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Der Uhu (Bubo bubo) gehört zu den Vögeln des Anhangs I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie. Über viele Jahrzehnte in Deutschland vom Aussterben bedroht, gibt es aufgrund von Schutzmaßnahmen und Auswilderungsprojekten seit einigen Jahren einen deutlich positiven Bestandstrend. Laut Schätzungen liegen die aktuellen Brutpaar-Zahlen für die Bundesrepublik bei 1400 bis 1500. In Sachsen-Anhalt ist der Landesbestand mittlerweile auf ca. 30 Brutpaare angewachsen, wobei die Hauptvorkommen den Harz und das nördliche Harzvorland betreffen. Vom Uhu wiederbesiedelt wurde auch das Nassetal bei Wickerode im Landkreis Mansfeld-Südharz. Von dem bislang einzigen Brutpaar in dieser Region stammen mehrere Gewöllproben, die im Folgenden ausgewertet werden sollen. Die Vögel verschlingen ihre Beute in großen Teilen oder gar einem Stück. Aus den unverdaulichen Nahrungsresten, wie Knochen, Haaren, Chitinteilen und Federn entsteht im Magen ein kompakter Klumpen, der ausgewürgt wird und den man als Gewölle bezeichnet. Anhand der Bestandteile und ihrer charakteristischen Merkmale, zum Beispiel dem Zahnmuster von Säugetier-Schädeln ist es möglich, die Beutetierarten zu bestimmen und Schlussfolgerungen auf die Nahrungszusammensetzung zu ziehen. Gleichzeitig informiert der „Speisezettel“ der Vögel auch darüber, welche Säugetierarten im jeweiligen Jagdrevier vorkommen. Somit dienen Gewöllanalysen auch der Klärung faunistischer Fragestellungen.
Eine zentrale Aufgabe für den Naturschutz in Deutschland besteht darin, die Vielfalt der Arten und Biotope in unserer Kulturlandschaft zu fördern. Sie ergibt sich nicht zuletzt aus zahlreichen internationalen Verpflichtungen, wie z. B. der Konvention über die Biologische Vielfalt von 1992 oder der sogenannten Göteborg-Strategie der Europäischen Union von 2001. In der Vergangenheit wurden Artenhilfsprogramme aufgestellt, vereinzelt auch natürliche Prozesse in Nationalparks, Naturwaldzellen und einigen Naturschutzgebieten zugelassen, Vereinbarungen mit verschiedenen Nutzern getroffen und ehrenamtliche oder behördlich veranlasste Pflegemaßnahmen durchgeführt. Seit Beginn der 1990er Jahre bildete sich ein neues Konzept heraus, welches das Ziel einer naturnahen Beweidung oder einer halboffenen Weidelandschaft manifestierte, um auf diesem Wege eine „neue Wildnis“ zu schaffen. Kerngedanke war dabei immer, dass sich diese Ganzjahresweiden an der Tragkraft des jeweiligen Standortes orientieren, also nachhaltig sein müssen und möglichst dauerhaft etabliert werden können. Aus den ersten Versuchen haben sich im Laufe der letzten Jahre tragfähige, kostenextensive Verfahren entwickelt, die mittlerweile deutschlandweit und auch in Sachsen-Anhalt Anwendung finden. Vielerorts haben sich auf dieser Grundlage bereits Zentren der Biodiversität von Offenlandarten und Arten der Wald-Offenland Übergangsbereiche herausgebildet, deren Methoden und Experimente wissenschaftlich begleitet werden.