Linguistik
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Indefinita und ihre verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten sind seit längerem Gegenstand intensiver linguistischer Diskussion. Die folgenden Bemerkungen diskutieren einige in der Literatur häufig vertretene Thesen zum Zusammenhang der Positionierung einer indefiniten NP im deutschen Mittelfeld und ihrer Interpretation. Es wird argumentiert, daß diese Thesen den empirischen Gegebenheiten nicht gerecht werden. Dies gilt damit auch für einige Thesen zur Umstellung im Mittelfeld (Scrambling).
[I]n der folgenden Skizze [soll] argumentiert werden, dass eine Rückführung unterschiedlicher Lesarten auf unterschiedliche syntaktische Verhältnisse […] unangemessen ist. Vielmehr sol1 aufgezeigt werden, dass es sich um eine ausschließlich semantische Frage handelt, die syntaktische Struktur in jeder Hinsicht aber die immerselbe ist. […] Unser Gegenstandsbereich fasst somit Fälle zusammen, die unter anderen Gesichtspunkten differenziert werden. [...] Diese Gesichtspunkte, nach denen die Differenzierung erfolgt, sind semantischer Natur. Für unsere syntaktische Analyse nehmen wir in Anspruch, dass sie auf alle Adverbialstrukturen zutrifft, mit Ausnahme von Satzadverbialen und (den diesen strukturell gleichen) Adverbialsätzen. Gezeigt wird dies jedoch nur an Fallen wie oben, an Adjektiven in modaladverbialer Funktion. Diese Adjektive fassen wir im übrigen kategorial als das auf, was sie ihrer Form nach sind, nämlich unflektierte Adjektive.
Mit dem vorliegenden Beitrag sollte gezeigt werden, dass Untersuchungen zur Sprache von Minderheitenblättern nicht nur die Forschungen zur Pressesprache bereichern können, sondern gleichermaßen den Erkenntnisstand über verschiedene andere Sondersprachen. Infolge des besonderen sprachlich-kommunikativen Kontextes der lebensweltlichen Mehrsprachigkeit und des spezifischen soziokulturellen Umfelds der erlebten Interkulturalität vermögen solche Forschungen - die künftig in größerer Zahl und auf breiterer Basis wünschenswert wären - Blickwinkel, Instrumentarien und Ergebnisse der traditionellen Forschungsaktivitäten im binnendeutschen Sprachraum durch qualitativ neue Aspekte zu ergänzen und dadurch auch in vielerlei Hinsicht zu relativieren.
Die deutsche Wechselflexion besteht hauptsächlich im e -> i- und im a -> e-Wechsel in der 2. und 3. Person Singular im Präsens starker Verben (z.B. ich gebe vs. du gibst/sie gibt oder ich fahre vs. du fährst/sie fährt). Dieser binnenflektierende, modulatorische Person/Numerus-Ausdruck galt bisher als konservativer Zug des Deutschen und wurde von der Linguistik kaum beachtet, möglicherweise weil sein Erhalt theoretisch schwer zu begründen ist. Manche Linguisten haben sogar schon seinen Abbau prognostiziert. In diesem Beitrag wird dieses marginalisierte Phänomen synchron wie diachron dargestellt und mit dem Luxemburgischen verglichen. Beide Sprachen verfügen über einen stabilen Bestand an über fünfzig häufig verwendeten Wechselflexionsverben. Im Gegensatz zum Deutschen hat sich die luxemburgische Wechselflexion von den starken Verben gelöst und wurde sekundär auch auf schwache und athematische Verben übertragen. Dabei kommt es zu über zwanzig verschiedenen Vokalalternanzen. Dieser massive Aus- und Umbau der luxemburgischen Wechselflexion wird dokumentiert und, zusammen mit der deutschen Wechselflexion, einer theoretischen Fundierung unterzogen.
Cross-linguistically, numerals differ from other linguistic expressions in various aspects of their grammatical behavior and their acquisition. What is so special about them? I will show that a closer look at the status of numbers and numerals not only gives an answer to this question, but can also shed some light onto the syntax-semantics interface. Taking into account philosophical approaches from the foundations of mathematics, I will set forth a definition of number as a function that can be fulfilled by certain sequences. This will lead us (i) to dispense with abstract entities “numbers“ and (ii) to regard numeral sequences as sets that can function as numbers. I will show that this OCCAMiam view captures the peculiar features of numeral sequences as a reflex of their “number function”. On the other hand, the integration of number words into complex syntactic structures leads to a morpho-syntactic behavior of cardinals, ordinals and numerals in “#”-constructions that comes close to that of different word classes, depending on parallels in their semantic-conceptual structure.
Eine wesentliche morpho-syntaktische Eigenschaft pronominaler Formen ist ihre Kongruenz mit dem Nomen. In den Grammatiken werden die pronominalen Paradigmen deshalb anhand der Kategorien des Nomens konstruiert. So wird traditionellerweise im Deutschen für all die verschiedenen pronominalen Elemente wie bestimmter/unbestimmter Artikel, Negationsartikel, Possessiv- und Demonstrativpronomen, starke/schwache Adjektive ein und dieselbe Struktur des Paradigmensystems zugrundegelegt. Die 3 Genusklassen konstituieren je ein Paradigma im Singular sowie ein gemeinsames Pluralparadigma. Jedes dieser 4 Paradigmen hat 4 Kasuspositionen, Nom., Gen., Dat., Akk. Dies ergibt ein Paradigmensystem mit 16 Paradigmenpositionen. Jede Position beschreibt eine der möglichen syntaktischen Umgebungen von nominalen Einheiten auf der Äußerungsoberfläche. Nicht nur im Deutschen existiert nun aber keineswegs für jede dieser Positionen auch eine eigenständige pronominale Form. Die Diskrepanz ist bekanntlich beachtlich. Das Paradigmensystem des bestimmten Artikels - das hier exemplarisch diskutiert werden sol1 - weist mit 6 Formen noch den größten Formenreichtum auf. Das Demonstrativpronomen dies und der Negationsartikel kein z.B. haben 5 distinkte Formen, die schwachen Adjektive schließlich nur 2.
Die Frage, die sich unmittelbar aufdrängt, ist, welche (grammatische) Ratio steckt hinter diesem hohen Maß an Formidentitäten. Inwieweit haben wir es hier mit motivierten Synkretismen, d.h. auf inhaltlich begründeten Neutralisationen beruhenden Formidentitäten, und/oder zufälligen Homonymien zu tun?
Die Erstellung eines Großwörterbuchs ist ein umfagreiches Vorhaben – nicht nur in quantitativem Sinne. So ist es mir eine Ehre, dass ich – als Mitherausgeber der kürzlich erschienenen Großwörterbücher Deutsch-Ungarisch und Ungarisch-Deutsch – im Rahmen dieser Tagung die derzeit laufende lexikographische Arbeit an einem deutsch-finnischen Großwörterbuch unter der Leitung von Professor Jarmo Korhonen näher kennen lernen kann. Über dieses Projekt schreibt Lenk (1998: 87) in einem Tagungsbericht: „Das [...] geplante neue Großwörterbuch begnügt sich mit einer voraussichtlichen Stichwortzahl von 100.000.“ Nun erhebt sich die Frage, was hier wohl mit der Formulierung „begnügt sich“ gemeint war: Wie „groß“ muss eigentlich ein „Großwörterbuch“ sein, um diesen Namen führen zu dürfen? Unter diesem Aspekt möchte sich der vorliegende Beitrag mit der Problematik der Größenklassen bzw. -bezeichnungen von Wörterbüchern auseinander setzen, da diese Fragestellung in mehrfacher Hinsicht aktuell ist, sowohl für die metalexikographische Theorie als auch für die Praxis der Wörterbucharbeit. Zur Verdeutlichung sei zunächst exemplarisch auf die ungarische Wörterbuchwirklichkeit hingewiesen: Es sind vor kurzem fast zeitgleich – allerdings für unterschiedliche Sprachenpaare – so genannte „Großwörterbücher“ einerseits mit lediglich 30.000 (z.B. Radácsy 1997) und andererseits mit mehr als 200.000 Lemmata (z.B. Halász/Földes/Uzonyi 1998a) herausgegeben worden. Ebenfalls in Ungarn erscheinen jetzt – sogar für dieselbe Sprachrichtung – zwei Wörterbücher mit im Wesentlichen gleicher Lemmaanzahl, wobei sich das eine „Kleinwörterbuch“ (Halász/Földes/Uzonyi 2000a), das andere aber schon „Handwörterbuch“ (Hessky 2000) nennt. Mit anderen Worten: Sprachlexika mit etwas über 30.000 Lemmata nennt man mal Klein-, mal Hand-, mal Großwörterbuch. Von dieser empirischen Beobachtung ausgehend soll im Weiteren an einer größeren Zahl zweisprachiger Wörterbücher, in denen eine der beteiligten Sprachen das Deutsche ist, untersucht werden, ob die Bezeichnungen als einigermaßen verlässliche Indikatoren für die Größe des lexikographisch erfassten Sprachmaterials angesehen werden können. Ebenfalls soll der Frage nachgegangen werden, ob die immer zahlreicher werdenden Attribuierungen und Bestimmungswörter wie großes Wörterbuch oder Global-, Universal-, Kompaktwörterbücher etc. mit dem tatsächlichen Umfang der Wörterbücher korrelieren und ob bzw. inwieweit die diesbezüglich verwendeten Terminologien der einzelnen lexikographischen Werkstätten bzw. der Verlage miteinander kompatibel sind. Hier besteht erheblicher Klärungsbedarf. Vor diesem Hintergrund sollen generell die Probleme der Größenbezeichnungen bzw. -klassen – oder wie der Heidelberger Metalexikograph Wiegand (1990: 2127) besonders fachkundig formuliert: „die Zahlen zur Mächtigkeit der Trägermenge der Makrostruktur“ – angesprochen werden. Dabei muss man sich natürlich klar vor Augen halten, dass die Lemmaanzahl nur eines der Kriterien zur Bestimmung des Volumens, d.h. der Größenklasse ist (vgl. Wiegand 1990: 2129). Bei der Lemmaselektion ergeben sich daher für die Lexikographen gleich zwei grundsätzliche Dilemmas: (a) in quantitativer Hinsicht wie viel und (b) in qualitativer Hinsicht welche Lemmata Aufnahme finden sollen. Denn nur bei einem geschlossenen Korpus – wie etwa bei einem historischen Wörterbuch – liegt eine idealtypische Lemmaselektion vor, indem die Quellen vollständig ausgewertet werden können: Beispielsweise war es Hannig (1995: VII) möglich, in seinem „Handwörterbuch Ägyptisch- Deutsch. Die Sprache der Pharaonen (2800-950 v.Chr.)“ relativ ruhigen Gewissens zu äußern: „Das Handwörterbuch ist eine möglichst vollständige Sammlung aller bekannten Wörter der zweiten/dritten bis inklusive einundzwanzigsten Dynastie“. Die Probleme der Größenklassen scheinen in den einschlägigen Fachdiskursen kaum eine Rolle zu spielen. In einer Monographie erwähnt zwar Schaeder (1987: 84) im Zusammenhang mit einsprachigen Spezialwörterbüchern am Rande: „Geteilt dürften die Ansichten darüber sein, was ein großes und was ein kleines Wörterbuch ist“. Gleichwohl finden sich in den sonst erschöpfenden HSK-Bänden „Wörterbücher“ von Hausmann/Reichmann/Wiegand/Zgusta (1990/1991) recht sporadisch und zugleich ziemlich rudimentäre Hinweise auf eine Phänomenologie der Größenordnung von Wörterbüchern.
Wie in anderen Regionen ist auch in der Schweiz seit den 1950er Jahren eine Bewegung weg von der Untersuchung der 'reinen' Dialekte in ländlicher Umgebung hin zu einer Untersuchung von aktueller Sprachverwendung im urbanen Umfeld zu beobachten. Schweizer Dialektologie ist somit heute deutlich als 'social dialectology' zu verstehen. Die traditionelle Dialektologie hat sich an der sprachlichen Vielfalt der Städte gestört, weil diese dem Bemühen entgegenstanden, die diatopische Verteilung sprachlicher Varianten möglichst genau zu beschreiben. Die Sprache der Städte blieb deshalb am Rande des sprachwissenschaftlichen Interesses. Es zeigt sich jedoch deutlich (Siebenhaar i. Dr.), dass gerade in der Schweiz, wo die Mundarten auch in den Städten nicht durch die Standardsprachen verdrängt wurden, schon früh ein Interesse an der mundartlichen Variation aufgekommen ist.
This article will discuss the influence of bilingualism (German dialect and Portuguese) in the learning of German as a foreign language by students of German ancestry in Rio Grande do Sul, South Brazil, on the basis of examples of language production.
Die Untersuchung von Eigennamen (EN) im Kontext der Kontaktlinguistik stellt ein besonders aktuelles und informatives Forschungsfeld dar: Beispielsweise hat Eichler (1976: 128) bereits vor zweieinhalb Jahrzehnten erkannt, dass "gerade Sprachkontaktforschung heute ohne die onomastische Komponente nicht mehr gut denkbar ist". Beim gegenwärtigen Wissensstand kann auch von der anderen Seite her festgestellt werden, dass – insbesondere in Kulturräumen, in denen mehrere Sprachen miteinander in Berührung kommen – die Namenforschung eines kontaktlinguistischen Blickwinkels bedarf. Denn die EN verkörpern wohl den deutlichsten Nachweis für langfristige Vorgänge und Ergebnisse von Sprachenkontakten. So können diesbezüglich etwa hinsichtlich des "Namenstransfers" (Terminus nach Eichhoff 1991: 264) in mehr oder weniger multilinguale Regionen vor allem die Familien- und Ortsnamen lehrreiche linguistische wie auch interkulturelle Aufschlüsse liefern. Die onomastische Forschung verhält sich in diesem Problembereich unterschiedlich. Die kontaktlinguistischen Implikationen des direkten Transfers von Personennamen (mit phonematischer Anpassung) wurden in angelsächsischer Relation (norwegische, jiddische und ungarische Namen in den USA) bereits von einer Reihe bekannter Linguisten wie Kimmerle (1941: 1ff.; 1942: 158ff.), Haugen (1953: 201ff.), Mencken (1949: 474ff. sowie Supplement II, 1952: 396ff.), Weinreich (1968: 53), Bartha (1993: 41 ff.) und Kontra (1988: 58ff.) angesprochen. Hingegen würdigen nicht wenige Veröffentlichungen mit germanistischer Ausrichtung, auch wenn sie deutsche Nachnamen am Rande oder außerhalb des sog. "geschlossenen deutschen Sprachraums" ausführlich behandeln, diese Sprachenkontaktphänomene keines Hinweises (z. B. Breza 1986, Grünspanová 1975). Einige Arbeiten schneiden zwar die Einwirkung der Kontaktsprache(n) auf die deutschen Familiennamen (FaN) an, machen dies allerdings nicht zu ihrem primären Untersuchungsobjekt (z. B. Čučka/Melika 1979, Hellfritzsch 1990, Matejčík 1993[3] und Mori 1993). Lediglich in deutsch-tschechischer (Knappová 1990) und stärker in deutsch-angloamerikanischer sowie deutsch-costaricanischer Relation liegen einschlägig ertragreiche Beiträge vor, die verschiedene Integrationserscheinungen am Beispiel deutscher FaN in der englischsprachigen Umwelt der USA bzw. dem spanischsprachigen Milieu von Costa Rica thematisieren (Jones 1991 und besonders Eichhoff 1991 bzw. Boving 1986). Vor diesem Hintergrund zielt die vorliegende Studie darauf ab, deutschsprachige FaN in Südungarn einer kontaktlinguistischen Analyse zu unterziehen. Dies verspricht insofern ein besonders reizvolles Untersuchungsfeld, als in den Anthroponymen – dank lang anhaltender intensiver und mannigfacher Sprachen- und Kulturenkontakte trotz ihrer amtlich festgelegten Schreibformen – deutsche und ungarische Sprachelemente miteinander verschmelzen und in enger Symbiose existieren. Die Wechselwirkungen der flektierenden, indogermanischen deutschen Sprache und der agglutinierenden, finnisch-ugrischen ungarischen Sprache sind auch im Hinblick auf die Sprachtypologie besonders interessant.
I give a unified account of numeral classifiers as lexical items that are reduced to the function of individuation in cardinal counting constructions with transnumeral nouns. I argue that individuation is a lexical-semantic phenomenon that triggers a focus shift from a whole set to its individual elements, but does not affect the conceptual representation. The semantic reduction of numeral classifiers to individuation functions is, on the one hand, reflected by a morpho-syntactic reduction; numeral classifiers do not project to full NPs, but occur as headadjuncts in QPs. On the other hand, it leads to a loss of conceptual features. As a result, nouns that are used as numeral classifiers are conceptually divorced from their NP counterparts. They integrate the nominal concept not as part of their interpretation, but via agreement features that govern the distribution of nouns in classifierconstructions. I show that the selection of conceptual features relevant for the distribution of numeral classifiers and nouns is lexically, not conceptually governed, supporting a model that distinguishes lexical-semantic and conceptual aspects in the generation of meaning.
Im Frühaltrussischen koexistierten die drei miteinander konkurrierenden aspektuellen Oppositionen, namlich die alten indoeuropäischen Aspekte (der imperfektive, der perfektive und der perfektische), die alte slavische Opposition Nicht-Iterativität/lterativität und die neuen slavischen Aspekte (=Opposition Imperfektivität/Perfektivitat). Im Laufe der Sprachentwicklung wurden die ersten zwei Oppositionen durch die dritte Opposition verdrängt. Der Verlauf und die Mechanismen dieser Entwicklung werden dargestellt und auf der Grundlage des Konzepts des natürlichen grammatischen Wandels erklärt. Es werden Markiertheitsprinzipien betrachtet, die den natürlichen grammatischen Wandel determinieren. Diese Prinzipien werden als generelle Faktoren typologischen Wandels angesehen, mit deren Hilfe die grammatischen Veränderungen im Sprachsystem erklärt werden können. Die Ausprägung der neuen slavischen Aspekte und die immer starker werdende Einbeziehung der Aspekte in das gesamte Verbalsystem haben entscheidend zur Herausbildung des neuen reduzierten aspektsensitiven Tempussystems beigetragen.
Im Rahmen philosophisch-mathematischer Ansätze steht häufig der kardinale Aspekt natürlicher Zahlen im Vordergrund, auf den sprachlich mit Kardinal-Konstruktionen („sieben Zwerge“) referiert wird. Zahlen werden jedoch nicht nur in solchen quantitativen, sondern auch in ordinalen („der dritte Mann“) oder nominalen Kontexten („Bus Nr.129“) gebraucht. Bei einer umfassenden Analyse des Zahlkonzepts sind daher auch diese Komponenten zu berücksichtigen.
Unter “Kasussynkretismus” versteht man den Wegfall von morphologischen Unterscheidungen im Kasussystem einer Sprache. Hier will ich über den Synkretismus sprechen, der im Deutschen im Femininum stattgefunden hat. Im Gegensatz zum Maskulinum, aber ebenso wie im Neutrum, unterscheidet das Deutsche systematisch nicht zwischen der Nominativform und der Akkusativform.
Die Sprachtheorie steht heute vor neuen Herausforderungen. Sie zeichnet sich durch die schnelle Dynamik ihrer Entwicklung und die Öffnung gegenüber anderen Wissenschaften und Forschungsbe-reichen aus. Ergebnisse der Sprachtheorie sind für die Philosophie, die Linguistik und die Sozialwissenschaften, aber auch für die Kommunikationswissenschaften von Bedeutung. Die in diesem Band versammelten Beiträge konzentrieren sich auf folgende Schwerpunkte der Sprachtheorie: intentionale Bedeutung, Sprecherbedeutung und Sprachbedeutung, Intentionalität, Kommu-nikation und kommunikative Intentionen, die Fortbildung und Kri-tik der von Grice entwickelten Bedeutungstheorie (Bedeutungsnominalismus) sowie ihre Anwendung auf die sogenannte Theorie der sprachlichen Kraft (illokutive Kraft), einen Neuanfang der Klas-sifikation von Sprechakten, Analyse der Gültigkeitsunterstellungen der Interpretation, Ergebnisse der Dialogforschung und Modelle der Argumentationstheorie. Inhalt Einleitung: Zu kognitiven und handlungstheoretischen Grundlagen der Sprachtheorie 7 Gerhard Preyer, Maria Ulkan, Alexander Ulfig I Intentionen und kommunikative Handlungen Maria Ulkan Kommunikative und illokutionäre Akte 22 Georg Meggle/Maria Ulkan Grices Doppelfehler. Ein Nachtrag zum Griceschen Grundmodell 43 Jan Nuyts Intentionalität und Sprachfunktionen 51 II Interpretation und Bedeutung Gerhard Preyer Kognitive Semantik 74 Anhang: Sprechaktsemantik: J.L. Austin, J.R. Searle, H.P. Grice, P.F. Strawson 113 Louise Röska-Hardy Sprechen, Sprache, Handeln 139 Frank Siebelt Zweierlei Holismus. Überlegungen zur Interpretationstheorie Donald Davidsons 159 Peter Rothermel Semantische Implikaturen 173 Volkmar Taube Referenz und Interpretation. Zur Theorie nichtsprachlicher Symbolisierung 187 Georg Peter Zu Richtigkeit und Interpretation der Metapher: Kognitive Funktion und rekonstruktive Schemainterpretation 195 III Klassifikation von Sprechakten Maria Ulkan Informations- und Aufforderungshandlungen 218 Dirk Hartmann Konstruktive Sprechakttheorie 228 Volkmar Taube Bildliche Sprechakte 247 IV Kommunikatives Handeln und intersubjektive Gültigkeit Jürgen Habermas Sprechakttheoretische Erläuterungen zum Begriff der kommunikativen Rationalität 258 Karl-Otto Apel Illokutionäre Bedeutung und normative Gültigkeit. Die transzendentalpragmatische Begründung der uneingeschränkten kommunikativen Verständigung 288 Peter-Paul König Kommunikatives und strategisches Handeln. Kritische Bemerkungen zu zwei zentralen Begriffen der "Theorie kommunikativen Handelns" von Jürgen Habermas 304 Alexander Ulfig Präsuppositionen und Hintergrundwissen. Eine Kritik am formalpragmatischen Präsuppositionsbegriff 321 V Dialogstruktur und Argumentation Wilhelm Franke Konzepte linguistischer Dialogforschung 346 Franz Hundsnurscher Streitspezifische Sprechakte: Vorwerfen, Insistieren, Beschimpfen 363 Dieter Mans Argumentation im Kontext Exkurs: Zu Christoph Lumers "Praktische Argumentationstheorie" 376
Einzelheftaufnahmen. Suche mit dem Titel "Jahresbericht / Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich 09: Sprach- und Kulturwissenschaften, Japanologie." ab 2004. Suche mit dem Titel "Institutsbericht / Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften, Institut für Orientalische und Ostasiatische Philologien, Japanologie." für 2001-2003.
This paper deals with selected semantic, morphological and syntactic characteristics of Yiddish modal verbs, compared to their cognates in German and other Germanic language. In particular, it focuses on the modal ker, the subjunctive zoln and the conditional with volt. The synchronic description is completed by diachronic observations which refer to the Middle High German basis of Yiddish.
In der Abteilung Grammatik des Instituts für Deutsche Sprache, Mannheim, wird derzeit ein neues Projekt entwickelt, und zwar das einer Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich (GDE). Dieses Projekt fügt sich ein in die kontrastive Tradition des IDS, ist jedoch andererseits auch in vieler Hinsicht innovativ. Bevor ich das Projekt im Einzelnen vorstelle, versuche ich den Bogen zurück zu den kontrastiven Grammatiken zu schlagen. Gerade die Leserschaft polnischer Germanisten braucht an die Tradition kontrastiver Grammatikschreibung sicher nicht eigens erinnert zu werden. Denn diese Tradition, die untrennbar mit dem Namen Ulrich Engel verknüpft ist, ist gerade erst in der neu erschienenen deutsch-polnischen kontrastiven Grammatik kulminiert. Im Bereich der kontrastiven Grammatiken zu Sprachenpaaren, von denen das Deutsche ein Element ist, verfügt das IDS also über eine vergleichsweise reiche Tradition. Am IDS oder in Kooperation mit dem IDS wurden kontrastive Grammatiken zu den Sprachenpaaren Deutsch – Französisch (Zemb 1978), Deutsch – Serbokroatisch , Deutsch – Spanisch (Cartegena/Gauger 1989), Deutsch – Rumänisch (Engel u.a. 1993) erarbeitet. Zum Sprachenpaar Englisch – Deutsch liegt mit Hawkins 1986 eine typologisch-vergleichende Grammatik vor. Die deutsch-polnische kontrastive Grammatik, die unter der Leitung von Ulrich Engel erarbeitet wurde, ist 1999 erscheinen. Abraham 1994 und Glinz 1994 konfrontieren das Deutsche, mit durchaus unterschiedlicher Akzentsetzung, mit mehreren anderen europäischen Sprachen. An der Berliner Humboldt-Universität laufen derzeit die Vorarbeiten zu einer deutsch-russischen kontrastiven Grammatik (Initiative Wolfgang Gladrow und Michail Kotin). Die Aufgabe einer 'Grammatik des Deutschen im europäischen Kontext' ist also hinlänglich vorbereitet.
Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist der Zusammenhang der beiden Bereiche Sprache und außersprachliches Begriffssystem: Wie sind sprachliche und konzeptuelle Module verknüpft, und wie lässt sich ihr Zusammenhang theoretisch erfassen? Ich skizziere zwei alternative Ansätze zur Modellierung dieser Schnittstelle: das „Zwei-Ebenen-Modell“ und das Modell der „Conceptual Semantics“. Vor dem Hintergrund der beiden Ansätze diskutiere ich die Notwendigkeit eines vom konzeptuellen unterschiedenen „semantischen“ Systems, das sprachliche Aspekte der Bedeutung erfasst. Ich entwickele auf dieser Basis ein Modell, in dem die semantische Ebene als integrierter Teil des konzeptuellen Systems CS definiert ist: Semantische Repräsentationen werden durch einen Filter über CS generiert; sie etablieren eine Schnittstellen-Ebene, die CSElemente sprachlichen Strukturen zugänglich macht. Das Modell, das als Elaboration des „Tripartite Parallel Architecture“-Modells (Jackendoff 1997) verstanden werden kann, differenziert sprachliche und nicht-sprachliche Bedeutungsaspekte innerhalb eines komplexen Moduls (“2 in 1”-Ansatz).
Wo es auch immer um die Stellung der deutschen Sprache geht, kann ein Hinweis auf Ostmittel-, Ost- und Südosteuropa, einschließlich der GUS kaum fehlen. Zumeist wird dieses Areal (im Weiteren bediene ich mich des im deutschen Sprachraum zunehmend verwendeten Kürzels MOE) fast als Synonym für eine Hochburg des Deutschen apostrophiert. Deutsch als MOE-Sprache? - kann man sich fragen. Die Daten, die Wahrnehmungen und die Einstellungen sind allerdings nicht ganz einheitlich und nicht restlos eindeutig. Die Situation etwa der Hochschulgermanistik in der östlichen Hälfte Europas hat Kalmán in der Deutschen Universitäts-Zeitung wie folgt beschrieben: „Mangelnde Strukturierung des Fachbereiches, fehlende Differenzierung von Abschlüssen, Frontalunterricht und die Didaktik des kritiklosen Auswendiglernens - nach nun fast sechs Jahren hat sich an den ostmittel- und osteuropäischen Hochschulen nichts Grundlegendes geändert. […] Denn: ´Die Wandlungsunfähigkeit in diesen Ländern ist keine Frage des Systems mehr, sie ist eine Frage der Bequemlichkeit´“. Im Gegensatz zu diesem vernichtenden Verdikt meine ich als „betroffener“ Hochschulgermanist aus Ungarn, dass es bei uns doch nicht so schlecht aussieht. So möchte ich in diesem Beitrag die aktuelle Situation der deutschen Sprache in den Bereichen Schule und Universität vorstellen und einige Entwicklungstendenzen herausarbeiten. Dabei sei zwar der ganze MOE-Horizont im Blick behalten, es soll aber Ungarn besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Daß das Deutsche eine sterbende Sprache sein könnte, scheint auf den ersten Blick eine sehr gewagte These, da die meisten von uns diese Sprache täglich benutzen und auch nicht vorhaben, dies in nächster Zeit zu ändern. Hier soll der Frage nachgegangen werden, ob die massive Fremdwortübernahme, vor allem aus dem Englischen, dahingehend gedeutet werden kann, daß das Deutsch eine sterbende Sprache ist.
Das Fersental (Valle del Fèrsina) liegt etwa fünfzehn Kilometer östlich von Trient in der Provinz Trient / Trento in Oberitalien und bildet eine germanophone Sprachinsel im hauptsächlich italienisch-sprachigen Trentino. Gesprochen wird die Minderheitensprache „Mòchenisch“ [...] oder Deutsch-Fersentalerisch heute in drei Orten des Fersentals [...]. Die Grammatik bietet eine Übersicht über Lautungen, Formen und Satzbau des Mòchenischen.
Der TUSNELDA-Standard : ein Korpusannotierungsstandard zur Unterstützung linguistischer Forschung
(2001)
Die Verwendung von Standards für die Annotierung größerer Sammlungen elektronischer Texte (Korpora) ist eine Voraussetzung für eine mögliche Wiederverwendung dieser Korpora. Dieser Artikel stellt einen Korpusannotierungsstandard vor, der die Anforderungen der Untersuchung unterschiedlichster linguistischer Phänomene berücksichtigt. Der Standard wurde im SFB 441 an der Universität Tübingen entwickelt. Er geht von bestehenden Standards, insbesondere CES und TEI, aus, die sich als teilweise zu ausführlich und zu wenig restriktiv,teilweise auch als nicht ausdrucksstark genug erweisen, um den Bedürfnissen korpusbasierter linguistischer Forschung gerecht zu werden.
Maschinelles Lernen wird häufig zur effzienten Annotation großer Datenmengen eingesetzt. Die Forschung zu maschinellen Lernverfahren beschränkt sich i.a. darauf unterschiedliche Lernverfahren zu vergelichen oder die optimale größe der Trainingsdaten zu bestimmen. Bisher wurde jedoch nicht untersucht, in wie weit sich linguistisches Wissen bei der Aufgabendefinition positiv auswirken kann. Dies soll hier anhand des Lernens von Base-Nominalphrasen mit drei unterschiedlichen Definitionen untersucht werden. Die Definitionen unterscheiden sich im Grad der linguistisch motivierten Erweiterungen, die zu einer eher praktisch motivierten ersten Definition hinzu kamen. Die Untersuchungen ergaben, dass sich die Anzahl der falsch klasssifizierten Wörter um ein Drittel reduzieren lässt.
Auto - bil, Reha - rehab, Mikro - mick, Alki - alkis : Kurzwörter im Deutschen und Schwedischen
(2001)
Das Kurzwort wird nach BELLMANN 1980 und KOBLER-TRILL 1994 definiert als eine sowohl graphisch als auch phonisch realisierte gekürzte Form, die aus einem längeren sog. Basislexem (einschließlich eines Wortgruppenlexems) hervorgeht (im Folgenden auch Vollform genannt). Dabei besteht zwischen Kurzwort und Basislexem, die weiterhin nebeneinander bestehen, eine Synonymie-Beziehung, d.h. beide referieren auf das gleiche Objekt (vgl. Limo und Limonade, Kripo und Kriminalpolizei).
Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung des Phänomens "Agrammatismus" für die deutsche Sprache. Den Kernbereich der Studie bildet die Analyse eines Fallbeispiels. Wegen der variablen Erscheinungsformen des Agrammatismus (z.B. Saffran 1982, Miceli et al. 1989, Nespoulous & Dordain 1991, Fromkin 1995) werden Gruppenstudien in der jüngeren Forschung weitgehend abgelehnt (z.B. Seewald 1998: 62, Tyler 1987: 161). Mit der Analyse eines Einzelfalls soll der daraus resultierenden Forderung nach weiteren Einzelfallstudien entsprochen werden (Tesak 1990: 18, Tesak 1991: 177). In der vorliegenden Arbeit sollen besonders sprachspezifische Fehlermuster herausgearbeitet werden, wie sie in sprachvergleichenden Studien nachgewiesen werden konnten (z.B. Kehayia 1991, Lorch 1986, Menn & Obler 1990). Diese zeigen sich nach Menn & Obler (1990: 1370ff.) hauptsächlich in der Verteilung von Auslassungen und Substitutionen auf freie und gebundene Morpheme (siehe Kap. 1.2.1., S. 5). Die deutsche Sprache verfügt über die Möglichkeit, grammatische Funktionen bzw. grammatische Relationen sowohl durch freie als auch durch gebundene Morpheme zu realisieren (Comrie 1987: 111-137). Deshalb ist sie besonders geeignet, die beobachteten Abhängigkeiten zwischen Fehlermustern und Grammatik zu überprüfen. Als theoretische Grundlage für die Analyse der agrammatischen Sprache werden in Kap. I nach einer einführenden Begriffsdefinition (Kap. 1.1.) die Symptome des Agrammatismus im einzelnen dargestellt (Kap. 1.2.). Dabei stehen sowohl die bis heute dokumentierten Leistungsdissoziationen als auch sprachspezifische Fehlermuster zur Diskussion. Anschließend werden die aus der Variabilität der agrammatischen Erscheinungsformen resultierenden unterschiedlichen Erklärungsansätze zum zugrundeliegenden Defizit erläutert (Kap. 1.3 .). Die aus dem aktuellen Forschungsstand abzuleitenden Fragestellungen (Kap. 1.4.) bilden die Basis für die in Kap. 2. folgende Analyse des Fallbeispiels. Bei der Entwicklung der Fragestellungen werden neben sprachspezifischen Merkmalen des Agrammatismus im Deutschen die Eigenschaften berücksichtigt, die in der Literatur allgemein kontrovers diskutiert werden. In Kap. 3 erfolgt abschließend eine zusammenfassende Diskussion der Ergebnisse, die eine Einordnung der Fallstudie in den aktuellen Forschungsstand enthält, sowie einen wertenden Vergleich der aus der Einzelfallanalyse gewonnenen Daten mit den m Kap. 1.3. vorgestellten Erklärungsansätzen für die zugrundeliegende Störung.
Wortformen wie Berliner und Potsdamer treten in pränominaler attributiver Funktion auf: eine Position, in der sowohl Adjektive als auch Substantive stehen können. Substantive kommen in der Position vor als sächsische Genitive (Leos Auto), als vorangestellte Genitivattribute (des Vaters Pflicht) oder als Bestandteile einer engen Apposition (Bundeskanzler Schröder). Adjektive stehen an dieser Stelle als adjektivische Attribute (rotes Auto). Gegen jede dieser Interpretationen von Berliner sprechen jeweils formale Argumente, die im wesentlichen darauf hinauslaufen, daß Berliner in Berliner Ballen niemals flektiert wird - weder wie ein Substantiv noch wie ein Adjektiv.
Welcher Wortart sind Wortformen wie Berliner in Berliner Ballen also zuzuordnen? Zur Beantwortung dieser Frage folgen zunächst einige (kommentierte) Literaturstellen, anschließend werde ich die Bezeichnung 'Stadtadjektive' einführen, ich nehme also zum Zwecke der Benennung eine Entscheidung vorweg. Darauf folgt die Untersuchung: das Verhalten der Stadtadjektive in Bezug auf Flexion, Derivation, Komposition und Syntax.