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Bücherschau
(2006)
Aspekte der Erforschung der Pflanzenartenvielfalt Mitteleuropas in der lokalen Dimension werden diskutiert. Dabei geht es zunächst um die Frage, wie Artenvielfalt innerhalb von Pflanzengesellschaften gemessen und verglichen werden kann. S-Werte (bezogen auf Einheitsprobeflächen), Z und C als Konstanten von Regressionsgeraden (log10 S/log10 A) und α-Werte können als Kenngrößen der Artenvielfalt für weitergehende Analysen eingesetzt werden, wenn die statistischen Voraussetzungen erfüllt sind. Dabei kann die Probeflächengröße in Abhängigkeit von der gewählten Fragestellung - u.U. sogar für einzelne Synusien innerhalb strukturreicher Pflanzengesellschaften - unterschiedlich groß gewählt werden. Die Beantwortung der Frage nach dem Minimumareal oder den Minimumarealen einer Pflanzengesellschaft ist in diesem Zusammenhang obsolet. Der Shannon-Index macht oft keine eindeutigen Aussagen zur Artenvielfalt in Pflanzengesellschaften.
Die Bedeutung ausgewählter ökologischer Bedingungen und Prozesse für die Pflanzenartenvielfalt (unter Berücksichtigung der Gefäßpflanzen, Moose und Flechten) wird besprochen. Viele der besonders artenreichen Pflanzengesellschaften in Mitteleuropa sind Elemente der offenen Kulturlandschaft (und gehören z.B. zu den Scheuchzerio-Caricetea, Festuco-Brometea oder Molinio-Arrhenatheretea).
Es kann gezeigt werden, daß die pflanzensoziologische Schule nach BRAUN-BLANQUET (1921 ff.) zu einem durchgängig extrinsischen und hierarchischen System führt, durch das ein sehr realistischer Abgriff an der Natur erreicht werden kann. Die verschiedenen hierarchischen Ebenen des Systems entsprechen verschiedenen Abstraktionsniveaus. Das System basiert auf der zentralen Erkenntnis, daß Pflanzen, die gemeinsam auf engem Raum wachsen, sich gegenseitig beeinflussen. Eine Aussagenlogik auf der kategorialen Ebene von Existenzsätzen, die sich auf diese Tatsache gründet, ist das durchgängige Agens des Systems. Nachbesserungen der Methoden im Detail sind notwendig, Erweiterungen in den Anwendungsbereichen möglich: Die Methode ist geeignet, fragmentarische Ausbildungen, Übergänge, Unikate ebenso zu repräsentieren wie inhomogene Bestände; das Kriterium des "einheitlichen Standortes" als Bedingung für die pflanzensoziologische Aufnahme ist begrifflich unscharf und im Gelände kaum jemals zu verwirklichen. Im Gegensatz zu den so genannten exakten Wissenschaften wird die Erfassung von Gesetzmäßigkeiten durch eine historische Komponente erschwert. Viele Fragen aus dem Problemfeld der a-Diversität und ihrer Dynamik, deren Beantwortung auch für den Naturschutz bedeutsam ist, sind noch unzureichend geklärt.
Für die Pflanzengesellschaften des Wattenmeer-Bereiches mit den Westfriesischen Inseln (Niederlande), den Ost- und Nordfriesischen Inseln (Deutschland), den Dänischen Inseln und der Festlandsküste wird eine Wertschätzung vorgelegt. Sie beinhaltet eine Rote Liste der gefährdeten Pflanzengesellschaften dieses Bereiches und stellt eine Grundlage für den praktischen Naturschutz dar. Es werden 119 Pflanzengemeinschaften aufgeführt; den meisten von ihnen kommt der Rang einer Assoziation zu, den übrigen der einer ranglosen Gesellschaft. Sie werden in erster Linie entsprechend der Serie, der sie angehören, zugeordnet: Zur Xeroserie, Haloserie, Hygroserie, Hydroserie und entsprechend auch zu den Ruderalgesellschaften ("Anthroposerie"). In zweiter Linie wird entsprechend der soziologischen Progression (als Maß für Stabilität und Strukturvielfalt) gegliedert. Die Bewertung basiert auf sechs Kriterien: I. der überregionalen Verbreitung, II. der regionalen Verbreitung, III. der Ausdehnung (lokal), IV. der derzeitigen Bestandesentwicklung, V. Aspekten der Dynamik, VI. der Anzahl seltener Taxa pro Gesellschaft. Eine integrale Gewichtung dieser Einzelwerte führt zur Gesamtwertung: 1. hochgradig schutzwürdig und schutzbedürftig, 2. schutzwürdig bzw. schutzbedürftig, 3. nicht schutzbedürftig, für den Wattbereich aber nicht untypisch, 4. nicht schutzbedürftig und untypisch. Gesellschaften der Kategorien 1 und 2 stellen die eigentliche Rote Liste dar. Mehr als die Hälfte der Gesellschaften mit der Gesamtwertung 1 gehören zur Hygroserie (feuchte und nasse Dünentäler). Dieser Typ von Biotopen ist daher insgesamt der gefährdetste von allen.
Im Rahmen vorliegender Studie wurden die Vegetation, die Gefährdung und der Erhaltungszustand mittelelbischer Hartholzauen untersucht. Dabei zeigt sich, daß Hartholzbestände des Untersuchungsgebietes im Vergleich zu übrigen Auenlandschaften Norddeutschlands (Ems, Weser und Aller) den besten Erhaltungszustand aufweisen. Etwa 57 % der untersuchten Waldfläche können als oligo- bis -mesohe- merob bezeichnet werden (Hemerobiestufen 1 und 1-2). Demgegenüber sind - hauptsächlich durch Eindeichung, Entwässerung und forstliche Nutzung - 43 % der Waldfläche so stark verändert, daß der ursprüngliche Auenwaldcharakter verloren ging. Während Entwässerung einen Ausfall bezeichnender Phragmitetea-, Molinietalia- und Alno-Ulmion-Arten bewirkt, werden unter Pappelanbau und forstlicher Nutzung vor allem Artemisietea-Arten gefördert. Von Störungen betroffen sind unter anderem größere Bereiche der niedersächsischen Naturschutzgebiete „Vitico“ und „Elbholz" Für schutzwürdige Gebiete werden Schutzperspektiven und maßnahmen diskutiert.
Verbreitung und Vergesellschaftung von Oenanthe conioides (Nolte) Lange im Tidegebiet der Elbe
(1996)
Oenanthe conioides ist eine im Süßwasser-Tidegebiet der Elbe endemische, heute vom Aussterben bedrohte Pflanzensippe. Die zweijährige Art siedelt bevorzugt im Übergangsbereich zwischen den therophytenreichen Bidentetea und den hochstaudenreichen Phragmitetea-Röhrichten. Die entsprechende Assoziation wird als Nasturtio officinalis s. str.- Oenanthetum conioides ass. nov. beschrieben. Ihr Rückgang ist auf das anthropogen veränderte Tideregime der Elbe zurückzuführen. Mögliche Schutzmaßnahmen werden diskutiert.
Das Konzept der Biodiversity Hotspots, das Ende der 1980er Jahre von Norman Myers entworfen wurde, gehört derzeit zu den wichtigen forschungsleitenden Ansätzen globaler Naturschutzstrategien. In der vorliegenden Arbeit geht es in erster Linie um die Frage, ob und inwiefern dieses Konzept auf die regionale und lokale Dimension Europas übertragen werden kann. Es wird ein Vorschlag unterbreitet, wie europäische Biodiversity Hotspots definiert und identifiziert werden können. Bei der Erforschung von Biodiversity Hotspots spielt die Lokalisierung endemischer Sippen und die Erforschung der ökologischen Bedingungen von Arten- und Endemitenvielfalt eine wesentliche Rolle. Wenig produktive Grünland-Ökosysteme i.w.S. sind in Europa einerseits häufig sehr artenreich und beherbergen viele für Europa endemische Sippen. Andererseits sind diese Lebensräume europaweit durch Intensivierung und Nutzungsaufgabe existenziell bedroht. Ein Rückgang der Gesamtfläche sowie ein schleichender Wandel und Rückgang der lokalen und regionalen Artenvielfalt sowie eine Zersplitterung von Populationen sind die Folge. Die entsprechenden Pflanzengesellschaften und Landschaften repräsentieren vielfach Biodiversity Hotspots innerhalb Europas oder haben maßgeblichen Anteil an diesen.
Für 112.253 pflanzensoziologische Aufnahmen der Niederlande wurden Berechnungen zur Pflanzenartenvielfalt durchgeführt. Eine Korrelationsanalyse zeigt den hochsignifikanten Zusammenhang der Artenvielfalt mit verschiedenen Standortsparametern auf. Artenreiche Bestände sind in den Niederlanden vor allem im Offenland, hier besonders in Zwergbinsenfluren (Isoeto-Nanojuncetea), in Trocken- und Steppenrasen (Koelerio-Corynephoretea, Festuco-Brometea), Flachmooren (Parvocaricetea), Borstgrasrasen (Nardetea), im Wirtschaftsgrünland (Molinio-Arrhenatheretea) und Saumgesellschaften (Trifolio-Geranietea, Saginetea) zu finden. Artenarmut ist unter den verschiedensten ökologischen Bedingungen zu finden. Die sehr artenarmen Bestände repräsentieren häufig Wasserpflanzengesellschaften (Zosteretea, Potamogetonetea), Röhrichte (Phragmitetea), Ufergehölze (Salicetea purpureae), Salzrasen (Spartinetea) und Weißdünengesellschaften (Ammophiletea).
Für 102 Pflanzengesellschaften aus Mitteleuropa wird die Größe der a-Diversität unter Berücksichtigung der höheren Pflanzen, Moose und Flechten bestimmt. Korrelationsanalysen belegen den Zusammenhang mit einigen ökologischen Faktoren. Artenreiche Pflanzengesellschaften sind vor allem im Bereich der Trockenrasen, Wiesen und Weiden (in den Koelerio-Corynephoretea, Molinio-Arrhenatheretea, Festuco-Brometea, Nardo-Callunetea, Scheuchzerio-Caricetea sowie deren Saumgesellschaften) zu finden. Die entsprechenden Böden weisen mittlere oder geringe Stickstoffgehalte auf und sind niemals permanent oder episodisch überflutet. Artenarm sind dagegen viele Wasserpflanzen-, Spülsaum-, Weißdünen- und Salzrasengesellschaften (der Lemnetea, Potamogetonetea, Littorelletea, Cakiletea, Ammophiletea und Asteretea tripolium). Die Böden weisen eine mittlere Feuchte in Kombination mit einem relativ hohen Stickstoffgehalt auf, oder sie sind zumindest episodisch überflutet. Eine Hypothese von der Bedeutung konstanter Lebensraumbedingungen für die a-Diversität wird entworfen und diskutiert.
In der vorliegenden Arbeit werden erste Auswertungsergebnisse einer Liste von für Europa endemischen Gefäßpflanzen-Sippen vorgestellt. Die mit Sicherheit noch nicht vollständige Datei umfasst bislang 5534 Sippen (162 Sammelarten, 4575 Arten, 797 Unterarten). Weniger als die Hälfte aller endemischen Sippen (44%) sind nur in einer einzigen Region innerhalb Europas zu finden. Die an Endemien reichste Familie ist die der Asteraceae (19%). Ein erheblicher Anteil der endemischen Gefäßpflanzen Europas besiedelt Berge und Gebirgslandschaften mit Felsen, Blöcken bzw. Steinen und tendenziell höheren pH-Werten in den südlicheren Regionen Europas. 80% der Endemien sind in den Offenland-Ökosystemen des terrestrischen Bereiches zu finden, 11% in Wäldern, 5,4% in Küsten-Ökosystemen und 3,6% in den Süßwasser-Ökosystemen. Verbreitung, Ökologie und Bindung der Sippen an bestimmte Vegetationseinheiten werden in einen größeren evolutionsbiologisch-ökologischen Kontext gestellt und diskutiert.