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In diesem Buch werden distinkte Formen literarischer Buch- und Schriftvernichtungen in ihren poetischen, narratologischen, medientheoretischen und kulturgeschichtlichen Dimensionen analysiert. Damit werden insbesondere diejenigen Aspekte berücksichtigt, die im 20. Jahrhundert durch die symbolische Last historischer Bücherverbrennungen aus dem Blick geraten sind. In der Verschränkung verschiedener Wissensfelder wie der Schrift- und Lesekultur, der Zensur- und Klandestinaforschung oder der Kolonialismus- und Ideologiegeschichte werden gängige Narrative der Buch- und Schriftvernichtung in Frage gestellt. Dies erfolgt mit dem Ziel, die Wahrnehmung von literarischer Tradition, von Kanonbildung und Zensurpraktiken zu modifizieren.
Anhand zahlreicher Einzeltexte der überwiegend europäischen Literatur vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart wird in dieser Studie der Zusammenhang von Buchleidenschaft und Schriftfeindschaft, philologischer Neugier und Auslöschungsbegehren, Kanonbildung und 'Buchhinrichtung' untersucht. Sie zeigt auf, inwiefern mit den Szenarien der Schriftvernichtung eine regelrechte Aufwertung der Rolle von Buch und Schrift einhergeht. Den transformatorischen Vorgängen des Löschens, Brennens und Einverleibens von Buch und Schrift wird hierbei ein Eigenwert als Praxis des Wissens eingeräumt.
Bilder von Gesichtern sind immer interpretiert und entworfen. Sie setzen weniger die konkrete Person in Szene als vielmehr das, was an ihr als bedeutsam erachtet wird. Seit Jahrhunderten konzentrieren sich auf dem Gesicht vielfältigste Deutungen, Ansprüche, Wünsche und Zuschreibungen, die einer bündig entwickelten Geschichte des Gesichts im Wege stehen. Das Buch betrachtet religions-, wissens-, literatur- und kunsthistorische Zäsuren, in denen sich ein je neuartiger Bezug von Gesichtszeichen und Bildgebung formiert. Im Fokus stehen Positionen, die das Gesicht demonstrativ ausstellen, es verstellen oder vermeiden und aussparen. Gelöschte, geleerte, verschattete, fragmentierte, verdrehte, rückansichtige Gesichter rühren epistemologisch und ästhetisch an den Rand des Erkennbaren. Sie sind noch als Gesichter erfassbar, als lesbare Oberflächen werden sie jedoch prekär und gehen nicht länger in Gewissheit und Wiedererkennung auf.