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Sich mit Christa Wolf auf einen „Spaziergang durch ein Stück deutscher Künstlerlandschaft der letzten Jahrzehnte“ zu verabreden heißt, die Künstlerin von einer neuen, bisher unbekannten Seite kennenzulernen.
Als Autorin ist sie keine Unbekannte. Ihr Werk erfuhr internationale Anerkennung und eine umfassende Rezeption, was sich in zahlreichen Monographien und Einzeluntersuchungen niederschlug. In der Akademie der Künste in Berlin lagern nach Schenkungen von Gerhard Wolf und des Luchterhand Literaturverlags ungefähr 1000 Bände Archivmaterial mit Werkmanuskripten aller Schaffensperioden sowie zugehörige Materialien und Druckschriften, Privat- und Geschäftskorrespondenz sowie zahlreiche Leserbriefe und Rezensionen. Die Bibliothek der Akademie beinhaltet die gesamte Primär- und Sekundärliteratur sowie zahlreiche weitere Dokumente.2 So sind hier „Zeugnisse gelebten Lebens, künstlerischer Entwicklungen, menschlicher Beziehungen bewahrt, individuelle und Zeitgeschichte eingefangen“...
„Nicht selten sind es die Künstler selber, die dem
Voyeurismus als primärer Kunsterfahrung Vorschub
leisten. […] Wer permanent Interviews und Statements
von sich gibt, wer die Medien ununterbrochen mit
Texthäppchen und Fernsehbildern alimentiert, beweist,
wie wenig er der ästhetischen Kompetenz des Publikums
noch vertraut.“1 (Andreas Breitenstein,
Literaturredakteur der Neuen Zürcher Zeitung)
Das Nachwort von Literaturrezensent Andreas Breitenstein zu den von ihm herausgegebenen Dreißig Annäherungen (1996) an den Kulturbetrieb steht beispielhaft für die mit der Ausdifferenzierung und Ausweitung des Medienangebots einhergehende und in den deutschsprachigen Feuilletons verbreitete Befürchtung, die Kommerzialisierung der Kunst hemme gleichermaßen die Kreativität des Künstlers und die ästhetische Erfahrung des Rezipienten. Der Forderung nach einer nur sich selbst verpflichteten und sich selbst genügenden Kunst stehe spätestens am Ende der Jahrtausendwende die Marktrealität der Massenproduktion entgegen, die im Wettbewerb um mediale Aufmerksamkeit mehr auf den schnellen und gewinnbringenden Effekt als die ästhetische Qualität setze. Kurz gesagt: Das Wesen der ‚reinen‘ Kunst sei durch die Mechanismen der ‚verdorbenen‘ Institution Kunst in hohem Maße gefährdet.
Tatsächlich tendiert der Kulturbetrieb der Gegenwart zur Vermarktung und Vermittlung der Kunst über Eigenschaften, die dem Kunstwerk äußerlich zu sein scheinen. Dabei ist es nicht nur der aufwendig produzierte Hollywood-Film, der sich weniger über ein ästhetisches Programm als über populäre Hauptdarsteller verkauft, auch der deutschsprachige Literaturbetrieb macht sich das öffentliche Interesse an der Person des Autors zunutze. Gewinnbringend sind vor allem jene Schriftsteller, die auf Lesereisen, in Interviews oder in den sozialen Netzwerken für ihre Texte werben, dabei scheinbar authentische Einblicke in ihr Privatleben erlauben und sich anhand ihrer Selbstinszenierung öffentlich zum Literaturbetrieb positionieren. Dies gilt besonders dann, wenn diese Positionierung in der notorischen Abgrenzung vom Betrieb und der Behauptung der eigenen Autonomie besteht, wie sich etwa am Beispiel des Bestsellersautors Daniel Kehlmann beobachten lässt. Entsprechend entzünden sich Feuilletondebatten anders als in den 1970er Jahren kaum noch am literarischen Text allein, während der medial präsente Autor als öffentliche Instanz durchaus in der Lage ist, gesellschaftliche Diskussionen oder Skandale zu provozieren.
Die zunehmende Personalisierung der Literaturvermarktung wirkt sich auch auf die Poetik der Texte aus. Immer mehr Gegenwartsautoren üben sich in verschiedenen Formen der Selbstbeobachtung und verleihen ihre eigenen Namen und Eigenschaften an Figuren in ihren Texten. Die Literaturwissenschaft nähert sich diesem Phänomen mit dem vieldeutigen Begriff der Autofiktion an, wobei ‚Auto‘ auf die Verwandtschaft zur autobiografischen Schreibweise und ‚Fiktion‘ auf die Nähe zum Roman verweisen soll. Die postmoderne Kritik an der klassischen Autobiografie und insbesondere Roland Barthes‘ Verkündung vom ‚Tod des Autors‘ sind autofiktionalen Texten bereits eingeschrieben. Ihr literarisches Verfahren ist eng an den Kontext des Medienzeitalters gekoppelt, in dem weniger authentische Darstellungen als Inszenierungen des eigenen Lebens auf dem Spiel stehen. Die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Kunst werden in beide Richtungen aufgehoben: Während selbsterfindende Erzählungen im Rahmen einer Professionalisierung der Autorvermarktung auch zunehmend außerhalb der Literatur Einzug finden, vollziehen autofiktionale Texte die ästhetische Semantisierung aller Lebensbereiche. Trennscharfe Differenzierungen zwischen Text und Paratext, Kunst und Kunstbetrieb, Autor und Erzähler werden dadurch erheblich erschwert.
Diese Magisterarbeit untersucht anhand von zwei Prosatextanalysen, auf welche Weise die Autofiktion der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur die literarische Selbstinszenierung des Autors mit der Rede vom ‚verdorbenen‘ Literaturbetrieb und der Frage nach der Autonomie der Kunst verbindet. In der Forschung wurden diese beiden Bausteine der Autofiktion bisher weitgehend isoliert voneinander betrachtet. Eine Mehrzahl der Beiträge widmet sich der Gattungskritik an der Autobiografie4, dem problematischen Verhältnis von Fakt und Fiktion und der poststrukturalistischen Negation von Subjekt und Bedeutung und vernachlässigt dabei, dass autofiktionale Gegenwartsliteratur längst mehr zu bieten hat. So lautet die These der Magisterarbeit: Über ihr poststrukturalistisch geschultes Erzählverfahren hinaus reflektieren autofiktionale Texte ihre Position innerhalb ihres kulturellen und wirtschaftlichen Kontexts und formulieren anhand von Grenzüberschreitungen zwischen Kunst und Leben die Frage nach dem Wesen der Literatur und ihrer Abhängigkeit von, aber auch ihrem Einfluss auf Marktbedingungen.
Die spezifische Funktion des Sri Cakras in der beschriebenen externen Verehrung besteht in seiner doppelten Funktion zum einen als externes physisches Verehrungsobjekt und zum anderen als mentales Betrachtungsobjekt. Als externes physisches Verehrungsobjekt ermöglicht es dem Sadhaka, sich selbst als Göttin gegenüber zu treten und seine Identität mit der Göttin in der Zusammenführung von sich selbst mit der Göttin im Darbringen von materiellen Gaben, welche symbolisch für die Hingabe seiner selbst stehen, körperlich und sinnlich nachzuvollziehen. Hierbei richtet der Sadhaka seinen Geist und seine Handlung ganz auf die Göttin bzw. ihre Verehrung im Sri Cakra aus, so dass er sich selbst dabei vergisst und zur Göttin wird. Bei seiner externen Verehrung dient das Sri Cakra gleichzeitig auch als mentales Betrachtungsobjekt, dessen konzentrische Form den Verehrer in seine eigene Mitte, und somit zur Identifizierung mit der Göttin führt, und welches dem Sadhaka als Vorlage zur geistigen Durchschreitung des Kosmos und seines eigenen Inneren dient. Während der Sadhaka also seine Identität mit der Göttin in der körperlichen Verehrung nachvollzieht und realisiert, durchschreitet er es geistig und betrachtet hierbei ihre einzelnen Teilkräfte. In mentalen Verehrungsformen funktioniert das Sri Cakra, ebenso wie in der externen Verehrung, als mentales Betrachtungsobjekt, welches den Sadhaka in seine Mitte führt und in dessen Durchschreitung er den Teilkräften der Göttin begegnet, sich ihrer kosmische Bedeutung bewusst wird und sie in sich verwirklicht. Gleichzeitig dient das Sri Cakra als Verehrungsobjekt, während dessen Verehrung der Verehrer die Zusammenführung seiner selbst mit der Göttin jedoch nicht mit Körper und Sinnen nachvollzieht, sondern rein geistig. In der Bhavana-Verehrung wird die Verehrung als Zusammenführung der zwei Ebenen, der Teilgottheit und des Selbst, weder körperlich noch mental nachvollzogen, sondern die Identität der zwei zusammengeführten Ebenen durch Meditation dieselbe direkt verwirklicht. Das Sri Cakra dient hier als Vorlage für die Kräfte und die Reihenfolge, in welcher die Kräfte und ihre Identität mit ihren mikrokosmischen Entsprechungen meditiert werden. Die Identifizierung mit der Gottheit über die schrittweise Verwirklichung ihrer Teilkräfte beinhaltet das Erlangen von psychischen Kräften und Fähigkeiten, Siddhi. Diese Kräfte kann der Sadhaka im Rahmen magischer Rituale im Makrokosmos zum Wohle und zum Schaden anderer einsetzen. Magische Rituale beinhalten eine Verehrung, mittels welcher der Sadhaka sich mit seiner inneren Kraft verbindet und einen Akt, in welchem diese Kraft angewendet wird. In Anwendungen zur Heilung von Krankheiten funktionieren Yantras oft als Amulett, d. h. als Träger in welchen der Sadhaka seine innere Kraft einsetzt und von welchem aus sie auf den Amulett-Träger wirkt. Yantras können wie im Beispiel zum 37. Vers des Saundaryalaharis gezeigt, auch als Verehrungsobjekte funktionieren, durch dessen Verehrung die dem Yantra entsprechende Kraft im Verehrer aktiviert wird. Krankheit hat verschiedene ursächliche Ebenen und verschiedene Ebenen der Manifestation. Sie kann somit auf diesen verschiedenen Ebenen behandelt werden. Das Yantra, welches in einer heilenden Anwendung eingesetzt wird, wird jeweils in Abhängigkeit der Ebene, deren Kräfte mobilisiert werden sollen, ausgewählt. Der nach religiösem Heil strebende Sadhaka verwirklicht im Rahmen seiner schrittweisen Identifikation mit der Göttin nach und nach die Kräfte aller Seinsebenen, und somit auch die Kräfte zur Kontrolle der körperlichen und psychischen Ebenen, sowie Kräfte, die vor negativen Einflüssen schützen und Krankheit und Leiden ausgleichen. Der Weg zu religiösem Heil führt somit über das Erlangen von Gesundheit und die Auflösung von Krankheit und Leiden, sowie zum Schutz vor Gefahren und schädlichen äußeren Einflüssen. Diese auf dem Weg zur Erkenntnis der Göttin erworbenen inneren Kräfte kann der Sadhaka im Makrokosmos einsetzen. Oft dienen hierbei Yantras als Medien, über welche diese Kräfte weitergegeben werden.
Die Tradition des Drachenbootsports ist über 2200 Jahre alt und kommt aus dem fernen Osten Chinas. Doch erst vor einigen Jahrzehnten kam dieser Mannschaftssport auch nach Deutschland, der seitdem so viele Menschen begeistert. Dieser Faszination gegenüber steht die Sportwissenschaft, die sich bemüht, neu aufkommende Trendsportarten zu erforschen. Doch im Bereich des „Dragonboatings“ gab es bislang nur wenige Hinweise in der Literatur, so liegen derzeit keine aktuellen Zahlen über eine Verletzungs- und Fehlbeanspruchungsinzidenz vor. Im Rahmen dieser deskriptiven Arbeit wurden zum ersten Mal (in Deutschland) Erkenntnisse zur Epidemiologie und Pathogenese in einer bisher unerforschten Sportart geliefert.
Terézia Mora zählt zu den renommiertesten Übersetzerinnen aus dem Ungarischen und erhielt für ihr schriftstellerisches Werk bereits zahlreiche Auszeichnungen. Ihr literarisches Debüt, der Erzählband Seltsame Materie (1999) wurde sowohl mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis (1999) als auch mit dem Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis im Jahr 2000 bedacht. Ihr Romandebüt Alle Tage (2004) wurde unter anderem mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet. 2009 erschien der erste Teilband der angekündigten Trilogie um den Protagonisten Darius Kopp Der einzige Mann auf dem Kontinent. Es folgte 2013 der zweite Teil Das Ungeheuer, für welchen Terézia Mora den Deutschen Buchpreis im selben Jahr erhielt.
In ihrer Laudatio im März 2010, anlässlich der Verleihung des Adelbert-von-Chamisso Preises, bezeichnet Sigrid Löffler Terézia Mora nicht nur als herausragende Übersetzerin, sondern auch als Schriftstellerin, die ihre „Herkunftsregion literaturfähig“ gemacht habe...
Die durchgeführte Studie befasste sich mit der Fragestellung, wie transidente Menschen in verschiedenen italienischen und rumänischen gesellschaftlichen Diskursen dargestellt werden und welche Aussagen anhand der in den Textauszügen enthaltenen sprachlichen Phänomene über die Situation und Lebensrealität von transidenten Menschen in Italien und Rumänien getroffen werden können.
Hierzu wurde in der vorliegenden Arbeit zunächst eine theoretische Grundlage geschaffen, die einerseits die Zusammenhänge im Themenbereich Diskurs und Diskriminierung beleuchtete und andererseits jene zwischen Gendertheorie, queeren communities und Lebensrealitäten im Kontext von Transidentität. Ebenso wurde im Zuge dessen eine präzise Definition des Begriffs Transidentität erarbeitet.
In der anschließenden Analyse wurden Auszüge aus diagnostischen Standardwerken der Psychologie, Gesetzestexten, medialen Fremddarstellungen transidenter Menschen und Eigendarstellungen transidenter Menschen in sozialen Netzwerken auf Inhalt, Präsentation, Lexikon und Syntax untersucht. Hierbei sollten Hinweise auf die Darstellungen transidenter Menschen in den folgenden vier gesellschaftlichen Diskursen gesucht werden: erstens der Diskurs über die medizinisch-psychologische Versorgung transidenter Menschen sowie darin enthaltene Pathologisierung; zweitens gesetzliche Regelungen sowie darin enthaltener Schutz vor Gewalttaten und Diskriminierung; drittens Gesellschaft sowie Teilhabe und Diskriminierung innerhalb dieser; und zuletzt Selbstverständnis im Kontext von aktivistischen Diskursen.
The present study is concerned with the syntactic flexibility of English idioms. It is argued that two aspects must be considered when explaining the syntactic behavior of idioms. First, the idiom in question must decomposable, meaning that the individual parts must have some independent meaning. Secondly, pragmatic factors and speakers' motivations must be taken into account. This corpus-based study and its results support a speaker-based grammar model. Furthermore, some syntactic constructions can be generally ruled out for idioms.
Thema der Magisterarbeit ist die Aufarbeitung und Auswertung der Grabungen an der Fundstelle Pangwari in Zentralnigeria. Im Fokus stehen die Nok-zeitlichen Befunde und Funde, um die Struktur des Fundplatzes aufzudecken.
Die Nok-Kultur ist bekannt für die im sub-saharischen Raum ältesten Terrakottafiguren sowohl menschlicher als auch tierischer Darstellungen. Seit 2009 untersuchen die Wissenschaftler der Archäologie und Archäobotanik Afrikas an der Goethe-Universität die Hinterlassenschaften der Nok-Kultur. Zahlreiche 14C-Datierungen aus Fundkontexten belegen eine Dauer der Kultur von etwa 1500 v. Chr. bis zur Zeitenwende. Pangwari ist mit über 2600 m² verteilt auf 10 Grabungsschnitte mit knapp 13.000 Messpunkten die größte Grabung einer Nok-Fundstelle. Die Analyse der 20 identifizierten Befunde erlaubte, unter Berücksichtigung der Funde und Datierungen, Rückschlüsse auf die Chronologie und Funktion des Platzes, die in dieser Arbeit vorgestellt werden.
[...] de repente pasa aunque yo no hablo así alemán todo el rato pero de repente hay palabras que se vienen auf deutsch und nicht auf spanisch und das kann ich nicht auf spanisch sagen und wie heißt das wie heißt das cómo se dice cómo se dice das auf spanisch? (Interviewnummer P 2, S. 238, Z. 263-267, siehe Transkriptionen) Hybridität ist nicht nur in aktuellen Migrationsbewegungen zu beobachten, auch Gesellschaften, in denen Migrationsströme wie im Falle Chiles, vor zum Teil sieben Generationen stattgefunden haben, verzeichnen noch heute hybride Verbalinteraktionen.
Die Leitfragen sind in diesem Zusammenhang folgende:
- Gibt es eine Gruppenidentität unter Chilenen deutscher Abstammung? Aus welchen Identifikationsmerkmalen setzt sie sich zusammen?
- Welche Gründe bewegen deutschstämmige Eltern, ihre Kinder in Deutsche Schulen zu schicken?
- Zu wem, in welcher Situation und in welcher Sprache sprechen Chilenen deutscher Abstammung, bei denen sich die deutsche Sprache erhalten hat? Wie drückt sich dies auf sprachstruktureller Ebene aus? In welcher Form wird die deutsche Sprache intergenerativ weitergegeben?
- Welche Faktoren kommen heute bei deutscher Sprachbewahrung und deutschem Sprachverlust zum Tragen?
In dieser Arbeit werden die zentralen Kernfragen, Probleme und Sorgen skizziert, welche die bürgerlich-radikalen Pionierinnen in den Anfängen der Sexualreformbewegung im Kaiserreich und der Weimarer Republik in ihrer von sexual- und bevölkerungspolitischen Debatten und Refomen gesättigten biopolitischen Welt aufwarfen und auf die sie eine Antwort suchten. Die bislang vorwiegend auf Helene Stöcker und den Bund für Mutterschutz gerichtete Sicht wird erweitert durch die Analyse der Schriften von Rosa Mayreder und Grete Meisel-Hess. Im Mittelpunkt stehen nicht die im engeren Sinn körperpolitischen und bevölkerungspolitisch-eugenischen Positionen dieser feministischen Sexualreformerinnen, sondern die vielfältigen Bezüge ihres Diskurses zu zeitgenössischen geschlechtertheoretischen Debatten, kultur- und sozialgeschichtlichen Untersuchungen sowie zu medizinischen und sexualwissenschaftlichen Theorien.
Das Ende des mexikanisch-amerikanischen Krieges begründet in den USA zugleich die Genese der mexikostämmigen Bevölkerungsgruppe, die unter der Bezeichnung Chicanos spätestens seit dem ethnic revival der 1960er literarisch und politisch eindrucksvoll hervorgetreten ist. Zwei Romane zweier wichtiger Chicana-Autorinnen sind die Fallstudien, an denen die Magisterarbeit die Identitätskonstruktionen analysiert, die die Chicana-Literatur auszeichnen. Im ersten Teil der dreiteiligen Studie wird in seiner Relevanz für die Kulturwissenschaften der Identitätsbegriff erläutert, wobei für die Literaturanalyse das Verständnis von Identität als narrativ besonders aufschlussreich ist. Der zweite Teil stellt den soziokulturellen Kontext zeitgenössischer Chicana-Literatur und ihrer Traditionen dar, die Ansätze zur Revision stereotyper Gruppenwahrnehmungen durch die Anglo-Gesellschaft und frauenfeindlicher Tendenzen in der eigenen Tradition motiviert hat. Die Einzellektüren im dritten Teil konzentrieren sich auf die Frage der narrativen Selbstkonstitution und situieren die Erzählungen in ihren Spannungsfeldern zwischen angloamerikanischer und mexikanischer Kultur, Geschlechter- und Klassenverhältnissen. In einer abschließenden Zusammenschau werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Werke aufgezeigt, deren Auswahl entgegen dem tokenism, der Tendenz, das Werk einer einzigen Person als Stellvertreterin einer ganzen Gruppe zu nehmen, entgegenarbeit.
Die lutherische Reformation war nicht nur eine Reformation von Glauben und Leben, sondern auch eine solche von Tod und Sterben. Mit den Predigten Luthers bei den Begräbnisfeierlichkeiten für die sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen (1525) und Johann den Beständigen (1532), der Predigt bei Luthers eigenem Begräbnis (1546) und den jeweils begleitenden biographischen orationes Philipp Melanchthons formte sich eine neue Gattung der Totenmemoria aus, die von den Wittenberger Theologiestudenten an ihre späteren Wirkungsorte getragen wurde. Sie selbst waren es dann, in ihrer Funktion als Prediger, die das neue Medium der Leichenpredigt zu ihrer eigenen Verortung in der frühneuzeitlichen Gesellschaft nutzten, indem sie die Gruppe der evangelischen Geistlichen, in der Gestalt des jeweils Verstorbenen, als nachahmenswertes Vorbild christlicher Tugend priesen und ihre Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt herausstellten. Das so gezeichnete Bild bringt nicht nur das Amtsverständnis zum Ausdruck, sondern wirft auch Licht auf die jeweiligen Zeitumstände, den Bildungsweg der Verstorbenen, ihre Berufung als Prediger, Heiratsstrategien, Kinder und deren Entwicklung, Zuständigkeitsverteilungen im Amt, gesundheitliche und andere Beschwerden, ihren seelsorgerlichen Einsatz, ihre konfessionelle Ausrichtung und schließlich das ritualisierte Sterben. Somit sind gedruckte Leichenpredigten eine vielseitig auswertbare Quelle zur frühneuzeitlichen Alltagskultur, insbesondere hinsichtlich der Bevölkerungsgruppe, die uns sowohl als deren Autoren, wie als Verstorbene gegenübertritt. Die lutherische Reichsstadt Frankfurt am Main, deren Geistliche sich zur gemeinsamen Beratung in einem „Predigerministerium“ zusammenfanden, bietet hier ein besonders lohnendes Untersuchungsfeld. Die gute Überlieferungslage, die Bedeutung Frankfurts im Alten Reich, wie auch das, gerade am Beginn der Reformationsepoche, spannungsreiche Miteinander von Rat und Predigern ermöglichen es, an ausgewählten Beispielen die Etablierung, das Selbstverständnis und die wechselnden theologischen Herausforderungen der mit der Reformation entstandenen neuen Sozialgruppe der evangelischen Geistlichkeit im Wandel dreier Jahrhunderte zu verfolgen.
George Orwells Roman 1984 aus dem Jahre 1949 gilt gemeinhin als einer der Klassiker dystopischer Literatur. Auch wenn das tatsächliche Jahr 1984 inzwischen Vergangenheit ist, hat Orwell’s Entwurf einer repressiven, totalitären Gesellschaft bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Konzepte wie „Big Brother“ oder „doublethink“ sind in unseren alltäglichen Wortschatz übergegangen, und Orwells Roman bildet auch weiterhin das Vorbild für viele aktuelle Dystopien. Doch nicht nur Orwells Darstellung eines düsteren, futuristischen Überwachungsstaates, in dem eine Gruppe von Machtinhabern versucht, sowohl die Vergangenheit als auch die Gedanken der Bevölkerung zu steuern, verkörpert wichtige Leitmotive dystopischer Literatur. Auch die Rolle und Anwendung von Sprache in dieser Zukunftsvision hat nachhaltig seine Spuren in dystopischer Literatur hinterlassen, auch wenn diese Rolle in der Forschungsliteratur häufig übersehen wird. Zwar befassen sich regelmäßig Kritiker mit dem Aspekt von Sprache in Romanen wie 1984 oder Aldous Huxleys Brave New World, allerdings gibt es kaum komparative Studien, die Sprache als ein eigenes, zentrales dystopisches Motiv sehen, sondern Sprache in der Regel in andere Aspekte subsumieren.
George Orwells Roman 1984 aus dem Jahre 1949 gilt gemeinhin als einer der Klassiker dystopischer Literatur. Auch wenn das tatsächliche Jahr 1984 inzwischen Vergangenheit ist, hat Orwell’s Entwurf einer repressiven, totalitären Gesellschaft bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Konzepte wie „Big Brother“ oder „doublethink“ sind in unseren alltäglichen Wortschatz übergegangen, und Orwells Roman bildet auch weiterhin das Vorbild für viele aktuelle Dystopien. Doch nicht nur Orwells Darstellung eines düsteren, futuristischen Überwachungsstaates, in dem eine Gruppe von Machtinhabern versucht, sowohl die Vergangenheit als auch die Gedanken der Bevölkerung zu steuern, verkörpert wichtige Leitmotive dystopischer Literatur. Auch die Rolle und Anwendung von Sprache in dieser Zukunftsvision hat nachhaltig seine Spuren in dystopischer Literatur hinterlassen, auch wenn diese Rolle in der Forschungsliteratur häufig übersehen wird. Zwar befassen sich regelmäßig Kritiker mit dem Aspekt von Sprache in Romanen wie 1984 oder Aldous Huxleys Brave New World, allerdings gibt es kaum komparative Studien, die Sprache als ein eigenes, zentrales dystopisches Motiv sehen, sondern Sprache in der Regel in andere Aspekte subsumieren.
Die vorliegende Arbeit, befasst sich mit genau dieser Unzulänglichkeit. Anhand von acht dystopischen Romanen in Englischer Sprache, die allesamt in den letzten 80 Jahren erschienen sind, wird die Rolle von Sprache herausgearbeitet, und ihre Relevanz für das Genre der Dystopie deutlich gemacht. Die verwendeten Werke sind, in chronologischer Reihenfolge: Aldous Huxleys Brave New World (1932), George Orwells 1984 (1949), Anthony Burgess‘ Clockwork Orange (1960), Russell Hobans Riddley Walker (1980), Suzette Haden Elgins Native Tongue (1984) und The Judas Rose (1987), Margaret Atwoods The Handmaid’s Tale (1985), sowie Will Selfs The Book of Dave (2006). Die Romane sind bewusst gewählt, um einen größtmöglichen Rahmen und Zeitraum abzudecken, der zudem unterschiedliche Strömungen und Traditionen innerhalb des Genres der dystopischen Literatur aufgreift.
Bevor die eigentliche Textanalyse beginnt, werden zunächst Entstehung und Charakteristika des dystopischen Konzeptes erläutert. Die Studie blickt kurz auf die Entwicklung der Utopie, dem Gegenkonzept von Dystopie, von der Klassik zur Moderne und verfolgt anschließend die Entstehung anti-utopischer Tendenzen bis hin zum Auftreten der Dystopie, einer speziellen Unterkategorie anti-utopischer Literatur, im späten 19. Jahrhundert. Darauf basierend werden einige der wichtigsten Leitmotive vorgestellt, die im weiteren Verlauf auch in Verbindung mit Sprache eine maßgebliche Rolle spielen. Zu guter Letzt wird auch auf die Problematik der Organisation und Klassifikation von Sprache in der folgenden Analyse eingegangen. Nicht nur ist Sprache an sich ein weitreichender Begriff; auch die Verwendung von Sprache in den einzelnen Romanen ist sehr unterschiedlich geprägt. So sind beispielsweise Romane wie Riddley Walker, Clockwork Orange und Book of Dave komplett oder zu weiten Teilen in einer eigenen, fiktiven Sprache verfasst, die verfügt, dass der Leser seinen Interpretationsrahmen anpassen muss. In anderen Romane dagegen, wie in Brave New World, The Handmaid’s Tale oder 1984, spielt Sprache dagegen fast ausschließlich auf der Handlungsebene eine Rolle. Eine umfangreiche Analyse erfordert es, alle Aspekte des Sprachgebrauchs abzudecken, auch wenn der begrenzte Rahmen dieser Arbeit es nur zulässt, die wichtigsten Aspekte in dieser Hinsicht abzudecken.
Aus den unterschiedlichen Formen des Sprachgebrauch, in dem sich auf Sprache sowohl als Schrift- wie Sprechmedium bezogen wird, geht auch der Aufbau der Hauptanalyse hervor: Im ersten Teil wird auf die Rolle von Sprache auf der Handlungsebene eingegangen. Es wird, unter Zuhilfenahme von Michel Foucaults Diskurstheorie, gezeigt, wie Sprache auf der einen Seite von einer autoritären Macht oder Institution verwendet wird, um bestimmte Diskurse durchzusetzen, die Stabilität der dystopischen Gesellschaft zu garantieren und das Äußern von kritischen Gedanken abzuwenden. Auf der anderen Seite, analog zu Foucaults Diskurs-Begriff, wonach ein Diskurs immer auch seinen Widerstand produziert, wird Sprache in einigen Romanen jedoch als gegenteiliges Medium eingesetzt; als ein Medium zur Befreiung und Wahrung der Individualität. Die wechselseitige Beziehung wird ausgiebig analysiert. Im dritten Analysepunkt wird die Beziehung zwischen sozialer Klasse und Status aufgedeckt.
Die zweite Hälfte der Studie wendet sich von der Handlungsebene ab und konzentriert sich auf stilistische und strukturelle Aspekte. Es wird gezeigt, wie Sprache von den Autoren benutzt wird, um die dystopische Erfahrung zu verstärken, wie die Einbindung von fiktiven Sprachen, Para- und Intertextualität sowie Namensgebung als stilistisches Mittel verwendet wird, das im Gegenzug zwei der wichtigsten Charakteristika dystopischer Literatur hervorhebt: Zum einen die didaktische Absicht, mit der Dystopien vor einer möglichen (und unweigerlich schlechteren) Zukunft warnen, falls keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, und zum anderen, wie Dystopien gezielt Aspekte aus der Zeit der Autoren aufgreifen, und diese in den Rahmen der Handlungsstruktur extrapolieren. Basierend auf dieser Annahme werden zum Abschluss einige Sprach- und kulturtheoretische Ideen aufgegriffen, die ihren Weg in die einzelnen Werke gefunden haben, und somit einen eigenen Diskurs von Sprache im dystopischen Roman ermöglichen.
Zum Abschluss der Arbeit werden die Ergebnisse aufgegriffen und im Hinblick auf eine mögliche Repositionierung von Sprache in der Forschung des dystopischen Romanes evaluiert. Es werden drei bestimmte Funktionen von Sprachgebrauch anhand der Analyse erschlossen und abschließend vorgeschlagen, Sprache zukünftig als eigenes Motiv innerhalb dystopischer Literatur zu sehen, da der Aspekt von Sprache in den hier diskutierten Texten unweigerlich mit der Absicht und Form der Dystopie in Einklang steht.
Die vorliegende Arbeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit der Themenstellung "Netzaktivismus" eine relativ aktuelle Entwicklung aufzugreifen. Als nötig erschien mir hierbei von vornherein, den eigentlichen Kontext des Netzaktivismus, das Internet, einigermaßen genau in den Blick zu bekommen. Ursprünglich war also vorgesehen, zur Einleitung die militärgeschichtliche Herkunft des Internet zu klären und zu bewerten, um dann, anhand der Genese des Internet zu einem Massenmedium unter dem Stichpunkt "Gegenwärtige Nutzungsformen des Internet" der Frage nach der Faszination an diesem neuen Medium nachzugehen. Herausfinden wollte ich dabei, ob die Nutzer sich vornehmlich aktiv oder passiv an dem neuen Medium beteiligen und ob die "Aktivitäten", um die es schließlich in meiner Arbeit geht, überhaupt eine Relevanz für den Großteil der Internetnutzer hat. Dies stellte sich aber als schwieriger heraus, als erwartet. So kann auch in dieser Arbeit wenig darüber gesagt werden, warum denn das Internet in der Gegenwart eine so wichtige Rolle zu spielen scheint. An gegebener Stelle wird noch darauf zurückzukommen sein.
Die vorliegende Arbeit untersucht das nationale Selbstverständnis der gesamten Konföderation und behandelt insbesondere Aspekte der Innenpolitik sowie bestimmte soziokulturelle und sozioökonomische Charakteristika, aus denen sich die nationalistische Ideologie der Konföderierten konstituierte. Es bleibt zu betonen, dass sich der Fokus der hiesigen Untersuchungen auf innerstaatliche Ereignisse und Phänomene während des Bürgerkrieges richtet und somit vom großen Feld der konföderierten Außenpolitik beinahe vollständig absieht. Die Außenpolitik bildet zweifelsohne ein ebenso spannendes Forschungsgebiet, sie wird hier aber zu Gunsten einer expliziteren Betrachtung des innerstaatlichen Kontexts außen vor gelassen, da die inneren Umstände für die Genese des konföderierten Nationalismus unmittelbarer und somit von größerer Tragweite waren.
Die Debatte um die Rolle des Nationalstaates und der Nation als Entität von politischer und ethischer Relevanz in Fragen globaler und sozialer Gerechtigkeit beschäftigt Wissenschaftler aus den Bereichen der Philosophie, Politik, Wirtschaft, Soziologie uvm. Der Politikwissenschaftler und Philosoph David Miller (Oxford) vertritt eine Theorie, die auf der "Nation" als einer eigenen, emergenten Entität aufbaut, die Miller als eine ethisch relvante Gruppe charakterisiert, die u.a. den Willen und das Recht zur politischen Selbstbestimmung hat. Die Welt, so Miller, stellen wir uns am besten als eine Welt der Nationalstaaten vor, in Fragen der gloablen und sozialen Gerechtigkeit existiere tendenziell zu Recht eine Bias zugunsten der eigenen Compatriots und der eigenen Nation. In dieser Magisterarbeit wird zunächst die metaethische Debatte in der Diskussion um Miller herum zwischen kosmopolitischen und kontextuell-relativistischen Theoretikern skizziert. Danach erfolgt eine Betrachtung von Miller Konzept der Nation und der nationalen Identität. Es wird weiterhin betrachtet, warum und wie Miller der Nation ethische Relevanz zuschreibt. Danach werden seine Gründe für ein Recht auf nationale Selbstbestimmung beleuchtet, seine Konzeption sozialer Gerechtigkeit untersucht und Millers Haltung zum Verhältnis des Nationalsstaates vs. der globalen Gemeinschaft betrachtet. Es wird zu dem Schluss gelangt werden, dass Millers liberaler Nationalismus argumentativ zu problematisch bleibt, um überzeugend die kosmopolitischere Position zu Fragen globalen Gerechtigkeit zurückzuweisen. Ebenso wird als unschlüssig erachtet, wie Miller aufgrund seiner eigenen Argumente eine ethische Bevorzugung von Compatriots aufrecht erhalten kann. Im Ausblick erfolgt ein Resümee sowie ein Vorschlag, die Debatte in Richtung transnational motivierter Ansätze hin fortzuführen.
Möglichkeiten einer wohnortnahen, gesundheitsbezogenen Bewegungsberatung für Senioren ab 65 Jahren
(2009)
Körperliche Aktivität im Alter beugt gesundheitlichen Beschwerden physischer und psychischer Art vor (vgl. u. a. Martel et al., 1999; Puggaard et al., 2000; Stathi et al., 2002; Pedersen & Saltin, 2006). Mit Blick auf die demografische Situation Deutschlands gilt es, mittels gezielter Programme möglichst viele inaktive Senioren anzusprechen, um deren Bewegungsaktivitäten auf ein empfohlenes Minimum von 30 Minuten moderater aerober körperlicher Aktivität an fünf Tagen der Woche zu steigern und somit Gesundheitsressourcen zu erhalten (vgl. Nelson et al., 2007). In den letzten Jahren wurde vor allem im englischsprachigen Raum eine Reihe von Maßnahmen zur Bewegungsförderung für Erwachsene eingeführt und ausgewertet. Barrieren für die Aufnahme von Bewegung, wie z. B. infrastrukturelle oder gesundheitliche Hindernisse, sollten abgebaut werden, die Niedrigschwelligkeit von Bewegungsangeboten spielt dabei eine bedeutende Rolle. In Kapitel 2 dieser Arbeit wurde der Forschungsstand zu theoriegeleiteten und alltagsbezogenen Beratungsinterventionen vorgestellt sowie zu Programmen, in deren Rahmen Kooperationen mit Arztpraxen entstanden sind (vgl. Jakicic et al., 1999; Marshall & Biddle, 2001; Dapp et al., 2007). Forschungslücken im Hinblick auf die Übertragbarkeit vorhandener Modelle auf Senioren in deutschen Großstädten bildeten den Ausgangspunkt, um die vorgestellten Ansätze zu verknüpfen und ein Modell der individuellen theoriegeleiteten Bewegungsberatung mit maßgeschneiderten, wohnortnahen Aktivitätsangeboten in einem interdisziplinären Team umzusetzen und zu untersuchen. Gegenstand der Studie war die Evaluation der Angebotsnutzung, der Bereitschaft zur Verhaltensänderung und in diesem Zusammenhang der Steigerung körperlicher Aktivität ebenso wie die Überprüfung möglicher Indikatoren für eine erfolgreiche Teilnahme an der Beratung. Teilnehmer der neunwöchigen Studie waren insgesamt 181 Personen über 65 Jahre aus Frankfurt am Main und Umgebung. Die Rekrutierung erfolgte über Zeitungsannoncen und Ansprache von Seniorengruppenleitern. In Prätest und Posttest wurden allgemeine Anamnesedaten, die Bereitschaft zur Verhaltensänderung (Fragebogen zum Transtheoretischen Modell (TTM); Keller, 1999), das Aktivitätsniveau (International Physical Activity Questionnaire (IPAQ); Booth, 2000) sowie das subjektive Gesundheitsempfinden (SF-12; Ware et al., 1996) und in der Interventionsgruppe auch das Interesse an einer Beratung (Eintrag in Liste) erfasst. Den Teilnehmern der Interventionsgruppe (n = 84) wurde eine Bewegungsberatung angeboten. An individuellen Gesprächen mit der Bewegungsberaterin waren 80 % der Angesprochenen interessiert, eine Übungsstunde (Schnupperstunde) besuchten 40 %. Nach Ende der Beratung wollten 23 % eine neue Aktivität im Alltag einführen. In der Interventionsgruppe ist die Bereitschaft zur Verhaltensänderung in Bezug auf körperliche Aktivität, gemessen am Aufstieg in den Stadien des TTM, stärker gestiegen als in der Kontrollgruppe (p = 0,048). Zudem steigerte die Interventionsgruppe ihren mittleren Wochenumfang moderater bis intensiver körperlicher Aktivität mit p = 0,039 stärker als die Kontrollgruppe. Während die Aktivitäten der Interventionsgruppe von 336 ± 265 Min. / Woche (Median: 268 Min. / Woche) im Prätest auf 410 ± 278 Min. / Woche (Median: 433 Min. / Woche) im Posttest zunahmen, stiegen die Werte der Kontrollgruppe von Prätest (290 ± 224 Min. / Woche, Median: 228 Min. / Woche) zu Posttest (295 ± 201 Min. / Woche, Median: 245 Min. / Woche) kaum an. Des Weiteren war die Tendenz zu erkennen, dass ein schlechterer Gesundheitszustand sowie ein hohes Interesse zu Beginn der Beratung in Verbindung mit vermehrter Aktivität zu Beratungsende stehen. Diese Trends erreichten jedoch nicht das Signifikanzniveau, sodass für Bewegungsberater und Institutionen im Gesundheitswesen weitere Untersuchungen zu diesen potenziellen Indikatoren einer erfolgreichen Beratung wünschenswert sind. Die Ergebnisse der Studie sind vergleichbar mit den Resultaten internationaler Studien, deren Follow-up-Zeiten allerdings länger waren (¯ 6 Monate). Im Zuge der hier beschriebenen Maßnahme steigerten 47 % der 84 Personen aus der Interventionsgruppe ihre körperliche Aktivität. Bei Harland et al. (1999) und Märki et al. (2006) fanden sich Angaben von 38 bis 57 %. In Kapitel 6 Diskussion wurden neben den Untersuchungsergebnissen auch organisa- torische Aspekte der Beratungsintervention diskutiert. Die Problematik der präzisen Zielgruppenbestimmung und zweckmäßigen Rekrutierung kam zum Anklang, da viele Studienteilnehmer (48 %) bereits vor Beginn der Studie an mindestens drei Tagen der Woche 30 Minuten lang körperlich aktiv gewesen waren. Langzeitstudien sind nötig, um die Nachhaltigkeit von Beratungsprogrammen zu evaluieren, da die Veränderungs- und Aktivitätsbereitschaft im Laufe längerer Interventionen nachzulassen scheint (vgl. van der Bij et al., 2002 und Hillsdon et al., 2005). Außerdem sollten physische Kenngrößen objektiv erfasst werden, um gesundheitsfördernde Effekte einer Bewegungsberatung zu ermitteln (vgl. Ashworth et al., 2005). Durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Fachrichtungen und Institutionen könnten in Zukunft ansprechende Beratungsangebote zur Vermittlung wohnortnaher Lebensstil-Aktivitäten für inaktive Ältere entstehen. Während ärztliche Empfehlungen oftabstrakt bleiben, kann ein Berater mit Hilfe des hier beschriebenen Modells konkrete Verbesserungsvorschläge für eine Steigerung körperlicher Aktivität im Alltag von Senioren unterbreiten.
Im Rahmen meiner Untersuchung habe ich mich mit den literaturtheoretischen Instrumenten von Dichtung und ihren geistesgeschichtlichen Quellen seit der klassischen Antike beschäftigt. Hier sind vor allem Aritoteles, Platon und deren Rezipienten Hermogenes von Tarsos sowie in der frühen Neuzeit Gerhard Vossius zu nennen. Zentraler Begriff ist hierbei eine Neuentwicklung des Begriffs der Fiktion auf der Grundlage philosophischer Ästhetik und ihrer praktischen Umsetzung in der bildenden Kunst und der Literatur der Aufklärung. ...
Die nationalsozialistische deutsche Vergangenheit erwies sich seit dem Bestehen der Bundesrepublik als Kristallisationspunkt innenpolitischer Kontroversen über nationales Selbstverständnis und politische Orientierung der Deutschen. Ob in den Debatten der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre um personelle Elitenkontinuitäten zwischen NS-System und BRD, dem sich in den Studentenprotesten der sechziger und siebziger Jahre äußernden Aufbegehren einer nachgeborenen Generation, oder den heutigen, sich meist anhand mehrdeutiger politischer Symbolik und Gestik entzündenden Diskussionen um Formen und Möglichkeiten des Erinnerns; in den periodisch immer wieder aufbrechenden Konflikten wurden Positionen grundsätzlicher Art formuliert, welche wegweisend für die künftige Entwicklung der Bundesrepublik waren...
Beziehung aufbauen kann. Es geht ja nicht darum, hier einzufallen, ein Ding abzugreifen, Geld auf den Tisch zu knallen – und ab nach Hause damit. (Peters 206)
Genau in der Mitte des Romans Mitsukos Restaurant lässt der Autor Christoph Peters seinen Hauptprotagonisten Achim Wiese den oben zitierten Satz sagen. Dieser will herausfinden, ob er eine Beziehung zu einem „Ding“ aufbauen kann. Bereits früher im Roman zeigt sich, dass Achim eine Vorliebe für ostasiatische Keramiken hat, und insgesamt spielen japanische Teeschalen, Chawan genannt, durchgängig eine bedeutende Rolle im Verlauf der Romanhandlung. Auch andere Figuren stehen in einem besonderen Verhältnis zu diesen Schalen. In dieser Arbeit sollen nun die verschiedenen Beziehungen der Figuren zu den „Dingen“ untersucht werden, insbesondere die des Protagonisten Achim. Zugrunde gelegt werden dabei die Studien über die Dingkultur von Jean Baudrillard, Karl-Heinz Kohl und Hans Peter Hahn. Bereits in Das System der Dinge. Über unser Verhältnis zu den alltäglichen Dingen aus dem Jahre 1968 unterscheidet Baudrillard zwischen der Funktionalität eines Gegenstandes und dessen Personalisierung durch den Menschen. Hans Peter Hahns theoretischer Text Materielle Kultur von 2005 unterteilt die Subjekt-Objekt-Beziehung in die drei Phasen Wahrnehmung, Umgang mit den Dingen und Bedeutungen der Dinge. Karl-Heinz Kohl bietet in Die Macht der Dinge. Geschichte und Theorie sakraler Objekte von 2003 eine Systematik der Gattungen von Gegenständen und ordnet sie hierarchisch. Kohl erkennt in den sakralen Objekten eine Beseelung der Dinge. Zu Beginn dieser Arbeit werden die wesentlichen Aspekte der Dingkultur nach diesen Studien zusammengefasst. Im Hauptteil wird Christoph Peters’ Roman Mitsukos Restaurant zunächst narratologisch analysiert unter Bezugnahme auf die Einführung in die Erzähltheorie von Matias Martinez und Michael Scheffel. Danach wird der Frage nachgegangen, wie die Dingkultur im Roman verwendet wird, insbesondere wie sich die Beziehung der Figuren zu den „Dingen“ gestaltet. Dafür werden drei exemplarische Beispiele herangezogen. Im Fokus werden einmal Achims wechselnde Herangehensweisen sein, sich den Teeschalen anzunähern. Ebenso wird die Funktion des Geschenkaustausches zwischen Achim und Mitsuko untersucht, hierbei wird besonderes Augenmerk auf den ritualisierten „Umgang“ mit den Teeschalen gerichtet. Im Anschluss daran wird anhand der Parallelgeschichte gezeigt, welche Funktion der handwerklich aufwendige Herstellungsprozess bei der Bewertung der Chawan durch die Figuren im Roman hat. In einem zweiten Schritt wird überprüft, warum die Dingkultur im Roman in dieser Weise eingesetzt wird. Insbesondere interessieren dabei folgende Fragen: Was reizt Achim an Mitsuko? Trägt sein Interesse an den Teeschalen fetischistische Züge? Womit verknüpft Achim seine Bedeutungszuweisungen an die Schalen? Die Schlussbetrachtung wird versuchen den Roman Mitsukos Restaurant gattungs- und epochengeschichtlich einzuordnen.
In meiner Arbeit zeige ich, dass es sich bei der klitischen Dopplung im Spanischen und Katalanischen um dasselbe Phänomen handelt, nämlich um ein synchrones Stadium einer sprachlichen Entwicklung der romanischen Sprachen: der Umwandlung der Objektmarkierung vom morphologischem Kasus hin zu anderen Strategien. Die existierenden Unterschiede zwischen den Sprachen und innerhalb ihrer Varietäten lässt sich so erklären, dass die Entwicklung der sprachlichen Systeme nicht gleichförmig verläuft - während das Spanische des Rio de la Plata-Raums bereits weit fortgeschritten ist, zeigt sich das Katalanische noch recht konservativ.
Die Kampftänze der afrikanischen Diaspora wurden unter den Umständen der Sklavenzeit und als Weiterführung afrikanischer Rituale entwickelt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde ihre Ausübung offiziell verboten. Die Missachtung der Öffentlichkeit über die Jahrhunderte hinweg steht im krassen Gegensatz zu der Bedeutung, die die Kampftänze für die kulturelle Identität der
Bevölkerungen afrikanischen Ursprungs haben. Heute geniessen die Kampftänze als Kampfsport besonders in den westlichen Industrieländern eine wachsende Popularität.
Der folgende Aufsatz bietet eine Übersicht über die Kampftänze Capoeira (Brasilien), Moringue (La Réunion) und Danmyé (Martinique). Aufgrund der Ähnlichkeit der drei Kampftänze wird die ethnische Verbindung historisch rekonstruiert, um den gemeinsamen Ursprung in Afrika auszumachen.
Aufbauend auf einer Synthese der Theorie der sozialen Felder von Pierre Bourdieu und der Theorie der Art-Worlds von Howard Becker und der Institutionentheorie von Peter Berger und Thomas Luckmann wird die Stellung der Institution Frankfurter Musikwerkstatt im Feld der Kunst beschrieben. Mit Hilfe von narrativen Interviews und teilnehmender Beobachtung wird das Spannungsverhältnis zwischen dem Freiheitsideal der Kunstform Jazz-Musik und deren Institutionalisierung expliziert.
Im Theater des Terrorismus : zum öffentlichen Diskurs über den Linksterrorismus in den 1970er Jahren
(2007)
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, durch multiperspektivische historisierende Betrachtung sowie die Untersuchung des zeitgenössischen öffentlichen Diskurses zu einer historischen Einordnung des Terrorismus der RAF in den 1970er Jahren beizutragen. In dem zu diesem Zweck zunächst erarbeiteten ereignis- wie ideen- und mentalitätsgeschichtlichen Teil konnte gezeigt werden, dass die Entstehung der RAF nur vor dem spezifischen geschichtlichen Hintergrund der BRD der ausgehenden sechziger Jahre zu verstehen ist, dass Konstellationen wie die erste Große Koalition, die NS-Belastung von Vertretern aus Politik und Justiz oder der Vietnamkrieg essentielle Anschubkräfte zuerst der Studentenbewegung und sodann des Linksterrorismus darstellten. Als zentrales Moment der Terrorismusgenese wurde dabei der Verlauf der studentischen Protestbewegung herausgearbeitet, während dessen die staatliche Seite durch verbreitete Kritikimmunität und letztlich durch Rückgriff auf eine vornehmlich polizeiliche Lösung des Konfliktes zur exponentiellen Radikalisierung eines kleinen Teiles der Bewegung, und der Bestätigung und Verfestigung dessen ideologischer Prämissen maßgeblich beitrug. Militante Theoreme fanden so direkte Anknüpfungspunkte und zeitigten, nach dem Ende der Massenbewegung, subjektiv empfundenen Handlungsdruck hin zu neuen, militanten, von Kleingruppen getragenen Protestformen, zum Terrorismus. Hier und dies unterstreicht die Wichtigkeit multikausaler Erklärungsmuster – zeigte sich auch der Einfluss individueller Aspekte sowie gruppendynamischer Prozesse. Ersteres besonders dahingehend, dass aus ins Fanatische getriebener Ideologisierung heraus eine völlige Kongruenz des eigenen Lebens mit dem revolutionären Ideal und ein radikaler Bruch mit der bürgerlichen Existenz angestrebt wurde. Beides wurde durch die Mitgliedschaft in der RAF fast automatisch erreicht. Letzteres insofern, als dass der monolithische politisch-soziale Bezugsrahmen der späteren RAF-Mitglieder, der auch eine stark selektive Wahrnehmung der Realität bewirkte, den Schritt in den Untergrund begünstigte; und dass, dies gilt für die zweite RAF-Generation, durch Appelle an Solidarität und Kollektivität seitens der inhaftierten ersten Generation enormer moralischer Druck auf Sympathisanten generiert wurde, was in einer Perpetuierung der RAF als Gruppe resultierte. ...
Mit dem Doku-Drama, scheint das (öffentlich-rechtliche) Fernsehen eine Form gefunden zu haben, Themen aus der Geschichte für ein weitgefasstes Publikum interessant zu machen und damit gleichzeitig den Spagat zwischen Bildungsauftrag und Unterhaltungsanspruch des Mediums zu schaffen. Das hier beispielhaft untersuchte Doku-Drama Todesspiel von Heinrich Breloer hat gezeigt, wie im heutigen Fernsehen historische Themen umgesetzt werden und wie sich mit semidokumentarischen Formen Geschichte für den Zuschauer attraktiv gestalten lässt. Dabei fühlt sich das Fernsehen im Sinne seines Bildungsauftrages verpflichtet, als Informationsmedium den Zuschauern einen Zugang zu historischen Themen zu eröffnen und ihm die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu ermöglichen. Gleichzeitig will und muss das Fernsehen dem Wunsch der Zuschauer nach Unterhaltung gerecht werden. ...
Einleitung Politischer Agitator, Schriftsteller und Menschenfreund - mit diesen Begriffen beschrieb Wolfgang Hildesheimer den Hessen Georg Büchner (1813-1837) im Jahre 1966 bei seiner Rede zur Verleihung des Büchner-Preises. Damit würdigte er einen überragenden Autor des deutschen Vormärz, der unter anderem mit dem revolutionären Pamphlet Der Hessische Landbote sowie mit der Sozialtragödie Woyzeck zwei außergewöhnliche Werke schuf, die seit rund 170 Jahren nichts an Aktualität eingebüßt haben. Büchners literarische Arbeiten faszinieren das heutige Publikum ebenso stark, wie einst die Menschen im 19. Jahrhundert. Weniger bekannt als sein OEuvre sind jedoch die Hintergründe und Voraussetzungen, die den in Goddelau geborenen Schriftsteller zu jener Person werden ließen, auf die Hildesheimers Bezeichnungen zutreffen. Die Wurzeln hierfür sind in Büchners Gießener Studienzeit (Oktober 1833 bis September 1834) zu finden, während welcher der mit den Unterdrückten „mitleidende[ ] Dichter“ begann, sich erstmals aktiv in die deutsche Politik einzumischen und gleichzeitig den ersten Schritt in die schriftstellerische Tätigkeit zu wagen. Bisher beschäftigte sich die Forschung lediglich am Rande mit Büchners Aufenthalt in der ehemals oberhessischen Universitätsstadt, so dass es an einer ausführlichen Analyse seiner dort entwickelten revolutionären Ideen noch fehlt. Besonders interessant ist die Tatsache, dass Büchner an seinem ersten Studienort Straßburg (1831-1833) von den Nachwirkungen der Französischen Revolution inspiriert wurde und diese Anstöße in Gießen zu eigenen sozialrevolutionären Ansätzen weiterentwickelte, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland absolute Innovationen darstellten. Das Ideengut, das er während der Gießener Zeit sammelte, verarbeitete er sowohl im Hessischen Landboten als auch Jahre später in Woyzeck. Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist es, eine Verknüpfung von Büchners eigenen Erfahrungen aus der Gießener Studienzeit mit seinem Wirken als Schriftsteller und politischer Agitator sichtbar zu machen, um schließlich dessen revolutionäre Errungenschaften, die aus diesem Lebensabschnitt hervorgegangen sind, herauszuarbeiten. Zum ersten Mal sollen nun Büchners gesamte Neuerungen aufgezeigt werden, die er während einer für ihn höchst brisanten Zeit entwickelt hatte.
In dieser Arbeit setze ich mich mit den Themen Existenz, Tod und Absurdität in Thomas Bernhards Romanen 'Frost' und 'Verstörung' auseinander. Da beide Texte viele inhaltliche und formale Ähnlichkeiten aufweisen, bieten sie sich als Gegenstand für eine einzelne Analyse an. 'Frost' wurde 1963 veröffentlicht, 'Verstörung' 1967. Es sind die ersten umfangreichen Prosawerke Bernhards. Zuvor erschienen hauptsächlich Gedichte und kürzere Prosatexte. Thomas Bernhard lässt sich literarhistorisch als kanonisierter1 Autor der Moderne charakterisieren.
Dualistische Raumordnungen : das "Agnete og Havmanden"-Motiv in der skandinavischen Literatur
(2014)
„Jeg vilde give alle mine hundrede Aar, jeg har at leve i, for blot een Dag at være et Menneske og siden faae Deel i den himmelske Verden!“ Nichts sehnlicher wünscht sich Hans Christian Andersens kleine Meerfrau aus dem berühmten Märchen Den lille havfrue (1837), als die Grenze zwischen Meer und Menschenwelt zu überschreiten und den essentiellen Wesensunterschied zwischen Meerwesen und Mensch zu überwinden, um in eine ‚höhere‘ Welt zu gelangen. So fest sich das Bild von Andersens tragisch-sehnsuchtsvoller Meerfrau in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat, so wenige offensichtliche Vorbilder finden sich für seine Figur in der skandinavischen Motivtradition der Meerwesen. Denn bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dominiert der Meermann die skandinavische Literatur. In den mittelalterlichen Texten der Snorra Edda und der Liederedda tritt der Riese Ægir als Gastgeber für die Asen auf, bleibt jedoch als Element der Rahmenhandlung stets eine Nebenfigur; erst in der Neuzeit wird Ægir nach dem Vorbild Neptuns und Poseidons als Meermann bzw. Meergott gedeutet. Im Zuge der Skandinavismus-Bewegung des 19. Jahrunderts findet z. B. in der Lyrik N. F. S. Grundtvigs und Adam Oehlenschlägers eine Rezeption des Ægir-Motivs statt, wobei Ægirs Gastmahl hier weiterhin nur den Schauplatz der Handlung bildet bzw. zum Sinnbild für eine Vereinigung der nordischen Länder wird. Neben den ersten Belegen Ægirs in den Edda-Texten findet sich in der mittelalterlichen Volksdichtung, die im 16. und 17. Jahrhundert niedergeschrieben und im 19. Jahrhundert vor allem in Dänemark unter der Bezeichnung folkeviser gesammelt wurde, das Bild des Meermanns als verräterischem Verführer, der Jungfrauen ins Meer lockt. Die bekannteste und populärste dieser Volksballaden trägt den Titel Agnete og Havmanden. In dieser Ballade folgt Agnete dem Meermann ins Meer, kehrt jedoch nach acht Jahren und sieben gemeinsamen Kindern zurück an Land. Etwa zur gleichen Zeit wie das Ægir-Motiv, jedoch weit intensiver, wird auch das Agnete og Havmanden-Motiv in der Lyrik der dänischen Romantik rezipiert; beide Stränge werden jedoch nicht vermischt.
Hagar und Sara - zwei bedeutende Frauen des Alten oder Ersten Testaments. Hagar weniger Sklavin als eine Frau, die eine Verheißung erfährt. Im historisch-kritischen Zusammenhang entfächern sich die wahrscheinlichen und weniger plausiblen Umstände der biblischen Geschichte/n zu diesen zwei Frauen und ihrem Verhältnis zueinander, das im Alltag möglicherweise von mehr Teamarbeit geprägt war als es auf den ersten, vermeintlich modernen Blick im patriarchalen Kontext scheinen mag.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der wohl wichtigsten historischen Zäsur im 20. Jahrhundert, herrschte mitnichten Frieden. Vielmehr wurde erstmals die bipolare Spaltung der Welt in einen kommunistischen Osten und einen demokratischen Westen sichtbar. Der Abwurf der beiden amerikanischen Atombomben 1945 auf Nagasaki und Hiroshima hatte ein atomares Wettrüsten zwischen den beiden ideologischen Blöcken eingeläutet. Dieser Konflikt wurde aber, angesichts der möglichen nuklearen Vernichtung der gesamten Menschheit, nicht mehr in einem offenen Schlagabtausch, sondern vielmehr in einem verdeckten, „kalten“ Krieg ausgetragen. In Korea, Vietnam oder Afghanistan wurden zwar konventionelle Stellvertreterkriege geführt, die eigentliche Auseinandersetzung zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion wurde aber mit politischen, wirtschaftlichen, technologischen und nicht zuletzt auch kulturellen Drohgebärden bestritten. Inmitten dieser angespannten weltpolitischen Situation entwickelte sich im New York der 1940er und 50er Jahre eine neuartige Kunstrichtung, welche als ein radikaler Neubeginn und letztlich als erster genuin amerikanischer Stil gewertet wurde. Die Inspiration für den später als „Abstrakter Expressionismus“ betitelten Stil speiste sich zwar aus vielfältigen kulturellen Quellen, jedoch verstanden es avantgardistische Künstler wie Jackson Pollock oder Mark Rothko aus diesen eine durchweg eigenständige Formensprache auszubilden. Trotz anfänglicher Vorbehalte galt diese moderne Kunstrichtung schon Ende der 1950er Jahre als international etabliert und New York hatte der ehemaligen Kunstmetropole Paris den Rang abgelaufen. Dieser immens schnelle Aufstieg der New York School ist auf eine Reihe von begünstigenden Faktoren zurückzuführen. Durch den Krieg zur Emigration nach New York gezwungene europäische Künstler, spielten hier genauso eine wichtige Rolle wie staatliche Förderprogramme für Künstler im Rahmen des New Deal, ein enges Netzwerk von Künstlern, Kritikern, Galerien und Museen, sowie das Aufkommen der modernen Massenmedien. Von besonderer Bedeutung ist hier aber auch das Engagement verschiedener staatlicher Institutionen, welche in der – eigentlich als unpolitisch geltenden – abstrakt expressionistischen Kunst bestimmte amerikanische Eigenschaften ausgemacht hatten. Die abstrakten Gemälde konnten so als Gegenstück zum Sozialistischen Realismus der Sowjetunion inszeniert und somit letztlich als kulturelle Propagandawaffe im Kalten Krieg funktionalisiert werden. In der nachfolgenden Arbeit soll zunächst die Entwicklung der New Yorker Avantgarde nachgezeichnet werden. Anhand ausgewählter Künstler, ihrer Werke und Arbeitsweisen wird aufgezeigt, wie den abstrakten Gemälden von der damaligen Kunstkritik amerikanische Eigenschaften zugeschrieben wurden. Des Weiteren werde ich auf die Gegner der abstrakten Kunst eingehen, bevor die erfolgreiche Etablierung des Abstrakten Expressionismus durch Galerien, Museen und Massenmedien, sowie letztlich die politische Instrumentalisierung durch den CIA behandelt wird. Dabei soll auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass insbesondere der letztgenannte Punkt im wissenschaftlichen Diskurs über den Abstrakten Expressionismus bis heute ein höchst umstrittenes Thema darstellt. Da die folgende Arbeit interdisziplinär angelegt ist, bedient sie sich einerseits kunstgeschichtlicher Interpretationsmethoden wie der Stil- und Formanalyse zur Beschreibung der vorgestellten Werke; andererseits werden auch kulturhistorische Methoden zum Einsatz gebracht, um sich der Fragestellung aus möglichst vielen Blickwinkeln zu nähern und die Künstler und ihre Werke so in dem damaligen sozialen und politischen Kontext richtig zu verorten. Es werden sowohl ausgewählte Bildwerke analysiert als auch Statements von Künstlern, Rezensionen und Essays von zeitgenössischen Kunstkritikern, bis hin zu aktuellen kunsthistorischen Studien berücksichtigt. Da es sich beim Abstrakten Expressionismus um ein relativ kontemporäres Phänomen handelt, sind hier die Grenzen von kunstkritischer und kunsthistorischer Auseinandersetzung oftmals fließend. Auch gebietet die Komplexität des Themas ein weitgehend synchrones Vorgehen, geordnet nach den oben genannten Fragestellungen, denn eine ausschließlich chronologische Annäherung an das Thema wäre der Übersichtlichkeit der Argumentation abträglich.
Die Magisterarbeit in ein Beitrag zur Weiterentwicklung neuzeitlicher Subjekt- und Emanzipationstheorien. Im ersten Schritt werden die Grundkonzepte aus Baruch de Spinozas Ethik dargestellt und ihre Rolle fuer die Ideologietheorie Louis Althussers analysiert. Auf Grundlage dieser Analyse werden Grenzen der Subjekt- und Ideologietheorie Altussers aufgezeigt und der Versuch unternommen sie unter Zugriff auf spinozistische Begigriffe zu ueberwinden. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Perspektive auf den Menschen als körperliches, emotionales und begehrendes Wesen.
Die vorliegende Arbeit wendet sich dem gegenwärtig aufgekommenen Phänomen der Ablösung vom Nazi-Klischee bei der Repräsentation von "Deutschen" zu und fokussiert in fünf zeitgenössischen Beispielen die visuelle Darstellung von Deutsch-sein in US-amerikanischen Fernsehserien.
Die nationale Identität des deutschen Volkes wird mittels verschiedener Bildmittel als zwiespältig, zwielichtig und damit widersprüchlich inszeniert. Dies lässt sich im Wesentlichen als Ergebnis der qualitativen Bildanalyse in den hier untersuchten Fernsehserien Malcolm Mittendrin (2002 - 2004), Scrubs (2005), Veronica Mars (2004 - 2006), How I Met Your Mother (2007 - 2012) und Breaking Bad (2012) zusammenfassen.
Ihre Widersprüchlichkeit wird schließlich als symbolische Konstruktion gedeutet, die der These des Lyrikers C. K. Williams folgt, "die Deutschen" seien zu einem Zeichen transzendiert. Damit bewegt sich die Darstellung von Deutsch-sein zwischen zwei Positionen, und zwar konkret zwischen dem, was es ist (bzw. was das Fernsehen den Zuschauer glauben lässt, was es ist), und dem, wofür es steht. Für die Ambivalenz der Darstellung von Deutsch-sein spielt die symbolische Bedeutung des deutschen Volkes, welche sich aus seiner Geschichte ergibt, eine wesentliche Rolle.
Die Gliederung der vorliegenden Arbeit orientiert sich an zwei Fragen: Auf welche besondere Weise wird Deutsch-sein visuell konstruiert (ästhetischer Mechanismus)? Welches Wissen über Deutsch-sein wird (re)produziert (sozialer Mechanismus via Zeichen)?
Im Schulunterricht der deutschen Gymnasien hat die Vermittlung poetologischen Wissens im 19. Jahrhundert einen besonderen Platz eingenommen. Dabei wurde das Gebiet der Poetik jedoch sehr unterschiedlich dargestellt. Zum einen war die Poetik, die Lehre der Dichtkunst, seit dem 18. und während des gesamten 19. Jahrhunderts fortlaufend Veränderungen und Repositionierungen unterworfen. Zum anderen formte und entwickelte sich der moderne Deutschunterricht in dieser Zeit, stark beeinflusst durch die zeitgeschichtlichen Tendenzen der Verwissenschaftlichung, der Fächerdifferenzierung und der Nationalideologien. Als Konstante lässt sich jedoch über das gesamte Jahrhundert hinweg eine hohe Wertschätzung der Poetik als Unterrichtsfach erkennen. Daher wurden von Schulbuchverlagen von Beginn des 19. und bis in die 20er Jahre des folgenden Jahrhunderts hinein didaktische Poetiken veröffentlicht, die eine sehr lange und weite schulische Verwendung fanden.
In der hier vorgelegten Arbeit werden anhand einer Auswahl dieser Schulpoetiken die Grundargumente des Diskurses über Poetik herausgearbeitet und untersucht, wie sich diese im Laufe des Jahrhunderts veränderten. Dadurch wird eine Grundlage dafür geschaffen, das als gültig wahrgenommene Wissen über Form und Wesen der Literatur zu rekonstruieren, das sowohl die Leser aber auch die Schriftsteller beeinflusst hat, die aus den Schülergenerationen zwischen 1830 und 1920 stammen.
Eine empirische Arbeit, auf Basis der teilnehmenden Beobachtung nach Malinowski, bei Dealern im bürgerlichen Milieu. Der Fokus liegt auf einer ethnologischen Herangehensweise; d.h., dass am Leben der Dealer weitestgehend und möglichst vorurteilsfrei teilgenommen wird. Hieraus ergeben sich Einblicke, die mit anderen Forschungsmethoden nicht möglich sind.
In his Yiddish autobiography “Fun Lublin biz Rige”, Riga: 1940, the actor Abraham Eines reported on his 30-year lasting career as an actor in Yiddish theatre companies in Eastern Europe and also on the period when he was an artist in the Yiddish theatre in Riga. The so called “Naier idisher teater” had been planned since 1913 and opened in 1927 on the initiative of Jakob Landau, Paul Minz and Lew Ginsberg.
This thesis is based on Eines’ autobiography and researches in Latvian, Lithuanian and Polish archives and libraries. The aim was to reconstruct the history of this specialized Yiddish theatre, which fortunately is kept until today in the art nouveau quarter of Riga.
The thesis deals with the history of this theatre, the plans which resulted in the construction of the building, people and organisations that were involved, its opening, playing schedules, companies and actors as well as the intercultural, economic and social environments and activities.
In January 1927, the “Naier idisher teater” opened under the main direction of M. Karpinowitsch and the art direction of Abraham Morewski. It was financially supported by membership fees from the “Jewish Theatre Company”. New artists were often engaged by the “Warsaw Association of Artists”.
In the following years, the art direction changed several times because of disagreements between the direction of the theatre and the company. Actors demanded more sophisticated plays and greater artistic licenses. The theatre had big economic problems. The repertoire of the theatre differed distinctly from that of the guest companies coming to Riga: the “Vilner Trupe”, staged Yiddish classics by Scholem Alejchem, Scholem Asch, Jacob Gordin, as well as by Oskar Wilde, Shakespeare and Moliere. Furthermore, Alexander Granovsky (GOSET) gave guest performances with his company of the Moscow theatre “Habima” in Riga. Besides “Habima” started its Europe tour in this Yiddish theatre Riga. Many artists were partly engaged for a long period in Riga`s “Naier idisher teater” and the theatre was well attended – on average 70 000 visitors per season. The theatre was equipped with 473 seats and 160 seats on balconies. It existed with different names until the occupation of Riga by the Germans. Today, the museum „Jews in Latvia“ (Muzejs Ebreji Latvijā) is located in the former theatre building.
This is a not revised edition of the thesis.
„Frauenlieder gehören zu den ältesten poetischen Zeugnissen, welche in die schriftliche Überlieferung der volkssprachlichen Dichtung im Mittelalter eingegangen sind, und schon allein aus diesem Grunde kommt ihnen eine herausragende kultur- und literarhistorische Bedeutung zu.“
Für die mittelalterlichen Lieder mit weiblichem lyrischem Ich finden sich diverse Definitionen die je nach Schwerpunkt und Sichtweise einen unterschiedlich großen Korpus an Liedern als Frauenlieder deklarieren. Für diese Arbeit habe ich versucht eine Definition zu finden, die minimal einschränkend ist und dabei keine wertenden und ästhetischen Kriterien ansetzt, die aus einem heutigen Verständnis geprägt sind. Dementsprechend basiert diese Arbeit auf der Minimaldefintion eines Frauenliedes nach Ingrid Kasten: „Es sind Lieder, deren lyrisches Subjekt eine Frau ist.“
Da explizit bei Ingrid Kasten von einem lyrischen Subjekt die Rede ist, also von der Person, die das Lied trägt, sind Gattungen wie das Tagelied oder die Pastourelle ausgeschlossen, da sie zwar weibliche Redeanteile stellen, diese allerdings keine eigenständige Meinung wiedergeben, sondern nur im Kontext des Liedes einen Dialog herstellen. Hierzu Angelica Rieger: „Zu der gattungsbedingt stark eingeschränkten Rollen der Frau in der pastorela kommt die Tatsache, daß die narrative Grundstruktur der Gattung der Frauenstimme nur im Zitat Raum läßt. Beides verhindert die Entwicklung eines selbstständigen weiblichen lyrischen Ichs innerhalb der Grenzen der Gattung. […] In jedem Fall beschränkt sich [bei der alba] die «voix féminine» auf die von der Gattung diktierte Rollenverteilung zwischen domna, amic und gaita.“
Um nun noch den Begriff der Gattung zu definieren, greife ich auf die allgemeine Definition des Duden zurück, dieser definiert Gattung als „Gesamtheit von [Arten von] Dingen, Einzelwesen, Formen, die in wesentlichen Eigenschaften übereinstimmen.“
Somit soll diese Arbeit klären, inwiefern die Frauenlieder der Troubadoure, der Trouvères, der Minnesänger und der galicisch-portugiesischen Troubadoure unter dem Gattungsbegriff „Frauenlied“ vereint werden können oder ob sich so viele verschiedene Formen von Liedern mit weiblichem lyrischen Subjekt finden lassen, dass lediglich von einem Überbegriff die Rede sein kann.
With reference to Shakespeare's play "The Winter's Tale" and its adaptation "The Gap of Time" by Jeanette Winterson the following master thesis seeks to explore literature’s ability to update and rework a given text in a sense that the new text reflects the condition humana in relation to current social and cultural milieus thereby demonstrating the actuality of the original text and constituting a genuinely new work of art in its own right at the same time.
Global betrachtet, bestehen große Unterschiede in der menschlichen Entwicklungsfähigkeit sowohl zwischen verschiedenen Gruppierungen innerhalb einer Gesellschaft als auch zwischen unterschiedlichen Gesellschaften. Diese Differenzen bedürfen einer Begründung. Armut mit ihren Begleiterscheinungen Hunger, Unter- und Mangelernährung (Ernährungsunsicherheit) ist ein menschlich und individuell nicht wünschenswerter Zustand. Angemessene Ernährung ist der Grundstein für jegliche Form von Entwicklung. Armut ist ein absoluter Zustand, der die Betroffenen der Erfüllung grundlegender menschlicher Bedürfnisse und der vollwertigen Teilhabe an der Menschengemeinschaft beraubt. Um Armut als ungerecht verstehen zu können, muss sie von einer bestimmten Art (z.B. strukurell) oder Gründen sein. Biodiversität ist ein grundlegender Baustein, um den Fortbestand der Erde und der Menschheit zu sichern. Ohne biologische Vielfalt ist kurzfristig kein qualitativ hochwertiges und langfristig überhaupt kein Leben möglich. Diverse Regionen und gesellschaftliche Gruppierungen sind unterschiedlich stark von ihrer Nutzung für das alltägliche Überleben abhängig und von einem Verlust der (Agro-)Biodiversität betroffen. Biodiverse Ernährungsstrategien werden selten zur Verringerung der Unterernährung eingesetzt. Die Themen Recht auf Nahrung und landwirtschaftliche Vielfalt sind in dieser Form noch nirgends behandelt worden. Es gibt bislang keine normative Debatte bzw. Literatur, die eine moralphilosophische Begründung des Rechts auf Nahrung versucht und sie in Bezug zu relevanten Abkommen und Rechtskommentaren daraufhin untersucht, welche Gerechtigkeits-konzeptionen implizit und explizit vorhanden sind und inwiefern sie die strukturelle Dimension von Armut und Unterernährung thematisieren. Dies ist ein Versuch der partiellen Aufarbeitung, der sowohl normative als auch empirische Elemente enthält. Nach der umfassenden Analyse landwirtschaftlicher Strukturen sowie der strukturellen Bedingtheiten von Armut untersuche ich die Plausibilität der Begründungsoptionen eines sozialen Menschenrechts und prüfe im Anschluss ob sich Elemente einer moralischen Argumentation innerhalb des UN Sozialpakts, der Allgemeinen Anmerkung 12 des UN Wirtschafts- und Sozialrats sowie der Freiwilligen Leitlinien der FAO rechtfertigen lassen. Abschließend plädiere ich für eine vielfältige Landwirtschaft und die Hinwendung von Ernährungssicherungs-strategien zu biodiverser Ernährung.
Gegenstand der qualitativen, empirischen Untersuchungen sind die sozialen Beziehungen in Anwendungen des Internets (web 2.0 / social networks) am Beispiel der virtuellen Welt "Second Life". Neben umfangreichem Hintergundwissen zu dieser Anwendung, aber auch zur Chatkommunikation, bietet sie in der Hauptsache Interpretationen zum Nutzerverhalten. Grundlage dafür sind Daten, die in Form von Interviews mit den Nutzern und teilnehmender Beobachtung gewonnen wurden. Diese Daten wurden mit Hilfe der Reflexiven Sozialforschung und der Objektiven Hermeneutik (Sequenzanalyse) ausgewertet und analysiert. Als Interpretationsstütze dienen u.A. die Kritische Theorie und Richards Sennetts Theorien zur Arbeitsgesellschaft. Die Arbeit wurde mit der Note 2,0 bewertet und von den Gutachtern für den innovativen Zugang zum Forschungsgegenstand gelobt.
In Robert Musils Gesamtwerk im Allgemeinen und im "Mann ohne Eigenschaften" im Besonderen wird immer wieder auf die Gegensätzlichkeit von naturwissenschaftlichem Denken und "Gefühlsdenken", Wissen und Glauben, Ratio und Mystik verwiesen [vgl. Albertsen 1968, S. 11]. Musil stellte die verschiedenen Formen des Erkennens zwar einander gegenüber, doch bestand das Ziel keineswegs darin, die Trennlinie zwischen diesen zu verschärfen. Im Gegenteil: Musil hoffte darauf, die heterogenen Pole menschlicher Welterschließung am Beispiel seines Protagonisten Ulrich unter einer empirisch ausgerichteten Form von 'Meta-Rationalität' subsumieren zu können [vgl. Pieper 2002, S. 67]. Darzulegen, warum der Versuch dieser Synthese scheitern musste, ist ein Hauptanliegen der Arbeit. Das Schicksal Ulrichs, der Zentralfigur des Romans, ist bei dieser vornehmlich erkenntnistheoretischen Untersuchung in keiner Weise auszuklammern. Wie sich zeigen wird, ist dieses mit den philosophischen Ansichten derselben und denen ihres Schöpfers aufs engste verflochten.