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Tracer measurements in the tropical tropopause layer during the AMMA/SCOUT-O3 aircraft campaign
(2009)
We present airborne in situ measurements made during the AMMA (African Monsoon Multidisciplinary Analysis)/SCOUT-O3 campaign between 31 July and 17 August 2006 on board the M55 Geophysica aircraft, based in Ouagadougou, Burkina Faso. CO2 and N2O were measured with the High Altitude Gas Analyzer (HAGAR), CO was measured with the Cryogenically Operated Laser Diode (COLD) instrument, and O3 with the Fast Ozone ANalyzer (FOZAN). We analyze the data obtained during five local flights to study the dominant transport processes controlling the tropical tropopause layer (TTL) above West-Africa: deep convection up to the level of main convective outflow, overshooting of deep convection, horizontal inmixing across the subtropical tropopause, and horizontal transport across the subtropical barrier. Except for the flight of 13 August, distinct minima in CO2 indicate convective outflow of boundary layer air in the TTL. The CO2 profiles show that the level of main convective outflow was mostly located between 350 and 360 K, and for 11 August reached up to 370 K. While the CO2 minima indicate quite significant convective influence, the O3 profiles suggest that the observed convective signatures were mostly not fresh, but of older origin. When compared with the mean O3 profile measured during a previous campaign over Darwin in November 2005, the O3 minimum at the main convective outflow level was less pronounced over Ouagadougou. Furthermore O3 mixing ratios were much higher throughout the whole TTL and, unlike over Darwin, rarely showed low values observed in the regional boundary layer. Signatures of irreversible mixing following overshooting of convective air were scarce in the tracer data. Some small signatures indicative of this process were found in CO2 profiles between 390 and 410 K during the flights of 4 and 8 August, and in CO data at 410 K on 7 August. However, the absence of expected corresponding signatures in other tracer data makes this evidence inconclusive, and overall there is little indication from the observations that overshooting convection has a profound impact on TTL composition during AMMA. We find the amount of photochemically aged air isentropically mixed into the TTL across the subtropical tropopause to be not significant. Using the N2O observations we estimate the fraction of aged extratropical stratospheric air in the TTL to be 0.0±0.1 up to 370 K during the local flights, increasing above this level to 0.2±0.15 at 390 K. The subtropical barrier, as indicated by the slope of the correlation between N2O and O3 between 415 and 490 K, does not appear as a sharp border between the tropics and extratropics, but rather as a gradual transition region between 10 and 25° N latitude where isentropic mixing between these two regions may occur.
Die anaerobe Atmung mit Nitrat und Nitrit als terminalen Elektronenakzeptoren bildet einen wichtigen Teil des biologischen Stickstoff-Zyklus. Beispiele sind Denitrifikation und respiratorische Nitrat-Ammonifikation, wobei in beiden Fällen in einem ersten Schritt Nitrat zu Nitrit reduziert wird. In der Denitrifikation entstehen dann verschiedene gasförmige Produkte (NO, N2O, N2), wogegen Nitrit in der Ammonifikation ohne die Freisetzung weiterer Zwischenprodukte direkt zu Ammonium reduziert wird. Während die terminalen Reduktasen dieser Atmungsketten gut untersucht sind, ist das Wissen über die Zusammensetzung kompletter Elektronentransportketten sowie die Interaktion einzelner Proteine als auch zwischen den Proteinen und Chinonen in der Membran begrenzt. Ziel dieser Arbeit war die Charakterisierung der membranständigen Chinol-Dehydrogenasen NapGH und NrfH in der respiratorischen Nitrat-Ammonifikation von Wolinella succinogenes. Dieses Epsilonproteobakterium ist ein etablierter Modellorganismus der anaeroben Atmung und wächst durch respiratorische Nitrat-Ammonifikation mit Formiat oder H2 als Elektronendonoren. Als terminale Reduktasen werden dabei die periplasmatische Nitratreduktase NapA und die Cytochom c-Nitritreduktase NrfA benötigt. Die Genomsequenz weist keine weiteren typischen Nitrat- und Nitritreduktasen auf, und napA- und nrfA-defiziente Mutanten sind nicht in der Lage durch Nitrat- bzw. Nitritatmung wachsen. Das Operon des Nap-Systems (napAGHBFLD) von W. succinogenes kodiert Proteine, die an der Nitrat-Reduktion durch Menachinol beteiligt sind (NapA, -B, -G und -H) und Proteine, die für die Reifung und Prozessierung von NapA benötigt werden (NapF, -L und –D). Im Gegensatz zu vielen anderen Bakterien läuft die Nitrat-Atmung unabhängig von einem NapC-ähnlichen Protein ab, das als membrangebundenes Tetrahäm-Cytochrom c für die Chinol-Oxidation zuständig ist und Elektronen über den Elektronenüberträger NapB an die terminale Reduktase NapA liefert. Zwar sind im Genom zwei NapC-Homologe kodiert (FccC und NrfH), doch die Deletion beider Gene hatte keinen Einfluss auf die Nitrat-Atmung. Es wurde vermutet, dass die Funktion von NapC in W. succinogenes stattdessen durch die beiden Fe/S-Cluster Proteine NapG und NapH übernommen wird. Die Reduktion von Nitrit zu Ammonium wird durch den NrfHA-Komplex katalysiert. Das Pentahäm-Cytochrom c NrfA bildet dabei die katalytische Untereinheit, die über das membranständige Tetrahäm-Cytochrom c auf der periplasmatischen Seite der Membran gebunden ist. NrfH gehört zur NapC/NirT-Familie und überträgt Elektronen von Menachinol auf NrfA. Mittels gerichteter Mutagenese von nrfH wurden in früheren Arbeiten bereits Aminosäure-Reste identifiziert, die essentiell für die Elektronentransportaktivität von Formiat zu Nitrit sind.
Forensische Chemie - mit Chemie auf Verbrecherjagd : eine Einführung für den Chemieunterricht
(2009)
CITIES (Chemistry and Industry for Teachers in European Schools) ist ein COMENIUS-Projekt, in dessen Rahmen Materialien für den Chemieunterricht erstellt und erprobt werden. Diese Materialien sollen Lehrkräften helfen, ihren Unterricht attraktiver zu gestalten, indem der Bezug sowohl zum Alltag und der Lebenswelt als auch zur chemischen Industrie aufgezeigt wird. Forensische Chemie Aber was kann Schülerinnen und Schüler faszinieren? Nicht nur Erwachsene, auch Heranwachsende lösen gerne Rätsel, besonders wenn es sich um die Aufklärung von Kriminalfällen handelt. Nicht umsonst spielen Kriminalromane sowie Filme und Fernsehsendungen, die sich mit solchen Themen beschäftigen, eine große Rolle in der Unterhaltungsindustrie. Das angesprochene Interesse kann genutzt werden: Bei der Sicherung und dem Nachweis von Spuren werden häufig chemische Verfahren eingesetzt, von denen eine ganze Reihe einfach auch im Schulexperiment nachvollzogen werden kann. Es war deshalb naheliegend, die Forensische Chemie als einen Themenschwerpunkt des Moduls zu wählen. Folgende Materialien wurden zusammengestellt: 1. Eine Einführung in die Forensische Chemie dient zur Vorbereitung des Unterrichts und führt in eine Auswahl von Methoden der Spurensicherung und des Spurennachweises ein. 2. Eine Sammlung von einfachen Versuchen zur Forensischen Chemie vermittelt einen praktischen Zugang zu diesem Thema mit einfachen Mitteln. 3. Die Darstellung eines Kriminalfalles, zu dessen Lösung chemisches Wissen eine große Rolle spielt, eröffnet die Möglichkeit, auf spannende Weise Inhalte zu wiederholen und zu vertiefen. s.a. URN: urn:nbn:de:hebis:30-86529 ; URL: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/8652/ 4. In einem weiteren Beispiele wird die Methode des Gruppenpuzzles eingesetzt. Auch hier müssen die Schülerinnen und Schüler einen Kriminalfall lösen, wobei unterschiedliche Methoden, Fingerabdrücke sichtbar zu machen, sowie Gipsabdrücke, ein Blutnachweis und - theoretisch - die Elektrophorese zum Einsatz kommen. s.a. URN: urn:nbn:de:hebis:30-86539 ; URL: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/8653/ 5. Eine kurze Einführung in die Forensische Chemie wird zusätzlich in Form eines Lernprogramms angeboten. Das Lernprogramm „Forensische Chemie - Mit Chemie auf Verbrecherjagd" fasst die wichtigsten Inhalte des Unterrichtmaterials zu 1. - 4. kurz und seitenorientiert zusammen. Das Programm bietet Ihnen neben einer individuellen und nutzerzentrierten Navigation über das angezeigte Pfeilkreuz die Möglichkeit, zwischendurch immer wieder Ihr Wissen zu überprüfen. Die Inhalte werden in jedem gängigen WebBrowser angezeigt. http://cities.eu.org/lernbar/index.htm Die unter den Punkten 1 und 2 aufgeführten Materialien können die Grundlage für einen längeren Kurs sein, oder es können einzelne Aspekte im Zusammenhang mit anderen Themen des Chemieunterrichts erarbeitet werden. Ein Beispiel ist die Verwendung von Cyanacrylat zum Nachweis von Fingerabdrücken. Dieser Inhalt lässt sich sowohl im größeren Zusammenhang der Forensischen Chemie behandeln als auch im Rahmen der Chemie der Kunststoffe.
Pollen-based climate reconstructions were performed on two high-resolution pollen marines cores from the Alboran and Aegean Seas in order to unravel the climatic variability in the coastal settings of the Mediterranean region between 15 000 and 4000 years BP (the Lateglacial, and early to mid-Holocene). The quantitative climate reconstructions for the Alboran and Aegean Sea records focus mainly on the reconstruction of the seasonality changes (temperatures and precipitation), a crucial parameter in the Mediterranean region. This study is based on a multi-method approach comprising 3 methods: the Modern Analogues Technique (MAT), the recent Non-Metric Multidimensional Scaling/Generalized Additive Model method (NMDS/GAM) and Partial Least Squares regression (PLS). The climate signal inferred from this comparative approach confirms that cold and dry conditions prevailed in the Mediterranean region during the Oldest and Younger Dryas periods, while temperate conditions prevailed during the Bølling/Allerød and the Holocene. Our records suggest a West/East gradient of decreasing precipitation across the Mediterranean region during the cooler Late-glacial and early Holocene periods, similar to present-day conditions. Winter precipitation was highest during warm intervals and lowest during cooling phases. Several short-lived cool intervals (i.e. Older Dryas, another oscillation after this one (GI-1c2), Gerzensee/Preboreal Oscillations, 8.2 ka event, Bond events) connected to the North Atlantic climate system are documented in the Alboran and Aegean Sea records indicating that the climate oscillations associated with the successive steps of the deglaciation in the North Atlantic area occurred in both the western and eastern Mediterranean regions. This observation confirms the presence of strong climatic linkages between the North Atlantic and Mediterranean regions.
CITIES (Chemistry and Industry for Teachers in European Schools) ist ein COMENIUS- Projekt, in dessen Rahmen Materialien für den Chemieunterricht erstellt und erprobt werden. Diese Materialien sollen Lehrkräften helfen, ihren Unterricht attraktiver zu gestalten, indem der Bezug sowohl zum Alltag und der Lebenswelt als auch zur chemischen Industrie aufgezeigt wird. Die Diskussion um eine gute Ernährung sowie empfehlenswerte und weniger empfehlenswerte Lebensmittel ist für Schülerinnen und Schüler ein weiteres interessantes Thema, das deshalb oft im Chemieunterricht im Zusammenhang mit den Themen Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße behandelt wird. In dem für CITIES ausgewählten Beispiel wird eine ungewöhnliche Sichtweise eingenomen: Ausgangspunkt ist eine Dose mit Ravioli. Es wird nun der Frage nachgegangen, welche Funktion die Konservendose für die Konservierung der Lebensmittel hat und es werden Inhaltsstoffe der Ravioli und der Soße nachgewiesen. Insgesamt eignen sich die Thematik und die Herangehensweise für die Erarbeitung einer großen Spanne von Themenbereichen, die von der Korrosion als bis zu unterschiedlichen Nachweisen für Zucker bzw. Kohlenhydraten reichen. Aber die Chemie rund um die Raviolidose kann auch zur Wiederholung und Vertiefung von vorab erarbeiteten Inhalten etwa am Ende eines Schuljahres eingesetzt werden. Für diesen Themenbereich wurden unterschiedliche Materialien entwickelt: 1. Eine kurze Einführung gibt eine Übersicht über die gesamte Thematik. Hier werden auch historische Aspekte der Lebensmittelkonservierung angesprochen. 2. Experimente zum Thema finden sich in einer separaten Versuchssammlung. Überwiegend handelt es sich dabei um Schülerversuche, die einfach durchgeführt werden können. Die Theorie zu den einzelnen Experimenten wird jeweils kurz aufgeführt. 3. Die Möglichkeit der Umsetzung im Unterricht wird in einem drittel Teil exemplarisch dargestellt. s.a. URN: urn:nbn:de:hebis:30-86517 ; URL: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/8651/
Pollen-based climate reconstructions were performed on two high-resolution pollen – marines cores from the Alboran and Aegean Seas in order to unravel the climatic variability in the coastal settings of the Mediterranean region between 15 000 and 4000 cal yrs BP (the Lateglacial, and early to mid-Holocene). The quantitative climate reconstructions for the Alboran and Aegean Sea records focus mainly on the reconstruction of the seasonality changes (temperatures and precipitation), a crucial parameter in the Mediterranean region. This study is based on a multi-method approach comprising 3 methods: the Modern Analogues Technique (MAT), the recent Non-Metric Multidimensional Scaling/Generalized Additive Model method (NMDS/GAM) and Partial Least Squares regression (PLS). The climate signal inferred from this comparative approach confirms that cold and dry conditions prevailed in the Mediterranean region during the Heinrich event 1 and Younger Dryas periods, while temperate conditions prevailed during the Bølling/Allerød and the Holocene. Our records suggest a West/East gradient of decreasing precipitation across the Mediterranean region during the cooler Late-glacial and early Holocene periods, similar to present-day conditions. Winter precipitation was highest during warm intervals and lowest during cooling phases. Several short-lived cool intervals (i.e., Older Dryas, another oscillation after this one (GI-1c2), Gerzensee/Preboreal Oscillations, 8.2 ka event, Bond events) connected to the North Atlantic climate system are documented in the Alboran and Aegean Sea records indicating that the climate oscillations associated with the successive steps of the deglaciation in the North Atlantic area occurred in both the western and eastern Mediterranean regions. This observation confirms the presence of strong climatic linkages between the North Atlantic and Mediterranean regions.
Neisseria meningitidis is a strictly human pathogen that has two facets since asymptomatic carriage can unpredictably turn into fulminant forms of infection. Meningococcal pathogenesis relies on the ability of the bacteria to break host epithelial or endothelial cellular barriers. Highly restrictive, yet poorly understood, mechanisms allow meningococcal adhesion to cells of only human origin. Adhesion of encapsulated and virulent meningococci to human cells relies on the expression of bacterial type four pili (T4P) that trigger intense host cell signalling. Among the components of the meningococcal T4P, the concomitantly expressed PilC1 and PilC2 proteins regulate pili exposure at the bacterial surface, and until now, PilC1 was believed to be specifically responsible for T4P-mediated meningococcal adhesion to human cells. Contrary to previous reports, we show that, like PilC1, the meningococcal PilC2 component is capable of mediating adhesion to human ME180 epithelial cells, with cortical plaque formation and F-actin condensation. However, PilC1 and PilC2 promote different effects on infected cells. Cellular tracking analysis revealed that PilC1-expressing meningococci caused a severe reduction in the motility of infected cells, which was not the case when cells were infected with PilC2-expressing strains. The amount of both total and phosphorylated forms of EGFR was dramatically reduced in cells upon PilC1-mediated infection. In contrast, PilC2-mediated infection did not notably affect the EGFR pathway, and these specificities were shared among unrelated meningococcal strains. These results suggest that meningococci have evolved a highly discriminative tool for differential adhesion in specific microenvironments where different cell types are present. Moreover, the fine-tuning of cellular control through the combined action of two concomitantly expressed, but distinctly regulated, T4P-associated variants of the same molecule (i.e. PilC1 and PilC2) brings a new model to light for the analysis of the interplay between pathogenic bacteria and human host cells.
Erzählen im Journalismus
(2009)
Gibt es bestimmte soziale Funktionen des Journalismus, aus denen man Merkmale journalistischer Wirklichkeitserzählungen ableiten kann? Niklas Luhmann hat vorgeschlagen, den Journalismus als Teil der Massenmedien zu verstehen, die ein eigenständiges soziales System innerhalb unserer funktional differenzierten Gesellschaft bildeten. Der spezifische Code, der das System der Massenmedien von seiner Umwelt abgrenze, sei die Unterscheidung zwischen Information und Nichtinformation. Die Massenmedien, so Luhmann, stünden unter einem dauernden Erneuerungsdruck wegen der "ständigen Deaktualisierung von Information" […] Im Einzelnen ordnet Luhmann den Massenmedien (nicht im Sinne einer "geschlossenen Typologie", sondern "rein induktiv") drei "Programmbereiche" zu: "Werbung", "Unterhaltung" und "Nachrichten und Berichte". Bernd Blöbaum beschreibt den für "Nachrichten und Berichte" zuständigen Journalismus nicht als Teil des sozialen Systems der Massenmedien, sondern als ein eigenständiges soziales System, dem, so wie den Massenmedien insgesamt bei Luhmann, als primäre Funktion die "aktuelle Selektion und Vermittlung von Informationen" zukomme. In beiden Fällen wird der Journalismus jedenfalls systemtheoretisch durch die Leitdifferenz zwischen Information und Nichtinformation bestimmt. Obwohl selbstverständlich nicht nur im Journalismus, sondern auch in der Werbung und in der Unterhaltung erzählt wird, geht es im vorliegenden Beitrag, der engeren Bestimmung Blöbaums folgend, um Formen und Funktionen des Erzählens im Journalismus, und zwar um das rein sprachliche Erzählen im Printjournalismus von Zeitungen und Zeitschriften.
Erzählen ist eine grundlegende Form unseres Zugriffs auf Wirklichkeit. In den verschiedensten Bereichen der alltäglichen Lebenswelt und nicht zuletzt auf den Gebieten wissenschaftlicher Erkenntnis orientieren und verständigen wir uns mit Hilfe von Erzählungen. Reportagen des investigativen Journalismus, Selbstdarstellungen von Politikern im Wahlkampf, Erlebnisberichte in Internetblogs, Anamnesen im medizinischen Patientengespräch, Plädoyers vor Gericht, Vermittlungen von Verhaltensnormen in populärer Ratgeberliteratur, Heilserzählungen im Gottesdienst, Fallgeschichten in juristischen Lehrbüchern, ökonomische Prognosen von Kursverläufen – all diese Kommunikationen erfolgen wesentlich in erzählender Form. Anders als in den erfundenen Geschichten der Literatur bezieht man sich in diesen Erzählungen direkt auf unsere konkrete Wirklichkeit und trifft Aussagen mit einem spezifischen Geltungsanspruch: 'So ist es (gewesen)'. Solche Erzählungen mit unmittelbarem Bezug auf die konkrete außersprachliche Realität nennen wir Wirklichkeitserzählungen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die referentielle Leistung sprachlicher Kommunikation im Zeichen strukturalistischer und poststrukturalistischer Theorien allzu oft zugunsten eines pauschalen 'Panfiktionalismus' unterschlagen. Zweifellos 'konstruieren' Wirklichkeitserzählungen in erheblichem Maße eine Realität; aber sie sind eben auch auf eine intersubjektiv gegebene Wirklichkeit bezogen. Wirklichkeitserzählungen sind sowohl konstruktiv als auch referentiell – darin liegt ihre besondere erkenntnistheoretische Bedeutung. Es gilt, den referentiellen Aspekt von Wirklichkeitserzählungen angemessen zu berücksichtigen, ohne deren konstruktive Elemente zu vernachlässigen.
Ziel dieser Arbeit war es, zwei Atemtestverfahren in der Diagnostik der bakteriellen Fehlbesiedelung im Dünndarm bei Kindern mit Zystischer Fibrose miteinander zu vergleichen. Der moderne 13C-Xylose-Atemtest wurde dem bisher etablierten H2-Glukose-Atemtest gegenübergestellt. Dabei sollte zusätzlich die Suszeptibilität der CF-Patienten für eine IBF eruiert werden. Die Probanden absolvierten einen kombinierten 13C-Xylose-/H2-Glukose-Atemtest. Retrospektiv wurden zunächst die H2-Ergebnisse der einzelnen Probandengruppen analysiert und dann den maximalen PDR-, cPDR- und den DOB-Werten gegenübergestellt. Die Ergebnisse der aktuellen Studie sprechen für die Prädisposition der CF-Patienten, eine IBF zu entwickeln. Kliniker sollten aber bei der Interpretation der Atemtestergebnisse stets die beeinflussenden Faktoren, die vor allem die Erkrankung der Mukoviszidose mit sich bringt, berücksichtigen und therapeutische Konsequenzen vorsichtig umsetzen. So können die erhöhten Wasserstoffkonzentrationen im H2-Glukose-Atemtest bei CF-Kindern nicht ausschließlich einer IBF zugeschrieben werden. Die hohen Nüchternwerte sind auch Ausdruck der allgemeinen Maldigestion, Malabsorption und der intestinalen Motilitätsstörung, die bei diesen Patienten vorherrschen. Der 13C-Xylose-Atemtest lieferte in den Gruppen der Erwachsenen und Kinder ohne Zystische Fibrose repräsentative Ergebnisse, was für zukünftige Nutzung im Rahmen der Diagnostik einer IBF spricht. Bei heranwachsenden Kindern ist lediglich die altersabhängige endogene CO2-Produktion und orozökale Transitzeit zu berücksichtigen. Für die Diagnostik einer IBF speziell bei Patienten mit Mukoviszidose erscheint uns der 13C-Xylose-Atemtest nicht geeignet, was wir hauptsächlich der krankheitsspezifischen generellen Malassimilation, der Malabsorption und der intestinalen Motilitätsstörung zuschreiben. Wir beführworten daher aktuell weiterhin unter Berücksichtigung der ihn beeinflussenden Faktoren die Anwendung des H2-Glukose-Atemtests in der gastroenterologischen Diagnostik einer IBF wegen der einfachen, preiswerten und nichtinvasiven Anwendbarkeit. Weitere Studien sollen in Zukunft klären, ob der 13C-Xylose-Atemest trotz seiner hohen Kosten regelmäßig mit Nutzen im klinischen Alltag anzuwenden ist. Im Vergleich mit dem Goldstandard des Jejunalaspirates müssen Sensitivität und Spezifität des Isotopen-Atemtests in zukünftigen Studien erarbeitet werden.