Sammlung Hessen
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Bestandsveränderungen bei Vorkommen von Epipactis helleborine im Lindener Wald bei Gießen wurden seit 1980 beobachtet. Ein Standort zeichnet sich durch graduell unterschiedliche chlorotische Mutanten aus, deren genetische Grundlage diskutiert wird. Die Beeinträchtigung des Wachstums der Pflanzen durch die Mahd der Waldränder während der Blütezeit wird angesprochen.
Der zweite Nachtrag enthält in zwei nach Seiten sortierten Listen sämtliche Änderungen zum "Namensverzeichnis", die sich seit dem Erscheinen vor drei Jahren ergeben haben. In der ersten Liste sind Korrekturen zu bereits vorhandenen Namen zusammengetragen, wozu Setzfehler gehören sowie falsche oder fehlende Betonungsunterstriche oder falsche Endungen bei Epitheta, zudem geänderte Autoren und Veröffentlichungsjahre, wenn es dazu neue Erkenntnisse gab. Die zweite Liste enthält Ergänzungen: neue Taxa, neue Synonyme und einige fehlende Basionyme. Neue korrekte Namen sind durch Umrahmung hervorgehoben. Bei den Statusangaben wurde ein modifiziertes System eingeführt mit "e" (Sippe mit Einbürgerungstendenz) als neuer Kategorie. Ein alphabetischer Index am Ende mit allen zitierten Namen dient der schnellen Übersicht. Neue Kombination: Cerastium holosteoides E. M. Fries subsp. vulgare (C. J. Hartman) Buttler.
Aus dem Unteren Werraland in der weiteren Umgebung von Witzenhausen (Nordhessen) werden Kalkmagerrasen und Mähwiesen beschrieben. Erstere lassen sich dem Gentiano-Koelerietum zuordnen. Sie können floristisch nach edaphischen Faktoren (Wasser- und Nährstoffhaushalt) und der Bewirtschaftungsweise gegliedert werden. Hinsichtlich der Untergliederung gilt Entsprechendes für die dem Arrhenatheretum angehörenden Mähwiesen. Besonders hervorzuheben sind Varianten über Muschelkalk und Buntsandstein, die sich in ihrer Artenzusammensetzung deutlich voneinander unterscheiden und eine Reihe bemerkenswerter Arten enthalten. Schließlich wird der Wert der untersuchten Bestände für den Naturschutz betont und eine Unterschutzstellung dringend empfohlen.
Biosystematische Untersuchungen an Rumex acetosella Linnaeus in Hessen und angrenzenden Gebieten
(1997)
An 46 Fundorten in Hessen, Thüringen, Bayern und NordrheinWestfalen wurden Rumex-acetosella-Populationen im Hinblick auf karyologische und morphologische Merkmale untersucht. Nach den Ergebnissen der karyologischen Untersuchungen kommen im Untersuchungsgebiet zwei Ploidiegrade vor, ein tetraploider (2n=28) und ein hexaploider (2n=42). Es läßt sich aber keine Korrelation zwischen Ploidiegrad und morphologischen Merkmalen finden. Weder Habitus der Pflanzen, Blattform, Zahl und Größe der Spaltöffnungen, Blütenmerkmale, Größe und Skulpturmerkmale der Pollenkörner noch die unterschiedlichen Fruchttypen zeigen eine taxonomisch relevante Beziehung zum Chromosomensatz. Als morphologische Unterscheidungsmerkmale werden in der Literatur vor allem angio- und gymnokarper Fruchttyp sowie multifide und nicht-multifide Blattform verwendet. Innerhalb einer Population wurden jedoch gleichzeitig angio- und gymnokarpe Früchte und auch multifide und nicht-multifide Blattformen gefunden. Eine systematische Untergliederung von Rumex acetosella kann daher im Untersuchungsgebiet nicht vorgenommen werden.
Bezogen auf die Flora Hessens werden die internationalen und nationalen Rechtsvorschriften vorgestellt, die den Handel mit bestimmten Arten einschränken, die den Lebensraum besonders schützenswerter Arten betreffen oder die gezielt das Individuum bestimmter Arten vor Beeinträchtigung schützen. Kurz diskutiert wird die Frage, ob diese Rechtsvorschriften auf alle in Hessen vorkommenden Arten anzuwenden sind oder nur für die indigenen Arten gelten. In Kombination mit den Gefährdungseinstufungen der aktuellen Roten Liste Hessens zeigt sich, daß insbesondere die internationalen Bestimmungen zum Schutz des Lebensraumes bedrohter Arten in Hessen kaum noch Anwendung finden können, da die überwiegende Zahl der betroffenen Arten bereits ausgestorben ist oder als verschollen gilt.
Buchbesprechungen
(1997)
Die Moosvegetation einiger montaner Fließgewässer im Gebiet des Hochtaunus (Hessen) wurde untersucht. Es konnte gezeigt werden, daß die Abundanz der Moose bei naturnahen wie auch anthropogen beeinflußten Bächen sich von der Quelle bis zum Mittellauf entlang ökologischer Gradienten ändert: In quellnahen, dauerhaft wasserführenden Abschnitten mit schwach gepuffertem, recht saurem Bachwasser dominiert Scapania undulata meist als einzige aquatische Art. Weitere Wassermoose treten erst in elektrolytreicheren, besser gepufferten und nur schwach sauren Gewässerabschnitten hinzu; diese findet man im Gebiet meist in den Mittelläufen der Bäche. Hier typische Moosgesellschaften gehören überwiegend dem Verband Racomitrion acicularis an. Abschnitte mit anthropogen belastetem Bachwasser werden von den quellnah verbreiteten Arten in auffälliger Weise gemieden. Charakteristisch ist dort eine hohe Abundanz von Arten (beispielsweise Amblystegium riparium und Hygroamblystegium fluviatile) und Assoziationen (aus der Ordnung Leptodictyetalia riparii), die einen Schwerpunkt in basenreichen Gewässern haben. Rhynchostegium riparioides und Fontinalis antipyretica wachsen gleichermaßen in unbelasteten wie auch belasteten Bächen, meiden jedoch stark saure Gewässerabschnitte.
Im Darmstadt-Dieburger Sandgebiet (Südhessen) wurden 16 Bestände von Sandpionierfluren (Spergulo-Corynephoretum, Bromo-Phleetum) und Sandrasen (Jurineo-Koelerietum, Allio-Stipetum) sowie ein Poa angustifolia-Bestand nährstoffökologisch untersucht.
Die Böden dieser Sand-Ökosysteme sind humusarm bis mittel humos, arm bis sehr arm an Gesamt-Stickstoff, Nitrat und Ammonium (CaCl2-Extrakt) sowie Phosphat (Calcium-Acetat-Lactat-Extrakt). Saisonale Schwankungen einiger Bodenkennwerte und die Bedeutung des Unterbodens werden exemplarisch dargestellt.
Im Verlauf der Sukzession von Sandpionierfluren zu geschlossenen Sandrasen findet auf basenreichem Flugsand eine 3-4fache Akkumulation von Humus und Gesamt-Stickstoff statt, da Sandumlagerungen abnehmen (Konsolidierung) und die Vegetation mehr Streu produziert. Auch die Nitratgehalte erhöhen sich entsprechend (nicht jedoch Ammonium und Phosphat). Der Stickstoffumsatz vermindert sich um etwa denselben Faktor. Dies kann als Übergang von einem offenen zu einem geschlossenen Ökosystemtyp beschrieben werden.
Die Böden der Pionierflur basenarmer Flugsande (Spergulo-Corynephoretum) sind stark bis mittel sauer und haben einen etwas niedrigeren Nitrifikationsgrad als die übrigen Gesellschaften. Hinsichtlich der übrigen Parameter finden sich keine signifikanten Unterschiede zum Bromo-Phleetum und Jurineo-Koelerietum.
Trotz der geringen Gehalte und Vorräte an Pflanzennährstoffen unterliegt Stickstoff einem raschen Umsatz, vor allem in nicht-konsolidierten Böden. Die Stickstoff-Nachlieferungsrate (Nettomineralisation) liegt relativ hoch, so daß sich kein Anhaltspunkt für eine Stickstoff-Mangelversorgung ergibt.
Die atmogene Gesamtdeposition von Stickstoff stellt eine wesentliche zusätzliche Stickstoffquelle dar. Mögliche Auswirkungen werden vor dem Hintergrund vielerorts beobachteter Ruderalisierungserscheinungen diskutiert. Ruderalisierung wird hier als Zunahme von Arten verstanden, die schwerpunktmäßig an ruderalen Standorten vorkommen. Bei 5 Flächenpaaren werden unmittelbar aneinandergrenzende Bestände verglichen, die sich in ihrem Ruderalisierungsgrad unterscheiden. Eine der ruderalisierten Flächen fällt durch einen sehr stark erhöhten Phosphatgehalt auf (vermutlich bedingt durch Einträge von benachbarten Äckern). Alle ruderalisierten Flächen sind durch höhere Nitratgehalte und Stickstoff-Nachlieferungsraten von ihren Vergleichsflächen unterschieden. Der stark ruderalisierte Poa angustifolia-Bestand ist durch eine noch wesentlich höhere Stickstoff-Nachlieferung - bei ansonsten vergleichbaren Bodenparametern - gekennzeichnet.
Eine generell fehlende Schutzfähigkeit der Sand-Ökosysteme läßt sich aus unseren Befunden nicht ableiten, weitere Untersuchungen sind jedoch erforderlich.
Im Darmstadt-Dieburger Sandgebiet wurden in den letzten Jahren Untersuchungen zur zönotischen Struktur der Vegetation, zu ausgewählten Tiergilden und ihren Konnexen mit der Vegetation sowie zum Nährstoffhaushalt durchgeführt. Ausgewählte Ergebnisse zum Diasporen-Reservoir und Diasporen-Niederschlag werden in dieser Arbeit dargestellt.
Es sollte geklärt werden, wie das Diasporen-Reservoir des Jurineo-Koelerietum glaucae, des Armerio-Festucetum trachyphyllae sowie verschiedener Pionierstadien zusammengesetzt ist und welche Sandrasen-Arten auch in ruderalisierten Stadien vertreten sind. Insgesamt konnten 16 Flächen von jeweils 25 m2 Größe in 12 verschiedenen Sandgebieten untersucht werden, die 10 Vegetationstypen auf Assoziationsniveau zuzuordnen sind. Pro Untersuchungsfläche sind jeweils 100 standardisiert gewonnene Teilproben zu Mischproben vereinigt worden, die dann mit der Keimungsmethode analysiert wurden (getrennt für Oberboden: 1-6 cm und Unterboden: 11-16 cm, jeweils 88,6 cm3 pro Bodenschicht und Untersuchungsfläche). Die Streuschicht mit dem ephemeren Diasporen-Niederschlag ist bei zwei Flächen untersucht worden (siehe Tabelle 7). Die Proben konnten über 14-15 Monate unter Freilandbedingungen gehalten, die auflaufenden Keimlinge dann bestimmt werden.
Insgesamt fanden sich im Diasporen-Reservoir 3009 Individuen im Oberboden und 220 im Unterboden, die 69 Taxa (zumeist Arten) angehören. Höhere Individuenzahlen erreichen Arenaria serpyllifolia, Sedum acre, Potentilla argentea, Erodium cicutarium und andere im Oberboden, Chenopodium album und andere im Unterboden. Im Unterboden sind auch Corynephorus canescens und Ornithopus perpusillus vertreten. 11 der Arten in der Diasporen-Bank sind in der Roten Liste von Hessen enthalten, hinzu kommen 4 Rote-Liste-Arten, die nur in der Streu vorhanden waren. Alle gefundenen Rote-Liste-Arten kommen in der aktuellen Vegetation vor. In keinem Falle konnten gefährdete Sandrasen-Arten zum Beispiel im Diasporen-Reservoir stärker ruderalisierter Flächen nachgewiesen werden, in denen diese Arten aktuell fehlen. Im Falle der Pionierfluren zeigte sich, daß das Diasporen-Reservoir eine wichtige Funktion für die Restitution der Flächen nach Störung hat.
Ferner wurde in vier Flächen mit Hilfe von pro Fläche 6 speziell konstruierten Trichterfallen auch der Diasporen-Niederschlag bestimmt. Es konnten hier 1105 Diasporen, die 21 Taxa (zumeist Arten) angehören, nachgewiesen werden, darunter viele Ruderalarten, insbesondere Conyza canadensis, aber auch Rote-Liste-Arten (Euphorbia seguieriana, Jurinea cyanoides, Vicia lathyroides).
In Süd- und Mittelhessen wurden Pflanzen aus dem Formenkreis des Symphytum officinale an natürlichen Standorten gesammelt und 53 äußere Merkmale aufgenommen. Durch Zählung der Chromosomen konnte jede Pflanze eindeutig einer Sippe des Formenkreises zugeordnet werden. Anhand von im Feld leicht zu messenden Merkmalen wurden die Pflanzen auf morphologische Unterschiede zwischen S. bohemicum und S. officinale überprüft. Bei der Auswertung der morphologischen Daten wurden weite Überschneidungsbereiche bei den meisten Merkmalen zwischen den Sippen festgestellt. Deutliche Unterschiede treten bei der Form der Blätter und bei einigen Blütenmerkmalen auf. Vor allem das Verhältnis der apikalen Öffnung der Krone zur Breite der Glocke sowie die Länge des Griffelabschnittes, der die Krone überragt, sind Merkmale, die bei den Sippen unterschiedlich ausgeprägt sind. Die statistische Auswertung mehrerer Merkmalskombinationen erbrachte eine deutliche Trennung der Sippen S. bohemicum und S. officinale. Abschließend werden die Ergebnisse unter Berücksichtigung weiterer Literatur bewertet. Die taxonomische Zuordnung innerhalb des Formenkreises wird diskutiert. Es wird dargestellt, daß S. bohemicum die Kriterien einer Biospecies erfüllt und daher als eigene, von S. officinale getrennte Art geführt werden sollte, obwohl nicht jedes Individuum auf der morphologischen Ebene eindeutig angesprochen werden kann.
Die seit dem zweiten Nachtrag (Januar 1997) bekannt gewordenen Ergänzungen und Verbesserungen zum "Namensverzeichnis" sind im dritten Nachtrag zusammengefaßt. Angefügt sind Anmerkungen zur Nomenklatur von Armeria vulgaris/A. elongata, Cichorium intybus, Pyrus pyraster, Silene dioica und S. latifolia subsp. alba, Silene viscaria, Stellaria palustris. Neue Kombination: Bassia scoparia var. subvillosa (Moquin-Tandon) Buttler.
Felsgrusgesellschaften (Sedo-Scleranthetalia) im mittleren Lahn-Tal und im Gladenbacher Bergland
(1998)
Im mittleren Lahn-Tal und im Gladenbacher Bergland (Mittelhessen) wurde die Ausbildung der Felsgrus- und Felsband-Gesellschaften (Ordnung Sedo-Scleranthetalia) in Abhängigkeit von geographischer Lage und geologischem Untergrund untersucht. Hier am Rande des Verbreitungsareals dieser Vegetationseinheit fehlen überregionale Assoziationskennarten weitgehend. Die Gesellschaften sind jedoch durch regionale Kennarten und überregionale Trennarten gut charakterisiert.
Das Cerastietum pumili. eine auch durch überregionale Kennarten charakterisierte Assoziation, kommt im Untersuchungsgebiet an der nordwestlichen Arealgrenze vor. Bestände dieser vor allem durch Therophyten gekennzeichneten. basiphilen Gesellschaft wurden im klimatisch begünstigten Lahn-Tal bei Wetzlar angetroffen. Die Basalgesellschaft Melica-ciliata-[Alysso-Sedion] besiedelt stark geneigte Felsschutt- und Geröllhänge auf basenreichem Gestein. Die Verbreitung beschränkt sich innerhalb des Untersuchungsgebietes auf das Gießener und Weilburger Lahn-Tal. Die Basalgesellschaft Saxifraga-tridactylites-Poa-compressa-[Alysso-Sedion] ist eine artenarme, basiphile Pioniergesellschaft. Bestände dieser Gesellschaft wurden au f Bahnhöfen in den Tälern von Lahn und Dill nachgewiesen. Die Basalgesellschaft Peltigera-rufescens-[Sedo-Scleranthetalia] besiedelt Felsköpfe und Felsbänder auf Kalk- und Diabasgestein. Bestände dieser basiphilen Gesellschaft finden sich vor allem in den tieferen Lagen. in den Tälern von Lahn und Dill. Die Basalgesellschaft Polytrichum-piliferum-Scleranthus-perennis-[Sedo-Scleranthetalia] wurde vorwiegend in den höheren Lagen des Untersuchungsgebietes angetroffen. Diese azidophile Gesellschaft siedelt über Grauwacke. Tonschiefer oder ausgelaugtem Diabas. Die Sedum-album-Vicia-hirsuta-Bestände stellen Initialstadien der Sedo-Scleranthetalia dar.
Die Verbreitung einiger für die Felsgrus- und Felsbandgesellschaften charakteristischer Arten wird dargestellt.
Die Gattung Bromus bereitet zuweilen einige Bestimmungsschwierigkeiten. Variabilität der Bestimmungsmerkmale (vor allem der Behaarung) und Unbeständigkeit führen dazu, daß die weniger häufigen Arten übersehen und vermutlich nicht selten verwechselt werden. Für Nordhessen werden aktuelle Funde von Bromus commutatus und Bromus secalinus auf Muschelkalk mitgeteilt, deren Nachweis im Rahmen einer vegetationskundlichen Diplomarbeit an der Gesamthochschule Kassel erfolgte.
Die vorliegende Arbeit erfaßt und dokumentiert die Flora und Vegetation der Streuobstbestände des Main-Taunus-Kreises. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Grünlandgesellschaften. Dargestellt werden deren Abhängigkeit von edaphischen und klimatischen Faktoren, die Auswirkungen der aktuellen und historischen Bewirtschaftung sowie die Folgen der Aufgabe der Bewirtschaftung. Der am weitesten verbreitete Vegetationstyp in den Streuobstbeständen ist das Arrhenatheretum mit seinen verschiedenen Subassoziationen. Das Arrhenatheretum typicum und das Arrhenatheretum alopecuretosum treten am häufigsten und in allen Naturräumen des Untersuchungsgebiets auf. Das Arrhenatheretum salvietosum ist auf das Main-Taunusvorland beschränkt und das Arrhenatheretum luzuletosum und betonicetosum auf den Vortaunus und den Hohen Taunus. Kleinflächig kommt das Arrhenatheretum luzuletosum auch über Flugsanden in der Untermainebene vor. Auf beweideten Flächen wurden das Lolio-Cynosuretum und das Festuco-Cynosuretum festgestellt. Neben den Grünlandgesellschaften sind vielfach Gebüsch- und Heckengesellschaften sowie Saumgesellschaften am Vegetationsmosaik der Streuobstbestände beteiligt. Magerrasen hingegen sind nur kleinflächig und selten vorzufinden. In den untersuchten Streuobstbeständen wurde eine Reihe von Arten und Pflanzengesellschaften festgestellt, die in den Roten Listen verzeichnet sind.
Eine Energietrasse im Darmstädter Raum, die kalkreiche Dünensande anschneidet, wird von einer Vielzahl bestandsbedrohter Pflanzenarten besiedelt. Hervorzuheben ist eines der bundesweit größten Vorkommen des Stauden-Leins (Linum perenne). Grundlage für diese Vorkommen sind regelmäßige schwache Störungen von Wegrandbereichen durch Betreten und Befahren sowie die zur Erhaltung der Trassensicherheit durchgeführten Pflegemaßnahmen. Zukünftig sollten die Pflegemaßnahmen auch unter dem Gesichtspunkt der Erhaltung der spezifischen Flora durchgeführt werden.
Im Rahmen einer mehrtägigen Exkursion ins Gladenbacher Bergland wurden 37 Arten des Subgenus Rubus (Brombeeren) festgestellt, darunter vier Erstnachweise für das Bundesland Hessen (Rubus gothicus, R. imitans, R. rhombicus, R. steracanthos) und einige bemerkenswerte Neufunde. Die Fundorte werden aufgelistet.
Moorprofile von zwei sehr kleinen, heute nicht mehr von Moorvegetation bedeckten Vermoorungen des kristallinen Odenwaldes wurden pollenanalytisch sowie auf die in ihnen enthaltenen größeren Pflanzenreste untersucht. In jedem von ihnen waren weit über 50 Taxa von meist bis zur Art bestimmbaren pflanzlichen Großresten ("Makrofossilien") nachzuweisen. Die Befunde liefern eine Vorstellung von den torfbildenden Pflanzengemeinschaften der Vergangenheit und ihren langfristigen ("säkularen") Sukzessionen.
Überwiegend handelte es sich bei den Ablagerungen um teils reine, teils mit mineralischem Erosionsmaterial durchsetzte Torfe. Die in ihnen enthaltenen Makrofossilien entstammten vor allem den früher an Ort und Stelle gewachsenen Pflanzenbeständen, jedoch gab es auch eingeschwemmte Pflanzenreste. Als Deckschicht sowie in den untersten Lagen kamen auch ziemlich reine Schwemmlehme (erodierter Löß oder Lößlehm) vor. Die Pollenanalysen ergaben, daß die Torfablagerung wohl erst gegen 1000 nach Christus begonnen hat. Nach den Makrofossilbefunden hat es sich bei der torfbildenden Moorvegetation um Kleinseggengesellschaften gehandelt, teilweise mit reichlichen und artenreichen Moosvorkommen, teilweise ohne höhere Moosanteile. Bäume oder Sträucher sind in diesen Gesellschaften kaum vorhanden gewesen, teilweise sicherlich aus standörtlichen Gründen, aber teilweise wohl auch wegen landwirtschaftlicher Nutzung. Holzreste, als Hinweise auf örtliche Gehölzvorkommen, wurden praktisch nur in den Schwemmlehmen der Basisproben beider Profile angetroffen.
Floristisch bemerkenswert ist das teilweise reichliche Vorkommen fossiler Reste von Carex diandra und Carex limosa sowie Meesia triquetra und Homalothecium nitens (= Tomenthypnum nitens), Arten, von denen keine rezenten Funde aus dem Odenwald bekannt sind.
Buchbesprechungen
(2000)
Nachrichten
(2000)
Saxifraga sponhemica besitzt ihr einziges rechtsrheinisches Vorkommen an der Bodensteiner Ley im hessischen Teil des Lahn-Tals. Der Bestand ist durch Klettersport stark zurückgegangen und bedarf des dringenden Schutzes. Die momentan bestehende Einstufung in der Roten Liste der Farn- und Blütenpflanzen Hessen sollte von R (seltene Art) zu 1 (vom Aussterben bedroht) korrigiert werden.
Im Oberwald des Vogelsberges (Mittelhessen) wurden in den Naturschutzgebieten "Forellenteiche" und "In der Breungeshainer Heide" über die Jahre 1992 bis 1998 Untersuchungen zur Phänologie der Pflanzen magerer Wiesen frischer bis feuchter Standorte durchgeführt. Die vorliegende Arbeit beschreibt die Blüh- und Fruchtphänologie von knapp 100 Pflanzenarten dieser Grünlandflächen.
Der derzeitige Kenntnisstand über Verbreitung, Bestimmungsmerkmale und Vergesellschaftung von Rhinanthus glacialis in Hessen wird ausgeführt. Neben den bekannten Vorkommen in der Rhön sind jetzt drei weitere Fundorte gesichert: ein aktueller aus dem Taunus und zwei durch Herbarmaterial aus der Untermainebene und dem Büdinger Wald. Für die in Hessen vorkommenden Arten der Gattung ist ein Bestimmungsschlüssel beigegeben, die diakritischen Merkmale sind besprochen und abgebildet.
Größere oder auch mächtigere Moore hat es im Odenwald nie gegeben; die vorliegende Untersuchung bringt vegetations- und moorgeschichtliche Befunde von drei kleinen, rund 1-2 m mächtigen, nur wenige Kilometer voneinander entfernten Vermoorungen vom westlichen Randgebiet des Hinteren (des Sandstein-) Odenwaldes aus Höhen von 400 bis 500 m ü. NN. Ein viertes, in der Nähe gelegenes, schon vor Jahren beschriebenes Moor von sehr ähnlichem Charakter und ähnlicher Entstehung, das Rote Wasser, wird teilweise nochmals mitberücksichtigt.
Alle vier Moore sind einander recht ähnlich: Nach den Pollenbefunden handelt es sich bei den in ihnen abgelagerten Torfen um sehr junge, nicht einmal ganz 1000 Jahre alte Bildungen (noch in größeren Tiefen Juglans und Castanea, weiter oben Fagopyrum); entstanden sind sie offenbar durch vermehrte Vernässung infolge mittelalterlicher bis frühneuzeitlicher Waldnutzung (beziehungsweise Übernutzung: Waldweide, vielleicht teilweise auch Streuwerbung oder Niederwaldnutzung). Vermehrte Oberflächenabflüsse müssen damals in den quelligen, allseitige Zuflüsse erhaltenden obersten Teilen der Bachtäler zur Entstehung von Vermoorungen auf schwach geneigten Strecken oder in Hangmulden geführt haben, demgemäß sind die Torfe fast durchweg mit gewissen Anteilen von Schluff oder Feinsand durchsetzt.
Die Pflanzendecke scheint, nach den Makrofossilien im Torf zu urteilen, während der Torfablagerungszeit arm an eigentlichen Moorpflanzen gewesen zu sein; die Hauptrolle spielen unter den Pflanzenresten in größeren Profilteilen die Samen von Juncus- Arten. Lediglich in den jüngsten Phasen der Moorbildung ist es, bei zunehmender (ob auch nutzungsbedingter?) Verarmung der ohnehin basenarmen Buntsandsteinböden, zur Ansiedlung von Moor-Sphagnen und anderen Moorpflanzen gekommen.
Die Ergebnisse der Pollenanalysen werden beispielhaft für eines der drei untersuchten Profile in Form einer Tabelle vorgestellt. Für dasselbe Profil gibt eine weitere Tabelle die Makrofossilbefunde wieder, die, ergänzt um offensichtlich örtliche Pollenfunde, eine Vorstellung von der lokalen Moorentwicklung liefert.
Die etwas größeren von den wenigen, ursprünglich im Odenwald vorhanden gewesenen Moorflächen sind bereits vor etwa 150 Jahren durch Torfstich vernichtet worden, und weitere Flächen wurden in jüngerer Zeit teils durch Wassergewinnung für die örtliche Wasserversorgung, teils durch forstliche oder landwirtschaftliche Entwässerungen stark beeinträchtigt. Trotzdem haben sich in den Pflanzenbeständen des Untersuchungsgebiets noch einige örtlich bemerkenswerte Relikte von Moorpflanzen bis in unsere Tage erhalten. Ein einigermaßen reichhaltiges Spektrum von Sphagnen, das noch für die Zeit vor 110 bis 120 Jahren für das Gebiet belegt ist, existiert bis heute ebenfalls noch in Resten, vor allem im Naturschutzgebiet Rotes Wasser.
Vicia orobus zählt zu den besonders seltenen und pflanzengeographisch bemerkenswerten Arten der heimischen Flora. Seit die atlantische Art 1811 bei Orb (wieder)entdeckt wurde, was damals als Erstfund für Deutschland galt, hat sie viel Beachtung im botanischen Schrifttum gefunden. Vor allem aus dem 19. Jahrhundert liegen zahlreiche Literatur- und Herbarbelege zu den Spessart-Vorkommen vor, die in einer Zusammenschau besprochen und der heutigen Situation gegenübergestellt werden. Im Laufe der Zeit sind im Raum zwischen Bad Orb und Lohr am Main über 20 Fundorte im Bereich von 7 aneinandergrenzenden Gemarkungen bekannt geworden. Vor allem die einst reichen Vorkommen auf einschürigen, ungedüngten Bergwiesen - mit sehr artenreicher Begleitflora - waren bereits um 1950 bis auf kleinste Reste verschwunden, während sich die Art an Saumstandorten länger halten konnte. Heute existieren noch ein größeres und 3 kleine Vorkommen im bayerischen Spessart, während die Art in Hessen nach dem Erlöschen des letzten kleinen Vorkommens (letzter Nachweis 1995) als verschollen gelten muss.
Während des Sommerhalbjahres 2001 wurden coleopterologische Aufsammlungen im Lampertheimer Wald / Südhessen durchgeführt. Im Verlaufe der Untersuchung konnten 274 Arten nachgewiesen werden. Neben 65 faunistisch bemerkenswerten Arten konnte ein Neufund und ein Wiederfund für Hessen getätigt werden. 44 Käferarten gehören zu den gefährdeten Rote-Liste-Arten der Kategorie 1 bis 3.
Zwangsarbeit im Volksstaat Hessen : 1939-1945 ; archivalische Quellen des Staatsarchivs Darmstadt
(2001)
Es wird über das Vorkommen von acidophilen, schafschwingelreichen Magerrasen in Hessen berichtet. Derartige Magerrasen mit Sand-Grasnelke (Armeria elongata) sind auf die Sandgebiete des Rhein-Main-Tieflandes beschränkt, wo sie oft eine Folgegesellschaft von Silbergras-Rasen darstellen. Acidophile, schafschwingelreiche Magerrasen ohne Sand-Grasnelke scheinen in Hessen auf nährstoffarmen Gesteinen, insbesondere Buntsandstein recht verbreitet zu sein. Dieser bisher wenig beachtete Magerrasentyp ist vor allem an Wegböschungen anzutreffen. Mit 12 Vegetationsaunahmen aus Osthessen wird die Gesellschaft dokumentiert. Die nomenklatorische Situation der für derartige Syntaxa verwandten Assoziationsnamen wird referiert. Lectotypisierungen von Festuco ovinae-Thymetum angustifolii Tüxen 1928 ex Tüxen 1937, Diantho-Festucetum tenuifoliae Knapp 1978, Polytricho-Festucetum tenuifoliae Knapp 1978 und Plantagini-Festucion Passarge 1964 werden vorgenommen. Als korrekter Verbandsname für die acidophilen Sandrasen kann das Armerion elongatae Pötsch 1962 gelten.
Die Vegetation an Weidezäunen in Umtriebsweidekomplexen wird von Gesellschaften gebildet, die eine Zwischenstellung zwischen Wiesen und Weiden einnehmen und im wesentlichen Varianten der Festuca-rubra-Agrostis-capillaris-Gesellschaft zuzurechnen sind. Es bestehen Übergänge zum mageren und bracheähnlichen Lolio-Cynosuretum und zum Festuco-Cynosuretum sowie zu Beständen, die den Nardetalia nahestehen. Die Besonderheit dieser Gesellschaften liegt in der Kombination von lichtliebenden, eng dem Boden anliegenden Kräutern und den zum Teil mit beträchtlichen Massenanteilen vorkommenden Wiesenarten, die in Weiden nur selten aspektbildend sind. Wesentliche Steuerungsfaktoren sind die hohe Verbißintensität und die damit einhergehende Aushagerung der Standorte, insbesondere eine Verringerung der Phosphatversorgung. Eine Verbißtiefe zwischen vier und acht Zentimetern über die gesamte Vegetationsperiode begrenzt die Artenzusammensetzung auf relativ wenige Arten mit angepaßter Wuchsform. Ein wesentlicher Unterschied zu den Weiden besteht neben der Artenzusammensetzung in dem um circa 20 % höheren Porenvolumen im Weidezaunbereich.
Von dem national und international stark bedrohten Farn Botrychium matricariifolium konnte 1995 eine Population im Spessart entdeckt werden, die den momentan einzigen bekannten Fundort in Hessen darstellt. Die Art wächst dort in einem sandigen Magerrasen, der als Relikt der traditionellen Kulturlandschaft in diesem aus Buntsandstein aufgebauten Mittelgebirge zu deuten ist. Populationsökologische Untersuchungen zeigen Beziehungen zwischen dem Auftreten der Art und der Niederschlagsmenge während der Hauptvegetationszeit von April bis Juni. Prognosen zur Landschaftsentwicklung im Spessart sagen eine Wiederbewaldung weiter Bereiche des landwirtschaftlich unrentablen Offenlandes voraus. Das impliziert eine Gefährdung der Population sowie noch bestehender potentieller Lebensräume von Botrychium matricariifolium. Ihre Sicherung ist das vorrangige Ziel eines Artenhilfsprojektes.