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Mit "Sit-in" und "Teach-in" zur Weltrevolution : Erinnerungen an den Sprachgebrauch der "68er"
(2018)
"Sit-in" und "Teach-in"? – Wer 1968 noch kein Zeitgenosse war, wird beides nur für zwei der im 20. Jahrhundert immer beliebter werdenden, aber oft unverstandenen Fremdwörter aus dem Englischen halten. Heute sind beide weitgehend vergessen, so brandaktuell sie auch einmal waren. Mit ihnen wurde nicht weniger gemeint als eine Sitzblockade vor Hörsälen und die Verhinderung einer regulären Lehrveranstaltung, indem man sie in ein Agitationsforum "umfunktionierte". Die traditionellen Vorlesungen wurden ohnehin als "säkularisierte Predigten" verhöhnt. Als ersten Frankfurter Hochschullehrer traf es ausgerechnet den Staatsrechtler Carlo Schmid, immerhin einen der Väter des Grundgesetzes, der seine Vorlesung abbrechen musste. ...
Kurz vor Mitternacht am 2. April 1968 bricht im Kaufhaus M. Schneider auf der Zeil ein Feuer aus. Kurz darauf ertönt der Feueralarm im Kaufhof an der Hauptwache. Menschen werden nicht verletzt, der Schaden beträgt nach heutigem Geldwert rund eine Million Euro. Unter den Tätern sind Andreas Baader und Gudrun Ensslin. Beide werden zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Brandanschläge auf die Frankfurter Kaufhäuser sind die Geburtsstunde der Roten Armee Fraktion – das wissen wir heute. ...
Die Ausstellung "Freiraum der Kunst", die bis 8. Juli 2018 im Museum Giersch der GoetheUniversität zu sehen ist, zeichnet die Geschichte der "studiogalerie" nach. Dieses vom Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) betriebene Forum präsentierte im Studentenhaus auf dem Campus Bockenheim von 1964 bis 1968 Ausstellungen und Veranstaltungen der nationalen und internationalen Avantgarde. Malerei und Objekte der Licht-Kunst und Kinetischen Kunst, der Konkreten Kunst, des Neuen Realismus, der Op-Art, der Hard-Edge- und Farbmalerei, aber auch FluxusKonzerte und Happenings sollten als studentischer Beitrag zur Demokratisierung von Kunst und Gesellschaft verstanden werden. Legendär wurde die Ausstellung "Serielle Formationen" von 1967. Im Zuge der Radikalisierung der Frankfurter Studentenschaft kamen die Aktivitäten jedoch 1968 zum Erliegen.
Unter dem Schlagwort "68er-Bewegung" werden verschiedene linksgerichtete Protestbewegungen, Bürgerrechtsdemonstrationen und antiautoritäre Aktionen zusammengefasst, die ab Mitte der 1960er in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern stattfanden und auf eine Umwälzung bestehender sozialer und politischer Strukturen zielten. ...
Jedes Mal, wenn ich in Frankfurt bin, eine Stadt, in der ich von 1960 bis 1980 gelebt habe und wo ich Ostern 1968, direkt nach meiner Entlassung aus der Bundeswehr, sofort an den großen Osterdemonstrationen teilgenommen habe – die Antwort auf das Attentat auf Rudi Dutschke –, zieht es mich in das alte Universitätsviertel an der Bockenheimer Warte. ...