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In einer der größten Silbermöwenkolonien der schleswig-holsteinischen Ostseeküste (Kiel-Holtenau) wurden von 2001 bis 2005 insgesamt 600 nicht-flügge Küken mit Metall- und Farbringen gekennzeichnet. Zusätzlich wurden weitere 143 Jungvögel metallberingt. Die Farbringträger erreichten bis zum 2.4.2006 eine Wiederfundrate von 61,7 %, Metallringträger eine Wiederfundrate von 17,5 %. Der Schwerpunkt der insgesamt 2768 Wiederfunde wurde im östlichen Schleswig-Holstein und an der übrigen westlichen Ostseeküste erbracht. Weitere Funde verteilten sich entlang der Nordseeküste der Niederlande, Deutschlands und vereinzelt Dänemarks. Etliche Funde wurden im norddeutschen Binnenland gemacht. Der Fundort mit der höchsten Distanz zur Brutkolonie ist das 680 km entfernte Blaringhem in Frankreich, in dem 2003 und 2005 jeweils eine farbberingte Möwe abgelesen wurde. Die Entfernung der Fundorte sinkt generell mit zunehmendem Lebensalter der Möwen, hängt jedoch auch von der Jahreszeit ab. Im Januar/Februar wurden die höchsten Distanzen erreicht, während der Brutzeit die geringsten. Die meisten Wiederfunde stammen aus dem Winterhalbjahr. Mehr als die Hälfte kommt von Deponien, ein Drittel aus Städten, Häfen oder von Gewässern, und nur wenige von natürlichen Küstenabschnitten. Nicht weniger als zwei Drittel aller wiedergefundenen Möwen wurden mindestens einmal auf einer Deponie abgelesen und mehr als die Hälfte aller wiedergefundenen Möwen wurde mindestens einmal in einem Hafen beobachtet. Etliche Individuen wurden ausschließlich in einem einzigen der verschiedenen Nahrungshabitate angetroffen. Ein Einfluss der Nahrungserwerbsstrategie auf die Sterblichkeit wurde bisher nicht festgestellt, es wird jedoch ein Einfluss auf die räumliche Verteilung vermutet. Das Ausmaß der Nutzung von Deponien variiert nicht wesentlich zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Nach Schließung der meisten Deponien im Jahr 2005 wurden im darauffolgenden Winter 2005/06 nur noch sehr geringe Anteile von Möwen auf Deponien abgelesen. Bei allen Ergebnissen ist zu beachten, dass die Ableseaktivität einzelner Beobachter einen deutlichen Einfluss auf die Ergebnisse der Ringfundanalysen hat.
Informationen über die Nahrungswahl von See- und Küstenvögeln
liefern einen essentiellen Beitrag zum Verständnis mariner
Nahrungsnetze. In der vorliegenden Studie wurden
Mageninhalte von toten Küstenvögeln ausgewertet, die als
Spülsaumfunde entlang der deutschen Nordseeküste gesammelt
wurden. Das erste Ziel dieser Studie bestand darin, aktuelle
Informationen über die Nahrungswahl von Austernfischern
(Haematopus ostralegus), Großen Brachvögeln (Numenius
arquata), Knutts (Calidris canutus) und Lachmöwen (Chroicocephalus
ridibundus) zu erhalten. Das zweite Ziel der Studie war
es, zu prüfen, ob Spülsaumfunde brauchbare Informationen
zur Nahrungswahl von Küstenvögeln liefern können. Hierzu
wurden insgesamt 59 Individuen der vier Arten durch ein
ehrenamtliches
Netzwerk von Personen entlang der deutschen
Nordseeküste gesammelt und anschließend seziert.
Alle Mägen enthielten bestimmbare Reste. Austernfischer und
Lachmöwen zeigten ein sehr ähnliches und gleichzeitig das
breiteste Nahrungsspektrum. Es bestand vor allem aus Mollusken,
Polychaeten (Vielborster), Regenwürmern und Insekten.
In den Austernfischermägen traten zu allen Jahreszeiten
fast stets marine und terrestrische Nahrungsreste gemeinsam
auf, während Lachmöwen zur Brutzeit verstärkt marine Nahrung
aufnahmen, außerhalb der Brutzeit aber fast ausschließlich
eine terrestrische Ernährungsweise aufwiesen. Große
Brachvögel ernährten sich überwiegend von Polychaeten und
Krebstieren sowie weniger häufig von Muscheln. Die Ernährung
der Knutts unterschied sich am deutlichsten von den
anderen Arten und wies die höchste Spezialisierung auf. In
allen Mägen wurden Wattschnecken (Hydrobia ulvae) und in
einem weiteren hohen Anteil von Mägen Strandschnecken
(Littorina littorea) und Muscheln gefunden. Außer beim
Großen Brachvogel befanden sich bei allen Arten in einzelnen Mägen kleine Müllpartikel aus Plastik, die wahrscheinlich im
marinen Bereich aufgenommen wurden.
Bei Lachmöwen stimmen die gefundenen Ergebnisse gut mit
bereits veröffentlichten Studien aus Speiballenuntersuchungen
überein. Auch die Nahrung der übrigen Arten ähnelte den
Ergebnissen aus früheren Studien. Es wird gefolgert, dass die
Analyse von Mageninhalten von tot am Strand aufgefundenen
Vögeln geeignet ist, um aktuelle Informationen über die Nahrungswahl
von Küstenvögeln zu erlangen. Um robuste Erkenntnisse
über räumliche und zeitliche Unterschiede in der
Nahrungswahl zu erhalten, sollte jedoch die Stichprobe erhöht
werden. Darüber hinaus kann ein Vergleich zwischen Mageninhalten
und stabilen Isotopen aus Muskelgewebe die Ergebnisse
absichern helfen.