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Beobachtungen über das sehr agressive Naturverjüngungsverhalten von Kiefer und Fichte in der Lüneburger Heide gaben die Veranlassung, der Frage ihrer "Natürlichkeit" nachzugehen. Pollenanalysen aus der Nacheiszeit und Ergebnisse archivalischer Untersuchungen lassen als wahrscheinlich bis sicher annehmen, dass beide Baumarten auch ohne menschliches Zutun sich in der "Hohen Heide" bis zur Zeit der Aufforstungstätigkeit an Sonderstandorten gehalten haben. Pollenanalysen aus der letzten Zwischeneiszeit (Eem) zeigen unter von Menschen ungestörter Entwicklung nach der Eichenmischwaldzeit ein neuerliches Vordringen von Fichte und Kiefer.
Das Klima mit Anklängen an montane und boreale Klimaeigenschaften und der saure Boden, beides durch die Vegetation angezeigt, entsprechen eher den Standortsansprüchen von Fichte und Kiefer als denen von Buche und Eichen. Bei der potentiellen natürlichen Vegetation, die nicht statisch gesehen werden darf, muss die Entwicklungsdynamik in die Überlegungen einbezogen werden. Im Schlußwaldstadium verläuft eine zyklische Entwicklung von der Alters- und Zerfallsphase über die Verjüngungs- zur Optimal- und wieder zur Altersphase. Wird diese Entwicklung durch Naturereignisse wie Sturm oder Orkane unterbrochen, mit denen in Norddeutschland im Laufe eines Bestandeszyklus mehrmals gerechnet werden muss, so bildet sich in der Sukzession vom Pionierstadium über das ÜbergangsStadium das Schlusswaldstadium wieder heraus, wenn nicht neue Störungen die Entwicklung abermals zurückwerfen.
Selbst wenn man annimmt, dass Kiefer und Fichte im Schlusswaldstadium der potentiellen natürlichen Waldgesellschaften fehlen, so ergeben sich in den Pionier- und Übergangsstadien sowie in der Zerfallsphase genügend Gelegenheiten, dank ihrer guten Konkurrenzeigenschaften Fuß zu fassen und vereinzelt bis zum Schlusswaldstadium durchzuhalten. An den beiden Beispielen des Drahtschmielen-Buchenwaldes (Deschampsio-Fagetum Pass. 1956) und des trockenen Birken-Eichenwaldes (Betulo-Quercetum Tx. 1937) wird dies erläutert. Es muss demnach mit einem natürlichen Anteil von Fichte und Kiefer an der potentiellen natürlichen Vegetation der Hohen Heide gerechnet werden.