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Der Stockberg bei Ottbergen, Kreis Höxter, wurde 1982 nach fast zwanzigjährigem Bemühen der Naturkundler unter Schutz gestellt. Bereits in den beiden über dieses Gebiet veröffentlichten Arbeiten von KOPPE (1962) und LEWEJOHANN (1964) wird die floristische Bedeutung des Berges hervorgehoben. BRINKMANN (1978) bezeichnet ihn gar als wertvollsten und artenreichsten Muschelkalkhang im gesamten Regierungsbezirk Detmold.
Die Schuppenwurz (Lathraea squamaria) ist eine bleiche bis rötliche blattgrünlose Pflanze, die auf den Wurzeln verschiedener Bäume oder Sträucher schmarotzt. Sie gehört zur Familie der Rachenblütler oder Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae), ist also verwandt mit den Gattungen Königskerze (Verbascum), Ehrenpreis (Veronica) oder den halbparasitischen Gattungen Wachtelweizen (Melampyrum), Klappertopf (Rhinanthus) oder Augentrost (Euphrasia). Lathraea wächst in humosen Laubwäldern auf frischen bis feuchten, kalkreichen, basischen Lehmböden. Man findet sie an kaum überfluteten Stellen von Auwäldern, in Schluchtwäldern oder in Hainbuchenwäldern (SEBALD et.al. 1996). Ihr botanischer Name Lathraea bedeutet "die Verborgene" oder auch "Heimliche" (BECKHAUS 1893; VOSS 1922) und so begegnet man der Pflanze, die nicht alljährlich erscheint, das blühfähige Alter erst nach etwa 10 Jahren erreicht und auch unterirdisch blühen kann (PLANER-PUPP), eher selten, da man sie leicht übersieht. Sie erscheint und blüht bei uns zwischen Ende März und Anfang Mai, wenn bereits Giersch, Bingelkraut und andere Geophyten die durch die Laubschicht brechenden Schuppenwurz-Triebe zum Teil verdecken.
Im südlichsten Zipfel des Kreises Höxters findet sich in der Nähe der idyllischen Ortschaft Warburg-Welda eine wahre Perle des Naturschutzes, der Weldaer Berg. Seit mehr als 200 Jahren wird er von Schafen der Schäferei DRUDE aus Welda beweidet. Diese einzigartige Kontinuität hat einen bemerkenswerten Kalk-Halbtrockenrasen mit markantem Wacholderbestand erhalten, der heute in der Region Ostwestfalen-Lippe seines Gleichen sucht. In erster Linie ist es das artenreiche und biogeografisch interessante Pflanzeninventar, das den steil nach Süden und Osten zum Twistetal abfallenden Muschelkalkhügel 3 km südwestlich von Warburg zu einer landesweiten Besonderheit macht. Auch seltene Tierarten, vor allem Tagfalter, sind auf dem Terrain zu finden, das jedoch durch die Autobahn 44 Dortmund – Kassel und eine Bundesstraße in drei Teile zerschnitten ist und hierdurch als Lebensraum eine nicht unerhebliche Beeinträchtigung erfährt.
Unter den Fließgewässern des Kreises Höxter hat die Weser als Strom eine besondere Bedeutung für zahlreiche Pflanzen- und Tier- arten, die auf lichtexponierte amphibische Lebensräume angewiesen sind. Uferhochstaudenfluren, Fließgewässerröhrichte und Schlammuferfluren der Spülsäume finden sich im größten Teil der Betrachtungsstrecke in einer Ausdehnung, wie sie an kleineren Fließgewässern nicht vorkommen. Vor allem unter den Pflanzenarten sind etliche, deren hiesige aktuelle Vorkommen auf das Weserufer beschränkt sind. Durch eine übermäßige Verschmutzung, insbesondere durch die thüringischen und hessischen Kalisalzeinleitungen, waren die Biozönosen des Flusses und seiner Ufer lange Zeit, vor allem zum Ende der 1980er Jahre, merklich beeinträchtigt. Zur Flora und Vegetation liegen aus dieser Zeit Publikationen von HÄCKER (1989) und BRANDES & OPPERMANN (1994) vor. Aus der Tierwelt sind vor allem die Entwicklungen der Fischfauna gut dokumentiert (vgl. Berichte des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit). Als Folge der Wiedervereinigung wurden zahlreiche Salzbergwerke geschlossen bzw. mit effizienten Kläranlagen versehen, so dass die Salzeinleitungen stark reduziert werden konnten. Darüber hinaus wurden zahlreiche Kläranlagen neu gebaut oder modernisiert, so dass auch die Verschmutzung der Werra durch häusliche und gewerbliche Abwässer deutlich verringert wurde. Um der Frage nach inzwischen offensichtlichen Veränderungen der Vegetation nachzugehen und zur genaueren Kartierung der Bestände bestimmter bemerkenswerter Arten erfolgten im August 2005 und 2006 am Weserufer zwischen Bad Karlshafen und Stahle gezielte Erhebungen auffälliger bzw. seltener flussauentypischer Pflanzen. Beobachtungen zu ausgewählten Tierartengruppen (Vögel, Amphibien, Tagfalter, Libellen, Heuschrecken) wurden mitnotiert. Die Erfassung galt vor allem weithin auffälligen typischen Arten der Uferhochstaudenfluren, in erster Linie dem seltenen Fluss-Kreuzkraut (Senecio fluviatilis), dem Wiesen-Alant (Inula britannica) sowie den sog. invasiven Neophyten Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera), Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) und Japanischer Knöterich (Reynoutria japonica), die an vielen kleineren Fließgewässern der einheimischen Flora den Lebensraum in zunehmendem Maße streitig machen. Unterwasserpflanzen sowie seltene Pflanzen der Röhrichte und der Schlammuferfluren wurden ebenso kartiert. Von den beidseitig der Weser verlaufenden Radwegen aus sind die Uferstreifen mit Hilfe eines Fernglases fast komplett einsehbar, so dass die Erfassung der genannten Arten ziemlich vollständig erfolgen konnte. Ergänzend erfolgte vom Wasser aus eine Kartierung per Boot. An ausgesuchten und viel versprechenden Stellen wurden Pflanzen- und auch Tierarten genauer erfasst.
Vier im Jahre 1988 durchgeführte Kartierexkursionen dienten der floristischen Anschauung vor Ort, sowie der Bearbeitung von bisher nicht belegten Grundfeldern. Davon gibt es bislang noch ca. 100, was bedeutet, dass nur in gut der Hälfte der insgesamt 224 zu bearbeitenden Messtischblatt-Sechzehntel gezielt kartiert wird. Es erscheint deshalb unwahrscheinlich, dass Ende der Vegetationsperiode 1989 ein vorläufiges Abschlussergebnis vorliegen wird. War das Interesse an dieser Art Veranstaltung vor den Ferien mit 14 und 17 Teilnehmern erfreulich gross, so folgten im August lediglich noch 5 bzw. 6 Unentwegte dem Aufruf zum gemeinsamen Kartieren.
Westlich von Beverungen erstreckt sich entlang der alten Straße nach Drenke das Naturschutzgebiet "Wandelnsberg". Es umfasst Teile des eigentlichen Wandelnsbergs sowie den sich nordwestlich anschließenden Nullenberg. Beide sind Erhebungen des unteren Muschelkalks, die im Norden steil zum Springtal und zum Siedlungsrand von Beverungen abfallen und auf der Kuppe des Wandelnsberges eine Höhe von 255 m ü.NN erreichen. In süd- und südwestliche Richtung schließen sich größere Waldgebiete an. Mit 105 ha Größe war das Gebiet bis Ende der 1980er Jahre die größte Naturschutzfläche im Kreis Höxter. Der anfangs des 20. Jahrhunderts weitgehend waldfreie und mit orchideen- und wacholderreichen Schaftriften bedeckte Wandelnsberg, ist heute ein sehr abwechslungsreicher Komplex aus Wald, Gebüschen, Grünland und randlichen Ackerflächen.
Als man 1930 die ersten Naturschutzflächen am Bielenberg eingerichtet hat, waren bereits einschneidende Entscheidungen über die Gebietsnutzung gefallen. Auf den vormals als Ödland bezeichneten Berghängen stockte auf größeren Flächen ein gut 40- jähriger Waldbestand, wobei die Kiefer, wie Säger schreibt, recht licht stand, so dass die ursprüngliche Bodenflora noch kaum verändert erschien. Die besonders artenreichen, durch Beweidung entstandenen Kalkmagerrasen waren über den Berg verteilt noch vorhanden, vor allem aber in den Randbereichen, wo sie auch heute noch in Resten zu finden sind. Rückblickend ist davon auszugehen, dass der Berg in den 1930er Jahren seine größte Vielfalt an Pflanzenarten aufwies, da sich die Landschaft in einem durch Nutzungsänderungen bedingten Wandel befand und Sukzessionsprozesse für einen großen Strukturreichtum sorgten. Dies galt vor allem auch für die stillgelegten Steinbrüche und deren Umgebung. Nach dem Krieg wurde der Bielenberg als Pflanzenparadies wiederentdeckt, was in mehreren Gutachten und Veröffentlichungen zwischen 1950 und 1958 zum Ausdruck kam. Neben bemerkenswerten Neufunden aus der Flora war aber bereits das Verschwinden wertbestimmender Arten zu beklagen. Die bedeutenden Vorkommen des Großen Windröschens erloschen, weil die Pflanzen immer wieder von der Bevölkerung ausgegraben wurden (Preywisch 1957) und der Frauenschuh "erstickte" im immer schattigeren Dickicht des Kiefernwaldes. Später verschwanden auch die Wintergrün-Arten, die ebenfalls im dichten Unterwuchs der Kiefer keine zusagenden Bedingungen mehr vorfanden. In einer Flächenbilanz für die Kalkmagerrasen kommen Scheideler & Smolis 1983 zu dem Ergebnis, dass von ehemals ca. 20 ha gerade noch 2.500 m² verblieben sind - ein schlechtes Ergebnis nach 50 Jahren Naturschutz! Erst mit der Durchführung von Landschaftspflegemaßnahmen in den 1990er Jahren und der Schenkung privater Grünlandflächen an den Naturkundlichen Verein Egge-Weser konnte der Rückgang der Lebensräume seltener Pflanzen und Tiere der Kalkmagerrasen gestoppt werden. Durch Zurücknahme des vorgedrungenen Strauch- und Baumwuchses einschließlich kleiner Fichtenaufforstungen wurden die dem Wald südlich vorgelagerten Wiesen- und Magerrasenbestände wieder merklich vergrößert.
Der Wacholder ist einer unserer bemerkenswertesten Wildsträucher. Am bekanntesten sind sicherlich seine Vorkommen in Heidelandschaften auf Sandboden, wo er in säulenförmiger Gestalt landschaftsästhetisch in Erscheinung tritt. Man findet den Wacholder aber auch in Kalkgebieten. Im Kreis Höxter wächst er auf Magerrasen und an lichten Waldhängen der Kalkberge. In einigen Gebieten tritt er hier besonders landschaftsprägend auf, und schon früh hat man seinetwegen Flächen unter Naturschutz gestellt, so z.B. den Wandelnsberg bei Beverungen sowie den Weldaer Berg und den Iberg bei Warburg-Welda. Die offenen, mit Schafen, Ziegen, Rindern und anderem Vieh beweideten Magerrasen und Heiden sind seit dem 19. Jahrhundert stark zurückgegangen. Nach dem Ende der Allmende und der Erfindung des Kunstdüngers wurden viele Flächen intensiver genutzt oder in Forstflächen umgewandelt. Auch der lichtbedürftige Wacholder verlor damit an Lebensraum und wurde seltener. Als Kulturrelikt ist er aber bis heute gebietsweise erhalten geblieben. 2002 wurde er zum „Baum des Jahres“ erklärt.
Das Fluss-Greiskraut (Senecio fluviatilis Wallr.1840) an der Oberweser im Bereich des Kreises Höxter
(2006)
Eine der auffälligsten und wegen ihrer satten gelben Blütenfärbung auch schönsten Pflanzen des Weserufers ist das Fluss-Greiskraut, häufig auch als Fluss-Kreuzkraut bezeichnet. Es ist eine von 11 im Kreis Höxter vorkommenden Senecio-Arten aus der Familie der Korbblütler. Senecio fluviatilis wächst in uferbegleitenden Hochstaudenfluren von Flüssen und fällt zur Blütezeit im August weithin leuchtend ins Auge.
Im Laufe der Sommermonate sinkt der Wasserstand der Weser auf sein niedrigstes Niveau ab und der Fluß gibt die am längsten überschwemmte Zone zwischen Mittel - und Niedrigwasserlinie frei. Dies ist die beste Zeit, einen Lebensraum zu erkunden, der von Natur aus wie kaum ein anderer auffälligen dynamischen Prozessen hinsichtlich der Standort - und Vegetationsentwicklung unterworfen ist und der für den naturkundlich Interessierten stets Überraschungen bereit hält. Im Spätsommer 1988 habe ich stichprobenartig Uferpartien der Weser zwischen Bad Karlshafen und Stahle aufgesucht und floristische Beobachtungen entsprechend der Grundfeldeinteilung der Neukartierung der Flora von Höxter (Viertelquadrantenbasis) notiert. Die Weser durchfließt im Kreis Höxter 15 solcher Felder. Die von mir erfaßten Uferstreifen ergeben einseitig zusammengefaßt eine Länge von ca. 20 km.