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Der globale Klimawandel beeinflusst die Phänologie des Zugverhaltens von Vögeln. Es ist zu erwarten (und andernorts gezeigt worden), dass (1) die Zugvögel im Frühjahr früher im Brutgebiet ankommen und dass (2) dieser Effekt bei Kurzstreckenziehern stärker ist als bei Langstreckenziehern. Um dies zu überprüfen, wurden langfristige Beobachtungsreihen (1970-2003) analysiert, bei denen (1) mindestens acht Erstankünfte aus den Zeiträumen 1970-1986 und 1987-2003 vorlagen, (2) der Beobachter keinen Wohnortwechsel vorgenommen hatte und (3) mindestens drei unabhängige Beobachtungsreihen für eine Art vorhanden waren. Insgesamt wurden die Erstankunftszeiten von 17 Zugvogelarten an 13 verschiedenen Orten in Südwestdeutschland untersucht. Die Analyse der Ankunftszeiten erfolgte mit Hilfe der linearen Regression und durch den Vergleich der Mediane für die Perioden 1970-1986 und 1987-2003 (U-Test nach Mann-Whitney). Von 103 ausgewerteten Beobachtungsreihen wurde bei 96 ein Trend zur früheren Erstankunft festgestellt, während nur bei sieben Reihen das Gegenteil der Fall war. Betrachtet man die Steigung der Regressionsgeraden als Maß für die jährliche Veränderung der Ankunftszeiten, wurde bei 58 Beobachtungsreihen eine signifikant frühere Erstankunft festgestellt. Durchschnittlich verfrühte sich die Ankunft um 0,3 Tage (max. 2,9) pro Jahr. Hingegen konnte nur bei einer Art eine signifikant spätere Ankunft festgestellt werden. Der U-Test führte zu sehr ähnlichen Erkenntnissen. Eine Varianzanalyse ergab, dass die Effekte bei Kurzstreckenziehern stärker waren als bei Langstreckenziehern. Es wird vermutet, dass die frühere Ankunft überwiegend darauf zurückzuführen ist, dass sich die Überwinterungsgebiete vieler Arten nach Norden verschoben haben.
Wir erstellen derzeit die erste Datenbank zum sichtbaren Frühjahrszug des mitteleuropäischen Binnenlandes. Um den Frühjahrszug zu erfassen, wählten wir eine exponierte Beobachtungsstelle am Bodenseeufer aus. Die Daten wurden in den Jahren 1984 – 1986 erhoben (an insgesamt 194 Tagen mit 831 Beobachtungsstunden von Anfang März bis Anfang Mai, jeden Morgen von Sonnenaufgang bis späten Morgen bzw. Mittag). Das Projekt lieferte 35583 Einzelbeobachtungen mit insgesamt 138543 Individuen in 96 Arten. Einige Ergebnisse lassen sich mit der langjährigen niederländischen LWVT/SOVON Studie vergleichen, besonders im Hinblick auf das Zugverhalten von Waldvögeln. Weitere Themen der Studie sind: Median-Werte und Phänologie von vierzehn “Kalendervögeln” und des Schwarzmilans Milvus migrans, das Zugverhalten von typischen Standvögeln (Türkentaube Streptopelia decaocto, Rabenkrähe Corvus corone corone, Haussperling Passer domesticus), die Hauptzugrichtung (Beutelmeise Remiz pendulinus, Wiesenpieper Anthus pratensis, Heidelerche Lullula arborea), sowie Nachweise ziehender Gartenbaumläufer Certhia brachydactyla. Mit einer Wiederholungsstudie könnten möglicherweise Veränderungen im Zugverhalten der Heimzieher über die letzten Jahrzehnte festgestellt werden. Im nächsten Schritt vervollständigen wir die Endversion der Datenbank und publizieren sie online mit freiem Zugang durch das Internet, was eine Ausweitung der Analysen erlauben wird, z.B. im Hinblick auf Zugverhalten und vorherrschende Wetterbedingungen.
Das Zugvorkommen des Ortolans an der Deutschen Bucht hat1964-2000 deutlich abgenommen. Die Art tritt alljährlich in beiden Zugperioden auf. Die Jahressummen schwanken zwischen 5 und 76 Individuen (durchschnittlich 34). Der Heimzug dauert vom 29. März bis 6. Juni (8 Dekaden), der Wegzug vom 4. August bis 28. Oktober (10 Dekaden, Abb. 2). Aus dem Gesamtmaterial (n = 1030) beträgt die Relation Heimzug zu Wegzug 1 zu 1,7. Im großräumigen Vergleich (südliche Bundesländer bis Nordjütland) ergibt sich überall ein starkes Überwiegen der Heimzügler (73-93%). Dieses Phänomen wird einerseits als Schleifenzug, andererseits als Heimzugprolongation (z.B. für NW-Niedersachsen) gedeutet. Die Diskussion zu den enormen Brutbestandsverlusten (in Fennoskandien) ergibt, dass die aktuelle klimatische Situation überregional kaum als bedeutender Faktor anzusehen ist. Demgegenüber sind Habitatveränderungen in den Brutund Durchzugsräumen gewichtiger, ferner menschliche Verfolgung, worauf allein jährlich 50.000 getötete Ortolane in Südfrankreich hinweisen.
Erste Zweitbruten beim Kleiber Sitta europaea in der Langzeit-Populationsstudie bei Braunschweig
(2005)
Im Braunschweiger Raum werden Daten von in künstlichen Nisthöhlen brütenden Kleibern in zahlreichen Untersuchungsgebieten bereits seit den frühen 1950er Jahren erfasst. 2004 gelangen erstmals für die Untersuchungsregion Zweitbrut-Nachweise. In beiden Fällen war der Ausfliegeerfolg in der ersten Brut nur gering. Zweitgelege folgten jeweils auf eine frühe Erstbrut.
Während des Fressens als auch während des Putzens unterbrechen Blesshühner ihre jeweilige Aktivität um zu sichern (‘vigilance’). Je größer eine Gruppe ist, desto niedriger ist die Sicherungsrate des einzelnen Individuums. Dafür werden verschiedene Erklärungen geboten: 1) Vögel können von der Aufmerksamkeit ihrer Artgenossen profitieren, da viele Augen einen herannahenden Prädator eher entdecken, 2) der Verdünnungseffekt besagt, dass die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Beutegreifers zu werden, in größeren Gruppen geringer ist als in kleineren oder, 3) Vögel konkurrieren in größeren Gruppen stärker um begrenzte Nahrungsressourcen (Konkurrenzhypothese). Sollte die Konkurrenz um vorhandene Ressourcen tatsächlich zumindest teilweise für den Rückgang der individuellen Sicherungsrate mit zunehmender Gruppengröße verantwortlich sein, dann sollten putzende Blesshühner eine höhere Sicherungsrate zeigen. Daten zum Sicherungsverhalten wurden in drei Wintern erhoben. Gruppengröße und Nachbardistanz besaßen einen signifikanten Einfluss auf die Sicherungsrate. Dabei korrelierte die Gruppengröße negativ und die Nachbardistanz positiv mit der Sicherungsrate. Um diese Effekte unter Kontrolle zu halten, wurden jeweils die standardisierten Residuen der Sicherungsrate berechnet. Der Unterschied in der Sicherungsrate zwischen Fressen und Putzen war signifikant. Dies bedeutet, dass Blesshühner während des Putzens tatsächlich häufiger sichern als beim Fressen. Dies könnte ein Beleg für die Konkurrenzhypothese sein. Allerdings können diese Ergebnisse durch verschiedene Aspekte überlagert werden, wie z.B. die Distanz zum Ufer, eine eingeschränkte Sicht während des Putzens oder die Gruppengeometrie.
Zwischen 2000 und 2002 wurde ein phänotypisch intermediärer Hybride aus Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus und Hausrotschwanz P. ochruros während der Brutzeit im Nordschwarzwald beobachtet (Ruhestein, 950 m NN; Kreis Freudenstadt; Baden-Württemberg). Solche Rotschwanz-Hybriden wurden schon mehrfach im Freiland nachgewiesen. Angaben zu Habitat, Bruterfolg, Nachwuchs und Fitness von Hybrid-Rotschwänzen im Freiland sind allerdings sehr selten. Es ist wahrscheinlich, dass die enge Nachbarschaft von Bruthabitaten beider Arten das Auftreten von Hybriden begünstigen. Der hier beschriebene Vogel brütete drei Jahre hintereinander erfolgreich mit einem Hausrotschwanz-Weibchen und zog mindestens zwei bis drei Jungvögel pro Brut groß.
Ein Schleiereulen Weibchen hat in drei Jahren fünf erfolgreiche Bruten mit fünf verschiedenen Männchen gemacht und ist jedes Mal umgezogen. Um die Umstände der Scheidungen besser beurteilen zu können, werden die Herkunft der Männchen, deren Verbleib nach der Scheidung und auch die Herkunft von deren neuen Partnerinnen beschrieben. Der Vogel hatte nachweislich 22 Nachkommen der 1., 18 der 2. und 12 der 3. Generation.
Obwohl Berichte von albinotischen oder teilalbinotischen Vögeln nicht selten sind, gibt es vom Feldsperling Passer montanus nur wenige publizierte Fälle von völligem Albinismus. Diese Arbeit beschreibt einen solchen Vogel, der im September 2001 bei Dresden gefunden wurde. Der Sperling trägt ein vollständig weißes Jugendkleid, sein Schnabel und die Beine sind gelblichweiß gefärbt. Das Präparat dieses Vogels befindet sich jetzt in der ornithologischen Sammlung des Museums für Tierkunde Dresden.
Bei sämtlichen Themenbereichen dieser Arbeit stand der Einfluß auf das Überleben der Oberrheinpopulation des Großen Brachvogels im Vordergrund, weshalb bei den Kapiteln jeweils ein abschließender Abschnitt mit Fazit und Konsequenzen für den Naturschutz aufgenommen wurde. Diese münden in ein separates Schutzkonzept. In diesem Kapitel werden die Konsequenzen aus sämtlichen Untersuchungsergebnissen mit weiteren Aspekten zusammengefaßt und die Eckpunkte für ein detailliertes und umfassendes Konzept zum nachhaltigen, d.h. dauerhaften Schutz des Großen Brachvogels am Oberrhein vorgelegt. Weitere Kapitel: - Verbreitung und Bestandsentwicklung des Großen Brachvogels - Beiträge zur Brutbiologie und Ökologie des Großen Brachvogels - Gefährdungs- und Einwirkungsfaktoren sowie Rückgangsursachen beim Großen Brachvogel - Schutzkonzept - Ausblick
Am Unteren Niederrhein hat die Zahl der überwinternden Blessgänse 1987/88 letztmalig stark zugenommen. Unmittelbar danach nahm die Saatganszahl in ähnlicher Größenordnung ab. Seitdem liegen relativ stabile Bestandsgrößen vor. Dies weist darauf hin, dass die Kapazitätsgrenze des Gebietes erreicht ist und Saatgänse in großer Zahl verdrängt wurden. Nach dem Bestandseinbruch veränderte sich auch ihre Habitatwahl. Detaillierte Untersuchungen zum Auftreten und zur Habitatwahl bzw. -präferenz der Arten sollten genaueren Aufschluss über die Konkurrenzsituation und die Hintergründe dieser Veränderungen liefern. Dazu wurden 1997/98 bzw. 1998/99 in einem ca. 120 km2 großen Gebiet 67 bzw. 125 flächendeckende Gänseerfassungen durchgeführt. Die Habitatwahl der Gänse wurde stets, das Habitatangebot exemplarisch für 1998/99 erfasst. Die Ergebnisse zeigen: Das Verhältnis der Bestandsgrößen von Bless- zu Saatgänsen entsprach dem der gesamten Niederrheinregion. In den Hauptrastperioden 1997/98 bzw. 1998/99 hielten sich im Mittel 27.000 bzw. 30.000 Bless- und 2.300 bzw. 1.350 Saatgänse im Gebiet auf. In den Wintermaxima waren es 51.000 bzw. 57.000 Bless- und 7.000 bzw. 5.000 Saatgänse. Blessgänse nutzten unverändert zu knapp 95 % Grünland (Dauergrünland (ca. 85 %), Ackergras (ca. 10)), Saatgänse entgegen des ehemaligen Bestandes - bei dem Grünland mit ca. 80 % dominierte - je Winter zu 60 - 75 % Erntereste der Zuckerrübe. Im Verlauf der Hauptrastperioden lag deren Anteil bei 55 - 90 %. Beide Arten präferierten die Erntereste am stärksten, danach folgte Ackergras. Die Ackergraspräferenz der Saatgans resultierte aus ihrer relativ starken Nutzung des Habitates in einzelnen Raumausschnitten. Blessgänse präferierten nach Ackergras Dauergrünland, Saatgänse je Winter ggf. Maisstoppel. Andere Habitate wurden unterproportional zum Flächenangebot genutzt. Die geänderte Habitatwahl der Saatgans kann durch den Schwund des Anteils der Rastpopulation, der bis 1987/88 durch Grünlandnutzung getragen wurde, erklärt werden.
Raumnutzung und Vergesellschaftung von Alpenschneehühnern Lagopus mutus im grönländischen Sommer
(2005)
In den Jahren 1996-1999 wurden auf der Insel Traill (Nordost-Grönland) insgesamt 15 Alpenschneehühner (7 M, 8 W) zwischen Anfang Juni und Mitte August telemetrisch überwacht, wodurch umfangreiche Daten zu Raumnutzung und Vergesellschaftung während der Brut- und Aufzuchtzeit gesammelt werden konnten. Neu sind die Angaben über die räumliche Nähe von Paarpartnern zueinander und von Hennen zum Neststandort. Je nach Fortpflanzungsstatus der Vögel ergaben sich unterschiedliche Streifgebietsgrößen. Reproduzierende W zeigten eine relativ starke Bindung an den Neststandort und bewegten sich mit ihren kleinen Küken auf 30-60 ha Fläche. Hennen, die ihr Gelege verloren, konnten bis 3,5 km abwandern. Die Streifgebiete von Hähnen waren zumeist deutlich größer (68-745 ha), der maximale Abstand zwischen zwei Ortungen eines Hahnes betrug knapp 7 km. Hähne, die eine brütende Partnerin hatten, entfernten sich zeitweise mehr als 1 km vom Nest und wurden gelegentlich mit anderen Hennen angetroffen. Nach Schlupf der Küken hielten einige Hähne Kontakt zu den Familien und halfen bei der Feindvermeidung. Als Paarungssystem ist fakultative Polygynie anzunehmen, die den jährlich wechselnden ökologischen Bedingungen Rechnung trägt. Ab Mitte Juli etwa erlischt die Territorialität der Hähne, und die Alpenschneehühner bilden kleine M- oder größere gemischte Gruppen, die sich auf der Suche nach neuen Nahrungsressourcen über mehr als 5 km verlagern können.
Im Vergleich zu Schilderungen aus dem 19. Jahrhundert und überlieferten Daten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben Rotsternige Blaukehlchen als Durchzügler auf Helgoland sehr stark abgenommen. In den letzten Jahrzehnten ist der Rückgang stärker als der Durchschnitt anderer durch Mitteleuropa nach Afrika ziehenden Singvogelarten. Während der Wegzug inzwischen fast völlig erloschen ist, erscheinen Heimzügler heute in kleiner Zahl. Es wird vermutet, dass heute weniger skandinavische Blaukehlchen eine südsüdwestliche Zugrichtung einschlagen, möglicherweise im Zusammenhang mit dem Verschwinden einer langflügeligen Population in Süd-Norwegen. Ob dafür Gründe in Brut-, Durchzugs- oder Überwinterungsgebieten verantwortlich sind, ist unklar. Das einst regelmäßige und heute so gut wie erloschene Auftreten von nach S-SW ziehenden Blaukehlchen wurde im Frühjahr offenbar schon immer von Einflügen der Südostzieher überlagert. Diese Frühjahrseinflüge gibt es noch heute, erreichen jedoch bei weitem nicht das Niveau früherer Zeiten. Die Mediane von Heim- und Wegzug liegen in neuerer Zeit später als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weißsternige Blaukehlchen L. s. cyanecula sind erheblich seltener als die Nominatform und erscheinen auf dem Heimzug deutlich früher (vor allem März/April).
Drei zugunerfahrene Wespenbussarde wurden nach zehn- bzw. zwölfjähriger Volierenhaltung unter mitteleuropäischen Naturtagbedingungen in Bezug auf ihr jahresperiodisches Verhalten untersucht. Registriert wurde die Flugaktivität von zwei Weibchen. Zusätzlich wurde an diesen und einem Männchen die individuelle Körpermasse im Jahresverlauf aufgezeichnet. Der Anstieg der Flugaktivität mit einem signifikanten Anteil im Oktober wird als Zugunruhe gedeutet. Die Wespenbussarde entwickelten eine deutliche Herbstzugdisposition mit individuellen Charakteristiken im zeitlichen Ablauf. Das jahresperiodische Verhalten nach der langen Volierenhaltung unter falscher Fotoperiode im Winter ist ein Indiz für das Vorliegen einer endogenen Rhythmik.
Die Blessgans (Anser albifrons albifrons) ist die arktische Gänseart, die am zahlreichsten in Westeuropa überwintert. Von 1998 bis 2002 wurden in einem internationalen Farbmarkierungsprojekt 3.740 Blessgänse mit individuell codierten Halsmanschetten gekennzeichnet, die sich im Feld mit Ferngläsern ode Fernrohren ablesen lassen. Insgesamt wurden 25.000 Beobachtungen registriert. Die Dissertation präsentiert als erste Auswertung dieses noch andauernden Langzeitprojektes 17 Kapitel, die unterschiedliche Aspekte des winterlichen Gänsezuges beleuchten. Ein großer Teil dieser Kapitel ist mittlerweile als Fachaufsätze in verschiedenen Zeitschriften publiziert. Das Zuggeschehen wird auf drei geografischen Ebenen untersucht: auf der kontinentalen Ebene (Zug von den Brut- in die Überwinterungsgebiete), dem überregionalen Niveau (Vernetzung europäischer Rastgebiete) und dem regionalen Niveau (Auswertungen der Rastbestände und Zugbewegungen in Ostfriesland, am Niederrheingebiet und dem Lauwersmeer) mit Nutzung der Rasterkartierung und der Telemetrie.
Insbesondere in einem sozial monogamen Paarungssystem unterliegt die Wahl des Paarpartners vielfältigen Beschränkungen. Infolge intrasexueller Konkurrenz und/oder aufgrund hoher Zeit- und Energiekosten der Partnersuche kann sich zumindest ein Teil der Weibchen nicht mit dem bevorzugten Männchen fortpflanzen. Die Reproduktion mit einem vergleichsweise schlechten (z.B. unattraktiven oder wenig lebenstüchtigen) Partner ist jedoch möglicherweise mit Fitnesskosten in Form einer verringerten Qualität der Nachkommen verbunden, falls diese die schlechten Eigenschaften ihres Vaters erben. Daher sollten die Weibchen sozial monogamer Vogelarten einem Selektionsdruck unterliegen, im Falle der Verpaarung mit einem schlechten Männchen die Qualität ihrer Nachkommen und somit ihre eigene Fitness nachträglich zu optimieren. Dies könnte beispielsweise durch Fremdkopulationen mit besseren Männchen oder eine adaptive Manipulation des Geschlechterverhältnisses der Nachkommen geschehen. Die Dissertation beschäftigt sich mit der Frage, ob eine dieser beiden potentiellen Strategien zur Fitnessoptimierung von Weibchen der sozial monogamen Tannenmeise Parus ater umgesetzt wird.
Die Arbeit untersucht Phänologie, Raumnutzung, Nahrungs- sowie Verhaltensökologie der am „Unteren Niederrhein“ überwinternden Bläss- und Saatgänse unter besonderer Berücksichtigung ihrer Konkurrenzsituation und der räumlichen Beweidungsrhythmik von Grünland durch Blässgänse. Hierzu wurden in den Wintern 1996/97 – 1999/00 innerhalb eines ca. 120 qkm großen Gebietes (Kreis Kleve, NRW) Erhebungen zu den Gänsezahlen, den besuchten Habitaten und ihrer Nutzungsintensität, zu Truppgrößen und -dichten sowie zu Verhaltensparametern und zum Graswachstum auf ausgewählten Grünlandflächen durchgeführt. Die Kartierung der Gänse in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung deckte 1997/98 und 1998/99 das gesamte Untersuchungsgebiet ab. Diese Winter bildeten die Grundlage für die Bearbeitung der Fragen zur Phänologie, Raumnutzung und Habitatwahl der Arten. Fragestellungen zur Truppgröße und -dichte, Tier- Pflanze-Interaktion, zu Aktivitätsparametern oder zur Nutzungsintensität ausgewählter Flächen durch Gänse wurden an Stichproben von ein – drei, im Einzelfall vier Untersuchungsperioden bearbeitet.
Bestandsrückgänge, bedingt durch menschliche Einflüsse, sind für die Vogelwelt Mitteleuropas seit Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert (Naumann 1849). Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben sie stark zugenommen, so dass heute in den „Roten Listen“ gefährdeter Tierarten für Vögel Deutschlands und seiner Nachbargebiete bis über 50 % der Arten als im Fortbestand gefährdet gelten (Übersichten Berthold 1990, Bauer & Berthold 1997, Bauer et al. 2002). Um für schwer zu erfassende Kleinvögel verlässliche Bestandszahlen zu erhalten, haben wir 1972 eine Bestandsüberwachungs-Studie gestartet – das „Mettnau-Reit-Illmitz“- („MRI“-) Programm. Diese Langzeit - „Volkszählung“ an Singvögeln beruht auf Ergebnissen standardisierten Fanges von Kleinvögeln, über die wir hier für einen 32-Jahre-Zeitraum für die Station Mettnau am Bodensee in Süddeutschland berichten. Vorangegangen war eine entsprechende 25-jährige Untersuchung (Berthold et al. 1998), die wir zum Vergleich heranziehen.
Während es viele Untersuchungen zu nordamerikanischen Limikolen in ihren Brut- und Rastgebieten in der nördlichen Hemisphäre gibt, weiß man sehr wenig über die Ökologie dieser Vögel in ihren tropischen Überwinterungs- und Rastgebieten. Ziel der dieser Dissertation zugrundeliegenden Untersuchungen war es, zunächs das Habitat und die Nahrungsverfügbarkeit in einem tropischen Wattgebiet zu beschreiben und die dort vorkommende Vogelgemeinschaft zu charakterisieren. Weiterhin sollten die Beziehungen zwischen den Vögeln und ihrem Nahrungshabitat analysiert und der Einfluss der Vogelkonsumption auf die tropischen Watten untersucht werden.
Reproduktive Leistung eines über zwölf Jahre brütend kontrollierten Steinkauzweibchens Athene noctua
(2005)
Ein über 12 Jahre brütend kontrolliertes Steinkauz-Weibchen zeigte eine hohe Brutortstreue und Partnertreue über drei Jahre. In 11 Brutjahren legte es 49 Eier, aus denen 36 Nestlinge das Beringungsalter (10.-14. Lebenstag) erreichten. Ab dem Alter von 10 Jahren wurden durchschnittlich 0,8 Eier pro Jahr weniger gelegt. Von den 36 Nachkommen siedelten sich 2 Weibchen und 1 Männchen selbst wieder in der untersuchten Population an. Bis zum Alter von 9 Jahren lässt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Bestandsdichte der Feldmaus als Hauptbeute und dem Termin des Legebeginns feststellen.
Ein nestjunger Weißstorch aus der Gegend von Kaliningrad, Russland, wurde im Juli 2000 in der Biologischen Station Rybatschij aufgezogen und im September verspätet freigelassen. Im Rahmen eines Projektes zur Untersuchung des Orientierungsvermögens wurde er mit einem Satellitensender (14554) ausgestattet. Obwohl die Weißstörche aus dem Kaliningrader Gebiet normalerweise nach SO ziehen, wanderte der besenderte Vogel nach SW ab, überquerte das Mittelmeer von Frankreich nach Tunesien, verbrachte seinen ersten Winter und zweiten Sommer in Nordafrika und seinen zweiten Winter im Tschad-See-Gebiet im Norden von Nigeria und Kamerun. Im Sommer 2002 hielt er sich auf der Iberischen Halbinsel auf, im Winter 2002/2003 im äußersten Süden Spaniens. Im Sommer 2003 kehrte der Storch im Alter von 3 Jahren in das Verbreitungsgebiet osteuropäischer Weißstörche zurück – nach Nordpolen, nur 220 km südwestlich von seinem Geburtsort, wo er möglicherweise brütete. Der Wegzug 2003 verlief über die für osteuropäische Weißstörche typische Ostroute. In Afrika zog der Storch weit nach Westen – bis in den West-Tschad – sodass sich sein Winterquartier nur 175 km von dem Gebiet entfernt befand, das er 2002 über die Westroute erreicht hatte.