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- 1975 (1)
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Einleitung: Ernährungsbiologische Untersuchungen dienen unter anderem dazu, die Position einzelner Tierarten in der jeweiligen Lebensgemeinschaft, der sie angehören, näher zu bestimmen. Dabei wird man sich nicht darauf beschränken können, die Nahrungsbestandteile in kleinen Serien zu ermitteln, denn die Zusammensetzung der Nahrung variiert entsprechend den Umweltbedingungen und dem physiologischen Zustand des Tieres. Die Variationsbreite des Nahrungsspektrums ist allerdings bei omnivoren Tieren, zu denen auch die Sperlinge zählen, verhaltnismäßig schwer zu erfassen, und es bedarf dazu einer grösseren Anzahl von Stichproben aus verschiedenen Populationen, die in unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen. Noch schwieriger ist es, die Variationsursachen zu erkennen, denn dazu sind quantitative Untersuchungen über das Nahrungsangebot und seine Ausnutzung notwendig. Die Arbeiten in dieser Richtung sind in den letzten Jahren vor allem von L. Tinbergen und seinen Schülern, denen Vögel und Arthropoden als Forschungsobjekte dienten, entscheidend gefördert worden. Doch auch viele andere Forscher davor und danach befassten sich mit Nahrungsuntersuchungen an Vögeln und begründeten damit eine Sammlung von Faktenmaterial zur Problemstellungen, die zum Teil nur im Rahmen ökologischer Komplexaufgaben sinnvoll bearbeitet werden können. Im Internationalen Biologischen Programm bot sich eine Gelegenheit, die Ergebnisse vieler tausender Arbeitsstunden, die der Erforschung der Ernährung von Haus- und Feldsperling gewidmet waren, zusammenzufassen und einer allgemeinen Synthese zuzuführen. Auf Grund ihrer weiten Verbreitung und der hohen Dominanz, dle die Sperlinge stellenweise erreichen können, ist nicht nur ihre Bedeutung im Artengefüge (species network; Elton 1966) von Ökosystemen ziemlich hoch einzuschätzen, sondern es besteht auch ein begründetes volkswirtschaftliches Interesse an der Verringerung der von ihnen in der Landwirtschaft verursachten Schäden. Die im folgenden vorgetragenen Fakten und Vorstellungen sollen dazu beitragen, ein Modell zu finden, das die Rolle der Sperlinge in verschiedenen Ökosystemen zum Ausdruck bringt und uns dadurch befähigt, zweckmässigere Wege bei der Regulierung von Sperlingspopulationen einzuschlagen. Es kann jedoch nicht die Aufgabe dieser Abhandlung sein, die trophische Position der Sperlinge in verschiedenen Klima- und Vegetationsgsbieten erschöpfend zu analysieren und quantitativ zu vergleichen, da dies einen Gesamtüberblick über das produktionsbiologische Datenmaterial voraussetzt, der erst noch in Gemeinschaftsarbeit geschaffen werden muss.