der Akteur/innen der Kanonisierungsprozesse. Auf dieser Grundlage wird ein Konzept entworfen, dessen Ziel es ist, die Nützlichkeit und Notwendigkeit einer neuen Sicht auf vergessene und nichtkanonisierte Texte zu zeigen. Die Materialbasis bildet diesbezüglich die deutschgeschriebene Literatur aus der Mährischen Walachei, die auch in groben Zügen als literarisches Phänomen skizziert wird. Analysiert werden ausgewählte poetische Werke der aus diesem Gebiet der Böhmischen Länder stammenden und weitgehend unbekannten Autorin Susanne Schmida (1894–1981).
Der in Prag situierte Roman Café Slavia (1985) von Ota Filip, einem deutschschreibenden Autor, der in den 1970er Jahren die Tschechoslowakei aus politischen Gründen verlassen musste und sich nach seiner Ausbürgerung in München niederließ, erzählt die wechselvolle Geschichte Mitteleuropas vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Prager Frühling 1968, eingeleitet durch eine Rahmenhandlung, die sich an der Karlsbrücke in Prag abspielt. Der Beitrag versucht, die Symbolik der im Roman zentralen "Brücke" in ihrer Vielschichtigkeit offenzulegen. Im Mittelpunkt der Analyse steht die Brücke als Erzählkonstruktion, die den Blick von der Gegenwart aus auf die Vergangenheit richtet und dabei sowohl die "kleine" als auch die "große" Geschichte im Blick behält. Dabei bekommt sie als topographischer Verbindungsort zwischen dem rechten und linken Moldauufer weitere Bedeutungszuschreibungen und steht für die Überschreitung nicht nur zwischen Raum und Zeit, sondern auch zwischen Faktualität und Fiktionalität.
In dieser Arbeit soll der Einsatz von Filmen als audiovisuelles Unterrichtsmaterial im Fremdsprachenunterricht erörtert werden. Bei räumlichen und kulturellen Entfernungen zum Zielsprachenland ermöglicht Filmmaterial sprachliche und landeskundliche Inhalte in den Unterricht zu bringen. In diesem Rahmen bieten Filme, die Alltagssprache und Alltagsthemen des Zielsprachenlandes präsentieren, vielfältige Einsatzmöglichkeiten zur Erweiterung der sprachlichen und kulturellen Kompetenzen von Lernenden. Kein anderes Medium verfügt über ein so hohes Potential, die Neugierde der Lerner auf das Zielsprachenland und seine Menschen zu wecken, die Lerner zu motivieren, Emotionen auszulösen und Sprech- und Diskussionsanlässe zu schaffen. Der Einsatz von Filmen leistet einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung von effizientem Fremdsprachenunterricht.
Der vorliegende Artikel befasst sich mit den Schwierigkeiten der Übersetzung von Humor und verschiedenen möglichen Übersetzungsstrategien für die Übertragung von Humor von einer Sprache bzw. Kultur in eine andere. Er enthält ferner eine Fallstudie, die sich mit den sehr erfolgreichen Synchronisationen des Synchronregisseurs und -sprechers Rainer Brandt in den 1970er/ 80er Jahren befasst. Dabei wird gezeigt, dass Kreativität und Mut zum Risiko in manchen Fällen sogar die synchronisierte Fassung erfolgreicher als das Original machen können. Es zeigt sich also, dass es sinnvoll ist, auch in der Synchronisation öfter vom Postulat der unbedingten Treue zum Original abzuweichen.
Ergebnisse von Tauchgängen in hessischen Gewässern durch Mitglieder des Hessischen Tauchsportverbands im Rahmen des Projektes "Tauchen für den Naturschutz" werden mitgeteilt. Es wurden 12 Gewässer intensiv untersucht. Bemerkenswerte Funde betreffen Alisma gramineum, Ceratophyllum submersum, Chara filiformis, Myriophyllum heterophyllum und Nitella capillaris.
Buchbesprechungen
(2020)
Es werden folgende Publikation rezensiert: Jürgen Feder 2016: Feders phantastische Stadtpflanzen; Paar et al. 2018: Waldzustandsbericht 2018; Gerald Parolly & Jens G. Rohwer (Herausgeber) 2019: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wildwachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen; Marcus Schmidt & Peter Meyer 2018: Hessische Naturwaldreservate im Portrait. Wattenberg und Hundsberg; Indra Starke-Ottich & Georg Zizka 2019: Stadtnatur in Frankfurt – vielfältig, schützenswert, notwendig; Technische Universität Ilmenau (Herausgeber) 2020: Flora Incognita.
Die Fundmeldungen in Band 32 von Botanik und Naturschutz in Hessen stammen von: Dirk Bönsel, Peter Dyballa, Wolfgang Ehmke, Christian Feuring, Thomas Gregor, Arthur Händler, Sylvain Hodvina, Hasko Friedrich Nesemann, Janina Püschel, Bernd Sauerwein, Lisa Schäfer, Indra Starke-Ottich, Dietmar Teuber, Maja Willis und Gerhard Winter.
Im Rahmen einer Kartierung und FFH-Bewertung von für den Klettersport genutzten Felsen im Werra-Meißner-Kreis wurde Asplenium fontanum (Jura-Streifenfarn) im Gebiet des "Ellersteines" nordöstlich der Ortschaft Hundelshausen bei Witzenhausen 2014 mit einer Pflanze erstmals nachgewiesen (Rasterfeld 4625/3). Vorher galt der Jura-Streifenfarn, eine in Deutschland sehr seltene Art, in Hessen seit circa 1950 als erloschen. Mit den Populationen in der Schwäbischen Alb, am Kyffhäuser und bei Wolfstein (Rheinland-Pfalz) bildete dieser A.-fontanum-Fund die bekannten Vorkommen der letzten Jahre in Deutschland. Bei dem hessischen A.-fontanum-Vorkommen im Bereich des Ellerstein-Felskomplexes handelte sich um das nördlichste Vorkommen an einem natürlichen Standort in Deutschland. Der Wuchsort des Farnes befindet sich in einem Buchenwald auf einem kleinen Dolomit-Felsblock vor einer Felswand, die zum Bouldern genutzt wird (Klettern ohne Seilsicherung in Absprunghöhe). Aufgrund der Position und Ungeschütztheit des Wuchsortes erschien der Farn ausgesprochen gefährdet gegenüber mechanischem Abrieb durch Kletterer. Der von 2014 bis 2018 beobachtete Farn trieb 2019 nicht mehr aus. Die Ursachen dafür sind nicht eindeutig. So könnte die extreme und außergewöhnlich lang anhaltende Dürre im Jahr 2018 mit anschließenden meist zu trockenen Winter- und Frühjahrsmonaten verantwortlich sein. Verbiss oder negative Auswirkungen des Klettersports auf den Farn sind jedoch nicht auszuschließen. Daher werden die für den Farn im Ellerstein-Felskomplex festgestellten Gefährdungen in der vorliegenden Arbeit diskutiert und Empfehlungen für Artenhilfsmaßnahmen gegeben. Insbesondere wird ein vollständiger Verzicht auf Klettern und ein Aussetzen der Waldbewirtschaftung am Wuchsort und an potenziellen Siedlungsstellen der unmittelbaren Umgebung vorgeschlagen. Entsprechende Maßnahmen gelten sinngemäß für andere sehr seltene oder stark gefährdete Pflanzenarten, die in exponierten, ungeschützten Positionen an Felsen wachsen.
Die vorliegende Arbeit dokumentiert die Existenz folgender Assoziationen in Hessen mittels Vegetationstabellen: Potentillo anserinae-Festucetum arundinaceae, Chaerophylletum bulbosi, Stellario uliginosae-Scirpetum setacei und Chenopodietum rubri. Alle Vegetationsaufnahmen stammen aus dem Taunus. Die Dokumentation wird durch Angaben zu Häufigkeit und Standort der Assoziationen im Taunus komplettiert.
Weitere Notiz zum Erscheinungsdatum der "Flora der Gegend um Frankfurt am Main" von Johannes Becker
(2020)
Der zweite Band von Johannes Beckers "Flora der Gegend um Frankfurt am Main" (Cryptogamie) wurde offenbar zusammen mit dem ersten Teil bereits 1827 herausgegeben. Lediglich ein kleiner Teil ("Zweiter Theil. Kernschwämme") sowie wenige Seiten Nachträge zu Teil 1 wurden vor dem 5. September 1828 publiziert. Dank einer Notiz des Verlegers sowie eines Schreibens Beckers an den Senat der Stadt Frankfurt muss das Erscheinungsdatum dieser Teile nunmehr vorverlegt werden.
Die Bestände des in Deutschland stark gefährdeten Sand-Zwerggrases Mibora minima, für deren Erhalt das Land Hessen eine besondere Verantwortung trägt, gehen seit vielen Jahren zurück. In dieser Arbeit wurden als Beitrag zum Artenhilfsprogramm der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen (BVNH) die noch vorhandenen Populationen erfasst sowie die botanischen und edaphischen Gegebenheiten an den Standorten untersucht. Dabei wurde durch Vergleich von Flächen mit und ohne Bewuchs des Zwerggrases der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die Verbreitung der Art durch die Beschaffenheit und Nährstoffversorgung des Bodens bestimmt wird. Es wurde ein weiterer deutlicher Rückgang der südhessischen Populationen um etwa 60 % seit 1999 festgestellt, der am stärksten die Standorte um Mörfelden-Walldorf betrifft. Dagegen haben sich die Bestände bei Rüsselsheim-Königstädten möglicherweise durch Pflegemaßnahmen stabilisiert. Ein bestimmender Einfluss edaphischer Parameter auf die Verteilung der Art innerhalb der kalkfreien Flugsande konnte nicht festgestellt werden. Der indigene floristische Status der Art wird in Frage gestellt und stattdessen ihre Einstufung als Epökophyt westmediterraner Herkunft angenommen.
Das aus dem Taunus (Hessen) bisher nur durch drei Vegetationsaufnahmen belegte Ranunculo-Alopecuretum (Molinio-Arrhenatheretea, Potentillo-Polygonetalia, Potentillion anserinae) wird durch 11 weitere Aufnahmen dokumentiert und das für Hessen (Deutschland) bisher in der Literatur nicht erwähnte seltene Alopecuretum aequalis (Bidentetea, Bidentetalia, Bidention) durch zwei Aufnahmen belegt. In dem im Taunus gelegenen FFH-Gebiet "Eichkopf bei Ober-Mörlen" wächst Alopecurus aequalis in einer Pflanzengesellschaft, die nicht der nach ihm benannten Assoziation zugeordnet werden kann, sondern zwischen der Vegetationsklasse Isoëto-Nanojuncetea und Pionierstadien der Phragmitetea vermittelt.
Im Taunus konnten folgende Pflanzengesellschaften der Ordnung Agropyretalia intermedio-repentis durch Vegetationsaufnahmen belegt werden: Convolvulo arvensis-Agropyretum repentis, Cardario drabae-Agropyretum repentis, Falcario vulgaris-Agropyretum repentis, Diplotaxio tenuifoliae-Agropyretum repentis, Agropyro repentis-Rumicetum thyrsiflori, Poo compressae-Anthemidetum tinctoriae, Poo compressae-Tussilaginetum farfarae und Poa-compressa-Poa-pratensis-[Convolvulo-Agropyrion]-Gesellschaft.
Im Rahmen einer Untersuchung der Bahnsteige und des Gleisbereichs von insgesamt 31 Bahnhöfen des Taunus und seines Vorlandes konnten insgesamt acht Geranium-Arten nachgewiesen werden. Die bei weitem häufigste Art war G. robertianum (28 Bahnhöfe), mit weitem Abstand gefolgt von G. columbinum (10). Das bisher im Taunus nur einmal nachgewiesene G. purpureum wurde immerhin an sieben Bahnhöfen gefunden. Die weiteren angetroffenen Gerania waren G. molle (6 Bahnhöfe), G. pusillum (5) sowie G. dissectum, G. pyrenaicum und G. sanguineum (je 1 Bahnhof). Bei Letzterem handelte es sich offensichtlich um einen Kulturflüchtling. Höchstwahrscheinlich sind im Untersuchungsgebiet auch spontane Hybriden von G. purpureum und G. robertianum vorhanden.
2019 hat Frankfurt einen Rekord geknackt: Am 25. Juli wurde im Stadtteil Westend die Tageshöchsttemperatur von 40,2 Grad Celsius erreicht. Damit war Frankfurt der heißeste Ort Hessens seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Ein Superlativ, der zeigt: Der Klimawandel stellt auch die Städte vor große Herausforderungen. Gesucht werden Wege, um mit seinen Folgen zurechtzukommen.
Was man schon weiß, gibt jedem die Stärke, weiter zu lernen und höhere Erfolgsziele zu erreichen. Im Tertiärsprachenunterricht ergreift der Lerner im Kontext Deutsch als Fremdsprache nach Englisch (DaFnE) günstige Lerngelegenheiten aus der ersten Fremdsprache Englisch. Durch die Sensibilisierung des Sprachvergleichs und der Bewusstmachung von Sprachlernerfahrungen, können Lernende mit ihren vorhandenen Sprachkenntnissen sichere Lernerfolge im DaF-Unterricht erzielen. Um den Input der Lernenden aus dem Englischen bewusst zu aktivieren, müssen optimale Lernsituationen bereitgestellt werden. In diesem Zusammenhang soll im Tertiärsprachenunterricht ein interkultureller Raum geschaffen werden, wo die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Englischen und Deutschen bearbeitet werden können. Die Redewendungen können als soziokulturelle Kompetenz zu der Integrierung in den DaFnE-Unterricht bedeutend sein. Diese Arbeit konzentriert sich auf die Einbeziehung der Redewendungen in den Tertiärsprachenunterricht. Die englischen und deutschen Redewendungen wurden für den DaFnE-Unterricht analysiert und als Redewendungen mit absoluter Ähnlichkeit, Redewendungen mit teilweiser Ähnlichkeit und Redewendungen mit kontextueller Ähnlichkeit kategorisiert. Nach der Bestimmung der Redewendungen für den Tertiärsprachenunterricht DaFnE, war es wichtig, wie man diese Redewendungen als DaF-Lehrkraft im Tertiärsprachenunterricht in die Praxis umsetzen kann. Dazu wurden einige Einbeziehungswege mit Beispielen vorgeschlagen. Die Visualisierung der Redewendungen kann die Lehrkraft besonders beim Anfangsniveau effektiv einsetzen und damit einen wichtigen Antrieb zur Erweiterung des Wortschatzes geben. Die anderen zwei Einbeziehungsmöglichkeiten auf der Spur der Redewendungen und Kontextsituationen der Redewendungen können in weiteren Niveaus eingesetzt werden, nachdem sich die Lernenden an die Redewendungen gewöhnt haben. Mit dem interkulturellen Vergleich der Redewendungen können Lernmotivation, Sprachbewusstheit und zugleich Lernerautonomie gefördert werden.
Mehr als 7 Prozent der Treibhausgase, die in Deutschland freigesetzt werden, stammen aus der Landwirtschaft: Von wiederkäuenden Rindern etwa, aus stickstoffhaltigen Düngemitteln. Hinzu kommen Emissionen aus trockengelegten Mooren oder aus verrottendem Humus umgepflügter Wiesen. Rund 58 Milliarden Euro fließen jährlich vom EU-Budget in die europäische Landwirtschaft. Dies gibt Bund und Ländern viele Möglichkeiten, etwas für den Klimaschutz zu tun.
Der Wald der Zukunft ... : ...braucht andere Bäume. Welche, versuchen Forscher herauszufinden
(2020)
Die Luft ist heiß und trocken, der sandige Boden hält kein Wasser: Es gibt nicht viele Wälder in Deutschland, denen es schlechter geht als dem Frankfurter Stadtwald. Für Wolfgang Brüggemann und Vera Holland ist er damit der perfekte Ort, um klimawandelresistente Bäume zu finden. Denn: Wer es hier schafft, der schafft es überall.
Literaturkanon und Identitätspolitik. Notizen zu den Wiener Schillerfeiern im 19. Jahrhundert
(2020)
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Inszenierung Friedrich Schillers als Leitfigur einer deutschen Kulturnation bei der Wiener Dichterfeier 1859. Gemessen an der politischen Krisensituation der Habsburgermonarchie spiegelt die Zentenarfeier die kollektiven Sehnsüchte und Illusionen des deutschösterreichischen Bürgertums deutlich wider. Die einzelnen Veranstaltungen können hierbei als Medienereignisse und "Cultural Performances" aufgefasst werden, bei denen die politisch intendierten Festinhalte vermittelt und sinnlich erfahrbar gemacht wurden. Die Indienstnahme und Popularisierung Schillers trieb nicht zuletzt auch dessen Kanonisierung weiter voran – literatur- und theaterhistorisch betrachtet nicht immer zum Vorteil der "österreichischen Literatur" des 18. und 19. Jahrhunderts.
Ein halbes Jahrhundert Judaistik in Frankfurt : das »kleine Fach« feiert 50-jähriges Bestehen
(2020)
Es ist nicht zu übersehen, dass Migration und Flucht seit langem in Deutschland als Problem und besonders Integration für den sozialen Zusammenhalt als unbedingt notwendig dargestellt werden. Weder die Einheimischen noch die Einwanderer hatten von der Sprache und Kultur voneinander viel Ahnung und die Einheimischen verlangten bald die Integration, da sie dachten, dass alle Probleme, die die Arbeitsmigranten und Flüchtlinge verursachten, durch die Integration gelöst würden, und ein friedliches Zusammenleben in diesen Sprach- und Kulturkonflikten ermöglicht würde. So wurde das Wort "Integration" in Deutschland seit den 70er Jahren ein Zentralbegriff in der Migration. Es ist auch erfreulich zu beobachten, wie immer mehr deutsche AutorInnen die Migranten-und Flüchtlingskinder, ihr Konfliktpotential und ihre Integration in die deutsche Gesellschaft in ihren Werken behandeln, die zur Zeit in der problemorientierten realistischen Kinder- und Jugendliteratur einen wichtigen Platz einnehmen. Der vorliegende Beitrag konzentriert sich einerseits auf die aktuelle deutsche Kinder- und Jugendliteratur, in der es um Kinder und Jugendliche mit Migrations- und Fluchthintergrund geht, andererseits wird versucht, anhand der literarischen Textanalysen ausgewählter Kinder- und Jugendbücher aufzuzeigen, ob die Integrationsbestrebungen dieser Kinder und Jugendlichen erfolgreich waren oder gescheitert sind.
In unserem Aufsatz beschäftigen wir uns mit dem Einsatz von Blended Learning im berufsbezogenen Deutschunterricht. Es ist keine neue Methode, sondern eine neue Form, die den Präsenzunterricht mit einer Phase des Selbststudiums und mit einer computergestützten Phase kombiniert. Jeder Fremdsprachenunterricht hat seine eigenen Besonderheiten, die bei der Suche nach einer geeigneten Kombination der drei genannten Unterrichtsformen berücksichtigt werden müssen, um dank des synergistischen Effekts einen möglichst starken Lerneffekt zu erzielen. Blended Learning im Fremdsprachenunterricht stellt ein aktuelles Thema der Fremdsprachendidaktik dar, das noch nicht ausreichend bearbeitet wurde. Es gibt mehrere Modelle, die das erfolgreiche Einbinden von Blended Learning in den Fremdsprachenunterricht anbieten. Wir möchten die Anwendung eines der Modelle im berufsbezogenen Deutschunterricht vorstellen und damit einige Fragen zum Thema Blended Learning im Fremdsprachenunterricht beantworten. Die zentrale Frage lautet: Welchen Mehrwert bietet Blended Learning im Vergleich zu dem klassischen Präsenzunterricht? Daraus ergeben sich weitere Fragen: Welche Risiken muss man beim Einsatz von Blended Learning berücksichtigen? Ist Blended Learning nur aus pragmatischen Gründen einzuführen, oder unterstützt diese Unterrichtsform das Erlernen von einer Fremdsprache in besonderem Maße?
Die Vergangenheitsbewältigung der Erfahrung von Krieg und Diktatur im 20. Jahrhundert in Deutschland ist ein zentrales Thema auch in der jüngsten Literatur und hat Anlass für verschiedene Studien gegeben. Im vorliegenden Beitrag wird eine vergleichende Analyse der Vergangenheitsbewältigung in zeitgenössischen Romanen der deutschen Literatur angestrebt, die die Figur des Nationalsozialisten und die Schuldfrage in den Mittelpunkt stellt. In diesem Zusammenhang wird u.a. folgenden Fragen nachzugehen sein: in welcher Täter-/Opferrolle erscheinen überzeugte Nazis und andere Deutsche? Handelt es sich um authentische oder um stereotypisierte Figuren? In welcher Hinsicht werden diese Texte heute, mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, den Lesererwartungen gerecht bzw. verändern den Blick auf die dunkle Vergangenheit? Im Vergleich von deutschen Romanen des 21. Jahrhunderts soll versucht werden, die Gemeinsamkeiten der Aufarbeitung einer problematischen Vergangenheit in literarischer Form darzulegen, die Frage nach der Schuld an den Verbrechen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verübt wurden. Dabei spielen die Begriffe Gedächtnis und Erinnerung eine wichtige Rolle, da dieses Forschungsfeld von großer Bedeutung sowohl in der Kultur- als auch in der Literaturwissenschaft ist. Die Debatten über die historische Vergangenheit Deutschlands erfordern einen kritischen Blick auf die Theorie der Erinnerungskultur und des kollektiven Gedächtnisses. Zu hinterfragen ist, wie diese Vergangenheit von der Kriegsgeneration und den nachfolgenden Generationen wahrgenommen wird. Diese Literatur entsteht also als ein bedeutsames Medium, das die Auseinandersetzung über Aufarbeitung von Vergangenheit und Schuld ermöglicht. Aus der Perspektive von vier Romanen der deutschsprachigen zeitgenössischen Literatur wird hier versucht, verschiedene Darstellungen dieser Thematik zu präsentieren. Der vorliegende Beitrag soll Wege für künftige, vertiefende Diskussionen öffnen und Interesse für diese Literatur wecken, um die ständige Präsenz der Vergangenheit in der Gegenwart besser analysieren und verstehen zu können. Die ausgewählten Romane, die hier vorgestellt werden, sind Günter Grass, "Im Krebsgang" (2002), Uwe Timm, "Am Beispiel meines Bruders" (2001), "Spione" von Marcel Beyer (2000) und "Der Vorleser" (1995) von Bernhard Schlink.
Hintergrund: Die Erstversorgung von Wunden und kleinere chirurgische Eingriffe gehören neben der hochspezialisierten Medizin zu den allgemein notwendigen Grundleistungen der Notfallversorgung in den Kliniken. Die Vergütung der ambulanten Notfallleistungen für gesetzlich Versicherte erfolgt derzeit nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM), welchem die betriebswirtschaftliche Aufwandserfassung des niedergelassenen Sektors als Kalkulationsgrundlage dient. Krankenhäuser haben im Vergleich zu Arztpraxen wesentlich höhere Vorhaltungskosten.
Ziel der Arbeit: In dieser Arbeit wird das entstehende Kosten-Erlös-Verhältnis der ambulanten Wundversorgung in einer Notaufnahme durch die Vergütung nach EBM analysiert.
Material und Methoden: Die Daten wurden in der Notaufnahme des Universitätsklinikums Frankfurt am Main über 12 Monate erhoben. Eingeschlossen wurden alle Patienten, die in diesem Zeitraum eine Wundversorgung mittels Naht erhielten. Die Kosten wurden der Abrechnung nach EBM 01210 (bzw. 01212) mit der Zusatzpauschale für kleinchirurgische Eingriffe EBM 02301 gegenübergestellt.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum wurden 1548 Patienten versorgt; das entspricht 19,52 % aller unfallchirurgischen Fälle. Den Kosten einer Standardwundversorgung in Höhe von 45,40 € steht eine Vergütung von 31,83 € gegenüber. Die Berechnung des Gesamterlöses weist einen Defizitbetrag von 13,57 € pro ambulantem Fall auf; dies entspricht einem Jahresdefizit von 21.006,36 €.
Diskussion: Es konnte gezeigt werden, dass ohne Betrachtung der relevanten Vorhaltekosten in keinem Fall eine Kostendeckung erreicht werden kann.
Die bisherige Vergütung der ambulanten Wundversorgung nach EBM erscheint unzureichend. Eine Anpassung bzw. Zusatzvergütung scheint notwendig, um eine ausreichende Versorgungsqualität in Zukunft sicherstellen zu können.
Tankstellen im Alltag sind grundsätzlich unauffällig. Überlandstraßen und Autobahnen saumend, eingefaltet in urbane Raume oder als Element suburbaner, industrieller Zonen nimmt man sie kaum wahr. Werden sie jedoch gebraucht, sei es zum Tanken, sei es zum Einkaufen abseits der üblichen Öffnungszeiten, rücken sie aus ihrer Latenz von einem Augenblick auf den anderen in den Vordergrund der Wahrnehmung und können für Reisende zu einer Obsession werden – rettende Oasen in der Wüste...
Editorial [2020, deutsch]
(2020)
Persönliches Feedback bei Vorlesungen mit Hunderten Studierenden erscheint bisher utopisch – auch nach dem Digitalisierungsschub in Corona-Zeiten. Tools aus dem Forschungsgebiet der »Learning Analytics« könnten künftig den Studierenden Rückmeldung geben und zugleich den Betreuern Hinweise liefern, wo noch Hilfestellung nötig ist.
Eine lebenswerte, schöne Stadt mit viel Grün und kurzen Wegen – das wünschen sich eigentlich alle. Wie wir dorthin kommen können, daran forscht die Arbeitsgruppe des Mobilitätsforschers Martin Lanzendorf. Im Fokus steht dabei der Mensch: Wie verhält er sich im öffentlichen Raum, was sind seine Beweggründe, Ziele und Wünsche – und wie ließe sich sein Verhalten beeinflussen?
Das längst avisierte Zukunftsprojekt Industrie 4.0 wirkt sich auf viele Bereiche der menschlichen Produktion, wie u. a. des literarischen Schaffens aus. 2018 ist das Buch Bot. Gespräch ohne Autor des österreichischen Schriftstellers Clemens J. Setz erschienen, das eine Alternative zu einem von der "natürlichen" Person geschaffenen literarischen Werk darstellt. Analog zu der Industrie wird jetzt der Vorgang des literarischen Schaffens digitalisiert, d. h. eine künstliche Intelligenz schreibt ein Buch oder wirkt an ihm mit. Das Werk wird gedruckt, verkauft und gelesen und steht in Bücherregalen neben Büchern von "natürlichen" Autoren. Wie beeinflusst die Einbeziehung der künstlichen Intelligenz die Kanonbildung? Wer wären dann die Leser/innen solcher literarischen Werke? Werden in diesen Werken auch einige früher kanonisierte Werke berücksichtigt? Ist es überhaupt möglich, dass künstliche Intelligenz ein ästhetisch wertvolles literarisches Werk hervorbringt? Mit solchen und weiteren Fragen über die literarischen Begegnungen der künstlichen und menschlichen Intelligenz in der 4.0-Ära befasst sich der vorliegende Artikel.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden die DH eine Nische besetzen. Tatsächlich jedoch dürfen sich die traditionellen Geisteswissenschaften in Bedrängnis fühlen. Nicht nur ist es für digitale Forschungsprojekte offenbar einfacher, an öffentliche Gelder zu kommen, die den tradi-tionellen Geisteswissenschaften dann fehlen. Die DH machen durch ihre wohl noch lange nicht ausgeschöpfte Fülle theoretischer Einsatzmöglichkeiten zudem ein Versprechen auf die Zukunft, das mit Erwartungen verbunden ist, die so vielleicht nicht erfüllt werden können. Untermauert wird dieses Versprechen mit einer rasant wachsenden Anzahl von Veröffentlichungen in diesem Bereich. Und möglicherweise ist es in den DH einfacher, in hoher Frequenz zu publizieren. Daher ist es nicht erstaunlich, dass seit einigen Jahren eine Debatte geführt wird, in der es um Kritik an der jeweils opponierenden Disziplin sowie um Zuschreibungen geht.
Der vorliegende Beitrag stellt die Bedeutsamkeit emotionaler und transformationaler Führungskompetenzen im Kontext inklusiver Schulentwicklung sowie allgemein im Rahmen eines transformationalen Schulmanagements dar. Daran anknüpfend werden als Praxisbeispiele zur Weiterqualifizierung ein Master-Fernstudiengang für Schulmanagement sowie ein in weiterer Entwicklung befindliches digitales Leadership-Training für Schulentwicklung vorgestellt. Letzteres fokussiert insbesondere die Förderung emotionaler und transformationaler Führungskompetenzen, welche wesentlich dazu beitragen können, inspirierend zu motivieren, kollegiale Beziehungen gewinnbringend zu gestalten und adäquat durch inklusive Schulentwicklungsprozesse zu begleiten.
Der Klimawandel ist nicht die einzige drängende Zukunftsfrage, der sich die Menschheit stellen muss. Ein genauerer Blick in die Literatur des 20. Jahrhunderts zeigt, dass etliche namhafte Literaten sich in ihren Werken mit der systemischen Transformation ökologischer Systeme durch den Menschen auseinandergesetzt haben.
Die vorliegende kontrastive Analyse stützt sich auf das heuristische Verfahren des PREPCON-kontrastiv Moduls, das am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim entwickelt worden ist. Das deutsch-slowakisch-spanische PREPCON-Projekt mit insgesamt drei linguistischen Modulen (PREPCON explorativ, temporal und kontrastiv) reflektiert ein breites Forschungsspektrum der sog. Präposition-Nomen-Verbindungen (kurz PWVs). Das Modul PREPCON explorativ bietet eine exhaustive Liste der PWVs im Deutschen entweder aus der Präposition- oder aus der Nomenperspektive. PREPCON temporal nimmt die temporalen PWVs ins Visier und erweitert die Angabe der KWIC3-Belege für die PWVs um verwandte Wörter und Wortgruppen, die Häufigkeit der PWVs im Korpus, ihre typischen Partnerwörter und Muster. Die Vorgehensweise des dritten, d.h. des kontrastiven Moduls, nimmt die PWVs "am Anfang", "auf Anhieb", "mit Genugtuung", "nach Belieben" im interlingualen Kontext unter die Lupe. Das Analysewerkzeug lexpan, das bei der Kontrastierung zum Einsatz gebracht wird, enthüllt wertvolle Muster und typische Kollokationspartner der untersuchten präpositionalen Wortverbindungen und kondensiert die Ergebnisse für eine benutzerfreundliche Verwendung. Eine detaillierte Beschreibung des Modells, Methoden und Formen der Onlinepräsentation der analysierten lexikalisch geprägten Mus-
ter ist in Steyer 2018 zu finden. Die linguistische Aufmerksamkeit wird im Rahmen dieses Beitrags der PWV "bez váhania" (wörtlich "ohne Zögern") geschenkt, bei der sich neben der primär beobachtbaren modalen Ausprägung auch eine hypothetische temporale Ladung zeigt. Der Grund für die Auswahl der konkreten Wortverbindung liegt in der unzureichenden Reflektion der temporalen Bedeutung aus lexikografischer Sicht und in der bemerkenswerten, eventuell nicht auf Anhieb erkennbaren "Bipolarität" (modal-temporal) dieses Minimalphrasems.
Der Einsatz von Portfolios in der Hochschullehre hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und es bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten. So kann das Portfolio als modul- oder fachübergreifendes Entwicklungsportfolio über die gesamte Studiendauer, zur Darstellung erworbener Kompetenzen, als Präsentationsportfolio im Rahmen einzelner Lehrveranstaltungen, aber auch als Bewertungsportfolio und damit als Prüfungsinstrument eingesetzt werden (vgl. Weber, Hehn-Oldiges, Vogel & Stehle, 2017; Hornung-Prähauser, Geser, Hilzensauer & Schaffert, 2007). Neben dem klassischen Papier-Portfolio wird in den letzten Jahren der Einsatz sog. ePortfolios immer interessanter. Bei dieser digitalen Variante erstellen die Studierenden ihre Einträge direkt im Internet. Neben schriftlichen Einträgen ist das Einfügen von Bildern, Videos und Links möglich. Nach Fertigstellung wird das Portfolio von den Studierenden für den bzw. die Lehrende*n sowie ggf. für weitere oder alle Seminarteilnehmer*innen freigeschaltet, so dass auch Formen des Peer-Feedbacks einbezogen werden können. An der Goethe-Universität Frankfurt werden derzeit Einsatzmöglichkeiten des Portfolios im Rahmen der Lehrer*innenbildung erprobt. Der vorliegende Beitrag zeigt zunächst Möglichkeiten, wie ein Portfolio in der universitären Lehre als Prüfungsform eingesetzt werden kann. Im zweiten Teil wird der konkrete Einsatz im Rahmen eines Seminars für Lehramtsstudierende im Wintersemester 2018/2019 beschrieben. Zudem werden die Ergebnisse einer Befragung gezeigt, bei der die Seminarteilnehmer*innen zu ihren bisherigen Erfahrungen mit Portfolios in der Hochschullehre sowie zum Einsatz des ePortfolios als Prüfungsform im genannten Seminar befragt wurden.
The article introduces the language of wine connoisseurs in all its forms and, based on a number of specific examples from different genres and various types of texts (specialist literature, catalogues, wine labels, etc.), aims to stimulate discussion on the circumstances which influence the level of specialization in connection with the choice of linguistic resources.
Das Geschichtswerk des Florus findet in der modernen althistorischen Forschung nur wenig Anerkennung. Dies geschieht nicht ohne Grund, entspringen doch manche Berichte allzu deutlich der Phantasie des Historiographen und basieren auf einer auf Effekte abzielenden Darstellungskunst. Ein Beispiel hierfür liefert seine Schilderung des Ablaufs der clades Variana, die – beim Wort genommen – kein Vertrauen verdient und daher zumeist in der aktuellen Diskussion über die Vorgänge in Germanien übergangen wird. Dagegen ist Florus anerkanntermaßen ein wichtiger Repräsentant für die Geschichtsschreibung des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. Der Beitrag zielt nicht darauf ab, das viel diskutierte Problem der ‚Varusschlacht‘ und ihre Lokalisierung erneut zu traktieren, vielmehr sollen neben dem Geschichtsbild des Autors und seiner Auffassung über die den geschichtlichen Prozess beeinflussenden Kräfte die Zeitbezüge verdeutlicht werden, die hinter dem Berichteten als solchem erkennbar sind. Damit gewährt das Werk interessante Einblicke in Erwartungen, Vorstellungen und Mentalitäten der Zeitgenossen des Autors, was jenseits positivistischer Vermittlung von Fakten auch für den Historiker von Bedeutung ist.
Wie kann man sich auf etwas beziehen, das sich einfach nicht sagen lässt? Melanie Unseld hat herausgestellt, dass "Salomons Singespiel als künstlerisch-autobiographische Selbstreflexion und als Markierung der eigenen Liminalität zu verstehen [ist], als Versuch einer künstlerischen Selbstverortung, entstanden in einer isolierten Exilsituation, in der Selbstverortung in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung darstellte." Wo das Politische und eine extreme Form von Zensur korrektes, den Normen entsprechendes Kommunizieren nicht mehr zulassen, diese Situation aber gleichzeitig das Bedürfnis auslöst, ein Medium des gelingenden Selbst(er)sprechens zu finden, erscheint (kulturelle) Identität auch als ein performativer Akt, in dem die Herstellung und Darstellung der eigenen Geschichte nicht mehr klar zwischen Fiktionalität und Faktualität trennen kann, sondern spezifisch eigene Formen des Selbstentwurfs findet. Das macht Elisabeth Böhm im Folgenden anhand von Charlotte Salomons "Leben? oder Theater?" nachvollziehbar.
Das Thema fokussiert die Problematik der binären Präposition-Substantiv-Wortverbindungen (PWV) und -Wortverbindungsmuster (PWVM) mit ihren rekurrenten Kollokationspartnern und syntagmatischen Kontextmustern. Untersucht werden deutsche präpositionale Wortverbindungen, bei denen die interne Stelle zwischen der Präposition und dem Nomen überproportional häufig nicht mit einem Artikel besetzt ist. Solche Kombinationen kann man als autonome Einheiten auffassen und als feste Wortverbindungen untersuchen. Die Analyse stützt sich auf die Daten in der PRECON Datenbank, die vom Projekt Usuelle Wortverbindungen (UWV) modular erarbeitet wurde. Der im vorliegenden Artikel präsentierte empirische Zugang wirft ein neues Licht auf die Bestimmung der Äquivalenz, was bisher bei der Festlegung des sogenannten Systemäquivalents gar nicht oder nur annähernd beschrieben werden konnte. Das methodologische und lexikographische Novum beim Kontrastieren ist die Erweiterung der Beschreibung der Kernbedeutung(en) und ihrer Kernäquivalente um die Gebrauchsspezifika der Verwendung der äquivalenten PWV(M). Die korpusempirischen Analysen bestätigen die heute vertretene These, dass sich die Bedeutungs- und andere Gebrauchsaspekte nur schwer trennen lassen. Für die adäquate Beschreibung einer fremdsprachigen Einheit sind somit die verfestigte sprachliche Struktur, die verfestigte sprachliche Umgebung, die verfestigten situativ-kontextuellen Gebrauchsspezifika und die usualisierten Kontextmuster wichtig, in die die kontrastierten PWV eingebettet sind.
"Vor Ort" im Sprachgebrauch : eine kontrastive korpusbasierte Untersuchung (Deutsch-Slowakisch)
(2020)
[...] wird im vorliegenden Beitrag auf die Präposition-Nomen-Wortverbindungen (PNW) als Untersuchungsgegenstand eingegangen, wobei die Exemplifizierung am Beispiel der deutschen PNW "vor Ort" erfolgt. Aus Perspektive des Muttersprachlers stellen die Präposition-Nomen-Wortverbindungen Mehrwort-Einheiten mit einem bestimmten kombinatorischen Potenzial dar. Analog zu den (Einwort-)Lexemen lassen sich auch hier seine Grenzen nur schwer endgültig festlegen, auf Grund der Ko-Vorkommenshäufigkeit können aber die Präferenzen, bzw. Restriktionen bezüglich bestimmter Kookkurrenzpartner ermittelt und die sich daraus ergebenden Schlüsse im Hinblick auf das Funktionieren der PNW im Gebrauch gezogen werden. Obwohl sie im Sprachgebrauch keine Randposition besitzen, gibt es kaum eine zugängliche lexikographische Quelle mit einer detaillierteren Verarbeitung der Kombinatorik dieser Mehrworteinheiten. Ein weiterer Grund für die Notwendigkeit, das Augenmerk auf die Präposition-Nomen-Wortverbindungen zu richten, resultiert aus der Einbeziehung der Nicht Muttersprachler-Perspektive in die Untersuchung. Da die verglichenen Sprachen typologisch unterschiedlich sind, können bestimmte Divergenzen auch mit Rücksicht auf die gegebene Problematik erwartet werden.
This paper explores utterances in the form of causal clauses introduced by the conjunction 'weil' in conversational German. The focus of this research is the relationship between the position of the finite verb in the clause and the type of explanation or clarification uttered in authentic conversation. The research shows that in addition to a previously recognized category of 'weil'-utterances with a finite verb in the second position in the clause, there is also a category of weil-utterances of this type that express personal opinion or personal feeling.
The article presents a chronicle of the town of Kaaden (Kadaň) dating from the 16th century, currently held in Prague's Monastery of Our Lady of the Snows. It explores several aspects of Humanistic urban history writing, including the presence of the author in the text of the chronicle, the methodology of the author's historiographic work, and his choice and use of language (German, Latin). The study also presents this chronicle as an interesting and important source of information on writing practices in north-west Bohemia from a text-analytical perspective.
Professionelle Kompetenz gilt als zentrale Handlungsressource unterrichtlichen Handelns. Berufsbezogene Überzeugungen und Werte (beliefs) können dessen Qualität maßgeblich beeinflussen und sind Gegenstand zahlreicher empirischer Untersuchungen. Eine Vielzahl von Forschungsvorhaben präzisieren den gewählten Beliefbegriff hinsichtlich fachwissenschaftlicher, fachdidaktischer oder (sonder)pädagogischer Fragestellungen. In dem vorliegenden Beitrag wird zunächst unser Begriffsverständnis von professioneller Handlungskompetenz, Inklusion und Teachers’ Beliefs theoretisch begründet. Von diesen Betrachtungen ausgehend, wird das Forschungsdesign einer qualitativen Studie abgeleitet, welches die inklusionsbezogenen Überzeugungen von angehenden Lehrkräften hinsichtlich eines gemeinsamen Unterrichts beschreibt sowie Implikationen für die Hochschullehre aus Studierendenperspektive ermöglicht. Die Ergebnisse geben Aufschluss über das Heterogenitätsverständnis von Lehramtsstudierenden der Regelschule, deren vorherrschenden Rollenbildern und ideellen Überzeugungen zu inklusivem Unterricht. Sie skizzieren außerdem hochschuldidaktische Maßnahmen, welche aus Studierendenperspektive einen Beitrag für die Vorbereitung im Unterricht inklusiver Klassen leisten können. Konsequenzen, die sich aus unserer Sicht für die Ausbildung von Lehramtsstudierenden ergeben, werden mit Fokus auf die Entmystifizierung inklusionsbezogener Überzeugungen diskutiert.