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Die Ess- oder Edelkastanie (Castanea sativa) ist in Deutschland ein beliebter und weit verbreiteter Parkbaum. Am Ätna auf Sizilien sind Stammdurchmesser von über 6 m gemessen worden, womit die Esskastanie zu den dicksten Bäumen der Alten Welt gehört (DÜLL & KUTZELNIGG 2011). Unter natürlichen Bedingungen werden die Bäume normaler- weise 500 bis 600 Jahre alt. Am Nordhang des Ätna aber wurde ein fünfstämmiger Baum sogar auf 2000 Jahre geschätzt, der einen Kronenumfang von 56 m aufweist. Man nennt ihn die "Kastanie der 100 Pferde" und sagt, dass so viele Pferde unter seine Krone passen (BOTTACCI 2006, Abb. 1). In Nordrhein-Westfalen gibt es am Niederrhein eine eindrucksvolle Esskastanien-Allee bei Schloss Dyck, die wahrscheinlich 1811 gepflanzt wurde. Hier hat sich der Juchtenkäfer eingefunden (SORG & STEVENS 2010). Im Mittelmeergebiet wird die Esskastanie schon seit langem angebaut und auch in Deutschland ist sie besonders im Südwesten ein verbreiteter und eingebürgerter Forstbaum. In jüngerer Zeit breitet sich die Art in Deutschland nun auch in Gebieten aus, in denen solch auffällige Verwilderungen bisher nicht beobachtet wurden. Am bekanntesten ist die Esskastanie bei uns aber wohl in Form der Marone, die geröstet auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wird.
Seit fünf Jahren wird aufgrund der Initiative des Botanischen Sondergartens Wandsbek (Hamburg) eine "Giftpflanze des Jahres" ausgerufen. Hiermit will man auf giftige Pflanzen aufmerksam machen, die in Haus und Garten wachsen und deren Giftigkeit in der Öffentlichkeit häufig nicht (genügend) bekannt ist. Aus unserer Sicht etwas unglücklich ist die Wahl im Jahr 2009 auf Tabak (Nicotiana spec., ohne Festlegung auf eine Art) gefallen. Unglücklich deshalb, weil es in Deutschland wohl kaum überhaupt mal eine Vergiftung durch die (lebende) Pflanze gegeben hat. Einerseits wird Tabak nämlich in weiten Teilen Deutschland gar nicht angebaut und tritt nur gelegentlich in Form von Ziertabak (s. u.) in Gärten auf, andererseits verführt die Pflanze nicht zum Verzehr. Gefährlich für den Menschen sind eher die Giftpflanzen, die lecker aussehende Früchte ausbilden wie z. B. Tollkirsche (Atropa belladonna) oder Lorbeerkirsche (Prunus laurocerasus). Auch die Blätter des Aronstabs verführen zum Probieren, weil sie schon sehr früh im Jahr erscheinen und nach Sauerampfer schmecken (aber eben hochgiftig sind). Es sind diese Arten, die regelmäßig zu Vergiftungen führen, insbesondere bei Kindern. Hier ist eine intensive Aufklärung nötig. So wurde sinnvollerweise als Giftpflanze des Jahres 2008 der Riesen- Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) gewählt, der durch seine Phytotoxizität bei Berührung eine wirkliche Gefährdung darstellt. Anders als die anderen "Titelträger der Natur des Jahres" (Blume des Jahres, Baum des Jahres, etc.) wird die Giftpflanze des Jahres nicht ernannt, sondern per Abstimmung aus vier vorgegebenen Kandidaten gewählt. Hierbei kann jeder teilnehmen. So hat in diesem Jahr der Tabak die bei uns als Giftpflanzen deutlich relevanteren Arten Aronstab, Efeu und Lebensbaum auf die Plätze verwiesen. Die Wahl dürfte sicherlich durch die anhaltenden Diskussionen um das Rauchverbot im Jahr 2008 beeinflusst worden sein und somit eher eine politisch-soziologische darstellen. Jedenfalls ist die Tabakpflanze in der Tat eine Giftpflanze von globaler Bedeutung, sie dürfte heute die am weitesten verbreitete Giftpflanze überhaupt sein. Das Produkt, der Tabak, ist hochgiftig und wirkt in Anwendung als Genussmittel bei übermäßiger Anwendung krebserregend. Schon seine "Entdeckungsgeschichte" und die weltweite Erfolgsgeschichte sind interessant genug, dass wir ihn hier gerne vorstellen möchten.
Früh im Jahr blühen die Magnolien und zwar die meisten von ihnen schon vor der Blattentwicklung. Da sie außerdem große auffällige Blüten haben, zählen die Magnolien zu den prachtvollsten Blütenbäumen, die bei uns gepflanzt werden. Die Gattung Magnolia gehört, wie auch der nahe verwandte Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), zur Familie der Magnoliengewächse (Magnoliaceae). Sie wurde nach dem französischen Arzt und Botaniker PIERRE MAGNOL (1638-1715) benannt. Weltweit werden derzeit etwa 125 Magnolien-Arten unterschieden, bei uns in Kultur sind es aber erheblich weniger, weil nur wenige Arten genügend winterhart sind.
Das unter Naturschutz stehende Gebiet des Bövinghauser Bachtals (NSG Oberes Ölbachtal in Bochum, NSG Ölbachtal in Dortmund) wurde floristisch, vegetationskundlich und avifaunistisch untersucht. Insbesondere die Ergebnisse der botanischen Untersuchungen werden hier vorgestellt und zur Analyse herangezogen, um Veränderungen festzustellen, die sich seit ersten Untersuchungen Anfang der 1980er Jahre ergeben haben. Insgesamt wurden 437 Sippen an Höheren Pflanzen festgestellt, 366 davon wurden als dauerhaft ansässige Arten gewertet. 19 Arten stehen in einer der Roten Listen, 5 Arten werden auf der Vorwarnliste Nordrhein-Westfalen geführt. Festgestellt wurde insbesondere ein Rückgang oder sogar der Verlust von Arten, die nährstoffarme und/oder eine niedrige Vegetation benötigen. Pflanzensoziologisch wurden die gebietstypischen und dominierenden Pflanzengesellschaften erfasst. Fünf der gefundenen Pflanzengesellschaften stehen in einer Kategorie der Roten Liste. Zu den regional wichtigsten und auch für die Tierwelt bedeutendsten Biotopen gehören die großflächig ausgebildeten Röhrichtgesellschaften im Haupttal des Bövinghauser Baches, die in Form des Scirpo-Phragmitetums sowie der Großseggenrieder des Caricetum gracilis und des Caricetum acutiformis landesweit gefährdet sind. Auffällig ist die "Verbrennnesselung" der Gesellschaften, die sich insbesondere an Wegrändern und in den Feuchtgebieten bemerkbar macht. Hierauf weist auch das reichliche Auftreten von Gesellschaften hin, die aufgrund der Bevorzugung eutropher Standorte landesweit in Ausbreitung begriffen sind. Diese Befunde weisen auch auf die starke Nährstoffbelastung, insbesondere Stickstoffbelastung, des Gebiets hin. Gründe hierfür sind insbesondere der Eintrag durch die angrenzende Landwirtschaft sowie durch Hunde- und Pferdekot. Die Kartierung des Vogelbestands ergab insgesamt 70 Arten. Unter ihnen wurden 44 Brutvogelarten mit 230 Paaren festgestellt. Von den Vogelarten des Gebietes stehen insgesamt 22 auf der Roten Liste, davon 9 Brutvögel. Das Gebiet bietet durch seine Vielgestaltigkeit und hier insbesondere durch die großflächig ausgebildeten Feuchtgebiete einen in der näheren Umgebung einzigartigen Lebensraum für viele seltene Brutvogelarten. So wurden im Untersuchungsjahr Bruten von Feldschwirl, Schwarzkehlchen, Rohrammer und Teichrohrsänger festgestellt. Insgesamt ist festzustellen, dass die Anzahl der Brutpaare besonders in den Röhricht- und Hochstaudenbereichen vor allem auf Grund der häufigen Störungen durch Spaziergänger und freilaufende Hunde relativ niedrig bleibt. Auch für die Gewässerbrüter bestehen derzeit keine ausreichenden Ruhezonen.
Der Bochumer Stadtpark zeichnet sich durch eine große Anzahl von seltenen Gehölzen aus, die in vielen Fällen schon eine bemerkenswerte Größe erreicht haben. Eine von den etwa 100 unterschiedlichen Baumarten des Parks ist der Oregon-Ahorn, der als direkte Übersetzung des lateinischen Namens auch Großblättriger Ahorn genannt wird. Das Exemplar steht im Südwesten des Parks oberhalb des Weges der nördlich des Museumsteiches verläuft. Die Art wird außerhalb von Gehölzsammlungen in Deutschland nicht gepflanzt und ist daher bei uns selten. Der Baum im Stadtpark dürfte mit seiner Größe von ca. 25 m und einem Stammumfang von 2,50 m auch bundesweit zu den Raritäten gehören.
Zum Wandel der Flora von Bochum im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) in den letzten 120 Jahren
(2009)
In der vorliegenden Arbeit wird die historische Flora von Bochum (HUMPERT 1887) mit der rezenten Online-Flora von Bochum (JAGEL 2009) quantitativ und qualitativ verglichen. Der Wandel in der Flora wird exemplarisch anhand verschiedener Lebensräume dargestellt und der Landschaftswandel in Bochum aufgezeigt. Die dargestellte Entwicklung kann als typisch für die gesamte Region des Ballungsraumes Ruhrgebiet angesehen werden. Trotz der 142 ausgestorbenen Arten liegt die Gesamtartenzahl der dauerhaft ansässigen Arten in Bochum heute bei 779 und damit höher als bei HUMPERT (602 dauerhaft ansässige Arten). Die Anzahl der Neuzugänge überwiegen die Abgänge, dies wird beispielsweise durch den Anstieg eingebürgerter Neophyten von 26 (4 % der Gesamtflora) in HUMPERTS FLORA auf 110 (16 %) heute deutlich. Ein "Rückgang der Arten" liegt also quantitativ nicht vor, wohl aber qualitativ. Der tiefgreifende Wandel der Flora kommt im Wesentlichen durch einen deutlichen Rückgang der Arten landwirtschaftlicher Flächen (Äcker und Grünland) zustande. Insbesondere Arten mit Ansprüchen an nährstoffarme Standorte sind deutlich im Rückgang begriffen. Einige dieser Arten konnten einen Standortwechsel auf Bahn- und Industriebrachen vollziehen und sind nur deswegen noch nicht aus dem Stadtgebiet verschwunden. Ungefähr die Hälfte der Rote-Liste-Arten Bochums wachsen heute auf solchen Brachflächen (fast ein Drittel sogar ausschließlich), nur knapp ein Viertel dagegen in Naturschutzgebieten. Mit der zunehmenden Bebauung bzw. durch eine sog. “Inwertsetzung“ dieser Brachen gehen nun auch diese Standorte zunehmend verloren und durch den Niedergang der Montanindustrie und dem bereits vollzogenen Strukturwandel fallen heute keine neuen Industrieflächen mehr brach, die diesen Flächenverlust kompensieren können. Es ist daher zu befürchten, dass viele der gefährdeten Arten in näherer Zukunft aussterben werden. Ebenfalls einen starken Rückgang erfuhren die Arten der Gewässer. Dieser begann bereits Ende des 19 Jhds. durch den Einfluss der Zechen und Schwerindustrie, hält aber auch heute noch durch Eutrophierung der Landschaft und den hohen Freizeitdruck auf entsprechende Lebensräume an. Verglichen mit der verheerenden Situation dieser Lebensräume zu Zeiten des Bergbaus hat sich die Situation der Bachsysteme heute aufgrund erfolgter Renaturierungsmaßnahmen aber etwas gebessert.
Der Blaue Bubikopf (Pratia pedunculata, Lobeliaceae), eine Zierpflanze aus Australien, hat sich in zwei Zierrasen in Bochum-Querenburg eingebürgert, wie dies vom echten Bubikopf (Soleirolia soleirolii) im Stadtgebiet schon länger bekannt ist. Über die Fundumstände und die Geschichte der Einbürgerung der für Westfalen neuen Art wird berichtet.
Wenn sich der Sommer beginnt zu verabschieden und sich die Blätter der Laubbäume langsam verfärben, bereitet sich die heimische Natur - ebenso wie der heimische Botaniker - auf die Winterruhe vor. Blütenreichtum ist im urbanen Raum vorwiegend noch einigen spät blühenden Neubürgern auf Industriebrachen zu verdanken. Therophyten-Freunde erfreuen sich zum Saisonfinale an der Flora der Ufer der großen Flüsse. Für die früher viel stärker von den Jahreszeiten abhängigen Menschen galt die Blüte der Herbstzeitlose als Herbstbote. Diese Art ist in vielerlei Hinsicht - strategisch und morphologisch - sonderbar, ungewöhnlich und daher faszinierend.
Der Granatapfel ist bei uns zur Weihnachtszeit mittlerweile regelmäßig an Obstständen zu finden. Trotzdem gehört er für Mitteleuropäer noch immer zu den exotischen Früchten und oft weiß man nicht so recht, was man mit ihm anfangen soll. Ganz anders im Mittelmeergebiet. Hier wird der Granatapfel einerseits als Obstbaum, andererseits wegen seiner prachtvollen leuchtend roten Blüten häufig gepflanzt. Ihn umgibt eine Fülle von Symbolik und mythologischen Geschichten von der Antike bis ins Mittelalter.
In Gartencentern findet man im Herbst und Winter manchmal die Knollen der Eidechsenwurz (Sauromatum venosum = S. guttatum, gelegentlich als "Arum cornutum" angeboten). Man kann diese Knollen so, wie sie sind, auf die Fensterbank legen. Im Frühjahr erscheint dann eine außergewöhnliche "Blüte". Aufgrund dieser ungewöhnlichen Kultur wird die Eidechsenwurz auch "Wunderblume" genannt. Neben dem spektakulären Blütenstand wird die Art aber auch wegen ihrer ungewöhnlichen, fußförmigen Blätter kultiviert. Die Stiele der Blätter sind etwa 50 bis 75 cm lang und gepunktet, die Blattspreite wird bis 50 cm breit. In Nordrhein-Westfalen wurde im Jahre 2008 erstmals ein verwildertes Vorkommen der Eidechsenwurz nachgewiesen.
In vielen Fällen blühen Koniferen unauffällig. Ihre Blüten sind sparsam ausgestattet, vergleicht man sie mit denen der echten "Blütenpflanzen" (Angiospermen), also z. B. einer Rose oder einem Mohn. Es gibt bei den Koniferen keine Blütenblätter und es gibt auch keine Fruchtblätter: Die Samenanlagen stehen "nackt" in den Achseln oder auf der Fläche einer Zapfenschuppe, weswegen man die Koniferen zu der Gruppe der Nacktsamer (Gymnospermen) zählt. So braucht man bei vielen Koniferen einige Übung, die Blüten überhaupt zu finden.
Zwei Funde des Arabischen Schneckenklees (Medicago arabica) in Geseke/Kreis Soest und Köln gaben Anlass, weitere Funde aus NRW zusammenzustellen und den Status der Art im Bundesland zu diskutieren. Angaben von Botanikern des 20. Jahrhunderts legen nahe, dass die Art schon damals an Wegrändern, auf Bahngeländen, auf Geländen von Wollspinnereien und in Gärten eingebürgert war. Zwei aktuelle Vorkommen in Köln und Königs-winter werden hier als eingebürgert betrachtet. Funde im Aachener Raum schließen sich an das niederländische Areal an, wo die Art als indigen betrachtet wird, sodass sogar ein Indigenat der Art in Nordrhein-Westfalen nicht auszuschließen ist.
Vorgestellt werden zwei eingebürgerte Vorkommen des Rundblättrigen Labkrauts (Galium rotundifolium) in Fichtenforsten in Attendorn und Lennestadt (Kreis Olpe/Sauerland). Die Herkunft dieser im Süden Deutschlands heimischen Art ist ungewiss. Als Quelle kommt am ehesten forstliches Pflanzgut in Frage.
Das Jahr 2018
(2019)
Exkursion: Bochum-Weitmar, städtischer Friedhof und Schlosspark, Koniferen und andere Immergrüne
(2014)
Der Städtische Friedhof in Bochum-Weitmar weist eine hohe Vielfalt an Koniferen und anderen immergrünen Arten auf. Neben den gängigen und in der Region typischen Friedhofsgehölzen wachsen hier außerdem einige, nicht so häufig gepflanzte Arten, wie z. B. die Schirmtanne (Sciadopitys verticillata). Auch im angrenzenden Weitmarer Schlosspark sind trotz gravierender Umgestaltungen in den letzten Jahren noch immer einige seltenere Koniferen-Arten vorhanden, wie z. B. die Sicheltanne (Cryptomeria japonica) und die Weihrauchzeder (Calocedrus decurrens).
Der Spitz-Wegerich ist in ganz Deutschland verbreitet und häufig. Heutzutage kommt er in den gemäßigten Zonen sogar weltweit vor. Er ist leicht in der Natur zu finden und einfach zu erkennen. Und er gehört zu den heimischen Heilpflanzen, deren Wirkung in der Volksmedizin überall bekannt ist. Außerdem handelt es sich um eine Heilpflanze, die auch bei Aufnahme von größeren Mengen nicht giftig ist. Welche Art könnte man sich also besser vorstellen, zur Arzneipflanze des Jahres zu wählen? Mal abgesehen davon, dass auch der Morphologe einiges zur Blütenbiologie eines Wegerichs zu berichten hat und der Taxonom in jüngster Zeit die Systematik der Wegerichgewächse auf den Kopf gestellt hat.
Auch in diesem Jahr führte eine Frühjahrsexkursion auf einen winterlichen Friedhof. Hier stand insbesondere das Erkennen der Koniferen (Nadelbäume) im Mittelpunkt. Wichtig dabei ist es, zunächst die Fülle der hier vorkommenden gärtnerischen Sorten der botanischen Art zuzuordnen. Der Matthäusfriedhof in Bochum-Weitmar ist ausgesprochen reich an Koniferenarten und -sorten und beherbergt auch einige seltener gepflanzte Arten wie z. B. Schirmtanne und Sicheltanne. Andere immergrüne Gehölze wurden ebenfalls besprochen.
Das Leberblümchen blüht als eine der ersten auffälligen Arten im Jahr und läutet den Frühling ein, daher wurde es früher bei uns auch Vorwitzerchen genannt. Besonders auffällig macht es zu dieser Zeit seine blauviolette Farbe. Wie eine ganze Reihe von anderen Arten stößt das Leberblümchen in Nordrhein-Westfalen an seine nordwestliche Verbreitungsgrenze, aber anders als die meisten dieser Arten kommt es nur im westfälischen Landesteil vor und fehlt selbst hier in großen Bereichen. Zur Blume des Jahres 2013 wurde es gewählt, weil es oft in Altwäldern vorkommt, die selten werden. Im vorliegenden Beitrag werden Taxonomie, Morphologie, Lebensraum und Heilwirkungen der Art beschrieben.
Das Kleine Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) zählt zu den klassischen Frühjahrsgeophyten, wobei die Bezeichnung Wintergeophyt an dieser Stelle viel treffender wäre, denn die Art gehört neben dem Winterling (Eranthis hyemalis) bei uns zu den allerersten blühenden Pflanzen im Jahr. Ihre Blüten erscheinen massenhaft zwischen Januar und März, in milden Jahren blühen einzelne Pflanzen auch schon im Dezember. Somit kommt dem Schneeglöckchen nicht nur unter Botanikern eine symbolische Bedeutung zu: Sein Erscheinen versinnbildlicht das allmähliche Erwachen der Natur nach der Winterruhe und den Neubeginn des Pflanzenjahres.
Der Bubikopf ist schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts als Zimmerpflanze in Kultur und auch heute noch ganzjährig im Pflanzenhandel erhältlich. Dem Gärtner ist schon länger bekannt, dass die Art auch bei uns milde Winter im Freiland überdauern kann. Für den Botaniker ist aber interessant, dass der Bubikopf offensichtlich immer häufiger auch verwildert und dabei Fröste von unter -10 °C schadlos überdauert. Im Ruhrgebiet haben sich verwilderte Bubikopf-Vorkommen in Zierrasen als vollkommen winterhart erwiesen.
Süßholz ist bekannt vom Raspeln und als Lakritz, vielleicht sogar als Hustenmittel. Aber wer hat schon einmal die lebende Pflanze gesehen? Im Jahr 2012 wurde die Art vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzen vom Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Wie schon im letzten Jahr mit der Fleischfarbenen Passionsblume (Passiflora incarnata) handelt es sich um eine fremdländische Art, die man in Deutschland, wenn überhaupt, nur noch in Botanischen Sammlungen finden kann. Die lebende Pflanze ist heute weitaus unbekannter als ihre Heilwirkung. In noch größerem Maße trifft dies übrigens auch auf die Heilpflanze des Jahres 2012 zu, die Koloquinte (Citrullus colocynthis). Der Sinn solcher Auswahlen bleibt im Unklaren. Es scheint uns geeigneter, den Botanischen Gärten die Aufgabe zu überlassen, sich solchen interessanten, aber weitgehend unbekannten oder in Vergessenheit geratenen Pflanzen zu widmen. Bei der Wahl einer deutschen "Pflanze des Jahres" sollte man sich unserer Ansicht nach auf Arten der heimischen Pflanzenwelt konzentrieren, die man auch in der Natur zu Gesicht bekommen kann. Die Auswahl an geeigneten Kandidaten mit Heilwirkung jedenfalls dürfte für einige hundert Jahre ausreichen – oder aber man kürt gleich ein "Medikament des Jahres".
Zwei Funde des Mittleren Nixkrauts (Najas marina subsp. intermedia) in Gewässern der Rheinaue in Duisburg geben Anlass, auf die in Nordrhein-Westfalen noch weitgehend unbekannte Art Najas marina mit ihrenbeiden Unterarten aufmerksam zu machen, zumal es Hinweise darauf gibt, dass die Sippen bundesweit in Ausbreitung begriffen sind. Während in jüngerer Zeit die subsp. marina in Nord- und Ostwestfalen erstmals für Nordrhein-Westfalen nachgewiesen wurde, liegt mit dem Fund der subsp. intermedia in Duisburg nun der Erstnachweis dieser Unterart für Nordrhein-Westfalen vor.
Aktuelle Vorkommen der Pracht-Königskerze (Verbascum speciosum SCHRAD.) in Nordrhein-Westfalen
(2012)
Im Sommer 2012 wurden an fünf verschiedenen Stellen in vier unterschiedlichen Großlandschaften Nordrhein-Westfalens Vorkommen der Pracht-Königskerze (Verbascum speciosum SCHRAD.) entdeckt. Vier der Vorkommen lassen auf eine bereits erfolgte Einbürgerung schließen. Die Erkennungsmerkmale der in Deutschland bisher als unbeständig angesehenen Art werden aufgeführt, die Unterschiede zu ähnlichen Arten (Verbascum pulverulentum, V. lychnitis, V. bombyciferum, V. olympicum) werden dargestellt.
Im Jahr 2011 wurde die Moorlilie (andere Namen z. B. Beinbrech, Ährenlilie, Stablilie oder Knochenbruchgras) zur Blume des Jahres 2011 gewählt, zum letzten Mal von der bekannten Naturschützerin HANNELORE SCHMIDT, die auch die Rede zur Ernennung noch selbst verfasste (http://www.stiftung-naturschutz-hh.de/blum/rede2011.htm), aber kurz vor der Bekanntgabe mit 91 Jahren verstarb. Seit 1980 wird eine "Blume des Jahres" gekürt. Sie soll "Menschen immer wieder über den ökologischen Wert der Pflanzenwelt und über die Notwendigkeit des Schutzes aller bedrohten Arten informieren" (LOKI SCHMIDT, http://www.stiftung-naturschutz-hh.de/blumedj.htm). Mit der in Deutschland stark zurückgegangenen Moorlilie will die LOKI-SCHMIDT-STIFTUNG den Lebensraum Moor ins öffentliche Bewusstsein rücken, stellvertretend für alle weiteren charakteristischen und ebenfalls oft gefährdeten Arten dieses stark gefährdeten Lebensraums.
Die Echte Katzenminze, auch Katzenkraut, Katzenmelisse oder Steinmelisse genannt, ist eine alte Heilpflanze, die bereits von den Römern in Mitteleuropa kultiviert wurde. Ihre Ver-wilderungen gehörten zur typischen Flora der Dörfer, der Umgebung von Klöstern und Gehöften. Die Art tritt aber auch im Siedlungsbereich größerer Städte auf. Sie war in der nordrhein-westfälischen Flora zumindest im letzten Jahrhundert nie häufig und ist heute nur noch sehr selten zu finden (z. B. BECKHAUS 1893, HÖPPNER & PREUSS 1926, RUNGE 1990, HAEUPLER & al. 2003, GORISSEN 2015). Derzeit steht sie landesweit als stark gefährdet auf der Roten Liste (RL 2, RAABE & al. 2011), in einigen Großlandschaften wird sie sogar als "vom Aussterben bedroht" (RL 1) oder "ausgestorben" (RL 0) eingestuft. Dabei muss man aber wissen, dass aktuelle Vorkommen der Echten Katzenminze oft als neophytisch klassifi-ziert und deswegen nicht in der Roten Liste berücksichtigt werden. Hierbei drängt sich die Frage auf, inwiefern sich solche neophytischen Vorkommen überhaupt von anderen Vorkommen unterscheiden.
Am 18. Juli 2010 fand im Ruhrgebiet das Projekt "Still-Leben Ruhrschnellweg" im Rahmen der Veranstaltung zur Kulturhauptstadt 2010 statt. Für einen Tag war die A40 zwischen Dortmund "Märkische Straße" und Duisburg-Häfen für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt und wurde zu einer Veranstaltungsmeile (www.ruhr2010.still-leben-ruhrschnellweg.de), die im Nachhinein als einer der erfolgreichsten Veranstaltung des Kulturhauptstadt-Jahres betrachtet wurde. Neben dem außergewöhnlichen Event an sich stellte dieser Tag für Botaniker zusätzlich eine einmalige Gelegenheit dar, einen Lebensraum zu untersuchen, der ansonsten nicht zugänglich ist und bisher nur völlig unzulänglich aus dem fahrenden Auto bzw. im Stau stehend untersucht worden war. Daher beschlossen der Bochumer Botanische Verein und die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (www.bswr.de), eine systematische Kartierung der Autobahnstrecke zu organisieren. Unter der Federführung von Dipl.-Biol. CORINNE BUCH (Vorsitzende des Bochumer Botanischen Vereins und Mitarbeiterin an der Biostation Westliches Ruhrgebiet) konnten außerdem insbesondere aus dem Umfeld der anrainenden Universitäten, des BUND, des NABU und der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet über 70 Fachleute, Studierende und interessierte Laien für das Projekt gewonnen werden. Als Triebkraft für ein solch außergewöhnlich großes Interesse war zu allererst eine gespannte Neugierde festzustellen. Wissenschaftliches Ziel war neben einer möglichst vollständigen Erfassung aller Arten, besonders charakteristische Autobahnarten herauszustellen, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Salzpflanzen (Halophyten) lag.
Das aus Südafrika stammende Gebogene Liebesgras (Eragrostis curvula) wurde bisher in Nordrhein-Westfalen nur vereinzelt gefunden. Die charakteristischen Merkmale der Art werden hier vorgestellt und drei ihrer nordrhein-westfälischen Wuchsorte (Rhein-Herne-Kanal in Bottrop, NSG "Brachter Wald" im Kreis Viersen, Quarzsandgrube in Frechen, Rhein-Erft-Kreis), an denen sie eingebürgert ist, ausführlich beschrieben. Eragrostis curvula gelangte z. T. offensichtlich aus Ansaaten ins Gelände, an anderen Stellen bleibt die Herkunft unklar. Wie langjährige Beobachtungen zeigen, ist die Art in der Lage, sich an offenen Standorten massiv auszubreiten. Durch Mahd und Brand wird die Art offensichtlich gefärdert. Im NSG "Brachter Wald" wird sie zum Erhalt der ursprünglich vorhandenen Arten und der ursprünglichen Vegetation bereits seit einigen Jahren durch verschiedene Maßnahmen erfolgreich zurückgedrängt.
Das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris), benannt nach dem bevorzugten Lebensraum und den oft herzförmigen Blättern, ist in Nordrhein-Westfalen eine Seltenheit und es wird immer seltener. Die Blüten wirken auf den ersten Blick schlicht, aber sie haben einige Überraschungen zu bieten, denn schaut man genau hin, dann stellt sich heraus, dass sie einerseits trickreich ihre Bestäuber betrügen und andererseits durch eine ausgeklügelte Blührhythmik dafür sorgen, dass ihre Blüten nicht selbstbestäubt werden können. Und man kann einer Blüte sogar ansehen, wie alt sie ist und wie viele Tage sie noch blühen wird.
Zur Blume des Jahres 2012 wurde die Heide-Nelke (Dianthus deltoides) ernannt. Die Loki-Schmidt-Stiftung möchte damit auf die schutzwürdige und in Deutschland gefährdete Art sowie ihre bedrohten Lebensräume aufmerksam machen. Eine Beschreibung der Art, ihres Lebensraums und die Gründe für Ihren Rückgang sind unter www.stiftungnaturschutz- hh.de/blume/2012.htm nachzulesen. Die Art ist auch in Nordrhein-Westfalen heimisch, hier selten geworden und steht mittlerweile als gefährdet (RL 3) auf der Roten Liste (RAABE & al. 2010). In diesem Porträt sollen einige ergänzende Infos gegeben werden, die sich im Wesentlichen mit der Verbreitung in Nordrhein-Westfalen und der Unterscheidung zu ähnlichen bei uns auftretenden Dianthus-Arten befassen.
Eine der letzten relativ nährstoffarmen und daher artenreichen Wiesen in Bochum liegt auf dem Kalwes südlich der Fachhochschule Bochum. Sie wird allerdings zunehmend von Norden her aufgebraucht und als Bauland verwendet. Es lohnt sich daher immer wieder, diese Wiese aufzusuchen, solange sie noch existiert.
Viele Pflanzen und Tiere ziehen in die Stadt, weil ihnen die Lebensumstände auf dem Land nicht mehr zusagen. Dabei findet man gelegentlich auch Arten, die mittlerweile sehr selten sind oder zwischenzeitlich sogar in der Region als ausgestorben galten. Eine dieser Arten ist das Gelblichweiße Ruhrkraut (Helichrysum luteoalbum).
Bei dieser abendlichen Exkursion drehte sich alles um das Thema Stadtpflanzen. Das Bergbaumuseum mit seinem berühmten Förderturm befindet sich mitten im Herzen Bochums und ist umgeben von typischen urbanen Pflanzenstandorten wie Pflasterritzen, Zierrasen, Baumscheiben, Mauern und Straßenbegleitgrün. Für den Botaniker sind solche Standorte bekannt für Vorkommen bemerkenswerter Pflanzenarten und immer für die eine oder andere Überraschung gut. Auf der Exkursion wurden jedoch nicht nur die Besonderheiten der Stadtflora gesucht, sondern auch häufige und typische Pflanzen vorgestellt, sodass auch Anfänger die Arten "vor der Haustür" kennen lernen konnten.
Auf einer Streuobstwiese an der Schattbachstraße in Bochum, die seit einigen Jahren zu einer "Naturschutzwiese" mit Glatthaferwiese entwickelt wird, wurden im Zeitraum zwischen dem 15.09.2020 und dem 31.12.2020 Nacht-falteruntersuchungen mittels Köder durchgeführt. Insgesamt wurden 43 Nachtfalter-Arten nachgewiesen, deren Phänologie erläutert wird. Von den acht Rote-Liste-Arten finden aufgrund ihrer Bedeutung für Nordrhein-Westfalen drei Arten besondere Erwähnung: Dryobotodes eremita, Lithophane semibrunnea und Xanthia gilvago.
In jüngerer Zeit häufen sich im Siedlungsraum des Ruhrgebiets Funde des Frühlings-Fingerkrauts (Potentilla verna), insbesondere in Zierrasen auf Friedhöfen. Der Ursprung der Vorkommen, ihr floristischer Status und die Relevanz für die Einstufung in die Rote Liste Nordrhein-Westfalens werden diskutiert.
Auf einer etwa 0,5 ha großen Obstwiese an der Schattbachstraße in Bochum-Querenburg/Laer wurden von Mai 2018 bis Juli 2019 Flora, Fauna und Funga soweit möglich erfasst. Die Artenliste soll als Grundlage dienen, Veränderungen in der Artenzahl und Artenzusammensetzung bei einer späteren Untersuchung analysieren zu können. Diese Veränderungen erfolgen durch die Überführung der ehemaligen Wiesenbrache mit gelegentlicher Beweidung in eine zweischürige Glatthaferwiese im Sinn einer "Historischen Wiese". Insgesamt wurden 710 Arten nachgewiesen, unter ihnen 183 Pflanzenarten (168 Gefäßpflanzen, 13 Moose, 2 Algen), 32 Pilzarten, 13 Flechtenarten und 482 Tierarten. Bei den Tieren stand die Erfassung der Insekten (400 Arten), insbesondere der Anteil der Bestäuber (158 Arten, 40 %), im Fokus. Durch die Nutzungsänderung zu einer blütenreichen Mähwiese sind in dieser Gruppe am ehesten positive Veränderungen zu erwarten. Die Bestäuber werden hinsichtlich ihrer Blütenbesuche analysiert und die wichtigsten Pflanzenarten aufgeführt, an denen sie beobachtet wurden. Dabei stellen sich neben den Obstbäumen fünf Arten der Krautschicht (Senecio jacobaea, Heracleum sphondylium, Daucus carota, Anthriscus sylvestris und Cirsium arvense) mit jeweils 20 oder mehr unterschiedlichen Bestäubern als meistbesuchte Arten heraus. Bei der Bestäubung dominieren mit 38 % Hautflügler-Arten (Hymenoptera), gefolgt von Zweiflüglern (Diptera, 26 %), Käfern (Coleoptera, 18 %) und Schmetterlingen (Lepidoptera, 18 %). Die Anteile der gefährdeten Arten mit 9 (1,7 %) (zusätzlich 9 Arten der Vorwarnliste) und der Neobiota mit 32 Arten (4,5 %, 19 Neophyten, davon 10 unbeständig, und 13 Tierarten) sind relativ gering. Die gewählten Entwicklungsmaßnahmen der Wiese, die neben der Mahd auch Einsaaten umfassen, werden erläutert und Artenzahlen sowie Erfolgsperspektiven auch vor dem Hintergrund der klimatischen Änderungen diskutiert.
Als Maßnahme gegen das "Insektensterben" werden Samentütchen im Handel angeboten oder von Firmen und Behörden verteilt, die im Garten, aber auch in der freien Landschaft, ausgestreut werden. Häufig wird dies von Naturschutzverbänden unterstützt. Der Inhalt dieser Tütchen ist in der Regel nicht dokumentiert und besteht in vielen Fällen aus nicht-einheimischen, einjährigen Arten, die zu keinem nachhaltigen, positiven Effekt in der Natur führen und höchstens den häufigen Insektenarten nützen. Es werden die Komplexität der Themenfelder "Insek-tensterben" und "Ansaaten" beleuchtet und Handlungsalternativen zur ungezielten Samenaussaat aufgezeigt.
Am 7. Oktober 2019 starb plötzlich und unerwartet DIETRICH BÜSCHER, der von uns allen DIETER genannt wurde. Er gehörte seit den 1980er Jahren zu den bekanntesten und sicherlich auch emsigsten Botanikern Nordrhein-Westfalens und war im BOCHUMER BOTANISCHEN VEREIN eines der ersten Mitglieder. DIETER erforschte nicht nur jahrzehntelang die Flora des Landes, sondern setzte sich auch aktiv und energisch für den Erhalt der Natur ein. Mit ihm verliert unser Verein und insbesondere auch das Ruhrgebiet einen der besten Kenner der hiesigen Flora und ihrer Veränderungen in den letzten 40 Jahren.
Im NSG Emsdettener Venn im Kreis Steinfurt/NRW wächst seit mindestens 2011 Frasers Auenhartheu (Triade-num fraseri), eine Art, die an sumpfigen Standorten in Nord-Amerika heimisch ist. Das Vorkommen breitet sich im Emsdettener Venn weiter aus und ist hier offensichtlich bereits eingebürgert. Da es sich wahrscheinlich um die erste Verwilderung der Art in Deutschland handelt, wird Frasers Auenhartheu mit Fotos vorgestellt und das Vorkommen näher beschrieben.
Tellima grandiflora, die Falsche Alraunwurzel, eine Zierpflanze aus Nordamerika, wird in Gärten als Bodendecker in schattigen Bereichen gepflanzt. Aus solchen Anpflanzungen heraus verwildert die Art und ist in der Lage, sich bevorzugt an feuchten und schattigen Standorten einzubürgern, wie dies an einigen Stellen im Ruhrgebiet geschehen ist.
Besenheide und Schneeheide - Winterblüher der Friedhöfe - Calluna vulgaris, Erica carnea (Ericaceae)
(2008)
Die Besenheide (Calluna vulgaris), auch Heidekraut oder einfach "Heide" genannt, ist eine heimische Pflanzenart, die bei uns in Nordrhein-Westfalen sowohl im Flachland in den Heidegebieten, als auch im Bergland in bodensaueren Wälder sowie in Hochheiden wächst. Die Blütezeit der Besenheide liegt zwischen August und Oktober, also eigentlich nicht im Winter. Anders als die der Besenheide ist die Schneeheide oder Winterheide (Erica carnea = E. herbacea) ein wirklicher Winterblüher, denn sie blüht von Januar bis April.
Zusätzlich zum Weihnachtsbaum werden bei uns Heim, Balkon und Garten mit weihnachtlichem "Tannengrün" geschmückt. Im Prinzip können Zweige jedes immergrünen Gehölzes aus dem Garten als "Weihnachtsgrün" dienen und tun es oft auch. Eine Zusammenstellung von Weihnachtsgrün ist daher nach oben offen. Wir wollen hier daher einerseits die vegetativen Merkmale der Arten besprechen, die regelmäß
ig in Gartencentern als Schnittgrün in Form von Zweigbündeln oder in Adventskränzen verarbeitet für die Dekoration verkauft werden. Hierbei ist das Angebot regional, aber auch von Gartencenter zu gut sortierten Blumengeschäften und Märkten verschieden. Andererseits beschreiben wir auch die immergrünen Koniferen, die man mit einer gewissen Regelmä
igkeit in Gärten und auf Friedhöfen findet. In Kombination mit den beiden Zusammenstellungen der "Weihnachtszapfen"(DÖRKEN & JAGEL 2010) und den "Zapfen der Zypressengewächse" (JAGEL & DÖRKEN 2014) sollte es dadurch möglich sein, den Gro
teil der bei uns in Gärten gepflanzten immergrünen Koniferen bestimmen zu können. Zweige von Koniferen lassen sich zwar nur selten bis auf die Zuchtsorten bestimmen, in der Regel kann man aber mit ein bisschen Übung die Arten erkennen. Die in Frage kommenden Arten gehören in die Pflanzenfamilien der Kieferngewächse (Pinaceae), Zypressengewächse (Cupressaceae), Eibengewächse (Taxaceae), Araukarien (Araucariaceae) und Schirmtannen (Sciadopityaceae). Bei der Beschreibung der Zweige beschränken wir uns weitgehend auf Merkmale der Zweige und Blätter bzw. Nadeln und geben keine Beschreibungen der Wuchsformen oder Zapfen. Im Zweifelsfall können aber gerade die Zapfen für eine sichere Bestimmung unerlässlich sein. Hierzu können die oben genannten Zusammenstellungen zur Hilfe genommen werden.
Der Goldregen spielte lange Zeit eine wichtige Rolle als Blütensolitär in der mitteleuropäischen und englischen Gartenkultur. Alle Goldregen-Arten beeindrucken durch die massenhaft hervorgebrachten Blüten, die in langen hängenden Trauben stehen (Abb. 1 & 2). Darauf nimmt auch die deutsche Bezeichnung "Goldregen" Bezug. KRÜSSMANN schreibt 1977: "In voller Blüte stehende Bäume oder gro
ße Sträucher sind an Schönheit kaum zu übertreffen". In den letzten Jahren verschwanden die Goldregen mehr und mehr aus deutschen Gärten und Parkanlagen, nachdem in den Medien über Todesfälle bei Kindern berichtet wurde. Sie hatten Früchte und Samen des Goldregens gegessen. Heute hat ein blühender Goldregen in einem Hausgarten schon fast den Status einer dendrologischen Besonderheit. Die Wahl von Laburnum anagyroides zur Giftpflanze des Jahres 2012 gibt Anlass, die Goldregen in einem kurzen Porträt nachfolgend vorzustellen. Bei den bei uns gepflanzten Sträuchern handelt es aber gar nicht um den Gewöhnlichen Goldregen, sondern fast ausschlie
lich um den Hybrid-Goldregen (Laburnum xwatereri 'Vossii').
Unter den Blütengehölzen, die bereits im Winter blühen, spielen bei uns im Wesentlichen fremdländische Arten eine Rolle. Hierzu gehören neben den Zaubernüssen (Hamamelis spp., vgl. DÖRKEN 2012) auch Vertreter der Gattung Viburnum, die sog. Schneebälle. Die frühe Blütezeit einiger Arten und die kugelige Form der voll aufgeblühten Blütenstände haben zum deutschen Namen der Gattung geführt. Auch wenn der größ
ere Anteil der Schneeball-Arten erst im Frühling oder Vorsommer blüht, haben die winterblühenden Arten mit ihrem weitstreichenden Duft einen besonderen Wert als Solitärsträucher in der ansonsten blütenarmen Winterzeit. Zu den bekanntesten Arten bei uns gehören Viburnum farreri (Duftender Schneeball), Viburnum tinus (Lorbeerblättriger Schneeball) sowie die Hybriden Viburnum xbodnantense (Bodnants Schneeball) und Viburnum xburkwoodii (Oster-Schneeball). Die winterliche Blütezeit bedeutet jedoch nicht, dass die Blüten uneingeschränkt frosthart sind, ab Temperaturen von ca. -5 °C werden sie oft sehr schwer geschädigt (Abb. 2). Schneebälle erfreuen den Gartenliebhaber nicht nur durch ihre Blüten, sondern auch aufgrund der einfachen Pflege. Fast alle Arten stellen kaum Ansprüche an den Standort. Sie gedeihen in jedem nährstoffreichen, frischen und tiefgründigen Gartenboden in sonnigen bis halbschattigen Lagen.
Obwohl der Stechende Mäusedorn (Ruscus aculeatus L.) in Deutschland nicht heimisch ist, kennt ihn doch der ein oder die andere von Reisen ins Mittelmeergebiet. Im Jahr 2002 war er in Deutschland sogar Arzneipflanze des Jahres. Als Besonderheit scheinen bei ihm die auffälligen roten Früchte mitten auf dem Blatt zu stehen, was den Gesetzen der botanischen Morphologie widersprechen würde, ein Umstand, der bereits Dioskurides im Altertum auffiel und das Morphologenherz höherschlagen lässt. Die Art wird deswegen oft auch im Biologiestudium als Objekt untersucht und in diesem Porträt sollen ihr ausführliche Kapitel zur Morphologie und Anatomie gewidmet werden.
Robinia pseudoacacia – Robinie, Scheinakazie, Falsche Akazie (Fabaceae), Baum des Jahres 2020
(2021)
Wie in den letzten 31 Jahren kürte das „Kuratorium Baum des Jahres“ auch für 2020 wieder einen Baum des Jahres. Dabei fiel die Wahl nicht auf eine bei uns ursprünglich heimische Baumart, sondern auf einen besonders im Naturschutz äußerst umstrittenen Neophyten: die aus Nordamerika stammende Robinie.
In unserer heimischen Flora gehören die Natternzunge (Ophioglossum vulgatum) und die Mondrauten (Botrychium spp.) zweifelsohne zu den ungewöhnlichsten Arten, da sie so gar nicht der landläufigen Vorstellung eines Farns entsprechen. Entwicklungsgeschichtlich kann man sie als primitiv bezeichnen, sie weisen viele ursprüngliche Merkmale auf. Alle Arten wachsen heute in gefährdeten Lebensräumen und sind daher im Bestand sehr stark rückläufig. Im vorliegenden Beitrag werden Systematik und Morphologie der einheimischen Natternzungengewächse dargestellt.
Die Wald-Kiefer (Pinus sylvestris), auch Föhre, Kienbaum, Gemeine Kiefer oder Weiß-Kiefer genannt, ist aufgrund ihrer breiten ökologischen Standortamplitude die in Deutschland am weitesten verbreitete Nadelbaumart. Aufgrund der vielfachen Nutzungsmöglichkeiten stellt sie eine unserer wichtigsten Nutzbaumarten dar. Auch wenn das "Kuratorium Baum des Jahres" meist eher seltenere und daher unbekannte Baumarten zum "Baum des Jahres" ausruft, um sie einer breiteren Öffentlichkeit ins Bewusstsein zu rufen, wurde 2007 die allgemein bekannte Wald-Kiefer unter dem Motto "Eine bescheidene Schönheit mit zähem Überlebenswillen" gewählt. Hierbei spielte außerdem die Tatsache eine entscheidende Rolle, dass die heutige Verbreitung der Art die Kulturaktivität des Menschen in der deutschen Landschaft ablesbar macht. Im vorliegenden Beitrag werden Systematik, Biologie, Verbreitung und Verwendung der Wald-Kiefer dargestellt.
Calluna und Erica : Besenheide und Heide (Ericaceae) als Winterblüher der Friedhöfe und Gärten
(2012)
Im Herbst wird im Gartenhandel massenhaft "Heide", "Erika" oder auch "Heidekraut" zur Bepflanzung von Gräbern, Kübeln oder Gärten angeboten. Die Handelsbezeichnungen nehmen in den meisten Fällen keinen Bezug auf die tatsächliche Art. Botanisch handelt es sich nämlich um Arten aus zwei verschiedenen Gattungen: Erica und Calluna. Morphologisch lassen sie sich aber relativ leicht voneinander unterscheiden. Bei den für Herbst- und Winterbepflanzung verwendeten Arten handelt es sich im Wesentlichen um Sorten der Besenheide (Calluna vulgaris), der Schneeheide (= Winterheide, Erica carnea = E. herbacea) und der Englische Heide (Erica x darleyensis), die aufgrund ihrer späten bzw. sehr frühen Blütezeit besonders gut geeignet für die Winterzeit sind.
Die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) wurde im Jahr 2007 zur Blume des Jahres gewählt. Sie steht stellvertretend für eine Vielzahl von Arten, die auf feuchten bis vernässten Standorten wachsen und durch die zunehmende Zerstörung der Lebensräume durch Entwässerung und Überdüngung stark im Rückgang sind. Geum rivale gilt daher mittlerweile in mehreren deutschen Bundesländern wie auch in Nordrhein-Westfalen als gefährdet (RL 3) und in mehreren Großlandschaften sogar als stark gefährdet (RL 2). In der Gattung Geum sind Hybridisierungen verbreitet und auch Geum rivale kann eine Hybride mit der fast überall häufigen Echten Nelkenwurz (Geum urbanum) bilden.
Kamelien haben ausgesprochen attraktive Blüten und blühen im Winter, weswegen man sie auch "Rosen des Winters" nennt. Bei den Kamelien, die bei uns im Gartenhandel angeboten werden, handelt es sich in den meisten Fällen um Sorten der Japanischen Kamelie (Camellia japonica). In Ostasien fand die Art in der Gartenkultur als Blütensolitär schon sehr lange Verwendung, bevor sie Anfang des 18. Jahrhunderts auch nach Europa gelangte. In den letzten Jahren werden Kamelien zunehmend auch in deutschen Gartencentern und sogar im Sortiment von Lebensmitteldiscountern angeboten.
Dass Innenstädte für Botanikerinnen und Botaniker alles andere als langweilig sind, stellen wir immer wieder aufs Neue fest bei unseren jährlichen Rundgängen durch Bochum. Langweilig wäre es schon fast, wenn dabei kein Neufund oder wenigstens ein paar Seltenheiten auftauchen würden. Aber auch eine ganze Reihe von Arten, die in der Stadt häufig sind, im Umland aber nicht und daher als typische Stadtpflanzen gelten, begegnen und auf unseren Runden durch die Stadt.
Stechpalme, Efeu und Misteln gehören zu den heimischen Pflanzen, die in unseren Weihnachtsbräuchen eine wichtige Rolle spielen. Als immergrüne Arten haftet ihnen eine umfassende Symbolik an und sie beleben damit die dunkle Jahreszeit. Der Mistel kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, die auf ihrer ungewöhnlichen Lebensweise basiert.
Eines der markantesten Symbole der Advents- und Weihnachtszeit sind die in unterschiedlichsten Farben, Formen und sogar Düften angebotenen Kerzen. Ihr Licht gibt der Jahreszeit eine besondere Atmosphäre, sie unterstützen neben anderen Dekorationsartikeln die erwünschte besinnliche Stimmung. Kerzen stehen traditionell sinnbildlich für Licht, Wärme und Reinheit und symbolisieren damit im Christentum das Lebenslicht des Menschen und Christus als das Licht der Welt. Man könnte nun meinen, dass Kerzen auf den Seiten des Bochumer Botanischen Vereins nichts zu suchen haben, sondern eher dem Bereich Chemie (Stearin) oder Zoologie (Bienenwachs) zugeordnet werden sollten. Aber die Botanik hat auch hier schon immer eine wesentliche Rolle gespielt und steht auch heute noch im wörtlichen Sinne im Zentrum jeder Kerze, denn Wachs brennt ohne sie nicht: die Kerzendochte. Dabei ist die Erfindung des Dochtes weitaus älter als die der Kerzen. Bei den alten Griechen z. B. waren Kerzen noch weitestgehend unbekannt, man verwendete Öllampen, die einen (meist) pflanzlichen Docht enthielten.